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Der Mord an der Jungfrau

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Und da schrie alles Beifall zu solcher Glorie jenes gekrönten Bruders. Und als der Alte, an der Größe des Gegenstandes seiner Rede wachsend, in altehrwürdigen und glorreichen Sätzen die grüßte, die angesichts der Barbaren den Tod leiden um den Frieden der Welt, und die noch Edleren, die für die Macht des Geistes und um die Denk- und Grabmale zu kämpfen wissen, da sprangen alle auf, die Frauen wie die Männer, die Jünglinge mit dem siedenden Blut und die mit des Alters Frieren sprangen alle auf und lobpriesen den Redner und den Namen Julianus, und waren ganz eines Mundes darin, daß jetzt der Tag der berühmten Rede des Perikles neu gekommen sei.

Aber der Redner war alt und wußte sich selber keine Grenze. So entstanden gesonderte Unterhaltungen.

»Laßt uns auf die Götter und auf die Poesie vertrauen«, sagte ein Poet. »Wir werden über das gemeine Volk siegen wie unsere Väter dereinst über alle Barbaren siegten. Ein paar ihrer Anführer zählen doch zu den Unserigen!«

»Vergessen wir nicht,« unterbrach ihn da ein Römer und einstiger Befehlshaber einer Legion »daß diese Anführer nichts tun können. Wir lieben und verstehen zuviel Dinge, die Menge haßt uns wie sie das Serapeum haßt und alles das sie nicht begreift, und wenn wir uns nicht als Barbaren aufspielen, werden uns diese Barbaren zermalmen.«

Ein Gemurmel entstand, und Frauen verhüllten ihre Gesichter. Unterdessen sprach Amaryllis zu den Jünglingen, sehr singend und sehr leise:

»Wir sind Hellenen – aus Stolz. Aber wohin zielt unser Herz?.. Von Phrygien, von Phönizien kamen sie uns her: Adonis, den die Frauen mit Küssen aufwecken, Isis, die Herrscherin, und die ewig gütige Große Artemis von Ephesus. Und vom Orient her kommen nun die Amulette, und die Namen ihrer Götter, die viel älter sind, erfreuen überdem die wahre Gottheit.«

Ein anderer sagte Idyllen her; und eine süße Heiterkeit badete sein Antlitz.

Schatten glitten jetzt in den Saal. Durch die offenen Türen zu den Terrassen drang ein wenig Kühlung ein. Auf dem Mosaik rückten die Jünglinge ihre Fußschemel aus Ebenholz näher zu den Polstern der Frauen. Die dunklen Linien der Truhen verschwammen mit Seide und Brokat; die Fresken löschten halb aus und sahen noch gläubig versunkener in diesem Helldunkel; der Saal schien höher und die marmornen Götter noch göttlicher.

Die Jungfrau, die ragend stand, blickte auf diese kleine Welt, die einzige unter den gegenwärtigen, von der sie wußte und die sie begriff und in der sie lebte. Und wenn sie manchmal eitle Phrasen und Seichtheit aus dieser Umgebung zuließ oder wenn sie tief hineinsann in den Schoß des Seins, verriet ihre edle Erscheinung nichts von allem..

In diesem Augenblick quoll ein Geschrei von da unten auf und drang taumelnd ein in die Versammlung und fuhr über sie her, daß sie sich unruhig aufrichtete. Schmutziges Volk tobte am Fuße des Serapeums. Die Verwegensten hatten die ersten Stufen zum Tempel erstiegen. Da waren sie in widerlichen Lumpen, den Kopf hintübergeworfen, die Kehle und die Brust gebläht von Verwünschungen. Und der Name der Athene stieg hundertfach auf aus dem Haufen wie eine Blase aus einem giftigen Morast.

Die Jungfrau mußte sich nicht halten, sie lehnte sich nur leicht gegen den abbröckelnden Marmor des Geländers. Und wie sie über die gleichförmige Ebene der Dächer hinsah, waren ihr die dunklen Einschnitte der ans Serapeum angrenzenden Straßen wie die Abläufe des Schmutzes der Stadt und dieses unsauberen Pöbels.

Ein Alter nahm respektvoll die Hand des jungen Weibes und sagte:

»Weder anhören noch fürchten sollst du sie.«

Sie aber führte ihn sacht beiseit.

Da fragte Amaryllis: »Ist es möglich, daß die Tempel derer da unten von Frauen voll sind? Welch unendlicher Reiz mag von dem schönen Jüngling ausströmen, dem sie dienen!« Und sie fühlte sich hingezogen zu jenem Unbekannten, und sie fühlte sich ungleich mehr Schwester zu jenen verwegenen und furchtbaren Männern als zu diesen stolzen Römern, diesen ewig Spöttischen und Überklugen.

Und da hörte sie halb die ironische Rede des Lucius:

»Schauen wir nicht auf sie! Sie übersehen ist noch ein Vergnügen. Aber sie verachten dürfen wir nicht. Verachten will rohes Angespanntsein und würde uns diesen unnatürlichen Fanatikern gleichmachen.«

In diesem Augenblick wankte unter der Wucht der Menge eine der Anubis-Säulen, die den Platz schmückten, und stürzte hin – und ein Triumphgeschrei flatterte hoch, höher als die Staubmassen.

Athene wandte sich langsam um. Eine Hoheit ging aus von ihr, die die Wut eines Pöbels für nichts achtete, und sie stimmte eine heroische Hymne der Väter an und ihr Gesang über dem Sieggeschrei des Pöbels war wie ein königlicher Schwan auf bewegten Wogen.

Und da sie innehielt, die Kehle gebläht, keichend fast und unter dem Kuß des Gestirns, das fernhin in Gold und Purpur sich neigte, sehr verwandelt, erbebten die Jünglinge vor Liebe zu ihrer Schönheit. Ein majestätisches Schweigen trat hinter ihren Worten ein. Sie stimmte die schlaffen Saiten der Seelen hoch. Lucius, der am irdischen Abbild irgendeines Unsterblichen lehnte genoß eine tiefe und köstliche Wehmut.

Die Sonne sank an diesem Tag in einem großen Mal von Purpur und Blut, wie ein Sieger und wie ein Märtyrer. Sie war ins Meer untergetaucht das ganz blau herleuchtete, aber mit ihrem Widerschein setzte sie noch die Himmel in Brand.. Und Athene sah auf die Gärten, die brach lagen, und auf die zerstörten Laboratorien, und Bitteres und Ahnung zog in ihr Herz. Die Hand hob sie auf und mit einer leisen und eilen Stimme, während fern die Glocken von Mithra und die der Christen ihre Gläubigen zusammenriefen, die heulende Menge sich verlief und in der Kühle hier nur noch der Abend sang, redete sie also: