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Sicherer Wegweiser zu einer guten und gesunden Wohnung

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7. Vom Allerinwendigsten einer schlechten Wohnung

Aber warum sind denn nur auch gerade die schlechtesten und unfreundlichsten Wohnungen immer so gesucht, als hätten viele Menschen eine angeborne Vorliebe just für Spelunken und weder Augen, Nasen noch Nerven überhaupt? Woher kommt das? –

Ja, diese schlechten Wohnungen, – hören wir entgegnen, sind halt viel wohlfeiler als jene gut eingerichteten, und darauf muß der gemeine Mann bei so theurer Zeit vor Allem sehen. Sie liegen auch nicht so weit ab vom Mittelpunkte des Verkehrs und des täglichen Erwerbes wie jene luftigern, besser eingerichteten, die draußen vor den Thoren, an irgend einem Ende der Stadt stehen!

Hierin liegt Etwas, wenigstens für den ersten Blick, wenn auch ein wenig Bewegung in freier Luft, bevor man sich halbe Tage lang ununterbrochen in eine Fabrikstube setzt, hinter einen Webstuhl stellt, gewiß weit mehr anzurathen als zu vermeiden ist. Doch lassen wir die Antwort gelten und fragen nur: warum sieht's denn bei diesen an sich schon so schlechten Wohnungen auch drinnen so liederlich und verwahrlost aus? Warum stößt man innert den vier Wänden noch extra auf Unreinlichkeit, Unordnung und verkommenes Wesen? Warum wird der letzte Lichtstrahl durch die schmuzigen Scheiben auch noch abgewehrt? die feuchte Luft noch besonders verpestet? die morsche Diele mit einer Kruste Unraths eigens überzogen? der beschränkte, schlecht eingetheilte Raum durch Unordnung noch mehr verstellt?

Da kann nicht mehr von Einschränkung, von Genügsamkeit die Rede sein. Dieß zeigt vielmehr, daß für solche Bewohner Reinlichkeit, Ordnung, Wohnlichkeit überhaupt keinen Werth haben, daß ihnen im Gegentheil eine derartige Umgebung zusagen muß, ihr Wesen und Treiben darin sich nicht belästigt, nicht beengt findet, sondern beides vielmehr ganz zu einander paßt. Wenn man mit Recht behauptet, von der Wohnung und Umgebung des Menschen lasse sich auf diesen selbst und seine Neigungen und Gesinnungen schließen, so sieht es eben in solchen Leuten selber nur zu oft dumpfig, lichtscheu, unsauber, verschlossen aus. Die innere Unordnung versteckt sich hinter die äußere wie hinter einen Schild und Scheuern, Lüften, Ordnungschaffen thäte in derlei Köpfen und Herzen nicht minder Noth wie in den von ihnen bewohnten Zimmern und Kammern und Vorräumen.

Dieß inwendige Verlottern kommt nicht plötzlich über Nacht. Häufig ist schon früh bei der Erziehung gefehlt, der Sinn für Reinlichkeit und Ordnung nicht geübt und genährt worden: der Vater war wenig zu Hause, die Mutter hatte alle Hände voll zu thun und griff's sonst nicht zum geschicktesten an, die Umgebung war auch nicht darnach, wo hätte da das Kind drauf merken lernen? Später aber war man an die Vernachlässigung gewöhnt. Bei dieser Gleichgültigkeit bleibt es nun nicht, es setzt sich allmälig noch Andres dran und macht aus arg ärger.

8. Ein Wörtlein über Zerstreuungen und Erholungen

Jeder Mensch will seine Erholung, seine Vergnügen haben und wer im Schweiße des Angesichts arbeitet, dem sind diese doppelt zu gönnen. Nun kann's einer Seele aber in solch schlechten Wohnungen unmöglich wohl werden, wo einen Alles so unfreundlich und unwirthlich ansieht. Man sucht deßhalb seine Freude sonstwo; Gelegenheiten gibt's genug, täglich werden noch neue erfunden und in allen Blättern dazu eingeladen, – zu ermäßigten Preisen sogar. An diesem Vergnügungsorte, in jenem Wirthshause sieht's dann freilich heitrer aus als in dem Neste daheim, man wird noch obendrein wie ein Herr behandelt, die Gesellschaft ist unterhaltend, ein gutes Glas Wein, ein schmackhaftes Bißlein, das Alles findet sich da, und wie appetitlich! Der Arbeiter verdient ja seinen schönen Batzen, was soll er nicht auch einmal sich wohl sein lassen, nicht eine Zerstreuung haben? Und diese Gelegenheiten außer dem Hause gefallen einem so gut, daß man sie bald wieder und immer häufiger sucht, dem Hause vollends den Rücken kehrt, kaum noch drin schläft.

