Scheidungskind Samantha

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D ie Jahreszeiten kamen und gingen wie seit Millionen von Jahren, das begonnene Frühjahr ging Hand in Hand in den Sommer über und ehe wir uns versahen, es war September geworden.

Ende des Monats stand mein fünfzigster Geburtstag an. In meinen früheren Planungen hatte ich mir diesen Ehrentag schon als etwas Besonderes vorgestellt, es war nun alles Makulatur, denn es war Ebbe in unserer Kasse und ich sah auch keinen Grund, auch nur eine kleine Feier zu begehen. Ursprünglich hatte ich eine Feier mit meinen Bekannten, Freunden und Geschwistern geplant, dazu ein kleines Golfturnier veranstalten, aber es kam leider ganz anders. Die Kasse war leer und ich konnte zwar Sprünge wie ein Känguru unternehmen, aber nur mit leeren Beutel?

Es wurde nichts mit meinem Traum zum Fünfzigsten …

Eine meiner Schwestern bekam davon Wind, dass ich nicht feiern konnte oder wollte, denn Beides traf zu und diese Schwester lud uns Drei, zu sich nach Rügen an der Ostsee ein, wo sie mit ihrem Partner ein Hotel, recht erfolgreich führte. Wir erhielten einen günstigen Preis und zur Überraschung ein kostenloses Galadiner. Wir verbrachten ein paar sorglose Tage in teils stürmischer, aber auch sonniger Ostseeluft. Es war ein gelungenes Geburtstagsfest in einem ganz kleinen, feinen Rahmen und in Gedanken dachte ich bereits an eine verschobene Feier zu meinen Sechzigsten, aber das war dann schon wieder „der Schnee von Gestern …“

Die größte Überraschung, wieder einmal im negativen Sinne, kam von meiner „sozial angehauchten“ Ehefrau, sie hatte ohne mein Wissen, naja sonst wäre es keine Überraschung gewesen, ihre schmarotzerische Busenfreundin samt Kind eingeladen, natürlich auf unsere Kosten und in das von uns bewohnte Appartement im Hotel, „Super mein Freund, was willst Du mehr …?“

Irgendwie hatte ich damals schon das komische Gefühl, diese Frau kann es schon nicht mehr anders …

… so ist es mit „Murphys-Gesetz“ und für das fünfte Rad am Wagen war für die restlichen Tage ausreichend gesorgt.

Das was ich nicht leiden konnte, trat nun unverzüglich wieder ein, alle Tätigkeiten und Unternehmungen abzustimmen, ob man wollte oder nicht? Diese Ostsee-Tage gingen ohne größere Aufregungen vorbei und wir fuhren, getrennt von ihrer Freundin, nach Hause. Das Faxgerät und der Briefkasten quoll über mit Glückwünschen und gut gemeinten Ratschlägen, ein großes „Notfall-Paket“ meiner Lieblingsschwester erinnert mich Heute noch an deren Übermut.

Mein Handwerks-Betrieb versprach keine goldenen Eier, aber die Aufträge plätscherten so dahin und ich musste mir Gedanken machen, wo ich über die nahende, kalte Jahreszeit produzieren konnte. Unsere Doppelgarage war dazu nicht geeignet und das Haus wollten wir bekanntlich verkaufen. Bei der Bank waren wir auch schon mit unseren Raten im Rückstand und schon unangenehm aufgefallen, Mahnungen flatterten ins Haus.

Ich machte mich auf die Suche nach einer geeigneten Bleibe, mir schien ein geräumiger Bauernhof mit guter Substanz und ausbaufähigen Räumlichkeiten, als das Idealbild meiner Vorstellungen. Die Neuen Bundesländer verfügten zwar über diese Verkaufs-Objekte in Hülle und Fülle, aber die meisten Angebote waren schon sehr marode und zum Teil verfallende Ruinen, die schon zu „Honys-Zeiten“ von besseren Besitzern bewirtschaftet worden waren.

