Exkursionsdidaktik

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5.1Schüler- und Studierendenexkursionen im Vergleich

Zwischen Exkursionen an Schulen und jenen an Hochschulen bestehen in der Regel Unterschiede. Ein bedeutender Punkt ist, dass Schüler in der Regel noch nicht oder noch nicht alle volljährig sind und sie damit der Aufsichtspflicht einer Lehrkraft unterstehen. Je nach länder- bzw. schulinterner Regelung ist sogar bis zu einem bestimmten Alter und selbst bei eintägigen Fahrten noch eine weitere, geschlechtsspezifische Betreuungsperson notwendig. Grundsätzlich handelt es sich bei der kompletten Fahrt, auch wenn sie mehrtägig ist und das offizielle Programm bereits am Vorabend endet, vollständig um eine schulische Veranstaltung, während der die Lehrkraft ganztägig weisungsbefugt bzw. aufsichtspflichtig ist. Selbst wenn sich ältere Schüler frei am Exkursionsort bewegen möchten, darf dies nur in Kleingruppen erfolgen. Viele Schulen holen dazu im Vorfeld eine ausdrückliche Erlaubnis der Eltern ein bzw. lassen sich sogar von volljährigen Schülern bestätigen, dass sie sich auch an die Regeln halten. Bei Hochschulexkursionen dagegen steht die Zeit am Abend den volljährigen Studierenden zur freien Verfügung.

Zweitens haben typische „Klassenfahrten“ an Schulen häufig keinen direkten Fachbezug und dienen in starkem Maße der Herausbildung und Stärkung sozialer Kompetenzen. Bei Exkursionen an Hochschulen steht der Fachbezug dagegen klar im Vordergrund bzw. ist ausschlaggebend für die Durchführung der Exkursion als Lehrveranstaltung.

Der dritte Unterschied betrifft die Wahl des Exkursionsziels. Zumindest die Ziele von Klassen- und Abschlussfahrten werden heutzutage nicht selten von Schülern und Eltern mitbestimmt und werden daher auch leider immer öfter von Modeerscheinungen und Anspruchsdenken beeinflusst. Das ist an Hochschulen so gut wie nie der Fall. Vielmehr orientiert sich die Zielwahl an ihrer didaktischen Eignung und an den Forschungsschwerpunkten des jeweiligen wissenschaftlichen Personals.

Vorsicht geboten ist bei Exkursionszielen im Rahmen problembasierter Fragestellungen, die den Besuch von Institutionen oder Einrichtungen vorsehen, die im gesellschaftlichen Diskurs stehen oder als (teilweise) lobbyistisch gelten können. Darunter fallen z. B. sowohl ein konventioneller Energieversorger wie auch eine Umweltschutzorganisation. Je nach Problematik sind solche Ziele u. U. nicht für die Schule oder aber zumindest nicht für jüngere Schüler geeignet, die die Intention nicht in ihrer Gänze überblicken können. Denn politische Beeinflussung, gleich in welche Richtung, sollte in jedem Fall ausgeschlossen werden. Für die Universität hingegen gelten derartige Einschränkungen kaum.

Exkursionen an der Schule sind vielschichtig und umfassen verschiedene Grundtypen, die in den Bundesländern sowie in unterschiedlichen Schularten und Jahrgangsstufen auf verschiedene Weise benannt sind (Abb. 5.1). Eintägige Wandertage, Schulausflüge und Exkursionen innerhalb einzelner Fächer stehen mehrtägigen Klassenfahrten, Stufenfahrten, Abschlussfahrten, Kursfahrten und Freizeiten gegenüber. Dazu kommen Projekte, AGs und vergleichbare handlungsorientierte Ansätze, die zumeist im Nahumfeld der Schule stattfinden. Eine Unterscheidung ist demnach zunächst anhand nachfolgender Kriterien möglich:

 Dauer (wenige Stunden bis mehrere Tage, mit/ohne Übernachtung)

 mit oder ohne Fachbezug

 Handlungsorientierung

 Aktivitätsgrad bzw. Passivitätsgrad der Schüler und gegebenenfalls Einbindung Dritter (z. B. Stadtführer)


