May's Way

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May's Way
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Becca Schwarz

May's Way

Wenn die Liebe gewinnt

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Epilog – 5 Monate später

Impressum neobooks

1

Ich parkte meinen Wagen am Seitenstreifen und atmete tief durch. Was zur Hölle war da gerade passiert. Ich dachte wirklich Marc sei mein Traummann. Ich hatte mir fest vorgenommen an diesem Wochenende, an seinem Geburtstag, mein erstes Mal mit ihm zu verbringen. Schließlich hat er mir die ganze Zeit erzählt, es macht ihm nichts aus zu warten. Ich wäre etwas Besonderes und er liebt mich … pah … und nun erwische ich ihn mit seiner Ex im Bett. Überraschen wollte ich ihn und bin deshalb gerade unangekündigt zu ihm gefahren. In seinem Wohnheim schließt er nie die Tür ab, wenn er zu Hause ist. Auf dem Weg in den 3 Stock laufe ich seinem besten Freund über den Weg, der mich mit einem merkwürdigen Blick bedenkt. Doch ich wundere mich nicht mehr. Er ist manchmal sowieso komisch. Als ich dann vor seiner Tür stehe höre ich komische Geräusche von drinnen. Stöhnt da jemand? Panik steigt in mir auf, ist er verletzt? Schnell öffne ich die Tür und rufe seinen Namen. Doch dann muss ich feststellen, dass hier niemand vor Schmerz stöhnt. Marc wendet mir sein entsetztes Gesicht zu und auch seine dämliche Ex schaut mich an wie ein Reh bei Donner. Unfassbar! Ich sage nichts, drehe mich einfach um und laufe zurück zu meinem Auto. Womit habe ich das verdient? In mir kocht die Wut hoch, doch ich versuche mich zu beruhigen. Dieser Arsch ist es doch eigentlich gar nicht wert. Ich spüre Tränen in meinen Augen. Habe ich nicht in den letzten Monaten genug durchgemacht? Muss er mich jetzt tatsächlich auch noch fallen lassen? Mein Handy klingelt und ich sehe Marcs Bild im Display erscheinen. Was will der denn noch.

„Was willst du?“, fauche ich in mein Telefon.

„Babe, bitte lass es mich erklären. Es tut mir wirklich leid, ich wollte das nicht. Sandra kam zu mir wegen einer Hausarbeit und wir haben gescherzt und uns an alte Zeiten erinnert und auf einmal kam eines zum anderen. Es tut mir wirklich entsetzlich leid!“

„Ganz ehrlich Marc, spar dir deine Erklärungen. Du hast mich betrogen. Das kann ich dir nicht verzeihen und will es auch gar nicht. Werde glücklich mit ihr und lass mich in Frieden!“

„Babe, bitte, ich …“

Ich lege einfach auf. Was soll ich mir dieses Geschwafel noch länger anhören. Wenn er unbedingt möchte, kann er ja jetzt mit Sandra weitermachen wo sie durch meine Unterbrechung aufhören mussten. Langsam aber sicher beruhige ich mich wieder und setze meine Fahrt fort. Als ich in dem betreuten Wohnheim ankomme, welches ich im Moment mein zu Hause nenne, steht mein Entschluss fest. Ich steuere sofort das Büro von Maggie, der Heimleiterin, an. Nachdem ich geklopft habe dauert es keine 5 Sekunden, bis ich ein >> herein<< vernehme. In Ihrem Büro türm sich wie immer die Arbeit und trotzdem hat sie stets ein offenes Ohr für uns.

„Hallo Maggie, hast du einen Moment Zeit für mich?“

„Aber sicher May, was gibt es denn?“

„Sofern es noch steht möchte ich nun doch das Angebot meiner Tante annehmen und zu ihr und ihrer Familie nach Tampa ziehen.“

Maggie schaut mich skeptisch an.

„Woher kommt auf einmal diese Erkenntnis?“

„Naja, ein Grund hierzubleiben war Marc. Diesen Grund gibt es nun nicht mehr, er hat mich betrogen. Außerdem … nun ja … ich vermisse meine Familie. Es ist nicht so, dass ich mich hier unwohl oder allein fühle, es ist viel mehr, dass dieses familiäre Band nicht da ist. Ich brauche diese Geborgenheit der Familie doch mehr als ich mir am Anfang eingestanden habe.“

Der Ausdruck in ihren Augen wird weich und sie schau mich fast liebevoll an.

„Ich habe auf den Tag gewartet an dem dir das bewusst wird Kleines. Im Gegensatz zu vielen anderen hier, hast du noch eine Familie. Nutze die Chance mi Ihnen zusammen zu sein. Die Schwester deiner Mutter hat einen ähnlichen Verlust erlitten wie du und nun ist es an der Zeit, dass ihr gemeinsam trauert und euch gegenseitig wieder richtig auf die Beine helft. Ich werde sie direkt anrufen. Ich bezweifle stark, dass sich an Ihrem Angebot etwas geändert hat. Also fang am besten schon mal an, deine Sachen zu packen. Sie wird sich ganz sicher freuen.“

„Danke Maggie, du bist wirklich die Beste!“

Als ich aus dem Zimmer gehe, höre ich sie schon die Nummer meiner Tante ins Telefon tippen. Auch wenn sie jetzt vielleicht aus einem Kurzschluss heraus gefallen ist, so weiß ich doch, dass es dich richtige Entscheidung ist zu gehen. Ich hätte das schon viel früher tun sollen, anstatt auf einen Jungen zu hören, der mich bei der erstbesten Gelegenheit hintergeht. Schnell laufe ich hoch in mein Zimmer. Meine Mitbewohnerin Carla liegt mit ihren Kopfhörern auf dem Bett und schaut auf, als ich eintrete.

„Hey May, warum bist du schon zurück? War er so schlecht?“, sie grinst mich an, wird dann aber ernst, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht. „Was ist denn los?“

„Als ich bei Marc ankam, war sein Bett leider schon belegt. Er hat es dort mit seiner Ex getrieben. Scheinbar war es doch nicht so weit her mit dem >> Ich liebe dich und es macht mir nichts aus zu warten<<. Jedenfalls habe ich ihn in die Wüste geschickt und mich dazu entschlossen nun doch zu meinen Verwanden nach Tampa zu ziehen.“ Ich schaue sie entschuldigend an.

„Was soll denn der Blick. Sei froh, dass du die Möglichkeit hast. Aber erst mal zu deinem bekloppten Ex. Sag mal spinnt der denn völlig, so ein hinreißendes Mädel wie dich zu betrügen. Was ist der für ein notgeiler Idiot. Man ey, Männer, was bilden die sich denn ein? Naja, was soll‘s, wer weiß wofür es nun gut ist. Sei nicht traurig, wer dich so hintergeht, hat dich auch wirklich nicht verdient.“ Ich trete an ihr Bett und nehme sie in den Arm.

„Danke Carla, du bist die Beste. Ohne dich wäre ich in den letzten Monaten aufgeschmissen gewesen. Danke, dass du immer ein offenes Ohr hattest. Ich wünsche mir wirklich, dass wir Freundinnen bleiben und du mich auch mal in Tampa besuchst.“

„Für dich doch immer May, ich hab dich lieb und wenn Maggie es erlaubt werde ich dich sehr gerne in den Ferien besuchen kommen.“

Sie umarmt mich fest und wir verdrücken schon jetzt ein paar Tranchen. Als ich mich umdrehe um meine Reisetasche vom Schrank zu holen, frage ich sie ob sie mir beim Packen hilft und sie stimmt zu. So haben wir innerhalb einer halben Stunde alles verstaut was wichtig ist. Gerade als ich den Reißverschluss schließe, klopft es an unserer Zimmertür. Carla geht und öffnet.

„Ich habe mit deiner Tante telefoniert May und sie ist überglücklich, dass du dich nun doch entschieden hast zu ihr zu ziehen. Wir haben gemeinsam einen Flug für morgen Mittag gebucht. So hast du noch ausreichend Zeit, dich von deinen Freunden zu verabschieden. Gepackt hast du ja schon wie ich sehe.“ Maggie schaut auf meine geschlossene Reisetasche.

„Ja mit dem Packen bin ich so wie durch. Ich habe ja nicht viel. Es wäre schön wenn du dich um den Verkauf meines Autos kümmern könntest. Das werde ich in der Kürze der Zeit wohl nicht mehr schaffen. Alles Andere ist ja schon lange geregelt. Ich glaube sie braucht dann nur noch das Formular für die Vormundschaft und dann ist alles in Sack und Tüten.“

Maggie lächelt mich an: „Da hast du vollkommen recht und um dein Auto soll sich Ryan kümmern. Der handelt bestimmt einen guten Betrag dafür heraus. Wir werden dich hier vermissen May, aber du gehörst zu deiner Familie! Werde glücklich!“

Ich werfe mich in ihre Arme und zum ersten Mal heute brennen mir Tränen in den Augen. In der kurzen Zeit war sie wie eine Ersatzmutter für mich und ist mir sehr ans Herz gewachsen.

