Star Wars: Battlefront II – Inferno-Kommando

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Z serii: Star Wars
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5. KAPITEL

„Ich kann Kleider nicht ausstehen“, murrte Seyn.

Das, das sie gerade trug, entsprach – zumindest Idens Recherche zufolge – der neuesten Mode unter den hochrangigen Mitgliedern der imperialen Gesellschaft. Es hatte einen hohen Kragen, reichte bis zu den Knöcheln hinab und bestand aus hellvioletter Schimmerseide – perfekt für fröhliche, aber doch förmliche Anlässe. Seyns kurzes Haar war zudem mit einem edelsteinbesetzten Reif verziert, der mit den Juwelen an ihren Ohrringen um die Wette schillerte. Das Einzige an ihr, was nicht elegant und modisch wirkte, war der verärgerte Gesichtsausdruck des Mädchens.

„Ich finde, Sie sehen besser darin aus als ich“, erwiderte Iden. Auch sie hatte nichts für Kleider übrig, und sie war froh, dass sie einen Vorwand hatte, diese Aufgabe auf Seyn abzuwälzen. Als Admiral Versios Tochter könnte sie bei dieser Art von Soiree erkannt werden, Seyn hingegen würde keine Aufmerksamkeit erregen.

„Der Plan wird nicht funktionieren“, warf Gideon ein, während er über seine elegante schwarze Tunika strich, „Wir werden auf keinen Fall unerkannt bleiben – wir sehen einfach zu gut aus.“

„Ist er immer so?“, fragte Seyn.

„Meistens“, antwortete Iden.

„Ich glaube immer noch, dass mein Vorschlag besser war“, sagte Gideon.

„Dein Plan sah vor, dass wir uns als Kopfgeldjäger ausgeben“, erinnerte Del ihn.

„Genau“, nickte Hask.

Die Aufgabe, die Admiral Versio dem Team an jenem Abend vor zwei Wochen gestellt hatte, war vergleichsweise unkompliziert: Moff Jaccun Pereez frönte gerne und oft seinen persönlichen Leidenschaften, so wie die meisten Reichen und Mächtigen auch. In seinem Fall ging es dabei aber um Alkohol und Glücksspiel, und leider wirkte sich das eine negativ auf das andere aus, weswegen Pereez vor einem immer größer werdenden Schuldenberg stand. Geheimdienstberichten zufolge hatte der Moff eines Abends damit geprahlt, dass er „Dinge“ wüsste, die ihn ganz leicht von diesen lästigen Schulden befreien könnten.

„Er mag ein Moff sein“, hatte sie während ihrer ursprünglichen Einsatzbesprechung vor ihrem Team erklärt. Ihrem Team – selbst jetzt musste sie noch jedes Mal ein Lächeln unterdrücken, wenn sie daran dachte. „Aber seine Schulden sind beträchtlich. So eine Summe treibt man nicht eben mal auf. Nein, er muss etwas Konkretes gegen jemanden in der Hand haben, der eine wichtige Rolle im Imperium spielt. Es könnte Bildmaterial sein oder Dateien oder Geheimnisse – etwas, womit sich das Opfer erpressen ließe. Wer dieses Opfer ist, wissen wir nicht, und das ist vermutlich besser so. Unsere Aufgabe besteht darin, herauszufinden, was immer Pereez verkaufen will.“

Die anderen Mitglieder des Trupps hatten Vorschläge auf der Grundlage ihrer eigenen Stärken und Spezialgebiete gemacht. Gideon war der direkte Typ, der gerne Nägel mit Köpfen machte: Er hatte dazu geraten, dass sie sich als Kopfgeldjäger verkleiden, Pereez entführen und ihm die Informationen dann unter Gewaltandrohung entreißen sollten. Der technologisch versierte Del hingegen hatte vorgehabt, Abhörgeräte im Anwesen des Moffs zu platzieren. Und Seyns Vorschlag war es gewesen, sämtliche Daten zu analysieren, die das Imperium über Pereez hatte, um etwas Belastendes zu finden und ihn ihrerseits zu erpressen. Und falls sie in seinen Unterlagen nichts fanden, könnten sie einfach Dokumente fälschen und den Moff mit Fehlinformationen konfrontieren, die ihn sofort fügsam machen sollten.