So trinkt man in der fremden Wirthschaft stets eifriger auf den Verfall der eignen; die Zerstreuungen schlagen so wohl an, daß von einer Sammlung, der Sammlung im eigenen Hause, keine Rede mehr ist.

Wenn es nur keine schlechten Zeiten, keine kranken Tage gäbe und das lustige Leben die Arbeitslust nicht untergrübe! mit einem Worte: wenn der Mensch nur einzig auf der Welt wäre, seinen Lüsten zu dienen! Da dieser nun aber nicht blos für den Tag lebt, sondern für die Ewigkeit, so geht's unter lauter Zerstreuung und Lustbarkeit erst allmälig bergunter, bald rascher und man langt vergeblich da- und dorthin, an morsche Latten und in Glasscherben nach Hilfe. Pflicht und Gewissen und Ehrbarkeit werden auch nicht zu lange mehr berathen, dunkle Winkel aber, unsaubre Betten, ungewischte Bänke und Tische, schmuzige Hände und Unordnung überall sind dann für einen solchen Zustand wie geschaffen.

Wo jener leichtfertige Sinn sich festgesetzt hat, ja da mag man dann lange gute und gesunde Wohnungen bauen. Das Wohlsein daheim kommt ja in keinen Betracht und die kurzsichtige Verkehrtheit verwendet die paar Franken ersparten Hauszinses schon im Voraus zu der und jener Lustbarkeit, diesem Flitterzeug, selber Leckerei, ohne zu bedenken, daß Doktor und Apotheker kommen und darauf und auf noch mehr Beschlag legen möchten.

9. Vom Fundamente des Hauses

Erholung, Freude, Wohlbefinden dürfen nicht unterdrückt werden, bei Leibe nicht! und ein gesundes Herz und ein gesunder Leib sollen dieses Glückes, mit welchem Gott die Arbeit so gerne krönt, noch erst recht genießen. Aber sie dürfen nicht mehr auf Mistbeeten aufgeilen, sondern müssen in gutem Grund und Boden kräftige, lebensfähige Wurzeln schlagen. Dieser Grund und Boden aber ist kein anderer als der des eignen Hauses, des eignen Hauses, auch wo man mit Weib und Kind zur Miethe wohnt. Hier, bei sich daheim, kann der Aermste reich sein und der Abhängigste Herr und Meister von Gotteswegen, der Niedrigste wird sich da gehoben fühlen und das Vergnügen kostet hier weder viel Geld, noch trägt es den Stachel der Reue. Auf dieser Grundlage wächst allein jene innere Kraft, welche die Stürme erträgt und der Verweichlichung durch gute Tage widersteht. Nur auf dem Boden des Hauses wird auch in Wahrheit der Ehestand zu dem, was er sein soll, nach dem alten Spruche: zu dem rechten Zuchtmeister, der den Menschen erzieht für Zeit und Ewigkeit, und nicht, wie so manche halt- und bodenlose Ehe, zu einer lebenslänglichen Strafanstalt. Durch gar nichts ist der Segen des Familienlebens zu ersetzen, der auf dem natürlichsten Wege aus jedem Augenblicke des Beisammenseins neue Nahrung zieht, aus dem Munde des Vaters, dem Beispiele der Mutter, der Anhänglichkeit und dem Gedeihen der Kinder, aus der Liebe, die Alle verbindet und dem Gewöhnlichsten eine Bedeutung gibt.

Um aber zu dieser Erholung, dieser Freude, diesem Glücke zu gelangen, muß es einem vor allem daheim innert den vier Wänden an Leib und Seele wohl sein, man muß sich wirklich heimisch fühlen können. Wie wird dieß möglich?

