Za darmo

Norwegische Volksmährchen I.

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Darnach begab der Prinz sich in die Kirche, und Kari bat um Erlaubniß, auch dahin zu gehen. Die Andern sagten aber, Was sie in der Kirche wolle, da sie nichts Anders anzuziehen habe, als ihren hölzernen Rock, der so schmutzig wäre und so abscheulich aussähe. Aber Kari sagte, der Prediger däuchte ihr ein so wackerer Mann in seiner Rede, und sie hätte davon so großen Nutzen. Da ließ man sie denn hingehen. Erst aber ging sie zu dem Berg und klopfte mit dem Stock daran. Sogleich trat wieder der Mann heraus und gab ihr ein Kleid, das war noch weit schöner und prächtiger, als das erste; es war überall mit Silber besetzt, so daß es glänzte, wie der silberne Wald; und ein schönes Pferd mit silbergestickter Decke und silbernem Gebiß erhielt sie auch.

Als sie zur Kirche kam, und die Kirchleute, die vor der Thür standen, sie sahen, waren alle höchlich verwundert und konnten gar nicht begreifen, Wer sie sei, und der Prinz trat sogleich hinzu, um ihr das Pferd zu halten, während sie abstieg. Aber sie sprang schnell herunter und sagte, es wäre nicht nöthig; denn ihr Pferd wäre so wohl abgerichtet, daß es still stände, wenn sie es beföhle, und auf ihren Wink ginge und käme. Darauf gingen Alle in die Kirche; aber fast Keiner hörte auf Das, was der Prediger sagte, weil Alle nur sie betrachteten. Der Prinz aber entbrannte diesmal noch weit mehr von Liebe, als das vorige Mal. – Als nun der Gottesdienst vorbei war, und sie aus der Thür ging und ihr Pferd besteigen wollte, da trat der Prinz wieder auf sie zu und fragte sie, wo sie her wäre. »Ich bin aus dem Handtuchlande,« sagte die Königstochter, und im selben Augenblick ließ sie ihre Reitgerte fallen. Als nun der Prinz sich bückte, um sie aufzunehmen, sprach sie:

 
»Hinter mir dunkel, und vor mir hell!
Auf daß der junge Prinz nicht sieht,
Wohin mich trägt mein Roß so schnell!«
 

Fort war sie, und Niemand wußte, wo sie gestoben oder geflogen war. Der Prinz reis'te nun wieder weit umher und fragte nach dem Handtuchlande; aber es konnte ihm Keiner sagen, wo es lag, und er mußte unverrichteter Sache wieder heimkehren.

Am nächsten Sonntag sollte Einer einen Kamm zu dem Prinzen hinaufbringen. Kari bat wieder um Erlaubniß, damit hinaufzugehen; aber die Andern erinnerten sie daran, wie es ihr das letzte Mal gegangen war, und schalten sie, daß sie sich vor dem Prinzen wollte sehen lassen, so schwarz und häßlich, wie sie aussähe in ihrem hölzernen Rock. Aber sie hörte nicht auf, zu bitten, bis man sie endlich gehen ließ. Als sie die Treppe hinaufrasselte, kam schnell der Prinz heraus, riß ihr den Kamm aus der Hand und warf ihn ihr an den Kopf, indem er sagte, sie solle sich sogleich packen. Darnach begab der Prinz sich in die Kirche, und Kari bat um Erlaubniß, auch dahin zu gehen. Sie fragten sie wieder, Was sie da wolle, da sie ja so schwarz und häßlich wäre, und nicht einmal Kleider hätte, sich vor den Leuten sehen zu lassen. »Wenn der Prinz, oder sonst Jemand Dich bemerkt,« sagten sie: »dann wird es sowohl Dir, als uns schlecht gehen.« Aber Kari meinte, sie hätten wohl nach etwas ganz Anderm zu sehen, als nach ihr, und hörte nicht auf, zu bitten, bis man sie zuletzt gehen ließ.

Nun ging es wieder eben so, wie die beiden vorigen Male; Kari ging zu dem Berg und klopfte daran mit dem Stock. Da kam wieder der Mann heraus und gab ihr ein Kleid, das war noch weit prächtiger, als das vorige; denn es war von purem Golde und mit vielen Diamanten besetzt; und ein Pferd mit golddurchwirkter Decke und goldenem Gebiß erhielt sie auch.

Als die Königstochter zur Kirche kam, standen der Prediger und die Kirchleute noch vor der Thür und warteten auf sie. Der Prinz wollte ihr das Pferd halten; aber sie sprang schnell herunter und sagte: »Es ist nicht nöthig; denn mein Pferd ist so gut abgerichtet, daß es von selber still steht, wenn ich es befehle.« Hierauf gingen Alle in die Kirche, und der Prediger stieg auf die Kanzel. Aber Keiner hörte auf Das, was er sagte, weil Alle nur sie betrachteten und sich den Kopf darum zerbrachen, wo sie doch wohl her sein möchte. Der Prinz aber entbrannte jetzt noch mehr von Liebe, als das vorige Mal; er hörte und sah nichts Anders, als nur sie.

Wie der Gottesdienst beendigt war, und die Königstochter aus der Kirche gehen wollte, hatte der Prinz eine Bütte voll Theer in der Vorhalle hingegossen, damit er ihr behülflich sein könne, wenn sie hinüber wollte; aber sie bekümmerte sich nicht darum, sondern setzte den Fuß mitten in den Theer und sprang hinüber; aber da blieb der eine von ihren goldnen Schuhen am Boden sitzen. Als sie ihr Pferd bestiegen hatte, trat der Prinz wieder auf sie zu und fragte sie, wo sie her wäre. »Ich bin aus dem Kammlande,« sagte Kari. Als ihr aber der Prinz den goldnen Schuh reichen wollte, sprach sie:

 
»Hinter mir dunkel, und vor mir hell!
Auf daß der junge Prinz nicht sieht,
Wohin mich trägt mein Roß so schnell!«
 

Der Prinz wußte nun wieder nicht, wo sie geblieben war, und reis'te eine lange Zeit in der Welt herum und fragte nach dem Kammlande; da ihm aber Niemand sagen konnte, wo es lag, ließ er bekannt machen, daß Diejenige, welcher der goldne Schuh passe, seine Gemahlinn werden solle. Es fanden sich nun Schöne und Häßliche ein von allen Enden der Welt; aber Keine hatte einen so kleinen Fuß, daß ihr der goldne Schuh paßte. Endlich kam auch die böse Stiefmutter der Kari Trästak mit ihrer Tochter an, und der letztern paßte der Schuh. Aber sie war so häßlich und sah so recht vergrätzt aus, daß der Prinz nur ungern sein Wort hielt. Es wurde jedoch zur Hochzeit angerichtet, und die Tochter ward aufgeputzt wie eine Braut. Als aber der Prinz mit ihr zur Kirche ritt, saß da ein kleiner Vogel in einem Baum, der sang:

 
»Ein Stück von der Ferse,
Ein Stück von der Zeh!
Kari's Schuh ist voll Blut,
Das thut der Braut so weh.«
 

Und als sie zusahen, da hatte der Vogel recht gesungen; denn das Blut sickerte aus dem Schuh heraus. Nun mußten alle Dienstdirnen und alle Frauensleute, die auf dem Schloß waren, den Schuh anprobiren; aber es war keine einzige darunter, die ihn anbekommen konnte. »Wo ist denn aber Kari Trästak?« fragte endlich der Prinz, da alle Andern den Schuh anprobirt hatten; denn er verstand sich gut auf Vogelgesang, und wußte wohl, wie's geklungen hatte. »Ach, die!« sagten die Andern: »mit ihr kann's nichts nützen; denn sie hat Beine, so groß wie Pferdefüße.« – »Kann sein!« sagte der Prinz: »aber da alle Andern den Schuh anprobirt haben, so soll sie ihn auch anprobiren. Kari!« rief er zur Thür hinaus, und Kari die Treppe herauf in ihrem hölzernen Rock, daß es nur so rasselte. »Nun sollst Du auch den Schuh anprobiren und Prinzessinn werden!« sagten die andern Dirnen und lachten und hatten sie zum besten. Kari aber nahm den Schuh, steckte den Fuß hinein wie gar Nichts, warf ihren Holzrock ab und stand nun da in ihrem goldnen Kleid, daß es nur so glitzerte; und an dem andern Fuß trug sie den andern goldnen Schuh. Als der Prinz sie nun wieder erkannte, war er über alle Maßen froh, lief auf sie zu, umarmte und küßte sie. Und als er nun erfuhr, daß sie eine Königstochter war, da freu'te er sich noch mehr, und darauf wurde die Hochzeit gehalten.

Un ßnipp, ßnapp, ßnuut!

So is dat Leuschen uut.

20.
Der Fuchs als Hirte

Es war einmal eine Frau, die ging aus und wollte sich einen Hirten miethen. Da begegnete ihr der Bär. »Wo willst Du hin?« fragte der Bär sie. »O, ich wollte mir nur einen Hirten miethen,« antwortete die Frau. »Willst Du mich zum Hirten haben?« fragte der Bär. »Ja, wenn Du bloß hübsch locken kannst,« sagte die Frau. »Hö – i!« sagte der Bär. »Nein, Dich will ich nicht haben,« sagte die Frau, als sie das hörte, und ging weiter.

Da begegnete ihr der Wolf. »Wo willst Du hin?« fragte der Wolf. »O, ich wollte mir nur einen Hirten miethen,« antwortete die Frau. »Willst Du mich zum Hirten haben?« fragte der Wolf. »Ja, kannst Du auch hübsch locken?« sagte die Frau. »Uh – uh!« sagte der Wolf. »Nein, Dich will ich nicht haben,« sagte die Frau.

Ein Ende weiter hin begegnete ihr der Fuchs. »Wo willst Du hin?« fragte der Fuchs. »O, ich wollte mir nur einen Hirten miethen,« antwortete die Frau. »Willst Du mich zum Hirten haben?« fragte der Fuchs. »Ja, wenn Du bloß hübsch locken kannst,« sagte die Frau. »Dil – dal – holom!« sagte der Fuchs noch so hübsch und artig. »Ja, Dich will ich haben,« sagte die Frau und nahm den Fuchs zum Hirten bei ihrem Vieh an.

Am ersten Tage, wie der Fuchs das Vieh auf die Weide trieb, fraß er alle Ziegen auf, den zweiten Tag ließ er sich die Schafe schmecken, und den dritten Tag mußten die Kühe daran. Als er darauf am Abend nach Hause kam, fragte die Frau ihn, wo er das Vieh gelassen hätte. »Der Kopf ist im Bach, und der Rumpf im Busch,« sagte der Fuchs. Die Frau stand eben bei ihrem Butterfaß und butterte; aber sie wollte doch selbst zusehen; während sie nun zusah, steckte der Fuchs den Kopf ins Butterfaß und fraß allen Rahm auf. Als die Frau zurückkam und das gewahr ward, da wurde sie so erbittert, daß sie einen Rahmklumpen nahm, der noch im Butterfaß saß, und damit nach dem Fuchs warf, so daß er einen Klatsch am Schwanz bekam. Davon kommt es, daß der Fuchs einen weißen Schwanzzipfel hat.

21.
Vom Schmied, den der Teufel nicht in die Hölle lassen durfte

In jenen Tagen, da unser Herr Christus und St. Petrus noch auf Erden einherwandelten, kamen beide einmal zu einem Schmied; dieser hatte mit dem Teufel den Contract gemacht, daß er nach sieben Jahren ihm gehören solle, wogegen er in der Zeit ein Meister aller Meister in der Schmiedekunst sein sollte, und den Contract hatte sowohl der Schmied, als der Teufel, jeder mit seinem Namen, unterschrieben. Darum hatte der Schmied auch mit großen Buchstaben über die Thür seiner Schmiede die Worte setzen lassen: »Hier wohnt der Meister aller Meister.« Als nun der Herr Christus kam und die Schrift sah, ging er hinein. »Wer bist Du?« fragte er den Schmied. »Lies, Was über der Thür steht,« antwortete dieser: »kannst Du aber nicht Geschriebenes lesen, so musst Du warten, bis Einer kommt, der es Dir lies't.« Ehe der Herr ihm noch darauf geantwortet hatte, kam ein Mann mit einem Pferd in die Schmiede und bat den Schmied, es ihm zu beschlagen. »Willst Du mir erlauben, daß ich es beschlage?« sagte der Herr Christus. »Du magst es versuchen,« sagte der Schmied: »schlimmer kannst Du's nicht machen, als daß ich's nicht wieder sollte gut machen können.« Der Herr ging nun zu und nahm dem Pferd das eine Vorderbein ab, legte es in die Esse und machte das Hufeisen glühend; darauf nahm er Nägel und einen Hammer und beschlug es, und setzte es dann wieder unbeschädigt dem Pferd an. Als das geschehen war, nahm er das andre Vorderbein ab und machte es damit eben so. Und als er auch das wieder angesetzt hatte, nahm er die beiden Hinterbeine, erst den rechten, und nachher den linken, legte sie in die Esse, machte das Hufeisen glühend, nahm Nägel und den Hammer und beschlug sie, und setzte sie dann dem Pferd wieder an. Der Schmied stand inzwischen da und sah das mit an. »Du bist aber kein so schlechter Schmied!« sagte er. »Meinst Du?« sagte der Herr Christus.

