Handbuch Ius Publicum Europaeum

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[188]

So die verbreitete Bezeichnung: vgl. Grimm (Fn. 88), S. 1307; Willoweit (Fn. 6), § 44 II 2, S. 451; Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 62; von „Nachbesserungen und Vervollständigung“ spricht gleichsinnig Ipsen (Fn. 37), S. 7.

[189]

Zum Folgenden eingehend Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 44ff., der resümierend eine „Wende in der Entwicklung der Bundesrepublik“ konstatiert (Rn. 51). – Kompakte zeitgeschichtliche Darstellung von „Westintegration und Wiederbewaffnung“ bei R. Morsey, Die Bundesrepublik Deutschland. Entstehung und Entwicklung bis 1969, 42000, S. 26ff.; M. Görtemaker, Kleine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2002, S. 117ff.

[190]

Gesetz zur Ergänzung des Grundgesetzes v. 26.3.1954 (BGBl. I S. 45). Es war mit Blick auf die geplante Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG), deren Gründung im August 1954 in der französischen Nationalversammlung scheiterte, formuliert und umfasste die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz des Bundes für Verteidigungsangelegenheiten einschließlich der Wehrpflicht in Art. 73 Nr. 1 GG sowie die Einfügung des Art. 79 Abs. 1 Satz 2 und des später wieder gestrichenen Art. 142a GG (zeitgenössische Kritik: K. Loewenstein, Kritische Betrachtungen zur Verfassungsänderung vom 27. März 1954, DÖV 1954, S. 385ff.; zum Hintergrund Hofmann [Fn. 20], § 9 Rn. 45; Dreier [Fn. 120], Art. 79 I Rn. 5). Denn nachdem die Verfassungsmäßigkeit der einfachgesetzlichen Zustimmungsgesetze zur EVG von 1952 wegen der noch fehlenden Regelung der Wehrhoheit im Grundgesetz von der SPD vor dem Bundesverfassungsgericht angezweifelt wurde, entspann sich eine intensive staatsrechtliche Diskussion (vgl. Institut für Staatslehre und Politik [Hg.], Der Kampf um den Wehrbeitrag, 2 Bde. und Ergänzungsband, 1952, 1953, 1958). Die seit den Wahlen von 1953 über eine Zweidrittelmehrheit verfügende Regierungskoalition wollte die Zustimmungsgesetze durch die Grundgesetzänderungen absichern. Mit der Ablehnung durch die Franzosen war dieses Projekt der Wiederbewaffnung hinfällig.

[191]

Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 19.3.1956 (BGBl. I S. 111). Erst mit den hier vorgenommenen zahlreichen Ergänzungen (u.a. Art. 17a, 45a, 45b, 59a, 65a, 87a, 87b GG) werden die Folgen der Errichtung der Bundeswehr für das Grundgesetz deutlich sichtbar.

[192]

Vgl. das Pariser Protokoll über die Beendigung des Besatzungsregimes in der Bundesrepublik Deutschland v. 23.10.1954, BGBl. 1955 II, S. 215. Knapp Morsey (Fn. 189), S. 36ff.

[193]

Detaillierter zum Folgenden Heun (Fn. 157), Vorb. zu Art. 115a–115l Rn. 4ff.; K. Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. II, 1980, S. 855ff.

[194]

Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 48.

[195]

Siebzehntes Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 24.6.1968 (BGBl. I S. 709). Zu Vorläufern wie dem Schröder-, Höcherl-, Benda- oder Lücke-Entwurf siehe Heun (Fn. 157), Vorb. zu Art. 115a–115l GG, Rn. 5f.; T. Stein, Grundrechte im Ausnahmezustand, in: HGR I, § 24 Rn. 24ff.

[196]

Pieroth (Fn. 45), S. 18. Die Alliierten erklärten mit Abschluss des parlamentarischen Verfahrens am 27. Mai 1968, dass ihre Vorbehaltsrechte aus Art. 5 Abs. 2 des Deutschlandvertrages erloschen seien: BGBl. I S. 714.

[197]

Diese Detailliertheit und der darin zum Ausdruck kommende „Perfektionismus“ waren Hauptgegenstand der immanenten rechtswissenschaftlichen Auseinandersetzung, die die sich lange hinziehenden Beratungen begleitete. Vgl. aus der Vielzahl der Stimmen nur K. Hesse, Grundfragen einer verfassungsmäßigen Normierung des Ausnahmezustandes, JZ 1960, S. 105ff.; H.-U. Evers, Die perfekte Notstandsverfassung, AöR 91 (1966), S. 1ff., 193ff.; K. A. Bettermann, Die Notstandsentwürfe der Bundesregierung, in: Fraenkel (Hg.), Der Staatsnotstand, 1965, S. 190ff. – Umfängliche Darstellung des Notstandsrechts bei Stern (Fn. 193), S. 1289ff.

[198]

Zu den Dimensionen Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 52: von den damals 145 GG-Artikeln seien „nicht weniger als 28 geändert, aufgehoben oder eingefügt worden“. Zum Folgenden noch Stern (Fn. 193), S. 1322ff.; Heun (Fn. 157), Vorb. zu Art. 115a–115l Rn. 13ff.

[199]

Hesse (Fn. 37), § 3 Rn. 19. Übersicht zu den Stufen des äußeren Notstandsfalls bei Heun (Fn. 157), Vorb. zu Art. 115a–115l Rn. 11ff.; Stein (Fn. 195), § 24 Rn. 32ff.

[200]

Vgl. Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 54; Pieroth (Fn. 45), S. 18.

[201]

Diese wurde allerdings erst mit dem Neunzehnten Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 29.1.1969 (BGBl. I S. 97) eingefügt.

[202]

Einige Hinweise zur Praxis bei C. Arndt, Rechtsprobleme der Post- und Fernmeldekontrolle, FS für Friedrich Schäfer, 1980, S. 147.

[203]

Vgl. G. Dürig, Zur Bedeutung und Tragweite des Art. 79 Abs. III des Grundgesetzes (ein Plädoyer), Festgabe für Theodor Maunz, 1971, S. 41, 48f., 51f.

[204]

BVerfGE 30, 1 (17ff.) mit abweichender Auffassung der Richter Geller, v. Schlabrendorff und Rupp (S. 33ff.). Die Nachfolgeentscheidung BVerfGE 100, 313 (358ff.) ändert an der seinerzeitigen Mehrheitsentscheidung nichts Substanzielles.

[205]

Vgl. P. Häberle, Die Abhörentscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 15.12.1970, JZ 1971, S. 145ff.; H.-U. Erichsen, Höchstrichterliche Rechtsprechung zum Verwaltungsrecht – I. Zu den Grenzen von Verfassungsänderungen nach dem Grundgesetz, VerwArch. 62 (1971), S. 291ff.; B. Schlink, Das Abhör-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, Der Staat 12 (1973), S. 85ff.; auf dieser Linie noch G. Hermes, in: Dreier, GGK2 I, Art. 10 Rn. 61 (mit Hinweisen auf Gegenstimmen). Leicht distanziert Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 66.

[206]

C. Gusy, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG I, Art. 10 Rn. 94. – Jedenfalls hat das Urteil gezeigt, dass die Ewigkeitsgarantie des Grundgesetzes nicht zwingend umfassenden justizförmigen Schutz der Grundrechte erfordert, sondern in besonderen Fällen andere Organe an die Stelle von Gerichten treten können (vgl. Dreier [Fn. 121], Art. 79 III Rn. 34).

[207]

20. Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 12.5.1969 (BGBl. I S. 357). – 21. Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 12.5.1969 (Finanzreformgesetz) (BGBl. I S. 359). – 22. Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 12.5.1969 (BGBl. I S. 363). Vorausgegangen war die Einfügung der Art. 109 Abs. 2–4 GG durch das Fünfzehnte Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 8.6.1967 (BGBl. I S. 581).

[208]

Übersichtlich zur Gesamtentwicklung Heun (Fn. 157), Vorb. zu Art. 104a–115 Rn. 6ff. (dort Rn. 7 der Hinweis, dass die Finanzverfassung der am häufigsten geänderte Abschnitt des Grundgesetzes ist).