„Ich werde dich unglaublich vermissen Maggie. Vielen Dank für alles, was du für mich getan hast!“

„Ach Mädchen, ich werde dich auch vermissen! Aber nun seht zu, dass ihr ins Bett kommt. Zumindest du hast morgen einen anstrengenden Tag vor dir.“

2

Als wir den Landeanflug auf den Peter O’Knight Airport beginnen, weckt mich die Stewardess und bittet darum, dass ich mich anschnalle und meinen Tisch hochklappe. Ich habe tatsächlich den ganzen Flug verschlafen. Wehmütig denke ich an den Abschied von meinen Freunden zurück. Es war als würden wir uns ewig kennen. Alle haben geweint und ich natürlich auch. Wir haben uns geschworen, zu schreiben und zu telefonieren. Tamara hat mir das Versprechen abgenommen sie wieder besuchen zu kommen. Natürlich habe ich ihr das bestätigt, ich will die Bande ja auch nicht ganz aus meine Leben verlieren. Wir umarmen uns alle lange und ich hatte fast keine Tränen mehr. Carla hat mir noch eine Fotocollage zugesteckt, welche die Mädels in Windeseile heute Morgen noch für mich zusammengestellt haben. Damit ich sie auch nicht vergesse. Als ob ich das könnte. Seit dem Tod meiner Eltern vor knapp 6 Monaten waren diese Mädchen und 2 Jungs meine Familie. Wir haben zusammen gelacht und geweint, uns gegenseitig aufgefangen und Halt gegeben. Ewig werde ich mit ihnen verbunden sein. Carla habe ich nochmals das Versprechen abgenommen, mich in Tampa zu besuchen und sie hat zugestimmt. Ganz sicher wird Tante Elaine nichts dagegen haben.

 

Tante Elaine – ein bisschen habe ich schon Angst ihr gegenüber zu treten. Das letzte Mal als ich sie gesehen habe, wurden meine Eltern zu Grabe getragen und ich war nicht sonderlich nett zu ihr, als sie mich bat, zu ihr nach Tampa zu ziehen. Dafür muss ich mich unbedingt entschuldigen. Sie ist ein toller Mensch, hat selber 2 Kinder und ist mit einem Traum von einem Mann verheiratet, der sie zudem auch noch auf Händen trägt und die Kinder vergöttert. Onkel Tim ist ein ziemlich erfolgreicher Geschäftsmann und hat sich in der Bankenwelt als privater Investmentberater einen Namen gemacht. Kaum einer seiner Kunden war von der weltweiten Krise betroffen, was die Nachfrage nach seinen Beraterqualitäten enorm steigerte. Mittlerweile wohnen meine Verwandten deshalb auch in einer Villa unmittelbar am Strand der Tampa Bay.

Als das Flugzeug ganz sachte auf der Rollbahn aufsetzt entfährt mir ein erleichterter Seufzer. Ich fliege nicht gern, nur wenn es unbedingt sein muss und bin dann wirklich froh, wenn ich wieder festen Boden unter meinen Füßen habe. Als der Ausstieg freigegeben wird, mache ich mich auf den Weg nach draußen. Kaum in der Empfangshalle angekommen, sehe ich schon das riesige Schild mit der Aufschrift >> Herzlich willkommen zu Hause May<<. Sofort schießen mir Tränen in die Augen. Alle 4 sind gekommen um mich zu begrüßen und ich stürze mich zuerst in Tante Elaines Arme. Auch sie weint und beteuert die ganze Zeit wie sehr sie sich freut, dass ich nun endlich da sei.

„ Es tut mir so unendlich leid, wir furchtbar ich auf der Beerdigung zu dir war Tante Elaine. Ich habe mich unmöglich benommen und dafür möchte ich mich entschuldigen.“

Sie schaut mich vollkommen entrüstet an.

„Es gibt absolut nichts, wofür du dich entschuldigen musst meine Kleine. Ich bin so froh, dass du endlich hier bist.“

Nochmal drücke ich sie fest und wende mich dann Onkel Tim zu.

