Der Sinn des Unsinns

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“Hallo Frau Ilske, Tag, toller Tag, heute mal wieder, wie gehts und stehts?”So ging das für mehr als zwei Monate, immer wenn Bernd pinkeln gehen mußte und grübelte, wie es wohl unter ihrer Bluse aussehen mochte. Das führte nirgendwo hin, bis auf den Tag, an dem Frau Ilske geknickt erschien und nach Trost Ausschau hielt.

“Nicht so gut, Herr Meyer, heute sicherlich nicht sehr gut.”

“Wie kann das angehen, wo das Wetter doch auch heute strahlt und alles vorangeht.”

“Nicht so sehr für mich. Ich muß argwöhnen, daß mein Mann fremd geht.”

“Ihr Mann? Werden sie da nicht einer Täuschung erlegen sein? Bei ihrer Figur?” Bernd vibrierte vor Geilheit ob solch anzüglichem Gespräch und bekam eine Entenpelle,” wie können sie Zweifel hegen?”

“Danke. Aber ich denke, ich habe Gewißheit.” Sie sah sehr traurig aus und lehnte sich etwas vorwärts, so daß beide sich berührten.

“Na so was,”flüsterte Bernd und küßte ihr den Mund.

“Warten sie bis achtzehn Uhr, dann kommt Herr Weber mich ablösen und ich fahre sie nach Hause,” sagte Bernd mit rauher Stimme und verließ sie, seine Zeitungsbude zu hüten.

Frau Ilske wartete und stieg in den zwischenzeitlich restaurierten Daimler. Bernd fuhr den Wagen zur SBahnstation Ruhleben, den sie als

Fahrtzielwunsch angegeben hatte und parkte diesem gegenüber ein Stück von der Strasse abgesetzt.

“Und sie lassen sich nicht bis nach hause in Spandau fahren?” Fragte er, ”wir könnten noch etwas trinken gehen.”

“Besser nicht,” sagte sie, “mein Mann oder meine Kinder könnten uns sehen und falsche Schlüsse ziehen.”

“Welche falschen Schlüsse?” flüsterte Bernd und rutschte ein paar Zentimeter zu ihr hin, legte seinen Arm um sie und küsste ihr zärtlich die Nase.

“Eben diese, sie könnten der Meinung sein, sie könnten das mißverstehen.”

“Aber hier sieht uns niemand.” Bernd fasste ihr an die Bluse und wölbte seine Hand um ihren prallen Busen.

“Bitte nicht,” flüsterte sie mit einem Anflug von Atemlosigkeit. “Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt.”

“Ein bißchen? Warum nicht jetzt?” Bernd zog seine Hand von ihrem Busen zurück.

“Bitte heute nicht, ”Ihre Stimme war eindringlich und flehentlich, ”ich muß mich erst wieder finden. Und sammeln. Ich bin jetzt ganz verwirrt.”

“Morgen? Wollen wir morgen zu mir gehen und etwas trinken und uns unterhalten?” Bernd räusperte sich, ”abends? Ich hol dich ab oder gleich von der Zeitungsbude um achtzehn Uhr aus?”

“Laß uns das morgen in der Weinstube besprechen. Ich muß sehen, wann ich abends kann.”

“Gut. Gehts dir jetzt wieder gut?”

“Ja, jetzt geht es mir wieder gut.” Sie lächelte, ”Vielleicht habe ich etwas übertrieben, vorhin in der Weinstube. Aber wahrscheinlich geht mein Mann fremd.”

“Geh fremd mit mir,” sagte Bernd heiser, ”jetzt hast du die Berechtigung. Wo dein Mann fremd geht.”

“Ich weiß aber garnicht, ob er wirklich fremd geht. Ich bin auch nicht rachsüchtig. Ich meine, Beweise habe ich eigentlich nicht. Er benimmt sich nur so merkwürdig. In letzter Zeit.”

“Du würdest mit mir aus Rachsucht ins Bett gehen? Aus Lust an der Rache?”

“Oh nein, das hast du falsch verstanden. Das würde ich niemals tun. Das würden die Kinder auch nicht verstehen.”

“Die Kinder? Warum sollten die Kinder etwas verstehen sollen, von dem sie garnichts wissen können. Und sollten?”

Bernd drückte sie an sich und küßte ihren Mund. Dann das ganze Gesicht. Er hätte wahnsinnig gerne ihre Bluse aufgeknöpft und unter ihrem Büstenhalter nach den steifen Dingern getastet. Das war ein Vollweib hier. Im Gegensatz zur schlanken Mädchenfigur Jacquelines eine saftige Wiese mit Mittelgebirgszug. Eine besondere Leistung der Evolution. Wie konnte ein solch vollkommener Körper dem Zugriff nur eines Mannes, eines Ehemannes, so lange Zeit vorbehalten bleiben. Welch ein Unrecht.