Meine Frau wollte „Ihr“ Haus auch nicht weiter behalten, sie hatte bereits den Gedanken gefasst, getrennt mit ihrer Busenfreundin, als allein erziehende Mädels-WG zu leben. Aber eine solch enge Beziehung oder Nähe wollte ihre Freundin auch wieder nicht, sie hatte wahrscheinlich von den an den Tag gelegten Launen, während ihrer Untermieterzeit bei uns, noch die „Schnauze“ voll.

Vorerst blieb alles beim Alten, Waffenstillstand und Abwarten, Veränderungen waren angesagt …

***

Im Herbst trat ein neues „Familien-Mitglied“ in unseren Dunstkreis, meine Frau brauchte wieder einmal einen neuen Kostenfaktor in unserem beengten, finanzschwachen Haushalt. Ohne Absprache und ohne Ankündigung, wie es bei ihr schon üblich gewesen war, kam „Peppels“ in unser Leben, es war ein süßer kleiner Hundewelpe, eine Mischung aus Colly und Schäferhund, rabenschwarz und ein „Mädchen“. Das „Hallo“ war richtig groß, Samantha war begeistert und in diesem Alter schon so richtig tierliebend und den Namen hatte sie unserem Hunde-Mädchen gegeben.

Ich hatte generell nichts gegen Hunde, den ich war immer mit einem Hund aufgewachsen. Bei meiner Familie durften Hunde stets in der Familie alt werden und hatten bis zu ihrem Ende auch ihr Gnadenbrot bekommen, bei der Sprunghaftigkeit meiner Ehefrau war ich mir jedoch nicht sicher, ob Peppels auch so ein glückliches Los gezogen hatte.

Die Hundedame wurde von meiner Frau erstanden, es war eine der letzten (schwer verkäuflichen) weiblichen Welpen, die ihre Großstadt-Freunde, Hände ringend los werden wollten und für so einen sozialen Abnehmer mit dem gleichnamigen Syndrom, musste meine Frau herhalten. Der Sonder-Preis von einhundertfünfzig Euro, für eine „Stiegengeländer-Rasse“ war sicherlich im freundschaftlichen Bereich?

Von nun an war Peppels unser Haus- und Hofhund, Papa machte sich daran eine wärmegedämmte Hundehütte in Luxus-Ausführung mit Teppichboden zu bauen, diese wurde Wind und Regen geschützt, in einer Ecke der Terrasse aufgestellt, denn Peppels Platz sollte zumindest außerhalb des Hauses sein?

Wir, besser gesagt Papa, war der Meinung, dass so ein großer Hund, wie Peppels zum Winter geworden war, nicht ins Haus gehörte. Aber wie so vieles in diesen turbulenten Zeiten, wurde auch diese Vereinbarung von meiner lieben Gattin revidiert.

Peppel, unser Hundemädchen bekam von einer Nachbarin ein ausgedientes Hunde-Körbchen und hatte von sofort an seinen Stammplatz im Vorraum des Erdgeschosses, zumindest war das Obergeschoss, nach dem Auszug unseres „Schmarotzers“, Hunde frei.

Die Macht-Durchsetzung meiner Oberbefehlshaberin wurde hiermit unangefochten weiter in die Tat umgesetzt. So wurde doch sehr schnell klar, dass nur „Einer“ im Haus das Regiment übernehmen konnte, denn bekanntlich verderben zu viele Köche den Brei?

Für meine Belange war schon seit Monaten kein Verständnis mehr vorhanden, wir hatten durch die Pleite in Bayern und dem unverschuldeten Wasserschaden im Büro- und Ladengeschäft so ziemlich alles gegen die Wand gefahren. Nun begann ich mit meinem neu gegründeten Handwerks-Betrieb wieder auf die Beine zu kommen und nun war mein Arbeitseinsatz von täglich achtzehn Stunden, der „Gran Madame“ ein Dorn im Auge, verstehe die Welt wer es wollte …!

