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Der grune Kakadu

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Georgettekommt rasch, wie eine Dirne niedrigsten Ranges gekleidet. Guten Abend, Kinder! Ist mein Balthasar noch nicht da?

Scaevola. Georgette! Setz' Dich zu mir! Dein Balthasar kommt noch immer zurecht.

Georgette. Wenn er in zehn Minuten nicht da ist, kommt er nicht mehr zurecht – da kommt er überhaupt nicht wieder.

François. Marquise, auf die passen Sie auf. Die ist in Wirklichkeit die Frau von diesem Balthasar, von dem sie eben spricht und der sehr bald kommen wird. – Sie stellt eine ganz gemeine Straßendirne dar, Balthasar ihren Zuhälter. Dabei ist es die treueste Frau, die man überhaupt in Paris finden kann.

Balthasar kommt.

Georgette. Mein Balthasar! Sie läuft ihm entgegen, umarmt ihn. Da bist Du ja!

Balthasar. Es ist alles in Ordnung. Stille ringsum. Es war nicht der Mühe werth. Es hat mir beinah leid um ihn gethan. Du solltest Dir Deine Leute besser ansehn, Georgette – ich bin es satt, hoffnungsvolle Jünglinge wegen ein paar Francs umzubringen.

François. Famos … .

Albin. Wie? –

François. Er pointirt so gut.

Der Kommissär kommt, verkleidet, setzt sich an einen Tisch.

Wirthzu ihm. Sie kommen in einem guten Moment, Herr Commissär. Das ist einer meiner vorzüglichsten Darsteller.

Balthasar. Man sollte sich überhaupt einen anderen Verdienst suchen. Meiner Seel', ich bin nicht feig, aber das Brot ist sauer verdient.

Scaevola. Das will ich glauben.

Georgette. Was hast Du nur heute?

Balthasar. Ich will's Dir sagen, Georgette; – ich finde, Du bist ein bißchen zu zärtlich mit den jungen Herren.

Georgette. Seht, was er für ein Kind ist. Sei doch vernünftig, Balthasar! Ich muß ja zärtlich sein, um ihnen Vertrauen einzuflößen.

Rollin. Was sie da sagt, ist geradezu tief.

Balthasar. Wenn ich einmal glauben müßte, daß Du etwas empfindest, wenn Dich ein Anderer …

Georgette. Was sagt Ihr dazu! Die dumme Eifersucht wird ihn noch in's Grab bringen.

Balthasar. Ich hab' heut einen Seufzer gehört, Georgette, und das war in einem Augenblick, wo sein Vertrauen bereits groß genug war!

Georgette. Man kann nicht so plötzlich aufhören, die Verliebte zu spielen.

Balthasar. Nimm Dich in Acht, Georgette, die Seine ist tief. Wild. Wenn Du mich betrügst. –

Georgette. Nie, nie!

Albin. Das versteh' ich absolut nicht.

Séverine. Rollin, das ist die richtige Auffassung!

Rollin. Sie finden?

Marquiszu Séverine. Wir können noch immer gehen, Séverine.

Séverine. Warum? Ich fang' an, mich sehr wohl zu fühlen.

Georgette. Mein Balthasar, ich bete Dich an. – Umarmung.

François. Bravo! bravo! –

Balthasar. Was ist das für ein Cretin?

Commissär. Das ist unbedingt zu stark – das ist –

Maurice und Etienne treten auf; sie sind wie junge Adelige gekleidet, doch merkt man, daß sie nur in verschlissenen Theatercostümen stecken.

Vom Tisch der Schauspieler. Wer sind die?

Scaevola. Der Teufel soll mich holen, wenn das nicht Maurice und Etienne sind.

Georgette. Freilich sind sie's.

Balthasar. Georgette!

Séverine. Gott, sind das bildhübsche junge Leute!

Rollin. Es ist peinlich, Séverine, daß Sie jedes hübsche Gesicht so heftig anregt.

Séverine. Wozu bin ich denn hergekommen?

