Traumprotokolle

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– Moni kommt, und wir wollen eigentlich zu dritt, es ist alles gut vorbereitet, ich fange erst alleine mit ihr an, aber wir werden gestört, es kommt ums Verrecken nicht dazu • ein Studio, in dem man mit holografischen Projektionen arbeitet, wozu ein Interview mit mir gemacht wird, allgemein über philosophische Fragen von Fortschritt und Rückschritt – an diesem Beispiel – und die verschiedenen Kulturen und was man jeweils von den anderen lernen kann, und ich sage: »hier kann man zwar alles machen« – was man an diesen holografischen Experimenten sehen kann – »hat aber die Distanz verloren – dort aber« – womit Afrika gemeint ist – »haben die Leute noch die Distanz und können noch mit sich was anfangen«, aber meine Gesprächspartner sind überhaupt nicht meiner Meinung, sogar fast ein wenig ärgerlich, aber auch spöttisch darüber, und gehen sofort wieder rüber ins Studio und machen ihre holografischen Spielchen, bei denen auf eine Person von hinten projiziert wird, aber wohinter kein Schatten zu sehen ist, sondern das Gesicht wie echt oder wie als Filmprojektion, als genaue Wiedergabe des Gesichts, also eine neue Projektionstechnik, aber diese Spielchen kommen mir irgendwie wie nichts, unwirklich, langweilig vor, völlig leeres Getue, ich denke mir und sage es auch: »ich ficke lieber, als solche rein virtuellen Spielchen zu machen« und denke mir: »die können wahrscheinlich gar nicht mehr richtig ficken vor lauter Rummachen mit ihren technischen Projektionen: hier haben wir mit der Beherrschung der Technik die Distanz zu den Dingen verloren, das heißt, sie bestimmen uns, die Dinge bestimmen uns und dort hat man noch die Distanz zu den Dingen und kann noch mit ihnen umgehen, kann sie bestimmen« • sechs Kästchen, also längliche, hohe, viereckige Kästchen, zwanzig oder dreißig Zentimeter hoch, und die kann man schon mal zur Korrektur an Ebby geben, wobei der Druck, dieses Tempo, mit dem das durchgezogen werden soll, zeigt, dass das nicht normal ist, weil das nicht Ebbys Art ist, so schnell –

– die Lieblingswohnung von mir ist frei, ich sehe im ersten Stock richtig die leeren Zimmer, aber genau um die Zeit, für die ich sie will, ist da schon jemand drin, hat vorgebucht – fahre spontan nach Köln, mit Leuten vom Team des »Schleuderprogramm«-Films, aber wie ich in Köln ankomme, merke ich, dass ich noch viel zu früh bin, erst ab nächste Woche Sonntag das Hotel habe, und weiß gar nicht, was ich machen soll; Marosch macht wieder Maske und ich bin bei ihm in seiner Wohnung, mein Rechner ist da und ich will mich gerade dransetzen, da kommt eine andere Frau und fragt: »kennste mich wieder?«, und es ist Mareille, mit der ich den Film im Irrenhaus gedreht habe, eine etwas füllige, ganz nette Person, an deren Funktion ich mich nicht erinnere, sie macht mich ein bisschen an und ich bin nicht abgeneigt, lege den Arm um sie und spüre ein wenig ihre Hüften, weich unter ihrem Hemd, worauf sie sagt: »ja, man muss gar nicht besonders hübsch sein und bleibt trotzdem in Erinnerung« und ich sage: »ja, der Meinung bin ich auch und wir sind eben eine große Familie«, aber dann suche ich wieder meinen Rechner und finde ihn nicht, finde nur Teile vom Rechner; im Hinterzimmer sitzt in einer der beiden Badewannen Marosch mit einer Kollegin und diskutiert ganz ernsthaft etwas, ich überlege, ob ich ihn fragen kann, ob ich bei ihm schlafen kann, und sehe zwei Matratzen in abgetrennten Zimmerteilen, die vielleicht noch frei sind, oder ob ich bei der Produktion anrufen soll und fragen, ob die auch jetzt schon ein Hotel für mich mieten können, weil ich diese verfrühte Reise ja nur gemacht habe, um schon Kontakt zu haben, und dann gehe ich nochmal raus, wo viel Betrieb auf der Straße ist, riesige Baustellen, Tiefbaugeschichten, stockwerktiefe Gruben neben der Straße, in denen Leute arbeiten, die auch zum Team gehören, und eine Frau, die Aufnahmeleiterin, die Julia sein könnte, steht auf einem Gerüst in Straßenhöhe in einer solchen Grube – also neben ihr geht es ziemlich tief runter – und gießt flüssigen Teer in eine Röhre mit ziemlich kleinem Durchmesser, die zu einer komplizierten stockwerkgroßen Röhren- und Gerüstkonstruktion gehört, sieht mich dabei an und sagt etwas, das ich nicht verstehe: ich weiche zurück, mehrere Schritte, ohne genau zu sehen, wohin ich trete, bis ich feststelle, dass ich auf eine danebenliegende Baustelle, auch eine tief in den Boden ragende Konstruktion geraten bin, auf einem schwankenden, ganz, ganz schmalen Brett stehend, schaffe es aber nicht, auf diesem schmalen Brett zurück zur Straße zu gehen, sehe aber, dass ich über zwei weitere, jeweils nicht allzu tief weiter unten liegende Bretter bis ganz unten auf den Boden springen kann, auf diesen geplanten Kellerboden, was ich dann auch tue, wobei aber eine Säge runterfällt, weshalb ich versuche, als ich unten bin, die Säge wieder auf ein höher liegendes Brett zu schmeißen, damit sie für die noch weiter oben arbeitenden Jungs erreichbar wird, ich schaffe es aber nicht, sie fällt immer wieder runter, bleibt einfach nicht auf diesen schmalen Brettern liegen, bis einer, der auch mit zum Filmteam gehört, sich auf ein Brett legt und, so weit es geht, seine Hand runterstreckt, während ich mich, so hoch es geht, strecke, um ihm die Säge zu reichen, woraufhin er tatsächlich die Säge zu fassen bekommt, allerdings am Sägeblatt, so dass die Sägezähne seine Hand berühren und fast verletzen, aber er kann sie mit hochnehmen und ist auch nicht sauer, auch wenn er nicht besonders glücklich über diese Aktion ist, jedenfalls hat er seine Säge und ich gehe weiter, sehe weiter vorne fertiggebaute moderne Häuser, die allerdings bis zu dem Boden reichen, der hier ja noch als Keller geplant ist und denke, dass ich seitlich irgendwo hochsteigen kann, und fange an, an einem dünnen, weißen Rohr, einem Plastikregenrinnenrohr, hochzusteigen, muss aber ganz weit hochsteigen und das Regenrinnenrohr ist immer enger in die Wand eingepasst und wird immer dünner, außerdem müsste ich mich oben dann noch über die Brüstung hochziehen und das ist mir zu anstrengend, dazu bin ich zu geschwächt, weshalb ich wieder runtergehe, mir diese weiter vorne liegenden schönen neuen Häuser anschaue und mir denke, dass ich ja dann dort irgendwie hochkommen kann, muss halt weit gehen und dann wird es schon Abend sein und die Produktionssekretärin wird nicht mehr im Büro sein, dann kann die mir kein Hotel mehr mieten beziehungsweise ich sie nicht mehr fragen, ob ich es selber zahlen muss, oder ich zahle es einfach nicht und behaupte frech, dass es auf die Produktion geht • ein Auto, das nach München fährt und ein Auto, das in Köln bleibt, stehen nebeneinander in entgegengesetzten Richtungen auf dem Parkplatz, voll mit den Sachen vom E.T.A.-Hoffmann-Jahr, und es ist ein Seil über die Straße gespannt, an dem Fähnchen vom E.T.A.-Hoffmann-Jahr hängen, und wir nehmen einfach alles mit, was zu haben ist, aber wie ich kurz weggehe und zurückkomme, sehe ich, dass die das Seil über die Straße mit den Fähnchen schon weggemacht haben und wir dann da auch weg müssen; wir wollen alle zusammen wegfahren, aber es passen nur sechs Leute rein, ein siebter will auch mit, und es ist mir peinlich, aber die Frau sagt ganz bestimmt: »das geht auf keinen Fall, da passen nur sechs rein, es wird sowieso schon ganz eng« und dann sage ich: »dann musst du eben neben mir sitzen und das ist dir unangenehm«, und setze mich weiter vorne hin, aber da sagt sie nichts dazu, während wir die Treppen hochsteigen –

