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Prekäre Eheschließungen

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1.4 Von der Angst vor der Entvölkerung zur Angst vor der Überbevölkerung

1

Wyss, Reformprogramm, 29.

2

Karin Marti-Weissenbach, Art. Albrecht Stapfer 2012. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026174/2012-02-28/ (26.08.2021).

3

Stapfer, Auferziehung, 98.

4

Ebd.

5

Ebd.

6

Ebd.

7

Ebd.

8

Ebd; zur aufklärerischen Kritik an den Ritualen der Eheanbahnung, die vor allem in der ländlichen Kultur ihren festen Platz hatten, kommt die Arbeit in Teil B noch ausführlicher zu sprechen. Spezifisch für Bern war der sogenannte ‚Kiltgang‘. Dieser wird beschrieben in: Christian Rubi, Liebstes Herz, ich bitte dich! Liebeszeichen und Verlobungsbräuche im Bernerland, Wabern 1969, 72–79; vgl. außerdem allgemein zu ländlichen Eheanbahnungsritualen Lischka, Liebe.

9

Stapfer, Auferziehung, 99.

10

Ebd.

11

Ebd., 96.

12

Pfister, Strom, 97; 152.

13

Wyss, Reformprogramm, 148.

14

Christian Pfister, Sterblichkeitskrisen 1750–1918, in: Historisch-Statistischer Atlas des Kantons Bern, 1750–1995. Umwelt, Bevölkerung, Wirtschaft, Politik, hrsg. v. Christian Pfister/Hans-Rudolf Egli, Bern 1998, 56–57.

15

Braun, Ancien Régime, 54–55.

16

Karl Ludwig von Haller zitiert nach: Wyss, Reformprogramm, 150.

17

Fuhrmann, Volksvermehrung, 129.

18

Martin Fuhrmann schreibt von einer „liberalen Wende“ um 1790, im Zuge derer der Rückzug des Staates aus der Bevölkerungspolitik gefordert wurde. Sie ging einher mit einer „Absage an eine direkte Eheförderung“; ebd., 128–205. Die Zitate sind Titel von Unterkapiteln auf den Seiten 128 und 203.

1.5 Die letzte total revidierte Ehegesetzordnung unter dem Ancien Régime (1787)

1

Bickel irrt sich in seinem undifferenzierten Urteil, wenn er pauschalisierend zum Schluss kommt, dass die Bevölkerungstheoretiker der alten Eidgenossenschaft in ihren Ansichten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts generell von der gesetzlich konkretisierten Bevölkerungspolitik der Kantonsregierungen des Ancien Régime abwichen. Bickel, Bevölkerungsgeschichte, 35.

2

Ehegerichts-satzung für die stadt Bern und dero lande (25. Januar 1787), in: Die Rechtsquellen des Kantons Bern, 1. Teil: Stadtrechte. Bd. VI, 2: Staat und Kirche, hrsg. v. Hermann Rennefahrt, Aarau 1961, 794–825, 794.

3

Ebd.

4

Vgl. Eva Sutter, Illegitimität und Armut im 19. Jahrhundert. Ledige Mütter zwischen Not und Norm, in: Armut in der Schweiz (17.–20. Jh.). La pauvreté en Suisse (17e–20e s.), hrsg. v. Anne-Lise Head-König/Brigitte Schnegg, Zürich 1989, 43–54, 44–45.

5

Denn wie Schmidt bemerkt, perpetuierte die Industrialisierung und die damit einhergehende Ökonomisierung die „außerhäusliche Tätigkeit“ der Jugendlichen und entzog jene damit „der ständigen Aufsicht der Eltern“. Gleichzeitig wurde ihre Arbeit, „z.B. in der Heimindustrie“ zunehmend „gleichwertig“ mit jener des Hausvaters, was dessen Autorität diminuierte. Schmidt, Dorf, 182–183.

6

Ehegerichtssatzung 1787, 794.

7

Ebd., 795. Für eine Aufstellung über die Entwicklung des Ehemündigkeitsalters in Bern vgl. Schmidt, Dorf, S. 196, Fussnote 140.

8

Ehegerichtssatzung 1787, 795.

9

Chorgerichtssatzung 1743, 762.

10

Ehegerichtssatzung 1787, 794.

Die verzögerte Ausschreibung der Preisfrage

1

Wyss, Reformprogramm, 148.

2

Karl Ludwig Haller, Vorrede, in: Neueste Sammlung von Abhandlungen und Beobachtungen, hrgs. v. der Oekonomischen Gesellschaft in Bern (1796), 3–27, 15–16.

3

Wyss/Gerber-Visser, Formen.

4

Carl Wyss, Gottlieb Gruner. Ein Lebensbild, in: Berner Taschenbuch 7 (1858), 1–18

5

Wyss, Reformprogramm, 149; Luc Lienhard, Art. Gottlieb Gruner 2006. www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D32019.php (26.08.2021).

6

Gottlieb Sigmund Gruner, Versuch einer Preisschrift über die von E. Löbl. ökon. Gesellschaft ausgeschriebene Frage. In wiefern ist die zunehmende Bevölkerung für den Canton Bern und die verschiedenen Distrikte desselben vortheilhaft oder nachtheilig? Gekrönt den 18. April 1792, in: Neueste Sammlung von Abhandlungen und Beobachtungen, herausgegeben von der Oekonomischen Gesellschaft in Bern (1796), 304–390, 308.

7

Ebd., 309–313.

8

Ebd., 318. Damit erscheint Gruner als quasi Vorbote jener „Politiker, Bevölkerungstheoretiker und Geistliche[n]“, auf die Elisabeth Mantel in ihrer Studie zu den obrigkeitlichen Heiratsbeschränkungen im 19. Jahrhundert referenziert. Diese sahen in der zunehmenden Bedeutung der Erwerbsarbeit in Gewerbe und Industrie ebenfalls die Ursache für Massenarmut und Überbevölkerung sowie die Veränderungen im Sexual- und Heiratsverhalten der Bevölkerung, vgl. Elisabeth Mantl, Heirat als Privileg. Obrigkeitliche Heiratsbeschränkungen in Tirol und Vorarlberg 1820 bis 1920. Diss. an der Universität Bielefeld, Wien 1997, 9.

Die verzögerte Ausschreibung der Preisfrage

9

Gruner, Versuch, 340; zu den Anfängen der Begriffsverwendung vgl. Ruedi Brassel-Moser, Art. Klassengesellschaft 2012. www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D15984.php (26.08.2021).

10

Gruner, Versuch, 329.

11

Ebd., 348; vgl. zudem Wyss, Reformprogramm, 149.

12

Gruner, Versuch, 346–347.

13

Ebd., 317.

14

Ebd., 316.

15

Ebd., 331. Darin gleicht Gruners rund 30 Jahre jüngere Argumentation den Ausführungen des Lustenauer Pfarrers, die Mantl ihrer Studie voranstellt, vgl. Mantl, Heirat, 9.

 

16

Vgl. zur Verkquickung von Armut und Verstößen gegen die Sexualmoral Regula Ludi, Frauenarmut und weibliche Devianz um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Kanton Bern, in: Armut in der Schweiz (17.–20. Jh.). La pauvreté en Suisse (17e–20e s.), hrsg. v. Anne-Lise Head-König/Brigitte Schnegg, Zürich 1989, 19–32, 29–32. Diese Verbindung prägte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch stärker aus, wie im weiteren Verlauf der Arbeit noch zu zeigen sein wird.

