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Gänsemütterchens Märchen

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Die Lila-Fee, die das alles wußte, kam der bedrängten Prinzessin zu Hilfe und sprach zu ihr:

»Ich müßte mich sehr täuschen, wenn wir es nicht doch noch fertig brächten, Deinem königlichen Vater die Lust zur Heirat zu nehmen. Verlange jetzt ein Kleid von der Farbe der Sonne! Ein solches zu beschaffen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Auf jeden Fall gewinnen wir aber Zeit.«

Die Prinzessin war damit einverstanden und verlangte das Kleid von der Farbe der Sonne. Da gab der verliebte König ohne Bedenken alle Diamanten und Rubinen seiner Krone her, um ihr zu diesem herrlichen Gewande zu verhelfen und er befahl, mit nichts zu sparen, um das Kleid der Sonne gleich zu machen.

Als es dann geliefert wurde, mußten alle, die es sahen, die Augen schließen, so wurde man geblendet. Aus jener Zeit stammen die grünen Brillen und die schwarzen Augengläser.

Aber wie erschrak die Prinzessin bei diesem Anblick! Noch nie hatte man ein so schönes und so herrlich gearbeitetes Kleid gesehen. Sie war ganz verwirrt und zog sich unter dem Vorwand, Augenschmerzen zu haben, auf ihr Zimmer zurück, wo sie die Fee erwartete. Das war eine schlimme Sache. Wie diese das sonnenfarbene Kleid sah, war sie so beschämt, wie man es nicht sagen kann; sie wurde rot vor Zorn und sagte zur Prinzessin:

»Nunmehr müssen wir die schmachvolle Liebe Deines Vaters auf eine schwere Probe stellen. Wenn er auch noch so sehr nach dieser Heirat strebt, so glaube ich doch, daß er einen kleinen Schrecken über die Bitte bekommen wird, zu der ich Dir jetzt rate. Ich meine die Haut des Esels, den er so sehr liebt und der ihm die Mittel zu seinen verschwenderischen Ausgaben verschafft. Gehe hin und bitte ihn um die Haut des Esels.«

Froh über dieses Mittel der verabscheuten Heirat zu entgehen und überzeugt, daß ihr Vater sich niemals dazu entschließen würde, des Esels Haut zu opfern, ging die Prinzessin zum Könige und verlangte von ihm die Haut des schönen Tieres. Der König war bestürzt über diesen Einfall seiner Tochter, aber er zögerte nicht, ihm zu genügen. Der arme Esel wurde geschlachtet und die Haut feierlich der Prinzessin überbracht. Nun sah sie kein Mittel mehr, ihrem Unglück zu entgehen und war in Verzweiflung.

Ihre Patin eilte herbei und als sie sah, wie sich die Prinzessin ihr Haar raufte und ihre zarten Wangen zerfleischte, sprach sie:

»Was tust Du da, mein Kind! Es ist doch der glücklichste Augenblick Deines Lebens! Hülle Dich in diese Haut, verlasse den Palast und gehe so weit, wie Dich die Erde trägt, denn wer alles seiner Tugend opfert, den werden die Götter belohnen. Mache Dich auf, ich werde Sorge tragen, daß Dir Deine Kleider überall folgen, wohin Du auch gehst. Der Kasten mit Deinem Schmuck und Deinen Gewändern wird auf unterirdischem Wege Dich begleiten. Hier gebe ich Dir meinen Zauberstab, klopfe damit auf die Erde, wenn Du Deinen Kasten brauchst, und er wird Dir sofort erscheinen. Doch Du mußt eilen und darfst jetzt nicht mehr zögern!«

Die Prinzessin bat ihre Patin unter tausend Küssen, sie niemals zu verlassen; dann befleckte sie die Eselshaut mit Straßenschmutz, hüllte sich hinein und verließ unerkannt den Palast.

Das Verschwinden der Prinzessin brachte alle in die größte Aufregung. Der König, der gerade ein prächtiges Fest vorbereitete, war untröstlich in seiner Verzweiflung. Er schickte mehr als hundert Gendarmen und ganze Regimenter Soldaten aus, um seine Tochter zu suchen. Aber die Fee nahm sie in ihren Schutz, machte sie unsichtbar und entzog sie den geschicktesten Verfolgern. So mußte der König sich mit ihrem Verluste abfinden.

