Star Wars: Battlefront II – Inferno-Kommando

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Z serii: Star Wars
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4. KAPITEL

Die vier Mitglieder des neu gegründeten Inferno-Kommandos standen schweigsam nebeneinander, während der Lift summend in die Höhe stieg. Die Unbehaglichkeit des Treffens mit Versio wurde durch die Aufgabe, die nun vor ihnen lag, nur noch vergrößert. Schließlich beugte sich Meeko leicht zu Seyn vor und fragte mit leiser Stimme: „Werden wir in diesem Aufzug abgehört?“

„In diesem? Nein, nur Bildaufzeichnung“, erwiderte sie. „Der Sicherheitsdienst des Hotels muss wissen, wer das Gebäude betritt und verlässt, aber in diesen Aufzügen werden viele Geheimnisse besprochen und die Gäste wollen dabei nicht belauscht werden.“

Er nickte, die Stirn nachdenklich gerunzelt, dann sagte er: „Also gut … Findet noch irgendjemand, dass die Einheit angesichts unserer Aufgabe eher das In-der-Höhle-des-Krayt-Kommando genannt werden sollte?“

Abgesehen davon, dass Seyn unbehaglich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte, reagierte niemand auf den Kommentar, und der Moment zog sich unangenehm in die Länge. Del räusperte sich. „Tut mir leid. Ich wollte nur die Stimmung auflockern.“

Das Schweigen zog sich in die Länge, unterbrochen nur durch ein kurzes, schnaubendes Lachen von Gideon.

Iden war nicht in der Stimmung für Scherze, andernfalls hätte sie vielleicht in das Lachen eingestimmt, denn Meeko hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Ihr Vater liebte es, andere – vor allem sein einziges Kind – unter Druck zu setzen, wann er nur konnte.

Gideon hatte bereits die letzte Nacht hier verbracht, folglich war er auch der Einzige, der sich nicht überrascht umblickte, als die Lifttüren aufglitten und sie feststellten, dass ihre Suite eine ganze Etage einnahm – und dass eine Wache neben der Tür stand. Iden versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber die beiden anderen Mitglieder des Inferno-Trupps blinzelten mit offenen Mündern. Vor allem Meeko, der sich von der Pike auf hochgearbeitet hatte, schien ihre luxuriöse Unterbringung nicht geheuer zu sein.

Was Iden anging, so hatte sie gehofft, ihr Zimmer würde sich auf einer der obersten Etagen befinden, über den Wolken, wo sie den Sonnenuntergang beobachten könnte und die Nacht nicht durch den steten Verkehrsstrom gestört würde. Tja, Pech gehabt.

„Iden, ist das nicht von deiner Mutter?“, fragte Gideon, wobei er auf die Bilder an den Wänden deutete. Sie wusste, dass ihr alter Freund sie nur aufmuntern wollte, aber innerlich zuckte sie zusammen, vor allem, als ihr Blick auf das Plakat JUNGE IMPERIALE KÖNNEN NACH DEN STERNEN GREIFEN fiel. Die anderen wussten bereits, dass es sich bei Admiral Garrick Versio – ihrem direkten Vorgesetzten – um Idens Vater handelte; sie hatten nicht wissen müssen, dass ihre Mutter ebenfalls berühmt war. Iden wollte das Inferno-Kommando anführen – so sehr, dass ihr der Wunsch selbst fast verzweifelt erschien – , aber sie wollte sich dieses Kommando verdienen. Niemand sollte glauben, dass es in der Versio-Familie Vetternwirtschaft gab.

„Ich glaube schon“, sagte sie, um einen gleichgültigen Tonfall bemüht. Marana sah sie beeindruckt an, dann beugte sie sich zu der Signatur auf dem Plakat vor.

Del schüttelte den Kopf. „Ich muss schon sagen, das sind die mit Abstand luxuriösesten Quartiere, die ich je gesehen habe. Es ist beinahe schade, dass wir uns nicht einfach entspannen und den Zimmerservice genießen können.“

„Pech gehabt“, schnappte Iden, schärfer, als sie eigentlich beabsichtigt hatte. „Wir haben heute Nacht noch viel zu tun. Ich schlage vor, wir machen uns gleich an die Arbeit.“

„Natürlich haben Sie recht, Lieutenant“, sagte Del förmlich. „Weiß jemand, wer welches Zimmer hat?“

