Einbruch im Pergamonmuseum

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Einbruch im Pergamonmuseum
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Bettina Huchler

Einbruch im Pergamonmuseum

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Einbruch im Pergamonmuseum

Impressum neobooks

Einbruch im Pergamonmuseum

Die Sirenen schrillten grell und laut durch die Flure des Berliner Pergamonmuseums. Es dauerte etwa zehn Minuten, bis die Polizei die Museumsinsel erreichte – zu lang, denn der Einbrecher war bis dahin längst in den dunklen Gassen der Stadt verschwunden. Der Museumswärter, ein untersetzter Mann mit schütterem, grau meliertem Haar, stand an der Eingangstür und schimpfte lautstark: »Sehen Sie sich nur diesen Schlamassel an! Das waren Amateure, mit Sicherheit! So eine Sauerei!« Die Glasscheiben der Eingangstür waren zertrümmert, die Splitter lagen überall auf dem Boden verstreut.

»Haben Sie denn gar nichts bemerkt?«, fragte Polizeihauptkommissar Rainer Jazek, der in einen dicken Wintermantel gemummelt war und seine Schirmmütze tief ins Gesicht geschoben hatte. Es war Januar und dementsprechend kalt in Berlin.

»Nein, das ist es ja – nichts. Es war alles ruhig«, beteuerte der Wärter mit hochrotem Kopf.

»Nun gut, dann sehen wir uns mal um. Ist denn etwas gestohlen worden?«, wollte Jazek noch wissen, doch der Wärter zuckte lediglich mit den Schultern. Als Erklärung gab er an: »Ich habe noch nicht nachgesehen. Eine Aufregung ist das! So etwas ist mir noch nie untergekommen.«

Die Polizisten begannen mit der Spurensuche. Jazek und sein junger Kollege Florian Winkler begannen, das Museum nach Auffälligkeiten abzusuchen. Vom Foyer aus gingen sie nach links und durchquerten den Pergamonsaal mit dem großen Altar aus der gleichnamigen Stadt, der fast die komplette Längsseite des Raumes einnahm und mit seinen vielen Stufen schon fast wie ein eigenes kleines Gebäude anmutete. Sie untersuchten jeden einzelnen Raum, doch im gesamten linken Flügel war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Alle Ausstellungsstücke schienen an ihrem rechtmäßigen Platz zu sein, kein Hinweis auf irgendeine hinterlassene Spur. Die beiden Ermittler gingen zurück, durchschritten den Saal erneut und wandten sich schließlich dem rechten Flügel zu. Dieser begann mit einem Raum, der nicht ganz so groß war wie der Pergamonsaal und in dem sich römische Baukunst und die Halle im Trajaneum, einem in Pergamon errichteten Tempel, befanden. Auch hier schien alles in Ordnung zu sein, und so gingen sie weiter und gelangten durch einen Torbogen in einen Raum, deren Wände mit blauen Tonziegeln ausgekleidet waren. Als sich die beiden umdrehten, erblickten sie das gewaltige Ištar-Tor von Babylon.

»Sehen Sie mal, Chef, da fehlt etwas«, fiel es Winkler sofort auf. Jazek folgte dem Fingerzeig seines Kollegen, und – tatsächlich: An der linken Seite des Tores fehlte ein sehr großes Rechteck des blauen Mosaiks. Es war ausgerechnet an der Stelle, wo eigentlich einer der vielen Drachenabgebildet sein sollte. Der Boden darunter war mit Tonresten und Staub übersät.

»Gut, nun wissen wir also schon mal, dass etwas gestohlen wurde, und demzufolge auch, was es ist«, schlussfolgerte Jazek. »Ich werde sofort die Spurensicherung herbeordern.«

Gemeinsam liefen sie zurück zum Haupteingang des Museums, wo die Kollegen noch immer damit beschäftigt waren, die dort vorhandenen Spuren zuzuordnen. Ein Kollege der Spurensicherung kam auf sie zu und teilte ihnen den aktuellen Stand mit.

»Wir haben eine seltsame Entdeckung gemacht.«

»So?«

»Die Tür wurde von innen nach außen eingeschlagen, was bedeutet, dass der Täter diese nicht als Eingang, sondern nur als Ausgang benutzt hat.«

Inzwischen war auch Museumsdirektor Jungbauer, ein hochgewachsener Mann in den besten Jahren, eingetroffen und stand aufgelöst vor den Polizisten. Er hatte die Unterhaltung mit angehört.

»Aber wo und wie kam er denn dann rein?«, fragte er – doch darauf konnte man ihm noch keine Antwort geben. Jazek unterrichtete ihn aber über das fehlende Mosaik am Ištar-Tor, und selbstverständlich wollte Jungbauer es sich sofort ansehen. So eilte er mit Jazek, Winkler und zwei Leuten von der Spurensicherung sofort zum Tor.

»Das ist ja schrecklich! Wissen Sie, wie schwer es war, dieses Tor hier aufzubauen und wie viele Jahre das gedauert hat?«, platzte Jungbauer heraus, als er die leere Stelle am Tor sah. Seine Nerven lagen nun vollends blank – man konnte es regelrecht spüren.

Jazek versprach ihm, sich um den Fall mit größter Sorgfalt zu kümmern, um den Dieb baldmöglichst zu fassen. Anschließend gingen sie nach draußen, wo sie bereits von mehreren neugierigen Journalisten erwartet wurden. Jazek war in Berlin nicht unbekannt, denn er war einer der besten Polizeihauptkommissare, die die Stadt je hatte.