Iden hatte sich ihre Pläne angehört und sie hatte ihre eigenen Nachforschungen über den Mann angestellt. Das Imperium brauchte Pereez genau dort, wo er gerade war. Er stand in dem Ruf, ein umgänglicher, rücksichtsvoller Anführer zu sein, und die Bürger von Arvaka Prime respektierten ihn. Die leiseste Andeutung eines Skandals könnte das ändern und die Stabilität des Sektors gefährden. Seyns Vorschlag kam also nicht infrage. Zudem war Pereez nicht mehr der Jüngste, ein schwaches Herz würde einer Konfrontation mit einem Kopfgeldjäger vielleicht nicht standhalten und sein Tod wäre kein akzeptables Ergebnis.

Nein, sie mussten einen Weg in sein Anwesen finden. Welche Informationen er auch immer hatte, er würde sie dort, in unmittelbarer Reichweite, aufbewahren.

Glücklicherweise bot ihnen der Moff selbst eine perfekte Gelegenheit, um sich in seinem Heim umzusehen. Und alles, was sie dafür brauchten, waren ein paar gefälschte Einladungen.

Die erste Mission des Inferno-Trupps sollte es sein, sich auf eine Hochzeit zu schleichen.

Nun standen sie alle vier in der Hangarbucht, während die Techniker ihr elegantes, schlankes Shuttle überprüften – es sollte nicht unter den anderen Schiffen herausstechen, mit denen die Gäste zum eleganten Anwesen auf Arvaka Prime flogen. Im Gegensatz zu den herausgeputzten „Hochzeitsgästen“ trugen Del und Iden die dunkelgraue Uniform privater Shuttlepiloten, und im Heck des Schiffes waren anonyme, nicht markierte Rüstungen verstaut.

Iden musterte die Mitglieder ihres Teams. Sie wollte etwas sagen, etwas Motivierendes, Aufmunterndes, Perfektes, aber ihr fiel nichts ein. Also fasste sie sich kurz.

„Jeder weiß, was er zu tun hat. Wir sind vorbereitet, wir haben unsere Ausrüstung getestet, wir kennen den Zeitplan. Und wir wissen, dass kein Plan perfekt ist, zumindest nicht in der Realität außerhalb des Besprechungsraumes. Aber das gehört dazu. Was immer passiert, wir werden damit fertig. Das ist unser Job. Hat jemand noch Fragen?“

Die anderen schüttelten die Köpfe, und Iden konnte ihre Ungeduld spüren. Sie waren alle bereit.

„Dann lassen Sie uns loslegen.“

„Moff Jaccun Pereez erwünscht Ihre Anwesenheit bei der Hochzeit seiner Tochter, Famma, mit dem aufsteigenden jungen Stern des Imperiums, Commander Yendiv Bensek“, las Gideon von der Einladung ab, als das Shuttle ein paar Stunden später landete.

„Seyn, ich muss schon sagen, Ihre Fälschungen sind unglaublich“, sagte Iden. „Und Gideon, vergessen Sie nicht, der Name der Braut wird Fa-MAH ausgesprochen, nicht FAH-ma. Del, wie sieht’s aus?“

Dels Augen waren fest auf die zweite Konsole des Shuttles fixiert. „Alle Kameras funktionieren einwandfrei.“ Sie hatten ein paar Hebel in Bewegung gesetzt und ihn in das Team eingeschleust, das für die Dekoration des Anwesens zuständig war. In dieser Funktion hatte er gestern sechs Stunden in der Pereez-Villa verbracht und unbemerkt winzige, hochmoderne Aufzeichnungsgeräte im Heim des Moffs platziert. Zudem hatte er einen der Haushalsdroiden manipuliert, sodass sie seine visuellen Daten empfangen und ihn kontrollieren konnten. Sie sollten das Geschehen also im Auge behalten können, während Seyn und Gideon dort drinnen waren.

