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Der grune Kakadu

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Françoislacht. Das ist gut! Sie, Herzog … für Sie ist doch jeder Tag verloren, an dem Sie nicht eine Frau erobert oder einen Mann todtgestochen haben.

Herzog. Das Unglück ist nur, daß man beinah' nie die richtige erobert – und immer den unrichtigen todtsticht. Und so versäumt man seine Jugend doch. Es ist ganz, wie Rollin sagt.

François. Was sagt Rollin?

Herzog. Ich dachte an sein neues Stück, das sie in der Comédie geben – da kommt so ein hübscher Vergleich vor. Erinnern Sie sich nicht?

François. Ich habe gar kein Gedächtniß für Verse –

Herzog. Ich leider auch nicht … . ich erinnere mich nur an den Sinn … Er sagt, die Jugend, die man nicht genießt, ist wie ein Federball, den man im Sand liegen läßt, statt ihn in die Luft zu schnellen.

Albinaltklug. Das find' ich sehr richtig.

Herzog. Nicht wahr? – Die Federn werden allmählich doch farblos, fallen aus. Es ist noch besser, er fällt in ein Gebüsch, wo man ihn nicht wiederfindet.

Albin. Wie ist das zu verstehen, Emile?

Herzog. Es ist mehr zu empfinden. Wenn ich die Verse wüßte, verstünden Sie's übrigens gleich.

Albin. Es kommt mir vor, Emile, als könnten Sie auch Verse machen, wenn Sie nur wollten.

Herzog. Warum?

Albin. Seit Sie hier sind, scheint es mir, als wenn das Leben aufflammte –

Herzoglächelnd. Ja? Flammt es auf?

François. Wollen Sie sich nicht endlich zu uns setzen?

Unterdessen kommen zwei Adelige und setzen sich an einen etwas entfernten Tisch; der Wirth scheint ihnen Grobheiten zu sagen.

Herzog. Ich kann nicht hier bleiben. Aber ich komme jedenfalls noch einmal zurück.

Michette. Bleib' bei mir!

Flipotte. Nimm mich mit!

Sie wollen ihn halten.

Wirthnach vorn. Laßt ihn nur! Ihr seid ihm noch lang nicht schlecht genug. Er muß zu einer Straßendirne laufen, dort ist ihm am wohlsten.

Herzog. Ich komme ganz bestimmt zurück, schon um Henri nicht zu versäumen.

François. Denken Sie, als wir kamen, ging Henri eben mit Léocadie fort.

Herzog. So. – Er hat sie geheiratet. Wißt ihr das?

François. Wahrhaftig? – Was werden die Andern dazu sagen?

Albin. Was für Andern?

François. Sie ist nämlich allgemein beliebt.

Herzog. Und er will mit ihr fort … . was weiß ich … . man hat's mir erzählt.

Wirth. So? hat man's Dir erzählt? – Blick auf den Herzog.

HerzogBlick auf den Wirth, dann Es ist zu dumm. Léocadie ist geschaffen, die größte, die herrlichste Dirne der Welt zu sein.

François. Wer weiß das nicht!

Herzog. Giebt es etwas Unverständigeres, als jemanden seinem wahren Beruf entziehen? Da François lacht. Ich meine das nicht im Scherz. Auch zur Dirne muß man geboren sein – wie zum Eroberer oder zum Dichter.

François. Sie sind paradox

Herzog. Es thut nur leid um sie – und um Henri. Er sollte hier bleiben – nicht hier– ich möchte ihn in die Comédie bringen – obwohl auch dort – mir ist immer, als verstünd' ihn keiner so ganz wie ich. Das kann übrigens eine Täuschung sein – denn ich habe diese Empfindung den meisten Künstlern gegenüber. Aber ich muß sagen, wär' ich nicht der Herzog von Cadignan, so möcht' ich gern ein solcher Komödiant – ein solcher …

Albin. Wie Alexander der Große …

Herzoglächelnd. Ja – wie Alexander der Große. Zu Flipotte. Gieb mir meinen Degen. Er steckt ihn in die Scheide. Langsam. Es ist doch die schönste Art, sich über die Welt lustig zu machen; einer, der uns vorspielen kann, was er will, ist doch mehr als wir alle.

