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Kraftquellen im Alltag I



02. Chance: Der ultimative Magnet: Dankbarkeit

Dankbarkeit ist nicht nur in Beziehungen eine der wirksamsten Kräfte, um etwas im Gang zu halten. Das, wofür ich dankbar bin, bekommt Energie von mir und wird genährt. Auf diese Weise kreiere ich mehr davon. Es ist, als würde ich eine Energie-Taschenlampe darauf richten und das Objekt meiner Dankbarkeit mit positiver Energie aufladen. Wertschätzung hat etwas Magisches, etwas Magnetisches. Das, wofür du dankbar bist, scheint dann viel lieber bei dir zu bleiben.

Natürlich gehst du auch achtsamer mit einem Menschen oder einer Sache um, wenn du dir ihres Wertes bewusst bist. Genauso ist es auch in der Partnerschaft. Wir alle wissen, wie gut es sich anfühlt, gesehen und geschätzt zu werden und halten uns gerne bei Menschen auf, die uns mit echter Dankbarkeit begegnen.

Warum ist Dankbarkeit und Wertschätzung dann so selten? Es liegt an unserem eingebauten Energiesparprogramm. Die menschliche Aufmerksamkeit ist darauf trainiert, das Besondere wahrzunehmen, denn das muss neu eingeschätzt werden. Was häufiger auftaucht, erscheint uns zunehmend als „normal“, wir meinen zu wissen, womit wir zu rechnen haben und achten nicht mehr so darauf. So schenken wir auch in Paarbeziehungen den Dingen, die die wir für einander tun, im Laufe der Zeit immer weniger Beachtung. Erst wenn etwas wegfällt und der Partner es nicht mehr tut, fällt es uns wieder auf.

Um den Werteverfall in deiner Beziehung zu vermeiden, richte deine Taschenlampe auf das, was dein Partner Gutes und Positives für dich macht. Dies tut nicht nur deinem Partner gut, sondern auch dir wird bewusster, wieviel er bereit ist, für dich zu geben. Auf diese Weise verändern wir den Fokus hin zum Positiven und kreieren alleine dadurch mehr davon.

Vielleicht geht er arbeiten und du kümmerst dich um die drei Kinder. Statt zu erwarten, dass er deinen Vollzeit Job als Mutter wertschätzt, könntest du ihm einfach auch mal sagen, wie gut du es findest, dass er jeden Tag in die Firma geht und das Rad finanziell am Laufen hält. Es ist gut möglich, dass er dann auch bemerkt, was du für ihn tust.

Beginne dich täglich für all das was dein Partner macht, zu bedanken, ohne zu erwarten, dass er gleiches tut. Schau auf die Dinge die er gut macht. Richte deinen Fokus auf das Gute. Vielleicht fällt dir das am Anfang schwer, weil du wie die meisten in unserer Kultur mit wenig Wertschätzung aufgewachsen bist. Doch heute hast du es in der Hand, auf das zu schauen, was gut läuft und dankbar euer beider Stärken wahrzunehmen.


Solo-Übung:

Bemerke, wenn deine Partnerin etwas für dich tut

Schreibe heute mal auf, was deine Partnerin an Aufgaben in eurer Beziehung übernommen hat. Was leistet sie am Tag, auch für euch? Schreibe auch die Dinge auf, die du für normal hältst. Es geht darum, weder beim anderen, noch bei sich selbst alles als üblich zu sehen, sondern zu bemerken, dass es noch immer etwas Besonderes ist und sich der andere nach bestem Vermögen bemüht.

✳ Was gefällt dir an den Eigenschaften deiner Partnerin?

✳ Was gefällt dir an ihrem Verhalten?

✳ Was schätzt du in eurem gemeinsamen Leben?

✳ Was davon möchtest du ihr mal sagen, wofür kannst du dich heute bei ihr bedanken? Beginne heute damit es zu tun!