»Kommissar Jazek, was genau ist hier passiert?«

»Können Sie uns schon Einzelheiten nennen?« Diese und noch viel mehr Fragen musste Jazek bei jedem größeren Fall über sich ergehen lassen, und er antwortete nur knapp: »Wir werden uns mit den Einzelheiten erst im Präsidium befassen. Nur so viel: Es fehlt ein wertvoller Teil vom Ištar-Tor.« Damit ließ er die Journalisten stehen und ging zu seinem Dienstwagen. Als auch Winkler eingestiegen war, fuhren sie in Richtung Präsidium, um sich die Festplatte mit den Aufnahmen, die sie sich vom Museumsdirektor geben ließen, der Überwachungskameras des Museums anzusehen. Vielleicht würden sich darauf entscheidende Hinweise zum Täter finden lassen.

Endlich angekommen, rief Winkler die erste Datei auf der Festplatte auf und startete das Überwachungsvideo. Nach einem kurzen Flimmern wurde das Bild klarer und man sah, wie Museumsbesucher ein- und ausgingen. Es war das Band der Kamera, die direkt über dem Eingang hing. Die Ermittler sahen sich jeden Besucher ganz genau an, konnten aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Ihnen fiel nur auf, dass der Täter die Kameras lahmgelegt haben musste, denn alle Aufnahmen endeten am frühen Abend des Vortags, jeweils mit einem Abstand von zehn Minuten.

Den ganzen Tag hatten sie sich mit den Videos beschäftigt, bis Jazek den Festplattenordner schließlich genervt schloss.

»Das bringt uns so nicht wirklich weiter. Wir brauchen noch mehr Informationen. Hm … was haben wir denn schon alles?« Er ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und legte die Stirn in Falten. Laut dachte er nach.

»Wir wissen, dass der Täter jede einzelne Kamera im Museum ausschaltete. Außerdem kam er nicht durch den Haupteingang ins Museum, sondern benutzte diesen nur nach der Tat, um das Gebäude wieder zu verlassen.«

Winkler hatte inzwischen Kaffee aufgesetzt, der nun gurgelnd durch die Maschine lief.

»Hm … viel ist das ja nicht gerade. Ich würde vorschlagen, wir machen erst mal Feierabend, schlafen eine Nacht darüber und sehen uns morgen noch mal in aller Ruhe im Museum um. Vor allem müssen wir noch mal mit dem Wärter, dem Herrn … Winkler, wie hieß der Kerl noch mal?«

»Dahler, Chef, er heißt Franz Dahler«, half Winkler ihm auf die Sprünge.

»Dahler, richtig. Mit dem müssen wir jedenfalls noch mal reden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Rausschlagen der Ziegel aus dem Tor kein Geräusch verursacht hat.«

Am nächsten Morgen erschienen die beiden Polizeibeamten ausgeschlafen am Museum. Sie trafen Jungbauer in seinem Büro an, der ihnen erklärte, dass der Museumswärter bereits Feierabend habe und nun wohl zu Hause sei. Jazek ließ sich die Adresse geben und ihre Fahrt führte sie quer durch Berlin – Dahler wohnte in Spandau, in der Nähe der Zitadelle. Nachdem sie geklingelt hatten, dauerte es eine Weile, bis die Tür geöffnet wurde. Doch schließlich stand Dahler, lediglich in einen Morgenmantel gehüllt, mit zerzausten Haaren und kleinen Augen vor ihnen.

»Was wollen Sie denn hier?«, fragte er schlaftrunken.

»Entschuldigen Sie die Störung, aber wir haben da noch einige Fragen an Sie. Dürfen wir reinkommen?« Dahler deutete ihnen mit einer Handbewegung, jedoch sichtbar widerwillig, einzutreten. Er gähnte, schloss die Tür und führte die beiden Störenfriede ins Wohnzimmer.

»Und was wären das nun für Fragen, die Ihnen niemand sonst beantworten kann?« Der Nachtwächter war jetzt doch neugierig, zugleich aber auch sichtlich verwirrt.

»Nun, immerhin waren Sie bis auf den Dieb der Einzige, der sich zur Tatzeit im Museum aufhielt. Aber um es auf den Punkt zu bringen – es wurde etwas entwendet.«

Die drei nahmen um den Wohnzimmertisch herum Platz, wobei Dahler allerdings nur auf der vorderen Kante des Sessels saß und nervös seine Hände knautschte.

»Beim erneuten Durchgehen der Fakten, die wir bisher haben, ist uns aufgefallen, dass das Abschlagen der Tonziegel niemals lautlos vonstattengegangen sein dürfte. Wollen Sie uns allen Ernstes erzählen, Sie hätten in dieser Nacht nicht das leiseste Geräusch vernommen?«

Dahler wurde noch nervöser. Er überlegte eine Weile, ehe er antwortete.

»Na ja, vermutlich war ich genau zu der Zeit im linken Flügel des Museums, um dort meiner Arbeit nachzugehen. Wissen Sie, nachts gibt es nur einen einzigen Wächter und eben die Überwachungskameras. Da kann man nicht überall gleichzeitig sein.« Er richtete sich kerzengerade auf, ehe er fortfuhr.

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