„Vielen Dank, dass ich hier bei euch sein darf.“

„Es gibt auch nichts, wofür du dich bedanken muss May, schließlich sind wir eine Familie und die Familie hält zusammen!“

Ich strahle ihn an und wende mich dann meinem Cousin Steven und seiner Schwester Trisha zu. Er ist so alt wie ich und sie ist 2 Jahre jünger. Auch mit den Beiden fällt die Begrüßung sehr herzlich aus und ich freue mich, dass ich endlich den Mut gefunden habe, diesen Schritt zu gehen und das Chicago, dass ich kannte, hinter mir zu lassen.

Die Fahrt verläuft alles andere als schweigend. Wir unterhalten uns über alles Mögliche und sind sehr ausgelassen. Ich fühle mich sofort wohl, verstanden und angekommen. Onkel Tim trägt mir nach unserer Ankunft meine Tasche ins Haus und ich schultere meinen Rucksack. Sie haben mir eins der 3 Gästezimmer hergerichtet. Ich staune nicht schlecht als sie es mir zeigen. Da steht ein wunderschönes Queen-Size Himmelbett, es gibt 4 bodenhohe Fenster mit Aussicht auf die Bay und ich habe ein eigenes und dazu noch ziemlich großes Badezimmer.

„ Wir haben hier noch nicht viel eingerichtet May. Ich dachte wir gehen morgen gemeinsam schoppen und du suchst dir deine Möbel selbst aus und auch Wandfarbe oder Tapeten sollen natürlich deinem Geschmack entsprechen. Da du jetzt zum Ende der Ferien zu uns gekommen bist, können dann alle Umgestaltungen erfolgen wenn du in der Schule bist. Dann wirst du hier nicht gestört. Apropos Schule, wir haben dich schon auf der gleichen Schule angemeldet, auf die auch Steven geht. Dann kennst du wenigstens schon mal eine Person. Die Lehrer und auch die Schüler sind sehr nett und du wirst unterstützt wo es nur geht. Da du ja aber das letzte Schuljahr als Jahrgangsbeste abgeschlossen hast, mache ich mir nicht allzu große Sorgen, dass du mitkommst.“

Elaine lächelt mich herzlich an und ich freue mich, ein wenig Stolz in ihrem Gesicht zu lesen.

„Mum und Dad hätten nicht gewollt, dass ich mich gehen lasse. Sie wollten immer, dass ich auf ein gutes College oder eine gute Uni gehe und mir meinen Traum vom Medizinstudium erfülle. Und das möchte ich mehr denn je und mich auf Notfallmedizin spezialisieren. Wenn dort Fortschritte gemacht werden, kann vielleicht in ein paar Jahrzenten den Menschen vor Ort schon besser geholfen werden und die Mortalitätsrate bei Unfällen sinkt.“

Schon wieder hat Elaine Tränen in den Augen.

„Du bist deiner Mutter so unglaublich ähnlich May. Das ist wirklich schön. Die beiden wären so wahnsinnig stolz auf dich. Aber nun erst mal genug davon. Tim hat ein BBQ für heute Abend vorbereitet. Pack du in Ruhe deine Sachen aus und mach dich frisch nach dem Flug. Wir sind dann unten in der Küche!“

Sie gibt mir einen Kuss auf den Scheitel und lässt mich dann in meinem neuen Reich allein. Ich packe zuerst nur das notwendigste aus, da ich bis jetzt ja noch keinen Schrank habe und gehe dann zu allererst duschen. Nach knapp 3h Flug tut das wirklich gut. Abgesehen davon ist es in Florida nun mal wärmer als in Chicago. Ich flechte meine langen braunen Haare zu einem Zopf, ziehe ein rotes Tanktop an und eine blaue Hotpants und mache mich auf den Weg in die Küche. Dort bereiten Trisha und Elaine gerade Salat zu.

„Kann ich euch etwas helfen?“

„Aber gerne Liebes, du kannst das Baguette aufschneiden und in den Brotkorb füllen. Die Männer sind schon fleißig am grillen und es dürfe bald fertig sein.“

Ich trete auf die Küchentheke zu und beginne das Baguette zu schneiden. Als ich damit fertig bin bringe ich den Brotkorb und einige Saucen die mir Elaine gegeben hat in den Garten. Tim und Steven stehen am Grill und fachsimpeln über die richtige Temperatur von Grill und Fleisch. Ich muss grinsen. Zu Hause habe ich immer mit meinem Dad diese Unterhaltung geführt. Als Tim mich bemerkt winkt er mich zu sich.

