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Tragödie aus der Sommerfrische

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Da kamen die zwei auch schon wieder den Weg heran. Er die Arme in die Seiten eingestemmt, altklug redend; sie halb trotzig, halb selig, Jungfräulein und Dame zugleich . . .

Während sie vorübergingen, hustete Frau Mary ein wenig in ihr Tüchlein, und später, als sie heimkehrten, hustete sie ein wenig stärker, schloß dann wie erschöpft die Augen und fuhr sich breit mit der ganzen Handfläche über die Stirn. Sie hatte die Bernhardt, die Duse und Prevosti husten sehen – kein Wunder also, daß sie es verstand. Zum Schlusse glitt das Tüchlein ganz unvermerkt nieder auf den braunen, tannennadelnbestreuten Pfad, gerade vor die Füße des jungen Mannes hin –

Er bückte sich und hob es auf.

»Ich danke Ihnen.«

Sie sprach ganz kurz, stoßweise . . . als wäre sie erschöpft. Sie legte das Tuch neben sich und nickte ihm noch einmal zu. Nicht freundlich – nur gnädig. Mehr wollte sie für heute nicht. Er machte einen großen Sprungschritt, um nur ja schnell wieder bei dem jungen Mädchen zu sein, das langsam vorangegangen war, während er sich verzögert hatte – –

Von da an grüßten sie sich. Zuerst fremd, dann bekannter, dann mit einem Lächeln. Das kleine Fräulein schritt zuerst steifnackig vorüber, mit jener instinktiven Feindseligkeit im Blick, die junge Mädchen für verwöhnte Frauen empfinden. Bald aber ging es nicht anders mehr – sie mußte mitgrüßen. Es hätte sonst gar zu unartig ausgesehen.

Dann kamen einige Tage Regenwetter und man traf sich nicht. Denn Frau Mary wohnte nicht im »Waldhof«, sondern suchte ihn nur bei besonderen Gelegenheiten auf. Besondere Gelegenheiten waren, neben Militärkonzerten, nur noch Paprikahühner und Schnürkrapfen, für welche Frau Mary schwärmte, und die von der Köchin des Waldhofes in unvergleichlicher Güte und Schöne bereitet wurden.

Als die Sonne endlich wieder mit einem Rekonvaleszentenlächeln vorlugte, stieg sie wieder den schmalen Pfad hinan.

Die jungen Leute gingen ein Stückchen vor ihr her, ohne sie zu bemerken. Mit einem geschickten Griff hob sie ihr weißes Musselinkleid ein wenig in die Höhe. Ein ganz klein wenig nur – gerade nur so viel, daß man die duftige Spitzenrüsche sah, die es von innen besäumte, und ein Stückchen ihrer durchbrochenen schwarzen Strümpfe. Mit einem zweiten Griff zog sie es eng um die Kniee. So schritt sie seidenknisternd an ihnen vorüber, ohne ihnen Gelegenheit zum Gruße zu geben. Erst als sie auf der Bank saß, nickte sie ihnen freundlich zu, wie immer. Er aber schien heute anders denn sonst. Er sprach weniger mit seiner Gefährtin und sein Blick ging mit seltsamem Ausdruck über Frau Mary hin . . . Das Seidengeknister rauschte ihm noch in den Ohren – –

Ein paar Tage später trafen sie sich in der Gschneidermühle, einem beliebten Ausflugsort, der sich in mäßiger Höhe über einer waldumspannten Talschlucht erhob. Er war mit der kleinen Ida gekommen im Doppelkreis der Familien; Frau Mary war allein. Sie trug ein schwarzes Tüllkeid, ganz hoch am Halse geschlossen, und einen großen schwarzen Tüllhut. An ihrer Brust schwankten ein paar Mohnblumen, die sie im Gehen gepflückt hatte.

Sie sah dem scheidenden Tage nach. Ein prächtiger Sonnenuntergang war's, ein Kampf von Violett, Orangegelb und Feuerrot In letzter bebender Glut erschimmernd, riß sich der Himmel aus den Armen des rasenden Sonnenkolosses – –

Frau Mary sah mit weitgeöffneten Augen gerade hinein. Sie fühlte, daß Viktor neben ihr stand und sie betrachtete. Wie alle feinorganisierten Herzlosen war sie Stimmungen sehr zugänglich. Der Sonnenuntergang stimmte sie weich und nachdenklich. Mancherlei aus ihrem Leben fiel ihr dabei ein. Deutlich malte es sich auf ihrem Gesicht. Sie sah verblühter aus als sonst, doch in ihren Augen schimmerte und lockte ein rätselhaftes Etwas . . .

Viktor konnte den Blick nicht mehr von ihr wenden, wie sie dastand in ihrem schwarzen Kleide von Sonnengold umflossen. Er sah ihr zerwühltes Gesicht, ihren leidenschaftlichen Mund, das Lockende, Schimmernde in ihren Augen . . . Qualvolle Wonne war's, zu ahnen, daß diese Frau alle Zeichen jenes Buches kannte, das für ihn noch mit sieben Siegeln verschlossen lag. . . . Und ein wahnsinniges Verlangen peitschte seine zwanzig Jahre auf, dieses verblaßte Gesicht zu küssen, in diesen dunklen Haaren zu wühlen, die halbverblühten Mohnblumen in einer einzigen Umschlingung zu entblättern.

Es war nur ein Augenblick, der verflog, so wie er gekommen war. Ein paar Minuten nachher stand er schon wieder neben dem jungen Mädchen und redete mit glänzenden Augen auf sie ein. Es war keine Komödie, die er sich oder andern vorspielte. Er fühlte sich mit einem Male so leicht, so stark, so froh  . . . und doch hätte ein einziges Wort der blassen Frau genügt, um ihn weinend zu ihren Füßen sinken zu lassen.

Sie brach viel früher auf, als er mit seiner Gesellschaft. Sie dankte seinem Abschiedsgruß mit einem Ausdruck, den er nie zuvor an ihr gesehen. Als sie gegangen war, drängte auch er zum Heimweg. Er fror, und die Natur schien ihm tot. –