“Du weißt wie sie sind. Die Kinder, die merken so was.”

Bernd wußte nicht wie die Kinder so waren, ”Wir werden über die Kinder in einer ruhigeren Stunde sprechen. Wie merkwürdig benimmt er sich?”

“Er schenkt mir weniger Beachtung. Und er hat ständig was zu tun. Wir schlafen kaum noch zusammen.”

“Schlaf mit mir dafür mehr,” sagte er mit belegter Stimme, ”ich liebe dich.”

“Und Jacqueline?” Fragte sie direkt. Natürlich kannte sie Jacqueline und hatte sich mehrmals mit ihr unterhalten, wenn Jacky Bernd im Kiosk besuchte und auch mal in der Weinstube pinkeln ging. Sie mochte meinen, daß Jacqueline eine gute Freundin war. “Schläfst du mit ihr?”

“Ja, sie ist eine alte, gute Freundin. Sie hätte nichts einzuwenden.”

Sie ordnete ihren schwarzen Haarschopf. “Ich muß jetzt gehen,” sagte sie. Sie winkte als sie die Strasse überquerte und Bernd überlegte, ob die Kinder, von denen sie zwei im teenie Alter hegte und der Ehemann sie jetzt sehen konnten. Wo sie doch nicht weit entfernt wohnten und sicher auch die Bahn nutzten.

Jacky würde spät von ihrer Krankenhausschicht nach hause kommen und so blieb Zeit, ein Bordell aufzusuchen.

“Willst du mir die Titten aussaugen? Bist du in der Brunft?” Fragte die Nutte irritiert.

“Mache ich ein Balztänzchen? Warum bist du so geizig mit Milch? Sind nicht alle in der Brunft die kommen?”

“Gott bewahre. Ich würde abgenutzt werden. Bist du pervers?”

“Sicher, ich würde dir gern deine Brustwarzen lang ziehen.” Bernd zupfte an den Nippeln.

“Darin übst du dich ja gerade. Wenn du sie ganz lang ziehen willst, ist das aber Sado Maso.”

“Laß uns ficken. Leg dich hin. Nein du bist oben. Dann muß ich das Spiel an deinen Titten nicht unterbrechen.”

Es war eine schöne Nummer. “Gehst du fremd?” fragte Bernd beim Abschied. “Jederzeit,” sagte sie, ”komm bald wieder.”

“Gehst du fremd?” Fragte Bernd Jacqueline, als diese spät abends nach hause kam, ”ich meine sexuell.”

“Ja,” sagte Jacqueline, ”gern.”

“Du meinst du gehst fremd und gern? Einfach so?” Bernd war erstaunt über diese Offenheit.

“Nicht wie du denkst. Nur so mit meiner Busenfreundin.”

“Mit Elke? Ihr macht es im Bett? Auch in diesem Bett? Kann ich mal zuschaun? Du machst es mit Frauen? Was macht ihr im Bett? Ich muß mir das anschaun.”

“Was hast du gegen Frauen. Du machst es ja auch mit Frauen.”

“Das ist was anderes. Ich habe einen Pieker und pieke ihn in Frauen rein. Du nicht.”

“Das kann ich auch. Es gibt Dildos mit zwei Schwänzen. Die sind manchmal nützlich. Aber so machen wir es nicht.”

“Wie macht ihr es? Erzähl schon. Kommst du jetzt zur Sache.”

“Nun, streicheln und so.”

“Streicheln und so? Läßt du dir deine Vagina von ihr lecken? Ist sie meine Leckschwägerin?”

“Frauen machen das mit Frauen anders. Viel zärtlicher. Und gründlicher.”

“Du meinst so leicht darüber fahren mit der Zunge? Wie kannst du nur. Machst du es auch bei ihr?”

“Nicht einfach leicht darüber lecken. Du verstehst das nicht. Das muß gefühlvoll gemacht werden. Das muß man können.”

“Gefühlvoll?”

“Du lernst schnell.”

“Was meinst du mit gefühlvoll. Man muß doch was in der Hand, zwischen den Fingern haben und auf der Zunge spüren. Wenn man leckt.”

“Frauen können das besser.”

“Besser als ich? Dein Verlobter? Kann Elke das besser? Hat Elke geile Titten?”

“Allemal. Sie ist viel talentierter als du. Die Befriedigung ist ungleich tiefer. Vollständiger.”

“Vollständiger. Gut, Abgang ist nicht gleich Abgang. Aber..”

“Das hängt mit der Zuneigung zusammen. Mit der zärtlich innigen Zuneigung, die dir fremd ist. Der Verschmelzung von Geist und Körper.”

“Scheiße Jacqueline, es geht ums ficken, nicht um akademische Haarspalterei. Abgang ist das Ziel, das es zu erreichen gilt. Oder?” Bernd trumpfte auf.

“Du verstehst nicht,” sagte Jacqueline mit belegter Stimme, ”ihr versteht alle nicht. Abgang ist weder gleich Abgang, noch ist ein Abgang wesentlich. Und er ist auch nicht immer erwünscht.”

“Das Weib mit sieben Siegeln der ausschweifenden Literatur. Seh ich Titten, Nippel, die Geschlechtsritze, die Schenkel, krieg ich einen hoch und gehe den Gesetzen der Natur nach, die von mir einen vollbrachten Abgang fordern.”

“Es kommt nicht auf die Länge des Schwanzes an,” stellte Jacqueline weise fest und irritierte Bernd nachhaltig.

“Was redest du da Frau. Ist dir mein Schwanz zu kurz?”

“Zu lang. Er stößt gegen den Muttermund.”

“Komm mal zu dem Onkel,” sagte Bernd finster. “Du kommst jetzt zu dem Onkel auf das Bett von dem Onkel. Und das ist eine Order!”

“Wird das eine Order sein?” fragte Jacky interessiert, wissend, daß sie alle Orders immer zu befolgen hatte, weil ein gewisses Maß an militärischer Disziplin unverzichtbar sein mußte, wie Bernd ihr vor langer Zeit eindrücklich verdeutlicht hatte, ”eine strikte Order Herr Oberst?”

Sie setzte sich neben Bernd auf das Bett und ließ sich an ihn ziehen. Drohend flüsterte Bernd ihr ins Ohr: ”Du weißt, daß ich dich eines Tages an die Ringe fesseln und züchtigen werde. Wenn du mich immer veralberst.”

Er biß ihr zärtlich in die Nase und schleckte ihr anschließend über Augen und Wangen. Wie ein Hund.

“Ganz nackt. Und ich werde an deinen Nippeln und Schamlippen zupfen und zerren.”

“Heute?” Fragte Jacqueline aufsässig.

Bernd drückte seine Lippen auf die ihren und begann mit einer Hand ihre Bluse aufzuknöpfen. So fängt das immer an, dachte er bei sich. Erst immer die Titten. Freilegen. Teuflische Wesen sind das, die Weiber. Immer locken und verführen sie einen. Immer und immer setzen sie ihren Willen durch und behalten die Oberhand. All der Quatsch des männlichen Gehabes. Wie hilflos man ihnen verfällt.

 

Während der Kopulation verhielt Bernd schwer atmend in der eternalen Bewegung und fragte :”Wußtest du, daß die Schweiz größer ist als die Niederlande?”

“Oh ja,” flüsterte sie, „wie könnte ich das nicht wissen.”

“Und wußtest du, das die Schweiz kleiner ist als Dänemark?”

“Wirst du es mir sagen?”

Bernd fickte sie heftiger weiter, um ihr die renitenten Flausen auszutreiben. Der Samen ergoß sich in ihre Scheide, der Widerstand der Scheidenwände nahm ab, wie Bernd feststellte. Er mußte an Uta, ihre Mutter denken, die nach vier Kindern nicht mehr so eng war. Man mußte sie mal wieder anrufen und eine Verabredung mit ihr machen. Der Samen tropfte heraus auf den Hodensack und begann die Geschlechtshaare zu verkleben. Und er zog weiter auf die Wolldecke, die als Bettlaken diente, weil Bernd Bettlaken seit dem Tode seines Opa Achtzehn, der hieß tatsächlich so, den sie zwischen zwei flackernden Kerzen auf einem schneeweißen Bettlaken hatten sterben lassen, verabscheute und nicht mehr haben wollte.

Jacqueline begann, ihm ins Gesicht zu pusten, bis er irritiert innehielt und abstieg.

“Was machst du da?”

“Ich puste dir ins Gesicht um dich aufzuwecken. Die Nummer ist beendet.” Sie lachte auf und schlang ihre Arme um seinen Hals, ihn herabzuziehen und ihm ins Ohr zu flüstern:” Es tropft schon auf die Decke und verklebt die Haare. Du großer Fickmeister.”

“Du tropfst auf die Decke.” “Vielleicht?” Immer das Selbe dachte Bernd zu sich. Warum tue ich mir das alles an.