Duo-Übung: Mit den Augen des Herzens anschauen

Nehmt euch heute Zeit, einander mit den Augen der Liebe und des Herzens zu sehen. Setzt euch dazu mit Papier und Stiften voreinander. Ihr könnt euch Absatz für Absatz die Anleitung vorlesen und dann das Buch hinlegen und die inneren Schritte nachvollziehen.

Den ersten Teil der Übung macht jeder für sich:

Schließe zunächst die Augen und komm ganz bei dir selbst an. Spüre deinen Atem.

Geh nun mit deiner Aufmerksamkeit in die Mitte deiner Brust und spüre dein Herz, dein emotionales Zentrum. Angenommen, dein Herz wäre eine Hand: Ist diese Hand gerade geöffnet oder geschlossen? Wenn sie sich geschlossen anfühlt: Kannst du sie ein Stück weit entspannen und öffnen? Öffne nun dein Herz für den Anderen und schaut euch mit dem Herzen an.

Lass die Liebe aus deinem Herzen zu deinem Gegenüber fließen und öffne die Augen. Schau deinem Partner für eine Minute in die Augen und spüre dein Herz.

Schreibe nun mindestens 20 positive Eigenschaften deines Partners auf. Folgende Fragen können dir dabei helfen:

✳ Was magst du an deinem Partner?

✳ Was kann er gut?

✳ Welche positiven Eigenschaften hat er?

✳ Was kann er einfach besser als du?

✳ Wo liegen seine Fähigkeiten?

✳ Was liebst du an seinem Körper?

✳ Welche Eigenschaften an dir selbst, die du nicht gut findest, toleriert und akzeptiert er?

Zum Abschluss lest euch die Liste vor, die ihr gefunden habt.

Ritual für die Partnerschaft: Die fünf Guten

Zeigt euch am Ende des Tages auf, was heute gut war an diesem Tag. Wir nennen diese kleine Übung „die fünf Guten“. Was waren heute deine fünf Guten? Erzählt es einander.

Wenn ihr Spaß daran habt, könnt ihr diese Übung auch steigern, hin zu acht Guten, zehn Guten, usw.. Auf diese Weise trainiert ihr spielerisch und gemeinsam, den Fokus auf die schönen Dinge zu richten. Egal wie schief ein Tag lief, es gibt immer mindestens fünf Gute!


Christinas Sichtweise:

Ich komme aus einer Familie, in der alles für sehr selbstverständlich genommen wurde. Das Klima war sehr unterkühlt und fordernd. Niemand kam je auf die Idee, sich zu bedanken. Je mehr ich tat, umso mehr wurde von mir gefordert. Geführt wurde mit Druck und Manipulation. Als ich dann später meine eigene Firma und Mitarbeiter hatte, merkte ich schnell, dass diese Art, mit Menschen umzugehen, bei allen zur gleichen Reaktion führte: Frust, Widerstand, und wenig Lust, die zu erledigenden Aufgaben auszuführen. Als ich zunehmend eine Kultur der Wertschätzung einführte, wurde die Stimmung besser und alle hatten mehr Freude an der Arbeit und am Miteinander. So ist es auch in der Partnerschaft und jeder Art von Beziehung.

Ich bedanke mich unglaublich gerne, weil es in mir ein schönes Gefühl hervorruft und mir all das bewusst macht, was gut ist in meinem Leben. Es ist, als würde ich das, wofür ich dankbar bin, auf diese Weise noch mal erleben und ihm dadurch mehr Gewicht verleihen.

Ich mache sehr gerne mit Walter ein Dankbarkeitsritual. Ich führe dann alles auf, was er so täglich für mich und uns tut, und danke ihm aufrichtig dafür. Anfangs war das für ihn ungewohnt und fremd und deshalb ein bisschen unangenehm, aber er hielt durch und mag es mittlerweile, glaube ich, auch ganz gerne.

