Za darmo

Der grune Kakadu

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Wirth. Was willst Du auf dem Lande thun? Auf dem Lande verhungert man. Da geht's den Leuten noch tausendmal schlechter als in der Stadt. Was willst Du denn dort machen? Du bist nicht der Mann dazu, die Felder zu bebauen. Bilde Dir das nicht ein.

Henri. Es wird sich zeigen, daß ich auch dazu der Mann bin.

Wirth. Es wächst bald kein Korn mehr in ganz Frankreich. Du gehst in's sichere Elend.

Henri. In's Glück, Prospère. Nicht wahr, Léocadie? Wir haben oft davon geträumt. Ich sehne mich nach dem Frieden der weiten Ebene. Ja, Prospère, in meinen Träumen seh' ich mich mit ihr abends über die Felder gehn, in einer unendlichen Stille, den wunderbaren tröstlichen Himmel über uns. Ja, wir fliehen diese schreckliche und gefährliche Stadt, der große Friede wird über uns kommen. Nicht wahr, Léocadie, wir haben es oft geträumt.

Léocadie. Ja, wir haben es oft geträumt.

Wirth. Höre, Henri, Du solltest es Dir überlegen. Ich will Dir Deine Gage gerne erhöhen, und Léocadie will ich ebensoviel geben als Dir.

Léocadie. Hörst Du, Henri?

Wirth. Ich weiß wahrhaftig nicht, wer Dich hier ersetzen soll. Keiner von meinen Leuten hat so köstliche Einfälle als Du, keiner ist bei meinem Publikum so beliebt als Du … . Geh nicht fort!

Henri. Das glaub' ich wohl, daß mich niemand ersetzen wird.

Wirth. Bleib bei mir, Henri! Wirft Léocadie einen Blick zu, sie deutet an, daß sie's schon machen wird.

Henri. Und ich verspreche Dir, der Abschied wird ihnen schwer werden – ihnen, nicht mir. Für heute – für mein letztes Auftreten hab' ich mir 'was zurechtgelegt, daß es sie alle schaudern wird … . . eine Ahnung von dem Ende ihrer Welt wird sie anwehen … . . denn das Ende ihrer Welt ist nahe. Ich aber werd' es nur mehr von fern erleben … . . man wird es uns draußen erzählen, Léocadie, viele Tage später, als es geschehen … . . Aber sie werden schaudern, sag' ich Dir. Und Du selbst wirst sagen: So gut hat Henri nie gespielt.

Wirth. Was wirst Du spielen? Was? Weißt Du's, Léocadie?

Léocadie. Ich weiß ja nie etwas.

Henri. Ahnt denn irgend Einer, was für ein Künstler in mir steckt?

Wirth. Gewiß ahnt man es, drum sag' ich ja, daß man sich mit einem solchen Talent nicht auf's Land vergräbt. Was für ein Unrecht an Dir! An der Kunst!

Henri. Ich pfeife auf die Kunst. Ich will Ruhe. Du begreifst das nicht, Prospère, Du hast nie geliebt.

Wirth. Oh! –

Henri. Wie ich liebe. – Ich will mit ihr allein sein – das ist es … . . Léocadie, nur so können wir alles vergessen. Aber dann werden wir so glücklich sein, wie nie Menschen gewesen sind. Wir werden Kinder haben, Du wirst eine gute Mutter werden, Léocadie, und ein braves Weib. Alles, alles wird ausgelöscht sein.

Große Pause.

Léocadie. Es wird spät, Henri, ich muß in's Theater. Leb' wohl, Prospère, ich freue mich, endlich einmal Deine berühmte Bude gesehen zu haben, wo Henri solche Triumphe feiert.

Wirth. Warum bist Du denn nie hergekommen?

Léocadie. Henri hat's nicht haben wollen – na, weißt Du, wegen der jungen Leute, mit denen ich da sitzen müßte.

Henriist nach rückwärts gegangen. Gieb mir einen Schluck, Scaevola. Er trinkt.