„Eure Ohrknöpfe?“, fragte Iden, wobei sie sich auf die winzigen Geräte bezog, die sich tief in den Gehörgängen der „Hochzeitsgäste“ befanden.

Gideon tippte sich ans Ohr und grinste. „Laut und deutlich“, versicherte er ihr.

Sie atmete tief ein. „In Ordnung“, sagte sie. „Viel Glück. Falls alles glattgeht, sehen wir uns hier in zwei Stunden wieder.“

Gideon erhob sich und hielt Seyn die Hand hin. „Wollen wir, Liebling?“, fragte er, während sie das Hochzeitsgeschenk von der Sitzbank nahm.

„Übertreib es nicht“, warnte Seyn ihn, aber sie nahm seine Hand. Hinter ihnen klappte die Einstiegsrampe herunter.

Der Tag hätte nicht schöner sein können. Die offizielle Residenz des Moffs war ausladend und opulent, schaffte es aber, gleichzeitig auch idyllisch zu wirken. Iden hatte gelesen, dass es den architektonischen Stilen vergangener Jahrhunderte nachempfunden war, aber alles, was Gideon über das Haus wissen musste, war sein Grundriss – den Seyn ihnen besorgt hatte.

Blumen blühten in allen nur vorstellbaren Farben und ihr Duft schwängerte die warme Luft. Während die Villa den Eindruck erwecken sollte, als wäre sie schon vor langer Zeit errichtet worden, war der hohe Zaun, der das Anwesen umgab, auffällig modern. Gideon machte sich im Geist eine Notiz über die Position der Torkontrollen, dann drehte er seinen Körper leicht, damit die winzige Kamera in dem imperialen Anstecker an seiner Brust die Informationen an Del übermitteln konnte.

„Perfekt, Lieutenant“, hörte er Meekos Stimme in seinem Ohr.

Seyn, die trotz ihres Murrens und Grummelns aussah, als wäre sie dazu geboren, auf förmlichen Anlässen teure Kleider zu tragen, hob ihre behandschuhte Rechte, als sie die Wache vor dem Tor – das zudem von Sturmtruppen flankiert wurde – erreicht hatten, und hielt ihm ihre Einladungen hin.

„Lady Dezara Monay“, stellte sie sich mit einem bezaubernden Lächeln vor. „Und das ist mein Gast, Brixx Gavan.“

Lady Dezara Monay war ein vollkommen fiktionales Konstrukt, aber es gab eine gewisse Vezzin Monay, die zur entfernten Verwandtschaft des Bräutigams gehörte. Ihre Verbindung sollte einer oberflächlichen Kontrolle standhalten. Seyn hatte zudem Hintergrundgeschichten für Dezara und Brixx entwickelt, die man sich leicht merken konnte und genug Details enthielten, um Small Talk halten und Fragen beantworten zu können, sollten andere Gäste neugierig werden. Gideon hatte halb erwartet, dass sie von Beginn an Probleme haben würden, aber Seyns Anmut und Ungezwungenheit waren augenscheinlich ebenso überzeugend wie ihre Fälschungen. „Oh“, sagte die Wache und das Gesicht des Mannes hellte sich auf. „Ich sehe, Sie gehören zu den Ehrengästen, Mylady. Die Trauung wird im großen Ballsaal stattfinden, aber Sie und Ihr Begleiter können nach oben gehen und der Zeremonie von der Galerie aus beiwohnen.“

Ein Droide summte herbei, um sie und ihr eingepacktes Geschenk auf Waffen zu scannen. Seyn musterte die Maschine ungehalten und die Wache sagte rasch: „Auf den Scan können wir verzichten. Verzeihen Sie, Mylady. Unsere Droiden sind manchmal etwas zu effizient. Ich hoffe, Sie verstehen.“

