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Lache Bajazzo

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Zweiter Teil

Erstes Kapitel

Peter, Cläre und Werner lebten auf einem Gute in der Nähe Berlins. Nicht in der großen Welt, die Cläres Schönheit und Peters Reichtums wegen immer wieder versuchte, sie in ihren engen Kreis zu ziehen.

War irgendwo eine öffentliche Veranstaltung, so trat man an sie heran, bot Peter einen Ehrensitz im Komitee und bat Cläre, durch Uebernahme eines Ehrenamtes den guten Zweck zu fördern. Peter und Cläre gaben, aber sie kamen nicht.

Einmal kam eine hohe Dame persönlich zu ihnen hinaus und bat Cläre, bei einem Fest zum Besten verwaister Kinder mit ihr zusammen die Verkaufsstände zu übernehmen. Cläre lehnte ab.

»Sie werden lachen, aber glauben Hoheit, unser Glück nimmt uns voll in Anspruch. Wir haben gar keine Zeit für anderes übrig.«

Und damit übertrieb sie nicht.

Peter gestaltete seine kleine Besitzung zu einem Mustergut. Wenn ihm später mal die Majorate zufielen, sollte es als Vorbild dienen. Und Cläre mußte überall dabei sein. Von früh bis spät; immer an Peters Seite. Die Leute kannten es nicht mehr anders. Und doch verstumpfte ihre Gegenwart nicht zur Gewohnheit. Sie wirkte wie am ersten Tage so an jedem neuen Morgen, vertrieb Verdrießlichkeit und Trägheit und beschwingte die Stimmung der Leute, so daß sie heiter wurden und sich leicht fühlten, wie sonst nur an Feiertagen. Sie sahen, wenn sie früh zur Arbeit gingen, nicht mehr wie früher zum Himmel und sprachen nicht mehr vom Wetter, sie sahen nur noch nach den beiden Fenstern, hinter denen die Baronin schlief. Und wenn die Vorhänge alle vier Wochen mal des Morgens um sieben noch geschlossen blieben, dann ließen sie den Kopf hängen und wünschten sich kaum guten Morgen. Und wenn dann die alte Johanne, unter deren Obhut die Hunderte von Hühnern, Tauben, Enten und Gänsen standen, mit einem verdrießlichen Gesicht aus dem Hause kam und sagte: »Heut bleibt mal wieder alles in den Näpfen,« dann wußte jeder, woran er war.

Sonst ging ein Tag dahin wie der andere. Gegen sechs Uhr kehrten sie heim. Auch Werner kam um diese Zeit aus der Stadt. Sie aßen zusammen, musizierten, lasen sich vor und sprachen von tausend Dingen – nur von der Welt da draußen sprachen sie wenig.

Das aber hinderte nicht, daß »der reiche Peter« und »die schöne Baronin« auch weiterhin in aller Munde blieben.

Eines Abends fand sich unter anderen Postsachen eine Druckschrift, die eine Darstellung des Zwecks und der Erfolge des Sanatoriums war, das unter Leitung zweier amerikanischer Aerzte stand und sich allen, die mühselig und beladen waren und schwer am Leben trugen, aufs angelegentlichste empfahl. Klangvolle Namen, deren Träger hier weltentrückt ihrem Tode entgegenlebten, äußerten sich in Worten höchster Anerkennung über den in jeder Weise zweckentsprechenden Aufenthalt. Alle drei amüsierten sich köstlich über diesen verrückten Einfall.

»So ein Wahnsinn!« rief Werner. »Das ist mal wieder echt amerikanisch! Der Kirchhof der Lebenden.«

»Jedenfalls sind sie bei uns damit an die falsche Adresse geraten!« erwiderte Peter.

»Es gab Zeiten,« sagte Cläre, die den Prospekt vor sich hatte und darin blätterte, »in denen mir der Gedanke weniger verrückt erschien.«

Peter, der neben ihr auf der Chaiselongue saß, zog sie zu sich heran und hielt ihr den Mund zu:

»Seit wann wird bei uns rückwärts gedacht?« fragte er.

»Eben! eben!« stimmte Werner bei, »denken wir vorwärts! Also wie steht’s?«

Cläre wurde rot und senkte den Kopf.

»Noch immer nicht?«

Peter sagte:

»Nein!«

»Ist das sehr schlimm?« fragte Cläre im Flüstertone und lehnte sich dicht an Peter.

»Wir wollen nicht daran denken! Es gibt eben kein Glück, das vollkommen ist,« erwiderte Peter. »Und solange Ostrau keinen Erben hat . . .«

»Was ist da?« fragte Werner.

»Nun, zum mindesten sind solange die Chancen der Freiherrn von Linden die gleichen.«

»Das ist ein schwacher Trost,« sagte Werner. »Oder wärst du schon zufrieden, wenn statt eines Sohnes von dir einer deiner Vettern die Güter erbte?«

»Allerdings! – Aber das begreifst du nicht, daß ich heute mein Leben ließe, wenn ich wüßte, daß ein Linden und kein Ostrau auf den Schlössern meiner Väter sitzt.«

»Und ich? was würde dann aus mir?« fragte Cläre traurig, »wenn du dein Leben ließest?«

»Du müßtest mit mir kommen!«

Sie sah ihn an, warf sich ihm an den Hals und sagte freudig:

»Ja, Peter! ich tät’s!«

Er drückte sie an sich:

»Unsinn, Geliebte! Wir leben! und du wirst sehen: eines Tages da . . .«

Cläre hielt ihm den Mund zu:

»Nicht! nicht!« sagte sie zärtlich. »Sprich es nicht aus!« —

»Nun Cläre?« fragte Werner und öffnete den Flügel.

Sie küßte Peter noch einmal auf die Stirn; dann stand sie auf und setzte sich neben Werner.

Durch die hellen Räume klang Händels »Largo«.

*

Der alte Geheimrat saß tief in seinem Lehnstuhl und rang nach Luft.

»Daß du mich so quälst!« sagte er zu Agnes »Du siehst doch, ich leide genug.«

»Kann ich dafür, daß du dir in den Kopf gesetzt hast, hundert Jahre alt zu werden? Wenn du wie andere mit siebzig genug gehabt hättest, brauchtest du dich jetzt nicht so zu quälen«

»Was hab ich dazu getan?« fragte er.

»Dich an mir jung gehalten und mich dadurch vor der Zeit alt gemacht.«

»Ich habe mein ganzes Vermögen für dich geopfert.«

»Das ist nicht wahr, das lügst du!« schrie Agnes wütend.

Er sah sie erstaunt an.

»Wo wärst du heute ohne deine Einnahme aus er Schwindelbude? Und wer hat dich auf den Gedanken dieses Sanatoriums gebracht? – ich!«

»Du weißt, daß das kaum ausreicht, um mein Leben zu bestreiten,« erwiderte der Alte.

»Wenn du dich von den amerikanischen Hochstaplern übers Ohr hauen läßt! dumm genug!«

»Man sagt, daß du . . .«

»Wer sagt das?«

»Der Hauswart, dieser unheimliche Mensch, – wie heißt er doch gleich?«

»Otto?« – Sie hob drohend die Hand: »Der soll sich hüten! – Was sagt der?«

»Daß du mit den Amerikanern unter einer Decke steckst.«

»Unsinn! – Im übrigen, was kümmert’s dich? ob ich von dir oder von ihnen bekomme, das bleibt sich gleich.«

»Also, was willst du noch?«

»Du weißt es!«

»Ich kann den Wechsel nicht unterschreiben.«

»Warum nicht?«

»Weil ich die fünfzigtausend Mark nicht habe und sie daher am Fälligkeitstage nicht bezahlen kann.«

»Hast du dir das Papier angesehen?«

»Ja – gewiß!«

»Nu also! – In zehn Monaten – was glaubst du, wo du da bist?«

Der Alte fuhr zusammen.

»Da hast du recht!« stieß er mühsam hervor. »Daran . . . hatte ich . . . nicht gedacht!«

»Verrückte Welt! Je älter der Mensch wird, um so weniger denkt er ans Sterben.«

Der Alte holte das Papier aus der Tasche, Agnes reichte ihm einen Halter. Er unterschrieb.

»Wozu brauchst du das Geld?«

»Frage! für das Kino. Ich sage dir, der Film: ›Die schöne Baronin‹ wird eine Sensation. Jeder weiß natürlich, wer es ist und daß ich die Mutter bin. Und ich sehe aus! Wie vor zwanzig Jahren! Jeder wird glauben, sie ist es! Das gibt einen Skandal, von dem profitier ich wieder ein halbes Jahr lang.«

»Und was . . . was schildert der Film?«

»Sie kommt nicht gut weg dabei! das kannst du dir denken! Uebrigens, hat der alte Ostrau noch mal geschrieben? kommt er bestimmt?«

»Er ist schon da!«

»Wo?« fragte sie interessiert.

Der Alte wies auf die Tür:

»Da drinn.«

»Was macht er da?«

»Er verträgt keine kranken Menschen um sich. Da hat er sich da rein gesetzt.«

»Weißt du, was er von mir will?«

»Nein.«

Sie stand auf, öffnete die Tür und ging ins Nebenzimmer.

Baron von Ostrau stand auf.

»Frau Agnes Holl?« fragte er.

»Ja.«

»Bitte!«

Er bot ihr, als wäre er hier zu Hause, einen Stuhl an, den er von der Wand nahm und gegenüber seinem Sessel aufstellte. Agnes sah erst jetzt, daß er auf dem linken Bein lahmte.

