Hoffnung, das Tor zwischen Verstand und Herz - Liebe, der Schlüssel des Verzeihens

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Erfüllte Tage

Es sind nicht die erfüllten Tage, die uns reich machen,

sondern die, an denen wir an dir zweifelten

und dennoch festhielten an dir.

Es waren die Tage des Leidens, die uns reich machten,

auch wenn wir das nicht verstanden haben und an dir zweifelten

und dennoch festhielten an dir.

Es waren die Tage, an denen wir uns und dich verfluchten,

weinten und schrien aus Angst und Zweifel an dir

und du hieltst uns in deiner Hand,

weil wir deine Liebe zu uns nicht verstanden.

Es sind die Tage mit dir, die uns reich machen,

wenn das, was sein soll, sich erfüllt.

Die schnelle Zeit

Wie schnell die Zeit vergeht,

sehen wir an unseren Kindern,

wie schnell sie gereift und gewachsen sind.

Wie schnell das Leben zu Ende geht,

sehen wir daran, wenn gute Freunde,

Eltern oder Geschwister gehen.

Was mir am Lebensende bleiben soll,

ist die Erinnerung an sie

und nicht Verdruss des versäumten Lebens.

Was brauche ich

Was brauch ich mehr, um bei mir zu sein?

Einen Freund, Stille und Ruhe und ein Glas Wein.

Ein Gespräch zu zweien, es kann auch ohne Worte sein.

Im gemeinsamen Sinnen, die Stunden verrinnen.

Was brauch ich mehr, um glücklich zu sein?

Zeit, die ein Freund, wenn er wie der Wein in Stille und Ruhe gereift,

sie mit mir verbringt, um ganz bei mir zu sein, im Sinnen und im Gespräch, auch ohne Worte. Dann bin ich mit ihm und mit mir in Beziehung.

Unbedacht

Unbedacht ein Wort gesprochen,

unbedacht eine Tat getan,

unbedacht das Herz getroffen,

was für ein Leid, was für ein Schmerz,

Wort und Tat kamen nicht aus dem Herzen,

kamen aus dem Verstand, der die Schuld an die Seele band.

Mit Bedacht ein Wort gesprochen,

mit Bedacht eine Tat getan,

mit Bedacht das Herz getroffen,

was für ein Trost, was für eine Freude,

Wort und Tat kamen ungezwungen aus dem Herzen,

das den Schmerz kommen sah.

Brücken bauen

Brücken, die abgebrochen sind, können wieder aufgebaut werden, wenn beide das Gleiche wollen und in die gleiche Richtung bauen. Warte nicht, bis der Andere den ersten Schritt macht, sondern beginne, wenn es dir ernst ist. Auch wenn du sie allein vollendest, kannst du sagen: „Sie ist offen für dich und jederzeit begehbar für dich. Ich warte auf dich und freue mich auf dich.“

Das Feuer des Lebens

Lodernd wie das Feuer,

frisch wie der Wind,

aufmerksam, neugierig,

jederzeit zum Spiel und Toben bereit,

so ist das Leben der Kinder, in der kindlichen Zeit.

Knisternd wie das Feuer,

schnell wie der Wind,

schlau, gespannt,

jederzeit zum Sprung und Kampf bereit,

so ist die Jugend, in ihrer Zeit.

Glühend wie das Feuer,

forsch wie der Wind,

stark, anmutig,

jederzeit wachsam, zu schlagen die Beut,

so ist der Erwachsene, in seiner Zeit.

Erlöschend wie das Feuer,

mild wie der Wind,

gelassen, weise,

jeder Zeit geduldig wartend,

so ist der Greis, in seiner letzten Zeit.

Ausgebrannt das Feuer

still ist der Wind,

leise hat begonnen das Ende,

sanft nimmt der große Geist der Ruhe

dem Menschen die Flamme des Lebens,

aus seiner Hand und seinem Herzen,

so ist Leben und Sterben des Menschen,

in seiner letzten Stunde gleich.

Wer wird an mich denken

Ich ging frühmorgens am Strand spazieren, dem Sonnenaufgang entgegen. Vor mir, Spuren im Sand. Ich folgte diesen Spuren, sie liefen nicht gerade, manche schwenkten mal nach rechts, mal nach links. Manche Abdrücke waren etwas tiefer als die anderen, so als würde der Mensch, der hier gelaufen war, eine schwere Last tragen. An einer anderen Stelle sahen die Spuren weicher aus und rhythmischer, als hätte er vor Freude getanzt. An einer Stelle sah es aus, als habe er eine Zeit stillgestanden und beobachtet, vielleicht gedankenversunken. Kurze Zeit später lag diese Person auf dem Boden. Sein Körperabdruck war groß, die Schultern breit, die Arme waren seitlich ausgestreckt und die Hände mit den Fingern waren deutlich zu sehen, sie waren schmal. Dann waren Abdrücke zu sehen, wo er sich wieder aufrichtete und weiterging. Plötzlich bog die Spur ab, durch die Dünen, und endete an einer Wiese, wo sie sich verlor. Vom Wiesenrand konnte ich die Wiese weit überblicken, bis zum Horizont, wo die Sonne langsam ihre Bahn nahm und das helle gleißende Licht der aufgehenden Sonne meine Augen blendete. Meine Gedanken waren: „So entschwindet ein Mensch ins Licht. Nicht zu wissen, wer er war, ob Frau oder Mann, wie er oder sie hieß.“ Schweigend sann ich nach, um mich ruhende Stille. Ich ging meinen Weg zurück, in mir die Fragen: „Warum bin ich dieser Spur gefolgt? Was hat mich zu dieser Beobachtung geführt?“

