Za darmo

Prekäre Eheschließungen

Tekst
0
Recenzje
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

2.2.4 Haushaltsökonomie, wirtschaftliches Glück und ‚fortschreitende‘ Zeit

1

Zur grundsätzlichen Kritik der Aufklärung an der Ständerordnung: Stollberg-Rilinger, Europa, 68–93.

2

Die Paradoxie zwischen Vernunft- und Zivilisationskritik im Projekt der Aufklärung, das sich gegen ‚unten‘ und ‚oben‘ abgrenzen musste, ist an dieser Stelle nicht zu übersehen: Richtete sich die Kritik gegen ‚oben‘, wurde zivilisationskritisch argumentiert. Richtete sich das Argument gegen ‚unten‘, wurde Kritik an der Unvernunft geübt.

3

BAR B0#1000/1483#225*, Petitionen 1799/III, 113–122.

4

Würgler, Grenzen, 16–17; Böning, Traum, 265–268; Andreas Fankhauser, Probleme der Praxis, in: Berns goldene Zeit. Das 18. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. v. André Holenstein, Bern 2008, 534–540.

5

BAR B0#1000/1483#228*, Petitionen 1800/II, 99; 101.

6

An diesem Argument zeigt sich, worauf Sofia Ling und ihre Co-Autor*innen in ihrem Aufsatz hinweisen: Ehepartner arbeiteten ökonomisch gesehen an denselben Zielen. Von ihnen konnte in Bezug auf die Haushaltsführung und die anfallende Arbeit Loyalität und Unterstützung erwartet werden. Außerdem war der eheliche Stand an sich ehrenhaft und öffnete den Zugang zu neuen Verwandtschaftsnetzwerken. Ling/Hassan Jansson/Lennersand/Pihl/Ågren, Marriage, 91–92.

7

BAR B0#1000/1483#225*, Petitionen 1799/III, 113–122.

8

Die alten Bernischen Ehegerichtsordnungen sahen eine Wartezeit von zwölf Monaten im Fall der Wiederheirat von Verwitweten und Geschiedenen vor.

9

BAR B0#1000/1483#223*, Petitionen 1798/II; 1799/I, 387–396.

10

Ebd., 387–388.

11

Ebd., 73–74.

12

BAR B0#1000/1483#228*, Petitionen 1800/II, 5–6.

13

BAR B0#1000/1483#602*, Eheangelegenheiten. Gesetz über die Zulässigkeit konfessionell gemischter Ehen vom 2. August 1798 [Petitionen von Privatpersonen](1)\Gesetzliche Zulassung von Ehen zwischen Geschwisterkindern am 17. Oktober 1798 [Petitionen von Privatpersonen](2)\Beurteilung von eherechtlichen Angelegenheiten wie nicht eingehaltenen Eheversprechen, Fällen von Ehebruch, Vaterschaftsklagen und dergleichen durch die helvetischen Behörden [Petitionen und Beschwerden von Privatpersonen aus verschiedenen Kantonen] (1798–1801), 44.

14

BAR B0#1000/1483#223*, Petitionen 1798/II; 1799/I, 83–84.

15

BAR B0#1000/1483#225*, Petitionen 1799/III, 113–122.

16

BAR B0#1000/1483#224*, Petitionen 1799/II, 477–478.

17

BAR B0#1000/1483#490*, Korrespondenz, 299.

18

BAR B0#1000/1483#604*, Dispensation, 427.

19

Ebd., 439–441.

20

Ebd.

21

Ebd., 81ff.

22

Eidgenössische Nachrichten (Bern: Typographische Gesellschaft) vom 14. April 1798, Nr. XIII, S. 87, zitiert nach: Würgler, Kontinuität.

23

Würgler, Grenzen, 24.

24

Zum abstrakten Gedanken, dass der Fortschritt die Zukunft nicht erwarten kann, sondern sie beschleunigt herbeiführen will: Reinhart Koselleck, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, 10. Auflage, Frankfurt a.M. 2017, 33–35.

