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Tragödie aus der Sommerfrische

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Sie kniff die Augen ein wenig zu, wie die Kurzsichtigen tun, und blickte ihn von der Seite her an. Sie hob ein kleines Tannenreis vom Boden, schlug lässig damit gegen die Spitze ihres Schuhes: »Sie sind noch so jung! Und doch schon ein echter Mann – so schnell des holden Wunders müde, daß ein Weib Ihnen zugetan?«

»Aber gnädige Frau, wo denken Sie hin?!«

Wie eine Schande wehrte er es ab. Nein, nein, das Mädchen dachte nicht an ihn! Sicher nicht . . .!

»Leugnen Sie doch nicht! Ich sah Sie doch jeden Morgen –«

Er protestierte noch eifriger. Es verdroß ihn, daß sie an eine Neigung für jene andre glaubte. Naiv wie ein Kind und eingebildet wie ein Mann, fürchtete er, daß sie am Ende eifersüchtig werden könnte – –

Sie hörte ihm ruhig zu. Dann verabschiedete sie sich, um für mittags Toilette zu machen. Sie sagte nur: »Auf Wiedersehen!«

Aber sie wußten beide, daß es »auf morgen« hieß.

Sie kam viel später als er. Sie sah hübsch und glücklich aus. Die Zeit der großen Leidenschaften lag hinter ihr. Des war sie froh, denn sie fand, daß sie den Schlaf rauben, Laune und Teint verderben. Sie ging solchen Lavaströmen vorsichtig aus dem Wege. Aber sich von der jungen Liebe eines andern vorteilhaft beleuchtet zu wissen, das sagte ihr sehr zu. Ein wenig Bewegung  . . . ja! Aber nur um Gottes willen keinen Tumult, ja nicht einmal eine Schererei – – Viktor entsprach ihr sehr. Er liebte sie, er machte keine Ungelegenheiten . . . seine Neigung umbreitete sie wie ein seidener Mantel.

Er hatte sie in nervöser Ungeduld erwartet. In aller Frühe war er schon zum Gärtner gestürzt und hatte sich Rosen abschneiden lassen, Rosen, auf denen tauige Wassertropfen glitzerten. Mit einigen ungewandten Worten überreichte er sie ihr. Sie schien hocherfreut.

»Wie aufmerksam Sie sind! Ich danke Ihnen viel-, vielmals!«

Sie streckte ihm die Hand mit einer Geste hin, die den Kuß befahl. Ihre Hand trug denselben Ausdruck wie ihr Gesicht. Er küßte diese Hand respektvoll. Nie hätte er zu einem innigeren Kuß den Mut gefunden. Entzückten Blickes betrachtete sie die Rosen, sog ihren Duft ein. Sie führte sie an die Lippen und schlürfte vorsichtig den duftenden Tau ab, der in ihren Kelchen funkelte. Er sah dem Spiel zu. In ihm stürmte es . . . doch zu sagen wußte er nichts.

Zuerst interessierte sie seine Unbeholfenheit. Bald aber gestand sie sich ein, daß dieser Flirt beinahe einer Strapaze glich. Viktor war ganz ungeübt und ungeschickt in der Kunst zu plaudern, eine Kunst, die in Frau Marys Haus zu höchster Blüte gediehen war. Mitunter wurde sie nervös und ärgerlich. Mein Gott, schließlich war sie doch kein Backfisch mehr, der nur immerfort verblümt-ungeschickte Erklärungen hören will! Im Prinzip hatte sie ja gar nichts einzuwenden gegen solche Erklärungen, aber man bot sie ihr sonst und anderswo in reizvollerer Hülle dar. Doch wenn sie ihn dann ansah, wurde sie wieder gut. Es war gar zu rührend, wie er mit feuerrotem Kopf dasaß, die hübschen Augen unablässig auf sie gerichtet. . . . Und in diesen Augen stand immerfort: »Ich liebe dich, ich liebe dich!«

Gar zu gern hätte er sie auch auf ihren Nachmittagsspaziergängen begleitet. Aber das gestattete sie nicht.

»Die Leute würden darüber reden,« meinte sie mit einem ganz züchtigen Erröten. Bei sich jedoch dachte sie: »O nein! Ihn noch mehr um mich zu haben, würde mich tödlich langweilen!« –

Um die kleine Ida kümmerte er sich gar nicht mehr. Zuerst hatte sie geweint. Dann setzte sie ihren Kopf auf und ging allein spazieren. Ein Stich ging ihr durchs Herz, als sie die beiden beisammen sah. Er grüßte natürlich, Frau Mary nickte mit gönnerhafter Freundlichkeit . . . die Kleine dankte hochmütig, aber ihre Kinderblicke verschlangen die Rivalin. Und sie verstand ihn immer weniger. Das war ja doch eine ganz alte Frau, mit ergrauendem Haar, mit tiefen Linien im Gesicht, mager und hinfällig Tränen liefen über ihre frischen Wangen, während sie tapfer weiter schritt.

Sie sahen ihr nach. Dann begegneten sich ihre Blicke. Sie verstanden sich.

»Sie ist unglücklich,« sagte Frau Mary leise.

»Nein, nein!«

»Ja, ja.«

»Nun, und selbst wenn? Kann ich dafür?«

»Natürlich können Sie dafür.«

»So! . . . ich . . . ich  . . .«

Er brach ab.

»Gehen Sie ihr doch nach!«

»Nein!«

»Aber warum nicht?«

Sie erschrak vor dem Blick, der sie jetzt traf. Das war kein seidener Mantel mehr, sondern eine purpurne Flamme. . . . Es wurde ihr unbehaglich.

Sie drang nicht weiter in ihn. Doch gerade ihr Schweigen reizte ihn.

»Wissen Sie auch, warum ich ihr nicht nachgehe?

Weh und drohend zugleich klang seine Stimme. Sie stand auf.

»Ich will es nicht wissen.«

Sie wandte sich zum Gehen. Er aber vertrat ihr den Weg. Sein Gesicht war verstört, seine Augen erhitzt. Seine Blicke verschlangen jede ihrer Bewegungen. Erschreckt starrte sie ihn an. Und der Hochmut erwachte in ihr, der Hochmut der Dame, die umworben, erobert, nicht aber genommen werden will . . .