Vegetarisch leben

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Eiweißmangel?

Muss der Mensch aber nicht Fleisch und Eier essen, um sich mit genügend Eiweiß (Protein) zu versorgen? Dies ist eines der Hauptargumente, die von den Fleischessern immer wieder gegen den Vegetarismus vorgebracht werden. Doch die Antwort lautet klar: nein.

Alle Proteine, gleich ob tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, setzen sich aus Aminosäuren zusammen, von denen der menschliche Organismus zweiundzwanzig verschiedene Arten braucht. Acht davon kann er nicht selbst herstellen; sie müssen also durch die Nahrung zugeführt werden. Diese acht Aminosäuren sind allesamt in verschiedenen Pflanzen zu finden. Der Mensch braucht folglich kein Fleisch zu essen, um sich mit allen lebensnotwendigen Proteinen zu versorgen.

Die offizielle Empfehlung für den täglichen Proteinkonsum ist in den letzten vierzig Jahren von 150 Gramm auf maximal 30 Gramm gesunken. Weshalb? Weil zuverlässige weltweite Forschungen bewiesen haben, dass wir gar nicht so viel Protein brauchen, wie früher angenommen wurde! Die hohen Zahlen wurden vor einigen Jahrzehnten aufgrund des Einflusses der Fleischindustrie in Umlauf gesetzt – und die entsprechenden «Studien» von der Fleischlobby mitfinanziert. Verschwiegen wurde dabei zum Beispiel, dass die Ratten, an denen die Versuche vorgenommen wurden, später dreimal so häufig erkrankten und eine viel geringere Lebensdauer hatten als jene Ratten, die ausschließlich mit pflanzlichem Protein ernährt worden waren.

Nach aktuellen Erkenntnissen liegt der menschliche Tagesbedarf für Protein bei 25-30 Gramm. Zusätzlich konsumiertes Protein bedeutet nicht nur Verschwendung, sondern kann auch zu Störungen im natürlichen Stoffwechsel führen. Der namhafte pommersche Facharzt Prof. Dr. med. Lothar Wendt hat nachgewiesen, dass sich überschüssiges tierisches Protein in den Blutgefäßen und im Zwischenzell-Bindegewebe ablagert und so die Vitalstoffversorgung von Organen, Muskeln, Knochen, Gelenken und Haut verhindert.

Wie die sogenannte «China-Studie» von Dr. Colin Campbell, die sich über dreißig Jahre erstreckte und deren Ergebnisse Anfang 2005 veröffentlicht wurden, nachgewiesen hat, treten Krankheiten wie Herz- und Kreislaufversagen, Krebs und Diabetes desto häufiger auf, je höher der Anteil des tierischen Proteins in der Nahrung ist: «Wir fanden heraus, dass Menschen, die sich zu einhundert Prozent rein pflanzlich ernähren, einen bleibenden gesundheitlichen Vorteil davon hatten. […] Je höher der Konsum von Milchprodukten, desto höher ist auch das Risiko der Osteoporose. Es ist tatsächlich so – und nicht umgekehrt.»

Ein übermäßiger Konsum von tierischem Protein kann auch die Ursache für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Arteriosklerose, Gicht, Polyarthritis und Rheuma sein. Das tierische Protein wird überdies mit der starken Zunahme von Allergien und Hautkrankheiten wie zum Beispiel Neurodermitis in Verbindung gebracht.

Überschüssiges tierisches Protein zersetzt sich im menschlichen Körper in Zerfallsprodukte wie Cadaverin und Putrescin. Das nicht verwertete Protein lagert sich ab und dient als Nahrung für die zahlreichen Fäulnisbakterien, was die Gesundheitsrisiken, die bereits im vorherigen Abschnitt («Probleme für die Verdauung») erwähnt wurden, nochmals verschärft.

Fazit: Um die täglich notwendigen maximal 30 Gramm Protein zu bekommen, brauchen wir kein Fleisch zu essen; es ist leicht möglich und sogar viel gesünder, sie aus rein vegetarischer Nahrung zu beziehen (Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide, frische Früchte, Blatt- und Wurzelgemüse, Keimlinge).

Dass der Mensch gar nicht so viel Protein braucht, wird außerdem durch die folgende Tatsache belegt: Als Säugling benötigt der Mensch die höchste Proteinkonzentration in der Nahrung, da innerhalb weniger Monate das Körpergewicht verdoppelt werden muss. Die natürliche Nahrung des Säuglings ist die Muttermilch, die 1,2% Protein enthält. Der Erwachsene benötigt also bestimmt nicht mehr als 1,2% Proteinanteile in der Nahrung, was wiederum für die vegetarische Ernährung spricht: Gemüse und Früchte haben 1,5-2%, Milch 4%, Getreide 5-10% und Fleisch 15-25% Proteinanteile, die dazu noch, wie bereits erwähnt, nicht gänzlich abbaubar sind.

Die Frage lautet also nicht: Woher bekommen die Vegetarier ihr Protein?, sondern: Wie werden die Fleischesser all ihre schädlichen Proteinüberschüsse wieder los?

Risiken bei hohem Konsum tierischer Produkte

Neueste Studienergebnisse aus dem Jahre 2014 haben einmal mehr aufschlussreiche Erkenntnisse über die gesundheitlichen Folgen von tierischem Eiweiß zu Tage gebracht, insbesondere bei älteren Menschen.

In einer Studie von Morgan E. Levine et al. von der University of Southern California in Los Angeles war eine doppelt so hohe Proteinzufuhr im Alter zwischen 50 und 65 Jahren mit einer um 75% erhöhten Gesamtmortalität nach 18 Jahren und einer vierfach erhöhten Krebsmortalität assoziiert. Diese Effekte traten nicht oder nur stark vermindert auf, wenn es sich dabei um pflanzliches Protein handelte (etwa 70% des Proteins wurde aus tierischen Lebensmitteln aufgenommen). Gemäß derselben Studie war die Diabetesmortalität über alle Altersgruppen hinweg bei hoher Proteinaufnahme um das Fünffache erhöht.

Ähnliche Ergebnisse zeigt auch die EPIC-Diabetes-Studie der Niederländerin Ivonne Sluijs et al. (2010): Im Follow-up von zehn Jahren erhöhte der reichliche Verzehr von tierischem Protein das Diabetesrisiko um 118%, pflanzliches Protein hingegen verhielt sich neutral. Der besonders reichliche Verzehr von Kohlenhydraten erhöhte das Risiko nur um 15%, Ballaststoffe senkten es sogar.

Eisenmangel?

Eisenmangel (Anämie) ist eine der häufigsten Mangelerkrankungen des Menschen. Die Ursache für diesen Mangel ist jedoch entgegen weitverbreiteten Behauptungen nicht etwa einer vegetarischen oder veganen Ernährung zuzuschreiben, sondern – wie die meisten Mangelerkrankungen – einer einseitigen Ernährung. Denn Fleischesser sind genauso von Anämie betroffen: «Blutanalysen haben ergeben, dass Vegetarier nicht häufiger als andere Menschen unter einem Eisenmangel leiden.» (Dr. Andreas Hahn vom Institut für Lebensmittelwissenschaft der Universität Hannover, zitiert in Focus 10/2001, S. 164)

Eisenmangel entsteht, wenn der Körper zu viel Eisen verliert oder zu wenig Eisen aus der Nahrung aufnimmt – sei es, weil die heutige (denaturierte) Nahrung arm an Eisen ist, oder sei es, weil der Körper das Eisen nicht mehr richtig aufnehmen kann. Hierbei sind vielerlei Faktoren zu beachten. Zum Beispiel können Verdauungsprobleme und pharmazeutische Medikamente die Eisenaufnahme stark vermindern. Bei Frauen kann durch die heute übliche Ernährungsweise mit viel erhitztem tierischem Protein zudem der Blutverlust während der Menstruation stark erhöht werden, was ebenfalls einen Eisenverlust nach sich zieht.

Es ist eine Tatsache, dass Fleisch viel verwertbares Eisen enthält, weshalb die Annahme weit verbreitet ist, der Mensch müsse Fleisch essen, um genügend Eisen zu erhalten. Dies ist jedoch eine einseitige Sichtweise, denn Eisen findet sich auch in vielen pflanzlichen Lebensmitteln. (Von diesen Pflanzen beziehen auch die Schlachttiere ihr Eisen!)