25

Koselleck, Einleitung, XV.

26

Ebd.

3 Strategien: Der Umgang der helvetischen Regierung mit den Ehebittschriften

1

Lukas Künzler, Politischer Wandel und personeller Wechsel in Zeiten des Umbruchs, 1795–1852, in: Berner Zeitschrift für Geschichte 79 (2017), 61–76, 65.

2

Die Angehörigen der politischen Elite der Helvetischen Republik waren laut André Holenstein Kinder der 1740er bis 1760er Jahre. Folglich wurden sie mit dem bevölkerungspolitischen Diskurs sozialisiert, den die vorgestellten Pfarrer in der Oekonomischen Gesellschaft entwickelten. Holenstein, Helvetik, 86.

3

Obwohl ein ausgesprochen nützliches Inventar des Zentralarchivs vorliegt, ist damit unmöglich von der einzelnen Petition ausgehend die dazugehörige parlamentarische oder direktoriale Urteilsdiskussion zu finden. Die Register, die die zeitgenössische helvetische Archivverwaltung produziert hat, sind in Bezug auf eine systematische Analyse der Urteilsdiskussionen zu den einzelnen Petitionen „bedingt“ oder „nicht verwendbar“ – Ausdrücke des besagten Inventars. Es hat sich deshalb bei Stichproben als außerordentlich zeitintensives Unterfangen entpuppt, konkrete parlamentarische Diskussionen aufzuspüren. Diese verliefen nach den aufgezeigten anfänglichen Grundsatzentscheiden ohnehin nach relativ homogenen Mustern ab. Aus diesen Gründen wird hier auf eine detaillierte Analyse verzichtet und auf Tendenzen verwiesen. Guido Hunziker/Andreas Fankhauser/Niklaus Bartlome (Hrsg.), Das Zentralarchiv der Helvetischen Republik, 2 Bde., Bern 1990–1992.

4

Holenstein, Helvetik, 91.

5

Sutter, Act, 188.

D Die nachhelvetische Zeit bis zur Bundesstaatsgründung (1803–1848)

1

Irène Herrmann spricht in Bezug auf die Schweizer Geschichte von „drei Wellen“. Die verfassungsgeschichtlichen Phasen Mediation und Restauration behandelt sie wie die vorliegende Arbeit als „konservative Antwort auf die Revolution“. Irène Herrmann, Zwischen Angst und Hoffnung. Eine Nation entsteht (1798–1848), in: Die Geschichte der Schweiz, hrsg. v. Georg Kreis, Basel 2014, 371–421, 371; André Holenstein hat Bern in Bezug auf die Restauration als „Speerspitze der konservativen Reaktion“ bezeichnet. André Holenstein, Nach Napoleon. Die Grossmächte retten die Schweiz, in: Nach Napoleon. Die Restauration, der Wiener Kongress und die Zukunft der Schweiz 1813–1815, hrsg. v. Tobias Kaestli, Baden 2016, 6–44, 20.

2

Daniel Flückiger, Die letzte Blüte der alten Zeit. Restauration 1815–1831, in: Berns moderne Zeit. Das 19. und 20. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. v. Peter Martig, Bern 2011, 22–24, 22.

Das Ende der Helvetik (1802/03)

1

Für ein differenziertes Bild der Ursachen: Böning, Traum, 295–303.

2

Altorfer-Ong, Staatsbildung, 10–112.

3

Fankhauser, Probleme, 534–540; Thomas Maissen, Geschichte der Schweiz, Baden 2015, 167–172.