»Sie sind die Mutter der Baronin von Ostrau-Linden?«

»Ja.«

»Seit der Baron sie Ihnen entführte, sind Sie ohne Verbindung mit ihr?«

»Ja.«

»Ihre Tochter hat sich Ihnen gegenüber wenig liebevoll benommen.«

»Gemein! Denken Sie . . .«

»Ich weiß,« wehrte Ostrau ab. »Jedenfalls fühlen Sie sich ihr gegenüber nicht verpflichtet?«

»Ich ihr?« – Sie lachte laut auf.

»Ist Ihnen an der Sicherstellung Ihrer Existenz gelegen?«

»Ich brauche immer Geld. Gerade in meinem Beruf als Kinokünstlerin muß man kolossal nachhelfen, wenn man sich halten will.«

»Gewiß! – und eines Tages, dann geh’s doch, trotz allen Nachhelfens, nicht mehr«

»So weit ist es mit mir noch lange nicht.«

»Das seh ich.«

»Danke!«

»Aber als kluge Frau werden Sie doch vor allem an Ihr Alter denken.«

»Nein! – Wenn ich mich nicht mehr halten kann, ist es mir gleich, was aus mir wird.«

Das stimmte nicht in Ostraus Rechnung.

»So!« sagte er. »Ich dachte, daß es Ihnen eine gewisse Sicherheit geben würde, wenn Sie wüßten, daß Sie zeitlebens eine Rente von, sagen wir mal dreißig- bis vierzigtausend Mark, hätten«

»Was soll ich dafür tun?«

»Hm! – Es ist von mir nur so ein Gedanke, über den ich mit Ihnen gern gesprochen hätte.«

»Bitte!«

»Ich weiß nicht, ob Sie den Streit kennen, in dem ich seit über zwanzig Jahren mit meinem Stiefsohn, dem Baron Peter von Linden, lebe.«

»Ich kann ihn Ihnen wörtlich hersagen.«

»Um so besser. Quintessenz ist . .«

Agnes unterbrach ihn und ahmte Peter nach:

»Der janze Witz ist der, daß die Freiherr Lindensche Linie vor der Freiherr Ostrauschen Linie ’n Sohn kriegt.«

»So ist es!« rief der Alte. Er stand jetzt auf, ballte wütend die Faust und sagte mit einer Stimme, aus der sein Haß sprach:

 

»Das muß um jeden Preis verhindert werden.«

»Wie wollen Sie das machen? Die beiden bringen Sie nicht auseinander.«

»Ich weiß es.«

»Nun also!«

»Ich habe das Gefühl, daß ich auch nach dem Tode keine Ruhe fände, wenn nicht Ostrauiches Blut auf meiner Erde herrscht.«

»Für solche Gefühle fehlt mir jeder Sinn. Aber wenn Sie so empfinden, weshalb wenden Sie sich nicht an Ihren Sohn?«

»Zwecklos!« erwiderte der Alte.

»Und Sie

Er verstand sie sofort.

»Nach dem Vertrag muß der Erbe aus einer dieser beiden Ehen stammen.«

»Und die Frau Ihres Sohnes?«

»Wird nie Mutter werden.«

»Schlimm ist das! Aber ich verstehe noch immer nicht, was ich dabei tun soll!«

»Ihre Tochter soll hübsch sein.«

»Ich kenne keine Frau, die es mit ihr aufnimmt.«

Der Alte zog ein Bild heraus und zeigte es Agnes:

»Sieht sie so aus?«

»Wie kommen Sie zu dem Bild?« fragte sie erstaunt.

»Sieht sie so aus?« wiederholte der Alte.

»Als ob ich sie vor mir sehe!« rief sie und beugte sich über das Bild. »So sah ich aus vor zwanzig Jahren! Das heißt, sie ist zarter und feiner! Sie hatte mehr Pflege in ihrer Jugend.« – Sie versank ganz in den Anblick des Bildes. »So ein Jammer!« rief sie. »Alles läge ihr heut zu Füßen! Die Männer würden um ihre Liebe und die Frauen um ihre Männer betteln.«

»Ich trage das Bild seit Wochen bei mir. Jede Stunde zieh ich es hervor und seh es mir an. Es liegt des Nachts neben meinem Bett, und wenn ich des Morgens aufstehe, ist mein erster Gedanke das Bild.«

Agnes sah ihn groß an.

»Was heißt das?« fragte sie erstaunt. »Sind Sie etwa in das Kind verliebt?«

»Nein! noch nicht, aber ich gebe mir Mühe. Und ich glaube, daß, wenn ich sie sehe . . .«

Agnes ließ kein Auge von ihm.

»Was ist dann, wenn Sie sie sehen?« fragte sie.

»Ich glaube, daß ich sie dann lieben kann. – Verstehen Sie? weil ich will!«

Agnes sperrte den Mund weit auf.

»Haben Sie mich verstanden?« fragte er.