 

Ein wenig darnach kam die Mutter des Meisters in die Schmiede und bat den Schmied, er möchte zu Hause kommen und sein Mittag essen; sie war schon sehr alt, hatte einen krummen Rücken und Runzeln im Gesicht und konnte nur mit genauer Noth noch gehen. »Gieb jetzt Acht, Was Du siehst!« sagte der Herr, nahm die Frau, legte sie in die Esse und schmiedete eine junge schöne Jungfrau aus ihr. »Ich sage, wie ich gesagt habe. Du bist gar kein so schlechter Schmied,« sagte der Schmied: »Es steht zwar über meiner Thür: »Hier wohnt der Meister aller Meister,« aber gleichwohl sag' ich, man lernt so lange man lebt,« und damit ging er in's Haus und aß sein Mittag.

Als er wieder zurück in die Schmiede gekommen war, kam ein Mann geritten, der wollte sein Pferd beschlagen lassen. »Das soll bald gemacht sein!« sagte der Schmied: »ich habe jetzt eben eine neue Methode zu beschlagen gelernt, die ist gut, wenn die Tage kurz sind,« und damit fing er an, dem Pferd die Beine abzubrechen und schnitt und brach so lange, bis er sie alle ab hatte; »denn,« sagte er: »ich weiß nicht, wozu es soll, immer mit einem und einem zu bruddeln.« Die Beine legte er in die Esse, so wie er gesehen hatte, daß der Andre es gemacht, legte dann brav Kohlen zu und ließ die Schmiedejungen frisch den Blasebalg ziehen. Aber es ging, wie man sich's wohl denken kann: die Beine verbrannten, und der Schmied mußte das Pferd bezahlen. Das wollte ihm nun gar nicht gefallen. Als aber ein altes armes Weib vorüberging, dachte er: »Gelingt nicht das Eine, so gelingt wohl das Andre,« nahm das Weib und legte es in die Esse, und wie sehr sie auch weinen und um ihr Leben bitten mochte, es half ihr nichts. »Du siehst gar nicht Deinen eignen Vortheil ein,« sagte der Schmied: »nun sollst Du im Augenblick wieder eine schöne Jungfrau werden, und will doch für meine Mühe keinen Schilling von Dir nehmen.« Es ging aber mit dem armen Weibe nicht besser, als mit dem Pferd. »Das war nicht gut gemacht!« sagte der Herr Christus. »O, es wird wohl nicht viel von ihr die Rede sein,« sagte der Schmied: »aber schändlich ist es von dem Teufel, daß er nicht besser sein Wort hält, wie's über der Thür steht!« – »Wenn ich Dir nun drei Wünsche gewährte,« sagte der Herr: »Was wolltest Du Dir dann wohl wünschen?« – »Versuch es,« sagte der Schmied: »dann wirst Du's erfahren.« Da gab der Herr Christus ihm drei Wünsche; und nun sagte der Schmied: »Zu allererst wünsche ich, daß Der, welchen ich auf jenen Birnbaum klettern heiße, so lange drauf sitzen bleibe, bis es mir gefällt, ihn wieder herunter zu lassen; für's zweite wünsche ich, daß Der, welchen ich in meinen Lehnstuhl sich niedersetzen heiße, so lange drin sitzen bleibe, bis ich ihm wieder aufzustehen erlaube; und endlich wünsche ich, daß Der, welcher in den stählernen Geldbeutel kriecht, den ich in meiner Tasche habe, so lange drin bleibe, bis ich ihm Erlaubniß gebe, wieder herauszukriechen.« – »Du hast gewünscht wie ein thörichter Mann,« sagte St. Petrus: »zuerst und vornehmlich hättest Du Dir Gottes Gnade und Freundschaft wünschen sollen.« – »Ich durfte nicht so hoch hinaus,« sagte der Schmied. Hierauf nahmen unser Herr Christus und St. Petrus Abschied von ihm und gingen weiter.