„Ich war letzte Nacht schon hier und ich habe das da genommen“, erklärte Gideon, den Finger auf die Tür hinten links gerichtet. „Aber ich kann auch umziehen, falls jemand das Zimmer möchte.“ Er drehte sich zu Iden herum. „Lieutenant?“

Sie bedauerte, dass sie Meeko so über den Mund gefahren war. Es war die Situation, die sie wütend machte, nicht er – tatsächlich war sie im Stillen dankbar dafür, dass er die allgemeine Aufmerksamkeit von den Plakaten an den Wänden fortgelenkt hatte. „Nein, das wird nicht nötig sein. Jeder soll einfach das Zimmer nehmen, das ihm am besten gefällt.“

Sie ging auf den nächstgelegenen Raum zu und blickte sich um, als die Tür mit einem Zischen aufglitt. Das Bett sah bequem aus, aber ihr entging nicht, wie straff und gründlich das Laken unter die Matratze geschlagen war. Selbst in einem Luxusappartement war das Militär eben noch immer das Militär.

„Lieutenant Versio?“ Meekos Stimme klang angenehm überrascht. „Sehen Sie mal, was ich gefunden habe!“ Er stand am Eingang, in der Hand eine alte Flasche Wein. „Stand einfach auf dem Nachttisch.“

Iden blickte auf ihren eigenen Nachttisch und entdeckte dort ein einzelnes elegantes langstieliges Glas. Sie griff danach und kehrte in das große Wohnzimmer zurück, wo die beiden anderen ebenfalls Gläser in die Höhe hielten.

„Das hätte ich deinem Vater gar nicht zugetraut“, sagte Gideon lächelnd, während er zur Kochecke hinüberging, um einen Flaschenöffner zu holen. Del trug die Flasche inzwischen feierlich zum Esstisch hinüber.

Ich muss später ein Wörtchen mit Gideon reden, dachte Iden, aber fürs Erste begnügte sie sich damit, ihn zu korrigieren. „Der Admiral“, sagte sie. „Er ist von jetzt an unser Vorgesetzter und so sollten wir auch über ihn sprechen.“

„Das muss schwierig für Sie sein – als seine Tochter, meine ich“, warf Seyn ein. Sie stellte ihr Glas auf den Tisch und setzte sich.

„Ich finde es überhaupt nicht schwierig“, entgegnete Iden steif. „Meine Eltern dienen beide dem Imperium und Admiral Versio führte einen militärischen Haushalt. Er ist mein Vater, ja, aber jetzt ist er der Admiral.“

„Selbst privat sprechen die Versios sich mit ihren Titeln an“, erklärte Gideon, dann brach er ab und warf Iden einen entschuldigenden Blick zu. „Aber Lieutenant Versio hat natürlich recht. Entschuldigung.“

Er kehrte mit dem Flaschenöffner zurück und reichte ihn Del. Als dieser sich daranmachte, die Flasche zu öffnen, fiel Iden zum ersten Mal auf, um was für einen Wein es sich handelte.

Alderaanische Spätlese. Aus Toniray, um genau zu sein.

Wie so oft wünschte Iden sich in diesem Moment, dass es nicht nötig gewesen wäre, Alderaan zu vernichten. Der Todesstern hatte einen ganzen Planeten ausgelöscht. Sicher, er war eine Brutstätte des Widerstands gewesen, ein Tummelplatz der Rebellen, aber sicher hatte nicht jeder, der dort gestorben war, das Imperium gehasst. Natürlich ging ihr die Zerstörung des Todessterns näher, weil sie Leute verloren hatte, die sie kannte, aber zumindest waren keine Zivilisten darunter gewesen. Keine Kinder.

Das Kind eines Rebellen mag noch ein Kind sein, aber wir müssen an die Zukunft denken. Es wird zu einem Feind des Imperiums heranwachsen. Und Feinde des Imperiums müssen ausgelöscht werden. Worte ihres Vaters, die er an sie gerichtet hatte, lange bevor sie zum ersten Mal vom Todesstern hörte. Und an ihrer Logik ließ sich nicht rütteln.

