Za darmo

Der grune Kakadu

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Commissär. Ihre Einladung nehme ich natürlich nicht an, doch werde ich kraft meines Amtes hierbleiben.

Wirth. Ich glaube, Ihnen die beste Unterhaltung versprechen zu können, Herr Commissär, doch würde ich mir den Rath erlauben, daß Sie Ihre Amtstracht ablegen und in Civilkleidern hier erscheinen. Wenn man nämlich einen Commissär in Uniform hier sähe, würde sowohl die Naivetät meiner Künstler als die Stimmung meines Publikums darunter leiden.

Commissär. Sie haben recht, Herr Prospère, ich werde mich entfernen und als junger eleganter Mann wiederkehren.

Wirth. Das wird Ihnen leicht sein, Herr Commissär, auch als Hallunke sind Sie mir willkommen – das würde nicht auffallen – nur nicht als Commissär.

Commissär. Adieu. Geht.

Wirthverbeugt sich. Wann wird der gesegnete Tag kommen, wo ich Dich und Deinesgleichen …  … . .

Commissärtrifft in der Thür mit Grain zusammen, der äußerst zerlumpt ist und erschrickt, wie er den Commissär sieht. Dieser mißt ihn zuerst, lächelt dann, wendet sich verbindlich zu Prospère. Schon einer Ihrer Künstler? … . Ab.

Grainspricht weinerlich, pathetisch. Guten Abend.

Wirthnachdem er ihn lang angesehen. Wenn Du Einer von meiner Truppe bist, so will ich Dir meine Anerkennung nicht versagen, denn ich erkenne Dich nicht.

Grain. Wie meinen Sie?

Wirth. Also keinen Scherz, nimm die Perrücke ab, ich möchte doch wissen, wer Du bist. Er reißt ihn an den Haaren.

Grain. O weh!

Wirth. Das ist ja echt – Donnerwetter … . . wer sind Sie? … . . Sie scheinen ja ein wirklicher Strolch zu sein?

Grain. Jawohl.

Wirth. Was wollen Sie denn von mir?

Grain. Ich habe die Ehre mit dem Bürger Prospère? … . Wirth vom grünen Kakadu?

Wirth. Der bin ich.

Grain. Ich nenne mich Grain … . zuweilen Carniche … in manchen Fällen der schreiende Bimsstein – aber unter dem Namen Grain war ich eingesperrt, Bürger Prospère – und das ist das Wesentliche.

Wirth. Ah – ich verstehe. Sie wollen sich bei mir engagieren lassen und spielen mir gleich was vor. Auch gut. Weiter.

Grain. Bürger Prospère, halten Sie mich für keinen Schwindler. Ich bin ein Ehrenmann. Wenn ich sage, daß ich eingesperrt war, so ist es die volle Wahrheit.

Wirth sieht ihn mißtrauisch an.

Grainzieht aus dem Rock ein Papier. Hier, Bürger Prospère. Sie ersehen daraus, daß ich gestern nachmittags vier Uhr entlassen wurde.

Wirth. Nach einer zweijährigen Haft – Donnerwetter, das ist ja echt! –

Grain. Haben Sie noch immer gezweifelt, Bürger Prospère?

Wirth. Was haben Sie denn angestellt, daß man Sie auf zwei Jahre –

Grain. Man hätte mich gehängt; aber zu meinem Glück war ich noch ein halbes Kind, als ich meine arme Tante umbrachte.

Wirth. Ja, Mensch, wie kann man denn seine Tante umbringen?

Grain. Bürger Prospère, ich hätte es nicht gethan, wenn die Tante mich nicht mit meinem besten Freunde hintergangen hätte.

Wirth. Ihre Tante?

Grain. Jawohl – sie stand mir näher, als sonst Tanten ihren Neffen zu stehen pflegen. Es waren sonderbare Familienverhältnisse … . . ich war verbittert, höchst verbittert. Darf ich Ihnen davon erzählen?

Wirth. Erzählen Sie immerhin, wir werden vielleicht ein Geschäft miteinander machen können.