»Es scheint.«

Er nahm ihr das Bild aus der Hand und steckte es hastig in seine Tasche.

»Können Sie mir dazu verhelfen?«

Agnes sprang auf.

»Fordern Sie!« sagte er.

»Schuft!« brüllte sie wütend. – »Glauben Sie, daß ich mein Kind für Geld verkupple?« – Sie brach plötzlich ab. Ein Gedanke schoß ihr durch den Kopf. »Ah!« rief sie. »Ich verstehe! Sie wollen . . .« Dann brach sie in helles Gelächter aus. »Der Plan ist gut! grandios! – Wenn das gelingt! Teufel ja! das wäre eine Rache!«

»Sie wissen also?«

»Sie wollen einen kleinen Ostrau in das Lindensche Nest schmuggeln!! Baron, wenn das gelingt! da zahl ich drauf.«

»Sie werden mir helfen?« fragte er und streckte ihr die Hand hin.

»Topp!« rief sie freudig und schlug ein.

*

Ein paar Tage später erhielt Peter einen Brief.

Verehrter Herr Baron,

es soll keine Bitte sein, nur eine Frage, die zu stellen ich mich für verpflichtet halte: Glauben Sie, daß Ihrer Frau daran liegt, ihre Mutter ein letztes Mal zu sehen und ihr das Sterben zu erleichtern? Dann soll sie nicht zögern. Ganz ergeben

Doktor Carl Holten.

Peter gab Cläre den Brief und sagte:

»Das mußt du selbstverständlich entscheiden.«

Cläre dachte einen Augenblick nach, dann stand sie auf und sagte:

»Ich gehe.«

»Willst du, daß ich dich begleite?«

»Nein Peter! ich danke dir.«

Er nahm sie unter den Arm und brachte sie an den Wagen. —

Eine Stunde später kam Werner nach Haus und zeigte Peter eine Notiz, die in einem der Abendblätter stand:

Die bekannte Kinoschauspielerin und ehemalige Tragödin am Neuen Theater, Agnes Holl, ist schwer erkrankt.

»Ob man Cläre das zeigt?« fragte er.

Peter sah ihn an.

»Sie ist schon bei ihr.«

Werner erschrak.

»Wie konntest du?« rief er. – »Und wenn, dann hättest du sie begleiten müssen!«

»Meinst du?« fragte Peter ängstlich.

»Ich begreif dich nicht! Wie lange ist sie fort?«

»Seit einer Stunde. – Du machst mich ganz unruhig.«

»Ich bin es auch.«

»So komm und laß sie uns holen.«

*

Eine Stunde später standen sie vor Holtens Tür. Carl, der verfallen und vernachlässigt aussah, öffnete selbst.

»Wo ist Cläre?« fragten Peter und Werner gleichzeitig.

»Sie hatte eine Ohnmacht, der Arzt war gerade da.«

»Wo ist sie?« rief Peter entsetzt.

»Sie erholte sich schnell, dann setzten wir sie in einen Wagen, und sie fuhr nach Haus.«

Ohne ein Wort weiter zu fragen, ließen sie Carl stehen und liefen die Treppe hinunter.

»Höchste Geschwindigkeit!« rief Peter dem Chauffeur zu. Und als sie in dem Wagen saßen, wiederholte sich Werner Carls Worte und wurde den Eindruck nicht los, daß sie einstudiert waren. Peter, den er nicht wiedererkannte und der vor sich hinstarrte, als wenn er mit seinen Augen das Tempo des Autos zu beschleunigen suchte, sagte er nichts, um ihn nicht noch mehr zu beunruhigen. —

Als sie nach Hans kamen, lag Cläre auf der Chaiselongue. Peter stürzte auf sie zu und rief:

»Was ist dir?«

Sie sah ihn an, schlang ihre Arme um ihn und sagte:

»Gottlob, daß du da bist!«

»Fühlst du dich krank?«

Sie schüttelte den Kopf und sagte:

»Nein! nun ist alles wieder gut.«

Sie richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar:

»Man war so raus aus dem allem,« sagte sie. – »Die Mutter lag im Bett und sah gräßlich aus. Und er,« – sie hielt sich die Hand vors Gesicht. »Wir tranken Tee – mir stand es bis da! Aber ich wollte sie doch nicht kränken und trank. Dann, glaub ich, bekam die Mutter Krämpfe. Mir wurde blau vor den Augen und ich verlor das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, mühte sich ein Arzt um mich und gab mir Tropfen, nach denen mir besser wurde. Ich brachte es nicht fertig, noch mal zu Mama und zu ihm hineinzugehen. Auch der Arzt riet ab und sagte: ›Gehen Sie nur! es regt sie nur auf!‹ Er brachte mich die Treppe hinunter, half mir in einen Wagen. – So! und nun ist mir wieder ganz gut! Und wenn Werner mir jetzt noch meinen Mozart spielt, dann denk ich überhaupt nicht mehr an die ganze Geschichte.«

Werner stand auf und ging nachdenklich zum Flügel. Er setzte sich und spielte, während Cläre in Peters Armen lag.