Der menschliche Organismus hat die Wahl, wie viel Eisen er aus der Nahrung aufnehmen möchte, doch beim Essen von Fleisch wird der körpereigene Regulationsmechanismus umgangen. Weil das Eisen im Tierfleisch in exakt derselben Form vorliegt wie im menschlichen Blut, gelangt es zu einem großen Teil direkt ins Blut. Dies ist eine der Ursachen, warum Fleischesser unter einer erhöhten Infektionsanfälligkeit leiden. Wenn das Eisen hingegen nicht «pfannenfertig» über das Fleisch aufgenommen wird, aktiviert der menschliche Körper seinen eigenen Stoffwechsel und holt aus der pflanzlichen Nahrung mehr Eisen heraus, das heißt, er erhöht seine Resorptionsrate. Durch die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin-C-reichen Nahrungsmitteln und Getränken (z.B. Frucht- und Gemüsesäfte) wird die Eisenaufnahme deutlich begünstigt.

Dies ist eigentlich schon lange bekannt. So schrieb Die Weltwoche, Zürich, bereits in ihrer Ausgabe vom 12. Februar 1987: «Aus Deutschland kommt für die Vegetarier frohe Kunde. […] Eine fünf Jahre dauernde Studie hat Erfreuliches zu Tage gefördert. Ausgerottet ist der Aberglaube, dass, wer kein Fleisch isst, an Eisenmangel leidet. Die Studie hat bewiesen, dass Körper, die weniger Eisen bekommen (und Fleisch liefert 30% unseres Nahrungseisens), einfach mehr Eisen aus der verabreichten Nahrung lösen. Ähnlich ist es mit dem Kalzium.» Deshalb wurden auch beim Eisen die offiziellen Angaben der erforderlichen Menge in den letzten Jahren mehrfach nach unten korrigiert.

Fazit: Vegetarier haben im Durchschnitt zwar geringere Eisenspeicher und damit etwas weniger Eisen im Blut (was viele Mediziner mittlerweile sogar als gesundheitlichen Vorteil ansehen!), einen Mangel an Eisen weisen sie jedoch nicht häufiger auf als Fleischesser.

Hinweis: Pflanzliche Produkte, die einen besonders hohen Eisengehalt aufweisen, sind zum Beispiel: Kürbiskerne, Sesam, Mohn, Weizenkeime, Linsen, Pistazien, Trockenpfirsiche, Sojabohnen, Sonnenblumenkerne, Kichererbsen, Erbsen und Haferflocken sowie Gemüse wie Spinat, Petersilie, Gartenkresse, Fenchel, Mangold und Feldsalat.

Mangel an Vitamin B12?

Das Vitamin B12 ist sowohl für den Stoffwechsel als auch für den Zellaufbau sehr wichtig, insbesondere für die Nervenzellen. Obwohl der Mensch pro Tag nur 1 bis 3 Mikrogramm (Millionstelgramm) dieses Vitamins benötigt, gibt es Menschen, die unter einem Vitamin-B12-Mangel leiden, und zwar wiederum unter Vegetariern und Veganern genauso wie unter Fleischessern. Mit anderen Worten: Die Versorgung mit Vitamin B12 kann nicht einfach durch das Essen von Fleisch abgedeckt werden.

Das B12-Thema sollte sehr differenziert betrachtet werden. So haben Untersuchungen gezeigt, dass in Indien lebende Vegetarier kaum unter Vitamin-B12-Mangel leiden. Inder hingegen, die nach England umzogen, bekamen dort plötzlich einen B12-Mangel, obwohl sie ihre vegetarische Ernährung beibehalten hatten. Gerade in den Industrienationen ist trotz des hohen Fleischkonsums immer häufiger ein B12-Mangel zu beobachten. Andererseits gibt es Menschen, die ihr Leben lang nie tierische Produkte konsumiert haben und keinen B12-Mangel aufweisen. Wie lassen sich diese Widersprüche erklären?

 

Gemäß heute weitverbreiteter Ansicht kommt Vitamin B12 nur in tierischen Produkten vor. Dieses Vitamin kann vom Körper eines Tieres leicht gespeichert werden, weshalb die Menschen, die Tiere essen, zusammen mit dem Fleisch auch deren B12-Vorrat übernehmen. Unerwähnt bleibt dabei meistens, dass die Säugetiere (Rinder, Schweine usw.) dieses Vitamin nicht selbst bilden, sondern dass es in ihrem Verdauungstrakt von Bakterien produziert wird.

Beim Menschen geht man heute davon aus, dass sein Verdauungstrakt keine solchen Bakterien enthält. Ob dies auch auf gesunde, vegan lebende Menschen zutrifft, ist noch nicht definitiv geklärt, denn es wäre durchaus möglich, dass sich bei Menschen mit einem gesunden Darmklima (ohne Übersäuerung, Verklebungen, Schwermetalle, Antibiotika usw.) nach einer oder zwei Generationen eine Darmflora regeneriert, die auch B12-Bakterien aufnehmen kann.

Bakterien, die B12 produzieren, sind jedoch nicht nur im Tierdarm vorhanden, sondern auch in jedem gesunden Humusboden sowie auf allen Pflanzen, die aus einem solchen Boden wachsen. Die pro Tag benötigten 1 bis 3 Mikrogramm B12 könnte der Mensch also leicht (indirekt) über naturbelassene pflanzliche Nahrung aufnehmen. Wenn aber die Mikrostruktur der Böden durch schwere Maschinen, Chemie und Überdüngung zerstört wird, werden auch diese Bakterien abgetötet, und so bekommen weder die Tiere noch die Menschen ausreichend Vitamin B12. Dies wird heute noch verstärkt, wenn das Gemüse chemisch «totgereinigt» wird, bevor es in den Supermarkt kommt.

Für Ovo-Lakto-Vegetarier ist B12-Mangel also kein dramatisches Problem, da sie B12 mit Milchprodukten aufnehmen. Veganern wird empfohlen, bestimmte Algenarten (v.a. Spirulina-, Nori- oder Afa-Algen) oder «fermentierte» Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, das heißt mit Mikroorganismen versehene Nahrung, die einem bakteriellen Prozess unterworfen wurde, so dass diese Bakterien zu Vitamin-B12-Lieferanten werden (z.B. Sauerkraut, Miso oder Tempeh).

Fazit: Der in den Industrienationen verbreitete Vitamin-B12-Mangel hat hauptsächlich mit der Denaturierung der pflanzlichen Nahrungsmittel zu tun. Deshalb bekommt der moderne Mensch sogar über das Fleisch nicht mehr genügend B12, und die Nahrungsmittelindustrie muss immer mehr tierische Produkte mit B12 anreichern.

Vitamin B12 können wir jedoch über gesunde, möglichst ungeschälte Pflanzen aus naturbelassenem Bio-Anbau, über Algenprodukte oder durch mit B12 angereicherte vegetarische Produkte (beispielsweise Sojadrinks) bekommen. Weitere wertvolle Quellen sind auch Gerstengras sowie ungewaschene Wildkräuter.

Braucht der Mensch Eier?

Eier können auch als «flüssiges Fleisch» bezeichnet werden. Im langen Darmtrakt des Menschen beginnen sie daher noch schneller zu faulen als Fleisch. Unter allen Nahrungsmitteln enthalten Eier den höchsten Anteil an Fäulnisbakterien pro Gramm, nämlich 150 bis 220 Millionen, und diese vermehren sich mit ungeheurer Geschwindigkeit. Zusätzlich zu diesen Bakterien enthält das Ei auch sehr viel Cholesterin, und in der Verdauung führen Eier, genauso wie Fleisch, zur Bildung von toxischen Schadstoffen. Eier gehören also nicht gerade zu den gesündesten und verträglichsten Nahrungsmitteln.

Wissenschaftler der Ärzteorganisation PCRM (Washington) haben im Rahmen einer Untersuchung von 57 000 Frauen und Männern festgestellt, dass diejenigen, die täglich Eier konsumierten, einem größeren Risiko ausgesetzt waren, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Das Risiko erhöhte sich bei Frauen um 77%, bei Männern um 58%.

Außerdem ist ein Ei, ob befruchtet oder unbefruchtet, von Natur aus für etwas anderes als für den menschlichen Verzehr bestimmt. Die Elemente, die im Ei enthalten sind (vor allem Protein), können, wie bereits dargelegt, leicht und auf unschädliche Weise aus rein vegetarischer Nahrung bezogen werden. Selbst Kuchen, Torten und anderes Süßgebäck lassen sich problemlos ohne die Verwendung von Eiern zubereiten.

Braucht der Mensch tierische Milch?

Der moderne Mensch neigt dazu, die Frage nach der Notwendigkeit des Milchkonsums vorbehaltlos zu bejahen. Diese Ansicht ist hauptsächlich kulturell bedingt und geht zurück auf den Einfluss der Werbung während der letzten Jahrzehnte (in den vergangenen 140 Jahren hat sich der hiesige Konsum von Milchprodukten um das 24-fache gesteigert!). Doch wie beim Fleisch ist es auch bei der Milch erwiesen, dass der Mensch sehr gut ohne sie leben kann. Millionen von Veganern weltweit, die seit ihrer Geburt oder seit ihrer Ernährungsumstellung ohne Milch(produkte) leben, zeigen mit ihrem persönlichen Beispiel, dass eine gesunde vegane Ernährung durchaus möglich ist.

«Studien mit Veganern, die weltweit, aber auch von uns durchgeführt wurden, zeigen, dass Veganer im Durchschnitt deutlich gesünder sind als die allgemeine Bevölkerung. Körpergewicht, Blutdruck, Blutfett- und Cholesterinwerte, Nierenfunktion sowie Gesundheitsstatus allgemein liegen häufiger im Normalbereich. […] Wenn alle Menschen veganisch leben würden, sähe es um die Gesundheit der Menschen, der Umwelt und der Gesellschaft besser aus. Es gilt, dieses Potential zu nutzen.» (Prof. Claus Leitzmann von der Justus-Liebig-Universität in Gießen, in einer öffentlichen Erklärung am 24. März 1994 in Bonn)

Auch für Säuglinge und Kinder ist eine ausgewogene vegane Ernährung vollständig ausreichend, ja sogar gesünder als eine Ernährung mit Tiermilch und Fleisch, solange auf eine genügende Vitamin-B12-Versorgung geachtet wird. In der angesehenen amerikanischen Fachzeitschrift für Kinderärzte, Pediatrics in Review, wurde im Jahr 2004 ein Artikel zum Thema «Vegane Ernährung für Babys, Kinder und Jugendliche» veröffentlicht, der die Forschungsergebnisse einer Studie vom Children’s National Medical Center in Washington D. C. darlegte. Zusammenfassend wurde festgehalten:

«Viele Experten kamen unabhängig voneinander zu dem Schluss, dass die vegane Ernährung von Babys und Kindern als sicher gelten kann, dass durch sie also weder die Nährwerteversorgung noch das Wachstum beeinträchtigt wird und dass sie zudem einige bemerkenswerte gesundheitliche Vorteile bringt.» (B. C. Moilanen: «Vegan Diets in Infants, Children, and Adolescents», in: Pediatrics in Review, 2004/25, S. 174-176)

Auch der weltberühmte Kinderarzt Dr. Benjamin Spock (1903–1998) sagt in seinem Buch Dr. Spock’s Baby and Child Care – in den USA seit Jahrzehnten ein Mega-Bestseller (die dt. Ausgabe erschien unter dem Titel Pflege und Behandlung des Säuglings) –, dass nebst der Muttermilch für Säuglinge und Kinder eine richtige vegane Ernährung ideal ist! Dasselbe bestätigte auch die weltweit größte Organisation von professionellen Nahrungs- und Ernährungsexperten, die Vereinigung der amerikanischen Ernährungswissenschaftler, in ihrem offiziellen Positionspapier: «Eine gut geplante vegane oder andere Art der vegetarischen Ernährung ist für jede Lebensphase geeignet, inklusive während der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät.» (Position of the American Dietetic Association, 2003/103)

Der Mensch kann also in allen Lebensphasen sehr gut ohne tierische Milch leben. Milch ist, entgegen der von den entsprechenden Industrien gesponserten Propaganda, kein unentbehrliches Nahrungsmittel – und auch kein gesundes, ja nicht einmal ein natürliches.

