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Der Mord an der Jungfrau

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»Ich schwöre, auf immer das schöne Wort und den hohen Gedanken zu lieben und lieber das Leben zu lassen als meine Freiheit.«

Und ganz beruhigt und göttlich fast:

»Schwört alle, ihr Brüder!«

»Auf wen, Athene, willst du, daß wir schwören?«

»Auf mich, denn ich bin Hellas.«

Und sie alle hoben die Hände.

Aber nun, da die Feier zu Ende war, beeilte ein jedes sich, die Tunika zu ordnen und den Mantel neu in Falten zu werfen, um zu den Gärten hinauszugehn.

Amaryllis verhielt sich abseits und weinte. Dahin waren ihre Kräfte durch diesen Tag, an dem sie diese hohe Reine erlebte.

An der Jungfrau aber verriet nichts die Sehnsucht nach Einsamkeit, die solch große Versammlungen bei ihr hinterließen. Sie sah lange über ihre Freunde hin, und als sie die Verstörtheit der lieblichen Lydierin gewahr ward, umarmte sie sie vor allen. Beifall rief man. Und die artistischen Söhne Griechenlands verglichen die göttliche Jungfrau in der Umklammerung der schmiegsamen Orientalin mit jenen Säulen auf Paros, um die sich die rauschschweren Weinranken schlingen..

Und Lucius dachte bei sich: Wehe! Du hier, Athene, wolltest du uns nicht in die Sphäre reinsten Geistes erhöhen und uns alle die Illusionen rauben und verbieten, die unsere Tränen und die unsere Träume sind? Und sorgst du nicht, Athene, fürchtest du nicht, daß jener Einfältige uns noch viel mehr an sich reißt, Er, der die Werte unserer Weisen zutiefst zum Volk herabtrug und der, in seinem Tode wie in seinem Leben, die süßesten Qualen der höchsten Liebe auferstehen läßt..

Die Wühlereien geschahen fort und fort. Die Feinde der Athene wurden immer verwegener, da sie ja unbestraft blieben, und der Pöbel nahm daraus dieses für sich, daß er die haßte, die Tag für Tag beschimpft wurde.

Den folgenden Versammlungstag brachte der Römer die Orientalin zur Jungfrau und spöttelte dazu:

»Ich stellte sie dir als eine Dienerin des Adonis vor.. heute muß man sie eine Christin schelten.«

Mit ihrer ganzen Weltfremdheit und Seelengröße antwortete Athene:

»Was tut das viel, Lucius? Nicht träg seinen Lebenstag verträumen, sondern nach dem Unbekannten verlangen, das ist der reine schmerzhafte Adel des Geistes. Du bist von ihm, Amaryllis, oder können wir dir, die du von einer freigelassenen Orientalin geboren wardst, das Mißgeschick zum Vorwurf machen, daß dir die heitere und endliche Form unbekannt blieb, die unsere Vorfahren, die Denker von Hellas, allem Verängstenden des Lebens zu verleihen wußten?«

Ein wenig Hochmut war in dieser Nachsicht; aber das blieb auch ihr ganzer Vorwurf dieser Christlichen gegenüber.

Übrigens hatten sich die Freunde, die es am öffentlichsten waren, angesichts der ernsten Gefahr bei Athene entschuldigen lassen. Nur noch ein Greis traf sich heut’ mit Amaryllis und Lucius bei der Jungfrau. Ein Dichter war’s – wie Dichter sind. Der beteuerte, das Volk, das wohl etwas in die Irre geführt sei, würde sich vorerst noch aller Ausschreitungen enthalten. So daß Lucius und Athene Amaryllis verhindern mußten, daß sie dem Alten die Augen öffnete.

Nun hielt Athene nicht länger mehr zurück:

»Ich rechnete auf euch, Freunde«, sagte sie zu den aufhorchenden dreien, »denn immer schien’s mir, daß die Dichter und jene die der Lust fröhnen, die einen, weil sie über die Herzen der großen Heldinnen herrschen, die andern, weil ihnen die Herzen der Jünglinge und der schönen Frauen gehören, daß diese ihr eigenes Herz nicht an das eitle Nichtige des Tages hingeben und es so in schweren Stunden unversehrt in ihrer Brust anfinden. Und dann wissen sich die Poeten wie die Wollüstigen würdiger als alle andern im Anblick des Todes zu betragen: die einen, weil sie nie von ihm reden, und die andern, die Dichterseelen, weil sie ihn in reichen Bildern besingen, mit aller Gewalt der Sprache, die für die heiligen Dinge aufgespart ist.«

»Der Tod ist die höchste Seligkeit. Jenes Unbekannte, das unserer Forschungen allein würdig ist. Das Land der Träume und der Traurigkeiten. Das einzige und wahrhaftige Glück. Die paar Perlen Angstschweiß und die wenigen Sekunden, in denen unsere Züge sich entstellen, die beiden Dinge, die ihm vorangehen, wollen es, daß man einen Schleier über ihn ausbreite, aber alsbald sind wir unverbrüchlich im Ewigen und alles Weh des Fleisches ist von uns abgetan; und ohne Bangen und ohne Wunsch versinken wir tief in Eins und alles..«

In Rhythmen ging ihre Rede und zu weilen schwoll sie an wie ein Lied an die Götter. Umbrandet vom Gebrüll des Pöbels ragte die Jungfrau, ein Ewiges, schön und jung, und breitete die Apotheose des Todes aus wie ein kostbares Leichentuch.

Und da sie fand, daß der Greis mit tränennassen Augen in den leeren Saal sah und zu so hohen Worten die Verlassenheit und Öde nur um so bitterer verspürte, unterbrach sie sich:

»Poet du! sieh dich vor und misch keine schlimmen Gedanken in dein Bedauern darüber, daß so viele abwesend sind. Es war nicht, sag’ ich dir, daß es ihnen an Mut gefehlt hätte, als sie sich weigerten, dem Pöbel zu trotzen..«

Zu diesen Worten entstand da unten ein Getöse, wie ein Ansturm, und Schreckensschreie gellten: fern ballte sich eine Wolke Staubes, vom Heranmarsch einer Menschenherde: Die aus der Wüste nahen!.. So war endlich das Wildeste an Menschen gegen eine Frau entfesselt.