17

Insofern entwarf Gruner in seinem Text eine „Form der Regulierung“, in der „Prekarität selbst zu einem Regime geworden [war]“. Deshalb stellt sich auch hier wieder die Frage, wie neu diese Form der Regierung der Bevölkerung tatsächlich ist, die von vielen Sozialwissenschaftler*innen gemeinhin als vollkommen neue Erscheinung des 21. Jahrhunderts proklamiert wird. Meines Erachtens ist „diese [angeblich so] besondere Macht“ bereits in der Bevölkerungstheorie und -politik des Physiokraten angelegt. In den Worten Butlers ausgedrückt, war das Ziel von Gruner ebenso „die Herstellung des Bedürfnisses nach Sicherheit als einem ultimativen politischen Ideal“. Butler, Vorwort, 7–9.

18

Gruner, Versuch, 315.

2.1 Soziale Vielfalt heiratswilliger AkteurInnen

1

Alexandra Lutz, Ehepaare vor Gericht. Konflikte und Lebenswelten in der frühen Neuzeit, Frankfurt a.M., New York 2006, 107–127.

2

Richard van Dülmen schreibt in diesem Sinn: „Zweifellos strebte fast jeder Mann und jede Frau in der [F]rühen Neuzeit eine Verheiratung an […].“ Van Dülmen (Hrsg.), Kultur, 134; vgl. ebenso Wunder, Sonn‘, 92.

3

Lutz, Ehepaare, 107–110. Die in den Runden Klammern angegebene Ziffer hinter dem Prozentsatz entspricht in der gesamten Arbeit jeweils der absoluten Zahl. Die Prozentzahlen sind jeweils arithmetisch gerundet.

4

In dieser Arbeit wird ‚Subalternität‘ als weitgefasster Begriff verwendet. Unter subalternen AkteurInnen oder Subalternen werden hier Menschen verstanden, denen der Zugang zu Rechten und Privilegien, also zur hegemoniellen Ordnung, verwehrt bleiben konnte. Insofern drohten allen hier untersuchten AkteurInnen in die Subalternität zu fallen, wenn ihnen die Eheschließung verweigert wurde.

5

Es steht hier ‚mindestens‘, weil es in diesen sechs Fällen aufgrund der Bezeichnung der Betroffenen klar wird, dass sie Burger von Bern waren. Vielfach ist keine Bezeichnung oder kein Titel erwähnt, weshalb nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich dabei nicht auch um jemanden mit Burgerrechten handelte.

6

André Holenstein, Art. Ewige Einwohner 2014. www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D28679.php (26.08.2021).

7

StABE, B III 824, 527–539; StABE, B III 826, 80–82; 582–590; StABE, B III 827, 159–170; StABE, B III 829, 83–85; 580–583; StABE, B III 830, 483–491.

8

StABE, B III 826, 412–414; StABE, B III 824, 207–217.

9

StABE, B III 830, 627–634.

10

StABE, B III 829, 376–378; StABE, B III 830, 368–372.

11

StABE, B III 824, 20–51.

12

StABE, B III 826, 80–82; StABE, B III 826, 552–557; StABE, B III 827, 159–170.

13

StABE, B III 826, 97–100.

14

StABE, B III 824, 233–238.

15

StABE, B III 829, 96–99.

16

StABE, B III 826, 447–451. Durch Lohstampfen wurde aus Baumrinde jene Essenz gewonnen, die zum Gerben von Leder eingesetzt wurde.

17

StABE, B III 830, 492–507.

18

Ebd., 83–86.

19

Ebd., 106–107.

20

StABE, B III 829, 434–437; StABE, B III 830, 627–634.

21

StABE, B III 827, 298–303; StABE, B III 830, 368–372.

22

StABE, B III 826, 670–673.

23

Ebd., 142–145.

24

StABE, B III 824, 207–217.

25

StABE, B III 830, 483–491.

26

StABE, B III 826, 582–590; StABE, B III 827, 159–170.

27

StABE, B III 824, 20–51; StABE, B III 824, 316–321.

28

StABE, B III 830, 368–372.

29

StABE, B III 826, 80–82.

30

StABE, B III 827, 159–170.

31

StABE, B III 824, 233–238.

32

StABE, B III 830, 106–107.

33

StABE, B III 824, 316–321.

34

StABE, B III 827, 298–303.

35

StABE, B III 826, 225–231.