Albin betrachtet ihn verwundert.

Herzog. Denken Sie nicht nach über das, was ich sage: Es ist alles nur im selben Augenblick wahr. – Auf Wiedersehen!

Michette. Gieb mir einen Kuß, bevor du gehst!

Flipotte. Mir auch!

Sie hängen sich an ihn, der Herzog küßt beide zugleich und geht. – Währenddem:

Albin.

Ein wunderbarer Mensch! … .

François. Das ist schon wahr … . aber daß solche Menschen existiren, ist beinah' ein Grund, nicht zu heiraten.

Albin. Erklär' nur im übrigen, was das für Frauenzimmer sind.

François. Schauspielerinen. Sie sind auch von der Truppe Prospère, der jetzt der Spelunkenwirth ist. Freilich haben sie früher nicht viel Anderes gemacht als jetzt.

Guillaume stürzt herein, wie athemlos.

Guillaumezum Tisch hin, wo die Schauspieler sitzen, die Hand an's Herz, mühselig, sich stützend. Gerettet, ja, gerettet!

Scaevola. Was giebt's, was hast Du?

Albin. Was ist dem Mann geschehn?

François. Das ist jetzt Schauspiel. Paß auf!

Albin. Ah –?

Michette. Flipotterasch zu Guillaume hin. Was giebt's? Was hast Du?

Scaevola. Setz' Dich, nimm einen Schluck!

Guillaume. Mehr! mehr! … . Prospère, mehr Wein! – – Ich bin gelaufen! Mir klebt die Zunge. Sie waren mir auf den Fersen.

Julesfährt zusammen. Ah, gebt Acht, sie sind uns überhaupt auf den Fersen.

Wirth. So erzähl' doch endlich, was ist denn passirt? … . Zu den Schauspielern. Bewegung! mehr Bewegung!

Guillaume. Weiber her … Weiber! – Ah – Umarmt Flipotte. Das bringt Einen auch wieder zum Leben! Zu Albin, der höchst betroffen ist Der Teufel soll mich holen, mein Junge, wenn ich gedacht habe, ich werde Dich lebendig wiedersehn … Als wenn er lausche. Sie kommen, sie kommen! – Zur Thür hin Nein, es ist nichts. – Sie …

Albin. Wie sonderbar! … Es ist wirklich ein Lärm, wie wenn Leute draußen sehr rasch vorbeijagten. Wird das auch von hier aus geleitet?

Scaevolazu Jules. Jedesmal hat er die Nuance … es ist zu dumm! –

Wirth. So sag' uns doch endlich, warum sie Dir wieder auf den Fersen sind.

Guillaume. Nichts Besonderes. Aber wenn sie mich hätten, würde es mir doch den Kopf kosten – ein Haus hab' ich angezündet.

Während dieser Scene kommen wieder junge Adelige, die an den Tischen Platz nehmen.

Wirthleise. Weiter, weiter!

Guillaumeebenso. Was weiter? Genügt das nicht, wenn ich ein Haus angezündet habe?

François. Sag' mir doch, mein Lieber, warum Du das Haus angezündet hast.

Guillaume. Weil der Präsident des obersten Gerichtshofes darin wohnt. Mit dem wollten wir anfangen. Wir wollen den guten Pariser Hausherren die Lust nehmen, Leute in ihr Haus zu nehmen, die uns arme Teufel in's Zuchthaus bringen.

Grain. Das ist gut! Das ist gut!

Guillaumebetrachtet Grain und staunt; spricht dann weiter. Die Häuser müssen alle dran. Noch drei Kerle wie ich, und es giebt keine Richter mehr in Paris!

Grain. Tod den Richtern!

Jules. Ja … . es giebt doch vielleicht einen, den wir nicht vernichten können.