Abb. 5.1 Begriffe für unterschiedliche Exkursionstypen an Schulen

An Hochschulen können Exkursionen ebenfalls nach ihrer Dauer unterschieden werden. Auch hier reicht die Spanne von wenige Stunden andauernden Geländebesuchen bis hin zu mehrwöchigen „großen Exkursionen“. Häufig erfolgt eine zusätzliche Differenzierung in eigentliche „Exkursionen“ (weniger handlungsorientiert) und Geländepraktika bzw. Projektstudien (verstärkt handlungsorientiert). Im Curriculum verankerte Fahrten ohne Fachbezug im Sinne einer Klassen- oder Kennenlernfahrt existieren an Hochschulen nicht. Finden derartige Fahrten dennoch statt, z. B. in Form von Erstsemesterfreizeiten, sind sie weder offiziell noch obligatorisch und werden meist privat oder durch studentische Vertreter oder Zusammenschlüsse organisiert.

5.2Wandertag, Schulausflug und Tagesexkursion

Für Exkursionen, die nur einen Tag oder mehrere Stunden lang dauern, wird nicht zwingend ein besonderes Highlight benötigt. In vielen Fächern kann es sinnvoll sein, den Klassenraum einfach mal für eine Zeit lang zu verlassen und einen alltäglichen Ort in der Stadt oder außerhalb davon aufzusuchen. Oft ist es verblüffend, wie einfach verschiedenste Unterrichtsthemen einen Lebensweltbezug erhalten, wenn man sich vor Ort mit ihnen auseinandersetzt. Mögliche Ziele einer solchen „Wegesrandexkursion“ können vielfältig sein:

 Fußgängerzone (z. B. im Kontext von Politik und Wirtschaft)

 Wald oder Park

 nahe gelegene Streuobstwiese

 Bach oder See (Biologie, Geographie)

 Friedhof

 Altstadt (Geschichte, Kunst, Religion)

Eine Spurensuche mit induktivem Charakter und kleine handlungsorientierte Übungen sind fast überall möglich. Karten und einfache Schaubilder wirken unterstützend, denn natürlich entbindet auch ein vermeintlich alltäglicher Exkursionsort nicht von einer gründlichen Vorbereitung zum Inhalt, zum didaktischen Hintergrund und zur Methodik. Die Vorteile derartiger Exkursionen liegen auf der Hand: Sie sind kostengünstig, fast alles ist zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und der methodische Gestaltungsspielraum ist, anders als bei einer regulären Besichtigungsexkursion, äußerst breit. Auch fächerübergreifende Inhalte können auf unproblematische Weise verbunden werden. Warum nicht einfach mal die Physik- und die Biologiestunde gemeinsam im Freien stattfinden lassen? Erfahrenen Lehrkräften dürfte es leicht fallen, auch mal spontan auf ein Phänomen am Wegesrand einzugehen und daraus einen ansprechenden Exkursionspunkt zu machen. Für Lehr-Anfänger kann es hilfreich sein, wenn sie sich eine Liste mit möglichen Spontanmethoden anlegen, auf die im Gelände zurückgegriffen werden kann. Das können kleine Suchspiele sein, einfache Bestimmungsaufgaben und Spiele, bei denen unterschiedliche Gegenstände geordnet bzw. klassifiziert werden sollen (z. B. Blätter oder Früchte von Bäumen, Getreidearten, Gesteinshandstücke nach Größe, Form/Rundungsgrad, Farbe, Textur/Struktur). Besonders gut kommen Übungen an, bei denen auch probiert werden darf. Ein Kräuterspaziergang auf der Wiese (z. B. mit Sauerampfer, Kerbel oder anderen essbaren Kräutern) oder ein Besuch am Sauerbrunnen mit einer erfrischenden Wasserverkostung. Wenn sich ein größerer Uferabschnitt mit Wassergeflügel in der Nähe befindet, kann man sich damit befassen, Fotos von den Tieren zu machen, Bestandsgrößen und/oder vertretene Arten zu ermitteln und gleichzeitig damit verbundene Problemstellungen zu betrachten. Sehr spannend kann es sein, am Bahnhof die Zielorte der Züge in einer Karte zu verorten (dasselbe geht auch an Busbahnhöfen) oder nachzusehen, wie oft am Tag eine Linie bedient wird. Auch kleine Schatzsuchen, Rätsel und Orientierungsspiele eignen sich.

