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Blumen des Bösen

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DIE BLINDEN

 
Betrachte sie, mein Herz, wie sind sie fürchterlich!
Den Gliederpuppen gleich, fast lächerlich zu schauen;
Und wie Nachtwandelnde erwecken sie uns Grauen.
Durchs Leere tastet ihr erstorben Auge sich.
 
 
Die Augen, draus entflohn das Licht, das gottgeschenkte,
Erheben sie, als ob sie in die Ferne sähn,
Zum Himmel. Niemals noch sahst je du einen gehn,
Der träumerisch sein Haupt zu Boden niedersenkte.
 
 
Das Dunkel unbegrenzt, das sie umfangen hat,
Durchziehn sie, das verwandt der ewgen Ruh. O Stadt,
Indes du singst und brüllst, stets neuen Rausch zu finden
 
 
In grauenhafter Lust, der du schon übersatt,
Ich schlepp mich auch, und mehr als sie zerstört und matt,
Frag ich: was suchen sie im Himmel, all die Blinden?
 

DAS SPIEL

 
In fahlen Sesseln schaut ich alte Buhlerinnen,
Bleich, mit gemalten Braun, geschminkt noch im Verfall,
Verstellten Blicks. Ich sah von magren Ohren rinnen
Ein klirrendes Gehäng von Steinen und Metall.
 
 
Gesichter lippenlos, auf grüne Tische stierend,
Die Lippen ohne Blut, Kinnladen ohne Zahn,
Und Finger, wild verkrampft, nach Golde angstvoll gierend,
Durchwühlend Brust und Kleid in grausem Fieberwahn.
 
 
An schmutzigem Gewölb unzählge Kerzenlichter
Und riesge Leuchter, die ihr Flimmern bleich und weiß
Entsandten auf die Stirn der finstren, großen Dichter,
Die stumm vergeudeten der Marter blutgen Schweiß.
 
 
Das ist das schwarze Bild, das ich in bösem Traume
Mit allzu klarem Blick erspäht in nächtger Zeit.
Ich selber schaute in dem grauenhaften Räume
Mich aufgestützt, erstarrt, stumm und voll tiefem Neid.
 
 
Voll Neid auf dieser Schar untilgbar-zäh Verlangen,
Auf dies Vergnügen, das die Dirnen aufrecht hielt,
Wie unter meinem Blick sie frech und unbefangen
Um einstge Schönheit und um Ehrbarkeit gespielt.
 
 
Und es erschrak mein Herz, manch Armen zu beneiden,
Der glühnden Eifers stürzt zum Abgrund des Gerichts,
Und der, von seinem Blut berauscht, die grimmsten Leiden
Dem Tode vorzieht und die Hölle selbst dem Nichts.
 

TOTENTANZ
AN ERNEST CHRISTOPHE

 
Von ihrer Schönheit stolz wie Lebende durchdrungen,
Prunkt sie mit Taschentuch, mit Handschuh und mit Srauss;
In kühner Lässigkeit zeigt sie sich ungezwungen —
Wie eine magere Kokette sieht sie aus.
 
 
Hat je auf einem Ball man schlankren Wuchs gesehen?
Du schaust ihr grelles Kleid, an weiten Falten reich,
Auf einen Knochenraß in Wellen niedergehen,
Von buntem Schuh geschmückt, der zieren Blumen gleich.
 
 
Ihr magres Schlüsselbein umschmiegen leichte Spitzen,
Gleich einem üppgen Bach, der sich am Felsen reibt,
Und sittsam bergen sie vor possenhaften Witzen
Den unheilvollen Reiz, der tief verborgen bleibt.
 
 
Die hohlen Augen sind erloschen und verwittert,
Es nickt der Blumenschmuck vom Schädel grauenvoll,
Der schwank sich wiegend auf den dünnen Wirbeln zittert —
O Zauber eines Nichts, das aufgeputzt und toll!
 
 
Gar manche möchten dich ein nächtig Zerrbild nennen,
Die von der Trunkenheit des Fleisches nur gewußt,
Die nicht der menschlichen Gebeine Feinheit kennen:
Du mächtiges Skelett stillst meine höchste Lust!
 
 
Kommst du zu stören mit erschreckender Grimasse
Das Fest des Lebens, als ob lüsterne Begehr,
Leichtgläubge, dein Gebein im Grab nicht ruhen lasse,
Zum wilden Taumeltanz des Freudensabbats her?
 
 
Beim Sang der Geigen, bei der Kerzen lichtem Prangen
Hoffst zu verscheuchen du der finstren Träume Not?
Willst du vom wilden Strom der Orgien erlangen,
Daß er die Hölle kühlt, die dir im Herzen loht?
 
