Die Regulus-Botschaften

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Der Judas in Dir

Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, das Ego, also der Teilaspekt von Dir, der an Trennung glaubt und daher der Angst fähig ist, ist ständig auf der Hut. Es fürchtet sich vor Verletzung und in aller Regel muss es denn auch nicht lange danach suchen und wird rasch fündig.

Der Mensch fürchtet sich vor Angriff und Ablehnung, eben einfach vor allem, was er mit Liebesentzug gleichsetzt. Er wähnt sich gut in einer ihm oftmals feindlich gesonnenen Außenwelt. Ist es erst einmal zu einer Verletzung gekommen, dann flüchtet er sich in die Opferrolle. Hier kennt er sich aus, hier fühlt er sich sicher. Und vor allem muss er sich hier keine unbequemen Fragen stellen. In dieser Rolle richtet er sich häuslich ein, wälzt sich in Selbstmitleid und muss sich nicht fragen, warum ihm dieses oder jenes widerfährt.

Viele Menschen verharren ihr ganzes Leben lang in dieser inneren Haltung und vereiteln so jedes persönliche Wachstum und jedes innere Voranschreiten. Die Opferrolle mag tröstlich erscheinen, doch ist sie nicht, was sie scheint. Hinter der Maske des vermeintlichen Freundes verbirgt sich der Judas und sein Verrat ist ein sehr grundsätzlicher. Das Verharren in der Opferhaltung schützt nicht etwa Dich, sondern vielmehr das Problem. Es schützt das Problem vor Deinem Zugriff, da es dorthin verlagert wird, wo es nicht ist und niemals sein kann, nämlich ins Außen.

Die Trostfunktion der Opferrolle ist eine Ausweichfunktion, eine Vermeidungsstrategie. Sie ist ein tückischer Schachzug des Ego. In der Opferrolle leckt das Ego seine Wunden wie ein waidwundes Tier. Die angeschlagene Integrität des eigenen Wesens bleibt erhalten und steht sie auch auf noch so wackeligen Beinen. Wer im Außen nach Gründen sucht, dem bleibt die innere Ursachenforschung erspart und so kann die Opferhaltung niemals wirklich Heilung bringen.

Wer mutig und behutsam die Verantwortung für die Geschehnisse seines Lebens übernimmt, der erobert sich die Souveränität über sein Leben zurück und eröffnet sich neue Handlungsspielräume. Den eigenen Schatten leugnen zu wollen, kommt dem Tun eines Kindes gleich, das die Augen verschließt in dem irrigen Glauben, es wäre für niemanden mehr zu sehen. Nur allzu oft vergesst Ihr, dass Ihr dem Bösen die Erkenntnis des Guten verdankt. In diesem Bewusstsein ist es Euch möglich, die eigenen Schattenseiten mutig zu erkunden und zu erforschen, so, wie Ihr es mit unbekannten und fernen Ländern tut. Hier kann es niemals um Verurteilung gehen, sondern vielmehr um neugieriges Beobachten, Erkennen, Verstehen. Was braucht es denn, um Dunkelheit zu erhellen? Es muss Licht ins Dunkel, da nur Licht dies bewirken kann.

Ehrlichkeit gepaart mit liebevoller Akzeptanz führt immer und ausnahmslos zum Ziel. Wenn eine Eigenschaft, ein vermeintlicher Makel, erst einmal ans Licht Deiner Selbstwahrnehmung gekommen ist, dann kann sie nie wieder den gleichen Schaden anrichten, wie wenn sie im Verborgenen wütet. Was in Liebe aufgelöst wird, das ist wahrhaft erlöst. Nichts schützt die Dinge so sehr wie das Nicht-wahrhaben-Wollen. So Du den Mut hast, dem Tiger aus nächster Nähe ins Auge zu sehen, wirst Du Dich selbst darin spiegeln. Du wirst Deine Angst erkennen, die sich nur dann in Luft auflösen kann und darf, wenn Du sie klar erkannt hast als das, was sie ist: eben einfach nur Angst!

Meine lieben Freunde, Ihr lebt in einer dualen Wahrnehmungszone. Dies bedeutet, dass Ihr Euch in einer beliebigen Situation entweder als Opfer oder aber als Täter wahrnehmt und fühlt. Es mag Euch auf den ersten Blick vielleicht wundern, dass die Täterrolle nicht weniger Trug und Täuschungen im Gepäck hat als die Opferrolle. Sie ist nicht minder verräterisch.

