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Prekäre Eheschließungen

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4 Aufbau und Gliederung

1

Die angesprochenen Veränderungen werden jeweils in den entsprechenden Teil erläutert.

2

Certeau, Kunst, 89.

3

Ebd., 20.

4

Ebd., 21. Auch wenn sich Michel de Certeau mit der Untersuchung zum alltäglichen Handeln in seiner eigenen Gegenwart aufgehalten hat, darf der Anfang des ‚technokratischen Ausbaus‘ der hier mit einer Intensivierung der staatlichen Verwaltungstätigkeit und damit einhergehenden Zunahme von Gesetzen und Verordnungen gleichgesetzt wird, für Bern getrost im hier untersuchten Zeitraum angenommen werden. Denn im 18. und 19. Jahrhundert nahm die Verwaltungstätigkeit durch die Regierung in Bern massiv zu und produzierte eine Vielzahl neuer schriftlicher Quellen. Auch die statistische Erfassung der Bevölkerung, die die wesentliche Grundlage zu ihrer technischen Verwaltung wurde, hatte in Bern ihren Ursprung im hier thematisierten Untersuchungszeitraum. Darauf wird im ersten Hauptteil zum Ancien Régime ausführlich eingegangen.

5

Ebd., 95.

6

Der Ausdruck „Prekarier“ wurde dem Sammelband von Robert Castel/Klaus Dörre (Hrsg.), Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung. Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts, Frankfurt a.M. 2009 entliehen. Er bezeichnet im Verständnis der dort versammelten Autor*innen ganz allgemein „Menschen in prekären Lebenslagen“. Michael Behr, Zur Einführung, in: Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung. Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts, dies., Frankfurt a.M. 2009, 171–174, 171.

7

Certeau, Kunst, 59.

8

Ebd.

9

Ebd., 25.

10

Ebd., 87–88.

11

Margareth Lanzinger hat in Bezug auf die Verwaltung von Verwandtenehen in der Neuzeit darauf aufmerksam gemacht, wie selten die „politisch-administrativ-institutionelle Seite“ von der Forschung miteinbezogen worden ist. Die vorliegende Arbeit teilt die Meinung, dass gerade durch diesen Einbezug „Prozesse der Integration“ zwischen sich ausdifferenzierendem Staat, lokalen Gemeinschaften und Subjekten in den Blick der Forschung geraten. Lanzinger, Verwandtschaft, 27–28.

B Das ausgehende Ancien Régime (1742–1798)

1

Für einen gesamteidgenössischen Überblick vgl. Siffert, Verlobung.

Reformatorische Vorgeschichte

1

Es ist unerlässlich, im Rahmen dieses Unterkapitels den Kontext über die Grenzen Berns hinaus zu öffnen, da das anfängliche reformatorische Epizentrum in der Eidgenossenschaft eindeutig in Zürich lag.

2

Zu den reformatorischen Entwicklungen in Bern von den ersten Regungen zur institutionellen Etablierung mit dem Reformationsmandat vgl. Guggisberg, Kirchengeschichte, 55–132; Martin Sallmann, The Reformation in Bern, in: A Companion to the Swiss Reformation, hrsg. v. Amy Nelson Burnett/Emidio Campi, Leiden, Boston 2016, 126–169.

3

In den Gemeinen Herrschaften, die zum Teil mit katholischen Bündnispartnern verwaltet wurden, war die Situation etwas komplizierter. Diese Gebiete finden allerdings aufgrund der untersuchten Quellen keine Berücksichtigung.

4

Bruce Gordon, The Swiss Reformation, Manchester, New York 2008, 101–107; vgl. zu den Folgen der Reformation für die Matrimonialgerichtsbarkeit auch Lischka, Liebe, 29–30; zum Verhältnis von Kirche und Staat in Bezug auf die Ehegerichtsbarkeit in den reformierten Ständen der Eidgenossenschaft vgl. Pius Hafner, Die Mischehe und deren Scheidung kraft Bundesrecht im ersten Bundesstaat (1848–1874), in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 73 (1979), 1–168, 2–3.

5

Ludwig Schmugge, Ehen vor Gericht. Paare der Renaissance vor dem Papst, Berlin 2008, 9.

6

Dagmar C. G. Lorenz (Hrsg.), Vom ehelichen Leben und andere Schriften über die Ehe, Nachdr., Stuttgart 2006, 13.