Rollin. So sagen Sie nur wenigstens, daß Sie mich lieben.

Séverinemit einem Blick. Sie haben ein kurzes Gedächtnis.

Etienne. Nun, was glaubt Ihr, woher wir kommen?

François. Hören Sie, zu Marquis, das sind ein paar witzige Jungen.

Maurice. Von einer Hochzeit.

Etienne. Da muß man sich ein wenig putzen. Sonst sind gleich diese verdammten Geheimpolizisten hinter Einem her.

Scaevola. Habt Ihr wenigstens einen ordentlichen Fang gemacht?

Wirth. Laßt sehen.

Mauriceaus seinem Wamms Uhren herausnehmend. Was giebst Du mir dafür?

Wirth. Für die da? Einen Louis!

Maurice. Freilich!

Scaevola. Sie ist nicht mehr werth!

Michette. Das ist ja eine Damenuhr. Gieb sie mir, Maurice.

Maurice. Was giebst Du mir dafür?

Michette. Sieh mich an! … Genügt das? –

Flipotte. Nein, mir; – sieh mich an –

Maurice. Meine lieben Kinder, das kann ich haben, ohne meinen Kopf zu riskieren.

Michette. Du bist ein eingebildeter Affe.

Séverine. Ich schwöre, daß das keine Comödie ist.

Rollin. Freilich nicht, überall blitzt etwas wirkliches durch. Das ist ja das Entzückende.

Scaevola. Was war denn das für eine Hochzeit?

Maurice. Die Hochzeit des Fräuleins La Tremouille – sie hat den Grafen von Banville geheiratet.

Albin. Hörst Du, François? – ich versichere Dich, das sind wirkliche Spitzbuben.

François. Beruhige Dich, Albin. Ich kenne die Zwei. Ich hab' sie schon ein Dutzendmal spielen sehen. Ihre Spezialität ist die Darstellung von Taschendieben.

Mauricezieht einige Geldbörsen aus seinem Wams.

Scaevola. Na, ihr könnt heut splendid sein.

Etienne. Es war eine sehr prächtige Hochzeit. Der ganze Adel von Frankreich war da. Sogar der König hat sich vertreten lassen.

Albinerregt. Alles das ist wahr!

Mauriceläßt Geld über den Tisch rollen. Das ist für Euch, meine Freunde, damit ihr seht, daß wir zusammenhalten.

François. Requisiten, lieber Albin. Er steht auf und nimmt ein paar Münzen. Für uns fällt doch auch 'was ab.

Wirth. Nimm nur … so ehrlich hast Du in Deinem Leben nichts verdient.

Mauricehält ein Strumpfband, mit Diamanten besetzt, in der Luft. Und wem soll ich das schenken?

Georgette, Michette, Flipotte haschen darnach.

Maurice. Geduld, Ihr süßen Mäuse, darüber sprechen wir noch. Das geb' ich der, die eine neue Zärtlichkeit erfindet.

Séverinezu Rollin. Möchten Sie mir nicht erlauben, da mit zu concurriren?

Rollin. Sie machen mich wahnsinnig, Séverine.

Marquis. Séverine, wollen wir nicht gehen? Ich denke … .

Séverine. O nein. Ich befinde mich vortrefflich. Zu Rollin. Ah, ich komm' in eine Stimmung –

Michette. Wie bist Du nur zu dem Strumpfband gekommen?

Maurice. Es war ein solches Gedränge in der Kirche … . . und wenn Eine denkt, man macht ihr den Hof … . .

Alle lachen.

Grain hat dem François seinen Geldbeutel gezogen.

Françoismit dem Gelde zu Albin. Lauter Spielmarken. Bist Du jetzt beruhigt?

Grain will sich entfernen.

Wirthihm nach; leise. Geben Sie mir sofort die Börse, die Sie diesem Herrn gezogen haben.

Grain. Ich –

Wirth. Auf der Stelle … . . oder es geht Ihnen schlecht.

Grain. Sie brauchen nicht grob zu werden. Giebt sie ihm.