Wirthzu Léocadie, da ihn Henri nicht hört. Ein rechter Narr, der Henri – wenn Du nur immer mit ihnen gesessen wärst.

Léocadie. Du, solche Bemerkungen verbitt' ich mir.

Wirth. Ich rathe Dir, gieb Acht, Du blöde Canaille. Er wird Dich einmal umbringen.

Léocadie. Was giebt's denn?

Wirth. Schon gestern hat man Dich wieder mit einem Deiner Kerle gesehen.

Léocadie. Das war kein Kerl, Du Dummkopf, das war … . .

Henriwendet sich rasch. Was habt Ihr? Keine Späße, wenn's beliebt. Aus mit dem Flüstern. Es giebt keine Geheimnisse mehr. Sie ist meine Frau.

Wirth. Was hast Du ihr denn zum Hochzeitsgeschenk gemacht?

Léocadie. Ach Gott, an solche Dinge denkt er nicht.

Henri. Nun, Du sollst es noch heute bekommen.

Léocadie. Was denn?

Scaevola. Jules. Was giebst Du ihr?

Henriganz ernst. Wenn Du mit Deiner Scene zu Ende bist, darfst Du hierherkommen und mich spielen sehen.

Man lacht.

Henri. Nie hat eine Frau ein prächtigeres Hochzeitsgeschenk bekommen. Komm, Léocadie; auf Wiedersehen, Prospère, ich bin bald wieder zurück.

Henri und Léocadie ab.

Es treten zugleich ein: François Vicomte von Nogeant, Albin Chevalier de la Tremouille.

Scaevola. Was für ein erbärmlicher Aufschneider.

Wirth. Guten Abend, Ihr Schweine.

Albin schreckt zurück.

Françoisohne darauf zu achten. War das nicht die kleine Léocadie von der Porte St. Martin, die da mit Henri wegging?

Wirth. Freilich war sie's. Was? – Die könnte am Ende sogar Dich erinnern, das Du noch so 'was wie ein Mann bist, wenn sie sich große Mühe gäbe.

Françoislachend. Es wäre nicht unmöglich. Wir kommen heute etwas früh, wie mir scheint?

Wirth. Du kannst Dir ja unterdeß mit Deinem Lustknaben die Zeit vertreiben.

Albin will auffahren.

François. So laß doch. Ich hab' Dir ja gesagt, wie's hier zugeht. Bring' uns Wein.

Wirth. Ja, das will ich. Es wird schon die Zeit kommen, wo Ihr mit Seinewasser sehr zufrieden sein werdet.

François. Gewiß, gewiß … . . aber für heute möchte ich um Wein gebeten haben, und zwar um den besten.

Wirthzum Schanktisch.

Albin. Das ist ja ein schauerlicher Kerl.

François. Denk' doch, daß alles Spaß ist. Und dabei giebt es Orte, wo Du ganz ähnliche Dinge im Ernst hören kannst.

Albin. Ist es denn nicht verboten?

Françoislacht. Man merkt, daß Du aus der Provinz kommst.

Albin. Ah, bei uns geht's auch recht nett zu in der letzten Zeit. Die Bauern werden in einer Weise frech … . . man weiß nicht mehr, wie man sich helfen soll.

François. Was willst Du? Die armen Teufel sind hungrig; das ist das Geheimnis.

Albin. Was kann denn ich dafür? Was kann denn mein Großonkel dafür?

François. Wie kommst Du auf Deinen Großonkel?

Albin. Ja, ich komme darauf, weil sie nämlich in unserem Dorf eine Versammlung abgehalten haben – ganz öffentlich – und da haben sie meinen Großonkel, den Grafen von Tremouille, ganz einfach einen Kornwucherer genannt.

François. Das ist alles … ?

Albin. Na, ich bitte Dich!

François. Wir wollen morgen einmal in's Palais Royal, da sollst Du hören, was die Kerle für lasterhafte Reden führen. Aber wir lassen sie reden; es ist das beste, was man thun kann; im Grunde sind es gute Leute, man muß sie auf diese Weise austoben lassen.