Die regulär vorgesehenen Wandertage, Schul- oder Klassenausflüge werden je nach Schule, Lehrkraft und Klassenstufe höchst unterschiedlich gestaltet. Häufig steht aber der soziale Aspekt innerhalb der Klassengemeinschaft im Vordergrund, weshalb Fachinhalte oft hintenangestellt werden. Wirklich gewandert wird daher eher selten. Oft wird z. B. ein Besuch im Schwimmbad (sportliche Aktivität), im Museum oder auf dem Bauernhof geplant. Wichtig ist es in jedem Fall, dass sich fachlicher Inhalt und Spaßfaktor die Waage halten. So kann der „Wandertag“ wirklich ein außergewöhnliches Erlebnis werden und gleichzeitig eine Lehrveranstaltung bleiben.

Wem dieses Prinzip zu langweilig oder unsicher ist, sollte es zumindest einmal während einer mehrtägigen Klassenfahrt ausprobieren und einen „Wandertag“ ganz offen gestalten.

5.3Besichtigungen und Führungen (überwiegend mit Erläuterungen durch Dritte)

Für die meisten Fächer bestehen Exkursionen nach wie vor überwiegend aus Besuchen und Besichtigungen, deren inhaltliche Gestaltung Dritten obliegt. Dies kann durchaus von Vorteil sein, weil der Organisationsaufwand überschaubar bleibt (vgl. Klein 2015: 23). Möglich ist dabei die Einbindung solcher Punkte in breitere Exkursionskonzepte, aber auch als hauptsächlicher Inhalt. Man fährt mit Schülern oder Studierenden auf einen Bauernhof, zu einer Biogasanlage, besucht die Stadtverwaltung, das Tierheim oder das Kreishaus, die Kläranlage, einen Betrieb um die Ecke oder ganz alltäglich ein Museum. Je nachdem wie der Termin organisiert ist, wird der Tag zum unvergesslichen Erlebnis, was auch für einen Großteil der vermittelten Inhalte gilt, womit das ursächliche Ziel einer Exkursion erreicht wird. Die Organisation und Durchführung liegt aber meist nicht unmittelbar in der Hand des Lehrers oder Dozenten, sondern wird von Dritten bestimmt. Das kann der einladende Landwirt sein, die Bürgermeisterin und ihr Referent, der Betriebsleiter der Kläranlage, ein Stadtführer oder ein Museumspädagoge mit mehr oder minder guter Ausbildung und Motivation. Häufig finden derartige Führungen sogar für alle Zielgruppen auf die gleiche Weise und mehrmals am Tag statt (Klein 2015: 23). Die Lehrkraft selbst organisiert nur An- und Abreise und gibt vorher Hinweise zu Verpflegung, nötiger Kleidung und zur Dauer des Besuchs. Entsprechend einfach gestaltet sich die Planung, denn eine klassische Unterrichtsvorbereitung scheint nicht notwendig zu sein.

 

Ein Nachteil dabei ist jedoch, dass man nicht immer weiß, was auf einen zukommt. Die Führung kann langatmig, wenig schülergerecht oder zu komplex sein und ausschließlich aus Frontalunterricht bestehen. Fatal ist es, wenn ein solcher Exkursionstermin ausschließlich darin besteht, dass alle Schüler oder Studierenden in einen Raum gesetzt werden und eine Beamer-Präsentation heruntergespult oder gar ein Film gezeigt wird.

Eine sorgsame Vorplanung ist daher auch bei solchen vermeintlich einfach zu organisierenden Terminen wichtig. Man kann Kollegen fragen, die mit anderen Gruppen bereits dort waren oder allgemein etwas über den Ablauf sagen bzw. Alternativen empfehlen können. Außerdem ist es immer sinnvoll, sich vor Ort zu erkundigen, was eigentlich geplant ist, wie lange die einzelnen Punkte ungefähr dauern sollen und ob ein pädagogisches Konzept, z. B. mit entsprechenden Angeboten (z. B. Museumsführerschein, Mitmachstationen, Spurensuche, Erkundungsrallye und Kennenlernspiele), vorhanden ist. Erfolgversprechend ist es erfahrungsgemäß auch, die Schüler oder Studierenden selbst zu fragen. Vielleicht kommt jemand aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, der für einen Besuch infrage kommt oder hat das Museum XY schon mal in den Ferien besucht und war begeistert. Als Lehrer sollte man dennoch immer im Hinterkopf behalten, welche Kompetenzen man eigentlich vermitteln will. Daher dürfen Schülervorschläge nicht dazu führen, dass die Gestaltung eines Klassenausflugs komplett beliebig wird.

