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Der Mord an der Jungfrau

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Und er beugte sich und hielt die Hand der Amaryllis in seinen Händen. Aber Amaryllis fing an zu weinen:

»Bei unseren Lüsten, die dir noch gegenwärtig sind, bei deiner Liebe, die du zu meinen kleinen Grübchen empfandest, bei dem Haß, mit dem du die Christen hassest, die mich nicht mögen, bei meinem Weinen, das mich wieder häßlich machen wird, Lucius – Lucius, bring mich zu der Athene!«

Der junge Mann hielt sie mit seinen Armen auf und kniete vor ihr:

»Du bist dazu ausersehen,« sagte er, »daß du einen gesunden und schönen Leib trägst. Wer möchte den öffnen und die Gedanken in ihn einlassen, die doch alles entstellen!«

Indes, da sie nicht aufhörte zu jammern, und der froheste Tag durch Tränen einer Frau zu einem betrüblichen werden mag:

»Nun, gut, Amaryllis. Lächle und gib mir die Hand, daß wir zur Athene gehen und daß ich dich weise, wie eine junge Schülerin.«

Da hob das Kind den Kopf auf. Es erstrahlte das feine Gesicht, und ganz schnell richteten die Hände im Haar. Die Ruderstangen hielten an, und die Barke stieß leicht ans Ufer, wo eine Menge Volks promenierte.

»Ins Serapeum!« sagte sie groß.

In einer Sänfte und im Schatten der Säulengänge kamen sie langsam vorwärts, unter den Parfüms all der möglichen Stämme dieses durch allerlei seltsamste Prostitutionen des Weibes und junger Männer gesteigerten Orients. An einer Straßenecke, plötzlich, stürzte ihnen dann ein Pöbel mit Heulen entgegen, lauter wilde Gestalten und von etwas sehr begeistert. Christen warens, die so daherstürzten und die Juden erschlagen wollten. Die Kurtisane erzittert; duckt ihr feines Gesicht an die Draperien; und unter dem rieselnden Goldhaar will es ein wenig lächeln und sucht die Augen des Lucius. Da schrie einer aus der Flut, die sich daherwälzte, einer, der alles mit seinem Wuchs überragte und der sie alle aufreizte, schrie:

»Das Weib der Gastmähler wird mit Weinen in den Tempel laufen! Der Gott ist gekommen, mit seinem Kuß von den Küssen des Menschen zu erlösen!«

Und dann verschwand das alles, ein paar gekrümmte Straßen hin, Metzeleien entgegen.

Mit der dreifachen Krone seiner zerfallenden Galerien und den hundert halbversunkenen Stufen seiner Treppe unterwarf sich das Serapeum sichtbarlich all den Glanz, all die Unzucht und all die Schwärmerei der Stadt. Auf seinen Mauern, die aus den Fugen gleiten wollten, nisteten wilde Kapernsträuche und blühten. Aber es war – wie das Grab Hellas. Angefüllt mit den Bildern alten Ruhms und mit einer Bibliothek von mehr als siebenmalhunderttausend Bänden. Diese kostbaren Reliquien dankten ihr Leben dem frommen Eifer einer erhabenen Jungfrau, jener Athene.. gleich wie unser Heut-Empfinden, das sich verfolgt sieht, zum elfenbeinernen Turm flüchtet..

Athene waltete über die Satzungen und über die Lehren wie über ein Erbe und war allwöchentlich der Mittelpunkt des Kreises der Hellenen. Und hielt in den Herzen, die aus der Zeit und aus der Heimat verbannt waren, wach, daß Denken eine Würde sei und Erinnerung eine Tat. Und sie wurde sogar geliebt von denen, die sie nicht begreifen konnten.

In dem großen Saal, der mit Mosaik ausgelegt war und strahlte, und der mit soviel Menschendenken und – geist prunkte, erschien Athene wie eine Herrscherin, von Römern, von Griechen und von vielen schweren Greisen umringt, ja auch von einigen Mondänen, die Gefallen fanden bei schönen Diskursen und an mutigen Sprüchen. Und Athenens Augen und Athenens Gesten hatten Harmonie und Frieden.

Lucius folgte ihr, wie Amaryllis, unruhvoll und reizvoll zugleich, eintrat.

»Schön bist du, Amaryllis. Und doch steht es dir an, daß du eine von den Unserigen seiest. Du sollst erfahren, was Griechenland war, was seine Portiken unter dem blauen Himmel und was seine immergrünen Olivenhaine waren, daß alles Götteratem lind bewegte, Heiterkeit die Leiber und die gesunden Seelen badete; und dein schnelles Blut wird leicht den Zusammenklang von Wunsch und Sein hören lernen. Plotinus, dem die Götter ihr Herz eröffneten, pflegte zu sagen: Wo die Liebe ging, da stellt sich der Verstand ein. Amaryllis, du, die in der Kypris Wohnung hatte, nimm deinen Platz unter uns wie eine Schwester, die es verdient, daß wir auf sie hören.«

»Du Athene«, sagte ein Jüngling, »du magst die Liebe willkommen heißen?«

Aber sie hielts nicht der Müh’ für wert, auf solch flehentlichen Vorwurf zu hören, und bedeutete lieber, daß sie aufgehört habe zu sprechen.

Stand einer auf, ein Redner; und brachte gar betrübliche Nachricht vor, wie jene Christensekte mit ihrer aufdringlichen Lehre sich ausbreite, sprach von dem Schaden jener weichlichen Religion, und wie die ehrwürdigsten Traditionen dabei zu Fall kommen mußten. Und er beschwor das unheilkündende Bild jener Ebene herauf, darin ein Kaiser und ein Philosoph inmitten einer großen und bestürzten Menge den Tod erlitt. Julianus! deinen Ruhm sang er, du Fahler, Gemeuchelter, du Opfer der neuen Lehre! du warst aus diesem Alexandrien hervorgegangen und trugst das Kleid des Weisen unter dem Purpur des Triumphators und trugst ein letztes Lächeln, wenn alle Männer so wie Weiber klagten – und was auch zu den Stufen deines Thrones flehte und drohte, dir waren die hohen Worte und die stolzen Gedanken eigen, die nimmer knien und dienen..