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Das große Schweigen

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Sie schloß die Augen und lächelte. Rache? Das war ein zu starkes Wort. Sie wollte sich hüten, durch Extravaganzen irgendwelcher Art das hübsche Leben aufs neue zu stören, das sich vor ihr auftat. Rache? O nein. Nichts Böses wollte sie ihm tun, nichts Schmerzliches – nur Schmerzendes . . . tausend feine Nadelstiche. Mit Launen wollte sie ihn quälen . . . mit Ansprüchen . . . Eifersucht in ihm anschüren, ohne ihm doch je wirklichen Grund zu geben . . . nie, gar nie mehr sollte er ihrer sicher sein. Tag für Tag sollte er zittern müssen, daß er in diesen zehn Jahren Unwiederbringliches verloren hatte. . . . So sollte ihre Rache sein. Schluckweise, in ganz kleinen Zügen wollte sie ihren Triumph genießen, sie, die zuletzt doch die Siegerin geblieben war – – –

Die Siegerin! Das Wort goß ihr Feuer ins Blut. Sie sprang auf und eilte vor ihren großen Ankleidespiegel. Sie mußte sehen, wie sie der Sieg kleidete –

Nie zuvor hatte sie sich kritischer angeblickt. Jedes kleine, kaum merkliche Fältchen sah sie im Gesicht ihres Spiegelbildes, jede feine Linie, von den Jahren gegraben und graue Fäden in ihrem Haar, von denen sonst keiner wußte. Sie war dennoch zufrieden mit sich, denn immer noch war ihr Lächeln jung, ihr Mund mädchenhaft, ihre Stirn schmal und glatt und um die schlanke, weiche Gestalt spielte ein süßer, fraulicher Reiz.

»Eine Siegerin!« murmelte sie verzückt, breitete die Arme weit aus und verschränkte sie hinter dem Kopf, den Oberkörper weit zurückbiegend. »Eine Siegerin!«

Langsam aber schwand das Lächeln von ihren Lippen, wie eine verlöschende Kerze schwindet. Sie ließ die Arme sinken, ging schwerfällig zu dem Armsessel zurück, auf dem vorhin ihr Mann gesessen hatte. Den Kopf in die Hand gestützt, sann sie aufs neue nach.

Eine Siegerin? War sie das wirklich? War an diesem ganzen Tag, mit all seinen wechselreichen Stunden, von ihr je die Rede gewesen? Ja, ihr Mann war zu ihr zurückgekommen, hatte nach Jahren Worte, Liebkosungen für sie gefunden . . . Doch Worte und Küsse waren nur Höhenrausch gewesen, – das hatte sie deutlich gespürt . . . Nicht zu ihr hatte er geredet – sondern zu sich. Nicht sie hatte er geküßt – sondern sein Glück. Nicht mit einer Silbe hatte er von ihr, von Vergangenem geredet. Hatte nicht gesagt: »Laß uns vergessen!«, sondern immer nur: »Ich bin glücklich!« Als sie aufschrie über ihre gestohlenen Jahre, über ihre vergällte Jugend, da hatte er nur zerstreut über sie hingelächelt und nicht einmal gehört, daß sie ihn anklagte – – –

Ihr Kopf sank tiefer. O könnte sie jetzt und für alle Zeit sein Schweigen wieder haben! Sein Schweigen, das einem drohenden Grabmal geglichen, aufgerichtet über einer gestorbenen Liebe,. . . . In seinem Glücksrausch hatte er auch das Grabmal mißachtet, hatte es weggefegt, daß nichts ihm den stolzesten Tag mit alten Erinnerungen stören sollte An diesem stolzesten Tag hatte er nicht nur verziehen, sondern auch vergessen, vergessen, was die Tilla von einst ihm gewesen. Nichts mehr würde sie in allen künftigen Tagen für ihn sein als eine Repräsentantin – ein Publikum – ein Zeitvertreib –

Zwei kleine Tränen liefen heiß und langsam über Tillas Wangen. Sie brannten schmerzlicher als alle leidenschaftlichen und zornigen, die sie in zehn Jahren des Schweigens vergossen hatte. –