 

„Natürlich“, erwiderte Seyn. „Moff Pereez kann sich glücklich schätzen, dass er so aufmerksames Personal hat.“

Servierdroiden rollten über den grünen Rasen vor der Villa, wo einige Gäste bei Wein und Kanapees das sonnige Wetter genossen. „Eine dieser Einheiten ist unsere“, erklang Dels Stimme. „Ich schicke ihn zu euch rüber, damit ihr wisst, welcher es ist.“

Und schon schwenkte einer der GG-Droiden zu ihnen herum, sein Tablett beladen mit Gläsern tiefroten Weins. Gideon betrachtete die Maschine gründlich und stellte fest, dass sie einen langen Kratzer an der Seite hatte. Er und Seyn nahmen sich ein Glas und prosteten einander zu, während sie ihre Umgebung beobachteten, dann beugte er sich kurz zu dem Droiden herunter und befahl: „Finde Moff Pereez.“

Die Einheit piepste, drehte sich um die eigene Achse und rollte auf den Haupteingang zu. Seyn und Gideon folgten ihr einen Moment später und nickten lächelnd dem Sturmtruppler zu, der neben der großen Doppeltür stand. Das machte bis jetzt drei Sturmtruppen und eine private Wache. Die beiden betraten eine gewaltige Empfangshalle mit einer hohen, gewölbten Decke, einem Marmorboden und Alkoven entlang weißer Wände, die mit erlesenen Kunstwerken gefüllt waren. Zahlreiche Gäste standen in kleinen, angeregt plaudernden Gruppen zusammen. Links und rechts schlossen weitere Räume an – ein Wintergarten und eine Bibliothek voller alter Folianten und weiterer Kunstobjekte.

„Lasst euch nicht täuschen“, meldete sich Iden. „Pereez ist weder ein Literaturliebhaber noch ein Kunstfreund. Er will nur aussehen wie einer.“

Ein förmlich gekleideter junger Mann kam ihnen entgegen. Er wirkte gleichzeitig aufgeregt und müde, aber sein Lächeln schien aufrichtig zu sein.

„Willkommen“, sagte er, wobei er ihnen die Hände schüttelte. „Ich bin Sindh Reloran, einer der Trauzeugen des Bräutigams. Und Sie sind?“

„Lady Dezara Monay und Brixx Gavan“, antwortete Seyn. Sowohl sie als auch Gideon trugen Handschuhe – zum einen, weil das diese Saison wohl Mode war, und zum anderen, weil sie so keine Fingerabdrücke hinterließen. „Falls ich Sie bitten dürfte, das hier zu nehmen?“ Sie hielt ihm das Geschenk hin. „Es ist Sonnenfruchtlikör. Für das Brautpaar natürlich, aber ich weiß, dass Moff Pereez die schönen Dinge des Lebens ebenfalls zu schätzen weiß. Vielleicht wird er damit heute einen Toast aussprechen wollen, also lassen Sie es ihn bitte wissen.“

Die Augenbrauen des Trauzeugen waren bei der Erwähnung von Sonnenfruchtlikör in die Höhe gewandert und er nahm das Geschenk behutsam entgegen. „Ich werde dafür sorgen, dass er es erhält“, versicherte er Seyn. „Nehmen Sie sich in der Zwischenzeit doch im Salon zu essen und zu trinken. Und sehen Sie sich unbedingt die Bibliothek an – der Moff hat eine riesige Sammlung echter Bücher. So etwas sieht man nicht jeden Tag. Am Ende der Halle befindet sich der Zuschauerbereich. Werden Sie die Trauung von oben im ersten Stock beobachten?“ Auf Seyns Nicken hin fuhr er fort: „Diese Treppe führt zur Balustrade. Und danke, dass Sie an diesem besonderen Tag gekommen sind!“

Gideon schüttelte noch einmal Sindhs Hand und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich habe noch nie eine Buchsammlung sehen“, wandte er sich anschließend an Seyn. „Riskieren wir einen Blick.“