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt und nach all den Querelen, mich auch innerlich von diesem „netten Familienleben“ verabschiedet, hatte aber im Bezug auf Samantha noch keine Zukunftslösung gefunden. Mein Gedanke beruhte darauf, dass wir einen Bauernhof mit viel Ausbaufläche von dem Erlös, des Wohnhauses am Golfplatz, kauften. Hier sollte eine Art Wohngemeinschaft, jeder für sich ein Zuhause finden und Samantha hätte beide Eltern in Reichweite. Diese Idee durchkreuzte meine Gattin mit ihrer Vorstellung, dass ihre Busenfreundin auch noch einen Teil unseres Bauernhofes mit bewohnen sollte.

Na Super, scheinbar ging ohne diesen stillen Schmarotzer gar nichts mehr? Ich suchte nach diesem Reinfall, allein ein Objekt, denn mir war, mit großer Verzögerung, klar geworden, dass ich meine weitere Zukunft ohne dieser weiblichen Dominanz verbringen musste. Das Thema „Pretty Woman“ war somit traurige Vergangenheit …

Nicht weit von unserem Golfplatz entfernt, bekam ich von einem Makler einen Vierseitenhof mit guter Bausubstanz angeboten, dieses Objekt war circa vierzig Kilometer vom Golfplatz entfernt und über einen Autobahn-Anschluss zu erreichen. Hier wollte ich all meine noch verbliebenen Träume verwirklichen, Arbeit hatte ich noch nie gescheut und von diesem Bedarf, war bei diesem Objekt jede Menge gefordert.

Der Bauernhof lag an der Hauptstraße eines kleinen Dorfes mit ungefähr vierhundert Einwohner, der Dornröschen-Schlaf hatte auch hier nach der Wende Einzug gehalten oder dieser Ort war noch gar nicht daraus erwacht gewesen? Vor zehn Jahren war in dem Wohnhaus noch der örtliche Konsum untergebracht und hatte die Dorfbewohner mit den Lebensmitteln des täglichen Bedarfs versorgt. Die einzige Gastwirtschaft im Dorf hatte auch zum Ende des Jahres geschlossen, kurz um, es war eine tote Hose draußen am Land. Aber dies alles konnte mich nicht davon abschrecken, meine Kaufzusage an diese Verkäufer, eine Erbengemeinschaft aus dem Westen, abzugeben.

Das Haus und auch die ehemaligen Stallungen hatten keine Grundnässe und keinen Schimmelbefall, aber es war viel Mut und genauso viel Arbeitsgeist erforderlich aus diesen alten Hof ein neues Zuhause zu zimmern. Hinter den Gemäuern verbarg sich viel Spielraum für all meine Vorstellungen und davon gab es doch einige bei mir. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, für wem ich all diese erforderliche Arbeit aufbringen wollte, war es mein eigenes Ego oder war es für Samantha oder wahr es für jemanden, der noch gar nicht am Horizont erschienen war? Aber vielleicht war es auch nur ein Verdrängen der letzten Wochen und Monate, mit all seinen Verletzungen und den Herabwürdigungen meiner noch angetrauten Frau. Ich hatte nach den steten Bemühungen, unsere Ehe noch retten zu können, einfach nur das Bedürfnis diese chaotische Frau hinter mir zu lassen, koste was es wolle!

Dies war der Grund der mich nach Vorne trieb, es sollte hier kein Zurück mehr geben, einzig leidtragend war hier, ganz unverschuldet, unser Töchterlein Samantha.

Von Beruf war ich immer schon ein „Workaholic“ und somit hatte ich keine Angst vor der bevorstehenden Renovierung. Mit der Erbengemeinschaft war ich sehr schnell handelseinig geworden, der Makler unterstützte mein Kaufinteresse, da die Immobilie schon einige Jahre zum Verkauf leer stand und doch schon einige Mängel im Dachbereich anstanden, die eigentlich sofort behoben werden mussten.

 

Ich wollte die Immobilie nicht mehr auf meinen Namen erwerben, sondern auf den Namen meiner Tochter Samantha, die bis dahin noch keine Hinterlassenschaft von mir erhalten hatte und bei mir war immer noch eine Forderungsklage meiner ersten, nimmersatten „Ex“ anhängig, die auch sehr fordernd war.