*

Ein paar Wochen später kam der Tag, an dem Peter und Cläre ein großes Glück widerfuhr. Der alte Arzt, der Peter schon als Knaben behütet hatte, stellte fest, daß Cläre sich in gesegneten Umständen befand. Von dieser Stunde ab gab es auf dem Gute nur noch einen Gedanken, nur noch ein Gebet. Denn Cläre trug die Hoffnung nicht wie ein Geheimnis scheu verborgen. Jeder wußte es und hoffte und sorgte sich mit ihr. Und als der große Tag kam und alle Leute in den Gutshof strömten, da sprach Peter für alle, als er heraustrat und verkündete:

»Unser Junge ist da!«

Erst gab’s einen großen Jubel, dann schüttelten sich alle die Hände, und der alte Verwalter ließ sich von ein paar kräftigen Burschen auf die Schultern heben. Er wandte sich an Peter und sprach mit lauter Stimme:

»Wir beglückwünschen den Herrn Baron und bitten, unserer Baronin zu sagen, daß wir alle sehr glücklich sind. Wir bitten ferner, den jungen Baron auf den Namen Peter zu taufen und rufen zu dürfen: Unser junger Baron Peter, er lebe hoch!«

Wie diese Leute mit ihrer Baronin empfanden, so fühlte Cläre mit ihnen. Nicht erst seit heute. Schon ehe man an das Kind dachte, hatte sie an dem Bett mancher Mutter gestanden. Mit der Erfüllung des Materiellen hielt sie ihre Pflichten gegenüber diesen Menschen, die Peter ihre beste Kraft gaben, nicht für erschöpft. Sie fühlte das Bedürfnis, dafür zu sorgen, daß Frieden und froher Sinn bei ihnen herrschte, gab sich mit jedem einzelnen Mühe und fand immer den richtigen Ton. Manch einer war verschlossen. Aber sie fand doch, und wenn es oft auch lange dauerte, den Weg zu ihm. Heute war keiner, der nicht mit seinen besten Gefühlen bei ihr war.

Als Peter mit Rücksicht auf Cläre um Ruhe bat, standen sie stumm noch eine Stunde lang vor ihren Fenstern. Und Cläre, die selig in ihrem Bette lag, fühlte deutlich ihren Herzschlag. Ihnen allen habe ich ihn geschenkt, dachte sie; und sie alle sollen ihre Freude an ihm haben.

Zweites Kapitel

Als Peter eines Tages zur Auflassung eines Grundstückes auf dem Gericht zu tun hatte, meldete der Diener den Besuch des Freiherrn Constantin v. Ostrau.

Cläre war noch im Morgenkleide und wusch gerade den kleinen Peter. Der strampelte mit Beinen und Händen und entfaltete eine Kraft, die seinen zehn Monaten alle Ehre machte.

Cläre überlegte nicht lange, sie warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel, brachte ihre Frisur, in die der kleine Peter mit den Fäustchen gefahren war, in Ordnung, wusch sich die Hände und ging in den Salon.

Constantin Baron von Ostrau verbeugte sich.

Cläre blieb wie versteinert an der Portiere stehen.

»Ich hätte etwas dringend Geschäftliches mit Ihrem Gatten,« sagte Ostrau.

»Sie . . . Sie . . . sind . . .«

»Baron Ostrau. Ich gab Ihrem Diener meine Karte.«

»Sind . . . wir . . . uns . . . vielleicht . . . schon . . . irgendwo . . .?«

»Ich entsinne mich nicht.«

Cläre klammerte sich an die Portiere.

»Haben . . . Sie . . . vielleicht . . . einen . . . Bruder?«

Der Baron schüttelte den Kopf.

»Ja . . . dann . . . weiß . . ich . . . nicht . . . aber . . .«

»Darf ich fragen, wann ich Ihren Gatten antreffen werde?«

»Ja . . . gewiß!« sagte sie benommen und außer Atem – Gegen . . . Abend – Um sechs herum.«

Baron Ostrau verbeugte sich:

»Verbindlichsten Dank!«

»Halt!« rief Cläre. »Bitte, bleiben . . Sie . . Sehen Sie mich an!«

»Ich verstehe gar nicht . . .« sagte er.

»Kennen Sie mich?«

»Ich sagte schon einmal, daß ich noch nicht den Vorzug hatte.«

Sie hielt sich die Hand an die Stirn.