Ich liebe es auch, abends im Bett noch mal mit ihm gemeinsam auf den Tag zurückzuschauen, und fünf Dinge zu finden, für die jeder von uns heute dankbar sein kann. Dieses gemeinsame Abendritual zeigt noch einmal all das Schöne des Tages auf und lässt uns viel angenehmer in den Schlaf sinken. Egal wie doof manchmal ein Tag gewesen sein mag, es finden sich immer „fünf Gute“ und durch die Fokussierung auf das Positive wird es in uns versöhnlich und ruhig.


Walters Sichtweise:

Ich habe erst durch Christina gelernt, wie wichtig Dankbarkeit ist. Als wir zusammenkamen, hat sie immer wieder die Aufmerksamkeit auf die positiven Dinge gerichtet, die ich für sie tat. Das war manchmal nur eine Kleinigkeit, wie zum Beispiel, dass ich eingekauft oder das Eis bezahlt hatte, und doch fühlte es sich gut an, dass sie es bemerkte. Es fühlte sich für mich an, als würde sie mich sehen, ganz bewusst meine positive Seite beleuchten und damit auch ihre Liebe zum Ausdruck bringen. Mehr und mehr ist mir dadurch auch aufgefallen, was sie für mich tut und ich habe mir angewöhnt, das ebenfalls zum Ausdruck zu bringen.

Ich höre immer wieder von Männern, dass ihnen von ihren Partnerinnen die Anerkennung und Dankbarkeit für ihr Tun fehlt. Dieser Dank ist wie Öl für unseren männlichen Macher-Motor, er motiviert uns. Eine gute Möglichkeit, die Ölquelle in Gang zu setzen ist, selbst anzufangen, für alltägliche Dinge dankbar zu sein.

Ich gehe zum Beispiel einfach ungern einkaufen. Das ewige Herumsuchen nach der richtigen Biobanane finde ich anstrengend, und meistens muss man dann doch noch mal in einen anderen öden Supermarkt, so dass sich das Ganze endlos zieht. Ich empfinde das als Zeitverschwendung – obwohl es natürlich toll ist, einen vollen Kühlschrank zu haben.

Christina geht sehr gerne einkaufen. Sie schlendert durch die Gänge und liebt es, hochwertige und gesunde Lebensmittel auszusuchen, mag es jedoch gar nicht, wenn es einfach selbstverständlich an ihr hängen bleibt. Seit ich wahrnehme, dass sie wieder eingekauft hat und ihr dafür danke, fühlt sie sich nicht wie die Dienstmagd, und sieht auch die Aufgaben, die ich in dieser Zeit übernehme.

 

03. Chance: Einander wieder Zuhören – Herzzeit

Ist es nicht verrückt, dass Paare, die schon länger zusammen sind, im Durchschnitt gerade mal 15 Minuten am Tag miteinander reden? In diesen 15 Minuten dreht es sich dann auch noch meist um organisatorische Dinge – wer holt wann und wo die Kinder ab, wer geht einkaufen, was steht am Wochenende an. In unserem vollgepackten Alltag scheint gar keine Zeit mehr übrig zu sein, sich zusammen zu setzen und uns gegenseitig zu erzählen, wie es jedem von uns eigentlich geht.

Austausch und Kommunikation gehören jedoch zu den Seismographen einer Partnerschaft. Indem wir uns einander mitteilen und zeigen, was uns gerade bewegt, kommen wir automatisch in Kontakt. Hast du auch schon Paare im Restaurant gesehen, die den ganzen Abend lang kaum ein Wort miteinander reden? Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es denen miteinander geht. Wir haben unsere Seminarteilnehmer gefragt, was ihrer Meinung nach der häufigste Trennungsgrund bei Paaren ist. Männer wie Frauen nannten an erster Stelle die fehlende Kommunikation. Erst dann kamen Themen wie Fremdgehen oder zu wenig Sex.

Kommunikation umfasst dabei nicht nur das Reden, sondern auch das Zuhören. Sicher hast du auch schon Gespräche erlebt, wo du an den Antworten gemerkt hast, dass dir die andere Person überhaupt nicht zugehört hat oder wo dein Gegenüber dich einfach zutextet, ohne zu merken, dass du nicht mehr zuhören kannst. Manche Menschen zücken auch ungeniert das Handy, während jemand mit ihnen redet, oder schauen auf den Bildschirm oder den Fernseher. Kein Wunder, dass dann kaum etwas ankommt. Einander mit ungeteilter Aufmerksamkeit und echtem Interesse zuzuhören ist in diesen schnelllebigen Zeiten ein immer kostbareres Geschenk geworden.

Dazu kommt, dass Männer und Frauen unterschiedlich kommunizieren. Einer der populärsten Vorwürfe von Frauen an Männer ist ja bekanntermaßen: „Du hörst mir nicht zu!“, was oft gleich gesetzt wird mit „Du liebst mich nicht“ oder „Ich bin dir nicht wichtig“. Frauen vergessen dabei oft, dass viele Männer nicht fähig sind, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, und es einfach keine gute Idee ist, ihm etwas zu erzählen, während er beschäftigt ist. Viele Frauen neigen auch dazu, mehr zu reden als Männer, weil sie beim Reden ihre Gedanken sortieren und ihr Thema einkreisen. Das braucht dann oft mehr Worte und dauert länger als so mancher Mann zuhören kann und mag.

Diese Unterschiede können dazu beitragen, dass die intensiven und persönlichen Gespräche im Laufe einer Beziehung immer weniger werden und die Partner einander nicht mehr so viel davon erzählen, wie es ihnen wirklich geht. In der Verliebtheitsphase war das anders – da habt ihr von euch erzählt und einander mit großen Interesse zugehört. So habt ihr euch kennen und lieben gelernt und es ist eine Verbindung entstanden. Diese Verbindung muss jedoch immer weiter genährt werden, um stark und lebendig zu bleiben.

Natürlich ist es im Alltag oft nicht ganz einfach, einen Moment abzupassen, wo beide sich aufmerksam begegnen können und nicht gerade drei Dinge gleichzeitig tun. Daher empfehlen wir euch, ein kleines Ritual in euer Leben zu bringen, bei dem ihr zehn Minuten Zeit investiert, um miteinander den Kontakt zu halten. Wir nennen dieses Ritual „Herzzeit“.


Duo-Übung: Herzzeit

Bei der Herzzeit geht es darum, wieder mehr über einander zu erfahren.

✳ Ihr setzt euch zusammen und jeder bekommt 5 Minuten Zeit, um darüber zu reden, wie es ihm gerade geht. Während die eine Person spricht, hört die andere nur zu. Es geht darum, keine Kommentare oder Zwischenfragen beizusteuern, sondern deinem Gegenüber ein großes Geschenk zu machen, indem du einfach nur aufmerksam zuhörst. Versuch auch einmal, selbst Nicken und Kopfschütteln wegzulassen und nur mit ungeteilter Aufmerksamkeit und Präsenz da zu sein.

✳ Nach 5 Minuten wird gewechselt und die andere Person berichtet nun von sich und wie es ihr geht. Hier ist wichtig, dass du nicht auf das eben Gesagte antwortest sondern wirklich in dich hineinfühlst, wie es dir heute geht, was dich beschäftigt. Lasse das Gehörte unkommentiert stehen und nutze deine 5 Minuten nur für dich.

Ihr könnt eure 5 Minuten jeweils so nutzen, wie euch gerade zumute ist. Sollte nach 3 Minuten alles gesagt sein, dann genießt zwei Minuten Stille. Die Arten zu kommunizieren sind so unterschiedlich wie die Menschen. Und lasst euch danach nicht auf eine Diskussion ein. Es ging nur darum, es auszusprechen.