Wirth. Und hier geblieben. Ich hab' jetzt keine Zeit, Sie zu untersuchen. Wer weiß, was Sie noch eingesteckt haben. Gehen Sie wieder auf Ihren Platz zurück.

Flipotte. Das Strumpfband werd' ich gewinnen.

Wirthzu François; wirft ihm den Beutel zu. Da hast Du Deinen Geldbeutel. Du hast ihn aus der Tasche verloren.

François. Ich danke Ihnen, Prospère. Zu Albin. Siehst Du, wir sind in Wirklichkeit unter den anständigsten Leuten von der Welt.

Henri ist bereits längere Zeit dagewesen, hinten gesessen, steht plötzlich auf.

Rollin. Henri, da ist Henri. –

Séverine. Ist das der, von dem Sie nur so viel erzählt haben?

Marquis. Freilich. Der, um dessentwillen man eigentlich hieherkommt.

Henri tritt vor, ganz komödiantenhaft; schweigt.

Die Schauspieler. Henri, was hast Du?

Rollin. Beachten Sie den Blick. Eine Welt von Leidenschaft. Er spielt nämlich den Verbrecher aus Leidenschaft.

Séverine. Das schätze ich sehr!

Albin. Warum spricht er denn nicht?

Rollin. Er ist wie entrückt. Merken Sie nur. Geben Sie Acht … er hat irgend eine fürchterliche That begangen.

François. Er ist etwas theatralisch. Es ist, wie wenn er sich zu einem Monolog vorbereiten würde.

Wirth. Henri, Henri, woher kommst Du?

Henri. Ich hab' Einen umgebracht.

Rollin. Was hab' ich gesagt?

Scaevola. Wen?

Henri. Den Liebhaber meiner Frau.

Der Wirth sieht ihn an, hat in diesem Augenblick offenbar die Empfindung, es könne wahr sein.

Henrischaut auf. Nun ja, ich hab' es gethan, was schaut Ihr mich so an? Es ist nun einmal so. Ist es denn gar so verwunderlich? Ihr wißt doch alle, was meine Frau für ein Geschöpf ist; es hat so enden müssen.

Wirth. Und sie – wo ist sie?

François. Sehen Sie, der Wirth geht drauf ein. Merken Sie, das macht die Sache so natürlich.

Lärm draußen, nicht zu stark.

Jules. Was ist das für ein Lärm da draußen?

Lansac. Hören Sie, Séverine?

Rollin. Es klingt, wie wenn Truppen vorüberzögen.

François. Oh nein, das ist unser liebes Volk von Paris, hören Sie nur, wie sie gröhlen. Unruhe im Keller, draußen wird es still. Weiter Henri, weiter.

Wirth. So erzähl' uns doch, Henri! – Wo ist Deine Frau? Wo hast Du sie gelassen?

Henri. Ah, es ist mir nicht bang um sie. Sie wird nicht daran sterben. Ob der, ob der, was liegt den Weibern dran? Noch tausend andere schöne Männer laufen in Paris herum – ob der oder der –

Balthasar. Möge es allen so gehn, die uns unsere Weiber nehmen.

Scaevola. Allen, die uns nehmen, was uns gehört.

Commissärzum Wirth. Das sind aufreizende Reden.

Albin. Es ist erschreckend … . . die Leute meinen es ernst.

Scaevola. Nieder mit den Wucherern von Frankreich! Wollen wir wetten, daß der Kerl, den er bei seiner Frau erwischt hat, wieder Einer von den verfluchten Hunden war, die uns auch um unser Brot bestehlen.

Albin. Ich schlage vor, wir gehn.

 

Séverine. Henri! Henri!

Marquis. Aber Marquise!

Séverine. Bitte, lieber Marquis, fragen Sie den Mann, wie er seine Frau erwischt hat … . oder ich frag' ihn selbst.

Marquisnach Wehren. Sagen Sie, Henri, wie ist es Ihnen denn gelungen, die Zwei abzufassen?