Grain. Meine Schwester war noch ein halbes Kind, als sie aus dem Hause lief – und was glauben Sie – mit wem? –

Wirth. Es ist schwer zu errathen.

Grain. Mit ihrem Onkel. Und der hat sie sitzen lassen mit einem Kinde.

Wirth. Mit einem ganzen will ich hoffen.

Grain. Es ist unzart von Ihnen, Bürger Prospère, über solche Dinge zu scherzen.

Wirth. Ich will Ihnen 'was sagen, Sie schreiender Bimsstein. Ihre Familiengeschichten langweilen mich. Glauben Sie, ich bin dazu da, mir von einem jeden hergelaufenen Lumpen erzählen zu lassen, wen er umgebracht hat? Was geht mich das alles an? Ich nehme an, Sie wollen irgend 'was von mir –

Grain. Jawohl, Bürger Prospère, ich komme, Sie um Arbeit bitten.

Wirthhöhnisch. Ich mache Sie aufmerksam, daß es bei mir keine Tanten zu ermorden giebt; es ist ein Vergnügungslokal.

Grain. Oh, ich hab' an dem einen Mal genug gehabt. Ich will ein anständiger Mensch werden – man hat mich an Sie gewiesen.

Wirth. Wer, wenn ich fragen darf?

Grain. Ein liebenswürdiger junger Mann, den sie vor drei Tagen zu mir in die Zelle gesperrt haben. Jetzt ist er allein. Er heißt Gaston … . und Sie kennen ihn. –

Wirth. Gaston! Jetzt weiß ich, warum ich ihn drei Abende lang vermißt habe. Einer meiner besten Darsteller für Taschendiebe. – Er hat Geschichten erzählt; – ah, man hat sich geschüttelt.

Grain. Jawohl. Und jetzt haben sie ihn erwischt!

Wirth. Wieso erwischt? Er hat ja nicht wirklich gestohlen.

Grain. Doch. Es muß aber das erste Mal gewesen sein, denn er scheint mit einer unglaublichen Ungeschicklichkeit vorgegangen zu sein. Denken Sie – vertraulich – auf dem Boulevard des Capucines einfach einer Dame in die Tasche gegriffen – und die Börse herausgezogen – ein rechter Dilettant. – Sie flößen mir Vertrauen ein, Bürger Prospère – und so will ich Ihnen gestehn – es war eine Zeit, wo ich auch dergleichen kleine Stückchen aufführte, aber nie ohne meinen lieben Vater. Als ich noch ein Kind war, als wir noch alle zusammen wohnten, als meine arme Tante noch lebte –

Wirth. Was jammern Sie denn? Ich finde das geschmacklos! Hätten Sie sie nicht umgebracht!

Grain. Zu spät. Aber worauf ich hinaus wollte – nehmen Sie mich bei sich auf. Ich will den umgekehrten Weg machen wie Gaston. Er hat den Verbrecher gespielt und ist einer geworden – ich … . .

Wirth. Ich will's mit Ihnen probieren. Sie werden schon durch Ihre Maske wirken. Und in einem gegebenen Moment werden Sie einfach die Sache mit der Tante erzählen. Wie's war. Irgend wer wird Sie schon fragen.

Grain. Ich danke Ihnen, Bürger Prospère. Und was meine Gage anbelangt –

Wirth. Heute gastieren Sie auf Engagement, da kann ich Ihnen noch keine Gage zahlen. – Sie werden gut zu essen und zu trinken bekommen … und auf ein paar Franks für ein Nachtlager soll's mir auch nicht ankommen.

Grain. Ich danke Ihnen. Und bei Ihren anderen Mitgliedern stellen Sie mich einfach als einen Gast aus der Provinz vor.

Wirth. Ah nein … . . denen sagen wir gleich, daß Sie ein wirklicher Mörder sind. Das wird ihnen viel lieber sein.

Grain. Entschuldigen Sie, ich will ja gewiß nichts gegen mich vorbringen – aber das versteh' ich nicht.

Wirth. Wenn Sie länger beim Theater sind, werden Sie das schon verstehn.