“Wie ist das eigentlich,” fragte Bernd, nachdem neben ihr liegend, Erholung eingetreten war. “Mit dem weiblichen Abgang? Kommt da was raus?” Wohl wissend, daß da was raus kam.

“Ja,” sagte sie schlicht.

Ja, ist auch so ein Wort mit dem man, das heißt mit dem Mann, über die Klinge zu springen beginnt. Das klare, simple weibliche Ja in der weiblichen Stimmlage. Diese unscheinbare Äußerung, Bestätigung, einer selbst fern aller Hintergründigkeit und Lüsternheit geäußerten Willensbekundung, war überaus geeignet, die Sexualbegierde auf Betriebsbereitschaft schnellen zu lassen und die Abhängigkeit, die faktische Unterwerfung, ins Unerträgliche zu steigern. Aber Ja hatte

Macht nur im deutschen. Im Englischen war es platt und machtlos.

“Ich hab mich mal mit einer Bedienung in einer Kneipe zu später Stunde über den weiblichen Orgasmus unterhalten. Sie hat Stein und Bein geschworen, daß sie allemal über den Tisch spritzen könne. Sie hat auch behauptet, daß sie ebensoweit pissen könne wie ich, wenn sie die gleiche Anzahl an Biergläsern geleert hätte, nachdem ich ihr erklärt hatte, daß die Weiber ewig zweitrangig nach den Männern eingestuft werden würden, weil sie beim Pinkeln sich hinhocken müssen.”

“Du wirst recht betrunken gewesen sein. Du willst mich necken.”

“Necken? Das nennst du necken? Ein solches Thema? Nennst du necken? Wie verdorben du doch bist. Ich hab mit fünfzehn noch nicht einmal gewußt, was ein Kitzler ist. Und du hast schon einen.”

“Siehst du? Das hab ich gemeint. In unserem Vorgespräch.”

“Was hast du gemeint im Vorgespräch? Ich vermag dir nicht so recht zu folgen.”

“Daß Männer nur begrenzte Ahnung von dem weiblichen Körper und der weiblichen Psyche haben. Das habe ich gemeint.”

“Ich weiß wo ich anfassen, zupfen und zerren sollte. Und schieben.”

“Mit Elke dauert das Vorspiel zwei Stunden; mit dir eine halbe. So du dich anstrengst. Und geht dann in das Endspiel nahtlos über, das auch zwei Stunden dauert. Mit streicheln, nicht nur an den geilen Teilen und schon garnicht unentwegt direkt an den erogenen Punkten, sondern um sie herum. Küssen des ganzen Körpers und erst kurz vor dem Höhepunkt das Einführen von Dingen in die Scheide um die Scheidenwände zu stimmulieren. Immer nur über den Kitzler zu lecken und die Brustwarzen zu drücken bringt nicht so viel.”

“Laß uns dieses endlose Thema in einer ruhigeren Stunde fortsetzen,” sagte Bernd und dachte an Frau Ilske. Die Weiber waren alle gleich und waren immer auch nach dem Verkehr an neuem Verkehr interessiert. Sie leben für ihre Geschlechtsteile, dachte Bernd insgeheim.

„Weiber sind Geschlechtsteile,“ sagte er laut.

“Hallo, ich bringe die Tagesration an Tabakwaren,” sagte die rassig rothaarige mit den grünen Augen, als sie durch die Hintertür hereinkam. “Können wir heute zahlen?”

“Ich weiß nicht recht,” sagte Bernd und zog die Kasse auf. ”Ich hatte sie später erwartet. Ich bezweifle, daß schon genug hereingekommen ist.”

“Soll ich dalassen und später zum Kassieren kommen?”

“Würden sie das tun? Wird es noch mal gehen?”

“Ja, aber es muß unbedingt klappen. Frau Schallbecher schmeißt mich raus. Wenn ich das Geld nicht bringe.”

“Es wird klappen. Notfalls gebe ich ihnen ein paar Stangen zurück.”

Auf Frau Dronte, das war ihr Name, den Bernd mühevoll aus ihrer Unterschrift entziffert hatte, war Verlaß. Sie mochte ihn und er war verrückt nach ihr.

Gleich nachdem Frau Dronte gegangen war und Bernd die Stapel Zigaretten eingeordnet hatte, sah er, daß in der Weinstube gegenüber

dem Bürgersteig die Tür offen stand. Frau Ilske war gekommen und Bernd ging in einer Kundenflaute rasch hinüber. Es war Donnerstag und der Laden brummte.

“Na? Bist du gut nach hause gekommen?” Fragte er sie eher einfallslos.

“Wie geht es dir?” Sagte sie fröhlich mit intimem Unterton in der Stimme.