Die Prinzessin aber wanderte ihres Weges. Sie ging weit, weit und immer weiter und suchte überall nach einer Stellung. Aus Mitleid gab man ihr zu essen; aber jedermann fand sie zu häßlich, um sie in seinen Dienst zu nehmen.

Endlich kam sie an eine schöne Stadt, vor deren Toren eine Meierei lag. Die Pächterin dieser Meierei brauchte eine Magd, um die Wäsche zu waschen und um den Hühnerhof und den Schweinestall zu fegen. Wie nun die Frau die schmutzige Wanderin sah, schlug sie ihr vor, in ihren Dienst zu treten. Mit großer Freude war die Prinzessin damit einverstanden, denn sie war müde von dem langen Wege.

Als Wohnung wies man ihr einen Verschlag an, der weit von der Küche entfernt lag. Die andern Bedienten trieben in den ersten Tagen grobe Späße mit ihr, weil sie in ihrer Eselshaut so schmutzig und abstoßend war. Aber bald gewöhnte man sich an sie; und da sie ihre Pflichten sehr gewissenhaft erfüllte, nahm sich die Pächterin ihrer an.

Die Prinzessin ließ die Schafe aus dem Stall und führte sie auf die Weide. Auch die Truthühner hütete sie mit so viel Verständnis, daß es schien, als habe sie niemals etwas anderes getan. Alles gedieh unter ihren zarten Händen.

Eines Tages saß sie wieder an der klaren Quelle, wo sie oft über ihr trauriges Los weinte. Da kam sie auf den Gedanken, sich im Spiegel des Wassers zu betrachten, und sie erschrak über die gräßliche Eselshaut, die ihren Kopf und Körper umhüllte. Beschämt über ihr Aussehen, wusch sie sich Gesicht und Hände, bis sie weiß waren wie Elfenbein und bis ihre zarte Haut wieder so frisch war wie früher. Erfreut über ihre Schönheit bekam sie Lust zu einem Bade. Aber dann mußte sie wieder in ihre unwürdige Haut schlüpfen, um nach der Meierei zurückzukehren.

Glücklicherweise war der nächste Tag ein Sonntag, und für sie ein Tag der Muße. Sie ließ ihren Kasten erscheinen, brachte ihre Kleider in Ordnung, puderte ihr schönes Haar und zog das wunderbare wetterfarbene Kleid an. Aber ihre Kammer war so klein, daß die Schleppe des herrlichen Gewandes keinen Platz darin hatte. Die schöne Prinzessin betrachtete sich im Spiegel und war über ihre Schönheit so erfreut, daß sie sich vornahm, an Sonn- und Festtagen der Reihe nach alle ihre schönen Gewänder anzuziehen.

Diesen Plan führte sie auch aus. Mit seltenem Geschmack steckte sie sich Blumen und Diamanten in ihr schönes Haar, und oft seufzte sie, daß niemand sie in solcher Schönheit sah außer ihren Schafen und Truthühnern, die sie aber nicht weniger liebten in ihrer häßlichen Eselshaut, wonach sie die Leute auf der Meierei »Jungfer Eselshaut« getauft hatten.

An einem Sonntage hatte die Prinzessin das sonnenfarbene Gewand angezogen, als gerade der Sohn des Königs, dem die Meierei gehörte, dort abgestiegen war, um sich auf der Heimkehr von der Jagd ein wenig auszuruhen.

Es war ein junger und schöner Prinz, geliebt von seinem Vater und seiner königlichen Mutter und verehrt von seinem ganzen Volke. Es wurde ihm ein ländliches Mahl bereitet, welches er mit Dank annahm. Danach bekam er Lust, sich die Geflügelhöfe anzusehen, und er durchstreifte sie bis in die äußersten Winkel.

Wie er sich so überall umsah, kam er in eine schattige Allee, an deren Ende er eine verschlossene Tür fand. Neugierig sah er durchs Schlüsselloch. Aber wie erschrak er, als er hier die wunderschön und reich gekleidete Prinzessin sah. In seiner edlen und bescheidenen Art hielt er sie für eine göttliche Erscheinung. Ohne die Ehrfurcht, die ihm das bezaubernde Bild einflößte, hätte der Sturm der Gefühle, der ihn da durchtobte, ihn sicherlich verführt, die Tür zu öffnen.

Es wurde ihm schwer, die dunkle, schattige Allee zu verlassen. Er tat es nur, um sich zu erkundigen, wer in der kleinen Kammer dort hause. Man gab ihm zur Antwort, es sei eine Magd, man nenne sie nur »Jungfer Eselshaut«, nach dem Kleide, das sie trage. Sie sei so schmutzig, daß niemand sie ansähe und niemand mit ihr sprechen wolle. Aus Mitleid habe man sie aufgenommen, damit sie die Schafe und die Truthühner hüte.

Diese Antwort sagte dem Prinzen so gut wie gar nichts. Er sah ein, daß die guten Leute von dem Geheimnis nichts wußten und er hielt es für zwecklos, sie weiter auszufragen.

So kehrte er über alle Maßen verliebt, in den Palast seines Vaters zurück und behielt immer das herrliche Bild der göttlichen Erscheinung vor Augen, das er durch das Schlüsselloch gesehen hatte. Nun reute es ihn doch, daß er nicht angeklopft hatte, und er nahm sich vor, es beim nächsten Male nicht zu versäumen.

Aber der Sturm in seinem Blute, den die Liebe heraufbeschworen hatte, warf ihn noch in derselben Nacht in ein so heftiges Fieber, daß er fast gestorben wäre. Seine Mutter, die Königin, deren einziges Kind er war, geriet in Verzweiflung darüber, daß alle Heilmittel versagten. Umsonst versprach sie den Ärzten fürstlichen Lohn. Sie wandten alle Mittel an, aber keines half dem Prinzen.

Schließlich ahnten sie, daß ein schwerer Kummer die Ursache dieser Krankheit war. Sie sagten es der Königin, und diese beschwor ihren Sohn in ihrer zärtlichen Liebe, ihr doch die Ursache seines Leides zu nennen. Wenn es sich etwa darum handle, ihm jetzt schon die Krone zu geben, so würde sein Vater, der König, ohne Schwanken des Thrones entsagen und ihn zum Könige machen. Sollte er aber irgendeine Prinzessin zur Frau begehren, so würde man, um seinen Wunsch zu erfüllen, alle Rücksichten opfern, selbst wenn man mit ihrem Vater im Kriege lebte oder auch andere Gründe hätte, eine solche Verbindung zu bedauern. Nur beschwöre sie ihn, am Leben zu bleiben, denn an seinem Leben hänge auch ihr Leben.

Als die Königin diese zu Herzen gehenden Worte gesprochen hatte, wobei sie das Antlitz des Prinzen mit Strömen von Tränen benetzte, sagte er zu ihr mit erschöpfter Stimme:

»Liebe Mutter, ich bin nicht der Unmensch, daß ich vom Vater die Krone fordere; gäbe Gott, daß er noch viele Jahre lebe, und daß ich immer sein treuester und ehrfurchtsvollster Untertan bliebe. Auch an eine Prinzessin denke ich nicht und auch nicht an eine Heirat. Ihr dürft überzeugt sein, daß ich hierin wie bisher mich immer Eurem Wunsche füge, was es mich auch kosten mag.«

»Ach liebster Sohn,« erwiderte die Königin, »um Dein Leben zu retten, gäben wir gern alles hin, nur rette Du jetzt mein Leben und das Deines königlichen Vaters und offenbare mir, was Du begehrst. Du darfst versichert sein: es wird Dir gewährt.«

 

»Nun liebe Mutter,« sagte der Prinz, »da ich Euch meine geheimsten Wünsche offenbaren soll, so will ich Euch gehorchen, um nicht zwei mir so teure Menschen in Gefahr zu bringen: Ich wünsche mir, daß Jungfer Eselshaut mir einen Kuchen backen soll, und daß man ihn so schnell wie möglich herbringt.«