Wenn Ihr Euch als Täter fühlt, überschüttet Ihr Euch in der Regel mit Eurem eigenen Hohn und Spott und zermürbt Euch in beißenden Schuldgefühlen. Wo sich das Opfer in Selbstmitleid wälzt, da ergeht sich der Täter in Selbstverachtung. Die eigene Lichtseite wird vollkommen verleugnet. Doch das eine hat so wenig mit der Wirklichkeit der Dinge zu tun wie das andere. Wer seiner Täterrolle bis auf den Bodengrund seiner Motivation nachspürt, der wird immer und ausnahmslos Angst entdecken und nichts als Angst. So ist der Täter wie auch das Opfer zutiefst in dieselbe Problematik verstrickt. Doch die Wirklichkeit der Dinge, die Wirklichkeit hinter der Fassade der äußeren Erscheinungen, ist eine andere: Ihr seid immer Täter und seid es doch auch nie und Ihr seid immer Opfer und seid es doch auch nie.

Der Mensch neigt immer zum Entweder-oder und übersieht dabei das Sowohl-als-auch in allem. Ihr seid Schöpfer! Ihr ›spielt‹ mit den unterschiedlichen Rollen zum Zwecke der Selbsterkenntnis. Dabei mögt Ihr die eine oder andere Rolle bevorzugen, je nach persönlicher Disposition und eigenem Erfahrungshintergrund. Wie sonst könntet Ihr das Licht erforschen, wenn nicht durch die Erforschung seiner An- und Abwesenheit. Dadurch definieren sich Euer tapferes Menschsein und Eure zauberhafte Menschlichkeit und Ihr seid wahrlich geehrt, die Ihr den Mut und die Weisheit habt, diesen Weg der Erkenntnis zu gehen.

Sowohl in der Täter- als auch in der Opferrolle spaltet Ihr Euch auf, Ihr verankert Euch in der Dualität, weil Ihr nur ein Fragment der Wirklichkeit seht, nur eine Seite der Medaille. Nehmt Ihr Euch jedoch als Schöpfer wahr, Schöpfer des einen wie auch des anderen, dann verbindet Ihr scheinbare Gegensätze, überführt sie der Heilung und überwindet Dualität. Wir erinnern uns: Geistig erhebst Du Dich über die Dualität, wenn Du nicht wertest. Emotional erhebst Du Dich über die Dualität, wenn Du liebst. Liebe Dich selbst in all Deinen Rollen als ihr ureigener Schöpfer und Du hast viel für Deine Heilung getan und damit auch für die Heilung der Welt.

»Das leichteste Opfer für einen Betrug

ist man selbst.«

Edward G. Earle Lord Bulwer-Lytton

Fragen, die Du Dir nicht stellst

Meine liebe Freundin, mein lieber Freund, wenn Du auf Dich selbst blickst, was siehst Du dann? Wie nimmst Du Dich wahr und wie definierst Du Dich? Menschsein bedeutet, in der Dualität zu leben, sich in ihr zu erfahren, auszudrücken und durch sie zu Reifung und Selbsterkenntnis zu gelangen. Alles, aber auch wirklich alles, hat seine zwei Seiten und nur in der Verschmelzung beider Seiten kann ein Bild entstehen, das ein sinnvolles und harmonisches Ganzes ergibt.

Dies bedeutet aber auch, dass Du als Mensch ein gespaltenes Wesen bist und sein musst. Du kannst Liebe oder auch Angst empfinden, Glück oder auch tiefe Zerknirschung. Die Liebe gebiert alles Wahre, Schöne und Gute, alles, was Dich glücklich macht. Sie ist der wahre Kern Deines Wesens, die Uressenz Deines Seins. Liebe ist das Wesen Gottes und somit ist sie Dein natürliches Erbe. Und sie ist die einzige Möglichkeit, die es jetzt und allzeit geben kann, Dich über die Dualität zu erheben. Liebe ist von ihrer Essenz her vollkommen und somit steht sie über der Dualität. Hier sind Spaltung und Unvollständigkeit auf ewig überwunden. Liebe ist die Natur Deines Wesens, der Stoff, aus dem Du gemacht bist.