– die Flohmarktschuhe lösen sich links auf, also das Schuhleder löst sich von der Sohle und der innere Wulst stülpt sich nach außen, darunter erscheinen andere Wülste, man könnte das nähen und in Bamako fände ich bestimmt jemanden, aber hier ist das die Frage; ich bin bei den Leuten, zu denen ich hin wollte, und erzähle das, aber es gibt zu viele Einstellungspunkte und man kann das erst am nächsten Tag beurteilen; die haben die Sachen für mich schon gemacht und es ist alles fertig • die ganzen Basler Verwandten, die ich mag, sind da und es gibt schon erste Termine, an denen wir uns treffen könnten, aber es ist noch wackelig • Fahrrad bei mir angekettet und an eine Nummer gebunden, die nur eine Zeitlang gültig ist – • eine riesen Silvesterfete mit sehr vielen Leuten in mehreren großen Sälen, sehr ausgelassene Stimmung, man macht Fez und Spökes und gegen Morgen finden sich mehrere Leute vor einer Theke in einem kirchen- oder bahnhofsartigen Saal zusammen und trinken noch einen, da kommt eine Fafa-artige Frau, die mich in perfektem Deutsch anspricht: »komm, lass uns noch einen losmachen«, wozu ich nicht abgeneigt bin, und so gehen wir nochmal in die und durch die dunkle Stadt, deren breite, leere Straßen, an denen dunkle, wie verrußte Häuser stehen, mehrstöckige Bürgerhäuser des vorletzten Jahrhunderts, herrschaftliche, hohe Häuser, fast schwarz, wir quatschen lose vor uns hin – und plötzlich ist sie weg, ist ein paar Schritte vor mir gegangen und hat sich buchstäblich in Luft aufgelöst, ein Prozess, welchen ich sogar eine halbe Sekunde lang sehen konnte, und ich gehe zurück zu der Fete, es ist inzwischen schon hell und regnet in Strömen, die meisten sind schon weg oder schlafen auf dem Boden der langen, großen Zelte, die total versifft und durcheinander sind, andere fangen an aufzuräumen, zwei Typen, die mir im Regen entgegenkommen, stoßen sich an und sagen: »ah, das ist der Wackernagel, den kennen wir ja, der ist okay«, und ich will noch ein wenig helfen, weil ich noch nicht müde bin und außerdem meinen Kassettenrekorder und anderes Zeugs holen will, und es regnet wirklich in Strömen, sturzbachartig, aber ein paar junge Leute rennen eifrig rum und räumen auf und da möchte ich mich nicht lumpen lassen und will den Betondeckel über dem Abwasserloch etwas lockern, damit diese Bäche von Regen besser ablaufen können, aber wie ich diese beiden viereckigen langen Stahlbetonteile nur ein bisschen zur Seite rücke, fallen sie sofort senkrecht runter, direkt in das Ablaufloch rein und stecken da fest, was einer der engagierten jungen Männer, die da aufräumen, sieht, und er kommt und ruft: »um Gottes willen, das ist die Mehre« – offensichtlich der Fachausdruck für diese Dinger, also so etwas wie die Bewehrung – »die ist ja jetzt genau im Abfluss, die müssen wir rausholen«; mir ist das sehr peinlich, dass ich das so ungeschickt gemacht habe, wollte helfen und mache nur noch mehr Arbeit, sage: »da müssen wir nur zwei Seile durchziehen und das dann hochziehen« und der Junge fängt an runterzuklettern – es geht um eine Ausstellung, aber wenn man wirklich einen Gründer als Inspirator haben will, muss es die konsequente Fortsetzung einer These sein, die nicht von ihm ist, und ich trommle mit einem Musikprofessor auf verschiedenen Holzteilen und suche nach welchen, die einen guten Klang geben, wir finden aber nichts Gutes, bis wir eine Holztreppe entdecken, deren seitlicher durchgehender Träger schon ganz gut klingt, aber da, wo er eine Kerbe hat, entdecke ich eine richtige kleine Melodie, die ich schlage, vorführe, kling klang, kling klang, aber wir haben keine vernünftigen Schläger, weshalb ich zwei alte Balafon-Klöppel hole, die sogar zufälligerweise direkt in der Nähe rumliegen, und gebe sie dem Professor, aber er zerschneidet die ohnehin schon zum Teil lose raushängenden Gummistreifen, ich rufe ihm zu, dass er das lassen soll, aber er lässt nicht davon ab, verzerrt das Gesicht vor Anstrengung und ich denke, dass ich Madu noch anrufen muss und sagen, dass er neue Klöppel aus Wuelenguena mitbringt, und man sieht ein weites Feld, an dessen Ende diese Kunstaktion vor einer dreckiggelben Mauer stattfinden soll, ganz weit weg wuseln da schon welche rum –

 