Höchst erstaunt über diesen seltsamen Namen, forschte die Königin, wer Jungfer Eselshaut sei. Einer ihrer Offiziere, der sie zufällig gesehen hatte, antwortete: »Es ist das häßlichste Geschöpf nach dem Wolf, ein schmutziges Mädchen in einem schwarzen Stalle. Es haust in Eurer Meierei und hütet dort die Truthühner.«

»Und wenn es auch so ist,« sagte die Königin, »mein Sohn hat vielleicht einmal auf der Heimkehr von der Jagd von ihrem Kuchen gegessen. Es ist der Wunsch eines Fiebernden, kurz, ich will, daß Jungfer Eselshaut ihm schnell einen Kuchen backe.«

Man lief zur Meierei, holte Jungfer Eselshaut und trug ihr auf, für den Prinzen den allerschönsten Kuchen zu backen.

Einige Erzähler behaupten, Jungfer Eselshaut habe in dem Augenblick, als der Prinz durch das Schlüsselloch sah, diesen bemerkt, und als sie dann durch das Fensterlein ihrer Kammer den jungen, schönen Prinzen gesehen habe, sei sein Bild in ihrem Herzen geblieben, und die Erinnerung an ihn habe ihr manchen Seufzer gekostet.

Wie dem auch sei, ob Jungfer Eselshaut ihn wirklich gesehen, oder ob sie viel Rühmliches von ihm gehört, jedenfalls war sie hocherfreut, der Verborgenheit ihres Daseins zu entfliehen, schloß sich in ihr Kämmerlein ein, warf die Eselshaut ab, wusch sich Gesicht und Hände, kämmte ihr blondes Haar, legte ein hübsches, silbernglänzendes Leibchen an, dazu einen passenden Rock und machte sich daran, den Kuchen zu bereiten. Sie nahm das feinste Mehl, viel Eier und frische Butter. Hierbei ließ sie einen Ring, den sie am Finger trug, sei es Absicht, sei es Zufall, in den Teig fallen und mischte ihn darunter. Als der Kuchen gebacken war, hüllte sie sich wieder in ihre häßliche Haut und brachte das Gebäck dem Offizier, bei dem sie sich nach des Prinzen Befinden erkundigte. Doch dieser hielt es unter seiner Würde, ihr eine Antwort zu geben, und lief davon, um dem Prinzen den Kuchen zu bringen.

Hocherfreut griff der Prinz mit beiden Händen nach dem Kuchen und verzehrte ihn mit solcher Hast, daß die anwesenden Ärzte nicht verfehlten, diese Leidenschaft für ein bedenkliches Zeichen zu erklären. In der Tat wäre der Prinz beinahe an dem Ring erstickt, aber er hielt ihn noch rechtzeitig im Munde zurück. Sein Appetit verging ihm, als er das kostbare Kleinod betrachtete. So zierlich war dieser Ring, daß alle überzeugt waren, er könne nur dem schönsten Finger der Welt passen.

Wohl tausendmal küßte der Prinz den Ring und verbarg ihn unter seinem Hemd, um ihn jedesmal hervorzuziehen, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Er quälte sich in dem Gedanken, wie er zu der gelangen könne, die diesen Ring getragen. Doch er wagte nicht zu hoffen, daß man ihm gestatten würde, Jungfer Eselshaut kommen zu lassen, die ihm den Kuchen gebacken hatte. Er wagte auch nicht davon zu sprechen, was er durch das Schlüsselloch gesehen hatte, aus Furcht, man würde ihn auslachen und ihn für einen Gespensterseher halten. Da alle diese Sorgen gleichzeitig auf ihn einstürmten, nahm sein Fieber stark zu, und in ihrer Ratlosigkeit erklärten die Ärzte der Königin, der Prinz sei krank aus Liebe.

In Begleitung des Königs, der schier verzweifelte, stürzte die Königin zu ihrem Sohn.

»Mein Sohn, mein lieber Sohn,« rief der bekümmerte Herrscher aus, »nenne uns das Mädchen, das Du begehrst und wäre es die niedrigste Magd, wir schwören Dir, sie soll Deine Frau werden.«

Unter vielen Küssen bekräftigte die Königin den Schwur ihres Gatten.