Guillaume. Den möcht' ich kennen lernen.

Jules. Den Richter in uns.

Wirthleise. Das ist abgeschmackt. Laß das. Scaevola! Brülle! jetzt ist der Moment!

Scaevola. Wein her, Prospère, wir wollen auf den Tod aller Richter in Frankreich trinken!

Während der letzten Worte traten ein: der Marquis von Lansac mit seiner Frau Séverine; Rollin, der Dichter.

Scaevola. Tod allen, die heute die Macht in Händen haben! Tod!

Marquis. Sehen Sie, Séverine, so empfängt man uns.

Rollin. Marquise, ich hab' Sie gewarnt.

Séverine. Warum?

Françoissteht auf. Was seh' ich! Die Marquise! Erlauben Sie, daß ich Ihnen die Hand küsse. Guten Abend, Marquis! Grüß Gott, Rollin! Marquise, Sie wagen sich in dieses Lokal!

Séverine. Man hat mir soviel davon erzählt. Und außerdem sind wir heute schon in Abenteuern drin – nicht wahr, Rollin?

Marquis. Ja, denken Sie, Vicomte – was glauben Sie, woher wir kommen? – Von der Bastille.

François. Machen sie dort noch immer so einen Spektakel?

Séverine. Ja freilich! – Es sieht aus, wie wenn sie sie einrennen wollten.

Rollindeklamiert,

 
Gleich einer Flut, die an die Ufer brandet,
Und tief ergrimmt, daß ihr das eigne Kind,
Die Erde widersteht –
 

Séverine. Nicht, Rollin! – Wir haben dort unsern Wagen in der Nähe halten lassen. Es ist ein prächtiger Anblick; Massen haben doch immer 'was Großartiges.

François. Ja, ja, wenn sie nur nicht so übel riechen würden.

Marquis. Und nun hat mir meine Frau keine Ruhe gegeben … ich mußte sie hierher führen.

Séverine. Also was giebt's denn da eigentlich Besonderes?

Wirthzu Lansac. Na, bist Du auch da, verdorrter Hallunke? Hast Du Dein Weib mitgebracht, weil sie Dir zuhaus nicht sicher genug ist?

Marquisgezwungen lachend. Er ist ein Original!

Wirth. Gieb nur Acht, daß sie Dir nicht gerade hier weggefischt wird. Solche vornehme Damen kriegen manchmal eine verdammte Lust, es mit einem richtigen Strolch zu versuchen.

Rollin. Ich leide unsäglich, Séverine.

Marquis. Mein Kind, ich habe Sie vorbereitet – es ist noch immer Zeit, daß wir gehen.

Séverine. Was wollen Sie denn? Ich finde es reizend. Setzen wir uns doch endlich nieder!

François. Erlauben Sie, Marquise, daß ich Ihnen den Chevalier de la Tremouille vorstelle. Er ist auch das erste Mal hier. Der Marquis von Lansac; Rollin, unser berühmter Dichter.

Albin. Sehr erfreut. Complimente, man nimmt Platz.

Albinzu François. Ist das eine von denen, die spielt, oder … ich kenne mich gar nicht aus.

François. Sei doch nicht so begriffsstutzig! – Das ist die wirkliche Frau des Marquis von Lansac … . eine höchst anständige Dame.

Rollinzu Séverine. Sage, daß Du mich liebst.

Séverine. Ja, ja, aber fragen Sie mich nicht jeden Augenblick.

Marquis. Haben wir schon irgend eine Scene versäumt?

François. Nicht viel. Der dort spielt einen Brandstifter, wie es scheint.

 

Séverine. Chevalier, Sie sind wohl der Vetter der kleinen Lydia de la Tremouille, die heute geheiratet hat?

Albin. Jawohl, Marquise, das war mit einer der Gründe, daß ich nach Paris gekommen bin.

Séverine. Ich erinnere mich, Sie in der Kirche gesehen zu haben.