Albinauf Scaevola &c. deutend. Was sind das für verdächtige Subjecte? Sieh nur, wie sie Einen anschauen. Er greift nach seinem Degen.

Françoiszieht ihm die Hand weg. Mach' Dich nicht lächerlich! Zu den Dreien. Ihr braucht noch nicht anzufangen, wartet, bis mehr Publikum da ist. Zu Albin. Es sind die anständigsten Leute von der Welt, Schauspieler. Ich garantire Dir, daß Du schon mit ärgeren Gaunern an einem Tisch gesessen bist.

Albin. Aber sie waren besser angezogen.

Wirth bringt Wein.

Michette und Flipotte kommen.

François. Grüß Euch Gott, Kinder, kommt, setzt Euch da zu uns.

Michette. Da sind wir schon. Komm nur, Flipotte. Sie ist noch etwas schüchtern.

Flipotte. Guten Abend, junger Herr!

Albin. Guten Abend, meine Damen!

Michette. Der Kleine ist lieb. Sie setzt sich auf den Schoß Albins.

Albin. Also bitte, erkläre mir, François, sind das anständige Frauen?

Michette. Was sagt er?

François. Nein, so ist das nicht, die Damen, die hierher kommen – Gott, bist Du dumm, Albin!

Wirth. Was darf ich den Herzoginen bringen?

Michette. Bring' mir einen recht süßen Wein.

Françoisauf Flipotte deutend. Eine Freundin?

Michette. Wir wohnen zusammen. Ja, wir haben zusammen nur ein Bett!

Flipotteerröthend. Wird Dir das sehr unangenehm sein, wenn Du zu ihr kommst? Setzt sich auf François Schoß.

Albin. Die ist ja garnicht schüchtern.

Scaevolasteht auf, düster, zu dem Tisch der jungen Leute. Hab' ich Dich endlich wieder! Zu Albin. Und Du miserabler Verführer, wirst Du schaun, daß Du … . . Sie ist mein!

Wirthsieht zu.

Françoiszu Albin. Spaß, Spaß … .

Albin. Sie ist nicht sein –?

Michette. Geh, laß mich doch sitzen, wo's mir beliebt.

Scaevola steht mit geballten Fäusten da.

Wirthhinter ihm. Nun, nun!

Scaevola. Ha, ha!

Wirthfaßt ihn beim Kragen. Ha, ha! Bei Seite zu ihm. Sonst fällt Dir nichts ein! Nicht für einen Groschen Talent hast Du. Brüllen! Das ist das einzige, was du kannst.

Michettezu François. Er hat es neulich besser gemacht –

Scaevola zum Wirth. Ich bin noch nicht in Stimmung. Ich mach' es später noch einmal, wenn mehr Leute da sind; Du sollst sehen, Prospère; ich brauch' Publikum.

Der Herzog von Cadignan tritt ein.

Herzog. Schon höchst bewegt!

Michette und Flipotte auf ihn zu.

Michette. Mein süßer Herzog!

François. Guten Abend, Emile! … . Stellt vor. Mein junger Freund Albin Chevalier von Tremouille – der Herzog von Cadignan.

Herzog. Ich bin sehr erfreut, Sie kennen zu lernen. Zu den Mädchen, die an ihm hängen. Laßt mich, Kinder! – zu Albin. Sie sehen sich auch dieses komische Wirthshaus an?

Albin. Es verwirrt mich auf's Höchste!

François. Der Chevalier ist erst vor ein paar Tagen in Paris angekommen.

Herzoglachend. Da haben Sie sich ja eine nette Zeit ausgesucht.

Albin. Wieso?

Michette. Was er wieder für einen Parfum hat! Es giebt überhaupt keinen Mann in Paris, der so angenehm duftet. Zu Albin … So merkt man das nicht.

 

Herzog. Sie spricht nur von den siebenhundert oder achthundert, die sie so gut kennt wie mich.

Flipotte. Erlaubst Du, daß ich mit Deinem Degen spiele? – Sie zieht ihm den Degen aus der Scheide und läßt ihn hin und her funkeln.