»Natürlich! Verzeihen Sie! Sie sagten’s ja! – das sind die Nerven. Ich rede mir nämlich ein – aber das ist ja Unsinn – wie sollten Sie auch zu meiner Mutter – es gibt ja Aehnlichkeiten – nicht wahr? – es geschieht Ihnen gewiß häufig, daß man Sie verwechselt.«

»Ich weiß es nicht.«

»Und selbst wenn Sie es wären! was besagte das? —

Ich bekam nur im ersten Augenblick einen Schreck – und mußte an etwas denken. Jetzt ist es schon wieder vorüber.«

Der Baron wiederholte seine Verbeugung und sagte:

»Ich habe die Ehre, verehrte Frau Baronin!« dann wandte er sich zur Tür, in dessen unmittelbarer Nähe er stand.

»Einen Augenblick noch!« rief sie, als er eben die Hand auf die Klinke legte. »Es ist nur so eine Idee von mir – aber wenn Sie die Freundlichkeit hätten«, und dabei wies sie auf eine Tür, die am anderen Ende des Zimmers lag, »und da hinausgingen.«

»Aber mit Vergnügen!«

Und der Baron ging auf die bezeichnete Tür zu. Cläre ließ kein Auge von ihm. Sie heftete den Blick auf seinen Gang, fuhr sich mit dem rechten Zeigefinger nervös über das Gesicht, steckte den Kopf nach vorn, riß die Augen weit auf, ließ die Lider stehen, führte die Hand langsam vom Gesicht fort, bewegte sie zitternd auf den Baron hin, wies mit dem Zeigefinger auf sein Bein und stieß kurz und unmoduliert die Worte hervor:

»Da! – da! – da!«

Und so stand sie noch, als der Baron längst aus dem Hause war. Sie stierte vor sich hin, und ihr Finger wies noch immer die Richtung, die der Alte nahm. Und als sie unten seine Schritte hörte, unterschied sie deutlich, wie er fest den rechten Fuß aufsetzte, wie eine Pause folgte und wie dann das lahme linke Bein breit durch den Kies schlürfte.

»Aus!« sagte sie vor sich hin. »Es ist aus!«

Dann wankte sie in das Zimmer des kleinen Peter zurück. Vor der Tür blieb sie stehen.

»Es ist kaum zu merken,« hatte der Arzt der Mutter gesagt, als sie den kleinen Peter an die Wand gelehnt und zum ersten Male gesehen hatte, daß das linke Beinchen nicht ganz zur Erde reichte.

»Kann es sich noch verwachsen?« hatte sie ängstlich gefragt; und der Arzt hatte erwidert:

»Gewiß! wenn es nicht vererbt ist.«

Und darum hatte sie es bisher vor Peter verborgen. Weder er noch einer seiner Eltern und Großeltern hatte gelahmt. Und daher hoffte sie von Tag zu Tag, schickte alle Morgen das Mädchen aus dem Zimmer und stellte Messungen an. Und eines Tages schien es ihr, als wenn es besser würde. Aber schon am nächsten Tage sah sie, daß sie sich getäuscht hatte.

Und nun offenbarte es sich ihr!

 

Der Mann, dem sie bei ihrer Mutter begegnet war, das war nicht der Arzt gewesen. Das war ihr Vater! Und dies Gebrechen . . . nein! nein! sie wollte nicht weiter denken, ehe sie Gewißheit hatte.

Sie ließ die Klinke der Tür, die sie schon in der Hand hielt, los, ging nebenan in ihr Zimmer, klingelte, setzte hastig den Hut auf, warf sich den Mantel über, befahl das Auto und fuhr zu ihrer Mutter.

*

Agnes schlief noch, als Cläre die Tür aufriß, ins Zimmer stürzte, die Gardine hastig auseinanderzog und mit heller Stimme nach dem Bett hin rief:

»Wach auf!«

»Was ist?« fragte Agnes, hielt sich die Hand vor die Augen und drehte sich nach dem Fenster hin, an dem Cläre stand.

»Ich bin’s!« sagte Cläre scharf. »Bist du wach?«

»Ach du!« Sie setzte sich auf, strich sich die Haare aus dem Gesicht und fragte: »Was willst du?«

Cläre trat an ihr Bett.

»Ich will dich was fragen. Aber weich mir nicht aus!« Sie beugte sich zu ihr und sah ihr fest in die Augen.

»Was willst du wissen?« fragte Agnes.

»Wer ist mein Vater?«

»Dein Vater? – du bist verrückt!«

»Sag es!« forderte Cläre drohend.

»Ja, bist du bei Sinnen?«

»Weich mir nicht aus!« Sie faßte Agnes um die Knöchel, umspannte sie fest und war ihr so nahe, daß sich ihr Atem berührte.

»Last mich zufrieden!« rief Agnes ärgerlich. »Draußen steht er, wenn er nicht schon auf der Tour ist und Billette verkauft.«

»Das lügst du.«

»Sieh mir in die Augen! Besinn dich! Vor einem Jahre, da hast du erklärt . . .«

»Ich weiß! – das geschah in Wut. Ich hatte verspielt und mußte mich rächen auf irgendeine Art. Ihr wolltet den Alten mit euch nehmen. Ich wäre die Last gern losgeworden. Aber euch den Triumph lassen? Nein! Lieber behielt ich ihn. Und da schoß mir plötzlich der Gedanke durch den Kopf und ich sagte: Er ist nicht dein Vater! du hast dich für einen Fremden geopfert!«

»So!? – Und du meinst, das glaub ich dir?«

»Es ist so, Kind.«

»Nenn’ mich nicht Kind!« rief Cläre. – »Du bist so wenig meine Mutter wie er mein Vater ist.«

»Du bist ja toll! – Nun soll auch ich plötzlich nicht mehr deine Mutter sein?«

»Dem Gefühl nach nicht.«

»Du bist verroht.«

»Und mein Vater – soll ich es dir sagen, wer mein Vater ist?« – und dabei drückte sie Agnes in die Kissen – »Baron von Ostrau! Ich weiß es! Er war bei mir! Ich habe Beweise!«

»Was sind das für Beweise?«

»Er lahmt.«

»Ja – und?«

Agnes richtete sich voller Neugier auf.

»Und mein Kind . . .«

»Dein Kind . . .« wiederholte Agnes, und ihr Blick hing an Cläres Lippen. »Was ist mit ihm?« fragte sie atemlos und konnte die Antwort nicht erwarten.

Cläre ließ sie los und sagte:

»Lahmt auch!«

Da schnellte Agnes in die Höhe. In ihr Gesicht kam Leben. Ihre Augen glänzten.

»Es lahmt? Wirklich! es lahmt?« rief sie ganz aufgeregt.

»Kind, wenn du wüßtest, wie du mich damit glücklich machst!«

Cläre wich entsetzt ein paar Schritte zurück.

Agnes’ Augen füllten sich mit Tränen.

»Es lahmt! es lahmt!« rief sie ein über das andere Mal und rang vor Freude die Hände.

Cläre glaubte, sie sei verrückt geworden.

»Was hast du?« fragte sie.

»Gesiegt!« rief sie strahlend.

»Du gibst es also zu?«

»Was?«

»Daß dieser Ostrau . .«

»Dein Vater ist?« Sie lachte »Nein! Du kennst deine Mutter schlecht. So harmlos ist die Sache nicht! Das wäre nur ein halber Erfolg! Aber ich bin anspruchsvoll! Ich muß einen ganzen haben. Und, siehst du, daß dein Kind lahmt – du weißt es doch genau und du irrst dich nicht? – Aber nein! warum wärst du sonst hier? – Siehst du, damit hast du alles an mir gutgemacht. Nun bin ich glücklich! Und nun mag von mir aus kommen, was will.«

Cläre verstand nichts mehr.

»Willst du nicht reden?« fragte sie.

»Ich rede ja unaufhörlich. Aber du hast recht, das Wichtigste, das weißt du noch immer nicht Und da du die Mutter bist, so hast du schließlich ein Recht darauf, es zu wissen. – Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh mich das macht! Sieht man es mir nicht an? Endlich mal eine Freude!«

»Rede!« rief Cläre, der es schwarz vor den Augen wurde.

»Dazu mußt du dich setzen. – So! hierher, neben mich!«

Cläre folgte mechanisch. »Und ich setze mich zu dir.« – Sie rutschte in ihrem Bett an Cläres Stuhl heran. »So! ganz dicht! – Also höre! Daß dein Kind lahmt, sieh mal, das hat seinen guten Grund. Das ist nicht etwa von deinem Vater her! I Gott bewahre! Du bist Carls Kind, das steht ganz fest. Aber dein Kind, siehst du, der kleine Peter, weißt du, wie ihr den hättet nennen sollen? Ich will es dir sagen. – Rücke noch ein wenig näher heran, damit niemand es hört. Es könnte ja sein, da draußen sitzt dein Vater, der weiß von nichts, und den kränkt’s am Ende. – Also paß auf!« Sie beugte sich zu Cläre, legte ihren Arm um sie und flüsterte ihr ins Ohr: »Constantin müßte er heißen! Nach seinem Vater! Dem lahmen Baron!«

Dann ließ sie sie los, lachte laut auf und rutschte in die Mitte des Bettes zurück. —

Diesmal holte man wirklich einen Arzt; und der hatte Mühe, Cläre wieder zum Bewußtsein zu bringen. Es dauerte lange.

Und als Carl den Schlag ihres Autos schloß und sie zusammengefallen und verzerrt in der Ecke ihres Wagens saß, sagte er leise:

»Mein armes Kind!«

Oben aber saß Agnes mit strahlenden Augen in ihrem Bett und wiederholte sich ein um das andere Mal:

»Er lahmt! er lahmt!«

*

Gegen Abend drängten sich die Leute Kopf an Kopf im Gutshof und sahen schweigend und mit ernsten Gesichtern zu einem Fenster im ersten Stock hinauf, das hell erleuchtet war. Oben saßen sich Peter und Werner gegenüber. Keiner sprach ein Wort. Auf dem Tisch lag geöffnet ein Telegramm. Darin stand:

Bitte, bitte, beunruhigt euch nicht. Morgen früh wißt ihr alles. Ich bin mit allen meinen Gedanken bei euch und dem Kinde.

Cläre.

Das Telegramm war nachmittags um drei auf dem Postamt 7 in der Dorotheenstraße aufgegeben worden. Der Schalterbeamte entsann sich auch der jungen Dame, der er es abgenommen hatte und an der ihm Besonderes nicht aufgefallen war. Das Original, das man Peter vorlegte, machte zwar einen flüchtigen Eindruck, ließ aber sonst keine Schlüsse auf die seelische Verfassung der Absenderin ziehen.

Der Verwalter trat auf den Zehen zu Werner heran und flüsterte ihm was ins Ohr. Der nickte und gab ihm das Telegramm. Der Verwalter schloß die Fenster und ging mit dem Telegramm hinaus. Peter sah ihn gar nicht.

Er trat mit dem Telegramm auf den Gutshof und las es den Leuten, die den Atem anhielten, mit gedämpfter Stimme vor. Ein Murmeln folgte. Sie schüttelten die Köpfe und gingen auseinander.

*

Am Morgen des nächsten Tages saßen sich Peter und Werner noch wie am Abend vorher schweigend gegenüber. Gegen neun Uhr kam auf den Zehen der Verwalter und legte ihnen einen Brief auf den Tisch. Dann ging er wieder.

Peter und Werner warfen einen Blick auf die Adresse und fuhren zusammen. Dann sahen sie sich an. Werner nahm mit zitternder Hand den Brief. Peter hielt sich die Hände vors Gesicht.

»Soll ich?« fragte Werner.

Peter antwortete nicht.

Werner riß das Kuvert auf und zog eine Reihe von Zetteln heraus. Er reichte sie Peter. Peter schüttelte den Kopf. Werner legte die Zettel vor sich hin, beugte sich über den Tisch und las.

Er kam in seiner Erregung gar nicht auf den Gedanken, sie zu ordnen. Sie waren mit Bleistift geschrieben. Obenauf lag ein Zettel, darauf stand: »Nr. 4.« Die Zahl war hastig unterstrichen; und dann hieß es:

Müggelsee.

Peter! Ich bin hier hinausgefahren. Warum? wieso? – ich weiß es nicht. Aber ich denke, daß es so recht sein wird. Was ich da vor einer Stunde alles geschrieben habe, das stimmt nicht mehr. Hier draußen scheint mir schon alles anders. Ich will sehen, ob ich es schnell noch zusammen bekomme. Die dummen Gedanken, die gehen überall hin. Ich hatte schon, als ich ganz klein war, immer das Gefühl, daß ich hier draußen einmal enden müßte. Weißt du, so wie ein Zwang war das. Dabei ist es heute doch mein Wille, und ich brauchte doch gar nicht, denn ich hab nichts getan, weswegen ich mich zu schämen brauche. Aber bestimmt, war es wohl damals schon. – Jetzt lese ich alles noch einmal, aber die Buchstaben tanzen, und es scheint mir gequält und gedrechselt, weil es doch alles nicht das sagt, was ich fühle. Das wären nur Schreie! laute Schreie! – Ich glaube, daß ich jetzt ruhiger bin, wo ich alles vom Herzen habe und du es nun bald wissen wirst, was ich seit ein paar Stunden weiß. – Nur mit dem Jungen, weißt du, weil er doch hilflos ist. Vielleicht, wenn ich ihn bei mir hätte, daß ich ihn mit mir nähme. Aber so ohne ihn. Und nicht zu wissen, was aus ihm wird. Hätte ich ihn doch! Du wirst dir helfen, irgendwie – nicht wahr? Du hast auch Werner! – Und Werner auch. Denn der hat dich! Und zwei Menschen, das ist schon immer das halbe Leben. Oft auch das ganze: wie es bei uns war! – Aber er!! Wenn du nicht fühlst wie ich und ihn wegstößt, weil er doch – o Jeh! o Jeh!! – hörst du mich schreien? – Was dann? und ich bin nicht mehr da! Wo soll er hin? Womöglich zu dem? Nein! nein! dahin gehört er nicht! Ich bin seine Mutter, und ich bestimme! Nie darf er dahin! hörst du? nie! – Aber wenn du es nun doch tust? Wie soll ich es hindern? – So hilf doch, Peter! Du wolltest doch immer helfen, wenn ich in Not bin. Und nun, siehst du, bin ich so elend, wie ich es nie war. Und kann nicht einmal sterben, so bereit ich auch bin, des Jungen wegen! Ist das nicht schlimm, Peter, nicht einmal sterben dürfen? So hilf mir doch!