 
Unausgeschöpfter Quell von Wahn und Seltsamkeiten,
Nach dem der Menschheit Schmerz seit alter Zeit geforscht,
Ich sehe durchs Gewand, geschürzt an deinen Seiten,
Die gierge Schlange, die dir das Gebein zermorscht.
 
 
Zwar fürchte wahrlich ich, daß deine Reize scheitern,
Und daß kein Preis dich krönt, der würdig deiner Mühn;
Wen dieser Sterblichen wird solcher Spott erheitern?
Das Graun kann Starke nur mit seiner Lust durchglühn.
 
 
Der Augen Höhlung, drin des Grabes Schauer nachtet,
Enthaucht den Schwindel, und es wird kein Tänzer sein,
Der ohne Ekel und Beklemmung je betrachtet
Das Lächeln, das uns grinst aus deiner Zähne Reihn.
 
 
Doch welches Menschen Arm umfing nicht schon Skelette?
Wer hat sich nicht genährt vom Graun der Grabeswelt?
Was kümmert uns Geruch, Gewandung und Toilette!
Der, der sich ekelt, zeigt, daß er für schön sich hält.
 
 
Du Tänzrin, nasenlos! Sieghafte Dirne! Winke
Und sprich zur Tänzerschar, die sich erschrocken ziert!
Ihr Hübschen! Trotz der Kunst des Puders und der Schminke
Riecht ihr nach Grabesdunst! Skelette parfümiert!
 
 
Ihr Gecken welker Schmach! Ihr Dandys falschen Glanzes
Grauhaarger Stutzerschwarm! Gefirnißtes Gebein!
Die Welterschütterung des grimmen Totentanzes
Reißt euch in dunkles Land, das niemand sah, hinein.
 
 
Am kalten Seinestrand, am Glutgestad des Ganges
Spreizt tanzend sich die Schar der Menschen und sieht nicht,
Daß klaffend durchs Gewölb gleichwie ein dunkles, banges
Sturmwetter, dräuend des Gerichts Posaune bricht.
 
 
In deiner Welt bestaunt der Tod dich allenthalben,
Wie, sterbliches Geschlecht, er deinen Krampf verlacht,
Und oft, indem gleich dir er prunkt mit duftgen Salben,
Eint seinen grimmen Hohn er deines Wahnsinns Nacht!
 

DIE LIEBE ZUR LÜGE

 
Wann du vorbei mir gehst, gleichgültig-stolze Schöne,
Beim Sange der Musik, der am Gewölb zerfließt,
Wie du dich sacht bewegst, harmonisch wie die Töne,
Und Langeweil im Blick tiefmüde um dich siehst;
 
 
Erblicke ich belebt vom wehnden Gasgeflimmer
Die krankhaft-bleiche Stirn, wo wundersam der Brand
Der Abendfackeln spielt, wie neuer Morgenschimmer,
Dein Auge, das mich wie der Blick von Bildern bannt —
 
 
Denk ich: wie ist sie schön, von frischem Reiz umflutet!
Erinnrung, wie ein Turm, der schwer und königlich,
Bekrönt sie, und ihr Herz, das wie ein Pfirsich blutet,
Beut reif, gleich ihrem Leib, der kundgen Liebe sich.
 
 
Bist du des Herbstes Frucht, von auserlesner Milde?
Bist eine Urne du, die sich nach Tränen bangt,
Ein Duft, der träumen macht von seligem Gefilde,
Ein schmeichlerischer Pfühl, ein Korb, der Blüten prangt?
 
 
Ich weiß es: Augen sind, voll trauervoller Reine,
Wo sich kein Rätsel birgt, das köstlich zu erschaun,
Wie leere Medaillons, kleinodienarme Schreine,
Und tiefer, öder noch als selbst der Himmel Blaun.
 
 
Doch die Erscheinung ists, die zagendem Gefühle,
Das vor der Wahrheit flieht, das Sein versüßen kann.
Was kümmern Torheit mich und seelenlose Kühle?
Ob Maske oder Zier – dich, Schönheit, bet ich an!
 

NEBEL UND REGEN

 
Herbstende, Winter ihr, Frühlinge reich an Regen,
Euch Schlummerzeiten sehnt die Seele sich entgegen,
Die wie ein weites Grab ihr Herz und Hirn umgebt
Im Nebel, der mich wie ein Leichentuch umwebt.
 
 
In weiter Ebne, die die kalten Winde fegen,
Wo Wetterfahnen in der Nacht sich kreischend regen,
Spannt meine Seele, die kein warmer Lenz belebt,
Den Rabenfittich, der sie düstren Flugs erhebt.
 