[209]

Grimm (Fn. 88), S. 1307; kompakt auch Ipsen (Fn. 37), S. 33 sowie Pieroth (Fn. 45), S. 18f. – Politikwissenschaftlich wurde der kooperative Föderalismus als Politikverflechtung analysiert: grundlegend W. Scharpf/B. Reissert/F. Schnabel, Politikverflechtung. Theorie und Empirie des kooperativen Föderalismus in der Bundesrepublik, 1976.

[210]

Zu Planungsbegeisterung gerade in der Zeit der Großen Koalition anschaulich Wolfrum (Fn. 44), S. 288ff.

[211]

Meisterhafte Analyse in der Zusammenschau der verschiedenen komplexen Entwicklungsstränge bei Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 74ff. („vom Trennsystem über die Mischverwaltung zum Verbundsystem des kooperativen Föderalismus“).

[212]

Dazu etwa P.M. Huber, Klarere Verantwortungsteilung von Bund, Ländern und Kommunen? (Gutachten D für den 65. DJT, 2004), S. 23ff., 91ff.; J. Hellermann, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Bd. III, Art. 104a Rn. 169. – Abgewogene Darstellung bei A. Benz, Der deutsche Föderalismus, in: Ellwein/Holtmann (Hg.), 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland, 1999, S. 135, 141ff. Vgl. unten, Rn. 83, 101.

 

[213]

J. Wieland, Einen und Teilen. Grundsätze der Finanzverfassung des vereinten Deutschlands, DVBl. 1992, S. 1181ff.; Bauer (Fn. 168), § 14 Rn. 20ff. m.w.N.

[214]

Instruktive Analyse des Gesamtprozesses anhand unterschiedlicher Verfassungsfunktionen bei H. Schulze-Fielitz, Die deutsche Wiedervereinigung und das Grundgesetz, in: Hesse/Schuppert/Harms (Hg.), Verfassungsrecht und Verfassungspolitik in Umbruchsituationen, 1999, S. 65ff.

[215]

Auch als zeitgeschichtliches Dokument daher interessant die Vorträge und Diskussionen der einzigen Sondertagung, die die Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer in ihrer langen Geschichte im April 1990 in Berlin veranstaltete: VVDStRL 49 (1990): „Deutschlands aktuelle Verfassungslage“.

[216]

Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 43 weist treffend darauf hin, dass eben ein solches Verfahren im Grundlagen-Urteil des Bundesverfassungsgerichts noch ausgeschlossen worden war: BVerfGE 36, 1 Leitsatz 7.

[217]

Art. 23 a.F. lautete: „1Dieses Grundgesetz gilt zunächst im Gebiet der Länder Baden, Bayern, Bremen, Groß-Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. 2In anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen.“

[218]

Hierauf stellt maßgeblich ab P. Lerche, Der Beitritt der DDR – Voraussetzungen, Realisierung, Wirkungen, in: HStR VIII, 1995, § 194 Rn. 30, 32, 35, 52, 56.

[219]

Text aus: Art. 1 des Einigungsvertragsgesetzes v. 23. September 1990 (BGBl. 1990 II, S. 885).

[220]

Kapitel 1, Artikel 1 des Einigungsvertrages (BGBl. 1990 II, S. 890).

[221]

Das Zustimmungsgesetz zum Einigungsvertrag stammt vom 23.9.1990 (BGBl. 1990 II, S. 885). Der EV ist gemäß Bekanntmachung vom 16.10.1990 (BGBl. 1990 II, S. 1360) am 29.9.1990 in Kraft getreten.

[222]

So statt vieler P. Badura, Die innerdeutschen Verträge, insbesondere der Einigungsvertrag, in: HStR VIII, § 189 Rn. 18ff.

[223]

Hofmann (Fn. 37), S. 158. Ähnlich wie die vorstehende Argumentation H. Weis, Verfassungsrechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Herstellung der staatlichen Einheit Deutschlands, AöR 116 (1991), S. 1ff., 12f. Siehe zur Rolle des Einigungsvertrags für die Rechtseinheit auch R. Grawert, Rechtseinheit in Deutschland, Der Staat 30 (1991), S. 209, 222ff.