Seyn, die die anderen ständig aus den Augenwinkeln zu mustern schien, folgte Idens Blick. „Junge, Junge“, sagte sie. „Warten Sie, Commander Meeko. Vielleicht sollten wir den Wein lieber verkaufen. Sieht aus, als wäre er ein kleines Vermögen wert.“

Gideon neigte den Kopf in Richtung der Flasche, die Del noch immer in der Hand hielt, dann stieß er einen leisen Pfiff aus. „Oder vielleicht eher ein großes Vermögen.“ Er grinste. „Nein, nur zu, Commander. Feiern wir die Geburt des Inferno-Kommandos mit einer Flasche Rebellentränen!“

Der Korken löste sich mit einem leisen Ploppen, aber Meeko hielt die Flasche zu schräg, und die rote Flüssigkeit ergoss sich über den Tisch, ehe er sein Glas darunter halten konnte, um sie aufzufangen. Der Wein schwappte über den Glasrand und spritzte auf seinen Ärmel. Einen Moment blickten sie alle einander an. Und dann lachten sie.

Die Anspannung wich aus dem Raum. Es war nur eine Flasche Wein, mehr nicht.

Meeko reichte ihnen der Reihe nach nasse, klebrige Gläser. Er hatte das Einschenken übernommen, weil die Flasche zufällig in seinem Zimmer gestanden hatte, aber nun hielt er inne. Der Anführer der neu gegründeten Einheit sollte derjenige sein, der einen Toast ausbrachte. Doch im Moment gab es keinen Anführer. Noch nicht.

Sie haben weder mir noch den anderen einen Gefallen getan, Admiral, dachte Iden. Natürlich hatte ihr Vater diesen kleinen Wettstreit ersonnen, um das Team zu einen, aber es war durchaus möglich, dass er das genaue Gegenteil erreichte. Kameraden sollten nicht gegeneinander antreten wie Hunde, die um ein Stück Fleisch kämpften. Die plötzliche unbehagliche Pause zog sich in die Länge, und Iden beschloss, die Initiative zu ergreifen.

„Nun, wir sollten vermutlich nicht zu viel trinken, wir haben schließlich noch Hausaufgaben zu erledigen“, sagte sie, was den anderen ein leises Lachen entlockte. Offensichtlich war sie nicht die Einzige, der diese Sache vorkam wie eine Übung an der Akademie. „Aber wir können zumindest anstoßen. Auf eine erfolgreiche erste Mission – und viele weitere danach!“

„Hört, hört“, sagte Meeko und sein Glas klirrte gegen ihres. Sie nickte ihm zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass er gerne noch etwas hinzufügen konnte, falls er wollte.

„Ähm … tja, trinken wir auf Admiral Versio, der schlau genug war, uns alle für diese Einheit auszuwählen.“

Erneut erfüllte das Klirren teuren Glases den Raum, dann wandte Meeko sich erwartungsvoll zu Seyn um, die neben ihm stand. Sie ratterte etwas in einer gutturalen, tiefen Sprache herunter, interpunktiert durch das Klacken ihrer Zähne. Die anderen blickten sie unsicher an. Wie die meisten Imperialen aus gutem Hause beherrschte Iden neben Basic noch zwei oder drei der geläufigeren Sprachen des Kerns, aber so etwas hatte sie noch nie gehört.

 

Seyn grinste und plötzlich sah sie aus wie eine Zwölfjährige.

„Das ist ein traditioneller Trinkspruch der Ahak Maharr. Es bedeutet: ‚Auf dass wir das Fleisch unserer Feinde zerfetzen und ihr Blut trinken, so wie jetzt dieses Getränk.‘“

Es folgte eine lange Pause, während der die anderen sie weiter anstarrten und ihr Grinsen noch breiter und schelmischer wurde.

„Na, wenn das mal nicht der beste Trinkspruch ist, den ich je gehört habe“, sagte Gideon. „Den müssen Sie mir unbedingt beibringen, Seyn.“

„Ich werde es versuchen“, versprach sie. „Aber es ist schwer, Ahak Maharr richtig auszusprechen, wenn man keine Hauer hat.“

„Nun, ich werde trotzdem mein Bestes versuchen“, erklärte er, wobei er sie mit einem charmanten Lächeln bedachte. Anschließend hob er sein eigenes Glas und blickte in die Runde. „Das lässt sich wohl kaum überbieten, also werde ich mich kurzfassen. Auf das Inferno-Kommando. Mögen wir unserem Namen gerecht werden.“

Sie tranken. Der Wein kitzelte Idens Zunge süß und angenehm, aber sie nahm nur einen kleinen Schluck; sie trank nie im Dienst, und sie war eigentlich fast immer im Dienst, es sei denn, sie trainierte oder schlief gerade – oder übte, um Fähigkeiten zu verbessern, die sie bereits erlernt hatte. Wenn man seine Talente nicht regelmäßig schärft, werden sie stumpf, wie ihr Vater zu sagen pflegte.

Sie betrachtete ihre neuen Kameraden: Del Meeko und Seyn Marana, die beiden „Außenseiter“, hatten sich entspannt und plauderten ungezwungen miteinander. Gideon Hask, ein Kind aus tadellosem Hause, sah aus, als wäre er mit einem Weinglas in der Hand auf die Welt gekommen.

Sollen sie sich nur unterhalten und lachen und sich besser kennenlernen, dachte Iden bei sich. Sollen sie nur ein zweites Glas trinken. Sie kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass nichts, was er tat, ohne Hintergedanken geschah. Die Suite, der Ausblick, das kleine „Spielchen“, in einem der Zimmer eine Flasche Wein zu platzieren – das war alles ebenso sorgfältig geplant, wie er ihren Test geplant hatte.

Und so, wie Iden ihren Vater kannte, kannte Garrick Versio auch seine Tochter. Er wusste, dass sie sich nach dieser Führungsposition verzehrte. Anfangs hatten ihre Emotionen ihren Blick getrübt, aber inzwischen war ihr alles klar. Das hier war wirklich ein Test, aber es ging nicht darum, den besten Angriffsplan für eine Mission zu entwickeln – den hatte ihr Vater sicher längst selbst bestimmt. Nein, der eigentliche Test war das hier: Der Admiral wollte sehen, wer wachsam blieb, wer sich auf seine Aufgabe konzentrierte, obwohl es neue Leute kennenzulernen gab und eine luxuriöse Umgebung und gutes Essen und Trinken, das einen nur zu leicht ablenken konnte.

Also stellte Iden ihr Glas ab, das noch immer halb mit dem teuren und inzwischen auch äußerst seltenen Wein gefüllt war, und ging, um sich etwas zu essen zu bestellen. Es würde eine lange Nacht werden, und sie wusste, dass sie ihre ganze Konzentration brauchen würde. Ihr Vater hatte ein gutes Team zusammengestellt – und sie würde es zu ihrem Vorteil nutzen.

Als sie ihren Missionsvorschlag schließlich abgeschickt hatte und den Datenblock auf den Nachttisch neben ihrem Bett stellte, war sie mental erschöpft, aber zu aufgekratzt, um zu schlafen. Selbst, als sie das Licht ausschaltete und sich das Laken über den Kopf zog, sickerten die rastlosen bunten Lichter des Luftverkehrs über Coruscant durch ihre Lider – genau, wie sie es zuvor befürchtet hatte.

Iden hatte sich beigebracht, praktisch auf Befehl schnell und tief einzuschlafen und ebenso schnell und geistesgegenwärtig wieder aufzuwachen, aber in dieser Nacht fand sie einfach keine Ruhe. Da war ein Knoten in ihrem Magen, den sie nur allzu gut kannte; ein Knoten, den das Adrenalin und die Konzentration auf die Arbeit bislang überdeckt hatten.

Ihr Vater hatte sie während ihrer bisherigen Laufbahn größtenteils ignoriert. Aber jetzt ruhten seine Augen auf ihr.

Und Iden Versio würde – durfte – nicht versagen.

Sie hatte die Zimmerkontrollen so eingestellt, dass die sukzessive heller werdende Beleuchtung sie wecken würde, aber noch ehe das Licht Stufe drei von zehn erreicht hatte, lockte sie bereits der Geruch von frischem Kaff aus dem Schlaf. Obwohl sie das Verlangen verspürte, sich sofort eine Tasse zu nehmen, betrat sie das Wohnzimmer erst, nachdem sie geduscht und ihre Uniform angezogen hatte.

Meeko saß an dem schwarz glänzenden Tisch und nippte an seinem Kaff, während er mit dem Finger über den Bildschirm seines Datenblocks wischte. Auch er war bereits für die Besprechung gekleidet, die erst in zwei Stunden beginnen würde. Mit einem Lächeln nickte er in Richtung der Kanne.

„Guten Morgen, Lieutenant“, sagte er. „Nur zu, solange er noch heiß ist.“

„Danke.“ Sie kehrte mit einer Tasse Kaff und einer Scheibe mit Butter bestrichenem Cuanussbrot an den Tisch zurück und überflog auf ihrem eigenen Datenblock, was sie ihrem Vater letzte Nacht geschickt hatte. Er würde sicher Erklärungen von ihnen verlangen.

„Falls ich wetten sollte, würde ich auf Sie oder Hask tippen“, erklärte Meeko im Plauderton.

Überrascht blickte Iden zu ihm auf. „Warum sagen Sie das? Sie haben deutlich mehr Diensterfahrung als wir beide.“

Er verzog scherzhaft das Gesicht. „He, langsam. Ich bin nur zehn Jahre älter als Sie.“

„Das ist mehr als genug“, erwiderte Iden, aber dann fügte sie etwas ernster hinzu: „Und Sie haben deutlich mehr Kampfeinsätze hinter sich.“

Bei diesen Worten wurde Dels Miene härter. „Das stimmt, aber zu wissen, wie man einen Blaster hält, reicht nicht, um Anspruch auf eine Führungsposition zu erheben.“

Jetzt wandte Iden sich ganz zu ihm um, die warme Tasse zwischen ihren Händen. „Sie wurden für Ihren Mut auf dem Schlachtfeld ausgezeichnet. Und Sie waren der Chefingenieur eines Sternzerstörers“, sagte sie. „Sie haben viele wichtige Entscheidungen getroffen.“

Er zog die Schultern hoch. „Es gibt ein paar Dinge, die ich kann, aber das heißt nicht, dass ich eine Einheit anführen sollte. Ich weiß das und es stört mich auch nicht.“

Iden wollte ihm widersprechen. Sie hatte ihm gestern Abend zugehört, als er seine Einschätzung zu ihrer Mission abgegeben hatte. Seine Zurückhaltung war schnell verflogen, als er begann, die technischen Aspekte zu erörtern, als er mit den anderen über den Einsatz von Droiden diskutierte oder wie sie die Zahl unnötiger Opfer minimieren könnten. Del Meeko war ein Experte auf seinem Gebiet, und er wusste genau, wie er sein Wissen als Waffe einsetzen konnte. Ein Anführer brauchte solche Fähigkeiten. Und wären die Umstände andere gewesen, dann – das wurde Iden schlagartig klar – hätte sie ihn ohne Weiteres als ihren Vorgesetzten akzeptiert. Er war nicht der Typ Offizier, den man oft in Führungspositionen sah; er heischte nicht nach Aufmerksamkeit, er war nicht dominant und lautstark. Aber er hatte etwas an sich, dem sie bereits jetzt völlig vertraute.

Trotzdem hatte er vermutlich recht. Und die Umstände waren nun mal, wie sie waren. Ihr Vater hatte das Kommando über diese Einheit – und Iden könnte es nicht ertragen, jemand anderen als sich in der Position des Anführers zu sehen.

„Nun“, murmelte sie unbehaglich, „wir werden ja sehen.“

„Nichts für ungut, Meeko“, sagte Gideon, als er das Wohnzimmer betrat. „Ich gebe zu, dass Droiden ganz praktisch sein können, aber sie sind kein Ersatz für atmende, denkende Wesen, wenn eine Entscheidung über Leben oder Tod ansteht. Wem muss ich für diesen Kaff danken?“

„Das wäre dann wohl Meeko“, erklärte Iden.

Gideon bedachte den älteren Mann mit einem breiten Grinsen und hob seine dampfende Tasse. „Sehen Sie? Ein Droide hätte keinen Kaff gemacht!“

„Ich habe Gideon schon gesehen, wenn er morgens keinen Kaff bekommt“, fügte Iden hinzu. „Glauben Sie mir, hier ging es gerade wirklich um Leben und Tod.“

Meeko lächelte. Er schien die Kritik nicht persönlich zu nehmen, mit der Gideon ihn begrüßt hatte, was ihm bei Iden noch weitere Pluspunkte einbrachte. Der Mann schien wirklich ein Exot zu sein – ein ruhiger hochrangiger imperialer Offizier mit einem Sinn für Humor und wenig Ego. Wie überaus erfrischend.

Ein paar Minuten später gesellte sich auch Seyn zu ihnen. Sie hätte einer unangekündigten Inspektion mühelos standgehalten: Da war keine Strähne ihres kurzen, schwarzen Haares, die nicht perfekt saß, ihre weiße Uniformjacke war makellos, die Bügelfalte ihrer Hose war so scharf, dass man damit Papier hätte schneiden können, und ihre Stiefel waren auf Hochglanz poliert.

„Guten Morgen“, sagte sie höflich.

