Ich schaffs!

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Die Motivation aufbauen





Wenn man sich mit einem Kind darüber geeinigt hat, welche bestimmte Fähigkeit es entwickeln sollte, heißt das aber noch lange nicht, dass das Kind auch motiviert ist, diese Fähigkeit zu erlernen. Es kann sein, dass noch das ein oder andere getan werden muss, um die Motivation des Kindes aufzubauen. Wir können beispielsweise das Kind auffordern, der zu entwickelnden Fähigkeit einen Namen zu geben, oder dem Kind helfen, die Vorteile des Erlernens zu erkennen, oder mit ihm frühzeitig Pläne schmieden, wie es feiern kann, wenn es die Fähigkeit erlangt hat. Zusätzlich können wir noch sicherstellen, dass es mehrere Menschen in seinem Umfeld gibt, die willens sind, das Kind zu unterstützen und ihm beim Erlernen der Fähigkeit zu helfen.








Die Fähigkeit üben





Wenn wir das Kind erfolgreich motiviert haben, die Fähigkeit zu erlernen, dann ermutigen wir es, die Fähigkeit zu üben. Wir zeigen ihm auch einen geeigneten Weg, die Fähigkeit zu üben, und stellen sicher, dass es viel positives Feedback bekommt, wann immer es übt und die Fähigkeit zeigt.



Lernen geschieht selten linear, und daher müssen wir auch auf Rückschläge gefasst sein – das heißt Zeiten, in denen das Kind die erlernte Fähigkeit vorübergehend verliert und das problematische Verhalten zurückkehrt.








Das Lernen verstärken





Wenn das Kind seine Fähigkeit erlernt hat, geben wir ihm zu Ehren ein Fest. Vorher schlagen wir ihm noch vor, allen Menschen, die es unterstützt haben oder die ihm geholfen haben, zu danken. Als ein weiterer wichtiger Schritt des Prozesses versuchen wir auch, dem Kind eine Gelegenheit zu verschaffen, die neu erlernte Fähigkeit an jemand anderes weiterzugeben. Zum Schluss einigen wir uns dann gemeinsam mit dem Kind auf die nächste Fähigkeit, die es erlernen möchte.









Die Geburt von »Ich schaffs«





Mitte der 90er Jahre kontaktierten mich zwei kreative Sonderschullehrerinnen, Sirpa Birn und Tuija Terävä, und baten mich, ihr Supervisor zu werden. Diese beiden Frauen arbeiteten im Tageszentrum Keula, einer Sonderschule für Kinder mit speziellem Förderungsbedarf. Sie waren außerordentlich engagiert bei ihrer Arbeit mit den Kindern und Familien. Ich traf mich kurz darauf mit Sirpa und Tuija, um zu diskutieren, wie ich sie am besten unterstützen kann. In dieser Besprechung kamen wir auf folgende Idee: Ich würde nicht als ihr Supervisor in der üblichen Form (mit regelmäßigen Sitzungen zur Besprechung ihrer Fälle) fungieren, sondern wir würden gemeinsam eine Methode entwickeln, die Probleme zu lösen, vor denen Kinder stehen. Diese Methode könnten wir dann jedem beibringen, der Ideen braucht, um Kindern bei der Überwindung ihrer Schwierigkeiten helfen zu können. Diese Zusammenarbeit führte dann zur Geburt dessen, was wir später »Ich schaffs« nannten.








Die Ziele





Am Anfang des Projekts setzten wir uns eine Reihe klarer Ziele. Zunächst wollten wir eine Methode entwickeln, die effektiv und nützlich für die Arbeit mit vielen die Kinder betreffenden Themen ist. Die Methode sollte sich für die Lösung der alltäglichen Schwierigkeiten genauso anbieten wie für die ernsteren Probleme, für die professionelle Helfer zu Rate gezogen werden, die sich auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen spezialisiert haben.