„Hey May, was sagst du dazu. Steven meint der Grill muss gute 300° heiß sein, ich bin da etwas vorsichtiger und sage 220°, wie ist deine Meinung?“

„Mein Dad sagte immer, ab 250° schließen sich die Poren des Fleische schnell genug, damit es von außen schön knusprig und innen schön saftig wird. Er hat immer den Grill so lange heizen lassen, bis er die Hand nicht mal mehr 2 Sekunden über der Gluthitze halten konnte und hat dann angefangen zu grillen. Wenn wir nachgemessen haben, waren es immer so um die 250-260° Grad. Andere Erfahrungen kann ich nicht vorweißen.“

„Das ist ja mal eine ganz andere Sichtweise, aber sicherlich auch nicht falsch. Ich werde mich da einfach nochmal belesen. Wie gefällt dir eigentlich dein Zimmer?“

„Ach es ist ganz wunderbar. Der Ausblick ist fantastisch und ich habe eine eigenes Badezimmer!“, sage ich grinsend.

„Na schau, so soll es doch sein. Wenn dann bald noch die Möbel drin stehen die dir gefallen und vielleicht auch farbliche Veränderungen vorgenommen wurden, wirst du dich ganz schnell wie zu Hause fühlen!“

Ich lächle ihn an und weiß, dass er recht hat.

Ich bin gerade mal eine Stunde hier und habe trotzdem das Gefühl, angekommen und gut aufgehoben zu sein. Wenn jetzt auch noch in der Schule alles klappt, wird die Zeit bis zu meinem 18. Geburtstag und dem Beginn meines Studiums eine sehr schöne. Auch wenn ich all diese Erfahrungen ohne mein Eltern machen muss.

3

Wie versprochen ging Elaine am nächsten Tag mit mir einkaufen. Zuerst schauten wir nach passenden Möbeln für mein Zimmer. Ich suchte mir einen Schrank, einen Eckschreibtisch und einen sehr bequemen Schaukelstuhl für meine Leseorgien aus. Außerdem noch einen wunderschönen verschnörkelten Standspiegel, 2 Teppiche und ein paar Zierkissen für mein Bett. Die Möbel waren alle in weiß und die Akzente von Teppich und Kissen in grün. Auch bei der Farbauswahl für meine Wände setzte ich auf dezente Grüntöne. Trisha, die uns ebenfalls begleitet, lobte meinen dezenten und modernen Geschmack. Nach dem die Möbellieferung erzeugt war, wollte Elaine unbedingt noch mit uns Klamotten shoppen. Sie meinte, dass am Wochenende das Sommerfest am Strand stattfindet und wir dafür eingekleidet werden müssen. Wobei sie das Wörtchen >>einkleiden<< sehr wörtlich nahm. Als wir endlich wieder zu Hause sind, bin ich um 5 Kleider, 4 Hosen und ganze 10 Shirts reicher und auch Trisha und Elaine haben ordentlich zugeschlagen. Ich bekomme langsam ein Gefühl dafür, was es bedeutet, wenn Geld nur eine untergeordnete Rolle spielt. Für mich war das nie wichtig. Ich habe immer bekommen was ich brauchte, aber nicht im Überschwang gelebt. Meine Eltern haben mich immer zur Sparsamkeit, nicht aber zum Geiz erzogen. So einen Shoppingmarathon habe ich daher noch nie miterlebt. Elaine meinte aber, ich solle mir keine Gedanken machen, das ist alles so in Ordnung. Ich verbringe den Rest der Woche gemeinsam mit meinem Cousin und meiner Cousine. Es ist toll so viel Zeit mit Ihnen zu verbringen. Steven hat im Moment auch keine Freundin, wodurch wir wirklich Zeit zu 3. Haben. Er möchte mir auf dem Sommerfest seine Clique vorstellen, damit ich in der Schule schnell Anschluss finde. Er ist wirklich süß du total um mich besorgt. Ich habe mir immer einen großen, mich beschützenden Bruder gewünscht und nun habe ich tatsächlich einen.

Elaine arbeite halbtags als Anwältin, hauptsächlich von zu Hause. Sie ist bei einer riesen Anwaltskanzlei angestellt und die können es sich leisten ihre Mitarbeiter ins Home-Office zu bugsieren. Aus diesem Grund ist sie auch fast immer mittags zu Hause um mit uns zu essen. Noch ein Umstand, den ich von zu Hause nicht kenne. Meine Eltern haben beide Vollzeit gearbeitet und ich war froh wenn wir uns mal zum Abendessen alle zu Gesicht bekamen. So sitzen wir nun auch am Freitagmittag gerade beim Essen als Steven seine Mutter anspricht: „ Mum, Bastian hat mich heute Abend eingeladen zu seiner Party zu kommen. Er feiert doch schon seit 2 Jahren immer am Abend vor dem Sommerfest mit ein paar Freunden. Letztes Jahr war ich auch da, erinnerst du dich?“

„ Ja ich erinnere mich. Letztes Jahr hat ja soweit auch alles geklappt. Es gab keinen Ärger und du warst pünktlich zu Hause. Warum also nicht.“

„Super, danke. Du weißt ich würde dich nie enttäuschen.“

Er steht auf und gibt ihr einen Kuss auf die Wange.

„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich auch May mitnehmen, dann kann sie schon mal alle kennenlernen und ist morgen auf dem großen Fest nicht so fremd.“, er zwinkert mir zu.

Sie schaut mich an und ich nicke eifrig.

„Na gut, warum eigentlich nicht. Wenn du mit möchtest, darfst du natürlich. Aber halt dich von den ganzen Surferboys fern.“

Sie lacht, aber es klingt eher erheitert als alles andere. Wer weiß was sie damit meint.

Nach dem Essen räume ich gemeinsam mit Trisha den Tisch ab und das Geschirr in die Spülmaschine. Steven meinte wir wollen so gegen halb 7 aufbrechen. Ich habe also noch 5 ½ Stunden Zeit bis ich los muss. Da ich nicht der Typ bin der sich großartig schminkt oder aufstylt, sollte 1 h mit duschen und anziehen ausreichen. Mit diesem Wissen schnappe ich mir ein Buch und setze mich in meinen neuen Schaukelstuhl, den ich direkt vor die bodentiefen Fenster gestellt habe. So kann ich beim Lesen auch noch den Ausblick auf den Strand genießen. Wenn ich lese, vergesse ich alles um mich rum. Ich tauche dann wirklich in die Geschichte ein und versuche mich mit den Protagonisten auseinander zu setzen. Was denken und fühlen sie und warum handeln sie eben so wie es beschrieben ist. Für mich ist es tatsächlich wie eine richtige Auszeit, wenn ich in dem Buch versinken kann. Ich habe das Gefühl gerade mal 10 Minuten gelesen zu haben, als es an meiner Tür klopft.

 

„Herein!“

„Hey May, darf ich dir vielleicht die Haare machen wenn du gleich zur Party gehst?“

„Gerne Trisha, aber es ist ja noch ein bisschen Zeit!“: ich grinse sie an.

„Ich weiß ja nicht wie lange du normalerweise brauchst, aber es ist immerhin schon 17:45 Uhr.“

Ich springe auf.

„Waaaaas, oh Gott ich habe beim Lesen total die Zeit vergessen. Dann muss ich mich jetzt echt beeilen. Weißt du schon was du machen willst? Dauert das lange?“

„Jetzt mal ganz ruhig! Ich weiß genau was ich machen will und ich weiß auch ganz genau was du anziehen solltest. Also, hopp hopp unter die Dusche und ich kümmere mich um den Rest.“

Ich seufze und forme ein „Danke“ bevor ich im Bad verschwinde. Das ist eben der Nachteil wenn man sich so mit den Geschichten identifiziert. Gut das Trisha nach mir gesehen hat, sonst wäre ich vollends zu spät gewesen. Ich dusche in Rekordzeit. Als ich nur im Handtuch bekleidet aus dem Badezimmer trete, wartet Trisha bereits auf mich. Sie hat ein blumiges Strandkleid auf dem Bett ausgebreitet. Daneben liegt eine Hibiskusblüte, so wie ein Glätteisen.

„So, dann mal ran an die Haare.“

Ich ziehe Unterwäsche an und streife schnell das Kleid über, bevor ich mich auf meinen Schreibtischstuhl sinken lasse.