Ich hatte aus diesen Ehen gelernt, dass es viel zu viele Menschen gibt, die nie genug bekommen können, obwohl sie in der Ehe nur den angenehmen Part des Geldausgebens eingenommen hatten, dass dieses Geld aber auch von einem Anderen verdient werden musste, dieses Gefühl schien bei beiden Frauen komplett abhanden gekommen zu sein. Jeder sollte doch noch in der Lage gewesen sein, zu erkennen, wann das Ende der Fahnenstange erreicht war.

Karl Valentin, einer der bekanntesten Bayerischen Komiker sagte einmal: „… der Mensch is guad, nur de Leut san schlecht“ , mit dieser Feststellung hatte er bestimmt den Nagel voll auf den Kopf getroffen.

Samantha erfüllte vom Gesetz, wegen ihres Alters, nicht die geforderten Auflagen, sie war noch keine sechzehn Jahre alt und demnach nicht geschäftsfähig und außerdem benötigte sie bei einer eventuellen Scheidung einen Vormund. Dies war mir alles zu schwammig. Ferner wollte ich erreichen, dass ihre Mutter und meine Nochehefrau keinen Anspruch auf diese Immobilie haben sollte. Denn ein „gebranntes Kind“ scheute bekanntlich das Feuer …

Die in der letzten Zeit aufgetretene Habgier war für mein Handeln Grund genug. Bei all meinen Überlegungen, fiel meine Wahl auf das vermeintliche, kleinere Übel, auf die Busenfreundin meiner Frau und Patentante von Samantha, die bei mir noch in einer Bringschuld während der Schwangerschaft und einer von mir bezahlten Rechtsangelegenheit war.

Ich wiegte mich deshalb auch in Sicherheit, da das Verhältnis zu meiner Frau auch nicht zum Besten stand, da sie wegen der WG-Absage nicht mehr das beste Verhältnis pflegten. Aber dies besagte gar nichts und ein Irrtum in dieser Annahme, war bei diesen beiden Frauen nicht ganz abwegig …

In der Vergangenheit hatte sich schon des Öfteren bewahrheitet, wenn man meiner Frau die Rote Karte zeigte, dann musste man mit den Konsequenzen rechnen und ihre Rache konnte fürchterlich ausfallen, so war Kassandra gestrickt …!

Die Patentante erklärte sich bereit das Grundstück in Samanthas Namen zu erwerben, die Anzahlung wurde überwiesen und die restliche Kaufsumme war in einem Jahr fällig gestellt worden. Diese Restsumme sollte aus meinem zugesagten Anteil, aus dem Hausverkauf am Golfplatz, erfolgen. Ein besonderes Risiko war für mich eigentlich nicht gegeben, Samanthas Patentante erwarb für ihr Patenkind den Bauernhof, soviel Ehrlichkeit und Vertrauen sollte doch sicherlich nicht enttäuscht werden?

Wenn nicht überall, selbst wie im Paradies geschehen, die böse Versuchung wäre …?

Es war vereinbart, dass Samantha mit sechzehn Jahren, spätestens nach meinem Tod, dieses Gehöft ihr Eigen nennen durfte.

Der Verkauf erfolgte im Dezember und wir erlebten wieder einen sehr kalten Winter im Umland dieser Großstadt …

***

Aus dem Haus meiner Frau holte ich mit ihrem Einverständnis, den von mir bezahlten dänischen Kaminofen und einen liebevoll restaurierten und funktionstüchtigen, gusseisernen Kanonenofen, den ich von einem holländischen Geschäftsfreund erhalten hatte. Um es einmal klar zustellen, alles was zur Erstellung oder Anschaffung „unseres“ Hauses am Golfplatz benötigt und erforderlich war, wurde von mir bezahlt, meine Nochehefrau brachte außer ihren einst guten Willen, nichts mit in „unsere“ Ehe, dafür zeigte sie mir eines Abends ihre „aufrichtige“ Dankbarkeit“, aber davon später mehr …

Unsere Tochter Samantha erzählte mir einmal später, dass ihre Mutter in einem vertrautem Gespräch ihr „steckte“, „Papa wurde aus dem Haus geworfen, weil er die Öfen ausgebaut und einfach mit genommen hatte“.

Meine einst so geliebte Frau entpuppte sich als sehr hinterhältig, trotzdem hoffte ich, wie es so schön heißt, „im beiderseitigen Einvernehmen“ die Erziehung und Versorgung unserer Tochter zu gewährleisten.

Dies aber sollte ein sehr einseitiger Weg für uns Beide werden …

Nun war erst einmal das größte Problem der kalten Räume gelöst, es wurde geheizt auf Teufel komm heraus, Holzabfälle waren genügend vorhanden und die reichten auch noch für die nachfolgenden Winterperioden.

Von den mir verbliebenen Einnahmen, aus meinem Handwerks-Betrieb, wurde das benötigte Baumaterial wie Isolierung, Holzlatten und jede Menge Gipskarton-Platten gekauft. Mein Bruder Saulus, ein schlitzohriger Elektromeister, er stellte mir das benötigte Elektromaterial wie Leitungen, Steckdosen und Schalter zur Verfügung, die ich nach seinen Angaben fachmännisch einbaute, denn einem „Ingenieur war nix zu schwer“.

Später verrechnete er mir meine Arbeit zu seiner Materiallieferung, so wie es unter „Brüdern“ sicherlich zum Sonderpreis üblich war? Ob ich zu diesem Zeitpunkt schon senil war oder ob ich nicht in meiner Aufbruchs-Stimmung bemerkte, dass ich wie eine Weihnachtsgans von allen Seiten ausgenommen wurde, dies musste noch geklärt werden?

Das gesamte Gehöft verfügte über keinen Wasser-, Strom- und Kanalanschluss, dies war ein krasser Gegensatz zur Kaufvereinbarung. Nun musste ich erst einmal Kontakt mit der Gemeinde aufnehmen. Die erforderlichen Anschlüsse erfolgten in sage und schreibe drei Werktagen, ich war begeistert!

Die Firmen in Ost-Deutschland, pardon in den Neuen Bundesländern, standen Gewehr bei Fuß, wie in „Honys-Sozialismus“. Die Zubereitung des Abendessens erfolgte auf dem Campingkocher und das „Gala-Diner“ wurde bei Kerzenschein eingenommen, diese Tage waren jedoch gezählt, denn es ging sehr schnell aufwärts draußen am Land …

Zuerst tauschte ich die defekten Dachziegeln aus, damit der mehrfach einsetzende Regen nicht noch mehr Unheil anrichten konnte, zwei Tragbalken musste ich schon wegen Fäulnis austauschen, dann war jedoch erst einmal alles dicht und der Winter konnte über das Brandenburger Land ziehen.

Ich hatte in dieser Phase schon wieder ein sehr positives Lebensgefühl und ein trockenes neues Zuhause.

Der Innenhof war stark verwildert, zehn Jahre Leerstand hinterließen seine Spuren und alles lag wie im Dornröschen-Schlaf, es fehlte nur noch die neue Prinzessin, aber die zu finden sollte doch noch einige „Bräute“ benötigen.

Auf dem Grundstück hinter der großen Scheune waren „Honys-Umweltsünder“ voll zu Werke gegangen, alles was in diesem Volkseigenen Betrieb, kurz VEB genannt, nicht benötigt wurde und das war so Allerlei, dies wurde auf der Wiese entsorgt, mit Erde überdeckt und die Natur waltete mit ihrem Unkrautbewuchs. Unter diesem Wildwuchs wurde ein angerostetes tausend Liter-Fass mit Altöl und Ölschlamm entdeckt, das kurz vor dem Durchrosten war. Die örtliche Umweltbehörde sorgte hier für eine fachgerechte und kostenlose Entsorgung, Monate später sollten noch einige gravierende Funde ans Tageslicht gelangen.

Mein Bruder Saulus zeigte sich großzügig, denn er hatte schon wieder einmal an eine steuerfreie Zuwendung sein Augenmerk gerichtet und sorgte für den ersten provisorischen Stromanschluss.