“So gut wie dir,” entgegnete Bernd, ”hast du Nachrichten für heute oder morgen abend?”

“Hast du Freitag abend Zeit?”

“Natürlich, ich habe immer Zeit für dich. Bei mir? Ich hol dich an der SBahnstation Ruhleben ab?”

“Ja, neunzehn Uhr? Mein Mann geht Freitag abend immer zu seinem Fußball oder was Verein und kommt spät zurück. Wir hätten dann Zeit.”

Bernd drückte sie und gab ihr einen Kuß auf die Wange. Freitag passte gut. Jacqueline hatte das ganze Wochenende Nachtschicht. Bliebe noch der Sonnabend zu belegen.

“Lassen sie sich zu Sonnabend abend von mir einladen?” Fragte Bernd forsch Frau Dronte als diese erneut zum Inkasso kam, ”wir könnten bei mir zuhause einen drauf machen und so richtig mal umherbalgen.” Bernd hätte sich die Zunge abbeißen mögen.

Frau Dronte sah ihn erstaunt und unsicher an. Damit hatte sie offensichtlich nicht gerechnet. Nicht so dreist und direkt jedenfalls.

“Eine Schachtel Juno, eine FAZ und diesen Schokoriegel,” platzte ein Kunde in die entstandene, peinliche Stille.

“Na also,” sagte die rassige Frau Dronte und grinste, ”schon sind meine Zigaretten verkauft.”

Es war eine Chance vertan.

So lief das alle Tage in der Zeitungsbude, dem Schwerpunkt und Nukleus des verbliebenen kleinen Imperiums. Verblieben waren noch fünf Mietwagen und der private Daimler, die gerade noch ihre Kosten aufbrachten. In dem Zeitungskiosk selbst lief es wie bei einem Hürdenlauf ab.

Zwischen acht und zehn kamen die Zeitungslieferanten und nahmen das Geld, das zwischen fünfzehn und vierundzwanzig Uhr am Vortag hereingekommen sein musste.

Zwischen dreizehn und vierzehn Uhr kam Frau Dronte mit der großen Tabakrechnung um den Umsatz von sieben bis dreizehn Uhr an sich zu reissen. Für all die anderen Rechnungen, Weine, Bier, Süßwaren, Pornos, Abendzeitungen, Schnaps, blieb der Zeitraum zwischen drei- zehn und fünfzehn Uhr, der auch für den Lohn des Herrn Weber, einzig verbliebener Angestellter, herhalten mußte. Und ebenso für die Zinsen der Köwenick Anleihe, von der längst ein großer Teil in andere, als die beabsichtigten Bereiche geflossen sein musste. Eine Rückzahlung war undenkbar geworden.

“Du raubst mich aus,” sagte Bernd zu Köwenick, als dieser wie stets am Freitag um achtzehn Uhr in der Bude auftauchte und seine Zinsen in

Empfang nahm.

“Du raubst mir den Schlaf,” antwortete er, ”davon ist nur die Hälfte mein Geld. Die andere Hälfte kommt von Schecke. Der löchert mich ständig mit der Rückzahlung.”

“Wie lange machst du Vorspiel?”

“Was?”

“Vorspiel. Wie lange machst du Vorspiel?”

“Immer. Du weißt doch daß ich impotent bin. Ich brauch Stunden das Ding mit dem Daumen reinzudrücken. Und dann darf ich mich nicht bewegen weil das Ding sofort wieder rausrutscht. ”

Frau Ilske war pünktlich am Freitag Abend. Sie gab sich entspannt und ruhig. Während der Fahrt in Bernds Daimler nach Norden kamen nur kurze Verlegenheitsgespräche zustande. Bernd zeigte ihr das nunmehr annähernd fertiggestellte Haus, das ihr Gefallen fand und schloß die Haustür ab. Sie machten es sich im Kaminzimmer bequem und öffneten die bereitgestellte Flasche Wein.

“Eine Couch wäre zweckmässig, ”begann er ein Gespräch, ”aber eine Couch habe ich nicht, wie du siehst.” Also stand er auf und setzte sich auf die Lehne ihres Sessels, das fehlende Gesprächsthema mit der Tat auszugleichen.

Es bedurfte nur eines Kusses auf den Mund und aus Frau Ilske loderte ein Vulkan auf, der Bernd in seiner Intensität völlig überraschte und vollkommen überrollte. Um die Wette rissen sie sich geradezu die Kleider von den Leibern und fielen, als sie beide völlig nackt waren, wild über einander her. Sie hatten Mühe, das Bett im Dachgeschoß rechtzeitig zu erreichen. Ohne Vorspiel fickten sie wild in einer Art, in der jeder sich von dem anderen zu holen trachtete, was ihm behagte. Bereits nach kürzester Zeit kamen sie in Konvulsionen gemeinsam und lagen dann erschöpft nebeneinander.