Die Mediationsakte und Bern (1803–1813/15)

1

Thomas Maissen schreibt, Napoleon hätte den Zentralismus nicht „der schweizerischen Landesnatur“ entsprechend gefunden. Das Wort ‚Natur‘ erscheint in Anlehnung an Maissen in diesem Zusammenhang äußerst sinnvoll, weil es in dieser Zeit im gouvernementalen Diskurs darum ging, eben dieser zu folgen. Die Regierungsform musste folglich der Natur entsprechen, um Fortschritt erzeugen zu können. Maissen, Geschichte, 172.

 

2

Emil Erne, Mediation (1803–1813/15), in: Berns goldene Zeit. Das 18. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. v. André Holenstein, Bern 2008, 540–548, 540–542; Maissen, Geschichte, 172–174.

3

Erne, Zeit, 544–547.

4

Lukas Künzler nennt das Ende der Helvetik „die Stunde von Reaktionären“. Künzler, Wandel, 67.

5

Andreas Fankhauser, Art. Mediation 2009. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009798/2009-10-29/ (26.08.2021).

Die Restauration in Bern (1813/15–1830)

1

André Holenstein hat darauf aufmerksam gemacht, in welcher Weise die „Verstrickung der Schweiz mit der europäischen Mächteordnung [existenziell]“ war. Holenstein, Napoleon, 11; siehe dazu auch André Holenstein, Mitten in Europa. Verflechtung und Abgrenzung in der Schweizer Geschichte, 2. Auflage, Baden 2015.

2

Emil Erne, Von der Mediation zur Restauration (1813–1815), in: Berns goldene Zeit. Das 18. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. v. André Holenstein, Bern 2008, 548–551.

3

Junker, Helvetik, 231–236.

4

Flückiger, Blüte, 23.

Berns Regeneration (1830–1848)

1

Ebd., 24–27.

2

Ebd., 27.

3

Ebd., 28–29.

1 Normen und Debatten: Status quo ante?

1

Certeau, Kunst, 85.

Die ‚Unordnung‘ der helvetischen Ehegesetzgebung

1

StABE, B III 438, 35–40.

2

Ebd., 35–40; 42–44.

3

Dass., A II 3047. Regierungsakten; Verwaltungsabteilungen (Kollegien); Oberehegericht (1803–1830), 1.

4

Ebd., 3.

5

Ebd., 1.

6

Eheverkündigung, 826.

7

StABE, K Bern 9. Eherodel Nr. VIII (1805–1829), 1–3.

8

Wie die Paradoxie zwischen „institutional reinforcement“ und „institutional weakness“ der Obrigkeit möglich machte, ihre Macht durch persönliche Beziehungen aufrechtzuerhalten, zeigt Sandro Guzzi-Heeb an einem Fallbeispiel aus dem Wallis auf. Sandro Guzzi-Heeb, Joseph-Samuel Farinet and the ‚Modern‘ State. Banditry, Patronage and Resistance in Nineteenth-Century Valais, in: Empowering Interactions. Political Cultures and the Emergence of the State in Europe, 1300–1900, hrsg. v. Willem Pieter Blockmans/André Holenstein/Jon Mathieu, Hants, Burlington 2009, 187–201, 199.

9

Certeau, Kunst, 88.

10

Diese Argumentation der Obereherichter, die dem gedruckten Gesetz mehr Bedeutung beimisst als einem handschriftlichen Beschluss, weist auf Bürokratisierung und ein zunehmend technokratisches Justizverständnis hin. Auf diesen Umstand wird in Bezug auf die Urteilspraxis noch weiter unten eingegangen.

11

StABE, A II 3047, 9.

12

Ebd., 3.

13

StABE, B III 438, 252.

14

Damit reiht sich die Ehethematik in die allgemeine Bernische Rezeptionsgeschichte der Helvetik ein. André Holenstein, „Untergang“ und Helvetische Revolution im kollektiven Gedächtnis Berns, in: Berns goldene Zeit. Das 18. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. v. André Holenstein, Bern 2008, 526–531, 526.

15

StABE, B III 831, 225–230.

16

StABE, A II 3047, 3.

17

Ebd., 7.