[224]

Schroff ablehnend zu diesem Vorgehen W. Geiger, Grundgesetzänderungen durch zwischenstaatlichen Vertrag?, DRiZ 1991, S. 131ff.

[225]

BVerfGE 82, 316, 320 bzw. 321; 84, 90, 118: „beitrittsbedingt[e]“. Lerche (Fn. 218), § 194 Rn. 59 mit Fn. 184 spricht insofern von „erkennbarer Großherzigkeit unter Opferung strenger Logik“.

[226]

Zum Folgenden näher Dreier (Fn. 25), Präambel Rn. 7, 48ff., 75ff.; vgl. noch D.-E. Khan, Die deutschen Staatsgrenzen, 2004, S. 339 ff., 663 f.

[227]

In der Präambel wurde der Übergangscharakter ebenso gestrichen wie die Wahrung der nationalen und staatlichen Einheit und die Aufforderung, die Freiheit und Einheit Deutschlands zu vollenden (Text der alten Fassung: Fn. 3). Stattdessen heißt es jetzt: „Die Deutschen in den Ländern […] haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet.“

[228]

W. Schäuble, Der Einigungsvertrag – Vollendung der Einheit Deutschlands in Freiheit, ZG 5 (1990), S. 289, 303.

[229]

Die „Zwei“ waren die beiden deutschen Staaten, die „Vier“ die Siegermächte Frankreich, Sowjetunion, Großbritannien und USA. Zu diesem „Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland“ vom 12. September 1990 (BGBl. II S. 1318) vgl. nur D. Blumenwitz, Der Vertrag vom 12.9.1990 über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland, NJW 1990, S. 3041ff.

[230]

BT-Drs. 11/7760, S. 355, 358.

[231]

Zum Folgenden mit Nachweisen näher Dreier (Fn. 25), Präambel Rn. 51ff.

[232]

Schulze-Fielitz (Fn. 214), S. 93.

[233]

Als da sind: Obsoletwerden der Norm durch die Wiedervereinigung, Art. 146 als verfassungswidriges Verfassungsrecht, Beschränkung auf Art. 79 Abs. 3, Verwirkung wegen Zeitablaufs. Dazu und dagegen m.w.N. H. Dreier, in: ders., GGK III, Art. 146 Rn. 29ff.

[234]

Vgl. Text oben in Fn. 4. Treffend bemerkt Meyer (Fn. 33), S. 472, die Einfügung des Relativsatzes werde „kurioserweise“ einerseits als Bestätigung der Geltung, andererseits als Bestätigung der Nichtgeltung des Art. 146 GG gewertet.

[235]

Ausführliche Argumentation mit Darstellung des Streitstandes und der Gegenstimmen: Dreier (Fn. 233), Art. 146 Rn. 37ff.

[236]

Zu Einsetzung, Konstituierung und Arbeitsergebnissen siehe den Bericht der Kommission: BT-Drs. 12/6000 (= Zur Sache 5/93).

[237]

Pieroth (Fn. 45), S. 22; ähnlich H. Maurer, Staatsrecht I, 42005, § 5 Rn. 34: „ziemlich dürftig“. Kritisch auch M. Kloepfer, Verfassungsänderung statt Verfassungsreform, 1995 (Fazit S. 149ff.).

[238]

42. Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 3, 20a, 28, 29, 72, 74, 75, 76, 77, 80, 87, 93, 118a und 125a) v. 27.10.1994 (BGBl. I S. 3146). Dazu U. Berlit, Die Reform des Grundgesetzes nach der staatlichen Einigung Deutschlands, JöR n.F. 44 (1996), S. 17, 34ff.

[239]

38. Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 21.12.1992 (BGBl. I S. 2086).

[240]

Zusammenfassend H. Bauer, Europäisierung des Verfassungsrechts, JBl. 2000, S. 750ff.; J. A. Frowein, Die Europäisierung des Verfassungsrechts, FS 50 Jahre BVerfG, Bd. I, S. 209ff.

[241]

So Badura (Fn. 168), S. 432. Das hat Folgen für alle drei Staatsgewalten: vgl. H. Dreier, Die drei Staatsgewalten im Zeichen von Europäisierung und Privatisierung, DÖV 2002, S. 537ff.

[242]

Hesse (Fn. 99), Rn. 111.

[243]

Zu unterschiedlichen Aspekten einer solchen Zuschreibung etwa H.-U. Erichsen, Das Grundgesetz als europäische Verfassung, in: Pieroth (Fn. 45), S. 139ff.

[244]

47. Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 29.11.2000 (BGBl. I S. 1633).

[245]

Vgl. zu Genese und Bedeutung J. Masing, in: Dreier, GG I2, Art. 16 Rn. 12, 83ff., 104ff.

[246]

BVerfGE 113, 273. Es gab drei Sondervoten (Broß, Lübbe-Wolff, Gerhardt). Zur Entscheidung K. M. Böhm, Das Europäische Haftbefehlsgesetz und seine rechtsstaatlichen Mängel, NJW 2005, S. 2588ff.; S. Wolf, Demokratische Legitimation in der EU aus Sicht des Bundesverfassungsgerichts nach dem Urteil zum Europäischen Haftbefehlsgesetz, KritJ 38 (2005), S. 350ff.; J. Masing, Vorrang des Europarechts bei umsetzungsgebundenen Rechtsakten, NJW 2006, S. 264ff.

[247]

BT-Drs. 12/4152.

[248]

Vom 28.6.1993 (BGBl. I S. 1002).

[249]

Sehr kritisch zu dieser Ambivalenz Masing (Fn. 65), Art. 16a Rn. 30ff.

[250]

Vgl. etwa R. Rothkegel, Ewigkeitsgarantie für das Asylrecht?, ZRP 1992, S. 222ff.; M. Wollenschläger/A. Schraml, Art. 16a GG, das neue „Grundrecht“ auf Asyl?, JZ 1994, S. 61ff.; B. Pieroth/B. Schlink, Menschenwürde- und Rechtsschutz bei der verfassungsrechtlichen Gewährleistung von Asyl, FS für Ernst Gottfried Mahrenholz, 1994, S. 669ff.

[251]

BVerfGE 94, 49, 103. Zur dort gegebenen Begründung wiederum kritisch G. Lübbe-Wolff, Das Asylgrundrecht nach den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Mai 1996, DVBl. 1996, S. 825, 833f.

[252]

45. Änderungsgesetz vom 26.3.1998 (BGBl. I S. 610). Es wurden die Absätze 3 bis 6 neu in Art. 13 GG eingefügt, Art. 13 Abs. 3 wurde zu Art. 13 Abs. 7.

[253]

Vgl. zur Terminologie etwa M. Müller, Der sogenannte „Große Lauschangriff“, 2000, S. 5ff.

[254]

So argumentierten etwa K. Petrovicki, Der „Große Lauschangriff“ – Ein Anschlag auf die Verfassung, ZRP 1995, S. 393, 394; U. Eisenberg, Straf(verfahrens-)rechtliche Maßnahmen gegenüber „Organisiertem Verbrechen“, NJW 1993, S. 1033, 1038f.; so jetzt auch BVerfGE 109, 279, 382f., 384ff. – Sondervotum Hohmann-Dennhardt und Jaeger.

[255]

Vgl. J. Berkemann, in: AK-GG, Art. 13 (2001), Rn. 123ff.; G. Hermes, in: Dreier, GGK2 I, Art. 13 Rn. 59ff.

[256]

BVerfGE 109, 279, 315ff. – Vgl. dazu (überwiegend zustimmend) E. Denninger, Verfassungsrechtliche Grenzen des Lauschens, ZRP 2004, S. 101ff.; sowie C. Gusy, Lauschangriff und Grundgesetz, JuS 2004, S. 457f., 461f.; vgl. noch die Bandbreite der Beiträge in Roggan (Hg.), Lauschen im Rechtsstaat, 2004 sowie Vormbaum (Hg.), Der Große Lauschangriff vor dem Bundesverfassungsgericht, 2005.