Unabdingbar ist auch die Vor- und Nachbereitung. So kann im Vorfeld des Besuchs ein Einstieg in die Materie erfolgen, es wird Vorwissen abgefragt und es können gemeinsam Fragen formuliert werden, die später vor Ort gestellt werden. Nach dem Besuch erfolgt eine gemeinsame inhaltliche Zusammenfassung (Was haben wir gesehen?), eine Reflexion und gegebenenfalls auch eine Evaluation (Was war neu, was war besonders, was hat euch überrascht? Was hat euch am besten gefallen?). Es kann sinnvoll sein, diesen Punkt sofort am Ende des Termins anzusetzen, z. B. in lockerer Atmosphäre beim Picknick auf der nahen Wiese oder im Anschluss daran. In der darauffolgenden Unterrichtsstunde kann das Thema dann erneut aufgegriffen werden.

5.4Klassen- und Stufenfahrten

Solche Fahrten sind mehrtägig und finden normalerweise im Inland statt. Bei fachbezogenen Schwerpunkten (z. B. sportlich oder naturwissenschaftlich) führen sie auch mal ins nahe gelegene Ausland. Eine Klassen- bzw. Stufenfahrt bedarf einer ausführlichen und rechtzeitigen Vorbereitung. Hierzu zählen die Festlegung des Ziels sowie die damit verbundenen organisatorischen Belange und Buchungen (Zimmer, Transportmöglichkeiten, Reservierungen und Programm vor Ort, Genehmigung durch die Schulleitung etc.), Absprache mit betroffenen Kollegen, Information der Schüler und der Eltern. Letzteres sollte im Rahmen eines Elternabends geschehen, da so einerseits ein persönlicher Austausch möglich ist und andererseits umständliche Wege für Rückfragen und Anmerkungen seitens der Eltern vermieden werden können. Hierbei kann es länderspezifische Regelungen geben, bei denen ein Elterninformationsabend bereits eine Grundlage der Genehmigung darstellt. Neben rechtlichen Vorgaben ist eine frühzeitige Information der Erziehungsberechtigten auch für die Akzeptanz und Unterstützung seitens der Elternhäuser empfehlenswert. Die Durchführung von Klassenfahrten ist zwar verbindliche Aufgabe der Schule, aber die Einbeziehung der Eltern ist ebenso vorgeschrieben wie sinnvoll. Normalerweise existieren schulinterne Fahrtenkonzepte, in denen weitere Vorgaben zur Umsetzung (z. B. Dauer der Fahrt, betroffene Jahrgangsstufen etc.) festgelegt sind.

Die Ziele sollten in Abhängigkeit von Alters- bzw. Jahrgangsstufe der Gruppe gewählt werden. So sind beispielsweise Grundschulklassen vorwiegend in der näheren Umgebung des Schulorts unterwegs. Dies ist auch im Hinblick auf mögliche Probleme (z. B. Heimweh) zu empfehlen. Darüber hinaus bietet sich die nähere Umgebung besonders an, da die Region des Heimatraums intensiver erkundet werden kann und in der Regel auch weniger Kosten entstehen als bei entfernteren Zielen. Schüler, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht an der geplanten Fahrt teilnehmen können, müssen aufgrund der gesetzlichen Schulpflicht gewöhnlicherweise für diesen Zeitraum den Unterricht in einer Parallel- oder anderen Klasse besuchen. Bei Jahrgangsstufenfahrten können durchaus auch Ziele gewählt werden, bei denen neben der Entwicklung sozialer Kompetenzen auch fachliche Schwerpunkte im Fokus stehen. Dies bietet sich insbesondere in Jahrgängen der Sekundarstufe I an, da es hier zahlreiche gängige fachbezogene Möglichkeiten gibt (z. B. ökologische Projekte wie Gewässeranalysen etc.). Fahrten mit einer kompletten Jahrgangsstufe sind, zumindest bis ein erarbeitetes und bewährtes Konzept vorliegt, organisatorisch aufwendiger. Schon die erhöhte Teilnehmerzahl erfordert mehr Absprachen und Koordination als eine Klassenfahrt. Um effektiv planen zu können, ist es in den meisten Fällen sinnvoll, Zuständigkeitsbereiche festzulegen und Aufgaben zu verteilen. Im Falle von Stufenfahrten mit besonderem Schwerpunkt können fachliche Aspekte von entsprechenden Fachlehrkräften und allgemeine organisatorische Aspekte beispielsweise von Klassenleitungsteams geklärt werden.