18

Auch Eva Sutter weist darauf hin, dass es „immer wieder Pfarrer [gab], die Ehen trotz bestehender formeller Hindernisse kirchlich einsegneten“. Sutter, Act, 197.

19

Dieser Spur kann in der vorliegenden Arbeit nicht weiter gefolgt werden. Doch die nähere Untersuchung der (bevölkerungs)politischen Rolle der Pfarrer als gebildete Elite in Bern und ihre Stellung als naturrechtlich-demokratische Vorhut von zum Teil Zurückgesetzten würde sich sehr lohnen. Forschung, die der Spur der politischen Rolle von Geistlichen in der Zeit zwischen 1830 bis 1850 nachgeht, findet in einem SNF-Teilprojekt von Andreas Oefner an der Universität Bern statt. Seine Forschung ist Teil des Doppelprojekts Der neue Bürger und die neue Politik. Mediale Konstruktionen in Predigt und Presse in der deutschsprachigen Schweiz (1830–1850), das unter der Leitung von Prof. Dr. Joachim Eibach steht. Vgl. die Forschungsdatenbank P3 des Schweizerischen Nationalfonds: http://p3.snf.ch/project-163009 (12.05.2019). Vorarbeiten zu diesem Projekt in: Arno Haldemann, „Und in solchen Zeiten der Unruhe und des Jammers sollte die Kirche kein Wort zu sagen haben den Bürgern des Vaterlandes?“. Predigten als konfessionsübergreifendes Medium der politischen Kommunikation in der Regenerationszeit. Masterarbeit, eingereicht bei Prof. Dr. Joachim Eibach, Bern 2013.

Gemischtkonfessionelle Eheschließungen

1

Absatz 6 und 7 des Beschlusses vom 1. Februar 1804 hielten fest, dass sowohl katholische Ehen als auch interkonfessionelle Ehen von katholischen Männern vom Priester in Bern eingesegnet werden durften. Allerdings durften sie nur in der Hauptstadt und in der dazu bestimmten Kirche eingesegnet werden. Beschluss. Katholischer Gottesdienst in Bern (4. Februar 1804), in: Gesetze und Dekrete des großen und kleinen Raths des Cantons Bern, Bd. 1, hrsg. v. Staatskanzlei des Kantons Bern, 5 Bde., Bern 1805–1817, 326–330, 328–329.

2

Ebd., 326; vgl. Guggisberg, Kirchengeschichte, 575.

3

Dekret. Heyrath mit katholischen Glaubensgenossen (23. Mai 1804), in: Gesetze und Dekrete des großen und kleinen Raths des Cantons Bern, Bd. 1, hrsg. v. Staatskanzlei des Kantons Bern, 5 Bde., Bern 1805–1817, 381–382.

4

Hafner, Mischehe, 9–11.

5

StABE, B XIII 580. Eherodel über die Heiraten mit Katholischen (1804–1831); gemischte Ehen mussten laut den Be-stimmungen jeweils vom Geistlichen der Konfession des Mannes eingesegnet werden. Guggisberg, Kirchengeschichte, 575–576.

6

Guggisberg, Kirchengeschichte, 577–578; Hafner, Mischehe, 13.

7

StABE, B III 580, 15.

8

Kreisschreiben des Kleinen Raths an die fünf Lebergerbischen Herren Oberamtmänner (23. März 1821). Verkündigung und Einsegnung gemischter Ehen, in: Neue Sammlung der Gesetze und Dekrete des Großen und kleinen Raths der Stadt und Republik Bern, Bd. 3, hrsg. v. Staatskanzlei des Kantons Bern, 5 Bde. 1818–1831, 8–9.

Verwandtenehen

1

StABE, A II 3047, 6.

2

Ebd.

3

Ebd.