36

StABE, B III 829, 485–487.

37

Holenstein, Beschleunigung, 312.

38

Eibach, Gleichheit, 489.

2.2 Opponierende Parteien: Väter und Verwandte

1

Damit zeigen die Ehegerichtsfälle gewisse Parallelen mit den durch Michel Foucaults und Arlette Farges Analyse bekannt gewordenen ‚Lettres de cachet‘ auf. Auch die vorliegenden Quellen zeichnen nicht den obrigkeitlichen „Groll“ auf, sondern vor allem die „Leidenschaften […], in deren Mittelpunkt familiäre Beziehungen stehen“. Arlette Farge/Michel Foucault, Familiäre Konflikte. Die „Lettres de cachet“ aus den Archiven der Bastille im 18. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1989, 10.

2

StABE, B III 824, 202–206; 390–391.

3

Dinges, Justiznutzungen; Schwerhoff, Kriminalitätsforschung, 108–109.

4

Vgl. Martin Ingram, Charivari and Shame Punishments. Folk Justice and State Justice in Early Modern England, in: Social Control in Europe, hrsg. v. Herman Roodenburg, Columbus 2004, 288–308, 305; Hermann Heidrich, Grenzübergänge. Das Haus und die Volkskultur in der frühen Neuzeit, in: Kultur der einfachen Leute. Bayerisches Volksleben vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, hrsg. v. Richard van Dülmen, München 1983, 17–41, 25; Schwerhoff, Kriminalitätsforschung, 81–82.

5

StABE, B III 824, 515–520.

6

Vgl. zur Stufenabfolge frühneuzeitlicher Konfliktregulierung Eduard Hoffmann-Krayer, Knabenschaften und Volksjustiz in der Schweiz, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 8 (1904), 81–99; 161–178, 88–99; 161–178; vgl. außerdem Schmidt-Voges, Mikropolitiken, 280–309.

7

Vgl. zu den verschiedenen Formen kommunaler Rügepraktiken Haldemann, Haus.

8

Schmidt-Voges, Mikropolitiken, 31-37; Julia Günther, Nachbarschaft und nachbarschaftliche Beziehungen, in: Handbuch Persönliche Beziehungen, hrsg. v. Karl Lenz/Frank Nestmann, Weinheim 2009, 445–463, 447–448.

9

Vgl. zu dem Nexus zwischen Ehe und Ehre in der zeitgenössischen Ehekonzeption in der Quelle von Stapfer, Auferziehung, 98–100; zu der Beziehung von Ehre und Ehe aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive vgl. Susanna Burghartz, Geschlecht – Körper – Ehre. Überlegungen zur weiblichen Ehre in der frühen Neuzeit am Beispiel der Basler Ehegerichtsprotokolle, in: Verletzte Ehre. Ehrkonflike in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, hrsg. v. Klaus Schreiner/Gerd Schwerhoff, Köln 1995, 214–234; zum Konzept der Ehre im Allgemeinen vgl. den klaren Überblick von Cottier, Gewalt, 32–35; vgl. außerdem den Text von Klaus Schreiner/Gerd Schwerhoff, Verletzte Ehre in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, in: Verletzte Ehre. Ehrkonflike in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, hrsg. v. Klaus Schreiner/Gerd Schwerhoff, Köln 1995, 1–28.

10

Jon Mathieu, Kin Marriages. Trends and Interpretations from the Swiss Example, in: Kinship in Europe. Approaches to Long-Term Developments (1300–1900), hrsg. v. David Warren Sabean/Simon Teuscher/Jon Mathieu, New York 2007, 211–230, 211; David Warren Sabean, Social Background to Veterlewirtschaft. Kinship in Neckarhausen, in: Frühe Neuzeit – frühe Moderne? Forschungen zur Vielschichtigkeit von Übergangsprozessen, hrsg. v. Rudolf Vierhaus, Göttingen 1992, 113–132.

11

Sabean, Background, 116.