Üblicherweise haben die meisten Lehrer, die bereits als Klassenleitung tätig waren, eigene Erfahrungen im Bereich von Klassenfahrten gemacht, auf welche sie bei der weiteren Planung und Durchführung zurückgreifen können.

An der Universität finden vergleichbare Fahrten meist unter der Bezeichnung „Regionalstudie“ statt. Aufgrund der Volljährigkeit der Teilnehmer entfällt hierbei die Informationspflicht gegenüber den Eltern. Zudem sind diese Studien durch einen fachintensiven Charakter geprägt und bedürfen dadurch einer ausführlichen fachlichen Vorbereitung. Eine frühzeitige Planung ist auch hier aus den bereits genannten Gründen unumgänglich.

5.5Fahrten ins Ausland

Fahrten ins Ausland werden in der Schule meist im Rahmen eines Schüleraustausches bzw. von Stufen-, Studien- oder Abschlussfahrten unternommen. Als Tagesfahrt kommen Fahrten ins Ausland fast nur an Schulen in Grenzgebieten vor. Manche Klassen- oder Stufenfahrten mit speziellen Schwerpunkten haben ihr Ziel im Ausland, wenn der angestrebte Schwerpunkt im Inland nicht bedient werden kann (z. B. mehrtägige Ski- oder Segelfahrten, Sprachaufenthalte). Bei Auslandsfahrten sind die landesspezifischen Regelungen und Gesetze des Ziellandes zu beachten. In nicht deutschsprachigen Ländern sollte zumindest einer der beteiligten Exkursionsleiter über Kenntnisse der jeweiligen Landessprache oder aber zumindest über gute Englischkenntnisse verfügen, um insbesondere in Notfallsituationen seiner Aufsichtspflicht nachkommen zu können. Dies sollte schon bei der Planung und Organisation der Fahrt bzw. der einzelnen Programmpunkte berücksichtigt werden.

Einerseits sind diese Fahrten bei Schülern oft begehrt, da der gewohnte Heimatraum verlassen wird und die Ziele meist positiv konnotiert sind (z. B. aufgrund von Meeresnähe oder durch Metropolen); andererseits müssen die Kosten und die Entfernungen in einem angemessenen Verhältnis zu Inlandsfahrten stehen. Hierzu gibt es in den Bundesländern unterschiedliche Vorgaben, bei denen im Bereich der Kosten und der zulässigen Angebote mehr oder weniger genaue Obergrenzen existieren. Der Mehrwert einer solchen Fahrt gegenüber einer Inlandsfahrt sollte eindeutig sein und sich nicht nur auf oben genannte Gründe stützen. Ein touristisch attraktives Ziel ist also nicht gleich ein didaktisch sinnvoller Lernort. Da es bei Studienfahrten ursächlich um spezielle fachliche Aspekte geht, sollen die Ziele dementsprechend ausgesucht werden. So können in einem Erdkunde-Leistungskurs beispielsweise unterschiedliche Schwerpunkte im Bereich der Physischen Geographie oder der Humangeographie festgelegt werden, nach denen dann das Exkursionsziel ausgewählt wird. Durch Fahrten ins Ausland werden Zugänge zu Räumen ermöglicht, die das Inland u. U. nicht bieten kann (z. B. Gletscher). Hierdurch werden Realbegegnungen möglich, die im schulischen Kontext sonst nicht umsetzbar sind.