 
Nichts kann so süß sein für ein Herz, das gramzerrissen,
Auf das seit langem schon der Frost herniederfällt,
O bleiche Himmel, ihr Gebieter unsrer Welt,
 
 
Als stets zu sehn das Graun von fahlen Finsternissen,
Wenn nicht den bittren Schmerz auf unsrem Bett wir sacht
Einschläfern Brust an Brust in mondesleerer Nacht.
 

PARISER TRAUM
AN CONSTANTIN GUYS

I
 
Von diesem schrecklichen Gefilde,
Das nie ein sterblich Aug erblickt,
Hat ein verweht und zart Gebilde
Noch diesen Morgen mich entzückt.
 
 
Der Schlaf ist reich an Wunderträumen!
Durch einer Laune fremdes Spiel
Bannt ich aus den erschauten Räumen
Der Pflanzen regellos Gewühl.
 
 
Im Bild, das stolz mein Geist sich malte,
Erfreute sich mein kühnes Herz
An ewger Öde, die erstrahlte
Von Wasser, Marmelstein und Erz.
 
 
Es war ein Babel von Arkaden,
Ein niemals endender Palast,
Reich an Bassins und an Kaskaden,
Von Schalen matten Golds gefaßt;
 
 
Und Wasserfalle, niederschießend
Gleich einem Vorhang von Kristall,
Sie hingen schwer, ihr Licht ergießend,
An steilen Mauern von Metall.
 
 
Nicht Bäume sondern Kolonnaden
Umgaben schlummerstille Seen,
Wo die gigantischen Najaden
Wie Frauen sich im Spiegel sehn.
 
 
Es breiteten sich blaue Teiche
Entlang den grün und rosgen Strand,
Durch tausend nie ermeßne Reiche,
Bis an der Erde fernsten Rand.
 
 
Es waren nie erschaute Steine
Und eine magisch-fremde Flut,
Gewaltge Spiegel, hell vom Scheine
Der Wunder, die darin geruht.
 
 
Weltströme wie der Ganges flossen
Verstummt im Ruhn des Ätherblaus,
Und ihrer Urnen Schätze gossen
Sie in demantne Schlünde aus.
 
 
Ich ließ, des Feeenreichs Erbauer,
Durch eines Tunnels nächtgen Gang,
Mit edelsteingeschmückter Mauer,
Das Weltmeer gehn, das ich bezwang.
 
 
Geschliffen, schillernd und geglättet
War selbst der schwarzen Farben Nacht,
Stolz prangend in die Flut gebettet,
Erleuchtet in kristallner Pracht.
 
 
Sonst keine Sterne, keine Flammen
Der Sonne, selbst am Himmelsrand,
Die Dinge all, die wundersamen,
Durchleuchtete ihr eigner Brand.
 
 
Und über dieser Welt verloren,
Lag – neuer Schrecken: endlos weit
Dem Auge alles, nichts den Ohren —
Ein Schweigen wie die Ewigkeit!
 
II
 
Den trunknen Blick dem Tag erschlossen,
Sah meiner Kammer Elend ich,
Und vom Bewußtsein neu durchflössen,
Fühlt ich der Sorgen grimmen Stich.
 
 
Die Uhr mit ihren dumpfen Schlägen
Schlug Mittag, und vom Himmelszelt
Sank finsteres Gewölk und Regen
Auf diese frosterstarrte Welt.
 

MORGENDÄMMERUNG

 
Der Weckruf ertönte im Hof der Kasernen
Und der Morgenwind blies auf die Laternen.
 
 
Es war die Stunde, da der Träume bösem Bann
Auf seinem Bett der Knab sich nicht entwinden kann,
Da wie ein blutig Aug, das bebt in wehen Qualen,
Die Lampen ihren Fleck rot in den Morgen malen,
Da durch des Körpers Last die Seele niederbricht
Und gleiche Kämpfe ringt wie Tag und Lampenlicht.
Wie ein betränt Gesicht, das trocknet in den Winden,
Erschauern in der Luft die Dinge, die entschwinden.
Des Schreibens ist der Mann, die Frau des Liebens satt.
 
 
Schon stiegen hier und dort Rauchsäulen aus der Stadt.
Die Freudenmädchen, tiefgesenkt die bleichen Lider,
Sie lagen offnen Munds in stierem Schlaf danieder;
Und Arme, welk die Brust, die Lippen ohne Blut,
Bliesen die Finger sich und bliesen in die Glut.
Es war die Stunde, da in Kälte und Entbehren
Die Wehn und Nöte der Gebärenden sich mehren,
Gleich einem Schluchzen, das ein Blutsturz jäh verschlang,
Der frühe Ruf des Hahns durch Morgennebel drang;
Um die Gebäude schwamm das Nebelmeer, das fahle,
Schwer keuchten Sterbende im Schoß der Hospitale
Und stießen todesmatt ein letztes Röcheln aus.
Gebrochen schleppten sich die Wüstlinge nach Haus.
 