10. Wer der wahre Baumeister ist

Gewiß wird es immer bessre und weniger gute, ja geradezu schlechte Wohnungen geben und der Arme wird letztere nie ganz meiden können. Ihre Lage in Mitten der Städte, in der Nähe der Vermöglichen wird ihn sogar anziehen und auch eine genaue Aufsicht der Gesundheitspolizei mag vollauf Arbeit haben, nur die schreiendsten Uebelstände abzustellen, weil sie das einzige Mittel, das bleibt, manche Wohnungen unschädlich zu machen, nämlich sie zu schließen oder niederzureißen, nicht anwenden kann. Aber ebenso gewiß ist es auch wieder, daß die schlechteste Wohnung sich verbessern läßt, die empfindlichsten Nachtheile sich heben oder mindern lassen. Dazu jedoch ist Eins unerläßlich, das Eine, daß ein Jeder selbst die Hand anlege. Denn wie der Bewohner eine vorzügliche Wohnung zu einer nachtheiligen umwandeln kann, so ist er ebenso der Hauptbaumeister, der eine schlechte Wohnung zu einer guten und gesunden zu erheben vermag, ein Baumeister zugleich, den alle Baumeister der Welt nicht zu ersetzen im Stande sind.

Dieser zu sein oder zu werden, dazu rüste du dich, der du's bisher vielleicht versäumt hast, nur aus mit gutem Willen und Aufmerksamkeit; mehr bedarf's nicht! Mit diesen schon wirst du deine Wohnung gesund und wohnlich einrichten und dem Wirthshaus, den Lustbarkeiten draußen, dem Flitter und der Hoffahrt gegenüber, dir ein sicheres Haus bauen, darin gut wohnen ist, das der Stamm ist, darauf du allein gedeihest, darauf deine Kinder und Kindeskinder wachsen und dir zum Segen reifen werden!

Weil aber Alles in der Welt will gelernt sein und jedes Handwerk seine besondern Vortheile und Vorschriften hat, auch wenn diese durch bloße Gewohnheit von Kindsbeinen an und ohne besonderes Kopfzerbrechen sich aneignen ließen, so soll jetzt hier zu gutem Ende zusammengestellt werden, was solchem Baumeister einer gesunden Wohnung zu wissen Noth thut. Besondere Kosten sind keine mit verbunden, das Geheimniß ist bald geoffenbart und die Kunst leicht zu lernen, nur macht aber auch hier Uebung allein den Meister. Luft, Licht, Reinlichkeit und Ordnung indeß sind die Bausteine und das Pflaster, daraus unter Gottes Segen Jeder sich eine gute und für Leib und Seele gesunde Wohnung aufführen kann!

Sehen wir zu, wie man diese am besten handhabt und am passendsten verwendet.

11. Die Luft

Die Luft zählt zwar für nichts. „Niemand kann von der Luft leben!“ – hört man als gewöhnliche Redensart. Das ist aber grundfalsch; da verstanden's die Alten besser, welche Luft die Nahrung, das Futter des Lebens nannten. Und mit Recht, denn sie ist für unsern Leib gerade ein so nothwendiges und unentbehrliches Nahrungsmittel als Speise und Trank.

Athmen ist nicht nur, daß man Luft einzieht und sie nachher wieder ausbläst: die ausgeathmete Luft ist eine ganz andre als die eingezogene, und was inzwischen mit ihr in der Brust vorgegangen, das ist eben das Wichtige und der Zweck des Athmens. Das Blut hat da in der Lunge schnell das, was ihm zur Erhaltung des Lebens nothwendig ist,1 aus der beim Einathmen zugeströmten frischen Luft an sich gezogen und dagegen sein Unnützes und Verbrauchtes abgegeben, das dann beim Ausathmen mit dem Uebrigen als umgewandelte und nunmehr unbrauchbare Luft wieder aus der Brust ausgestoßen wird und sich mit der Luftmasse außer dem Menschen, sei's in einem Zimmer oder im Freien, vermischt. Dieß wiederholt sich bei jedem Athemzuge. Daß die abgeschlossene Zimmerluft dadurch allmälig verschlechtert wird, ist leicht zu ermessen. Daraus läßt sich denn auch entnehmen, wie die Luft keineswegs so gleichgültig ist, sondern sie einerseits um so nachtheiliger sein wird, jemehr jene Bestandtheile, welche als unbrauchbar vom Blute durch das Ausathmen2 und durch die Hautausdünstung3 an sie abgegeben werden, in ihr sich anhäufen. Anderseits aber muß sie um so vortheilhafter sein, je ungeschmälerter sie den Bestandtheil enthält, welcher zur Neubelebung des Blutes taugt.

