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Der ewige Mensch

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SAAT
(steht vernichtet. Nach einer Weile):

Der – Leichnam ist noch immer nicht gefunden worden.

WACHTLER (unheimlich):

Nein – hier – ist er – Bube!

DER VATER
(tritt auf. Die Stirn ist hochgeschwollen, die Haut in der Mitte geplatzt. Das Gesicht ist mit geronnenem Blut bedeckt. Zwei irre Augen stieren umher)
SAAT
(steif wie eine Säule, streckt er beide Arme ganz steil aufwärts)
WACHTLER
(steht gespannt in schiefster Haltung):

Der Körper lebt. Nur der Geist ist tot.

(Des Vaters Augen bleiben plötzlich auf Saat sitzen und werden immer größer.)
DER VATER (mit ruhiger Verwunderung):

Herr Jesus, das ist er ja … Herr Jesus, das ist er ja!

(Er zuckt zusammen, streckt beide Hände wie zur Abwehr weit vor sich und schreit):

Das Beil!!!

(Dann läßt er die Arme sinken. Eine Welle Wut rinnt über ihn.)
SAAT
(stößt ein unmenschliches Geheul aus, einem Wolfsgeheul ähnlich. So stürzt er schwankend davon)
DER VATER
(folgt ihm mit taumelnden Schritten)
WACHTLER
(sammelt alle Kräfte und sinnt in die Weite):

Ja – immerhin – spannend —

Später. Ein Abend auf dem Berge
TIOMA BETTY und SANNA
(sehr einfach, zum Teil abgetragen, gekleidet. Das Haar tragen sie zu langen Zöpfen geflochten)
TIOMA BETTY:

Es wird feucht in den Tälern. Und die Lichtketten fangen an zu tanzen.

SANNA (auf der Erde sitzend):

Wollen wir hinabgehn nach der Stadt oder hier oben übernachten im leeren Raume?

TIOMA BETTY:

Hier oben im leeren Raume, denke ich …

SANNA (zögernd):

Das ist so schmerzvoll.

TIOMA BETTY:

Ich glaube, du hegst noch immer eine Furcht.

SANNA:

Was kann man uns tun. Man hat uns schon alles getan.

TAMARA
(kommt und bleibt abseits stehn)
TIOMA BETTY:

Man darf das Blut nicht hemmen, wenn es brausen will, Sanna. Wir leben, und das heißt verbrauchen und Beziehungen zum Sender durch den Heiland suchen.

SANNA:

Wenn ich die Sterne sehe und den Sommer atme, dann will ich den Gott unmittelbar.

TIOMA BETTY:

Lebe deinen Tag und lebe deine Nacht. Gott nimmt den Menschen niemals anders als durch den Heiland, den er gesandt hat, und unter dessen Stirn eine Erdperiode steht.

SANNA:

Wer hat dir das alles gesagt?

TIOMA BETTY:

Ich habe mir ein Buch heraufgeholt, das lag dort unten in der Schlucht, und da ist das alles ausgesprochen.

TAMARA (noch immer abseits):

Er hat mich gesund gemacht. Wenn ich ihm danken könnte mit meinem Leben, danken …

(Tiefes Schweigen.)
TIOMA BETTY:

Ob sie ihn nicht doch noch in den Fluß geworfen haben?

TAMARA:

Die Wellen hätten ihn wie einen König vor sich hergetragen, und die Fische hätten ihn auf den Sand gehoben. Und dann hätten die Vögel geschluchzt und die Tiere geweint, der Mond aber wäre von selber verlöscht in der Nacht.

SANNA (ist aufgestanden):

Es gibt Menschen – so las ich einmal in einem Buche ohne Orthographie – es gibt Menschen, deren Leichnam weder Wasser noch Erde verbergen kann. Die Wogen speien ihn aus, und die Erde bricht auf und wirft ihn auf den Acker.

TIOMA BETTY:

Und warum?

SANNA:

Weil dieser taumelnde Ball die erlösende Wucht seiner Seele als Schmerz empfunden hat. Das stand so in diesem alten Buche geschrieben.

TAMARA (tritt unruhig herzu):

Ich fürchte diese einsamen Männer, die immer so steif und einzeln am Abend in der Landschaft stehn. Warum ist es niemals eine Frau …

TIOMA BETTY (nachdenklich wiederholend):

Die Wogen speien ihn aus, und die Erde bricht auf und wirft ihn auf den Acker.

SANNA:

Das stand da so schön geschrieben, Tioma Betty, zum Weinen schön geschrieben.

TIOMA BETTY:

Man kann es immer noch einmal sagen: Die Wogen speien ihn aus, und die Erde bricht auf und wirft ihn auf den Acker.

TAMARA:

Jetzt ist er ganz nah bei uns – der Mann. —

EIN FREMDER MANN
(tritt auf, bleibt aber ganz hart an der Seite stehn und blickt teilnahmlos aber unverwandt ins Weite hinaus. Seine Kleidung ist vollkommen zerrissen, sein blonder Vollbart ungepflegt und zerzaust. Sein Antlitz ist hohl und läßt auf große Anstrengungen schließen)
(Die Frauen stehen hart auf der gegenüberliegenden Seite, nicht furchtsam gerade, doch vielleicht ein wenig betreten.)
SANNA (leise):

Laßt uns zur Stadt hinuntergehn.

TIOMA BETTY:

Fürchtet nichts. Ich bin stark. – Bleibet auf dem Berge, nur hier könnten wir ihn treffen, so er noch einmal zu uns kommen sollte.