»Lieber Vater und liebe Mutter,« sagte da der Prinz, »ich denke gar nicht daran, eine Ehe zu schließen, die Euch mißfallen könnte. Um Euch das zu beweisen, werde ich das Mädchen heiraten, dem dieser Ring gehört, wer sie auch sein mag. Aber wer einen so schönen Finger hat, daß ihm dieser Ring paßt, der dürfte allem Anschein nach kaum von geringer oder bäuerischer Herkunft sein.«

Bei diesen Worten zog er das Kleinod unter seinem Hemd hervor. Der König und die Königin nahmen den Ring, prüften ihn neugierig und stimmten dem Urteil ihres Sohnes zu, daß er nur einem jungen Mädchen von edler Herkunft gehören könne. Der König umarmte seinen Sohn und beschwor ihn, gesund zu werden und dann ging er hinaus, um die Trommler, Pfeifer und Trompeter durch die ganze Stadt zu schicken und durch seine Herolde bekanntzumachen, daß alle Mädchen in den Palast kommen sollten, um einen Ring zu probieren, und das Mädchen, dem er zu eigen gehöre, die Frau des Prinzen werde.

Zuerst kamen die Prinzessinnen, dann die Herzoginnen, die Marquisen und Baroninnen. Aber sie zeigten umsonst ihre Finger vor: keiner von ihnen paßte der Ring. Schließlich ließ man die Bürgermädchen kommen, aber auch diese hatten alle, so hübsch sie auch waren, viel zu dicke Finger. Da es dem Prinzen besser ging, stellte er die Versuche selbst an. Endlich kamen auch die Kammermädchen an die Reihe, aber auch sie schnitten nicht besser ab. Nun gab es kein Mädchen mehr, an dem der Ring nicht probiert worden wäre. Dann ließ der Prinz die Köchinnen und Hirtinnen kommen: all das Pack führte man herbei, aber ihre dicken, roten und kurzen Finger gingen erst recht nicht durch den Ring.

»Hat man schon Jungfer Eselshaut kommen lassen, die mir neulich den Kuchen backte?« fragte der Prinz.

Da fingen sie alle an zu lachen, und man erklärte ihm: »Die ist doch viel zu häßlich und zu schmutzig.«

»Man hole sie sofort,« sagte der König, »es soll nicht heißen, ich hätte irgend jemanden ausgeschlossen.«

Mit Spott und Hohn liefen sie fort, die Magd zu holen.

Als Jungfer Eselshaut die Trommler gehört hatte und den Ruf der Herolde, war sie sehr im Zweifel, ob ihr Ring wirklich all den Lärm verursache. Sie liebte den Prinzen, und da die wahre Liebe immer furchtsam ist und nicht stolz, so fürchtete sie, daß es doch eine Dame geben könne, die denselben kleinen Finger habe, wie sie. Jetzt aber hatte sie große Freude, als man an ihre Tür klopfte und sie rief.

Seitdem sie wußte, daß man nach dem kleinen Finger suche, zu dem der Ring passe, hatte sie eine unbestimmte Hoffnung auf den Gedanken gebracht, ihre Haare noch schöner zu kämmen als sonst, ihr schönes, silbernes Leibchen anzulegen und dazu den Rock, der mit vielen Falten, silbernen Spitzen und Edelsteinen besetzt war.

Wie sie nun an ihre Tür klopfen und nach ihr rufen hörte, sie solle zum Prinzen kommen, da warf sie rasch ihre Eselshaut über und öffnete.

Spöttisch erklärten ihr die Leute, der König schicke nach ihr, damit sie seinen Sohn heirate. Dann führten sie Jungfer Eselshaut unter Hohngelächter zum Prinzen.

Als dieser das Mädchen in ihrem sonderbaren Aufputz sah, war er nicht wenig betroffen und hielt es für unmöglich, daß es dieselbe sei, die er so stolz und schön gesehen hatte. Traurig und verwirrt, daß er sich so schwer getäuscht, fragte er sie:

»Wohnst Du dort unten in der dunklen Allee, im dritten Geflügelhof der Meierei?«

»Ja, Herr«, antwortete sie.