[257]

H. Maurer, Verfassungsänderung im Parteienstaat, FS für Martin Heckel, 1999, S. 821, 822. Kritisch zu Stil und Form auch A. Voßkuhle, Verfassungsstil und Verfassungsfunktion, AöR 119 (1994), S. 35ff.; eine „dem Stil und der Funktion der Verfassung unangemessene Tendenz zu detailreicher Technizität“ konstatiert desgleichen Badura (Fn. 168), S. 429. Das verweist bereits auf den folgenden Punkt.

 

[258]

So sehr eindringlich D. Grimm, Wie man eine Verfassung verderben kann (1998), in: ders., Die Verfassung und die Politik, 2001, S. 126, 130, 134ff.

[259]

Zu dessen zentraler Bedeutung P. Graf Kielmansegg, Nach der Katastrophe. Eine Geschichte des geteilten Deutschland, 2000, S. 141ff.

[260]

Zu seiner Rolle insb. A. Baring, Außenpolitik in Adenauers Kanzlerdemokratie, 1969, S. 81ff.

[261]

Benz (Fn. 2), S. 150.

[262]

Vgl. Wolfrum (Fn. 44), S. 144. Zurückhaltender in der Einschätzung Kielmansegg (Fn. 259), S. 320, demzufolge es „zu einem wirklich anhaltend-emphatischen Massenprotest gegen die Wiederbewaffnung nicht gekommen“ sei.

[263]

Willoweit (Fn. 6), § 43 II 3, 46 II 2, S. 435, 500.

[264]

Vgl. J. Rott, Gustav W. Heinemann (1899–1976), NJW 1999, S. 2161, 2162; Wolfrum (Fn. 44), S. 165. Die Partei scheiterte bei den Wahlen 1953 klar an der Fünf-Prozent-Hürde.

[265]

W. Lienemann, Das Problem des gerechten Krieges im deutschen Protestantismus nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (Hg.), Der gerechte Krieg, 1980, S. 125, 134ff.; vgl. zur innerkirchlichen Diskussion noch M. J. Inacker, Zwischen Transparenz, Totalitarismus und Demokratie. Die Entwicklung des kirchlichen Demokratieverständnisses von der Weimarer Republik bis zu den Anfängen der Bundesrepublik (1918–1959), 1994, S. 313ff.

[266]

Sie stammte überwiegend aus dem „Linkskatholizismus“ zuzurechnenden Laienkreisen: P. Engelhardt, Die Lehre vom „gerechten Krieg“ in der vorreformatorischen und katholischen Tradition: Herkunft – Wandlungen – Krise, in: Hessische Stiftung (Fn. 265), S. 72, 104ff.

[267]

Die SPD gab ihren Widerstand auf. Im Bundestag stimmten 1956 der Einführung der Wehrverfassung (vgl. oben Fn. 191) 390 Abgeordnete (bei 20 Gegenstimmen) zu, der Bundesrat votierte mit allen Stimmen dafür.

[268]

Hesse (Fn. 99), Rn. 730.

[269]

So etwa die Solidaritätsbekundung von 450 Hochschulprofessoren mit der ablehnenden Haltung der Gewerkschaften (abgedruckt in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 4, April 1966, S. 345).

[270]

Dem „Kuratorium Notstand der Demokratie“ gehörten u.a. Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger, Jürgen Habermas, Erich Kästner und Martin Walser an; vollständige Auflistung in H. Ridder u.a., Notstand der Demokratie, 1967, S. 13f.

[271]

So sprach W. Abendroth, Der Notstand der Demokratie – Die Entwürfe zur Notstandsgesetzgebung, in: Kogon (Hg.), Der totale Notstandsstaat, 1965, S. 11ff., 16 von einem „fast totalitär-faschistischen Charakter“ der geplanten Grundrechtseinschränkungen.

[272]

Ridder u.a. (Fn. 270); IG Metall (Hg.), Notstandsgesetze – Notstand der Demokratie, 1967.

[273]

Kogon (Fn. 271).

[274]

J. Seifert, Gefahr im Verzuge, 1963, 31965, besonders S. 13; siehe auch Sterzel (Hg.), Kritik der Notstandsgesetze, 1968.