SANNA:

Es ist ja so lange her.

DER FREMDE MANN (fern und ruhig):

Wen sucht ihr, Mädchen …

(Schweigen.)
DER MANN:

Ich kenne alle Pfade auf der Erde, und jeder Fußdruck ist mir flüssig in der Menschheit.

SANNA (leise):

Antworte ihm, Tioma Betty. Er ist arm und bloß.

DER MANN:

Und wenn die schweren Sommerregen durch die Lande streichen und der Boden Schlamm wird und ungewiß, so weiß ich dennoch alle Schritte aller Wesen, denn sie sind durch ihn und mich zu den Dingen.

TAMARA:

Tioma Betty, sage ihm doch ein Wort.

DER MANN:

Armut bindet. Ich bin euer Bruder, wenn ihr arm seid.

TIOMA BETTY:

Und doch birgt ein Wort für verschiedene Menschen immer verschiedene Begriffe. So ist überall immer Babel auf Erden.

DER MANN:

Das ist es. Denn die Menschen haben zuviel Worte erdacht. Dort steigt der Mond, ein Lichtschnitt am Firmament. Hätten die Menschen doch das Rätsel des nächtlichen Feuerzeichens am Himmel ertragen, ohne durch ein Wort zu der Summe der irdischen Begriffe zu drängen, nie wäre der Mensch auf Erden Bürger geworden, sondern Mensch. Vergeßt den irdischen Namen des rätselhaften Gestirns, und es sei Liebe unter dem leuchtenden Bilde und Schweigen, und die unsicheren Dichter werden nicht mehr sein.

SANNA:

Es ist seltsam in dieser Zeit, daß die Menschen alle anfangen, von den wahrhaftigen Dingen zu reden.

DER MANN:

Die Menschen beginnen langsam wieder zu denken. Die auf den Bergen und an den großen Wassern haben schon immer gedacht. Und nun sind die Berge und die großen Wasser auch zu den anderen gekommen.

TIOMA BETTY:

Kennst du Cordatus?

DER MANN:

Ein Name ist ein Begriff, unter dem man sich dieses oder jenes vorstellt. Ab er es gibt nur eine Weltanschauung, denn es gibt nur einen Gott. Und diese eine Weltanschauung hat der Mensch nur dann in voller Reinheit errungen, wenn er in sich gegen alle Dinge keinen Widerstand mehr ausspürt.

SANNA:

Kennst du Cordatus?

TAMARA:

Er lebte wie die Lilien auf dem Felde und wie die Vögel unter dem Himmel, frei, ganz frei und auch so frei den Steinwürfen der Menschen ausgesetzt.

DER MANN:

Wenn ich dem emsigen Treiben der Vöglein zuschaue, ist mir, als müßte ich gleich in ihre Nester kriechen.

TIOMA BETTY (nachdenklich wiederholend):

… so er in sich gegen alle Dinge keinen Widerstand mehr ausspürt.

SANNA:

Lebst auch du den letzten Heiland Christus?

DER MANN (tritt näher):

Lasset uns von Christo reden.

TIOMA BETTY:

Um die christlichen Dinge ist es schlecht auf Erden bestellt, denn es rufen alle Priesterlichen zu dem Heiland: Salbater, Salbater, Salbater …

SANNA:

Sprich, was du glaubst …

(Die Mädchen treten näher.)
DER MANN:

Christus sprach: Ich will den Vater bitten, daß er euch einen anderen Tröster gebe, der bei euch bleibe ewig. Und der Tröster, das ist der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, wird euch alles lehren und euch erinnern alles dessen, das ich euch gesagt habe. Wenn dieser Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er sagen, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe wird mich verklären …

TIOMA BETTY:

Und du glaubst —

DER MANN:

– daß ein Heiland diese Welt bis in alle Ewigkeit erkannt hat! Seht – der Tröster ist noch nicht gekommen in die Menschheit. Denn das Feuer, das der Heiland Christ entzündet hat, brennt noch immer. Doch es wachsen die wahrhaftigen Streiter ringsher und verkünden, daß auch Christi Wunder nur Gleichnisse sind. Und die Verkünder sind nicht Schriftner mehr, sondern Dichter, die ihr Leben als ein Dichtwerk leben! Das sind die Großen, die den Wind bewegen und auf Erden himmlisch sind.TIOMA BETTY: Und die Stadt Jerusalem, die vorerst zerstürzen soll?DER MANN: Jede Stadt ist Jerusalem! Zu den Menschen darf man nur in Bildern reden, denn der Worte Sinn ist vielfach und verändert sich im Lauf der Zeit.TAMARA (ängstlich):Und so ist nichts vollendet, und wir stehen mitten drin – DER MANN: Dein Hirn schreit – und du weißt keinen Ausweg. Du aufheulst in Nacht aus dem Leibe! Doch der Geist der Wahrheit wird die Schlacht gewinnen. Jetzt ist die Zeit, da der heilige Geist über alle kommt.(Er wendet sich zum Gehen.)TIOMA BETTY: Bleibe bei uns diese Nacht bis zum Morgen.DER MANN: Ich muß wandern. Ich muß wandern. Freundlich sind die Straßen in der Nacht. Ich muß wandern, immer weiter, weiter wandern … Wachst, Kindlein, wachst! Der Fürst der Welt braucht Kämpfer für sein Reich!(Er geht.)(Schweigen.)SANNA: Wie es plötzlich dunkel um uns ist.TAMARA: