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Der ewige Mensch

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DIE FRAU (weinend):

Wir müssen zu einem Schlosser gehn und uns trennen lassen. O – wie ich mich schäme, denn dann weiß es die ganze Stadt.

DER MANN:

Und doch war es nur deine Eifersucht, die diesen Unsinn verursachte.

DIE FRAU:

Reiß mich nicht so! Sieh doch, wie wund mich die Kette gescheuert hat!

DER MANN:

Ja – es ist schmerzhaft, aber du hast es gewollt!

DIE FRAU:

Aber deine Augen schimmerten vor Seligkeit, als ich es wollte.

DER MANN:

Die Ketten sind das Unbedachtsame hinieden.

CORDATUS
(tritt barhäuptig auf. Ihm folgen Steilzack, ebenfalls barhäuptig, Wachtler und eine Reihe von Leuten beiderlei Geschlechts, wie man in einer Stadt einem Sonderlinge neugierig folgt)
FESTUS
(tritt ebenfalls auf. Ein vornehmer, schöner Mann in Zylinderhut und Gehrockanzug. Er bleibt abseits von den anderen stehn)
DIE VERKETTETEN
(drücken sich nach dem Hintergrunde. Der Mann versucht, die Frau fortzuziehn, aber die Frau zwingt ihn durch Widerstand, zu bleiben)
DER MANN (gereizt):

Der Mensch ist doch betrunken! Siehst du das nicht?

CORDATUS (hört es):

Ja – ich trank Wein. Ich trank guten Wein, sehr viel. Hat euch Christus nicht gelehrt Wein zu trinken? Er tat’s. Und indem er’s tat, lehrte er euch zugleich das Geheimnis des Weins. Aber ihr habt’s nicht begriffen. Ich aber, ich begriff es; denn ich bin der ewige Mensch.

DER MANN:

Das ist doch unerhört, was er da spricht! Da müßte doch die Polizei einschreiten! (Unwilliges Gemurmel.) Das hätte schon längst geschehen müssen. Aber die Bürger fürchten das Verbrechergesindel, unter dessen Schutz er steht.

CORDATUS:

Schuld und Sünde sind Bewegungen auf der Straße zur Vollendung, zur Vollendung des Sünders und zur Vollendung der Welt. Schafft eure bürgerlichen Gesetze ab, so gibt es keine Sünde mehr.

DER MANN (in höchster Erregung):

Das ist ein Skandal!

CORDATUS:

Und diese Schuld, das Verbrechen, kommt aus denselben Gesetzen, durch welche Sonne, Mond und Sterne bewegt werden und durch welche die Menschen angehalten werden, Gutes zu tun. Christus hat das verschwiegen. Und er hat noch vieles verschwiegen, wie es überhaupt besser ist, viele Dinge auf Erden den Menschen zu verschweigen. Aber eben dadurch hat er ein Feuer angezündet, das brennt noch immer. Schwert und Zwietracht ist er gewesen bis nun.

JEMAND AUS DEM VOLKE:

Und auch du verschweigst?

CORDATUS:

Ja – ich verschweige. Doch ich werde noch einmal alles aussprechen; denn ich bin vom Geist der Wahrheit, der noch nicht gekommen ist.

FESTUS (laut):

Paulus, du rasest. Die große Kunst macht dich rasend.

CORDATUS (versteht und lächelt):

Mein teurer Festus, ich rase nicht, sondern ich rede wahre und vernünftige Worte.

FESTUS (im Abgehen):

Dieser Mensch hat nichts getan.

CORDATUS:

Seht, ich lehre euch die Freude und nicht das Trübe in der Liebe.

STEILZACK:

Jede Freude hat ein Loch.

CORDATUS (begeistert):

Aber neben dem Loche, da ist es heil!

STEILZACK (rauh):

Neben dem Loche ist es heil.

SAAT
(stürzt blutleer schwankend in die Szene und fällt, die Hände erhoben, vor Cordatus nieder):

Ich bin’s!! Ich bin’s!!!

CORDATUS:

Warum denn, lieber Freund? Man muß das Schicksal niemals drängen!

SAAT
(erhebt sich fassungslos und wankt zurück mit riesengroßen Augen auf Cordatus):

Das – ist – ein – Idiot!

STEILZACK (schnell ab)
CORDATUS (erschüttert)
TIOMA BETTY
(ist gekommen, geht auf Cordatus zu und spricht mit leiser Stimme):

Du hast Tränen, Geliebter!

CORDATUS (legt die Hand auf sie und sagt fest):

Der Tau ist des Regens Hirte!

(Er geht.)
(Das Volk ist bestürzt und bewegt.)
Abend. Die Wohnung des Cordatus
CORDATUS
(sitzt in seiner Ecke auf dem Fußboden und sinnt)
TIOMA BETTY
(tritt ein. Sie hat ein Tuch um den Kopf):

Hier wohnst du, Freund!

CORDATUS:

Ja – es ist eine gute Wohnung. Laß sie dir gefallen, Tioma Betty.

TIOMA BETTY:

Und du hast keinen Stuhl und keinen Tisch.

CORDATUS (weist auf den Fußboden):

Das ist mein Stuhl und mein Tisch.

TIOMA BETTY

Aber wenn du schreiben willst, Geliebter …

CORDATUS:

Ich schreibe nie: denken und manchmal reden: das ist Lebenssinn. Und so du keinen Gegenstand besitzest, wird er dir nicht Ärger und Verdruß bereiten.

TIOMA BETTY:

Und wo werden wir schlafen?

CORDATUS:

Dies ist mein Bett, und das ist dein Bett, Tioma Betty. (Er zeigt in verschiedene Ecken des Raumes.) Wir wollen uns zur Ruhe legen.

TIOMA BETTY:

Und weshalb habe ich mich so geschmückt?

CORDATUS (legt sich nieder):

Ich bin dein Bräutigam, Tioma Betty. Und du bist die hochzeitliche Braut.

TIOMA BETTY:

Und so sollen wir leben bis ans Ende unserer Tage?!

CORDATUS:

Du wirst keine Sorge haben.

TIOMA BETTY:

Aber was werden wir essen? Welches ist deine Arbeit, die dir Nahrung schafft?

CORDATUS:

Es ist für den Geist besser, daß der Körper von Wasser und Brot lebe und nichts tue, als zu fressen und zu saufen und dabei stündlich beschäftigt zu sein und Mißbrauch der Gliedmaßen zu treiben.

TIOMA BETTY (ganz verlassen):

Und ich soll mich in diese Ecke legen …

CORDATUS:

Du wirst müde sein, Tioma Betty.

TIOMA BETTY:

Aber nein, Geliebter. Ich bin gar nicht müde. Ich setze mich zu dir, und du sprichst.

CORDATUS:

Du wirst müde sein, Tioma Betty.

TIOMA BETTY (betrübt):

Wenn du es sagst …

(Sie setzt sich in ihre Ecke und legt sich dann nieder.)

Du hast auch kein Licht, Geliebter!

CORDATUS:

Hüte dich vor der Dämmerung, aber liebe das Dunkel; dann kommen die ruhigen Rinder mit riesigen Hörnern.

(Schweigen.)
TIOMA BETTY (aufrecht):

Ich kann so nicht schlafen … Ich kann nicht! … Hörst du!

(Schweigen.)
CORDATUS:

Steh auf, Tioma Betty. Das Bett ist gut. Es ist das Bett der ganz Glücklichen. Aber ich will, bis du’s kannst, noch dein Kissen sein. Komm her und lagere deinen Kopf auf meiner Brust.

TIOMA BETTY (geht schweigend zu ihm)
CORDATUS:

Du schweigst, und es ist gut, daß du das tust. Man muß sehr viel schweigen auf dieser Welt.

TIOMA BETTY
(kniet vor ihm nieder und legt sich hin, den Kopf auf seiner Brust.)
CORDATUS:

Tioma Betty, hast du mich lieb?

TIOMA BETTY:

Ich wäre nicht hier.

CORDATUS:

Schlafe.

(Schweigen.)
CORDATUS:

Wenn du mich lieb hast, Tioma Betty, – schlafe …

TAMARA (kommt behutsam):

Ich hab ein Tier im Bauch. Schneid mir doch das Tier aus dem Bauch!

CORDATUS:

Es ist nichts, Tamara. Es ist nichts.

TIOMA BETTY
(fährt in wahnsinniger Angst wild auf und schreit unterdrückt):

Cordatus! —

CORDATUS:

Wenn du mich lieb hast, Tioma Betty, – schlafe.

TIOMA BETTY
(legt ihr Gesicht wimmernd auf seine Brust)
TAMARA
(legt sich in die andere Ecke, richtet sich auf, legt sich wieder hin):

Und es zuckt und es wühlt und es windet! Wenn ich nur wüßt, welch ein Tier das ist!

CORDATUS:

Es ist nichts, Tamara. Es ist nichts.

TIOMA BETTY (weint krampfhaft)
CORDATUS:

Wenn du mich lieb hast, Tioma Betty, – schlafe …