Christinas Sichtweise:

Walter ist sehr viel mit Projekten beschäftigt. Es gibt kaum einen Moment, wo er nicht irgendetwas am „machen“ ist, so dass es schwierig sein kann, mit ihm in Ruhe und mit voller Aufmerksamkeit ein Gespräch zu führen. In der ersten Zeit unserer Beziehung führte das dazu, dass ich mich häufig nicht gehört fühlte. Wir redeten oft miteinander, während wir gleichzeitig andere Dinge taten, und hinterher war ich mir unsicher, was er eigentlich davon mitbekommen hatte.

Da ich das sehr gut aus meiner Kindheit kannte, sprach ich es zu Anfang nicht offen und ehrlich an. Ich nahm es frustriert hin und wenn ich hinterher feststellte, dass er tatsächlich den einen oder anderen Teil nicht mitbekommen hatte, machte ich ihm Vorwürfe.

Die Herzzeit ist für mich daher ein sehr wichtiges Ritual geworden, was mir hilft, sowohl mit mir selbst als auch mit Walter in Verbindung zu bleiben. Ich bin von Kindheit an so trainiert darin, zu erfühlen, was der andere wohl gerade braucht, wo er gerade ist, was er fühlt, dass ich mit meinen Sensoren oft gar nicht mehr wirklich bei mir bin. Bei dieser Übung habe ich 5 Minuten Zeit, mich innerlich zu sortieren und das anzusprechen, was mir wichtig ist, mich zu zeigen. Sie hilft mir, wieder bei mir anzukommen, zu erkennen, was überhaupt gerade in mir los ist.

Die Herzzeit hilft mir auch, besser zu verstehen, wo Walter gerade ist. Es war anstrengend, ständig zu erfühlen, wie es ihm wohl gerade geht, und oft genug auch nicht zutreffend. Selbst mit den besten Sensoren haben wir immer noch unsere eigene Geschichte und die eigene Interpretation der Dinge, die in unsere Wahrnehmung des Anderen einfließen. Viel angenehmer und leichter ist es, direkt von ihm zu hören, was ihn gerade umtreibt.

Wir beide machen unsere Herzzeit dann, wann es gerade passt – manchmal im Auto oder im Restaurant, während wir auf das gemeinsame Essen warten. Dieses Kommunikationsritual ist auch wunderbar mit Freunden und Familie nutzbar. Wir haben schon oft von unseren Seminarteilnehmern gehört, dass sie es auch mit den Kindern und Geschwistern praktizieren und seitdem die gemeinsame Laune, das Verständnis füreinander und die Verbundenheit deutlich verbessert wurde.


Walters Sichtweise:

Ganz ehrlich, liebe Männer, diese Übung ist für Frauen wirklich einfacher. Natürlich ist das eine Verallgemeinerung, aber meiner Erfahrung nach haben wir Männer tatsächlich oft weniger den Drang, etwas besprechen zu wollen. Der Satz, „Schatz, wir müssen reden“ kommt meist von Partnerinnen, die sich von uns nicht verstanden oder gesehen fühlen.

Dennoch ist die Herzzeit für mich eine der wichtigsten Übungen dieses Buches, denn ich weiß, wie sehr ich mich in meinen Projekten verlieren kann. Wir Männer identifizieren uns oft über das, was wir tun. Die Arbeit hat bei den meisten von uns einen sehr hohen Stellenwert. Es ist uns wichtig, darin von Anderen gesehen zu werden und erfolgreich zu sein. Darüber vergessen wir oft die Beziehung und wundern uns, dass es dort dann immer schlechter läuft.

Irgendwann hängt der Haussegen dann so schief, dass es viel Zeit, Mühe und Aufwand kostet, ihn wieder zu reparieren. Mit der Herzzeit lässt sich dieser anstrengende Weg vermeiden. Häufig redet bei uns zuerst Christina. Bei ihr sprudelt es nur so heraus und sie nutzt die Zeit, sich buchstäblich alles von der Seele zu reden. Ich schenke ihr in diesem Moment nur mein Ohr und meine ganze Aufmerksamkeit. Das ist ein größeres Geschenk, als ich mir anfangs vorstellen konnte. Mir war nicht klar, dass sich Christina oft einfach nur wünscht, von mir gesehen zu werden, ohne dass ich sofort anfange, ihre Probleme zu lösen. In der Herzzeit komme ich Christina in relativ kurzer Zeit wieder näher und ich weiß hinterher mehr über sie und über mich. Denn mir selbst wird oft erst, wenn ich dann dran bin, bewusst, wie es mir eigentlich geht. Ich muss mich oft wirklich konzentrieren, nicht sofort von meiner Arbeit zu reden, sondern in mich hinein zu fühlen, was eigentlich darunter in mir los ist. Manchmal merke ich zum Beispiel erst während ich spreche, dass es mir gerade mit irgendetwas nicht wirklich gut geht.

Wer das als Mann für Frauenkram hält und glaubt, seine Gefühle lieber in sich hineinzufressen zu können, oder beim Sport loszuwerden, läuft Gefahr, von seinem Körper gestoppt zu werden. Wenn ich die ganze Woche unter Hochspannung durch mein Leben renne, geht das auf Kosten meiner psychischen und physischen Gesundheit. Du tust mit dieser Übung also nicht nur deiner Partnerin und deiner Beziehung etwas Gutes, sondern auch ganz egoistisch dir selbst.


04. Chance: Inseln im Alltag

Wäre es nicht schön, wenn deine Partnerschaft für dich im Alltag wie eine Insel wäre, auf der du dich ausruhen und auftanken kannst? Wäre es nicht wunderbar, das Zusammensein mit deiner Liebsten als eine Quelle der Kraft zu erleben, selbst wenn beide einen anspruchsvollen Job haben und das gemeinsame Leben viele Verpflichtungen mit sich bringt?

Viele Paare mutieren im Laufe der Jahre vom Liebespaar zum Arbeitsteam. Das Leben will natürlich Antworten auf Fragen, die es jeden Tag stellt: Wer bringt die Kinder in die Schule? Wie bezahlen wir die nächste größere Anschaffung? Wann fahren wir zur krank gewordenen Schwiegermutter? Wie lösen wir die beruflichen Probleme? In der Verliebtheitsphase waren uns diese Themen nicht so wichtig. Wir hatten die rosarote Brille auf, waren ganz auf den Prinzen oder die Prinzessin konzentriert, wollten uns kennenlernen und haben viel Zeit und Gedanken in die Partnerschaft investiert. Natürlich verändert sich eine Beziehung im Laufe der Zeit, und im Idealfall wird aus der Verliebtheit eine tiefere, ruhigere Form von Liebe.

Doch wenn wir unserer Partnerschaft immer weniger Aufmerksamkeit schenken und sie allmählich für selbstverständlich halten, geht der partnerschaftliche Aspekt manchmal verloren. Dann hängen beide lieber vor dem Fernseher oder dem Computer ab, als sich zu unterhalten oder gar einen ganzen Abend gemeinsam zu verbringen. Wir erwarten voneinander nichts Neues mehr. Dabei entfernen wir uns nicht nur von unserem Partner, sondern letztlich auch von uns selbst.

Was unterscheidet denn eine Partnerschaft von einem Arbeitsteam? Sicher doch die Liebe und Intimität, die unabhängig von irgendwelchen To Do’s die Partner verbindet. Erfahrungen, die sie gemeinsam machen und nicht Aufträge, die abgearbeitet werden. Wie viele Inseln in eurem Alltag habt ihr noch, auf denen ihr euch wirklich als Paar begegnet und auch der Rest der Familie einmal Pause hat?

Neben der Herzzeit, in der ihr euch gegenseitig zuhört, braucht eine Beziehung auch genau diese Inseln, gemeinsame neue, angenehme Erfahrungen, in denen ihr einander entspannt erleben und genießen könnt. Solche Dates halten die Liebe frisch und unterstützen die Verbindung.