Sie fanden sich allein in der großen Bibliothek wieder. So ungewöhnlich es auch sein mochte, antike Folianten zu sehen, schienen die meisten Gäste doch die Bereiche des Hauses vorzuziehen, wo es Erfrischungen und hochrangige imperiale Würdenträger gab, mit denen man sich unterhalten konnte. Erneut erklang Dels Stimme in Gideons Ohr: „Die Bücher am Ende des Regals, rechts von dir. Zweites Fach.“

Während Seyn Wache stand und unauffällig die Tür im Auge behielt, folgte Gideon Meekos Anweisungen. „Roter Buchrücken. Der Titel lautet: Die Dichter des Alten Keltria: Meister der Alliteration.“

Um ein Haar hätte er gelacht, aber er biss sich auf die Lippe und schluckte das Geräusch hinunter. „Das, äh … das ist bestimmt wahnsinnig beliebt.“

„Genau darum habe ich es ausgesucht“, erklärte Del. Gideon fand das Werk – es war überraschend dick; die alten Keltrianer mussten wirklich eine Schwäche für Poesie gehabt haben – und zog es hervor. Dahinter lag ein winziges Objekt an der Rückwand des Regals, nicht größer als sein Daumennagel: ein Sicherheits-Dekodierer.

„Del, wir sollten immer Freunde bleiben. So muss ich mir zumindest keine Sorgen machen, dass du meine ganze Wohnung verwanzt, wenn du mal zu Besuch kommst.“

Dels Lachen klang aufrichtig. „Abgemacht“, sagte er.

„Unser Fisch hat den Köder geschluckt“, murmelte Seyn. Gideon schob den Dekodierer in seine Tasche, dann stellte er das Buch zurück und ging wieder zu Marana hinüber. Als er ihrem Blick mit den Augen folgte, sah er einen älteren, rundlichen, fröhlich dreinschauenden Mann, der sich gerade mit dem Trauzeugen unterhielt. Und noch während er hinsah, nahm Moff Pereez gierig Seyns Geschenk entgegen.

„Denkst du wirklich, er wird vor der Hochzeit davon trinken?“

„Falls die Informationen in unserem Dossier stimmen, ist es ein Wunder, dass er das Paket nicht sofort aufreißt“, erwiderte Seyn kühl. „Ein Likör, und dann auch noch ein seltener. Zwei Dinge, denen er nicht widerstehen kann. Es ist zwar nicht unbedingt nötig, aber es wäre eine zusätzliche Ablenkung.“

Es war wirklich Sonnenfruchtlikör – echt, teuer, köstlich. Aber sie hatten zehn Milligramm Deraformin in die Flasche gemischt. Seyn nannte es die Leben-nach-dem-Tod-Droge. In einer bestimmten Konzentration löste es einen todähnlichen Zustand aus; so todähnlich, dass ein Laie keinen Unterschied feststellen konnte. Agenten des ISB benutzten die Substanz manchmal, um nach einer Mission zu verschwinden – man brauchte nur jemanden, der die „Leiche“ schnellstmöglich fortschaffte, bevor ein Medidroide gerufen werden konnte. Das Risiko war natürlich groß, aber manchmal war ein falscher Tod die einzige Chance, einem echten zu entgehen. Kleinere Dosen der Substanz führten zu Bewusstlosigkeit und waren nicht weiter gefährlich.

„Inferno Eins“, flüsterte Seyn. „Dels Servierdroide beschattet Pereez. Gebt Bescheid, sobald unser Gastgeber sich ein Gläschen genehmigt.“

„Verstanden“, sagte Iden.

„Sehen wir uns die Sache mal von der Galerie an“, schlug Seyn anschließend vor. Sie bahnten sich einen Weg durch die Menge und erreichten einen freien Bereich, wo zu beiden Seiten eines Brunnens geschwungene Treppen nach oben führten. Im Becken des Brunnens schwammen vielfarbige Fische und davor stand eine weitere uniformierte Wache. Das macht dann drei Sturmtruppen und zwei Wachen, dachte Gideon.

Der Brunnen gluckerte laut vor sich hin, während Seyn der Wache ihre Einladung zeigte und diese ihnen bedeutete, die linke Treppe zu nehmen. Nur ein paar Gäste waren bereits dort oben; die Plätze an der Balustrade würden sich erst füllen, wenn die Zeremonie näher rückte. Alle Mitglieder des Inferno-Kommandos hatten den Grundriss der Villa gesehen, und Seyn hatte ihn sich natürlich genau eingeprägt: Es gab vier Zimmer in diesem Stockwerk, einschließlich des Hauptschlafzimmers und eines daran anschließenden Büros. Dieses Büro würde der erste Ort sein, den sie durchsuchten.

„In Pereez’ Situation wäre es das Schlaueste, belastende Dokumente an einem Ort zu verstecken, den niemand mit ihm in Verbindung bringt“, hatte Seyn während der Planungsphase der Mission erklärt. „An einem Ort, wo nie jemand danach suchen würde. Aber die meisten Personen sind leichtsinnig – sie fallen in ihre Gewohnheiten zurück. Vorsicht wird im Lauf der Zeit durch Faulheit, Vertrautheit oder ein falsches Gefühl der Sicherheit verdrängt. Ich tippe also darauf, dass er die Daten in einem Safe in seinem privaten Büro verstaut hat.“

Sie hatten genug Zeit, sich auch in anderen Teilen des Hauses umzusehen – es war noch mehr als eine Stunde Zeit bis zum geplanten Beginn der Trauung – , und Gideon weigerte sich, auch nur in Erwägung zu ziehen, dass ihre Mission scheitern könnte. Zwei der anderen Zimmer auf dieser Etage standen offen, für den Fall, dass jemand sich für ein privates Gespräch zurückziehen wollte. Sie sahen aus wie Gästezimmer, geschmackvoll eingerichtet, aber zu aufgeräumt und ohne jede Spur einer persönlichen Note.

Das große Schlafzimmer und ein vierter Raum befanden sich jenseits der Galerie, wo zwei Reihen von Stühlen für die Gäste aufgestellt worden waren, mit Blick auf den großen Ballsaal darunter. Alles war in Erwartung der Zeremonie festlich geschmückt. „Die Dekorateure haben ganze Arbeit geleistet“, kommentierte Gideon.

„Danke“, sagte Del.

„Achtung, Inferno Zwei und Vier. Er hat angefangen“, unterbrach sie Iden.

Seyn warf Gideon einen Hab-ich’s-nicht-gesagt-Blick zu. „Verstanden. Wie viel?“

Eine kurze Pause. „Er schenkt sich gerade sein drittes Glas ein.“

„Falls er in dem Tempo weitermacht, liegt er in zehn Minuten am Boden“, schätzte Seyn, sichtlich alarmiert. „In welchem Raum ist er?“

„Im Augenblick in der Bibliothek, zusammen mit ein paar anderen Gästen. Er meinte, er würde genug aufsparen, um später mit dem Brautpaar anzustoßen. Falls er umkippt, werden sie vermutlich außer Familienmitgliedern und einem Arzt – sofern einer da ist – alle rausschicken. Man wird die Gäste in den Wintergarten oder gleich nach draußen auf den Rasen führen, bis sicher ist, dass der Moff nicht in Gefahr schwebt.“

„Es gibt also zwei Optionen“, murmelte Seyn. „Entweder wir besorgen uns die Daten jetzt, oder wir versuchen, uns die Daten jetzt zu besorgen, und werden dabei entdeckt.“

„Ich bin für Plan A“, sagte Iden.