7

Artickel und satzung, die ee beträffend (17. Mai 1529), in: Die Rechtsquellen des Kantons Bern, 1. Teil: Stadtrechte. Bd. VI, 1; Staat und Kirche, hrsg. v. Hermann Rennefahrt, Aarau 1960, 381–389.

8

Heinrich Richard Schmidt, Dorf und Religion. Reformierte Sittenzucht in Berner Landgemeinden der Frühen Neuzeit, Stuttgart, New York 1995, 254.

9

Danièle Tosato-Rigo/Nicole Staremberg Goy, Avant-propos, in: Sous l’œil du consistoire. Sources consistoriales et histoire du contrôle social sous L’Ancien Régime, hrsg. v. Danièle Tosato-Rigo/Nicole Staremberg Goy, Lausanne 2004, 5–9, 5; Burghartz, Zeiten.

10

Diese Meinung vertrat zuletzt Susanna Burghartz, Competing Logics of Public Order. Matrimony and the Fight Against Illicit Sexuality in Germany and Switzerland from the Sixteenth to the Eighteenth Century, in: Marriage in Europe, 1400–1800, hrsg. v. Silvana Seidel Menchi, Toronto, Buffalo, London 2016, 176–200, 186. Sie schreibt: „[…] in the course of the sixteenth, the seventeenth, and the eighteenth century, increasing and visible discrepancies between authorities‘ aims and social needs gradually emerged in the areas of courtship, marriage and weddings. Authorities, who were bent on establishing norms and primarily interested in drawing clear lines between pure and impure, moral and immoral, privileged questions of sexual order. In contrast, actual practice, which had deep social roots legitimized by custom, sought above all to stabilize and represent socio-economic conditions, ensure a functioning gender and generational order, and preserve the logic of the culture of honour, thus emphasizing social order.“

11

Schmidt, Dorf, 46; 57–58; ebenso Tosato-Rigo/Staremberg Goy, Avant-propos.

12

Martin Luther, Von Ehesachen (1530), in: Dr. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Die Weimarer Ausgabe (WA), Bd. 30,3, 120 Bde. 1883–2009, 205–248, 205.

13

Dieter Schwab, Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, Bielefeld 1967, 222.

14

Schmidt, Dorf, 251–252.

15

Burghartz, Zeiten, 20.

16

Ebd., 50.

17

Alle Zitate bei Heinrich Bullinger, Volkommene underrichtung desz christenlichenn eestands (1527), in: Theologische Schriften, Bd. 5. Pastoraltheologische Schriften, hrsg. v. Detlef Roth, 8 Bde., Zürich 2009, 1–78, 4.

Disziplinarische Konsequenzen des reformatorischen Eheverständnisses

1

Burghartz, Zeiten, 42.

2

Burghartz, Logics, 177; Wunder, Sonn‘, 65–67.

3

Möhle, Ehekonflikte, 9; Burghartz, Zeiten, 37–38.

4

Burghartz, Zeiten, 24.

5

Simon, Untertanenverhalten.

6

 

Lyndal Roper, „Going to Church and Street“. Weddings in Reformation Augsburg, in: Past and Present 106 (1985), 62–101, 64; Wunder, Sonn‘, 68–70.

7

Cristellon, Haus, 303.

8

Burghartz, Logics, 178; 181.

9

Simon, Untertanenverhalten, 234–238.

10

Roper, Church, 65–66.

11

Burghartz, Logics, 178.

12

Cristellon, Haus, 304; Roper, Church, 65.

13

In diesem Punkt akzentuiert die vorliegende Arbeit tendenziell anders als Heinrich Richard Schmidt, der in seiner Argumentation den ehestiftenden Charakter der Verlobung stark hervorhebt, jedoch den Gegensatz zum katholischen Eheversprechen nicht kontrastiert. Aus theologischer Sicht war die Verbindlichkeit des katholischen Eheversprechens aufgrund seines sakramentalen Charakters ungleich höher; vgl. Schmidt, Dorf, 253.

14

Richard van Dülmen (Hrsg.), Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit, Bd. 1. Das Haus und seine Menschen. 16.–18. Jahrhundert, 3 Bde., München 1990, 134; Schmidt, Dorf, 190–191; aus rechtshistorischer Perspektive und mit Fokus auf das 19. Jahrhundert vgl. Siffert, Verlobung, 69.

15

Siffert, Verlobung.

16

Roper, Church, 304.

17

Burghartz, Logics, 181; Ulrike Strasser, State of Virginity. Gender, Religion, and Politics in an Early Modern Catholic State, Ann Arbor 2004, 46–47.

18

Hardwick, Practice, 53.

19

Roper, Church, 65. Roper schreibt: „Moreover, the Protestant view of marriage approximated more closely to German townspeople’s traditional notions of how a marriage was made. Townsfolk seem to have regarded marriage as being created through the progression of a ritual cycle in which the participation of kin and parents, not just the couple themselves, was extremely important.“ Reno Siffert weist ebenfalls darauf hin, dass sich auch Zwingli in der Normierung der Eheschließung neben der Bibel und dem kanonischen Eheschließungsrecht „an den im Volk bestehenden Sitten“ orientiert habe; Siffert, Verlobung, 36.

20

Zum Konzept der ‚Vergesellschaftung unter Anwesenden‘ vgl. Rudolf Schlögl, Anwesende und Abwesende. Grundriss für eine Gesellschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit, Konstanz 2014, 13; vgl. außerdem zur Öffentlichkeit der Eheschließung Cristellon, Haus, 304; Burghartz, Logics, 177.

21

Joachim Eibach befindet in Bezug auf die frühneuzeitlichen Kommunikationsverhältnisse auf dem Dorf, die fluide und durchlässige Grenzen zwischen dem Innen und Außen der einzelnen Haushaltungen zogen, dass es mit erheblicher Mühe verbunden war „Konflikte vor dem ‚Dorfauge‘ zu verbergen und somit auf eine Art Hinterbühne zu verlagern“. Eibach, Haus, 634.

22

Schmidt, Dorf, 353.

23

Ebd., 376.

24

E. Aeberhardt, Mitteilungen aus den Chorgerichtsprotokollen der Kirchgemeinde Arch. Ein Beitrag zur bernischen Volkskunde, in: Neues Berner Taschenbuch 38 (1932), 116–137, 117. Der Vorname des Autors von diesem Artikel konnte nicht ausfindig gemacht werden.

Zwischen religiösem Anspruch und sozialer Ordnung

1

Zur Verantwortung der Obrigkeit hinsichtlich der Zurückdrängung der Sünden vgl. Schmidt, Dorf, 4–5.

2

Cott schreibt von der „architecture of private life“. Nancy F. Cott, Public Vows. A History of Marriage and the Nation, Cambridge Mass 2000, 1; Hardwick, Business, 4–6.

3

Cott, Vows, 1; ebenso van Dülmen, Gesellschaft, 5; Monika Wienfort, Verliebt, Verlobt, Verheiratet. Eine Geschichte der Ehe seit der Romantik, München 2014, 27; Hardwick, Business, 4.

4

Zu Leichtfertigkeit und Armen- beziehungsweise Bettelehen vgl. Stefan Breit, „Leichtfertigkeit“ und ländliche Gesellschaft. Voreheliche Sexualität in der frühen Neuzeit, München 1991, 5; Schmidt, Dorf, 212–213; Elisabeth Joris, Familie und Verwandtschaft, in: Die Geschichte der Schweiz, hrsg. v. Georg Kreis, Basel 2014, 250–253, 251.

Zwischen religiösem Anspruch und sozialer Ordnung

5

Burghartz, Logics, 186.

6

Ebd., 181–182.

7

Joris, Familie, 251; für einen Überblick zur Beobachtung dieser Tendenz an unterschiedlichen Orten und Regionen Burghartz, Logics, 189–193; Strasser, State, 46–47.

8

Schmidt, Dorf, 196; FN 140.

9

Ebd., 202.

10

Ebd., 236–237; vgl. außerdem Heinrich Richard Schmidt, Ehezucht in Berner Sittengerichten 1580–1800, in: Problems in the Historical Anthropology of Early Modern Europe, hrsg. v. Ronnie Po-chia Hsia/Robert W. Scribner, Wiesbaden 1997, 287–321.

11

Zur Differenzierung zwischen den Kategorien ‚uneheliche Kinder‘, ‚illegitime Geburten‘ und ‚voreheliche Schwangerschaften‘ Brigitte Schnegg, Illegitimität im ländlichen Bern des 18. Jahrhunderts, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 44 (1982), 53–86, 60.