[275]

Hinweis bei Görtemaker (Fn. 189), S. 185.

[276]

Wesentliche Daten: Erschießung Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967. Attentat auf Rudi Dutschke am 11. April 1968.

[277]

Heun (Fn. 157), Vorb. zu Art. 115a–115l Rn. 9.

[278]

So etwa Robbers (Fn. 170), S. 1329. Gegen eine solche Deutung überzeugend Hofmann (Fn. 20), § 9 Rn. 53.

[279]

Kielmansegg (Fn. 259), S. 326.

[280]

So Bauer (Fn. 168), § 14 Rn. 60 (dort Rn. 55ff. die einzelnen Änderungen im Überblick).

[281]

Gleiche Einschätzung wie hier bei M. Morlok, Entwicklungstendenzen des Grundrechtsschutzes im deutschen Verfassungsrecht, in: Bauer/Huber/Niewiedowski (Hg.), Ius Publicum Europaeum, 2002, S. 41, 71f.

[282]

Vgl. BVerfGE 83, 37, 59. Näher Dreier, in: ders., GGK2 II, Art. 28 Rn. 24.

[283]

Vgl. BVerfGE 104, 337 und in Reaktion darauf das Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Staatsziel Tierschutz) vom 26.7.2002 (BGBl. I S. 2862); näher zum Zusammenhang beider F. Wittreck, Religionsfreiheit als Rationalisierungsverbot – Anmerkungen aus Anlaß der Schächtentscheidung des Bundesverfassungsgerichts, Der Staat 42 (2003), S. 519, 529ff.

[284]

Hier sind zu nennen: BVerfGE 106, 62, 135ff.; 111, 226, 255ff.; 112, 226, 243ff.

[285]

Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes v. 19.12.2000 (BGBl. I S. 1755). Der kategorische Ausschluss der militärischen Dienstleistung „mit der Waffe“ für Frauen wurde ersetzt durch die Wendung, dass sie zu einem solchen Dienst „nicht verpflichtet werden“ dürften. Für weibliche Freiwillige muss es also eine Zugangsmöglichkeit geben.

[286]

Zitat: W. Heun, in: Dreier, GGK2 I, Art. 12a Rn. 4.

[287]

Statt vieler C. Walter, Hüter oder Wandler der Verfassung? Zur Rolle des Bundesverfassungsgerichts im Prozeß des Verfassungswandels, AöR 125 (2000), S. 517ff. In den Händen des Gerichts liegt natürlich auch, ob es die Weiterentwicklung der Verfassung als bloße Interpretation, als richterliche Rechtsfortbildung, Anerkennung einer Staatspraxis oder eben als Verfassungswandel ausflaggt.

[288]

Dazu allgemein P. Rädler, Verfassungsgestaltung durch Staatspraxis, ZaöRV 58 (1998), S. 611ff.

[289]

B. Schlink, Die Entthronung der Staatsrechtswissenschaft durch die Verfassungsgerichtsbarkeit, Der Staat 28 (1989), S. 161, 163; vgl. noch T. Oppermann, Das Bundesverfassungsgericht und die Staatsrechtslehre, FS 50 Jahre BVerfG, Bd. I, S. 420ff. (420: „Bundesverfassungsgerichtsauslegungswissenschaft“) sowie die instruktive historische Darstellung der Genese der Deutungshoheit des Gerichts bei Günther (Fn. 161), S. 103ff.; etwas positivere Sichtweise der Rechtswissenschaft bei E. Klein, Von der Spaltung zur Einigung Europas, in: HGR I, § 5 Rn. 24. Siehe dazu auch den Beitrag von W. Pauly, im zweiten Band, § 27 Rn. 16.

[290]

Vgl. außer der kurzen Skizze von Oppermann (Fn. 289), S. 435ff. namentlich den Nachruf von P. Häberle, Zum Tod von Konrad Hesse, AöR 130 (2005), S. 289ff.

[291]

Würdigung von Oppermann (Fn. 289), S. 431ff.