Aber wie kannst Du das erkennen? Wie kannst Du es wissen? Wie kannst Du das eine erkennen, wenn es kein anderes gibt? Dies ist die Geburtsstunde des Ego, das Ihr in völliger Verkennung der wirklichen Zusammenhänge so gerne in Bausch und Bogen verdammt und verurteilt. Ego ist heiliges Werkzeug Gottes und das größte aller Geschenke an den Menschen. Ego ist Mittel zum heiligen Zweck der Erkenntnis. Der Weg zur Liebe führt immer und ausnahmslos über das Ego.

Jeder Mensch, der auf Erden wandelt, kennt das Ziel, das Ihr erreichen wollt, ihr alle wollt den Weg zur Liebe. Ihr alle wollt zur Liebe, doch dieser Weg ist ein steiniger, führt er doch über die Drangsale und Kümmernisse des Ego. Die Medizin ist eine denkbar bittere und der Weg ist ein beschwerlicher. Kein Mensch geht auf Erden, der davon nicht ein Klagelied singen könnte. Was, wenn nicht Liebe, Liebe zum Selbst, könnte diesen Weg erleichtern? So wird der Weg zum Ziel und das Ziel zum Weg und beide verschmelzen in wunderbarer Harmonie miteinander.

Du bist ein gespaltenes Wesen. Dies bedeutet im Klartext, dass es in Dir sowohl lichtvolle als auch dunkle Anteile gibt und geben muss. Und an diesem Punkt wird es für Dich unangenehm, denn der Mensch will von Natur aus gut sein. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Solange Du es nicht wagst, Deine dunkle Seite ans Licht der Erkenntnis zu holen, sie anzusehen, ja mehr noch, sie anzuerkennen als Teil Deiner menschlichen Persönlichkeit und zu Dir gehörend, so lange wird sie ein Schattendasein führen, tief verborgen, auf dem Bodengrund Deiner Psyche. Hier treibt der Schatten des Menschen sein Unwesen, unerkannt und unbemerkt von ihm selbst. Wie wir schon sagten, kann nur die Verschmelzung von Licht und Schatten ein harmonisches Gesamtbild ergeben und Heilung bringen, denn Ganzheit ist Heilung. Wie aber kannst Du das bewerkstelligen? Indem Du mit Liebe auf Deinen Schatten blickst. Niemals kann es eine andere Lösung geben, nie ein anderes Heilmittel, nie einen anderen Weg und niemals eine andere Antwort. Liebe! Liebe baut nicht nur Brücken zwischen Böse und Gut, zwischen Licht und Schatten – Liebe ist diese Brücke.

Im Angesicht der Liebe bist Du in der Lage, allen inneren Stürmen zu trotzen und Dich direkt in das Auge des Sturms zu begeben: Du kannst Dich selbst erforschen, Du kannst Deinen Schatten erkunden und dies ohne jede Angst, Not und Schuld.

Wenn Du Dich selbst liebst, so wie Du bist, dann bist Du so, wie Du sein willst. Das Erkunden des eigenen Schattens wird nur durch die Liebe möglich. Was ohne Liebe in Selbstzerfleischung, Schuldgefühl und Selbstverachtung enden würde und somit mit noch tieferer Spaltung, in der Liebe findet es Heilung. Nur wenn Du den Schatten in Dir ans Licht Deines Bewusstseins bringst, kannst Du ihn dem Licht in Dir überantworten und somit der Heilung überführen. Da Dein freier Wille ewig unantastbar ist, kannst Du unmöglich etwas heilen, von dem Du behauptest, dass es nicht da sei. Du kannst nur heilen, was Du anerkennst. Fürchte Dich nicht vor Deiner Angst, denn mit der Liebe hast Du allzeit einen machtvollen Gegenspieler und der Sieg ist Dir gewiss und auf ewig garantiert.

 

Der Mensch fürchtet seinen Schatten und dies ist aus seiner dualen Sichtposition heraus betrachtet so legitim wie nachvollziehbar. Unentwegt schwankt er zwischen Liebe zu sich selbst und Angst vor sich selbst. Und so kämpfst Du ständig gegen Dich selbst und dann wunderst Du Dich, dass es immer unentschieden endet: Das ist das Wesen der Dualität und nur im Bewusstsein der Liebe kannst Du ihr entfliehen, besser gesagt, Du überwindest sie. Der Mensch ist sich selbst ein Buch mit sieben Siegeln. Die Reise in die eigenen inneren Welten, die Reise ins Ich, ist das größte Abenteuer, das ein Mensch erleben kann und ein jeder von Euch tritt sie an, ob ihm dies nun bewusst ist oder nicht.