“Donnerwetter, du bist aber richtig wild.” Flüsterte Bernd ihr mit heiserer Stimme ins Ohr, “du bist ja ein richtiger Vulkan. Du Vollblutweib.”

“Danke,” sagte sie, ”ich war in einer Notlage. War ich dir zu stürmisch? Hast du blaue Flecken abgekriegt? Sollte ich mich mäßigen?”

“Ein bißchen schon. Wir hatten gar keine Gelegenheit zum Vorspiel.”

“Das hättest du mir sagen müßen, daß du Gelegenheit zum Vorspiel haben wolltest. Hätten wir es gebraucht?”

“Ist das nicht Tradition?”

“Von wem? Von wem ist das Tradition? Vom Trachtenverein?”

“Sagt man nicht immer, daß Frauen das Vorspiel brauchen?”

“Das sagen nur Frauen, die Mühe haben, einen Orgasmus zu bekommen.”

“Laß uns runtergehen und Wein trinken. Laß uns ein Bad im Betonteich nehmen. Das Wasser ist warm. “

Sie tranken einen Schoppen und stürzten dann wild kichernd, sich gegenseitig haschend wie Jungverliebte, vor die Haustür, um ausgiebig in dem Teich aus Beton, der einmeterdreißig tief war, zu plantschen.

Ihre festen, großen Brüste wippten bei jeder Gelegenheit auf und nieder und auch nach rechts und links und faszinierten Bernd übermäßig, so daß er seine Augen nicht abzuwenden in der Lage war. Ihre Brustwarzen waren zum Bersten geschwollen.

“Das ist immens geil,” sagte Bernd, ”deine Brüste so wippen zu sehen. Wird mich umbringen. Laß uns in die Regentonne steigen, die ist noch wärmer.”

Eine Nachbarin, aufgeschreckt durch das Gekichere und Geplantsche schaute über den Zaun und trat erschrocken ein Stück zurück, das Geschehen aus der relativen Sicherheit zwischen den Büschen ausgiebig weiter zu verfolgen.

“Eine Frau schaut uns zu,” sagte Frau Ilske.

“Egal,” sagte Bernd, ”laß sie. Sie wird sich an deinen Brüsten erregen und sich aufgeilen.“

“Oder an deinem steifen Schwanz.”

Nachdem sie sich im Garten vor der Haustür, der auch von dem Zufahrtsweg eingesehen werden konnte, ausgiebig ausgetobt hatten, zogen sie sich wieder ins Haus zurück und frönten erneut dem Geschlechtsverkehr. Diesmal mit ausgiebigem Vorspiel, in das Bernd die Erkenntnisse Jacquelines einzubringen sich bemüht zeigte.

“Das machst du wirklich gut,” meinte Frau Ilske anerkennend. ”Da wirst du aber lange geübt haben. Bei Jacqueline?”

“Sie war eine Hilfe, aber die Ausdauer verdanke ich meiner Potenz.” Frau Ilske lachte. Sie hatten unbeschwerten, langsamen Sex, der wohltuend zu beiderseits tiefem Orgasmus führte.

“Du hast hier eine Frau gehabt,” sagte Jacqueline am nächsten Tag.” Ihr seid nackt im Garten herumgetollt und habt in der Regentonne geplantscht.”

“Du hörst zuviel auf die Nachbarin. Du weißt doch, daß sie ihr Leben mit Tratsch verbringt.”

“Welche Schlampe war das? Kenn ich die?”

“Sicher, es war Frau Ilske. Von der Weinstube. Sie hat geile Titten, die dich interessieren würden. Stehst du auf geilen Titten?”

 

“Frau Ilske? Wie kommst du auf die? Die schien mir doch immer so schüchtern.”

“Nicht wenn es um praktizierten Sex geht. Die ist ein stilles Wässerchen, das sich zum Vulkan austobt. Die braucht kein Vorspiel. Sie sagt, Vorspiel ist nur was für Frauen die schwer kommen.”

“Wenn du noch einmal mit ihr zusammenkommst, werde ich gehen.”

“Für lange?”

“Für immer.”

“Wie lange ist das? Du weißt daß du nicht gehen kannst. Das wäre Fahnenflucht und unsittlich.” Bernd fügte hinzu: ”Ich bums sie nur gelegentlich. Ich kann sie nicht nach gestern abend einfach ignorieren. Dann denkt sie, daß sie nicht gut war. Das kann ich ihr nicht antun. Das verstehst du doch?”