 

Es ist nun vom lieben Gott einmal so weise eingerichtet, daß es nicht erst besonderer Vorkehrungen bedarf, diese uns zuträgliche Luft mit Mühe und Kosten herzustellen. Im Gegentheil ist diese gerade die beste, die unter dem freien Himmel liegt und in welche das Gras des Feldes und die Bäume des Waldes ungehindert hineinwachsen. Es ist somit genug gethan, wenn man solcher frei und überall vorkommenden Luft möglichst leichten Zutritt verschafft. Nun ist's weiter eine einfache Rechnung: wo in einer Stube viele Leute sind, da wird das uns Zuträgliche aus der Luft durch's Einathmen gewiß schneller weggenommen und umgekehrt, durch's Ausathmen mehr Verbrauchtes drin angesammelt werden, als wo nur eine Person sich aufhält. Die Luft des Zimmers wird also immer schlechter werden und um so schlechter, je kleiner seine Luftmenge, d. h. sein Raum ist.

Es braucht gar keiner feinen Nase, um die schlechte Luft zu erkennen. Wer z. B. Morgens aus dem Freien in ein Schlafzimmer tritt, namentlich in eins, darin mehrere Leute die Nacht zugebracht, den wird es auf der Brust schnüren. Wo längere Zeit in einem geschlossenen Raume viele Menschen beisammen gehalten werden, steigert sich die Athembeschwerde bis zu Taumel, Uebelkeit und Ohnmacht. Darum ist ja auch auf überfüllten Schiffen die Sterblichkeit so groß. In Calcutta wurden in der sog. schwarzen Höhle 146 Menschen zusammengesperrt; innert 10 Stunden gingen davon 123 zu Grunde und zwar bloß, indem die Luft durch's Athmen der Eingeschlossenen und keineswegs etwa durch andere schädliche Dünste und Gase verdorben wurde. Kommt nun hiezu noch Oelqualm, Ofenrauch, die Ausdünstung von feuchten Wänden, trocknender Wäsche, von Abgang und Speisen, von Abtritten und Baugruben, Kellern und Cysternen, so ist klar, daß die Luft noch viel untauglicher zum Athmen werden muß. Diese Extraverschlechterung gehört indeß größtentheils ins Capitel der Reinlichkeit, von welcher sich's wohl lohnt, noch besonders ein Wörtlein zu reden. Hier nur soviel: Man kann lange frische Luft in eine Stube, eine Kammer, einen Vorraum hereinlassen, es wird nicht viel damit gewonnen sein, wenn angehäufter Unrath, verwesender Abgang, ein stinkender Wasserstein u. drgl. durch ihre Ausdünstung die Luft fortwährend verderben. Nicht fleißig und schnell genug können darum alle Stoffe, welche die Atmosphäre verunreinigen, aus bewohnten Räumen entfernt werden.

Etwas Andres ist es mit der ganz unvermeidlichen Verschlechterung der Zimmerluft durch's bloße Ausathmen und Ausdünsten der Bewohner, wobei es sich um den gehörigen Zutritt guter und frischer Luft handelt, als Ersatz und Verbesserungsmittel der verbrauchten.

Dieß Herbeiziehen frischer Luft beschäftigt auch, um seiner Wichtigkeit willen, besonders in neuerer Zeit wieder, die Sachverständigen in hohem Grade. Zunächst in Beziehung auf Krankenhäuser, Gefängnisse, Kasernen, kurz Räume, in denen viele Menschen angesammelt sind und folglich durch das vermehrte Athmen und Ausdünsten die Luft in größerm Maße verdorben wird. Die Wichtigkeit indeß ist für die Wohnung der einzelnen Familie ganz dieselbe, namentlich wo diese zahlreich und der bewohnte Raum ein beschränkter ist.

Zum Glücke für keine geringe Zahl Menschen erneut und verbessert sich die Luft in den Wohnungen schon großentheils von selber, indem letztere nichts weniger als für die äußere Luft unzugänglich sind. Diese dringt nicht nur durch Thür- und Fensterspalten herein, sondern sogar buchstäblich durch den Mörtel und die Backsteine der Mauerwände,4 weßhalb es denn z. B. bei empfindlichen Kranken, keineswegs nur Einbildung ist, wenn solche über Luftzug aus dem Mauerwerke klagen. Geht draußen der Wind, so wird dieser natürliche und unterbrochne, wenn auch verlangsamte, Luftwechsel in den Wohnungen noch vermehrt, wie es ja bekannt genug ist, daß man im Winter bei Wind weit mehr heizen muß, als wenn es ohne Wind bloß kalt ist. Ein anderes wirksames Beförderungsmittel für die Verbesserung der inwendigen schlechten Luft durch die zuströmende äußere gute ist auch die verschiedene Wärme im Zimmer und im Freien. Es verlüftet eine Stube des Winters gerade so erfolgreich, wenn man das Fenster nur eine halbe Stunde öffnet, als wenn es des Sommers einen halben Tag lang aufgesperrt wird. Freilich aus dem gleichen Grunde ist dann bei Armen, welche das Holz sparen müssen, und besonders wo Viele beisammen wohnen, die Zimmerluft im Winter um so nachtheiliger: Wenn es drinnen wie draußen fast gleich kalt ist, so wird sich die schlechte Luft in der Stube mehr ansammeln, ohne genügend durch zuströmende gute verbessert zu werden. Deßhalb ist überhaupt auch kalte Stubenluft für die Gesundheit weit schädlicher als kalte Luft im Freien.

Wie bedeutend indeß der natürliche Luftwechsel (Luftverbesserung) im Innern der Wohnungen ist, er hat seine Grenze von wo ab er nicht mehr ausreicht. Diese wird sein, wo der durch Ausathmung und Ausdünstung der Menschen5 sich verschlechternden Luft von der natürlich zuströmenden guten nicht mehr die Waage gehalten wird;6 also wohl überall, wo Wohnungen stark bevölkert sind. Für diese Fälle ist man bemüht, künstlich durch allerhand Vorkehrungen genügend gute Luft herbeizuschaffen. Man hat dieß durch die verschiedensten Einrichtungen mittels Pumpen, besonderer Kanäle und Leitungen, mit hohen Kaminen in Verbindung, zu erzielen gesucht. Diese sog. Ventilationsapparate werden namentlich in Kasernen, Spitälern, Gefängnissen, Arbeitsälen u. s. w. angewendet; für einzelne und bescheidenere Wohnungen sind sie indeß zu kostspielig und zu wenig einfach. In diesen letztern, um die es sich hier doch besonders handelt, wird man sich mit zugänglichern und wohlfeilern, wenn auch weniger gründlichen Hülfsmitteln noch eine Weile behelfen müssen. Man wird sich darauf beschränken im Winter, selbst ein bischen auf Kosten der Scheiterbeige, die Fenster gehörig zu öffnen und durch diese noch mehr bessre Luft hereinzulassen, als von selber schon durch Spalten und Mauerwerk hereinkommt. Solches tägliche Lüften ist in den Wohnzimmern immer erforderlich; vor allem aber in Schlafkammern, die ohnedieß schon meist etwas stiefmütterlich behandelt aussehen, hinsichtlich der Räumlichkeit und der Reinlichkeit. Leintücher, und das Bettwerk überhaupt, welches von der Ausdünstung während des Schlafens am meisten durchdrungen wird, sollte man fleißig an die freie Luft hinaus, womöglich an die Sonne, hängen und dort recht auslüften lassen. Ferner sind aus solchen Räumen alle großen Möbeln, welche die so schon ungenügende Luftmenge noch mehr beschränken, zu entfernen, namentlich die Kisten und Tröge und Koffer, die man häufig als Behälter unreiner Wäsche, unter den Betten antrifft.