Jede Handlung und jede Reaktion auf Eure Außenwelt sind ein Akt der Selbstdefinition. Ihr alle würdet gut daran tun, auf Eurer Abenteuerreise eine gehörige Portion Humor mitzunehmen. Die heilerische Wirkung des Humors kann gar nicht überschätzt werden, zieht er doch so manch schwieriger Situation den schmerzhaften Stachel. Humor macht Schweres leicht, weil er die Dinge relativiert und an den Platz verweist, an dem sie gehören. Wenn wir Euch den Humor ans Herz legen, dann fordern wir Euch damit erneut dazu auf, Euch selbst mit Liebe zu erforschen und zu erkunden, denn Humor ist einer der zahllosen, wundervollen Aspekte der Liebe. Das Leben ist eine ernste Sache, ernst genug, es nicht ernst zu nehmen und ihm mit Humor zu begegnen. Auch das ist Dualität.

Die Fragen, die Du Dir nicht stellst, die Fragen nach Deinem Schatten, Du stellst sie nicht, weil Du es nicht wagst. Du fürchtest, was Du dort entdecken mögest. Doch alles ist nur halb so schlimm, nein mehr noch, es ist wahrhaft wunderbar, denn immer da und dort, wo Du Schatten siehst und für Dich erkannt hast, da erstrahlt auch Dein Licht.

»Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.«

Johann Wolfgang von Goethe

Die Flucht nach vorn

Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, wenn der Mensch sich vor seinem Innen fürchtet, wohin kann er sich dann flüchten? Der Mensch, der seine inneren vermeintlichen Abgründe zu meiden sucht, tritt in der Regel die Flucht nach vorn an und so schlägt er die einzige Richtung ein, die ihm bleibt: Er flieht in seine Außenwelt. Alles, was ihm Ablenkung verheißt, ist ihm willkommen.

Diese Welt der äußeren Erscheinungen, sie bietet viel, das anscheinend nichts mit Dir zu tun hat. Das Angebot an Zerstreuung scheint schier unbegrenzt und so muss der Mensch in der Regel denn auch nicht lange danach suchen. So lebt er sein Leben und investiert seine Lebenszeit in alles Mögliche, je nach persönlicher Disposition und Selbstwahrnehmung.

Doch der Mensch macht die Rechnung ohne den Wirt, denn er vergisst, dass diese Welt eine duale Erfahrungsplattform ist. Es ist sozusagen gleichermaßen menschliche Dummheit wie göttliche Weisheit, dass der Mensch sich selbst niemals entfliehen kann und so begegnet er sich selbst auf all seinen Wegen. Nichts kann es geben, nichts kann ihm jemals widerfahren, das nichts mit ihm zu tun hätte. So kann also kein Mensch jemals vor sich selbst davonlaufen. Was auf den ersten, flüchtigen Blick wie ein Fluch anmuten mag, ist des Menschen größter Segen, denn diese göttliche Tatsache ist ihm ewiger Garant für das Erreichen der Ziele seiner Seele. Wie sonst wäre Selbsterkenntnis möglich? Der Mensch kreuzt sozusagen seine eigenen Wege und durchkreuzt nicht selten eben genau dadurch seine eigenen Pläne, die doch die Flucht vor sich selbst bezwecken.

Diese Welt ist eine duale Erfahrungsebene, was bedeutet, dass der Mensch die Spiegelfunktion der Außenwelt niemals aushebeln kann, denn darin besteht ihr heiliger Sinn und Zweck. Wir wollen nicht vergessen, dass alles und jedes gegeben ist, Dir zu dienen, so auch die Welt. Jeder Mensch, der inkarniert, weiß um den grandiosen Nutzen, den die Funktion seiner Außenwelt ihm anbietet. Die Potenziale für Selbsterkenntnis sind unter irdischen Bedingungen geradezu unvorstellbar. Die Tatsache, dass Ihr Euch selbst nicht entkommen könnt, ganz gleich, ob Ihr Euch nach innen oder außen orientiert, verbürgt den Erfolg Eurer Erdenmission.