Albinverlegen. Ich bin höchst geschmeichelt, Marquise.

Séverinezu Rollin. Was für ein lieber kleiner Junge.

Rollin. Ah, Séverine, Sie haben noch nie einen Mann kennen gelernt, der Ihnen nicht gefallen hätte.

Séverine. Oh doch; den hab' ich auch gleich geheiratet.

Rollin. O, Séverine, ich fürchte immer – es giebt sogar Momente, wo Ihnen Ihr eigener Mann gefährlich ist.

Wirthbringt Wein. Da habt Ihr! Ich wollte, es wäre Gift, aber es ist vorläufig noch nicht gestattet, Euch Canaillen das vorzusetzen.

François. Wird schon kommen, Prospère.

Séverinezu Rollin. Was ist's mit diesen beiden hübschen Mädchen? Warum kommen sie nicht näher? Wenn wir schon einmal da sind, will ich alles mitmachen. Ich finde überhaupt, daß es hier höchst gesittet zugeht.

Marquis. Haben Sie nur Geduld, Séverine.

Séverine. Auf der Straße, find' ich, unterhält man sich in der letzten Zeit am besten. – Wissen Sie, was uns gestern passirt ist, als wir auf der Promenade von Longchamps spazieren fuhren?

Marquis. Ach bitte, meine liebe Séverine, wozu … .

Séverine. Da ist ein Kerl auf's Trittbrett unserer Equipage gesprungen und hat geschrieen: Nächstes Jahr werden Sie hinter Ihrem Kutscher stehen und wir werden in der Equipage sitzen.

François. Ah, das ist etwas stark.

Marquis. Ach Gott, ich finde, man sollte von diesen Dingen gar nicht reden. Paris hat jetzt etwas Fieber, das wird schon wieder vergehen.

Guillaumeplötzlich. Ich sehe Flammen, Flammen, überall, wo ich hinschaue, rothe, hohe Flammen.

Wirthzu ihm hin. Du spielst einen Wahnsinnigen, nicht einen Verbrecher.

Séverine. Er sieht Flammen?

François. Das ist alles noch nicht das Richtige, Marquise.

Albinzu Rollin. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie wirr ich schon von dem allen bin.

Michettekommt zum Marquis. Ich hab' Dich ja noch gar nicht begrüßt, mein süßes altes Schwein.

Marquisverlegen. Sie scherzt, liebe Séverine.

Séverine. Das kann ich nicht finden. Sag' einmal, Kleine, wie viel Liebschaften hast Du schon gehabt?

Marquiszu François. Es ist bewunderungswürdig, wie sich die Marquise, meine Gemahlin, gleich in jede Situation zu finden weiß.

Rollin. Ja, es ist bewunderungswürdig.

Michette. Hast Du Deine gezählt?

Séverine. Als ich noch so jung war wie Du … . gewiß.

Albinzu Rollin. Sagen Sie mir, Herr Rollin, spielt die Marquise oder ist sie wirklich so – ich kenne mich absolut nicht aus.

Rollin. Sein … . spielen … . kennen Sie den Unterschied so genau, Chevalier?

Albin. Immerhin.

Rollin. Ich nicht. Und was ich hier so eigenthümlich finde, ist, daß alle scheinbaren Unterschiede sozusagen aufgehoben sind. Wirklichkeit geht in Spiel über – Spiel in Wirklichkeit. Sehen Sie doch einmal die Marquise an. Wie sie mit diesen Geschöpfen plaudert, als wären sie ihresgleichen. Dabei ist sie …  …

Albin. Etwas ganz Anderes.

Rollin. Ich danke Ihnen, Chevalier.

Wirthzu Grain. Also, wie war das?

Grain. Was?

Wirth. Die Geschichte mit der Tante, wegen der Du zwei Jahre im Gefängnis gesessen bist?

Grain. Ich sagte Ihnen ja, ich habe sie erdrosselt.

François. Der ist schwach. Das ist ein Dilettant. Ich hab' ihn noch nie gesehen.