Scaevola und Jules treten ein.

Scaevola. Guten Abend, Direktor!

Wirth. Wirth … Wie oft soll ich Dir noch sagen, der ganze Spaß geht flöten, wenn Du mich »Direktor« nennst.

Scaevola. Was immer Du seist, ich glaube, wir werden heut nicht spielen.

Wirth. Warum denn?

Scaevola. Die Leute werden nicht in der Laune sein – –. Es ist ein Höllenlärm in den Straßen, und insbesondere vor der Bastille schreien sie wie die Besessenen.

Wirth. Was geht das uns an? Seit Monaten ist das Geschrei, und unser Publikum ist uns nicht ausgeblieben. Es amusirt sich wie früher.

Scaevola. Ja, es hat die Lustigkeit von Leuten, die nächstens gehenkt werden.

Wirth. Wenn ich's nur erlebe!

Scaevola. Vorläufig gieb uns 'was zu trinken, damit ich in Stimmung komme. Ich bin heut durchaus nicht in Stimmung.

Wirth. Das passirt Dir öfter, mein Lieber. Ich muß Dir sagen, daß ich gestern durchaus unzufrieden mit Dir war.

Scaevola. Wieso, wenn ich fragen darf?

Wirth. Die Geschichte von dem Einbruch, die Du zum Besten gegeben hast, war einfach läppisch.

Scaevola. Läppisch?

Wirth. Jawohl. Vollkommen unglaubwürdig. Das Brüllen allein thut's nicht.

Scaevola. Ich habe nicht gebrüllt.

Wirth. Du brüllst ja immer. Es wird wahrhaftig nothwendig werden, daß ich die Sachen mit Euch einstudire. Auf Euere Einfälle kann man sich nicht verlassen. Henri ist der Einzige.

Scaevola. Henri und immer Henri. Henri ist ein Coulissenreißer. Der Einbruch von gestern war ein Meisterstück. So was bringt Henri sein Lebtag nicht zusammen. – Wenn ich Dir nicht genüge, mein Lieber, so geh' ich einfach zu einem ordentlichen Theater. Hier ist ja doch nur eine Schmiere … Ah … bemerkt Grain. Wer ist denn das? … Der gehört ja nicht zu uns? Hast Du vielleicht einen neu engagirt? Was hat der Kerl für Maske?

Wirth. Beruhige Dich, es ist kein Schauspieler von Beruf. Es ist ein wirklicher Mörder.

Scaevola. Ach so … . Geht auf ihn zu. Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen. Scaevola ist mein Name.

Grain. Ich heiße Grain.

Julesist die ganze Zeit in der Schenke herumgegangen, manchmal auch stehen geblieben, wie ein innerlich Gequälter.

Wirth. Was ist denn mit Dir, Jules?

Jules. Ich memorire.

Wirth. Was denn?

Jules. Gewissensbisse. Ich mache heute Einen, der Gewissensbisse hat. Sieh mich an. Was sagst Du zu der Falte hier auf der Stirn? Seh' ich nicht aus, als wenn alle Furien der Hölle … Geht auf und ab.

Scaevolabrüllt. Wein – Wein her!

Wirth. Beruhige Dich … es ist ja noch kein Publikum da.

Henri und Léocadie kommen.

Henri. Guten Abend! Er begrüßt die Hintensitzenden mit einer leichten Handbewegung. Guten Abend, meine Herren!

Wirth. Guten Abend, Henri! Was seh' ich! Mit Léocadie!

Grainhat Léocadie aufmerksam betrachtet, zu Scaevola. Die kenn' ich ja … spricht leise mit den Anderen.

Léocadie. Ja, mein lieber Prospère, ich bin's!

Wirth. Ein Jahr lang hab' ich Dich nicht gesehen. Laß Dich begrüßen. Er will sie küssen.

Henri. Laß das! – Sein Blick ruht öfters auf Léocadie mit Stolz, Leidenschaft, aber auch mit einer gewissen Angst.

 

Wirth. Aber Henri … Alte Kollegen! … . Dein einstiger Direktor, Léocadie.