Henrider lang in Sinnen versunken war. Kennt Ihr denn mein Weib? – Es ist das schönste und niedrigste Geschöpf unter der Sonne. – Und ich habe sie geliebt. – Sieben Jahre kennen wir uns … . . aber erst seit gestern ist sie mein Weib. In diesen sieben Jahren war kein Tag, aber nicht Ein Tag, an dem sie mich nicht belogen, denn alles an ihr lügt. Ihre Augen wie ihre Lippen, ihre Küsse und ihr Lächeln.

François. Er deklamirt ein wenig.

Henri. Jeder Junge und jeder Alte, jeder, der sie gereizt – und jeder, der sie bezahlt hat, ich denke, jeder der sie wollte, hat sie gehabt – und ich hab' es gewußt!

Séverine. Das kann nicht jeder von sich sagen.

Henri. Und dabei hat sie mich geliebt, meine Freunde, kann das Einer von Euch verstehen? Immer wieder ist sie zu mir zurückgekommen – von überall her wieder zu mir – von den Schönen und den Häßlichen – den Klugen und den Dummen, den Lumpen und den Kavalieren – immer wieder zu mir. –

Séverinezu Rollin. Wenn ihr nur ahntet, daß eben dieses Zurückkommen die Liebe ist.

Henri. Was hab' ich gelitten … . Qualen, Qualen!

Rollin. Es ist erschütternd!

Henri. Und gestern hab' ich sie geheiratet. Wir haben einen Traum gehabt. Nein – ich hab' einen Traum gehabt. Ich wollte mit ihr fort von hier. In die Einsamkeit, auf's Land, in den großen Frieden. Wie andere glückliche Ehepaare wollten wir leben – auch von einem Kind haben wir geträumt.

Rollinleise. Séverine!

Séverine. Nun ja, es ist schon gut.

Albin. François, dieser Mensch spricht die Wahrheit.

François. Gewiß, diese Liebesgeschichte ist wahr, aber es handelt sich um die Mordgeschichte.

Henri. Ich hab' mich um einen Tag verspätet … , sie hatte noch Einen vergessen, sonst – glaub' ich – hat ihr keiner mehr gefehlt … . aber ich hab' sie zusammen erwischt … . und er ist hin.

Die Schauspieler. Wer? … wer? Wie ist es geschehen? … Wo liegt er? – Wirst Du verfolgt … Wie ist es geschehen? … Wo ist sie?

Henriimmer erregter. Ich hab' sie begleitet … in's Theater … . zum letzten Male sollt' es heute sein … ich hab' sie geküßt … . an der Thür – und sie ist hinauf in ihre Garderobe und ich bin fortgegangen wie Einer, der nichts zu fürchten hat. – Aber schon nach hundert Schritten hat's begonnen … in mir … . versteht Ihr mich … . eine ungeheure Unruhe … und es war, als zwänge mich irgend 'was, umzukehren … . und ich bin umgekehrt und hingegangen. Aber da hab ich mich geschämt und bin wieder fort … . und wieder war ich hundert Schritt weit vom Theater … da hat es mich gepackt … . und wieder bin ich zurück. Ihre Scene war zu Ende … . sie hat ja nicht viel zu thun, steht nur eine Weile auf der Bühne, halbnackt – und dann ist sie fertig … . ich stehe vor ihrer Garderobe, ich lehne mein Ohr an die Thür und höre flüstern. Ich kann kein Wort unterscheiden … . das Flüstern verstummt … . ich stoße die Thür auf … . Er brüllt wie ein wildes Thier. – es war der Herzog von Cadignan und ich hab' ihn ermordet. –

Wirthder es endlich für wahr hält. Wahnsinniger!

Henri schaut auf, sieht den Wirth starr an.

Séverine. Bravo! bravo!

Rollin. Was thun Sie, Marquise? Im Augenblick, wo Sie Bravo! rufen, machen Sie das alles wieder zum Theater – und das angenehme Gruseln ist vorbei.