[292]

Mit seinem Namen ist untrennbar die „Parteienstaatslehre“ verbunden; siehe G. Leibholz, Der Parteienstaat des Bonner Grundgesetzes, in: Recht, Staat, Wirtschaft, Bd. 3, 1951, S. 99ff.; vgl. zur Kritik daran H. Hofmann, Parlamentarische Repräsentation in der parteienstaatlichen Demokratie, in: ders., Recht – Politik – Verfassung, 1986, S. 249ff.

[293]

Staunenswert ist etwa die Karriere der so genannten doppelten Mehrheit von einer Fußnotenerwägung (E.-W. Böckenförde, Demokratie als Verfassungsprinzip, in: HStR I, § 22 Rn. 19 m. Fn. 25) über ein obiter dictum (BVerfGE 93, 37, 67f.) hin zum „Prinzip“ (so zuletzt BVerfGE 107, 59, 88). – Vgl. ferner Oppermann (Fn. 289), S. 447ff.

[294]

Vgl. die stark formulierten Vorbehalte und Reserven gegenüber der Anerkennung eines Vorranges des EG-Rechts in BVerfGE 89, 155 mit deren weitgehender Rücknahme in der späteren Entscheidung zur Bananenmarktordnung (BVerfGE 102, 147). Das Lippeverbandsgesetz hielt der Überprüfung stand (BVerfGE 107, 58), obwohl dies gemessen an den strengen Maßstäben früherer Judikate zur demokratischen Legitimation (BVerfGE 83, 37; 93, 37) alles andere als selbstverständlich war (vgl. unten, Rn. 114).

[295]

Gleichwohl sind die Landesverfassungen wichtige Indikatoren für den Verfassungswandel. Man kann das an der Kodifizierung solcher Rechtsinstitute erkennen, die auf Bundesebene vom Bundesverfassungsgericht im Wege der Rechtsfortbildung „gefunden“ worden sind; als Beispiel drängt sich die Aufnahme eines Grundrechts auf Datenschutz im Anschluss an die Judikatur zur informationellen Selbstbestimmung (BVerfGE 65, 1, 41ff.) in die Verfassungen von Nordrhein-Westfalen (Art. 4 Abs. 2) und des Saarlandes (Art. 2 Satz 2) auf; vgl. dazu m.w.N. H. Dreier, in: ders., GGK2 II, Art. 2 I Rn. 21, 70, 80.

[296]

Im Überblick zu dieser Anstoßfunktion J. Menzel, Landesverfassungsrecht, 2002, S. 556; Dreier (Fn. 282), Art. 28 Rn. 56f.; zuletzt mit zahlreichen w.N. M. Möstl, Landesverfassungsrecht – zum Schattendasein verurteilt?, AöR 130 (2005), S. 350, 389f.

[297]

So (für die schweizerischen Kantonalverfassungen) P. Häberle, Die Kunst der kantonalen Verfassunggebung – das Beispiel einer Totalrevision in St. Gallen (1996), JöR n.F. 47 (1999), S. 149, 159.

[298]

Zu den einschlägigen Bestimmungen wie ihrer Vorbildfunktion m.N. H. Schulze-Fielitz, in: Dreier, GGK2 II, Art. 20a Rn. 9, 20ff.; vgl. oben bei und in Fn. 283.

[299]

Ihre potentielle Vorbildwirkung in dieser Frage beschreibt G. Jürgens, Direkte Demokratie in den Bundesländern, 1993, S. 199ff., 246ff.; zu möglichen Schlussfolgerungen für eine Reform auf Bundesebene siehe F. Wittreck, Direkte Demokratie und Verfassungsgerichtsbarkeit, JöR n.F. 53 (2005), S. 111, 182ff.

[300]

Schlußbericht 1976: BT-Drs. 7/5924 (= Zur Sache 1976/3 und 1977/2). Zur Würdigung der Arbeit D. Grimm, Verfassungsfunktion und Grundgesetzreform, AöR 97 (1972), S. 489ff.; H.P. Ipsen, Zum Schlußbericht der Enquête-Kommission Verfassungsreform, DÖV 1977, S. 537ff.; R. Wahl, Empfehlungen zur Verfassungsreform, AöR 103 (1978), S. 477ff.