„Halten Sie uns auf dem Laufenden“, flüsterte Marana, und fuhr dann, an Gideon gewandt, fort: „Komm schon. Wir haben nur diese eine Chance.“

Er spähte über das Geländer – die Wache war noch immer unten vor dem Brunnen – , dann bogen sie unauffällig in einen Korridor ab und gingen zur Tür des Schlafzimmers. Es dauerte ein paar schrecklich lange Sekunden, bis der Dekodierer die korrekte Kombination gefunden hatte und die Tür aufglitt.

Sie eilten durch das gewaltige Schlafzimmer, vorbei an einem begehbaren Kleiderschrank und einem luxuriösen Badezimmer, und betraten das private Büro auf der anderen Seite. Mehrere Kunstwerke hingen an den rot gestrichenen Wänden, aber Gideon achtete nicht darauf, was sie darstellten, als er eines nach dem anderen abhängte. Nichts, nichts … Volltreffer – ein Wandtresor. Kleiner, als er erwartet hatte, aber andererseits brauchte man auch nicht viel Platz, um Datenchips und Holorekorder zu verstecken.

„Wir haben den Safe gefunden“, meldete Seyn.

„Gut“, sagte Iden. „Das waren drei Minuten. Er sieht noch gut aus.“

Seyn platzierte den Dekodierer über dem Safe. Mehrere Sekunden vergingen, ohne dass etwas geschah, und sie wechselte einen nervösen Blick mit Gideon. Im selben Moment erklang ein leises Klicken und die Tür des Safes schwang auf.

In seinem Inneren befanden sich mehrere Schmuckstücke, von denen jedes Zehntausende Credits wert sein musste, und ein Holorekorder. „Nimm ihn“, forderte Seyn ihn auf.

„Moment“, entgegnete Gideon. „Da könnte alles Mögliche drauf sein. Wir sollten den Inhalt überprüfen.“

„Er hat recht“, meldete sich Iden zu Wort. „Es sind beinahe fünf Minuten vergangen, aber wir brauchen Gewissheit. Und ich muss euch warnen: Falls sich damit jemand erpressen lässt, ist der Inhalt vielleicht ziemlich schockierend.“

Gideon stellte den Rekorder auf den Schreibtisch und drückte den Knopf. Was er sah, war in der Tat schockierend, aber nur, weil es so unschuldig wirkte: ein jüngerer, schlankerer Moff Pereez, der sein kleines Mädchen auf dem Arm hielt und ihr ein Gutenachtlied sang.

Er ballte frustriert die Hand zur Faust, und beinahe hätte er damit auf den Tisch geschlagen, aber er besann sich eines Besseren. „Wer bei allen Sonnen bewahrt so etwas in einem Safe auf? Und wo ist das Erpressermaterial?“

Seyn schüttelte den Kopf. „Nein, es sollte hier sein. Er würde es in Griffweite haben wollen. Er würde es nicht woanders verstecken.“

„Fünf Minuten. Er fängt an, ein wenig schläfrig zu wirken“, meldete Iden. Ihre Stimme war tonlos, was sie im Moment vermutlich große Mühe kostete.

Gideon blickte sich geradezu gehetzt um. „Wo sollen wir anfangen?“

„Seine Tochter“, warf Del ein. „Er hat ein Holo von ihr als kleinem Mädchen in seinem Safe. Das muss ihm sehr wichtig sein. Vielleicht benutzt er etwas von ähnlicher persönlicher Bedeutung, damit er nie vergisst, wo er seine schmutzigen Geheimnisse versteckt hat.“

Gideons Blick fiel auf das Gemälde, hinter dem der Safe verborgen gewesen war. Das Bild eines engelsgleichen Mädchens.

 

Seyn ging neben dem Bild auf die Knie und tastete die Rückseite des Rahmens ab. Einen Moment später leuchteten ihre Augen auf und sie zog einen kleinen Datenchip hervor. „Jetzt haben wir es“, sagte sie.