Zitternd und mit einem tiefen Seufzer sagte er. »Zeige mir Deine Hand!«

Wer war da am meisten überrascht? Das waren der König und die Königin, ebenso der Kammerherr und die anderen Höflinge. Aus der schwarzen, beschmutzten Haut hervor kam eine feine, weiße, rosenfarbene Hand, und mühelos ließ sich der Ring an den kleinsten und schönsten Finger der Welt streifen. Dann schüttelte sich die Prinzessin und die Eselshaut fiel von ihr ab. Nun stand sie da, so bezaubernd in ihrer Schönheit, daß der Prinz, schwach wie er war, vor ihr niederfiel und sie mit einer Leidenschaft in seine Arme schloß, die sie erröten machte. Aber man achtete kaum darauf, denn auch der König und die Königin umarmten sie in einem fort und fragten sie, ob sie ihren Sohn zum Gemahl nehmen wolle. Die Prinzessin war ganz verwirrt von so viel Zärtlichkeit und Liebe, die ihr der schöne, junge Prinz bezeigte und wollte sich eben dafür bedanken, als sich die Decke des Saales auftat und die Lila-Fee in einem Wagen aus Zweigen und Blumen ihres Namens herabschwebte, und mit unendlicher Anmut das Schicksal der Prinzessin erzählte. In ihrer Freude darüber, daß Jungfer Eselshaut eine so vornehme Prinzessin war, verdoppelten der König und die Königin ihre Zärtlichkeit. Aber noch größer war die Freude des Prinzen über die Tugendhaftigkeit der Prinzessin und seine Liebe zu ihr wuchs noch mehr durch die Erzählung der Fee.

Die Ungeduld des Prinzen, seine Braut heimzuführen, war so groß, daß er sich kaum Zeit ließ, um die Feier würdig vorzubereiten. Ganz verliebt in ihre schöne Schwiegertochter, erwiesen ihr der König und die Königin Zärtlichkeiten über Zärtlichkeiten und ließen sie nicht aus ihrem Arm. Da die Prinzessin erklärt hatte, sie könne des Prinzen Frau nicht werden, ohne das Einverständnis des königlichen Vaters, wurde zunächst an diesen eine Einladung geschickt, ohne ihm dabei zu verraten, wer die Braut sei. Dies geschah auf Wunsch der Lila-Fee, die alles zum Guten lenkte.

Aus allen Ländern kamen die Könige herbei, die einen in Sänften, die anderen in Wagen, die weiter wohnenden kamen auf Elefanten daher geritten, auf Tigern und Adlern, aber der allerprächtigste und allermächtigste war der Vater der Prinzessin, der gottlob seine frevelhafte Liebe zu seiner Tochter überwunden und die sehr schöne Witwe eines kinderlosen Königs geheiratet hatte. Die Prinzessin eilte auf ihn zu. Da erkannte er sie und schloß sie mit großer Zärtlichkeit in die Arme, noch ehe sie Zeit hatte, sich ihm zu Füßen zu werfen. Der König und die Königin stellten ihm ihren Sohn vor, den er mit Beweisen seiner Freundschaft überhäufte. Nun wurde die Hochzeit mit aller nur denkbaren Pracht gefeiert. Die jungen Gatten aber hatten kein Auge für diese Herrlichkeiten, der eine sah nichts als nur den anderen.

Noch an demselben Tage ließ der Vater seinen Sohn zum König krönen und setzte ihn mit feierlichem Handkuß auf den Thron; wie sehr er sich auch dagegen wehrte, er mußte dem Willen des Vaters gehorchen. Fast drei Monate dauerten die Festlichkeiten, aber die Liebe der beiden Gatten würde noch heute dauern, wenn sie nicht hundert Jahre später gestorben wären.

Moral:

 
Dies Märchen klingt so wunderbar,
Daß viele glauben, es wär’ nicht wahr.
Doch bleibt Jungfer Eselshaut immer beliebt,
So lang es Großmütter und kleine Kinder gibt.