12

 

Vgl. zum spezifischen Gepräge der bernischen Zunftgesellschaften Daniel Schläppi, Die Zunftgesellschaft zu Schmieden in Bern zwischen Tradition und Moderne. Sozial-, struktur- und kulturgeschichtliche Aspekte von der Helvetik bis ins ausgehende 20. Jahrhundert, Bern 2001, 39–46. Die Gesellschaften waren gegen Ende des 18. Jahrhunderts „keine Handwerkszünfte im eigentlichen Sinne mehr“, sondern wurden zu einer Art „moderner Verwaltungseinheiten“ der aristokratischen Familien von Bern; im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts stießen die kirchlichen Fürsorgeeinrichtungen des Armenwesens an ihre Grenzen. Durch die Bettelordnung von 1676 kam es zu einer Reorganisation desselben, indem den Dorfgemeinden auf dem Land und den Zünften bzw. eben Gesellschaften in den Städten das Armenwesen überantwortet wurde, vgl. Capitani, Art. Regiment.

13

StABE, B III 829, 91–93.

14

Inken Schmidt-Voges, Einführung. Interaktion und soziale Umwelt, in: Das Haus in der Geschichte Europas. Ein Handbuch, hrsg. v. Joachim Eibach/Inken Schmidt-Voges, Berlin 2015, 411–416, 413.

15

Ebd.

16

Das sozialwissenschaftliche Modell findet seine Entsprechung in der patriarchalen Idealvorstellung, dass der Mann als Alleinversorger der Familie fungierte, während die Frau für die in dieser Auffassung weniger wichtigen häuslichen Tätigkeiten zuständig war. Dass die Grundsätze des Modells aber nicht zwangsläufig der frühneuzeitlichen Haushaltspraxis von Ehepaaren entsprachen, haben Mitglieder des Gender and Work Research Project der Universität Uppsala mit einem praxeologischen Ansatz unlängst gezeigt, vgl. Ling/Hassan Jansson/Lennersand/Pihl/Ågren, Marriage; vgl. außerdem den Aufsatz, der dieselbe Stoßrichtung hat, von Wunder, Arbeit.

17

Vgl. Guzzi-Heeb, Verwandtschaftsgeschichte, 117.

18

Elizabeth S. Cohen, Honor and Gender in the Streets of Early Modern Rome, in: The Journal of Interdisciplinary History 22 (1992), 597–625.

19

StABE, B III 829, 569–571.

20

Ebd., 272–277.

2.3.1 Hartnäckiger Eigensinn

1

Lüdtke, Einleitung, 11.

2

Ebd., 10. Im weiteren Verlauf des Kapitels wird noch zu zeigen sein, dass sich der hier untersuchte Eigensinn besonders gegen Gleiche behaupten musste und dazu Allianzen mit ‚oben‘ suchte.

3

Ebd., 14.

4

Ebd.

5

Ebd.

6

Ebd., 9–10.

7

StABE, B III 826, 582–590.

8

Ebd.

9

Ebd.

10

Ebd.

11

Ebd.

12

Chorgerichtssatzung 1743, 763.

13

StABE, B III 826, 582–590.

14

Ebd.

15

Ebd.

16

Ebd.

17

Lüdtke, Einleitung, 10.

18

Lanzinger, Liebe, 169.

19

Ebd., 163.

20

Lanzinger, Verwandtschaft, 13.

21

Davon zeugt auch die Studie von Eva Sutter, die schreibt, dass die erfolgreiche Durchsetzung gesetzeswidriger Eheverbindungen in der ‚Strategie‘ von anhaltendem Ungehorsam, der zur „Zermürbung“ des Ehegerichts führte, begründet lag. Sutter, Act, 196–197.

22

Lanzinger, Liebe, 169.

23

StABE, B III 824, 92–99.

24

Ebd.