– wir haben eine Art Konferenz abgehalten, sind schon fertig, und ich rede noch mit Barbara Fantasija, die eigentlich schon nach Hause fahren will, aber dann doch noch mit mir in meine Wohnung kommt, wobei unausgesprochen klar ist, dass wir mitnander ins Bett gehen wollen, aber dann wollen noch andere in meinem Zimmer schlafen, mindestens vier Leute liegen dick in Decken eingewickelt auf dem Boden, die Tür steht halb offen und das Sonnenlicht fällt rein, so dass man die Lage gut überblicken kann, neben mir eine fremde Frau und an meiner Kopfseite im rechten Winkel weiter hinten Barbara, die aber auch, wie ich, wach bleibt und abwartet, bis sich für uns die Gelegenheit ergibt, und dann steht diese fremde Frau neben mir tatsächlich auf und geht, worauf ich meine Hand in Richtung Barbara ausstrecke, bis ich sie streicheln kann, was sie erwidert und wonach sie sich an meinem Arm quasi zu mir rüberrutschend hochzieht und unter meine Decke kommt, wo wir sofort anfangen, uns zu streicheln und zu knutschen, wobei ich bemerke, dass sie noch ein Höschen anhat, was ich ihr sofort ausziehe, woraufhin sie auch gleich ihre Schenkel öffnet, so dass ich schon mal, zwar vorsichtig, aber doch zielgerichtet anfangen kann und zumindest meine Eichel schon mal bei ihr reinschiebe, aber dann stöhnt sie so laut, dass der andere, der da liegt und der vielleicht sogar Ebby sein könnte, aufwacht, er bewegt sich jedenfalls und wir beschließen, das dann doch bis nachher zu verschieben, bis dieser Dritte, der Ebby sein könnte, weg ist, aber dann wird erstmal aufgestanden und Frühstück gemacht, draußen ins Café gegangen, während Barbara und ich dauernd darauf warten, endlich ficken zu können, warten, bis das alles vorbei ist und wir wieder reingehen können, um in Ruhe zu vögeln, aber wir – also alle Leute, die mit diesem Projekt, dieser Quasi-Konferenz zu tun haben und hatten – sitzen erstmal weiter in diesem überdachten, eng an die abschüssige Straße gefügten Café, das mit einem Gitter von der Straße abgetrennt ist, auf der weiter oben ein Auto steht; ich sitze mit dem Rücken zur Straße und wir diskutieren heftig, da sehe ich, dass die anderen etwas Spannendes auf der Straße sehen, und muss mich umständlich ganz umdrehen, verrenken, dass ich auf die Straße sehen kann, auf der ein Wagen, ein offenes VW-Cabrio, angefahren kommt, in dem eine sehr schöne Frau mit langen lockigen schwarzen Haaren sitzt, mit völlig verzweifeltem Gesichtsausdruck, die direkt vor dem Café vor dem Abtrenngitter anhält und den Kopf resignierend auf ihre Brust sinken lässt, und ich gucke zu einer bei uns im Café etwas weiter oben stehenden Frau, die sie mit leicht spöttischem Gesichtsausdruck ansieht und dann zu mir mit zynischem Lippenausdruck sagt: »hm, die hast du im Traum gesehen« und ich sage: »ja, in einem Alptraum«, aber die zynische Frau ist ganz nervös, sieht hin und her und will wegfahren, ruft der verzweifelten Frau etwas zu, aber es werden heftig alle möglichen Sachen durcheinander diskutiert und die alten Geschichten und Angelegenheiten werden in tupperdosenartige Gefäße getan und weggestellt, halb in die Erde gesteckt und dort lösen sie – also die alten Geschichten und Angelegenheiten – sich auf und sind dann weg, und der General, der auch mit im Café sitzt, sagt zu mir, wie beruhigend und bestätigend, dass ich das so machen soll und dann sei alles okay – Vorbereitung zu einer größeren Aktion, alles unterirdisch, in holzgetäfelten Gängen und Räumen; eine Familie wartet und es kommt die Nachricht: »die Kollegen sind da«, offensichtlich Kollegen von der Polizei, einer aus der Familie ist Bulle oder will Bulle werden, vielleicht sogar der Vater selber, der einen Job bei der Polizei haben will; er steht vom Esstisch auf, sagt noch etwas zu seiner Frau, alles von schräg oben gesehen – es könnte auch ein Film sein –, man kann sein Gesicht nicht erkennen und dann sieht man die beiden angekündigten Kollegen durch einen dieser holzgetäfelten Gänge ankommen, was sehr gemütlich aussieht, der eine ist uniformiert, aber mit einer Strickjacke, der andere ist ein alter Türke mit einem schwarzen Fez auf dem Kopf, völlig übermüdet oder krank, man hört im Hintergrund türkisch-arabische Musik, und der Alte sagt, er kann nicht mehr, stützt sich an der Holzwand ab und lässt sich auf eine daran befestigte Bank sinken, legt seinen Geldbeutel, ein oben spitz zulaufendes Leinensäckchen mit einem Klemmverschluss aus zwei Messingbügelchen und einem schwarzen Streifen darunter, auf eine kleine Ablage über sich, tippt darauf und sagt: »da sind hundert und zwanzig Euro drin!«, worauf er auf die Bank sinkt, und es liegt eine sehr gespannte Erwartung über dem Ganzen, irgendwas stimmt nicht, irgendwas lauert da, irgendwas braut sich zusammen, liegt zitternd in der Luft und dann kommt aus einem anderen Gang ein anderer Türke, der da auch dazugehört oder dahin will, aber aus einem weiteren, von links einbiegenden Gang, kommt etwas erhöht ein Zollbeamter in Uniform um die Ecke und sagt zu dem Türken: »Halt! Zoll!«, steht aber dann nur steif und etwas erhöht an der Ecke der holzgetäfelten Gänge und guckt geradeaus, da verzieht dieser zweite Türke, sein Gesicht, zückt ein Messer und sticht dem Zöllner in den Bauch, worauf der sofort zusammenklappt und tot runterfällt, und in diesem Moment wird mir klar, dass das ganze andere, die Situation in der Familie, bei der der Vater, der angeblich zur Polizei will, vom Essen weggeholt wird, aus der Familie rausgeholt werden soll zu den beiden anderen, die da gekommen sind und die vielleicht gar keine Bullen sind, dass das alles nur Vorbereitung für die Aktion war, Ablenkungsmanöver –

– wir sind bei mir in einem Hotelzimmer und bereiten eine illegale Aktion vor, für die wir aus einem anderen – ebenfalls konspirativen – Hotelzimmer etwas holen müssen, das im fünften Stock – oder noch höher – liegt, und wozu, also um da was rauszuholen, ich ein Zimmer daneben gemietet habe, während Shortie ein Stockwerk tiefer in einem Zimmer mit Kindern schläft, die auf Urlaub in diesem Hotel sind, und um das Gesuchte aus dem Nebenzimmer rausholen zu können, klettert Shortie raus auf einen Vorsprung und hangelt sich rüber bis zu dem Nebenzimmer, um da dann vielleicht durch das Fenster reinklettern zu können, er balanciert da lebensgefährlich und auch leichtfertig rum, ich hab dauernd Angst, dass er runterfällt, vor allem, wenn er etwas ans Fenster wirft, um es einzuschlagen oder jemanden ans Fenster zu locken, einmal tritt er sogar rückwärts einen Schritt zurück und beginnt schon, gefährlich zu schwanken, aber dann ist genau da ein nach außen stehender Absatz, der ihn hält, aber es ist nicht möglich, in oder an das Fenster ranzukommen, niemand macht auf und Shortie rutscht dann tatsächlich fast ab, kann sich aber noch fangen und landet nur ein halbes Stockwerk tiefer auf einem rausstehenden Vorbau, der ein Lüftungsgitter oben drauf hat, das an das Zimmer grenzt, in dem er mit den Kindern wohnt, dessen Oberfenster offen stehen, so dass man reinsehen kann, und dann klettert auch schon ein Kind raus, um Shortie zu helfen, von dem Gitter runter und in ihr Zimmer zu kommen, aber es rutscht selber fast ab, so das es nur Shorties Sachen nehmen kann und damit zurück geht, und Shortie schafft es mit letzter Kraft, sich ins Zimmer zurückzurobben, wo ich ihn noch sehe, wie er sich völlig erschöpft auf eine Liege fallen lässt, und in diesem Moment geht neben mir das Fenster auf, in das wir reinwollten, aber da guckt dann einer von unserer Gruppe raus, der es offenbar geschafft hat direkt reinzukommen, was mich wundert, weil so nicht besprochen, aber egal, weil er die Sachen hat und jetzt damit aus dem Fenster raus und runter zu Shortie steigen will, aber kaum ist er draußen, rutscht er ab und fällt diese ganze unheimliche Tiefe runter, wird ganz klein dabei, klatscht laut auf und ist ganz sicher tot; ich bekomme einen riesigen doppelten Schrecken, denn das heißt, ich muss so schnell wie möglich weg, bevor sie ihn finden und merken, dass wir zusammengehören, aber als ich noch dabei bin, hektisch meine Sachen in meine Aktentasche zu stopfen, was nicht so richtig geht, nicht reinpasst und ich kneten und stopfen muss, kommen schon drei Journalisten und reden aufgeblasen rum, wissen offenbar schon etwas oder haben gehört, dass irgendwas los ist, wissen aber nicht, was, und ich erzähle ganz harmlos irgendwas, als sei ich Handelsvertreter oder sonst ein ahnungsloser Typ, was der dicke der Journalisten nicht so ganz glaubt und weshalb er zynisch bohrende Fragen stellt, während ich mir noch unauffällig Handschuhe anzuziehen versuche, damit es keine Fingerabdrücke gibt, erwische aber nur einen rechten, was immerhin was ist, und aus den Reden der Journalisten ist klar, dass auch noch keine Bullen da sind, so dass ich ganz harmlos so tun kann, als sei alles ganz normal und als ob ich jetzt zu meiner Handelsvertreterarbeit gehe, während die weiter von ihrer journalistischen Arbeit erzählen, ich aber dann irgendwann »ja, ja!« sage und einfach gehe, auf dem Gang sofort sehe, dass die beiden Türen zu dem Nebenzimmer offen stehen, dort auch Licht brennt, aber niemand ist drin und ich laufe die Treppen runter, so schnell es geht, ein Stockwerk nach dem anderen, nicht enden wollend, trappel, trappel, trappel • ein Bulle ist erschossen worden und die Kriminalpolizei will die näheren Tatumstände klären, aber er war Mitglied unserer Gruppe irgendwie und ich wäre bereit, dorthin zugehen, aber dann kommt eine Nachricht, dass erstmal alles ganz normal weitergeht, also der ganze normale Ferienbetrieb weitergeht und dass dann nach einer Woche irgendwie gesagt werden werde: »ist in Erfüllung seines Dienstes umgekommen« oder so ähnlich und man lässt, was den Tourismus betrifft, die Leute in dem Haus und die wissen gar nicht, dass das da passiert ist, aber die nächsten kommen schon und werden ihn vielleicht im Aufzug finden, tot, aber dann kommt es eben so raus; also da läuft schon was, und vielleicht bin ich auch der einzige Deutsche, der überhaupt im Moment da ist, aber später – ein kleines Kommunekind hat da auch Kontakt, wartet jedenfalls ab – aber später, wenn alles vorbei ist, habe ich dann den Beweis und habe die Möglichkeit, zumindest ein Video, ein Überwachungsvideo zu sehen, wie er die Treppe runtergetragen wird, am Ende ohne Gedöns, und eigentlich müssten die Bullen, die jetzt dahin eilen, dort die Leiche rausholen und das alles erledigen, aber man wartet, bis der dann im Aufzug hochtransportiert werden wird und dann wieder ein weiterer Teil des Tourismusprogramms abgespult wird, aber so finde nicht ich ihn tot und muss mich nicht drum kümmern und kann dann später den Kindern im Aufzug von ihm erzählen, ganz normal, aber ich akzeptiere das auch nur für den Moment, nicht auf Dauer, das wird alles haarklein recherchiert und ans Licht gebracht, später • ich komme mit einem altmodischen Zug in einem Bahnhof ähnlich wie München an, er ist gerammelt voll, fährt ganz langsam ein, bleibt dann nochmal kurz vor dem Ende stehen, weil angeblich ein anderer Zug erst rausfahren muss, und wartet, man darf noch nicht aussteigen und erst nach einer langen Weile ruckelt er endlich den Rest bis zum Halt und es ertönt eine Stimme wie in der U-Bahn, dass man links aussteigen soll, was ich aber auch selber gewusst hätte, weil ich genau diese geteerten, tiefer gelegenen Gleiszwischenräume gesehen habe, die man nicht betreten darf; die Menschen ballen sich alle an der Tür, wobei alle gleichzeitig ein- und aussteigen wollen, und ich muss meine Sachen noch