Die Methode sollte zielgerichtet und leicht zu verstehen sein, weil es uns wichtig war, dass jeder, der sich um Kinder kümmert, sie anwenden kann und aus ihr Nutzen ziehen kann. Sie sollte in verschiedenen Umgebungen wie zu Hause, in Schulen, Kindergärten, Familienberatungsstellen, Heimen etc. einsetzbar sein.



Wir wollten auch, dass die Methode von den Kindern anerkannt wird. Über die Jahre habe ich bei meiner Arbeit mit Kindern die Überzeugung gewonnen, dass wir die uneingeschränkte Mitarbeit des Kindes brauchen, wenn wir Ergebnisse erzielen möchten. Aus diesen Gründen war es für uns wichtig, dass unsere Ideen auch kindgerecht (wirksam) waren und dass Kinder die Methode ansprechend finden.



Aber es reichte uns nicht, dass die Kinder die Methode mögen. Wir wollten auch, dass die Eltern sie schätzen, und wir wollten mit ihr die Beziehungen zwischen den Erwachsenen, die sich um ein Kind kümmern, verbessern. Dies verlangte, dass die Methode auf dem Grundgedanken basiert, nicht irgendjemanden für die Schwierigkeiten des Kindes verantwortlich zu machen, sondern stattdessen jeden als Ressource anzusehen. Alle diejenigen, die dem Kind nahe stehen, sollten als Unterstützer angesehen werden, die auf die eine oder andere Art in der Lage sind, dem Kind zu helfen, die zu entwickelnde Fähigkeit zu erlernen.



Diese Ziele hatten wir zu Beginn unserer Arbeit vor Augen. Wir trafen uns alle paar Wochen und entwickelten Ideen, die Sirpa und Tuija mit ihren Kollegen im Tageszentrum Keula dann ausprobierten. Auch mein Kollege Tapani Ahola arbeitete an der Entwicklung der Ideen mit. Schritt für Schritt, nach einigen geglückten und weniger gelungenen Versuchen, konnten wir ein 15-Schritte-Programm aufstellen, das wir dann »Ich schaffs« nannten.








»Ich schaffs« wird erwachsen





Nun, da »Ich schaffs« nicht nur bei uns in Finnland, sondern auch in anderen Ländern weithin Akzeptanz gefunden hat, können wir sicher behaupten, dass wir die Ziele erreicht haben, die wir uns ursprünglich für das Programm gesetzt hatten. Es funktioniert gut, die Kinder sind begeistert, und die Eltern stehen ihm uneingeschränkt positiv gegenüber. »Ich schaffs« hat positive Auswirkungen auf die Beziehung der Eltern untereinander, und wenn es in Schulen oder anderen Einrichtungen angewendet wird, unterstützt es die Zusammenarbeit zwischen den dort Beschäftigten und den Eltern. Am wichtigsten ist aber, dass die »Ich schaffs«-Methode so einfach ist, dass sie von jedem angewendet werden kann: sowohl von Eltern und Lehrern als auch von anderen Menschen, die beruflich damit zu tun haben, Eltern zu helfen, deren Kinder Probleme zu bewältigen haben.








»Ich schaffs« erfordert ein Umdenken





»Ich schaffs« ist zwar eine einfache Methode, sie anzuwenden ist aber nicht ganz so einfach, wie es zunächst aussehen mag. Mit dieser Methode zu arbeiten, erfordert von uns ein Umdenken, und ihre Umsetzung ist mit einigen Anstrengungen verbunden.