Verwandtenehen

4

Kreisschreiben des obern Ehegerichts an alle Chorgerichte. Weisung über das Verfahren in Matrimonial- und Vaterschafts-Angelegenheiten (20. Merz 1809), in: Gesetze und Dekrete des großen und kleinen Raths des Cantons Bern, Bd. 3, hrsg. v. Staatskanzlei des Kantons Bern, 5 Bde., Bern 1805–1817, 273–279, 274.

5

Damit verhielt sich Bern im Trend der reformierten eidgenössischen Orte. Mathieu, Kin, 213–216.

1.3 Der Versuch der Armutsbekämpfung durch Ehepolitik

1

Stefan Jäggi, Art. Pauperismus 2009. www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16091.php (26.08.2021); Erich Gruner, Die Arbeiter in der Schweiz im 19. Jahrhundert. Soziale Lage, Organisation Verhältnis zu Arbeitgeber und Staat, Bern 1968, 40–41; Regula Ludi/Sonja Matter/Tanja Rietmann, Menschen auf der Schattenseite des Lebens, in: Berns moderne Zeit. Das 19. und 20. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. v. Peter Martig, Bern 2011, 192–204, 194.

2

Zur Überlastung der traditionellen Armenfürsorge vgl. Ludi/Matter/Rietmann, Menschen, 193–194; vgl. zur traditionellen Armenfürsorge im Allgemeinen Flückiger Strebel, Wohlfahrt.

3

Pfister, Strom, 341.

4

Vgl. Fuhrmann, Volksvermehrung, 224; Matz, Pauperismus.

5

Ursula Gaillard, Art. Malthusianismus 2011. www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D17430.php (26.08.2021).

 

6

Umgekehrt lässt sich nachweisen, dass Malthus von Jean-Louis Murets statistischer Studie zur Waadt beeinflusst und sogar angetan war. Vgl. Behar, Pasteur; vgl. auch Pfister, Pfarrer, 97; zur Rezeption von Malthus in der Eidgenossenschaft, die zu Beginn in der Romandie ausgeprägter zu sein schien, vgl. Gaillard, Art. Malthusianismus.

7

Pfister, Strom, 105–106.

8

Schnegg, Illegitimität, 62–63; Pfister, Strom, 110.

9

Sutter, Act, 37–55.

10

Pfister, Strom, 103–106; 109–110. Christian Pfister kommt auf Seite 105 zum Schluss, dass die Berner Regierung mit ihren rigiden politischen Eingriffen das Wachstum der Bevölkerung zwischen 1818 und dem Krisenjahrzehnt 1846–1856 realiter einzudämmen vermochte; mit Gruners Preisschrift in den 1790er Jahren hat man in den Ausführungen zum Ancien Régime bereits eine bevölkerungspolitische Position kennengelernt, die diese Entwicklung andeutete. Gruner, Versuch. Für Österreich, insbesondere Tirol und Vorarlberg, hat sich Elisabeth Mantl eingehend mit der restriktiven Ehepolitik der Obrigkeit im 19. Jahrhundert und deren Folgen auseinandergesetzt; Mantl, Heirat. Vgl. für die süddeutschen Staaten im 19. Jahrhundert Matz, Pauperismus. Für die Schweiz im Allgemeinen vgl. Head-König, Marriages.

11

Hier wird die passive Satzkonstruktion gewählt, weil unverheiratete und daher bevormundete Frauen sich rechtlich nicht selbst in das Bürgerrecht des Mannes einkaufen konnten.

12

Gesetz über die Einzugsgelder für die Heirathen mit äußeren Weibspersonen (20. Dezember 1816), in: Neue Sammlung der Gesetze und Dekrete des Großen und kleinen Raths der Stadt und Republik Bern, Bd. 1, hrsg. v. Staatskanzlei des Kantons Bern, 5 Bde. 1818–1831, 226–230, 227.

13

Ludi/Matter/Rietmann, Menschen, 194; Martin Fuhrmann schreibt für den deutschen Kontext: „Die paternalistisch-polizeistaatliche Tradition in der deutschen Staats- und Gesellschaftslehre bekam auch auf dem Sektor der Bevölkerung angesichts der Pauperismuskrise wieder Rückenwind. Fuhrmann, Volksvermehrung, 224.

14

StABE, B III 438, 252ff. Der sogenannte ‚Geltstag‘ war das bernische Schuldbetreibungs- und Nachlassverfahren, aus dem die vergeltstagten Personen als Konkursiten hervorgehen konnten. Im Rahmen des Sinergia-Projekts ‚Doing House and Family‘ hat Eric Häusler eine Studie dazu durchgeführt, die sich der praktischen Umsetzung dieses Verfahrens widmet und damit verbunden nach sozialen Gründen für die lange Kontinuität dieser Institution sucht.

15

Ebd.

16

Ebd.

17

Ebd.

18

Sascha Muldoon, Hogarth’s ‚Gin Lane‘ and ‚Beer Street‘, in: International Journal of Surgery (London, England) 3 (2005), 159–162.

19

Christian Pfister, Eheschliessung und Ehescheidung, in: Historisch-Statistischer Atlas des Kantons Bern, 1750–1995. Umwelt, Bevölkerung, Wirtschaft, Politik, hrsg. v. Christian Pfister/Hans-Rudolf Egli, Bern 1998, 50–51; Ute Tellmann arbeitet die Bedeutung dieser Verbindung für die Bevölkerungspolitik von Malthus exemplarisch heraus, wobei sie zum Schluss kommt, dass die implizite Differenz zwischen unzivilisiertem („savage life“) und zivilisiertem Leben („civilized life“) eine koloniale ist: „Scarcity does not simply denote a situation in which there are more needs than resources. Instead, scarcity appears in this discourse as a regulatory device to generate a sense of futurity over and against the immediacy of ‚savage life‘.“ Ute Tellmann, Catastrophic Populations and the Fear of the Future. Malthus and the Genealogy of Liberal Economy, in: Theory, Culture & Society 30 (2013), 135–155, 137.

20

StABE, B III 438, 252 ff.

21

Ebd., 566–579.

22

Verordnung über die Besorgung der Armen vom 22. Christmonat 1807, in: Gesetze und Dekrete des großen und kleinen Raths des Cantons Bern, Bd. 3, hrsg. v. Staatskanzlei des Kantons Bern, 5 Bde., Bern 1805–1817, 101–109, 104–105, § 12; dieser Widerspruch erzeugte in der Gerichtspraxis durchaus Spannungen zwischen einem die Ehen fördernden und einem sie restringierenden Lager. Vgl. StABE, B III 831, 638–641.

23

Auf die Zunahme moralischer Argumente im Armutsdiskurs des 19. Jahrhunderts hat Gerrendina Gerber-Visser in ihrer Studie zu den Topographischen Beschreibungen der Oekonomischen Gesellschaft Bern hingewiesen: Gerrendina Gerber-Visser, Die Ressourcen des Landes. Der ökonomisch-patriotische Blick in den Topographischen Beschreibungen der Oekonomischen Gesellschaft Bern (1759–1855), Baden 2012, 277–278; was Olivia Hochstrasser für die geschlechterspezifische Zuspitzung der moralisierenden aufklärerischen Sozialpolitik, die ihre „Maßnahmen immer außchließlicher auf die Frauen der Unterschichten konzentrierte“, für Karlsruhe im ausgehenden 18. Jahrhundert beobachtet hat, akzentuierte sich für Bern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sogar. Olivia Hochstrasser, Armut und Liederlichkeit. Aufklärerische Sozialpolitik als Disziplinierung des weiblichen Geschlechts – das Beispiel Karlsruhe, in: Ordnung, Politik und Geselligkeit der Geschlechter im 18. Jahrhundert, hrsg. v. Ulrike Weckel/Claudia Opitz/Brigitte Tolkemitt/Olivia Hochstrasser, Göttingen 1998, 323–343, 323.