Die Außenwelt, sie ist Dir nicht feindlich gesonnen, das ist sie nie und das könnte sie niemals sein. Sie ist Dein Spiegel, sie ist das Echo Deines Selbst. Die Welt zeigt Dir, wer und was Du bist. Wie auch immer Du Dich zu definieren entscheidest, die Welt zeigt Dir ein getreuliches Abbild Deiner selbst. Du magst Dich in Deiner Selbstwahrnehmung noch selbst belügen können, die Welt betrügt Dich nie. Sie zeigt Dein exaktes Spiegelbild und sie wertet nicht. Sie zeigt, was ist, und nicht etwa das, wovon Du möchtest, dass es sei, einem ehrlichen Freunde vergleichbar. Und so spiegelt Dir die Welt Dein Licht wie auch Deinen Schatten. An dieser Stelle erinnern wir an den ursprünglichen Grund der Flucht ins Außen, der doch das Entrinnen des eigenen Schattens bezweckte.

Leben ist Selbsterforschung zum Zwecke der Selbsterkenntnis und wohin auch immer Du Dich wenden magst, nach innen oder nach außen, überall ist Dir alles gegeben, was es braucht. Wir werden nimmer müde zu betonen, dass die Liebe des Schöpfers ein Scheitern auf ewig unmöglich macht. Scheitern ist ein zutiefst menschliches Konzept und Eurem mangelnden Gesamtüberblick geschuldet. Scheitern ist unmöglich, denn es würde nicht nur jeder Liebe, sondern auch jeder Sinnhaftigkeit entbehren.

Das Leben ist keine Schule, dies sagten wir bereits an anderer Stelle. Das Leben ist keine Schule im Sinne eines vorgegebenen Lernzieles, das es zu erreichen gäbe. Wenn es dennoch um Lernen, Werden und Wachsen geht, dann aus dem einfachen Grunde, weil es in der Natur der Sache liegt. Leben ist Wachstum und Wachstum ist Evolution. Alles-was-Ist ist Liebe und somit in ewiger Ausdehnung begriffen. Wie könntest Du etwas anderes sein, bist Du doch ein integraler Teil des Göttlichen. Du bist also in ewiger Ausdehnung begriffen und diese Ausdehnung kann nur eine Mehrung, eine Vertiefung der Selbsterkenntnis sein. Deiner Ausdehnung sind keine Grenzen gesetzt, keine Schranken, auch ist keine Richtung vorgegeben. Mit anderen Worten: Du kannst Dich entwickeln, wie und wohin immer du willst. Dies ist der entscheidende Unterschied zu einer Schule, in der das Lernziel vorgegeben ist. Dies impliziert alle Freiheit, auch die Freiheit, vor Dir selbst flüchten zu wollen. Dies kommt dem Versuch gleich, gegen eine Wand zu drücken, ohne den Gegendruck spüren zu müssen.

So lebt der Mensch sein Leben, pflügt seinen äußeren Acker und, indem er dies tut, doch auch seinen inneren. Und so erfüllt sich der Sinn des Lebens immer und unfehlbar ganz von selbst. Ist das nicht wahrhaft wunderbar?

»Das Schicksal ereilt uns oft auf den Wegen,

die man eingeschlagen hat, um ihm zu entgehen.«

Jean de la Fontaine

2. Teil

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Meine liebe Freundin, mein lieber Freund, was ist der Sinn des Lebens? Leben ist Selbstzweck, seine tiefe Sinnhaftigkeit ergibt sich aus sich selbst heraus, aus seinem puren Sein. Wem das nicht genügt, der verschließt sich für des Lebens unermesslichen Reichtum an Möglichkeiten, für seine Herrlichkeit und Größe.

Nun, der Mensch ist befähigt, sozusagen aus sich selbst hervorzutreten, sich von ›außen‹ zu betrachten und die Sinnhaftigkeit seines Seins zu hinterfragen. Die Tierseele ist dazu nicht in der Lage. Sie stellt den Sinn nicht infrage, weil die Seele des Tieres dies auf sehr tiefer Ebene ›weiß‹.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist so alt wie die Menschheit selbst und sie ist – wie könnte es innerhalb der Dualität anders sein – gleichermaßen Segen wie Fluch. So ist die Frage nach der Sinnhaftigkeit letztlich die Triebfeder für alles Machen und Tun, ob sich der Mensch dessen nun bewusst ist oder nicht. Das rastlose Suchen und Streben ist des Menschen tiefstes Glück wie auch sein schmerzlichstes Leid.