Die westliche Psychologie lehrt uns, dass die Probleme von Kindern von Umweltfaktoren wie z. B. der Beschaffenheit der Familie, dem Umgang miteinander und der Erziehung herrühren. Diese Denkweise führt dazu, dass Eltern anfangen, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben, wenn ihre Kinder vor Problemen stehen. »Das kommt davon, dass du ihm immer nachgibst!« oder »Kein Wunder, dass sie so ist. Du musst sie ja ständig antreiben!« oder »Auf unserer Seite der Familie hatten wir nie solche Probleme!« Das gleiche Phänomen – »Blamestorming«, wie es manchmal genannt wird – zeigt sich auch, wenn Kinder in der Schule Schwierigkeiten haben. »Er wäre sicher besser in der Schule, wenn Sie Interesse an seinen Hausaufgaben zeigen würden«, könnte ein Lehrer im Gespräch mit den Eltern sagen. Die Eltern würden normalerweise die Worte des Lehrers als Anschuldigung verstehen und im Gegenzug antworten: »Er war letztes Jahr viel besser in der Schule, als er noch einen anderen Lehrer hatte!«



»Ich schaffs« verhindert »Blamestorming«. Wenn wir mit »Ich schaffs« arbeiten, verbringen wir nicht so viel Zeit damit, die Ursache für das Problem des Kindes herauszufinden. Stattdessen lenken wir den Fokus auf das, was das Kind lernen muss, und vermeiden somit diese typischen fehlersuchenden und anschuldigenden Gespräche, die für traditionellere Ansätze beim Umgang mit Schwierigkeiten in der Kindheit charakteristisch sind.



Dennoch möchte ich herausstellen, dass das nicht bedeutet, dass wir vor der Tatsache die Augen verschließen, dass es auch viele negative Einflüsse der psychosozialen Umwelt auf das Kind geben kann. Im Gegenteil: Dadurch dass »Ich schaffs« den Fokus darauf legt, Kindern zu helfen, Fähigkeiten zu erlernen, hat dies gleichzeitig auch positive Auswirkungen auf das Umfeld, in dem das Kind aufwächst. »Ich schaffs« bringt Menschen dazu, am gleichen Strang zu ziehen. Es hilft Erwachsenen und anderen Kindern, das Kind stärker zu unterstützen, und bietet jedem, der dem Kind hilft, seine Fähigkeit zu erlernen, die Gelegenheit, sich wichtig und nützlich zu fühlen.



»Ich schaffs« fordert uns auf zu überdenken, wie wir mit Kindern umgehen. Traditionell wurden Kinder als Zielobjekte elterlicher und schulischer Erziehung oder therapeutischer Beratung gesehen. Das heißt nicht, dass Kindern nie erlaubt wurde, an den Diskussionen über sie teilzunehmen. Das schon. Der Knackpunkt dabei ist, dass Kindern bislang wenig Möglichkeiten gegeben wurde, sich selbst dazu zu äußern, wie ihre Schwierigkeiten beseitigt werden sollen. Das ist bei »Ich schaffs« ganz anders. Hier werden die Kinder nicht als Zielobjekte erwachsener Interventionen gesehen, sondern sie werden als gleichwertige Partner behandelt, von denen erwartet wird, dass sie sich an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligen.



Eltern ist es oft peinlich zuzugeben, dass ihre Kinder Probleme oder Schwierigkeiten haben. Wenn sie mit anderen Eltern in der Schule oder mit professionellen Helfern über die Schwierigkeiten sprechen, tun sie das meist hinter verschlossenen Türen. Im Gegensatz dazu zeichnet sich »Ich schaffs« durch Offenheit aus. Sobald das Problem in eine zu erlernende Fähigkeit verwandelt worden ist, kann man offen über die Fähigkeit und den Lernprozess sprechen. Der Vorteil dieser Offenheit ist es, dass jeder, Erwachsene wie die Freunde des Kindes, daran mitarbeiten kann, das Kind beim Erlernen der Fähigkeit zu unterstützen.