einzeln aus einem Vorraum ganz vorne am Waggon rausholen, direkt hinter der Lok, wo auch ganz viele Leute rumstehen und sich drängeln, es ist ganz viel Zeugs für Mali, lauter zum Teil kleine Einzelteile, Dosen, Büchsen, Schachteln, und ich bin auch mit Renate verabredet, die weiter hinten gefahren ist, und bis sie da ist, sollte ich alles rausgeschafft haben, muss mich aber wahnsinnig durchdrängeln, fast mit Gewalt, weil alle gleichzeitig rein und raus wollen, ein Strom, eine Reihe rein und daneben ein Strom, eine Reihe raus, aber weil das lauter Einzelteile sind, muss ich jedesmal, nachdem ich raus bin, mich wieder neu hinten an der Schlange anstellen und reindrängeln, um das nächste zu holen, dann ist aber ein junger Mann mit einem Kinderwagen so nett, mir einzelne Dosen und Büchsen abzunehmen, die ich ihm sozusagen von der Türschwelle aus zuwerfen kann, damit ich nicht jedesmal ganz rein und raus muss, aber schon nach dem dritten hat er keine Lust mehr und wirft die Schachtel einfach auf den Bahnsteig, wobei alles rausfällt, weshalb ich total sauer werde und doch rausmuss und das dann auch noch einzeln aufsammeln und dann wieder an der Schlange hinten anstehen, was sich der Arsch mit seinem Kinderwagen böse grinsend ansieht, und so schaffe ich das ja nie, alles rauszukriegen, denn alle wollen bei dieser ersten Tür rein, obwohl weiter hinten Türen frei sind, worauf ich die Leute hinweise, aber sie machen es einfach nicht, und dann finde ich weiter hinten ein Lager einer Schreinerei, wo ich mein Zeugs erstmal abstellen kann, und wie ich dann wieder im Zug bin und in den Lagervorraum des Waggons auf dem Boden reinkrieche, sehe ich durch ein Gitter draußen, wie hinter den Rädern, Renate am Gehsteig, stark geschminkt, auch am Boden kauernd und mich suchend, und nachdem ich sie draußen begrüßt habe, will sie erstmal in ein Café gehen, das direkt neben dem Zug ist, aber das ist dann das ganz, ganz altmodische Zugrestaurant, ein unglaublich breiter langer Raum mit runden Ecken, altmodischen Tischen und Stühlen, alles aus dunklem Holz und abgegriffen und ich sage: »der Zug fährt doch gleich weiter, da müssen wir sofort wieder raus«, außerdem müssen wir erstmal die restlichen Sachen aus dem Zug holen und zusammenbringen mit den Sachen, die auf dem Bahnsteig neben dem Zug stehen und denen, die ich ins Lager gebracht habe, und wie ich dorthin gehe, denke ich noch, wie ich das am besten mache, dass Renate nicht denkt, ich wolle mit ihr ins Bett gehen, sehe dann, dass sich in dieser offenen Schreinerei vorne zwei Kühe niedergelassen haben, und denke, dass ich das ja dann ganz leicht Renate beschreiben kann und sie auch von dort Sachen holen kann, und wie ich dann in der Schreinerei ankomme, sehe ich, dass die alles, was ich gebracht und lose hingeschmissen habe, fein säuberlich auf einem Tisch aufgebaut und sortiert haben, die Werkzeuge, Feilen und Schnittmesser geordnet und der Größe nach nebeneinander gelegt, diese ganzen altmodischen hauptsächlich Holzbearbeitungswerkzeuge, die hierzulande normalerweise keiner mehr will, richtig liebevoll da hingelegt, und auf dem Tisch liegt ein kleine Holzstück, auf dem mit Kugelschreiber ein kleiner Brief zu lesen ist: »Hi! Wer hat denn dieses tolle Zeugs hier angeschleppt? Das ist ja irre!« – offensichtlich hat da jemand gemerkt, dass das historisches Werkzeug ist, das ich da aus Afrika mitgebracht habe, frage erstmal, wer das geschrieben hat, und dann sehe ich denjenigen schon in der Tür des Büros stehen, ein junger Meister, der lächelnd und neugierig zu mir rüberschaut, dann zu mir kommt und ganz begeistert eines von den Teilen nimmt und sagt: »ja, das ist eine Lehre«, dann ein anderes Ding nimmt und eine Art rundes Lineal mit Winkeleinzeichnungen anlegt, um damit die Winkel zu messen und anzuzeichnen, was er mir voller Freude vorführt, aber ich sage: »ich muss das leider mitnehmen nach