Die Zeit verstrich allmählich, und endlich war die Frist um, und der Teufel kam und wollte den Schmied holen, so wie im Contracte stand. »Bist Du fertig?« fragte der Teufel und steckte den Kopf zur Thür hinein. »Ach,« sagte der Schmied: »ich muß nothwendig noch erst einen Kopf an diesem Nagel schlagen; steige Du indessen auf den Birnbaum und pflücke Dir eine Birne; denn Du bist wohl hungrig und durstig von der Reise.« Der Teufel dankte für gutes Anerbieten und kletterte auf den Birnbaum. »Ja, wenn ich's recht bedenke,« sagte der Schmied: »so krieg ich in den ersten vier Jahren den Kopf noch gar nicht an dem Nagel zurecht geschlagen; denn das Eisen ist so verteufelt hart. Herunter darfst Du aber in dieser Zeit nicht, sondern kannst so lange da sitzen bleiben und Dich ausruhen.« Der Teufel bat und bettelte, »so dünn wie ein Blechpfennig,« der Schmied möchte ihn doch wieder herunterlassen; aber all sein Bitten und Betteln half ihm nichts. Zuletzt mußte er dem Schmied versprechen, er wolle nicht eher wiederkommen, als bis die vier Jahre um wären; und da durfte er denn wieder herunter.

Als nun die Zeit verstrichen war, kam der Teufel abermals, um den Schmied zu holen. »Nun hast Du wohl endlich den Kopf an dem Nagel fertig,« sagte er. »Ja, den Kopf hab' ich fertig,« versetzte der Schmied: »aber dennoch kommst Du mir ein ganz klein wenig zu früh, denn ich habe noch die Spitze nicht geschärft; so verdammt hartes Eisen hab' ich noch nie zuvor geschmiedet. Während ich nun die Spitze an dem Nagel schärfe, kannst Du Dich ein wenig in meinen Lehnstuhl niederlassen und Dich ausruhen; denn Du bist wohl müde von der Reise, kann ich mir denken.« – »Ich danke für gutes Anerbieten,« sagte der Teufel und setzte sich in den Lehnstuhl. Kaum aber hatte er sich niedergesetzt, so sagte der Schmied: »Wenn ich's nun recht bedenke, so krieg' ich die Spitze in den ersten vier Jahren noch gar nicht geschärft.« Der Teufel bat anfangs sehr höflich, der Schmied möchte ihn doch wieder frei lassen, und da alles Bitten nichts half, fing er an zu drohen. Aber der Schmied entschuldigte sich und sagte, das Eisen wäre an Allem schuld, denn es wäre so verdammt hart. Übrigens tröstete er den Teufel und sagte, er säße in seinem Stuhl ja bequem und gemächlich, er solle sich die Zeit nicht lang werden lassen, denn um vier Jahre solle er auf die Minute wieder frei werden. Es war nun kein andrer Rath: der Teufel mußte ihm versprechen, ihn nicht eher holen zu wollen, als bis die vier Jahre um wären. Als er ihm das versprochen hatte, sagte der Schmied: »So magst Du denn wieder aufstehen.« Der Teufel – hast Du mich nicht gesehen! auf und davon.

Nach vier Jahren kam der Teufel abermals, um den Schmied zu holen. »Nun bist Du wohl endlich fertig,« sagte er, indem er den Kopf zur Thür hereinsteckte. »Fix und fertig!« antwortete der Schmied: »und jetzt kann's losgehen, wann Du willst.« »Aber,« sagte er: »da ist Eins, worüber ich mir oft den Kopf zerbrochen habe; sage mir doch, ist es wahr, Was die Leute sagen, daß der Teufel sich so klein machen kann, als er will?« – »Freilich ist es wahr!« versetzte der Teufel. »O, dann könntest Du mir wohl den Gefallen thun und in diesen stählernen Beutel hineinkriechen und zusehen, ob im Boden kein Loch ist,« sagte der Schmied: »ich bin so bange, daß ich mein Reisegeld daraus verliere.« – »Recht gern,« sagte der Teufel, machte sich ganz klein und kroch in den Beutel. Kaum aber war er hinein, so machte der Schmied den Beutel zu. »Er ist überall ganz und dicht,« sagte der Teufel drinnen. »Na, das ist nur gut,« sagte der Schmied: »aber besser ist's, vorbedacht, als klug nachher; darum will ich Sicherheits halber den Beutel lieber ein wenig schweißen,« und damit legte er den Beutel in die Esse und machte ihn glühend. »Au! au! bist Du denn toll?« rief der Teufel: »weißt Du nicht, daß ich drinnen bin?« – »Ich kann Dir nicht helfen,« sagte der Schmied: »ein altes Sprichwort sagt: »Man muß das Eisen schmieden, während es warm ist,« und damit nahm er seinen großen Hammer, legte den Beutel auf den Amboß und schlug zu all was er konnte. »Au! au!« schrie der Teufel im Beutel: »laß mich bloß hinaus, ich will auch nun und nimmermehr wiederkommen.« – »Ja, ich glaube, jetzt ist er gut geschweißt,« sagte der Schmied: »so magst Du denn wieder herauskriechen.« Damit machte er den Beutel auf, und der Teufel heraus und auf und davon in solcher Hast, daß er sich auch nicht einmal umsah.