 
Das Morgenrot in grün und rosigem Gewände
Kam fröstelnd langsam her am öden Seinestrande;
Das finstere Paris brach seines Schlummers Bann
Und griff zum Handwerkszeug, ein greiser Arbeitsmann.
 

DER WEIN

DER WEIN DER LUMPENSAMMLER

 
Oft schauen wir, wie in der Flammen rotem Flirren,
Im wehnden Flackerschein, bei der Laternen Klirren,
Im Schoß der alten Stadt, von Schmutz und Elend voll,
Dort, wo die Menschheit stöhnt in wetterschwangrem Groll,
 
 
Ein Lumpensammler kommt, der, wie ein Dichter schwankend,
Wild schüttelt mit dem Kopf, an alte Mauern wankend;
Und voll Verachtung für der Späher feilen Hauf
Läßt seinem Hoffen er im Rausche freien Lauf.
 
 
Er schwört Gelübde, gibt erhabene Gesetze,
Er hebt Gestürzte auf, zerreißt der Bösen Netze,
Der Himmel überwölbt ihn wie ein Baldachin,
Wie trunken macht der Glanz der eignen Tugend ihn.
 
 
Ja, diese Leute, die in Sorgen niederbrechen,
Die Arbeit schier zermalmt, die lange Jahre schwächen,
Gelähmt, sich bückend vor der Last gehäuften Schutts,
Die ausgespien Paris, ein wirr Gewühl von Schmutz,
 
 
Sie kommen vom Geruch der Fässer wie umflossen,
Mit kampfergrauter Schar, mit jubelnden Genossen,
Ihr Schnurrbart hängt herab wie Fahnen greisen Ruhms,
– Siegbogen, Blumen, all der Glanz des Heldentums
 
 
Erhebt vor ihnen sich wie eine Zaubersonne,
Sie bringen, ganz betäubt vom Festlärm und der Wonne
Der Trommeln, des Geschreis, des Horns, der Strahlenpracht,
Die Glorie ihrem Volk, das Liebe trunken macht,
 
 
So rollt, auf daß er all die nichtge Menschheit letze,
Der Wein sein reiches Gold, ein Paktolos der Schätze;
Im Mund des Menschen singt sein Tun er, siegeshehr,
Gleich wahren Köngen herrscht durch seine Gaben er.
 
 
Den Gram zu tilgen und die Gleichmut sanft zu wiegen
All der Verstoßnen, die ergreist und stumm erliegen,
Gab reuig Gott den Schlaf, der tröstlich und gelind.
Der Mensch erschuf den Wein, der Sonne heilges Kind!
 

DER WEIN DES EINSAMEN

 
Der Kurtisanen Blick, der seltsam zu uns gleitet,
Dem flüchtgen Zitterstrahl des blassen Mondes gleich,
Wann er herniedertaucht zum leicht gerillten Teich,
In dem um Silberglanz die Flut sich lässig breitet;
 
 
Der letzte Beutel Gold in eines Spielers Hand;
Ein tändelnd-dreister Kuß der magren Adeline;
Ein ferner Schmeichelklang von müder Violine
Wie weher Klagelaut, der sich der Brust entwand …
 
 
Das alles, Flasche, gleicht dem Glück nicht, das du sendest,
Wenn du den Balsamtrank aus reichem Innern spendest,
Der das erloschne Herz des Dichters neu entfacht,
 
 
Du träufelst Hoffnung ihm und Jugend und das Leben
Und Stolz, den einzgen Schatz, den Armut uns gegeben,
Der triumphierend uns und Göttern ähnlich macht.
 

DER WEIN DER LIEBENDEN

 
Heut strahlen herrlich die Weiten!
Ohne Zügel und Sporn laß uns reiten
Dahin, beflügelt vom Wein,
In den Himmel der Feen hinein!
 
 
Zwei Engeln gleich, die dem Glühen
Der lastenden Schwüle entfliehen,
Laß im Morgen, kristallblau und rein,
Uns folgen dem spiegelnden Schein.
 
 
Gewiegt von den weichen Schwingen
Des Wirbelwinds, der uns freund,
In gleichentzücktem Umschlingen,
 
 
Meine Schwester, laß eng vereint
Uns rastlos fliehn durch die Räume
Zu dem Paradies meiner Träume.