Sie trugen zwar alle ihre Uniformen, aber da war etwas an Seyn Maranas Perfektion, das Meekos Umgänglichkeit und sogar den Duft des heißen Kaff verblassen ließ. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, hatte die junge Frau vom Flottengeheimdienst die drei anderen gerade daran erinnert, wie wichtig dieser Tag für sie alle sein würde. Iden stellte fest, dass sie plötzlich viel gerader auf ihrem Stuhl saß, und sie fuhr ihre Emotionen herunter, wie ein Droide eine Subroutine herunterfährt, während sie Marana höflich zunickte und sich dann wieder ihrem Bericht widmete.

Das ungezwungene Geplauder war vorbei. Stille senkte sich über den Tisch und sie hingen alle ihren eigenen Gedanken nach.

Die vier standen steifbeinig in Versios Büro, als der Admiral – exakt um neun Uhr – den Raum betrat. „Setzen Sie sich“, wies er sie an.

Sie kamen der Aufforderung nach, anschließend blickte Iden, die Hände in ihrem Schoß verschränkt, zu ihrem Vater auf und wartete geduldig, so, wie sie es seit mehr als zwei Jahrzehnten gewohnt war.

Und wie immer kam Garrick direkt zur Sache. „Ihre Berichte bestätigen, dass ich die richtigen Leute für meine Einheit gewählt habe. Ich hatte bereits Vermutungen, welche Strategie jeder von Ihnen wählen würde, und Sie haben mich nicht enttäuscht.

Del Meeko.“ Der Ingenieur begegnete dem Blick seines kommandierenden Offiziers ruhig und gefasst. „Ihr Plan konzentriert sich auf den Einsatz von Droiden und innovativer Technologie. Seyn Marana – Ihre Strategie ist ganz auf den Einsatz von Geheimdienstinformationen ausgerichtet. Gideon Hask, Ihre Direktheit ist ebenso simpel wie effektiv.“

Idens Puls beschleunigte sich vor Furcht und Erwartung gleichermaßen. Ihr Plan war gut, er würde funktionieren. Garrick musste ihn ganz einfach wählen. Sie presste die Finger zusammen und hoffte, dass niemand es bemerkte.

„Die anderen haben Delikatessen zubereitet. Aber Sie, Iden Versio – Sie haben mir ein Gericht vorgesetzt.“

Sie wagte nicht, den Blick abzuwenden, während er sprach. Ein Gericht – das war etwas Gutes, oder? „Sie haben ein wenig hiervon genommen, ein bisschen davon.“

Entspann dich, Iden. Er macht so was doch ständig, rief sie sich ins Gedächtnis. Versio liebte es, seine Meinung auf eine Weise und in einem Tonfall kundzutun, die gleichzeitig Verärgerung und Bewunderung zum Ausdruck brachte. Und man konnte nie sicher sein, für welche Seite der Medaille er sich schließlich entschied.

„Einige würden sagen, das ist gut. Andere würden den Kopf schütteln. Aber letztlich geht es hier nicht darum, ein Mahl zuzubereiten. Wenn man den Rostbraten anbrennen lässt, isst man einfach etwas anderes. Aber hier – bei einer komplexen Mission wie dieser – da kann ein Fehltritt jemanden das Leben kosten. Und dieser Jemand sind vermutlich Sie selbst.“

Er blickte sie der Reihe nach an. „Es gibt keine Patentlösung. Es gibt kein narrensicheres Erfolgsrezept. Alles, was man tun kann, ist, seine Erfolgschancen zu verbessern. Und Lieutenant Versios Plan bietet meiner Meinung nach die besten Erfolgschancen. Fürs Erste, für diese Mission, wird sie darum das Kommando übernehmen.“

Er wandte sich seiner Tochter zu und deutete auf die Wand links von ihnen. Die Bildschirme dort waren momentan dunkel. „Lieutenant – Sie haben das Wort.“

Iden konnte es kaum glauben. Sein Lob war spärlich gewesen, größtenteils aufgewogen durch Einschränkungen und durchzogen von unverhohlenen Zweifeln – aber nichtsdestotrotz hatte er seine Tochter zur Anführerin des Inferno-Kommandos gemacht.

Sie stand auf und strich ihre Jacke glatt, dann trat sie vor die Bildschirme, gab einen Code ein und wandte sich dem Team zu.

Ihrem Team.

„Ich habe meinen Plan an Ihre Datenblöcke gesendet. Rufen Sie das Dokument auf, dann können wir mit der Besprechung beginnen. In Ordnung. Wir werden die Mission folgendermaßen in Angriff nehmen …“