Grainzum Wirth. Mit dem! … mit dem hab' ich sie gesehn! –

Wirthläßt sich erzählen, scheint erstaunt.

Herzog. Henri ist noch nicht da? Zu Albin. Wenn Sie den sehen werden, werden Sie's nicht bereuen, hierhergekommen zu sein.

Wirthzum Herzog. Na, bist Du auch wieder da? Das freut mich. Lang werden wir ja das Vergnügen nicht mehr haben.

Herzog. Warum? Mir behagt's sehr gut bei Dir.

Wirth. Das glaub' ich. Aber da Du auf alle Fälle einer der Ersten sein wirst …

Albin. Was bedeutet das?

Wirth. Du verstehst mich schon. – Die ganz Glücklichen kommen zuerst dran! … Geht nach rückwärts.

Herzognach einem Sinnen. Wenn ich der König wäre, würde ich ihn zu meinem Hofnarren machen, daß heißt, ich würde mir viele Hofnarren halten, aber er wäre einer davon.

Albin. Wie hat er das gemeint, daß Sie zu glücklich sind?

Herzog. Er meint, Chevalier …

Albin. Ich bitte, sagen Sie mir nicht Chevalier. Alle nennen mich Albin, einfach Albin, weil ich nämlich so jung ausschaue.

Herzoglächelnd. Schön … aber da müssen Sie mir Emile sagen, ja?

Albin. Wenn Sie erlauben, gern, Emile.

Herzog. Sie werden unheimlich witzig, diese Leute.

François. Warum unheimlich? Mich beruhigt das sehr. Solange das Gesindel zu Späßen aufgelegt ist, kommt's doch nicht zu 'was Ernstem.

Herzog. Es sind nur gar zu sonderbare Witze. Da hab' ich heut wieder eine Sache erfahren, die giebt zu denken.

François. Erzählen Sie.

Flipotte. Michette. Ja, erzähle, süßer Herzog!

Herzog. Kennen Sie Lelange?

François. Freilich – das Dorf … der Marquis von Montserrat hat dort eine seiner schönsten Jagden.

Herzog. Ganz richtig; mein Bruder ist jetzt bei ihm auf dem Schloß, und der schreibt mir eben die Sache, die ich Ihnen erzählen will. In Lelange haben sie einen Bürgermeister, der sehr unbeliebt ist.

François. Wenn Sie mir einen nennen können, der beliebt ist –

Herzog. Hören Sie nur. – Da sind die Frauen des Dorfes vor das Haus des Bürgermeisters gezogen – mit einem Sarg …

Flipotte. Wie? … Sie haben ihn getragen? Einen Sarg getragen? Nicht um die Welt möcht' ich einen Sarg tragen.

François. Schweig doch – es verlangt ja niemand von Dir, daß Du einen Sarg trägst. Zum Herzog. Nun?

Herzog. Und ein paar von den Weibern sind darauf in die Wohnung des Bürgermeisters und haben ihm erklärt, er müsse sterben – aber man werde ihm die Ehre erweisen, ihn zu begraben. –

François. Nun, hat man ihn umgebracht?

Herzog. Nein – wenigstens schreibt mir mein Bruder nichts davon.

François. Nun also! … Schreier, Schwätzer, Hanswürste – das sind sie. Heut brüllen sie in Paris zur Abwechslung die Bastille an – wie sie's schon ein halbes Duzend Mal gethan … . .

Herzog. Nun – wenn ich der König wäre, ich hätte ein Ende gemacht … längst … .

Albin. Ist es wahr, daß der König so gütig ist?

Herzog. Sie sind Seiner Majestät noch nicht vorgestellt?

François. Der Chevalier ist ja das erste Mal in Paris.

Herzog. Ja, Sie sind unglaublich jung. Wie alt, wenn man fragen darf?

Albin. Ich sehe nur so jung aus, ich bin schon siebzehn … .

Herzog. Siebzehn – wie viel liegt noch vor Ihnen. Ich bin schon vierundzwanzig … . ich fange an zu bereuen, wie viel von meiner Jugend ich versäumt habe.