Trisha fängt sofort an meine Haare zu kämmen und zu teilen und dann mit dem Glätteisen zu bearbeiten. Während Sie die hinteren Haare glättet, dreht sie die Vorderen ein. So fallen sie in kleinen Locken um mein Gesicht. Als sie damit fertig ist, steckt sie mir die Haare zu einem wunderschönen Geflecht nach oben und bringt die Hibiskusblüte in dessen Mitte an. Als ich mich dann gänzlich im Spiegel betrachte bin ich einfach baff.

„Wow, Trisha. Das sieht fabelhaft aus. Du hast ein echtes Talent dafür.“

Meine Cousine errötet sofort und schaut auf den Boden.

„Ich möchte so gerne Hair-Stylistin werden. Es gibt hier in Tampa einige Läden mit prominentem Klientel. Das wäre mein Traum. Einmal Angelina Jolie und Sandra Bullock zu frisieren.“

Ich lege einen Finger unter ihr Kinn und zwinge sie mir in die Augen zu schauen.

„Es gibt keinen Grund, den Blick zu senken. Wenn das dein Traum ist, dann halte an ihm fest. Nur du selbst kannst ihn verwirklichen und ich bin mir sicher, dass deine Eltern dich unterstützen wo sie nur können.“

„Ach ich weiß auch nicht. Steven will ja auch studieren, genau wie du und ich habe Angst, dass ich mit meiner Ausbildung dann nicht mehr mithalten kann.“

„Hör mal Mäuschen, der Wert eines Menschen wird durch nicht durch seine Ausbildung ermittelt. Du hast einen Traum und wenn du den verwirklichen kannst, bist du eine ganz Große, denn du hast dich nicht von deinem Weg abbringen lassen. Das Wichtigste im Leben ist doch, dass du am Morgen aufstehst, in den Spiegel blickst und sagen kannst, >> jawohl, das bin ich, Trisha Monroe und ich habe mein Ziel erreicht. Ich bin wer ich immer sein wollte. << Ob du da studiert hast oder nicht, ist doch erst mal nebensächlich. Du musst glücklich sein. Natürlich solltest du auch genug Geld verdienen, aber das alleine macht keinen guten Menschen aus dir.“

Sie schaut mich mit großen Augen an und ich sehe die Tränen in ihren Augen glitzern.

„Danke May, du bist wirklich großartig.“

Gerade als ich etwas erwidern möchte, höre ich ein Räuspern von der Tür. Steven steht da in Surfershorts und Tanktop.

„Bist du fertig?“

„Ja sicher, schau was deine Schwester tolles mit meinen Haaren angestellt hat.“

„Du siehst wirklich toll aus. Das macht mir jetzt schon Angst. Eigentlich müsste ich dich mit deinem perfekten Körper und den meterlangen Beinen in deinem Zimmer einschließen, damit keiner meiner Freunde auf die Idee kommt dich anzubaggern.“

Ich lache lauthals los und auch Trisha stimmt mit ein.

„Das ist echt süß von dir, aber ich glaube ich bin 1. Alt genug um auf mich aufzupassen und 2. Nun wirklich nicht so hübsch wie du das gerade darstellst.“

Steven schluckt schwer und Trisha neben mir gluckst vergnügt.

„Hast du schon mal in den Spiegel geschaut. Du bist das hübscheste Mädchen hier in der Gegend. Du wirst schon sehen, heute Abend kannst du dich vor Verehrern kaum retten.“

Er schaut etwas verdrossen, aber dann wird sein Blick wieder freundlich.

„Gut, dass ich dabei bin und auf dich aufpassen kann.“

„Na gut du Aufpasser, dann lass uns mal endlich los. Sonst kommen wir noch zu spät!“

Mit diesen Worten gehe ich an ihm vorbei zur Treppen. Unten suche ich meine Flip-Flops aus dem Schrank und gehe dann in den Garten um mich von Elaine und Tim zu verabschieden.

„Du siehst ganz bezaubernd aus. Ist das Trisha‘s Werk?“

„Oh ja, sie ist wirklich eine kleine Künstlerin mit Kamm und Glätteisen.“

Elaine lacht: „Oh ja, da hast du recht. Ein echtes Talent. Ich wünsche euch ganz viel Spaß. Seid bitte spätestens um 12 wieder zu Hause, ok?“

„Ja, danke Mum. Bis später?“

Wir winken zum Abschied und machen uns dann auf den Weg zur ersten Tampa Bay Party meines Lebens.

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