Eine weitere Möglichkeit stellen Austauschprogramme dar. Sofern diese nicht bereits etabliert sind bzw. intensiviert oder erweitert werden sollen, können Partnerstädte bzw. -gemeinden der eigenen Stadt/Gemeinde kontaktiert werden, um einen Austausch zu initiieren.

5.6Projekttage und -wochen, Freiversuche und Erkundungen am Schul- bzw. Studienort

An vielen Schulen existiert ein mehr oder weniger regelmäßiger Turnus zur Durchführung von Projekttagen oder -wochen. In Abhängigkeit von der Terminierung werden auch die Zielsetzung und die Effektivität solcher Tage beeinflusst. Gängige Praxis ist die organisatorische Verknüpfung solcher Pro­jekte mit unmittelbar vor den Schulferien liegenden Zeiträumen. Die Bandbreite reicht erfahrungsgemäß von minimalistischen Angeboten über einfallsreich-kreative bis hin zu außergewöhnlichen und sehr aufwendigen Projekten. Um die Ausrichtung dieser Tage bzw. der Woche zu beeinflussen, werden oft Schwerpunktthemen oder Mottos formuliert. Häufig münden diese projektorganisierten Unterrichtszeiten in einen Präsentations- oder Abschlusstag, welcher auch als Schulfest gestaltet sein kann. Dort werden die erarbeiteten Projekte und Ergebnisse der Schulgemeinde und oft auch Besuchern (Eltern, Familie) vorgestellt.

Die Vorteile liegen darin, dass aufgrund der Organisationsstruktur der Projekttage gewöhnliche Rahmenbedingungen (z. B. 45-Minuten-Taktung, Raumbelegung) projektbezogen verändert werden können. Daher können sich Lernende im Zuge fachspezifischer Projekte einem Sachverhalt über einen längeren Zeitraum widmen. Dies ermöglicht nicht nur eine stärkere Problem- und Handlungsorientierung sowie eine intensivere Beschäftigung mit gezielt ausgewählten Themen, auch die Lernmotivation wird deutlich gesteigert.

Derartige Bedingungen sind optimale Voraussetzungen, um Exkursionen in Projekte zu integrieren oder diese sogar als zentralen Schwerpunkt zu wählen. Dabei kann das Angebot beispielsweise ein besonderes Augenmerk auf außerschulische Lernorte legen und diese entsprechend in das Projektkonzept einbetten. Einen ähnlichen Projektcharakter haben gewöhnlich auch einige Arbeitsgemeinschaften (AGs), die an Schulen – meist im Rahmen des Wahl- bzw. Nachmittagsunterrichts – angeboten werden. Hierbei stehen die Handlungsorientierung und das ganzheitliche Lernen mit hohem Praxisbezug oft im Vordergrund. So werden an manchen Standorten Schulgärten angelegt, gepflegt und über das Jahr hinweg durch eine entsprechende AG betreut.

Neben Projekttagen werden auch reguläre Unterrichtsinhalte mithilfe projektartiger Konzepte vermittelt. Diese können sich unterrichtsbegleitend über mehrere Wochen oder Monate erstrecken und außerschulische Lernorte betreffen (z. B. Wald- oder Gewässerprojekte). Da hierfür eine hohe Eigenverantwortung und ein ausreichendes Maß an Selbstständigkeit die entscheidenden Voraussetzungen sind, finden diese Konzepte eher in höheren Klassenstufen ihren Einsatz.

Erkundungstouren werden im schulischen Bereich meist zu Beginn der Schullaufbahn an der jeweiligen Schule durchgeführt. Die neuen Schüler werden durch ihre Klassenlehrer mit der neuen Situation und der schulischen Umgebung vertraut gemacht. Teilweise werden dazu Rallyes durch die Gebäude und das Gelände (z. B. Schulrallye für Fünftklässler) veranstaltet.

An der Universität finden hingegen Erkundungstouren meist im Rahmen von einführenden Veranstaltungen für Erstsemester statt („Ersti-“ oder Einführungswoche). Hierbei lernen die neuen Studierenden von Studienbeauftragten und Studierenden der jeweiligen Fachschaften die Universität, die Stadt und ihre Kommilitonen kennen.

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