Solo-Übung: Inseln im Alltag

Nimm dir ein Blatt Papier, oder verwende unser Arbeitsbuch (siehe Seite 15) und schreibe auf: Wie stellst du dir Inseln im Alltag vor, wo ihr euch als Paar wieder begegnen könnt. Wodurch sollten sich diese Inseln auszeichnen? Was würde euch darin unterstützen, es euch gemeinsam gut gehen zu lassen? Vielleicht gibt es etwas, wozu du deine Partnerin gerne mal einladen würdest. Vielleicht zu einem Spaziergang, ins Kino, zu einem Konzert oder zu einem leckeren Essen. Achte dabei auf das, was deiner Liebsten vermutlich Freude macht. Wann habt ihr das letzte Mal etwas Besonderes gemacht, nur um es gemeinsam zu erleben? Lade deine Liebste zu einem Blind- Dinner ein, organisiere eine Ballonfahrt, ein Picknick im Park, ein Wochenende, eine Bootsfahrt. Was willst du noch am liebsten gemeinsam erleben in deinem Leben? Vielleicht ist auch ein gemeinsamer Abend auf dem Sofa genau das Außergewöhnlich für euch. Schreib deine Ideen auf und setze gleich heute die erste um!

 

Duo-Übung: Inseln im Alltag

Reserviert euch regelmäßig Zeit für eure Paarbeziehung. Besprecht eure Ideen und legt euch auf einen gemeinsamen Abend in der Woche fest, an dem ihr diese Ideen umsetzt. Natürlich kann immer etwas dazwischen kommen, doch versucht, es mindestens einen Monat lang mal nicht ausfallen zu lassen, um es in euren Alltag zu integrieren. Letztendlich ist es egal, was ihr macht. Es geht darum, euch so zu begegnen, als würdet ihr ein Date mit eurem Geliebten haben.


Christinas Sichtweise:

Wir wissen beide, wie wichtig die gemeinsame Paarzeit ist – und obwohl wir es könnten nehmen wir uns diese Zeit manchmal einfach nicht. Nach einem anstrengenden Tag erwische ich mich immer wieder mal dabei, dass ich lieber auf den Fernseher schaue als auf diesen tollen Mann. Wenn ich das merke, versuche ich, selbstehrlich herauszufinden, was gerade in mir los ist. Manchmal ist es mir einfach gerade zu anstrengend, mich mit Walter auseinanderzusetzen und ich gönne mir die Auszeit vor der Glotze. Das darf auch mal sein, doch ich möchte es nicht zur Gewohnheit werden lassen.

In der Abwägung hilft es mir, mich daran zu erinnern, was ich mir eigentlich wünsche. Ich stelle mir oft vor, ich würde Walter neu begegnen. Wenn ich ihn gestern erst kennen gelernt hätte, würde ich dann heute den Abend alleine auf dem Sofa verbringen wollen? Ich übe bewusst, Walter aus den Schubladen herauszuholen, in die ich ihn natürlich auch immer wieder stecke, und seine vielseitigen Facetten wieder zu bemerken.

Trotz des anspruchsvollen Alltags, den wir beide haben, liebe ich es, mir Dinge auszudenken, mit denen ich ihn begeistern und aus dem Alltagstrott herausholen kann. Manchmal packe ich zum Beispiel die Tasche und lade ihn spontan auf eine Tour mit dem Auto ein, in eine schöne Stadt, oder auf einen besonderen Markt, den ich zuvor ausfindig gemacht habe. Oder ich fahre mit ihm zu einem Autohaus, in dem ich eine Probefahrt mit genau dem Auto organisiert habe, das ihn interessiert. Ich lege ihm kleine Geschenke auf sein Kopfkissen, und besorge gerne Dinge, die er sich wünscht, aber nicht selbst kauft. Spontane Aktionen und Überraschungen, mit denen er nicht rechnet, kleine Geschenke, die er auf seinem Kopfkissen findet, mit Dingen, die er sich zwar immer schon wünscht, aber selbst nicht kauft.