Seine ganze Lebenszeit hindurch steht der Mensch auf dem Prüfstand seiner eigenen Selbstwahrnehmung. Er beobachtet, erforscht und prüft sich selbst, er probiert sich aus. Menschsein bedeutet, alles und jedes zu hinterfragen und sich selbst nicht davon auszunehmen. Die Frage »Wer bin ich?« brennt Euch Euer Leben lang unter den Nägeln. Als Menschen erforscht Ihr Euch selbst und Euer Sein innerhalb der Dualität, also unter hochspezifischen Bedingungen. Ihr seid sozusagen die Fachleute in Sachen Dualität, ihre Nutznießer und ihre Leidtragenden, denn Ihr kennt und lebt beide Seiten der Medaille. Ihr erkundet, was es mit der Liebe auf sich hat und dabei kommt Ihr um die Angst nicht umhin.

Die Erweiterung des ureigenen Liebesbewusstseins – denn darum geht es letztlich immer – ist das Ziel Eurer Erdenreise. Wenn wir sagten, das Leben sei Selbstzweck, dann ist dies nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Leben ist Liebe und Liebe ist Leben, sie bezeichnen ein und dasselbe. Ihr alle, jeder Einzelne von Euch, inkarniert um der Liebe willen. Welchen anderen Grund könnte es jemals geben? Was kann da anderes sein? Nichts kann jemals sein, das außerhalb von Gott wäre, Gott aber ist Liebe. Leben ist Selbstzweck, weil Liebe Selbstzweck ist. Von Natur aus vollkommen, kann es nichts geben, nichts, dass der Liebe hinzuzufügen wäre.

Der Sinn des Lebens ist also die Erweiterung des Liebesbewusstseins. Euer ureigenes Wesen entspringt der Liebe und so kann es für Euch denn auch letztlich nichts anderes zu erforschen geben. Mit anderen Worten: Ihr wollt die Liebe auf immer tieferer Ebene verstehen und integrieren. Ihr wollt sie leben! Das ist ihr heiliger Sinn und Zweck. Ihr erkundet die Liebe in all ihren Aspekten und Wirkungen und nicht zuletzt erduldet und erleidet Ihr ihre scheinbare Abwesenheit in Form von Angst. Wie wir sagten, ist Angst die Eintrittskarte für diese duale Welt, sie ist wahrlich ein hoher Preis, doch zahlt Ihr ihn um der Liebe willen gerne. Kein Mensch ist Opfer einer ominösen höheren Macht, die ihn wider Willen ins Erdendasein geworfen hätte. Wir dürfen nie vergessen, dass der freie Wille auf ewig unantastbar ist, denn das ist ein Aspekt, eine Eigenschaft der Liebe.

Ihr seid für alle Zeiten an die Liebe gebunden, denn das ist es, was Ihr seid, die Uressenz, aus der alles und jedes hervorgegangen ist. Es gibt kein Außen, das es zu prüfen gäbe, denn alles ist eins und Teil von Dir. Ebenso wenig ist da etwas oder jemand, das bzw. der Euch diese Prüfung aufzwingt. Hier sind Gottes Wille und Dein Wille nicht voneinander zu trennen. Wer kann dem befehlen, der frei geboren ist?

Zum Zwecke der Selbsterkenntnis steigt der Mensch hinab in die Materie, in die Dunkelheit der Dualität und damit ins Vergessen. In ihrer göttlichen Heimat ist die Seele sich ihrer wahren Identität vollkommen bewusst, doch nun, auf der dualen Erfahrungsebene, ist der Mensch sich dessen nicht mehr gewahr. So inkarniert er denn in dem unbedingten Bestreben, sich auch in der Dunkelheit des Nichtwissens seiner wahren Natur und Identität zu erinnern. Der Mensch will wissen, wer und was er ist, er will sich definieren. So postuliert Ihr alle Euer Licht inmitten tiefster Dunkelheit und erleuchtet nach und nach alle schattigen Partien Eures Lebensweges.

»Im Wahrheitsstreben darfst du nie ermatten,

such' stets, was Schatten wirft und nicht den Schatten.«

Heinrich Martin

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