Man bedenke: Der Mensch ist das einzige «Säugetier», das noch im Erwachsenenalter die Säuglingsnahrung beibehält, und dabei auch noch eine artfremde. Während eine gesunde Muttermilch, die sich dem Wachstum des Säuglings laufend perfekt anpasst, für die physische und psychische Entwicklung des Kindes von elementarer Bedeutung ist, ist artfremde Milch sehr problematisch. Eine Kuh produziert die Milch für ihr Kalb und dessen Bedürfnisse, die ganz anders sind als die des menschlichen Kindes. Ein Kalb steht von den ersten Minuten an auf seinen Beinen und wächst sehr schnell, weshalb es eine entsprechende Nahrung braucht. Ein menschliches Kleinkind erhebt sich nicht sogleich auf die Beine, sondern wächst in einem anderen Rhythmus und entwickelt dabei zuerst hauptsächlich sein Gehirn. Tiermilch jedoch ist nicht auf das Gehirnwachstum fokussiert, sondern unterstützt den zum Überleben des jungen Tieres notwendigen allgemeinen Wachstumsschub. Kaum ist das Tier etwas älter, hört es instinktiv mit dem Milchtrinken auf. Es trinkt also nicht einmal mehr die arteigene Milch!

Wegen ihrer Artfremdheit ist Tiermilch – die natürliche und erst recht die industriell verarbeitete – für den Menschen kein geeignetes Nahrungsmittel. Dies gilt um so mehr, als heute noch die vielen Mast- und Pharmastoffe hinzukommen, die den Tieren verabreicht werden und über die Milch in 5facher Konzentration – über das Fleisch in rund 14facher Konzentration – vom Menschen mit aufgenommen werden. (In nochmals erhöhter Konzentration werden diese Schadstoffe dann über die Muttermilch an das eigene Kind weitergegeben.)

Es kann also festgehalten werden, dass tierische Milch beim Menschen zu einem erhöhten Allergierisiko, zu ungewollter Antibiotikazufuhr, zu Übersäuerung, zu einem Überschuss an Cholesterin, Protein usw. beiträgt – mit all den damit verbundenen Problemen. Wie bei jeder Ernährungsform ist natürlich auch bei einer veganen Ernährung auf die gesunde Ausgewogenheit zu achten.

Abgesehen von den gesundheitlichen Bedenken gegen industrielle Milch und Milchprodukte führen Veganer noch ein weiteres beachtenswertes Argument an, das die Naturkost-Zeitschrift Schrot & Korn in ihrer Ausgabe 05/2013 folgendermaßen veranschaulicht: «Die Milch fließt nur, wenn ein Junges da ist, das auch gesäugt werden muss. Mit 21 Monaten wird die geschlechtsreife Kuh das erste Mal besamt und bringt nach 9 Monaten ein Kalb zur Welt. […] Aus den weiblichen Kälbern wählt der Bauer die künftigen Milchkühe aus. Die männlichen Kälber werden gemästet und spätestens nach 1,5 Jahren geschlachtet. Veganer weisen zu Recht darauf hin, dass der Konsum von Milch, Butter und Käse zwangsläufig Kalbsschnitzel und Rinderbraten produziert.»

Der moderne Mensch hat sich derart weit vom Verständnis des harmonischen Kreislaufs der Natur entfernt, dass heute wohl die wenigsten Kinder noch wissen, dass eine Kuh nur dann Milch gibt, wenn sie mit dieser ihren Nachwuchs zu versorgen hat. Über den menschlichen Konsum von Tiermilch wird folglich der unnatürliche Teufelskreis der industriellen Masttierhaltung indirekt weiter unterstützt.

So lässt sich zusammenfassen, dass unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte die vegane Lebensweise am besten geeignet ist, um sowohl die Tiere und die Umwelt als auch den menschlichen Körper zu schützen. Daher ist es höchst erfreulich, dass der Veganismus seit einigen Jahren im deutschsprachigen Raum einen regelrechten «Boom» erlebt, vor allem bei der jungen Generation der Zwanzig- und Dreißigjährigen. Eine entsprechende vegane Info-Website mit vielen Videos und hilfreichen Links ist beispielsweise: www.7-gute-gruende.de.

Doch selbst wenn es einem zu umständlich und zu aufwendig erscheint, konsequent auf vegane Ernährung umzustellen und nebst Fleisch, Fisch und Eiern auch sämtliche Milchprodukte von seinem Speisezettel zu streichen, ist es doch zumindest wichtig, sich der weitreichenden Problematik der Tiermilch bewusst zu sein und wenn möglich den Milchkonsum schrittweise zu reduzieren.

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