Léocadie. Wo ist die Zeit, Prospère! …

Wirth. Was seufzest Du! Wenn Eine ihren Weg gemacht hat, so bist Du's! Freilich, ein schönes junges Weib hat's immer leichter als wir.

Henriwüthend. Laß das.

Wirth. Was schreist Du denn immer so mit mir? Weil Du wieder einmal mit ihr beisammen bist?

Henri. Schweig! – sie ist seit gestern meine Frau.

Wirth. Deine … ? Zu Léocadie. Macht er einen Spaß?

Léocadie. Er hat mich wirklich geheirathet. Ja. –

Wirth. So gratulir' ich. Na … Scaevola, Jules – Henri hat geheirathet.

Scaevolakommt nach vorn. Meinen Glückwunsch zwinkert Léocadie zu.

Julesdrückt gleichfalls beiden die Hand.

Grainzum Wirth. Ah, wie sonderbar – diese Frau hab ich geseh'n … ein paar Minuten, nachdem ich wieder frei war.

Wirth. Wieso?

Grain. Es war die erste schöne Frau, die ich nach zwei Jahren gesehen habe. Ich war sehr bewegt. Aber es war ein anderer Herr, mit dem – Spricht weiter mit dem Wirth.

Henriin einem hochgestimmten Ton, wie begeistert, aber nicht deklamatorisch. Léocadie, meine Geliebte, mein Weib! … Nun ist alles vorbei, was einmal war. In einem solchen Augenblick löscht Vieles aus.

Scaevola und Jules sind nach hinten gegangen, Wirth wieder vorn.

Wirth. Was für ein Augenblick?

Henri. Nun sind wir durch ein heiliges Sakrament vereinigt. Das ist mehr, als menschliche Schwüre sind. Jetzt ist Gott über uns, man darf alles vergessen, was vorher geschehen ist. Léocadie, eine neue Zeit bricht an. Léocadie, alles wird heilig, unsere Küsse, so wild sie sein mögen, sind von nun an heilig. Léocadie, meine Geliebte, mein Weib! … Er betrachtet sie mit einem glühenden Blick. Hat sie nicht einen anderen Blick, Prospère, als Du ihn früher an ihr kanntest? Ist ihre Stirn nicht rein? Was war, ist ausgelöscht. Nicht wahr, Léocadie?

Léocadie. Gewiß, Henri.

Henri. Und alles ist gut. Morgen verlassen wir Paris, Léocadie tritt heute zum letzten Male in der Porte St. Martin auf, und ich spiele heute das letzte Mal bei Dir.

Wirthbetroffen. Bist Du bei Trost, Henri? – Du willst mich verlassen? Und dem Direktor der Porte St. Martin wird's doch nicht einfallen, Léocadie ziehen zu lassen? Sie macht ja das Glück seines Hauses. Die jungen Herren strömen ja hin, wie man sagt.

Henri. Schweig. Léocadie wird mit mir gehen. Sie wird mich nie verlassen. Sag' mir, daß Du mich nie verlassen wirst, Léocadie. Brutal. Sag's mir!

Léocadie. Ich werde Dich nie verlassen!

Henri. Thätest Du's, ich würde Dich … Pause. Ich habe dieses Leben satt. Ich will Ruhe, Ruhe will ich haben.

Wirth. Aber was willst Du denn thun, Henri? Es ist ja lächerlich. Ich will Dir einen Vorschlag machen. Nimm Léocadie meinethalben von der Porte St. Martin fort – aber sie soll hier, bei mir bleiben. Ich engagiere sie. Es fehlt mir sowieso an talentirten Frauenspersonen.

Henri. Mein Entschluß ist gefaßt, Prospère. Wir verlassen die Stadt. Wir gehen auf's Land hinaus.

Wirth. Auf's Land? Wohin denn?

Henri. Zu meinem alten Vater, der allein in unserem armen Dorf lebt, – den ich seit sieben Jahren nicht gesehen habe. Er hat kaum mehr gehofft, seinen verlorenen Sohn wiederzusehen. Er wird mich mit Freuden aufnehmen.