 



Uns wurde bisher die Ansicht vermittelt, dass wir uns an Experten wenden sollten, wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, die das Kind dann untersuchen und eine Therapie vorschlagen. Experten wird man zwar immer brauchen, aber »Ich schaffs« sucht nach einem anderen Handlungsablauf. Ziel ist, das Wissen um die Lösung von Problemen der Kinder denen zu vermitteln, die es am meisten brauchen – den Eltern, Lehrern, Betreuerinnen und all den anderen Menschen, die sich in erster Linie damit beschäftigen, Kindern und ihren Familien zu helfen. Mit der »Ich schaffs«-Methode zu arbeiten bedeutet, sich nicht routinemäßig auf Experten zu verlassen und gleichzeitig zu akzeptieren, dass die besten Schlüssel zu einer Lösung tatsächlich in unseren eigenen Händen liegen.







Die 15 Schritte












Schritt 1: Probleme in Fähigkeiten verwandeln





Finden Sie zunächst selbst heraus, welche Fähigkeit das Kind erlernen muss, um das Problem zu überwinden.










Schritt 2: Sich auf eine zu erlernende Fähigkeit einigen





Besprechen Sie sich mit dem Kind und einigen Sie sich mit ihm darüber, welche Fähigkeit es zuerst erlernen möchte.










Schritt 3: Den Nutzen der Fähigkeit herausfinden





Helfen Sie dem Kind dabei zu erkennen, welche Vorteile es hat, diese Fähigkeit zu erlernen.










Schritt 4: Der Fähigkeit einen Namen geben





Fordern Sie das Kind auf, der Fähigkeit einen Namen zu geben.










Schritt 5: Eine Kraftfigur aussuchen





Lassen Sie das Kind ein Tier oder eine andere Figur auswählen, die ihm dabei helfen wird, die Fähigkeit zu erlernen.










Schritt 6: Helfer einladen





Veranlassen Sie das Kind, eine Reihe von Menschen dazu einzuladen, seine Helfer zu werden.










Schritt 7: Vertrauen aufbauen





Helfen Sie dem Kind dabei, Selbstvertrauen und Zuversicht aufzubauen, dass es die Fähigkeit erlernen wird.










Schritt 8: Die Feier planen





Planen Sie mit dem Kind schon frühzeitig, wie gefeiert werden soll, wenn es die Fähigkeit erlernt hat.










Schritt 9: Die Fähigkeit beschreiben





Bitten Sie das Kind, Ihnen zu beschreiben und zu zeigen, wie es sich verhalten wird, wenn es die Fähigkeit erlernt hat.










Schritt 10: Öffentlich machen





Informieren Sie die Menschen in seinem Umfeld darüber, welche Fähigkeit das Kind gerade erlernt.










Schritt 11: Die Fähigkeit üben





Einigen Sie sich mit dem Kind darüber, wie es die Fähigkeit üben wird.










Schritt 12: Erinnerungshilfen erfinden





Bitten Sie das Kind, Ihnen zu sagen, wie es möchte, dass die anderen reagieren, wenn es einmal seine Fähigkeit vergisst.










Schritt 13: Den Erfolg feiern





Wenn das Kind die Fähigkeit erlernt hat, ist es Zeit zu feiern und ihm eine Gelegenheit zu geben, allen Menschen zu danken, die ihn dabei unterstützt haben.










Schritt 14: Die Fähigkeit an andere weitergeben





Ermutigen Sie das Kind dazu, die neue Fähigkeit einem anderen Kind beizubringen.










Schritt 15: Zur nächsten Fähigkeit übergehen





Einigen Sie sich mit dem Kind darüber, welche nächste Fähigkeit es erlernen möchte.








Schritt 1: Probleme in Fähigkeiten verwandeln





Finden Sie zunächst selbst heraus, welche Fähigkeit das Kind erlernen muss, um das Problem zu überwinden.








In jedem unerwünschten Verhalten steckt eine Fähigkeit, die es zu erlernen gilt

.