25

Damit zeigte Anna Heller ein ähnliches Verhalten vor Gericht, wie die von Loraine Chappuis untersuchten Mütter illegitim gezeugter Kinder vor dem Genfer Konsistorium im 18. Jahrhundert. In ihrem Artikel hält die Historikerin fest, dass es in der reformierten Stadt einige Frauen gab, die es vorzogen, ein illegitimes Kind aufzuziehen, anstatt eine erzwungene Heirat mit dem angeblichen Kindsvater einzugehen; Loraine Chappuis, Unwed mothers and their illegitimate children in 18th-century Geneva, in: The History of the Family 26 (2021), 29–50 Allerdings forderte Heller im Unterschied zu den von Chappuis beschriebenen Fällen sehr selbstbewusst, dass der Vater, trotz der Angebotenen Ehe, für die Versorgung und Erziehung des Kinder aufkommen solle.

26

Das zusammengesetzte deutsche Wort „Wiedergutmachungsehe“ entspricht dem französischen Ausdruck „marriage de réparation“. Ausführlich beschreibt diesen Regelfall bei vorehelichen Sexualbeziehungen vor Gericht Liliane Mottu-Weber, „Paillardises“, „anticipation“ et mariage de réparation à Genève au XVIIIe siècle. Le point de vue du Consistoire, des pères de famille et des juristes, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 52 (2002), 430–447.

27

Der bernischen Gerichtssatzung zufolge standen bis 1761 Verheiratete und Witwen eigentlich unter ‚Geschlechtsvormundschaft‘. Für volljährige Ledige fehlte in der Eidgenossenschaft aber vielerorts lange Zeit und zum Teil bis ins 19. Jahrhundert eine systematische Rechtslehre. Darauf hat Annamaria Ryter spezifisch für Basel hingewiesen. Vormundschaft wurde von Akteurinnen immer wieder situationsspezifisch und im Widerspruch zum Gesetzgeber interpretiert. Auch für Bern darf angenommen werden, dass die gesetzlichen Bestimmungen der Vogtsordnungen durch die Frauen konstant herausgefordert wurden. Das tat wohl auch Anna Heller. Annamarie Ryter, Als Weibsbild bevogtet. Zum Alltag von Frauen im 19. Jahrhundert, Geschlechtsvormundschaft und Ehebeschränkungen im Kanton Basel-Landschaft, Liestal 1994, 50–51; 1762 änderte sich allerdings das Gesetz. Danach unterstanden auch volljährige Ledige der Geschlechtervormundschaft. Also hätte Anna Heller wenige Jahre später den beanspruchten Spielraum nicht mehr besessen. Sie hätte nicht ohne männlichen Vormund vor dem Oberchorgericht auftreten können. Vgl. Erneuerte Gerichts-Satzung vor Die Stadt Bern, Und Derselben Teutsche Städte und Landschaften. Erster Theil Der Gerichts-Satzung, Bern 1762; vgl. bezüglich weiblichen Handlungsräumen in Fragen der Bevogtung in der Praxis auch David Warren Sabean, Allianzen und Listen. Die Geschlechtsvormundschaft im 18. und 19. Jahrhundert, in: Frauen in der Geschichte des Rechts. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, hrsg. v. Ute Gerhard, Sonderausg., München 1997, 460–479.

28

Gesa Ingendahl, Witwen in der Frühen Neuzeit. Eine kulturhistorische Studie, Frankfurt a.M. 2006, 210–213. Sie verweist explizit darauf, dass es „in der gewohnheitlichen Rechtspraxis verankert“ war, sich als Frau und speziell als Witwe freiwillig einen männlichen Beistand zu nehmen. Das hatte nicht zuletzt darin seinen Grund, dass sich Frauen mit einer männlichen Vertretung bessere Erfolgschancen vor Gericht ausrechneten. Den Männern wurde in der patriarchalen Ordnung gemeinhin mehr Autorität zugebilligt, weil sie für kompetenter und glaubwürdiger gehalten wurden.

29

StABE, B III 824, 92–99.

30

Certeau, Kunst, 15.

31

StABE, B III 824, 92–99.

32

Coontz, Marriage, 9.