„Großartig – und jetzt verschwindet. Unser Moff sieht nicht allzu gesund aus.“

Das musste sie ihnen nicht noch einmal sagen. Seyn steckte den Chip in den Ausschnitt ihres Kleides, während Gideon das Gemälde wieder vor den Safe hängte, anschließend kehrten sie auf den Korridor zurück und gingen in Richtung der Treppe. Idens Stimme verkündete: „Er ist zusammengebrochen. Raus da, sofort!“

Noch während sie sprach, drangen besorgte Stimmen zu ihnen empor, und dann forderte jemand die Gäste auf, ruhig zu bleiben. Gideon hoffte, dass die Wache unten vor dem Brunnen noch nicht alarmiert worden war, aber gerade, als sie die Stufen herunterkamen, hob der Mann die Hand an sein Ohr und nickte.

Seyn war einen Schritt vor Gideon, aber bevor sie den Fuß der Treppe erreichte, kam die Wache ihnen bereits entgegen und versperrte ihnen den Weg. „Tut mir leid, aber es scheint einen kleinen Zwischenfall gegeben zu haben. Ich muss Sie bitten …“

Seyn ballte die Hände zu Fäusten, drehte ihren zierlichen Körper zur Seite und verpasste dem Kerl den perfektesten Kinnhaken, den Gideon je gesehen hatte. Der Kopf der Wache flog nach hinten, und er begann umzukippen, aber Hask schnellte gerade noch rechtzeitig vor, um ihn aufzufangen, bevor er die letzten Stufen hinabstürzten konnte. Seyns Atem ging schnell, ihr Gesicht war verzerrt und sie rieb sich die Hand.

„Danke, dass du ihn aufgefangen hast“, sagte sie.

„Danke, dass du ihn k. o. geschlagen hast“, erwiderte er.

Sie platzierten die Wache so auf der Treppe, dass man sie von unten nicht sehen konnte, und gingen dann rasch weiter. Sie schoben sich durch die Menge, gerade als die ersten Gäste in Panik gerieten, und schafften es bis nach draußen auf den Rasen, bevor jemand ihnen zurief, stehen zu bleiben.

Die beiden wechselten einen Blick, woraufhin Seyn ihre hochhackigen Schuhe abstreifte, und dann … sprinteten sie auf das Shuttle zu. Sie sprangen auf die Rampe, die bereits wieder hochklappte, und kaum, dass sie sich auf ihre Sitze geworfen hatten, raste das Schiff auch schon in den Himmel hoch.

Als sie es in den Hyperraum geschafft hatten, ließ Iden laut den Atem entweichen; es fühlte sich an, als hätte sie zwei Wochen lang die Luft angehalten. „Glückwunsch, Lieutenant“, sagte Gideon. „Sieht ganz so aus, als hätte das Inferno-Kommando gerade erfolgreich seine erste Mission abgeschlossen.“

„Ihr beide habt da unten gute Arbeit geleistet“, lobte sie. „Und Commander Meeko – gut mitgedacht, was das Versteck von Pereez’ Chip anging. Wo ist der Chip überhaupt?“

Seyn fischte ihn aus ihrem Ausschnitt und hielt ihn Iden hin. „Jetzt tut mir der Moff fast leid“, gestand sie. „Dass wir ihm und seiner Familie so einen Schrecken eingejagt haben – und dann auch noch am Hochzeitstag seiner Tochter. Er scheint das Mädchen wirklich zu lieben.“

Etwas in Iden krümmte sich bei diesen Worten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vater sie als kleines Mädchen auf dem Arm gehalten hatte. Tatsächlich konnte sie sich nicht daran erinnern, dass er sie auch nur einmal mit einer Geste der Zuneigung bedacht hatte. Und das einzige „Porträt“, das je irgendjemand von ihr gemalt hatte, stammte von ihrer Mutter als Vorlage für ihr Propagandaplakat JUNGE IMPERIALE KÖNNEN NACH DEN STERNEN GREIFEN.

„Wir haben getan, was nötig war, um die Mission zu erfüllen, Lieutenant“, sagte sie. „Und das werden wir auch in Zukunft tun.“

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