»Ich schaffs« basiert auf der Idee, dass sich Probleme, mit denen ein Kind zu tun hat, am besten dadurch lösen lassen, dass man das Kind motiviert, eine bestimmte Fähigkeit zu erlernen. Diese Idee basiert auf der Beobachtung, dass, wenn ein Kind vor einem Problem steht, es oft daran liegt, dass ihm eine gewisse Fähigkeit fehlt, und dass sich das Problem auflöst, wenn das Kind diese Fähigkeit erlernt hat.



Zunächst mag Ihnen dies als Haarspalterei vorkommen. Aber wenn wir nun über Fähigkeiten anstatt über Probleme sprechen, ist das nicht einfach nett gemeint, sondern wir sind davon überzeugt, dass es den Erwachsenen wie auch den Kindern so viel leichter fallen wird, konstruktiv über eine Schwierigkeit zu sprechen.



Stellen wir uns vor, Sie wären die Mutter eines lebhaften Jungen. Seine Lehrerin spricht Sie an und sagt: »Ihr Sohn verhält sich den anderen Kindern in der Klasse gegenüber aggressiv.« Wie reagieren Sie darauf? Danken Sie der Lehrerin dafür, dass sie Sie darauf aufmerksam gemacht hat, und sprechen dann ruhig mit ihr darüber? Das bezweifle ich, denn da müssten Sie schon eine außergewöhnliche Mutter (oder Vater) sein.



Als normale Mutter würden Sie sich angegriffen fühlen und entsprechend reagieren. Sie würden sich verteidigen, indem Sie jemand anderem die Schuld zuschieben. Zum Beispiel könnten Sie antworten: »Zuhause macht er das nie!« oder »Das liegt nur daran, dass er von seinen Klassenkameraden gemobbt wird!« oder sogar »Ich bin nie aggressiv, dieses Verhalten muss er also von seinem Vater haben!«.



Wie würden Sie aber reagieren, wenn die Lehrerin das gleiche Thema auf eine andere Art und Weise ansprechen würde? Stellen Sie sich vor, sie würde kein Wort über das problematische Verhalten Ihres Sohnes verlieren, sondern mit Ihnen über die Fähigkeiten sprechen, von denen Sie denkt, dass Ihr Sohn sie noch erlernen muss. Ungefähr so:



Ich habe mit meinen Kollegen über Karl gesprochen,

 und wir haben darüber nachgedacht, was wohl im Moment für ihn am wichtigsten wäre zu lernen, damit er in der Schule erfolgreich ist. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es für ihn wichtig wäre, etwas mehr Selbstkontrolle zu entwickeln und ruhig zu bleiben, selbst wenn andere nicht nett zu ihm sind. Was meinen Sie dazu?



Das ist ziemlich entwaffnend, oder nicht? Wie würden Sie jetzt reagieren? Sie würden vielleicht sogar in Betracht ziehen, etwas zu sagen wie: »Das habe ich auch schon gedacht!« oder »Er muss wirklich noch mehr Selbstkontrolle entwickeln, und, um ehrlich zu sein, die Fähigkeit könnte ich manchmal auch selbst ganz gut gebrauchen«.



Über zu erlernende Fähigkeiten statt über zu bewältigende Probleme zu sprechen ist eine weitaus kooperativere und konstruktivere Herangehensweise an die Schwierigkeiten, vor denen Kinder stehen.





»Verfähigen« – die Fähigkeit hinter dem Problem herausfinden





Wenn wir anfangen, Probleme als zu erlernende Fähigkeiten anzusehen, werden wir bald in der Lage sein zu erkennen, welche Fähigkeit ein Kind erlernen muss (oder in welcher es besser werden muss), um ein bestimmtes Problem zu lösen. Nehmen wir an, ein Kind ist ungeduldig und möchte, dass alles auf einmal passiert. Wahrscheinlich würden wir dann sagen, dass das Kind die Fähigkeit entwickeln muss zu warten. Wir haben dann die passende Fähigkeit gefunden, wenn wir vorhersagen können, dass sich das Problem auflösen wird, wenn diese Fähigkeit erworben wurde.



Nichtsdestotrotz ist es nicht immer leicht, Probleme als zu erlernende Fähigkeiten zu betrachten. Probleme in Fähigkeiten zu verwandeln, das »Verfähigen«, ist eine Fähigkeit für sich, eine Fähigkeit, die wir alle erlernen und weiterentwickeln können. Viele, die sich die »Ich schaffs«-Methode angeeignet haben, fanden diesen Schritt am schwierigsten.



Beim »Verfähigen« eines Problems kann es uns weiterhelfen, wenn wir uns folgende Frage stellen:

Was muss das Kind lernen, damit das Problem verschwindet?



Stellen wir uns nun vor, Sie hätten ein Kind, das die in der Gesellschaft verpönte Angewohnheit hat, in der Nase zu bohren. Sie könnten obige Frage so beantworten, dass das Kind lernen muss, seine Nase mit einem Taschentuch zu putzen (statt mit seinem Finger).



Wenn wir über die Fähigkeit nachdenken, die das Problem beseitigen kann, sollten wir stets eine Regel der lösungsfokussierten Psychologie beachten, die besagt, dass

eine Fähigkeit immer so formuliert sein soll, dass sie aussagt, was gelernt werden soll, und nicht, was man aufhören soll zu tun

. Die folgenden Beispiele verdeutlichen diese Regel:



•Wenn ein Kind nachts ins Bett macht, ist die Fähigkeit, die das Kind zu erlernen hat, nicht »Aufhören ins Bett zu machen«, sondern aufzuwachen und nachts auf die Toilette zu gehen oder bis zum nächsten Morgen abwarten zu können.



•Wenn ein Kind mit dem Essen spielt, ist die Fähigkeit, die es erlernen muss, nicht, damit aufzuhören, mit dem Essen zu spielen, sondern ordentlich zu essen.



•Wenn ein Kind beim Anziehen trödelt, besteht die Fähigkeit nicht darin, mit dem Trödeln aufzuhören, sondern seine Kleider in angemessenem Tempo anzuziehen.








Wenn das Kind viele Schwierigkeiten hat





»Aber unser Kind hat nicht nur eine Schwierigkeit, es hat massenhaft Schwierigkeiten!«, ist das, was uns viele Eltern sagen, die darüber nachdenken, wie sie ihren Kindern beim Bewältigen der Schwierigkeiten mit »Ich schaffs« helfen können. Auch sie werden erkennen, dass es einfacher ist, Kindern bei ihren Schwierigkeiten zu helfen, wenn die Annahme, dass Kinder viele Probleme haben, durch die Vorstellung ersetzt wird, dass sie einfach noch mehrere Fähigkeiten erlernen oder verbessern müssen.

 



Wenn wir alle Probleme in entsprechende Fähigkeiten verwandeln konnten, wird aus der ursprünglichen Liste der »Probleme« eine mit Fähigkeiten, die erlernbar sind. Es gibt nur wenige Kinder, die mehrere Fähigkeiten gleichzeitig erlernen können. Daher müssen Sie als Nächstes, am besten gemeinsam mit dem Kind, entscheiden, welche der Fähigkeiten es zuerst erlernen möchte.



In solch einem Fall ist es ratsam, nicht gleich mit der am schwierigsten zu erlernenden Fähigkeit auf der Liste anzufangen, sondern stattdessen mit einer einfacheren – selbst wenn es nur die ist, nach dem Essen »Danke« zu sagen. So erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, dass es dem Kind gelingt, diese Fähigkeit zu erwerben, was wiederum sein Selbstvertrauen stärkt und es darauf vorbereitet, die nächste Fähigkeit zu erlernen, selbst wenn diese beträchtlich schwieriger ist.



Ich sprach über den achtjährigen Mike

 mit seinem Lehrer und seiner Mutter. Mike war zu dem Zeitpunkt