12

Ebd., 59–66. Die Illegitimenrate beschreibt den Anteil unehelicher Geburten am Total der Geburten multipliziert mit 100.

13

Benedikt Bietenhard, Langnau im 18. Jahrhundert. Die Biografie einer ländlichen Kirchgemeinde im bernischen Ancien Régime, Langnau 1988.

14

Breit, Leichtfertigkeit, 289.

15

Capitani, Regiment.

16

Schmidt, Dorf, 238.

17

Chorgerichtssatzung 1667, 719.

18

Der beschriebene Zusammenhang zwischen Reproduktion und Normen lässt sich beispielsweise bei Christian Pfister nachlesen: Pfister, Strom, 103.

19

Beatrix Mesmer, Die Bevölkerung. Wachstum und Umschichtung, in: Siedlungen und Architektur im Kanton Bern, hrsg. v. Peter Meyer, IV, Wabern 1987, 158–169, 161.

20

Ebd., 161–162.

21

Hull, Sexuality, 1.

22

Anne-Lise Head-König, Forced Marriages and Forbidden Marriages in Switzerland. State Control of the Formation of Marriage in Catholic and Protestant Cantons in the Eighteenth and Nineteenth Centuries, in: Continuity and Change 8 (1993), 441–465, 441.

Gesteigerte soziale Distinktion durch repressive Ehepolitik

1

Vergleichbare Entwicklungen finden sich für ganz Europa. Vgl. bezüglich Trends der Illegitimitätsentwicklung in Europa, der Schweiz und für Zürich im Spezifischen aufgearbeitet Sutter, Act, 38–39.

2

Schmidt, Dorf, 353.

3

Gutachten zur Chorgerichtssatzungsrevision, verfasst von den Eherichtern, Dezember 1759, StAB RP X1, 947–948 zitiert nach: Schnegg, Illegitimität, 60.

4

Sie schreibt, dass sich „der von den Moralisten des 18. und 19. Jahrhunderts beklagte Anstieg der Illegitimität in der Kirchgemeinde Thurnen tatsächlich beobachten [lässt]“; ebd., 62.

5

Zu Reinigung und Verchristlichung der Gesellschaft vgl. Susanna Burghartz, Art. Unzucht 2014. www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D43742.php (26.08.2021).

6

David Müslin, Bern wie es war, ist und seyn wird, Bern 1798, 24–25.

7

StABE, B III 179. Akten der Kommission über den Verfall der Religion; Band 1 (1793–1795), fol. 39.

8

Ebd.

9

Müslin, Bern, 24–25.

10

Vgl. Rudolf Dellsperger, Art. David Müslin 2009. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010765/2009-06-22/ (26.08.2021).

11

Dieselbe Frage stellt sich Christian Simon, wenn er schreibt, „warum eigentlich Massnahmen [von der Basler Obrigkeit im 18. Jahrhundert] weiter eingesetzt werden, obschon sie den Verhältnissen inadäquat oder mindestens ineffizient sind“. Simon, Untertanenverhalten, 142.

12

Pierre Bourdieu schreibt im Rahmen einer generativen Untersuchung ganz in diesem Sinn: „Il faut rompre en effet avec le juridisme […] qui tend à traiter toute pratique comme exécution: exécution d’un ordre ou d’un plan dans le cas du juridisme naïf, qui fait comme si les pratiques étaient directement déductibles de règles juridiques expressément constituées et légalement sanctionnées […].“ Pierre Bourdieu, Les stratégies matrimoniales dans le système de reproduction, in: Annales. Histoire, Sciences Siociales 27 (1972), 1105–1127, 1105.

 

13

Jürgen Schlumbohm schreibt in Bezug auf die selektive Exekution von juristischen Bestimmungen, dass es dabei nicht genügt, nur die obrigkeitlichen Disziplinierungsanstrengungen zu untersuchen, sondern dass auch das Verhalten der Untertanen – „Bürger, Bauern und Unterschichten ebenso wie Grundherren und ‚Zwischengestalten‘“ – in Wechselwirkung mit einzubeziehen ist. Jürgen Schlumbohm, Gesetze, die nicht durchgesetzt werden – ein Strukturmerkmal des frühneuzeitlichen Staates?, in: Geschichte und Gesellschaft 23 (1997), 647–663, 662.