24

Hochstrasser, Armut, 343.

25

StABE, B III 438, 252 ff.

26

Ebd.

27

Jeremias Gotthelf, Die Armennot (1825), in: Sämtliche Werke, Bd. 15, hrsg. v. Rudolf Hunziker/Hans Bloesch/Kurt Guggisberg/Kurt Junker, 24 Bde., Erlenbach, Zürich 1911–1977, 83–286, 115.

28

Malthus schrieb: „Wenn ein allgemeiner Sittenverfall bei den Frauen aller Klassen der Gesellschaft durchdringt, so werden dessen notwendige Folgen sein, dass die Quellen des häuslichen Glückes vergiftet, die eheliche und elterliche Liebe geschwächt, und die vereinten Anstrengungen und der Eifer der Eltern in der Pflege und Erziehung ihrer Kinder vermindert werden, – Folgen, die nicht um sich greifen können ohne eine entschiedene Abnahme der allgemeinen Wohlfahrt und der Tugend der Gesellschaft, zumal da die Notwendigkeit allerhand Liebeshändel kunstvoll einzuleiten und durchzuführen und ihre Folgen zu verheimlichen, unbedingt zu vielen andern Lastern führt.“ Malthus, Bevölkerungsgesetz, 24–25.

29

Gotthelf, Armennot, 113.

30

Ebd., 113–114.

31

Ebd., 114.

32

Ebd.

33

Ebd., 115.

34

Ebd., 116; zur Krankheitsmetapher in Bezug auf die Armut Ludi/Matter/Rietmann, Menschen, 194.

35

Gerber-Visser, Ressourcen, 254.

36

Ludi/Matter/Rietmann, Menschen, 194–195; Sutter, Act, 199–200.

37

Ludi/Matter/Rietmann, Menschen, 193; Ludi, Frauenarmut; vgl. zur Geschlechtsspezifizität der Armut und der Verbindung von weiblicher Armut mit sexuellen Ausschweifungen im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert außerdem Claudia Opitz, „Ueber Armuth, Betteley und Wohltätigkeit“. Armut und Armutsbekämpfung im Zeitalter von Aufklärung, Helvetik und Restauration, in: Armut und Fürsorge in Basel. Armutspolitik vom 13. Jahrhundert bis heute, hrsg. v. Josef Mooser/Simon Wenger, Basel 2011, 73–100, 94.

38

StABE, B III 438, 518–523.

39

Ludi, Frauenarmut.

40

StABE, A II 4474. Bittschriften des Landes (1830), No.28; 29; 31; 34; 36; 37; 40; 44; 49.

41

StABE, B III 438, 566–579.

42

Ebd., 578.

43

Matz, Pauperismus, 30.

44

Gerber-Visser, Ressourcen, 244.

45

Gruner, Arbeiter, 41.

46

Gerrendina Gerber-Visser definiert die sogenannten ‚Topographischen Beschreibungen‘ als ökonomische Landesbeschreibungen mit einem Schwerpunkt auf der Landwirtschaft. Die Gelehrtengesellschaft wollte sich damit ein Bild vom Zustand der Berner Landwirtschaft machen. Die Beschreibungen wurden seit der Gründung bis weit in das 19. Jahrhundert angefertigt. Gerber-Visser, Ressourcen, 13.

47

Sutter, Act, 199.

48

Gruner, Arbeiter, 41.

49

Lukas Künzler, Die Armennoth. Eine sozialpolitische Streitschrift, in: Berner Zeitschrift für Geschichte 76 (2014), 95–105, hier 97.

50

Vgl. Register der Veröffentlichungen der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft 1810–1893, hrsg. v. der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), Zürich 1894.

51

Beatrice Schumacher, Art. Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft 2011. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016451/2011-10-27/ (26.08.2021).

52

Sutter, Act, 199.