“Nein, sie weiß, daß wir zusammen sind und zusammen wohnen. Sie hat mich betrogen.”

“In wiefern? Das bißchen Samen, das sie genommen hat, war ich bereits in der Lage zu ersetzen. Soll ich dich überzeugen? Gleich sofort jetzt? Nudelmaus?”

Nudelmaus nannte Bernd Jacqueline nur in sehr seltenen Anwandlungen von tiefgreifender Zärtlichkeit. Jacqueline hasste diesen Kosenamen, weil er mit Nudel eine gewisse Körperfülle unterstellte, die nicht berechtigt war.

“Wenn du mich noch einmal Nudel nennst, gehe ich.” Sie schmollte und Bernd schmatzte und drückte sie. “Ich werde dir nie erlauben können zu gehen,” flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr und stellte den Hausfrieden wieder her.

Ohne jemals eine diesbezügliche Absprache getätigt zu haben, hielten sie sich beide an ihre vormals gewohnten Freiheiten. Bernd kannte keinerlei Eifersucht. Jacqueline konnte sich unbeschadet mit ihrer Freundin vergnügen und, so sie wollte, auch mal mit einer männlichen Bekanntschaft, so diese sexueller Natur blieb.” Männer zog sie geradezu magnetisch an. “Beschaff dir Umstandskleidung und kleb dir ein Kissen auf den Bauch; dann werden sie dich in Ruhe lassen,” sagte er einmal zu ihr, als sie in der Stadt einkaufen waren. “Würde es dir gefallen, wenn ich mir einen Sack über den Kopf stülpen würde?” “Ja, sehr, wenn er auch deine Brüste überhüllt.”

Bernd ging auch gelegentlich in Bordelle. Denn Bernd war immer in Bordelle gegangen und mochte die alten Zeiten nicht missen. Erbe der Traditionen aus seiner Seefahrtszeit. Nutten genossen immer seine besondere Sympathie.

Jacqueline und Bernd waren wie Romeo und Julia aus dem Buch. Sie fanden immer wieder zusammen. Jahrelang. Auch später als Jacqueline geheiratet und einen Sohn bekommen hatte. Und auch Jahre später, als Jacqueline dann geschieden war.

Bernd hatte an Dr. Kasic in Laibach geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Zwar war Bernd im Besitz einer Telefonnummer, aber am anderen Ende hob nie jemand ab und die Durchwahl war langwierig und beschwerlich. Vielleicht kamen die Anrufe nie durch. Die vier Monate Quarantäne neigten sich dem Ende zu. Bernd hatte auch dem yugoslawischen Bauern wie vereinbart Geld geschickt.

Das bayerische Landwirtschaftsministerium hatte die Abnahme - Zusage erteilt, wenn belegt werden konnte, daß der Esel Yugoslawe sei. Die Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums lautete identisch. Was fehlte, war der Quarantäne Bericht des Dr. Kasic in Laibach und das Gutachten, daß Esek als yugoslawischer Einhufer passieren könne.

“Kommst du mit nach Yugoslawien?” Fragte Bernd Karl Hannes, als dieser zu Besuch in die Bude kam. “Den Esel abholen?”

“Klar, wann fahren wir? Freitag.?”

“Ja, aber Freitag früh, daß wir noch am Freitag während der Arbeitszeit in Laibach ankommen. Könnte ja sein, daß der Wichser Kasic Wochenendurlaub nimmt. Oder am Wochenende nicht an irgendeinen

erforderlichen Stempel kommt.”

“Dann muß ich mich am Donnerstag krankmelden. Freitag früh? Mit dem Daimler? Ist die Kiste auch zuverlässig?”

“Ja ja, der läuft wie eine Nähmaschine. Ich nehme die Rückbank raus. Freitag um sieben bei dir. Gewaschen und rasiert.”

Jacqueline übernahm am Freitag die gesamte Schicht in der Zeitungsbude. Sie hatte ihren Arbeitsplatz in dem Krankenhaus, das eine Ablage für Sterbende war, vor einer Woche gekündigt und war mithin arbeitslos mit Bezügen vom Arbeitsamt.

“Ich kann das einfach nicht mehr ertragen. Ich werde trübsinnig und abgestumpft. Das sind Verhältnisse, die du dir nicht ausmalen kannst.”

“Doch, kann ich,” sagte Bernd, ”du hast genug darüber erzählt. Kündige bevor du deinen Humor verlierst. Du kannst in der Zeitungsbude die Tagesschicht übernehmen, dann kann ich endlich weiter am Haus bauen.”