Wo diese Aushülfe nicht genügt, weil die Zimmerluft durch die vielen Leute, vielleicht Kost- und Schlafgänger, doch immer zu schnell wieder verdorben wird und man ja nicht fortwährend die Fenster kann offen stehen lassen, da muß noch sonst wie Rath geschafft werden und zwar dadurch, daß man einen Theil der Kost- oder Schlafgänger einfach abdankt und auf diese Weise der Luftverderbniß entgegenwirkt, indem eine Verminderung der Bewohner einer Lüftung gleich kommt.

Ist indeß die eigene Familie sehr zahlreich, so läßt sich freilich dem Nachtheile der Ueberfüllung eines beschränkten Raumes nicht auf die gleiche Weise begegnen, wohl aber, wenn man eine geräumigere Wohnung bezieht. Denn ein Raum, in dem vier Personen ganz gesund wohnen, kann für acht oder noch mehr Menschen zu einem wahren Krankheitsheerde werden. Es ist darum auch in Dänemark durch Gesetz vorgeschrieben, wie viel Wohnraum ein lediger und wie viel ein verheiratheter Arbeiter zum Mindesten haben muß. Da es sich um das Beste für den Menschen und sonderlich für den Arbeiter handelt, um seine Gesundheit, so sollte man auch ohne Gesetz zu solchen Veränderungen sich nicht zu lange besinnen.

Man begegnet vielfach der Meinung, daß durch den Luftzug in Oefen und Kaminen, die man in den Zimmern heizt, eine namhafte Reinigung der Luft bewirkt werde. Diese Luftverbesserung aber wird meist viel zu hoch angeschlagen. Genaue Untersuchungen weisen nach, daß sie kaum für mehr ausreicht, als die Luft, die ein einzelner Mensch durch sein Ausathmen verdirbt, wieder herzustellen. Wo daher mehrere oder gar viele Leute beisammen sind, kann der Ofen- und Kaminzug nicht mehr in Betracht kommen. Rechnet man zu diesem geringen Vortheil noch die Nachtheile, welche durch Rauch im Zimmer oder zu frühes Schließen der Ofenklappe leicht entstehen, so wird man dieser Zimmerheizung kaum sehr das Wort reden wollen.

Was die meisten Menschen gegen das Einathmen schlechter Luft so gleichgültig macht, ist wohl vorzüglich der Umstand, daß die nachtheiligen Folgen nur in seltenen Fällen auf der Stelle, und damit recht augenfällig, zu Tage treten. Das Einathmen untauglicher Luft auf kürzere Zeit schadet unserm Körper auch weit weniger, als wenn es auf die Dauer geschieht. Die Wohnungen auf dem Lande sind oft sehr vernachlässigt, indem dort mehr auf die Pflege des lieben Viehes gesehen wird, als auf die der Menschen. Es wird nie gelüftet, dagegen die Stube im Sommer fortgeheizt. Die Fenster sind klein, die Zimmerdecke niedrig, man schläft unter bleischweren Federbetten und Vierfüßer mehr als einer Art theilen neben den Hühnern mit dem Menschen ein und denselben Wohnraum. Dazu ist das Essen oft mangelhaft und nichts im Flor als die Unreinlichkeit. Man trifft deßhalb in Dörfern allerdings auch häufig blasse kränkliche Kinder an. Diese wären indeß noch weit zahlreicher, wenn nicht anderseits, sobald die Leute den Fuß vor's Haus setzen, ihnen die frische Luft aufgezwängt würde, wenn nicht zwischenein Sonne und Regen ungefragt die Naturen stärkten und wieder gut machten, was die Menschen verdorben. Der Landbewohner sitzt nur einen kleinen Theil des Jahres in seiner Stube, je mehr aber die Landbeschäftigung zurücktritt und die Industrie (Weberei etc.) hervor, um so bedeutungsvoller allerdings wird auch für ihn die Frage einer guten und gesunden Wohnung werden.

 
1Sauerstoff.
2Kohlensäure.
3Wasser. Ein Mensch athmet durchschnittlich in 1 Stunde 300 Litres Luft aus, worunter 12 Litres Kohlensäure enthalten sind.
4Pettenkofer.
5Kohlensäure und Wasser.
6Wenn auf 1000 Theile Luft 1 Theil Kohlensäure kommt.