Mali«, und ich frage mich, wieso eigentlich, weil ich es ja gerade aus Afrika geholt habe, worauf er entgegnet: »eigentlich könnte man das hier viel besser gebrauchen, vor allem viel besser würdigen« und ich überlege kurz, ob das nicht wirklich sinnvoll ist, sage dann aber: »nee, wir wollen das selber nehmen, wir können das wirklich gut gebrauchen und wir haben immer viel zu tun« • Hans von Feistl • bin bei Bärbel und Hugo und beginne ein bisschen was mit ihr, worauf sie offensichtlich Lust hat, aber er ist da und ich will weiterfahren mit meinem alten Mercedes zu Freunden nach Fahrenholt im hohen Norden, fahre aber erstmal nur ein Stück zu einem Bauernhof, der Leuten aus der Clique von Bärbel und Hugo gehört, auf dem sich aber auch viele Gäste tummeln, und ich frage, ob ich da übernachten kann, denn bis nach Fahrenholt wäre es noch viel zu lang, über tausend Kilometer, hinter Berlin, es geht dort aber nicht so gut, weil dort gerade Besuch angekommen ist, der sich nicht angemeldet hat, weshalb ich überlege, in ein Hotel zu gehen, kontrolliere aber erstmal das Öl im Wagen, das aber noch gut ist, genügend, und dann spielt eine Truppe Fußball, es sind aber alles Kriminelle und Knackis und dann kommt einer, der eine Predigt halten will, oder irgendeinen religiösen Vortrag, mit dem er die Knackis zu guten Menschen machen will, was ich kritisch betrachte und worüber ich mit dem Freund von Hugo und Bärbel, der da wohnt, rede, sage: »beten ist nicht mein Ding, wenn, dann alleine, denn wenn du vor Gott stehst, bist du auch alleine«, wozu er sagt, »ja, da hast du im Grunde recht«, will aber dann erstmal woanders hingehen und einen trinken, er besorgt mir den Rest von meinem Bier und holt sich eine Cola und dann kriegt der eine, der an der Theke steht und mit diesem Prediger diskutiert, auch ein Bier, aber die anderen schweren Jungs gehen alle so langsam weg, schleichen sich unauffällig von dannen und der, der mir mein Bier bringt und bei dem ich wohnen will, sagt: »dem Prediger, der hier predigen will, dem stell ich mal die ganz großen Oberverbrecher vor, aber der geht nicht drauf ein, will nur predigen und diesen einen Mann überzeugen« und dann gehen wir wieder zu dem Tisch, an dem wir vorher saßen, und er berichtet dem anderen Typen, dass ich ein ganz cooler Typ sei, weil ich in einen Zweireiher gekleidet einen Unfall gebaut hätte und versucht, hinterher den Wagen für tausendzweihundert Euro zu verkaufen, »total cool«, und er findet mich »total gut«, wie ich da »echt locker« bin, zumal das ein ganz besonders teurer Zweireiher gewesen sei, schwarzer Anzug, total schick • neueste Studie: »Kinder, die nicht geschlagen werden, schlagen als Erwachsene nicht, einundsiebzig Prozent schlagen nicht«; ich lese das in der Zeitung im Urlaub, an der fast weißen Strandpromenade –

 

– Festende, ich gehe mit einem anderen den Hang runter und will noch was naschen, sehe einen Apfel, aber dann kommen andere, die auch auf der Fete waren und sagen: »da in der Kiste sind noch Süßigkeiten«, und es sind so Sachen wie »Nuts«, von denen der andere nimmt, weil er von der Gruppe ist, die das gebracht hat und die da auch Musik gemacht hat • bin illegal irgendwo im Ausland, stehe mit einem Genossen unter einer Brücke und sehe, dass mich ein Mann in einem nicht weit entfernten Wagen sehr genau anschau, und denke: »ah! hm! vielleicht hat der mich erkannt?!«, sage das dem Genossen und bringe ihn nach oben auf die Brücke, weil ich keine Lust habe, jetzt nochmal verhaftet zu werden, und sehe dort etwas seitlich unterhalb der Brücke, etwas tiefer gelegen eine Autowerkstatt mit lauter uralten Autos, Citroëns, schwarze Autos, die zum Teil wie riesige, spitz zulaufende Schuhe aussehen, und mitten drin ein wunderschöner roter VW-Bus, der alte klassische; ich bin es leid, da immer rumzumachen, den Stress zu haben und am Schluss dann doch wieder verhaftet zu werden –