“Das wird nie fertig,”sagte sie.

Freitag, am frühen Nachmittag, kamen sie am Wurzelpass an der österreichisch yugoslawischen Grenze an, nachdem sie auf der Autobahn in der Ostzone wegen Geschwindigkeitsüberschreitung ausgeraubt worden waren. Zu einem Besuch bei dem Bauern reichte die Zeit nicht. Sie fuhren nach Laibach und suchten die Wohnadresse des Dr. Kasic auf, der jedoch nicht anwesend war. Von einem Hausbewohner bekamen sie eine neue Adresse auf dem Lande.

“Oh Scheiß, ”Bernd trat die Bremse durch und fand keinen Widerstand am Pedal, ”die Kiste bremst nicht mehr.” Er bremste mit der Handbremse. Der Fehler war rasch gefunden. Am linken Vorderrad zischte es, als Karl Hannes sich damit beschäftigte, die Bremse zu pumpen. Loch im Bremsschlauch.

“Wo kriegen wir hier einen Bremsschlauch her?” Grübelte Karl Hannes.” Hier in Yugoslawien?”

“Überhaupt nicht. Selbst wenn wir einen fänden, müssten wir ihn montieren, entlüften und Bremsflüssigkeit besorgen. In ein paar Stunden wird es finster. Wir müssen aus dem Arsch kommen und dieses Arschloch Kasic auftreiben.”

“Wird auch mit der Handbremse gehen. Sind ja nur tausend Kilometer zurück. Oder so.”

“In den Bergen nutzen wir die Motorbremse im ersten Gang.”

“Wird alles heiß laufen und qualmen.” Schloß Karl Hannes die Diskussion ab.

Sie fragten sich nach der Adresse auf dem Lande durch und fanden eine Abdeckerei. Berge stinkender Felle aller möglichen Tiere waren hier gestapelt. Ein wahres Horrorscenario.

Grauenhaft, dachte Bernd, kann es sein, daß Esek darunter ist?

“Kann es sein, daß der Esel darunter ist?” Fragte Karl Hannes verzagt.

“Ich hoffe nicht, aber zutrauen würde ich es diesen Bastarden. Laß uns aussteigen und nach Kasic fragen.”

“Mein Gott, stinkt das. Wie nach Verwesung.”

Kasic war bekannt, aber nicht anwesend. Zu dieser Zeit wäre er sicherlich zu hause, sagte ein schmieriger Arbeiter mit Gummischürze. Also fuhren sie vorsichtig, wegen der Bremse, nach Laibach zurück und fanden Kasic in seiner Wohnung.

“Herr Dr. Kasic,” sagte Bernd, grübelnd, was ein Veterinär in einer Abdeckerei wohl so für Aufgaben nachgehen mochte,” wir sind gekommen, den Esel abzuholen.”

“Na so was,” entgegnete Kasic, in der Wohnungstür stehend, ”daß ihnen so an einem Esel gelegen sein kann. Da kommen sie aus Berlin hierher, um einen Esel abzuholen.”

“Vier Monate,” Bernd überging die Einwendung,” vier Monate Quarantäne sind gestern abgelaufen. Sie sagten, sie stellen dann die entsprechenden Papiere aus.”

“Ja, richtig. Ich muß das Tier aber noch untersuchen. Sind die Vier Monate schon um? Tatsächlich? Wie die Zeit doch rinnt. Ich muß sehen, ob er Anzeichen von Krankheit und Pest aufweist. Der Esel. Wo war der doch noch untergebracht? An der Chaussee zum Wurzen- pass?”

“Waren sie nicht dort?” Fragte Bernd befremdet. ”Haben sie die Papiere noch nicht fertig? Wir müssen noch heute Nacht zurück nach Berlin.”

“Ich hab noch keine Zeit gefunden. Wir haben hier viel zu tun. Ich fahr gleich morgen hin und seh ihn mir an. Allerdings ist morgen Sonnabend. Das ist unüblich. Sonnabend zu arbeiten.” “Kommen sie Montag wieder, Montag Abend, dann ist alles fertig.” Fügte er nach kurzer Pause hinzu.

“Herr Kasic, wir müssen das heute abschließen,” sagte Bernd eindringlich und begann zu fühlen, wie die Wut in ihm hochstieg und die Stimme an Lautstärke gewann. “Heute, nicht morgen. Das Tier muß heute nach Deutschland.”

“Schon gut, schon gut. Sie brauchen nicht zu brüllen. Ich kann hören. Haben sie ein Auto?”

“Ja sicher haben wir ein Auto, dachten sie wir sind mit der Bahn hier?”