Tagsüber wurden die vorhandenen Kunden-Aufträge und Anfragen abgearbeitet, denn Ersparnisse gab es schon lange nicht mehr, ich lebte von der Hand in den Mund und musste hier auch noch sehr sparsam sein, denn das benötigte Material für die Kunden-Aufträge musste auch noch bereit gestellt werden, sonst wäre sehr schnell „Schicht im Schacht“ gewesen. Mein gesamtes Kapital hatte ich für das Wohnhaus meiner Frau hingegeben und der letzte Notgroschen, ging für die Anzahlung und den üblichen Kosten für den Bauernhof drauf, es war ein Spagat auf der Rasierklinge und dieser Zustand sollte noch einige Monate anhalten. Das einzig Gute an dieser Situation war die, dass ich keine Freizeit mehr hatte, denn nach der lebensnotwendigen beruflichen Arbeit des Geldverdienens, erfolgte nach dem etwas kargen Abendessen, die Renovierung und der Ausbau des Bauernhofs, mein neues Zuhause. Es gab eine Menge zu tun, nicht das ich die Arbeit unterschätzt hatte, aber es taten sich dann doch immer wieder kleinere Zusatz-Baustellen auf und gewissenhaft wie ich nun einmal war, so sollte es eine Grundsanierung auf Jahre hinaus sein und nicht nur von optischer Natur. Die Stunden am Abend und am Wochenende vergingen wie im Fluge und selten kam ich vor Mitternacht ins Bett, der Tag hatte wieder seinen achtzehn Stundentag, der aber auch wieder viel Freude und Spaß machte. Aber ich stellte in dieser Zeit auch fest, wie schön alles laufen konnte wenn ein weibliches Wesen an meiner Seite dabei gewesen wäre, war es aber nicht und so fehlte all abendlich der Gedanken- und der Ideenaustausch. Mir war klar geworden dies würde bei der angespannten Situation noch eine ganze Zeit so anhalten und es wurde eine sehr lange Zeit allein auf meinen Bauernhof …

Ich war mein einziger und bester Handwerker, hin und wieder half ein guter Berliner Freund mit aus, bei dem ich noch einiges gut hatte. Nach neun bis zehn Monaten sah das Gehöft schon sehr ansehnlich aus, es gab schon ein Bad, einen Wintergarten und zwei Wohnräume mit dem Kaminofen und eine tolle Küche, es war schon sehr gemütlich, aber doch noch sehr einsam.

Das bevorstehende erste Weihnachtsfest in meinen neuen Gemäuern war sehr spartanisch, aber mit Weihnachtsbaum, dies ließ ich mir nicht nehmen. Unsere kleine Tochter Samantha wurde drei Jahre alt, für einige kleine Geschenke hatte mein Etat gerade so gereicht und ich besuchte „meine Familie“ am zweiten Feiertag, das Hallo war zumindest bei Samantha sehr groß.

„Meine“ Frau hatte sich schon für eine Trennung ausgesprochen und versuchte mit Hilfe eines genauso geldgeilen Maklers „Ihr“ Haus am Golfplatz gewinnbringend zu verscherbeln. Die Bank hatte ihr schon gehörig Druck bereitet und meine Hilfe war aus „Diskretions-Gründen“ schon nicht mehr gefragt, mich hatte Madame aus „ihrem“ Geschäft bereits ausgebootet. Das von mir finanzierte und gebaute Traumhaus mit einem Kurswert von über einer Million Deutsche Mark, wollte Madame so schnell wie möglich vertickern, aber es sollte ein doch sehr langer Weg werden. Interessenten gab es genügend, für Viele war es eine Art von Kaffeefahrt, aber es gab auch Interessenten mit konkreten Vorstellungen, die das Haus aber nicht hatte.

Meine Wenigkeit wurde in die Verkaufs-Verhandlungen nicht mehr mit eingebunden, denn „der Mohr hatte bereits seine Schuldigkeit getan“, aber dafür zeigte sich die „Hausherrin“ von ihrer „charmantesten“ Seite, ganz skrupellos und ohne Rot zu werden.

Madame konfrontierte mich per SMS mit einer Einladung in „unser“ Haus am Golfplatz, für einen der nächsten Abende …

… der abgehalfterte „Ehemann“ wurde einbestellt, den Grund bekam ich nicht mitgeteilt, aber ein gemeinsamer Freund und ihr Bruder waren bereits „rein zufällig“ anwesend? Ich sollte hier sicherlich ganz schnell den wahren Grund dieses hinterhältigen Zusammentreffens erfahren …?

Meine geldgierige Nochehefrau wollte mit diesem Schachzug, jegliche Mitwisserschaft von mir, sich von ihrem Halse schaffen, sie überreichte mir ein Schriftstück vor den „rein zufällig“ anwesenden Personen, dieses doch sehr primitive Schreiben zeigte mir in aller Deutlichkeit, die Eiseskälte und Arroganz dieser nicht ganz richtig tickenden Frau, es war eine Kündigung übelster Art …

Herrn

Piter Thunder

- persönliche Übergabe durch Zeugen -

Außerordentliche fristlose Kündigung des

Mietverhältnisses

hiermit kündige ich Dir außerordentlich und fristlos das Mietverhältnis für die Räume, gemäß Mietvertrag im Anwesen … am Golfplatz. Die fristlose Kündigung beruht u. a. auf Nichtzahlung des vereinbarten Mietzinses seit November 19 xx.

Einer stillschweigenden Fortsetzung durch Fortsetzung des Gebrauchs widerspreche ich bereits jetzt.

Ich untersage Dir, ab sofort das Grundstück und das Haus zu betreten.

Deine persönlichen Sachen kannst Du in Anwesenheit meiner Person abholen bzw. werde ich diese in einem Garagenteil abstellen, die Du nur zur Räumung betreten darfst.

Ort, Datumgez. Kassandra …

Bumm`s, das saß doch, zwar nicht perfekt, aber mit Wirkung!

Das Thema Traumhaus am Golfplatz war somit Geschichte, wieder einmal waren einige Jahre harter Arbeit für die „Familie“ umsonst aufgewendet worden. Samantha bekam von dem bösen Intrigenspiel nicht allzu viel mit, wunderte sich vielleicht, dass sie Papa nur zum Wochenende sah oder mit ihm Ausflüge unternahm.

 

Übrigens einen Mietvertrag hatten wir nie miteinander abgeschlossen, aber im naiven Geschichten erfinden war diese Frau unschlagbar und das sollte ich in den nächsten Monaten und Jahren noch des Öfteren leidvoll erfahren müssen …

Von unserer getroffenen Vereinbarung, den Verkaufgewinn zu gleichen Teilen auszuzahlen, war keine Resonanz zu hören. Ich hatte nicht in Erfahrung bringen können, welchen Erlös Madame erzielt hatte, sie war die „Eigentümerin“ laut den Urkunden und somit mir keiner Rechenschaft verpflichtet. Auch die Lebensversicherungs-Police mit einem Wert von circa ein hundertsiebzig Tausend Mark wurde mir nicht zurück gegeben, auch dies war einst vereinbart, eines Tages wurde mir von der Bank mitgeteilt, dass die Police zur Tilgung eingelöst wurde. Das war mein finanzieller Teil und mein Desaster, was aber die Mutter von Samantha kalt ließ, was ging sie auch das Leid der Anderen an?

Das Haus war nun verkauft, Mutter, Tochter und der Hund zogen in die Nachbargemeinde, in eine Neubau-Wohnung, schön gelegen im Erdgeschoss mit großem Gartenanteil, Madame hatte ihr abgezocktes Geld gut angelegt …?

Nach all diesen Querelen und menschlichen Enttäuschungen, die mir meine „Nochehe-Frau“ wie Nadelstiche mitten in mein Herz setzte, so dachte ich sehr viel an unsere Tochter Samantha. Mir kamen die kaltherzigen Bilder von der Katzen-Entsorgung und das menschliche Drama mit ihrem Sohn Rolf in Erinnerung, den sie damals zur Adoption weg gab. Ich wusste, dass ich bei dieser unberechenbaren Frau, ein wachsames Auge offen halten musste. Schon vor einigen Jahren, bei Beginn der Schwangerschaft, da wollte diese „liebevolle“ Mutter, am Liebsten das ungeborene Kind abtreiben und ich benötigte viel Überzeugungs-Arbeit und den Beistand des Gynäkologen, dass unsere kleine, unschuldige Samantha, das Licht der Welt erblicken durfte. Damals hatte ich mir schon vorgenommen, dieses kleine Mädchen, unsere kleine Samantha nicht aus meinen Augen zu verlieren …

Die folgenden Jahren hatten mir jedoch schmerzhaft gezeigt, was das durchtriebene Intrigenspiel von Samanthas Mutter, so alles anrichten konnte, aber davon später mehr. Dieser Frau war keine Lüge und keine Anschuldigung für ihren Vorteil, zu schade. Ich glaubte in manchen Fällen sogar, das sie von ihrer Unwahrheit überzeugt war? Besonders gut konnte sie sich mit ihren Falschaussagen bei einigen Institutionen, wie dem Jugendamt, der Schule und dem Familiengericht, in Szene setzen. Diese wurden arglistig getäuscht und meine Handlungsweise als unwahr abgestempelt, es sollten sehr turbulente Jahre in dem noch jungen Leben von Samantha geschehen.

Die „Mission Kind entzweien“ konnte beginnen …

***

Bei meiner wöchentlichen Lektüre der Zeitschriften und Magazinen kam ich auf das Thema, wie hatte meine „Ex“ jemals wieder Kontakt zu ihrem zur Adoption freigegebenen Kind bekommen? Diese Kinder wurden einst ohne Herausgabe einer Adresse anonym an Pflegeeltern vermittelt. Wie ich meine Frau kennen lernte, da prahlte diese mit ihrer Sympathie zur RAF-Organisation in den achtziger Jahren. Ein bekannter Anwalt aus dieser Zeit sollte ihr damals schon die Adresse der Pflegeeltern besorgt haben und für alle die Jenigen, die diese verbrecherische Organisation bisher nicht kannten, hier eine kurze Analyse über die

RAF

Rote Armee Fraktion

1. Generation

Verwendung des Namens erstmals im Herbst 1970

Führende Köpfe: Horst Mahler, Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Holger Meins, Jan-Carl Raspe

Aktionen: Banküberfälle, Polizistenmorde, Bombenanschläge, vor allem gegen US-Einrichtungen, 1976 und 1977 töten sich vier führende RAF-Mitglieder im Gefängnis Stuttgart-Stammhein.

2. Generation

Hauptziel: Freipressung der inhaftierten RAF-Mitglieder

Führende Köpfe: Peter-Jürgen Boock, Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt, Stefan Wisniewski

Aktionen: Polizistenmorde, Ermordung von Siegfried Buback, Jürgen Ponto, Hans Martin Schleyer

3. Generation:

Hauptziel: Zusammenarbeit mit anderen Westeuropäischen linken Terrorgruppen

Führende Köpfe: Wolfgang Grams, Eva Haule, Birgit Hogefeld

Aktionen: Bombenanschläge, Morde an Managern und Politikern.

Auflösung

Am 20. April 1998 verkündet die RAF ihre Selbstauflösung.

Opfer

33 Tote, circa 200 Verletzte

Mehr als 1400 Personen wurde als RAF-Mitglieder oder RAF-Unterstützer verurteilt.

***

Dieser damaligen Darstellung hatte ich keine Aufmerksamkeit beigemessen, vielleicht hätte ich in der Phase unseres Kennenlernens und unseres Verliebtseins gezielter darauf eingehen sollen? Diese Terror-Organisation war in der Brutalität den heutigen Links- oder Rechts-Organisationen gleichgestellt und diese hatten und haben mit unserer Demokratie nichts „am Hut“, um so bedauerlicher ist die sympathisierende Haltung meiner „Ex“ aus heutiger Sicht. Ihre Handlungen bekamen so eine andere Ansichtsweise …