14

Schwerhoff, Kriminalitätsforschung, 107.

15

Wienfort, Verliebt, 27.

16

Nadir Weber, Auf dem Weg zur Adelsrepublik. Die Titulaturenfrage im Bern des 18. Jahrhunderts, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 70 (2008), 3–34.

17

Holenstein, Beschleunigung, 314.

18

StABE, B III 438. Instruktionenbuch für das obere Chorgericht der Stadt und Republik Bern (1790–1828), 570–571.

19

Head-König zeigt auf, dass unterschiedliche ehepolitische Logiken von Obrigkeiten die Verhaltensweisen der Untertanen sehr unterschiedlich beeinflussen konnten. Illegitimenraten und Unfruchtbarkeitsraten etc. müssen zwar als Symptome obrigkeitlicher Politik gelesen werden, jedoch widerspiegeln sie keineswegs den einzigen Effekt. „They are often a direct indicator of the growing propensity of the state to interfere in matrimonial affairs, and to control entry into marriage.“ Der Einfluss der gesetzlichen Normierung der Ehe umfasst die Macht unterschiedlicher sozialer Gruppen, die öffentliche Ordnung und die Moral. Darüber hinaus hat er demographische Effekte zur Folge. Head-König, Marriages, 441–442.

20

Diese These findet sich für das benachbarte Freiburg im Üechtland durch die Studie von Rita Binz-Wohlhauser bestätigt, die in Freiburgs Eliten im 18. Jahrhundert ein gesteigertes „Streben nach Exklusivität und Abgrenzung“ beobachtet. Rita Binz-Wohlhauser, Zwischen Glanz und Elend. Städtische Elite in Freiburg im Üechtland (18. Jahrhundert), Zürich 2014, 59–62.

21

StABE, B III 437, 176.

22

Ulrike Strasser geht davon aus, dass die kirchlich unterfütterte ehegerichtliche Ordnung einem säkularen ökonomischen Prinzip folgte, das auf den Schutz des Eigentums der Besitzenden abzielte, indem es den Besitzlosen die Heirat verbot: „The state’s primary interest consisted of strengthening propertied patriarchal householders and mobilizing household governance for political rule.“ Strasser, State, 46–47. Vgl. auch Holenstein, Beschleunigung, 314.

1 Normen und Debatten: Ehegesetze und bevölkerungspolitische Diskussionen

1

Zur Erörterung des Dispositiv-Begriffs Andreas Reckwitz, Die Erfindung der Kreativität, Frankfurt a.M. 2013, 49. In Anlehnung an Michel Foucault umschreibt der Soziologe das Dispositiv wie folgt: „Ein Dispositiv bildet keine bloße Institution, kein abgeschlossenes Funktionssystem, kein Wert- und Normenmuster und mehr als einen Diskurs. Es umfasst ein ganzes soziales Netzwerk von gesellschaftlich verstreuten Praktiken, Diskursen, Artefaktsystemen und Subjektivierungsweisen, die nicht völlig homogen, aber doch identifzierbar durch bestimmte Wissensordnungen koordiniert werden.“

2

Foucault, Sicherheit, 88.

3

Foucault, Heterotopien, 12.

4

Emil Erne, Art. Ökonomische Gesellschaften 2017. www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16420.php (26.08.2021); Emil Erne, Die schweizerischen Sozietäten. Lexikalische Darstellung der Reformgesellschaften des 18. Jahrhunderts in der Schweiz, Zürich 1988, 188–204.

5

Katrin Keller, Die Preisfragen der Oekonomischen Gesellschaft Bern, in: Berns goldene Zeit. Das 18. Jahrhundert neu entdeckt, hrsg. v. André Holenstein, Bern 2008, 37.

6

Michel Foucault, Die Geburt der Biopolitik, Vorlesungen am Collège de France 1978-1979, in: Geschichte der Gouvernementalität II, hrsg. v. Michel Sennelart, 4 Aufl., Frankfurt a.M. 2015, 14. Das ist gewissermaßen die Definition dessen, was Michel Foucault im weitesten Sinn unter ‚Regierungskunst‘ oder eben ‚Gouvernementalität‘ verstanden hat.