Diese spontanen Aktionen und Überraschungen machen mir selbst so viel Freude und Spaß – es ist, als würde ich mich selbst beschenken. Und obwohl das nie meine Absicht war, gefällt es ihm scheinbar so gut, das auch er immer häufiger inne hält und überlegt, was mir eine Freude machen könnte. Ich bin fest davon überzeugt, dass Dinge, die wir von Herzen tun, mannigfaltig zu uns zurückfließen, innerlich und äußerlich. Gerade gestern kam ich nach einem Seminar nach Hause und fand auf meinem Kopfkissen ein wunderschönes Armband in meinen Farben. Es war kein besonders kostbares Stück, aber allein der Gedanke und die Aufmerksamkeit für meine Lieblingsfarben haben mich sehr berührt.

Wir selbst haben es immer in der Hand, unsere Inseln zu erschaffen, und sie müssen nicht besonders großartig, teuer oder originell sein. Walter kann mir zum Beispiel kaum eine größere Freude machen, als mich mittags damit zu überraschen, dass wir nach Berlin fahren, um dort bei unserem Lieblingsvietnamesen zu essen. Ich weiß, dass er am liebsten von morgens bis nachts arbeiten würde, aber wenn er sich diese zwei Stunden nimmt für uns, ist es wie Urlaub für mich und eine besondere Wertschätzung.


Walters Sichtweise:

Mir Zeit für unsere Beziehung zu nehmen hat mir am Anfang Stress gemacht. Wir haben so viele Termine und Pflichten, und jetzt auch noch Termine für die Beziehung! Oft wollte ich abends einfach nur noch meine Ruhe und hatte keinen Bock auf Reden und womöglich irgendwelche Probleme wälzen.

Die Tatsache, dass Christina und ich gemeinsam Vorträge und Seminare über Paarbeziehungen halten, erinnert mich jedoch zwangsläufig immer daran, was und wie ich leben will. Es kommt immer wieder vor, dass wir vor einem Vortrag streiten. Ich zweifele dann oft daran, ob wir eigentlich die Richtigen sind, um Anderen Tipps zu geben. Doch dann wenden wir unsere eigenen Werkzeuge an und raufen uns wieder zusammen.

Eine unserer Inseln sind gemeinsame Spaziergänge. Wenn wir uns im Alltag mal wieder voneinander entfernt haben, weil wir beide so beschäftigt sind, laden wir uns gegenseitig ein, eine Runde zu drehen. Da ich gerne raus gehe, nehme ich mir dafür immer Zeit. Wir schlendern dann unsere schöne Straße in Zeuthen herunter und reden über dies und das. Keiner von uns beiden hat ein Handy in der Hand und es ist kein Bildschirm in der Nähe.

Dabei werden die Gespräche oft tiefer und wir kommen wieder miteinander in Verbindung.

Doch keine Sorge, liebe Männer, es geht bei den Inseln im Alltag nicht immer nur um tiefe Gespräche. Das Wesentliche ist, angenehme Erlebnisse als Paar miteinander zu teilen und Spaß und Lebensfreude in die Beziehung zu holen. Diese Lebensfreude nicht nur mit den Kumpels, sondern auch mit der eigenen Frau zu leben, bringt Schwung und Leichtigkeit in die Beziehung. Und es schafft einen Kontakt, der auch Voraussetzung für körperliche Nähe ist. Darauf gehen wir in späteren Kapiteln noch mehr ein.

Eine weitere unserer Inseln sind gemeinsame Meditationen. Zum Beispiel haben wir eine Gehmeditation, die wir auf Kopfhörer hören, während wir draußen durch die Natur gehen. Wir beginnen gemeinsam und erleben eine sehr intensive Zeit. Obwohl dabei jeder seine eigenen Erfahrungen macht und wir nicht miteinander reden, sind wir uns sehr nahe. Danach tauschen wir uns aus und reden über das, was wir uns Positives visualisiert haben. Das sind nur einige der kleinen Inseln, die wir uns geschaffen haben und die uns immer wieder in Kontakt miteinander kommen lassen.