Als aber eine Zeit vergangen war, dachte der Schmied, er hätte doch wohl unrecht gethan, sich den Teufel zum Unfreund zu machen; »denn,« dachte er: »sollte ich nicht in den Himmel kommen, so könnte ich riskiren, keine Herberge zu finden, weil ich mich mit Dem, der das Regiment in der Hölle hat, überworfen habe; darum ist's besser, ich versuche, je eher, je lieber, entweder in die Hölle, oder in den Himmel zu kommen, damit ich doch weiß, woran ich bin,« und damit nahm er seinen Hammer auf den Nacken und machte sich auf den Weg. Als er ein gutes Ende gegangen war, kam er zu einem Kreuzweg, wo die Straße zum Himmel und die Straße zur Hölle sich theilen. Da traf er mit einem Schneidergesellen zusammen, der mit seinem Bügeleisen in der Hand dahin trippelte. »Guten Tag!« sagte der Schmied: »wo geht die Reise hin?« – »Nach dem Himmel,« sagte der Schneider: »wenn ich bloß hineinschlüpfen könnte – und Du?« – »Wir gehen dann wohl nicht zusammen,« sagte der Schmied: »ich habe gedacht, es erst in der Hölle zu versuchen; denn ich habe ein wenig Bekanntschaft mit dem Teufel von früherher.« Darauf nahmen sie von einander Abschied, und jeder zog seine Straße. Aber der Schmied war ein starker, kräftiger Mann und ging weit schneller, als der Schneider, und da dauerte es nicht lange, so stand er vor der Höllenpforte. Er ließ sich von der Wache anmelden und sagen, es stände Jemand draußen vor der Hölle, der wolle gern ein Wort mit dem Teufel sprechen. »Geh hinaus und frage, Wer es ist,« sagte der Teufel zu der Wache, und die Wache ging hinaus. »Grüße nur den Teufel von mir,« war die Antwort: »und sage ihm, es sei der Schmied, der den Beutel hätte – er wüßte wohl, und dann bitt' ihn, daß er mich nur gleich hineinlasse; denn erstlich hab' ich heut den ganzen Vormittag geschmiedet, und dann hab' ich einen langen Weg gemacht.« Als der Teufel diesen Bescheid erhielt, befahl er der Wache, alle neun Schlösser an der Höllenpforte zuzumachen und noch ein großes Hängeschloß vorzulegen; »denn,« sagte er: »kommt er herein, so richtet er lauter Unfug in der Hölle an.« – »Hier ist also kein Quartier für dich!« sagte der Schmied bei sich selbst, als er hörte, wie man drinnen die Pforte verrammte: »ich muß es darum wohl im Himmel versuchen,« und damit machte er Kehrum, ging zurück nach dem Kreuzweg und schlug die Straße ein, die der Schneider gegangen war. Weil es ihn nun verdroß, daß er den langen Weg hin und zurück hatte gehen müssen ohne Nutzen, holte er aus, was er nur konnte, und kam eben bei der Himmelspforte an, als St. Petrus sie ein wenig öffnete, um den Schneider hineinzulassen. Der Schmied war wohl noch sechs bis sieben Schritte davon. »Jetzt ist es am besten, daß ich mich spute,« dachte er, griff nach seinem Hammer und warf ihn in die Thürritze, als eben der Schneider hineinschlüpfte. Kam der Schmied aber nicht durch die Öffnung hinein, so weiß ich nicht, wo er geblieben ist.