Ich schaute zu den Spuren, die wir beide hinterlassen hatten, doch die Wellen des Meeres, haben unsere Spuren weggespült und ausgelöscht. Mich überkamen Traurigkeit und Einsamkeit, die mir im Moment das Herz schwer machten. In mir der Gedanke, nichts bleibt zurück und ich dachte: „Wer wird an mich denken, wenn ich nicht mehr bin? Wenn die Wellen der Zeit die letzten Spuren verwischen.“ Eine Frage, die sich viele Menschen stellen, wenn sie einsam und allein die Erde verlassen müssen, weil sie niemanden haben, der an ihrem Sterbebett sitzt und trauert. Ihre Hand sanft hält, tröstende Worte spricht und aus Liebe weint. Wer wird mich vermissen, wenn ich nicht mehr bin? Ist es die Angst vergessen zu werden, wenn mein Leben gelöscht wird? Oft habe ich es in meinem Leben gesehen und erleben müssen, wie ganze Leben in Containern entsorgt wurden. Bilder, Briefe, Hausrat, Kleider, Schuhe und andere persönliche Dinge. All das hatte doch eine Geschichte, die Geschichte eines Lebens mit Höhen und Tiefen, Schmerz, Leid, Freude, Glück. Die Geschichte eines Menschen, der geliebt hat und geglaubt, der gekämpft, verloren oder gewonnen hat, der geweint, vor Freude und Glück oder vor Leid und Schmerz. Doch ist all das nur ein Festhalten am Vergänglichen. Wäre da die Frage nicht tröstender, gar voller Neugier und Freude, wenn wir fragen würden: „Wer wird mich erwarten und empfangen, wenn ich von dieser Erde gehe?“ Sicher hätten wir da gern den Einen oder Anderen, den wir uns vorstellen könnten, doch dann könnten wir enttäuscht sein. Es wird vielleicht jemand sein, den wir nie erwarten würden. Jemand, dem wir irgendwann einmal begegnet sind. Vielleicht unserem ärgsten Feind, der wir uns selbst gegenüber waren. Vielleicht dem, dem unsere Aufgabe galt, ihm zu tun, was getan werden sollte. Vielleicht jemand, an den wir uns nicht erinnern, weil wir uns so sehr wünschen, dass jemand bestimmtes sich an uns erinnern würde. Jemand der voller Sehnsucht auf uns gewartet hat, über viele Jahre oder viele Leben lang. Und dann wäre noch die Frage: „Was erwartet uns? Hölle, Tod, ewige Verdammnis? Was hätte das für einen Sinn? Was wäre das für ein Gott und Schöpfer?“ Ich glaube, dass, wenn wir die Auswirkungen unseres Tuns sehen werden, dies die Hölle für uns sein wird. Höllische Scham, um geläutert zu werden. Dass alles, was unnütz war, abgeschnitten wird und in den Tod gegeben, um neu anzufangen. Wenn wir all das sehen, was wir getan haben, werden wir uns selber verdammen für unser Fehlverhalten. Wir würden gerne büßen wollen, um wieder gut zu machen, was wir angerichtet haben, um Lieben zu lernen und aus Liebe zu tun. Doch hier greift doch die Gnade und Hilfe ein. Ewig ist Gott und das Göttliche, was wir in uns tragen. Dieses Göttliche in uns soll und wird bis zur Vollendung gereinigt werden vom vergänglichen Schmutz, damit sich die Worte erfüllen: „Und wir wissen, wenn es erscheinen wird, werden wir ihm gleich sein. Ohne Verdienst, nur aus der Gnade Gottes und Jesu Christi.“

Gott ist nicht erkennbar, beschreibbar, erforschbar, er ist unergründbar. Fordere Gott nicht, das Gott Ist, das sei dir genug.

In Worte fassen

Was dich bedrückt, fasse es in Worte.

Wo dir die Worte fehlen, lass Tränen frei fließen.

Sie reinigen das Herz, dass Worte können sprießen,

dass das, was dich bedrückt,

aus deinem Herzen wird entrückt.

Vor Freude nun kannst weinen,

bist mit dir im Reinen.

Worte

Worte können,

uns zu Tränen rühren oder traurig machen,

uns sanftmütig machen oder wütend,

uns heilen oder in der Seele verletzen,

ns nachdenklich machen oder überraschen,

uns verlegen machen oder beschämen,

uns freisprechen oder Schuld aufladen,

uns glücklich machen oder Kummer bereiten,

uns frei machen oder binden,

uns nachdenklich machen oder verblüffen,

uns aufbauen oder niederdrücken.

Darum werde du der Meister deiner Worte,

indem du Herr über deine Zunge wirst.

Im Verborgenen stecken die Kräfte,

im Sichtbaren werden sie offenbar,

 

durch die Sehnsucht der Liebe erweckt.

Ein Gegenüber

Sich verlieben, sich verlieren,

sich finden, sich verbinden,

sich halten, sich lösen,

sich geben, sich schenken,

vieles kann ich tun.

Nur das Verbinden braucht ein Gegenüber,

damit gemeinsam getan werden kann.

Um sich zu verlieben, sich zu verlieren,

sich zu finden,

sich zu halten, sich zu lösen,

sich zu geben,

um sich einander zu schenken,

im gemeinsamen Tun.

Aus Liebe tun mit dem Herzen

Fast wäre ich gestrauchelt,

doch hielt mich deine Hand.

Das hab ich erst erkannt,

als ich mich fast am Boden fand.

Schmerzhaft war’s,

als ich ward zurückgerissen,

von dem, was ich glaubte aus Liebe zu tun.

War’s doch nur mir zum Eigen nütze,

hätt damit Andere nur verletzt,

die ich doch so sehr geschätzt.

Aus Liebe tun ohne dem Herzen,

führt zu unsagbaren Schmerzen.

Aus Liebe tun mit dem Herzen,

lässt leuchten wie tausend Wunderkerzen.

Wohin die Wege

Wohin mein Weg mich auch führt, ich werde dich finden, weil du gefunden werden willst. Du bist verborgen dieser Welt, deren Liebe erkaltet. Du offenbarst dich denen, die sich auf den Weg machen, um dich zu finden. Die Wege zu dir sind nicht einfach, verschlungen oft die Pfade menschlicher Weisheit und Tun, das Schmerz und Leid gebiert. Darum irren wir auf unseren Wegen, weil die kindliche Liebe und das Vertrauen fehlen. Doch haben wir erkannt, dass wir uns selbst im Wege stehen, jedoch ist der Weg zu dir, durch den Schmerz und durch das Leid, die Tür zu deiner Kraft. Wir öffnen sie und das Licht deiner Herrlichkeit strahlt uns entgegen, als Freude neu gewordenen Lebens. Wohin mein Weg mich auch führt, ich werde ihn gehen, werde dich finden, in deiner Welt seligen Friedens. Es ist die Welt des ewigen Seins, in der wir geborgen warten auf den neuen Morgen, in deinem Licht.

Gütiger Vater, wir danken dir,

dass du uns, die wir unvollkommen sind, hörst.

Wir loben deinen Namen, da du bist die Wahrheit ewiglich.

All dein Tun, ist offenbart worden uns Menschen,

durch deinen ewigen Geist.

Dein heiliger Wille sei unser Ziel

und die Kraft deiner Liebe soll uns dorthin führen.

So lass unsere Gedanken nicht irren, durch trügerische Worte,

und gib unseren Herzen die Weisheit, diese zu erkennen.

Lass uns die lösen,

die wir in unseren Gedanken gebunden halten,

dass sie frei werden, damit auch wir frei werden können.

Lass finden in uns deinen Frieden,

der uns bewahrt auf unsern Wegen,

damit wir zuletzt nicht straucheln und fallen.

Der Weg zu dir ist der Weg zu den Herzen der Menschen. Wenn Herz und Herz sich begegnen, aufrichtig und einander achtend, sie zueinander aufschauen, sich annehmen wie sie sind, in all ihren Unvollkommenheiten, sich einander unterstützen und nicht einander vergleichen, so werden sie erkennen, sie sind alle gleich. Sie werden einander nicht mehr neiden, sondern sich bewundern, dem anderen mit Ehrerbietung begegnen und die Schwächen übersehen, Frieden suchen um des Friedens und der Liebe Willen, dann ist der Weg zu dir, ein Weg ohne Schmerz und Leiden. Der Weg in die Freiheit der Gemeinsamkeit und des Einsseins mit dir. Liebe ist die Antriebskraft dafür. Selbstverständlich ist es nur, wenn du dein Selbst verstehst und ständig an dir arbeitest. Wege gibt es viele, doch nur einen wahrhaften Weg. Gehen kannst du ihn zusammen mit anderen, entscheiden ob du ihn gehen willst, ist alleinig die deine. Und wenn du fragst, wo ist dieser Weg? So sei dir gesagt, der Weg wird dich finden, die Menschen darauf dir begegnen in ihren Fehlern. Gemeinsam werdet ihr wandeln, am Ziel werdet ihr erwartet von der Gemeinschaft der wartenden und geführt zu dem geduldig, liebenden Vater, der alles in allem ist und ohne ihn, alles nicht wäre, auch du nicht. Denn durch ihn kannst du sein. Siehe, wenn deine Mutter und dein Vater nicht wären, wärest du nicht, darum liebe, achte und ehre deine Eltern, auf das es dir wohl ergehe. Das ist das Gesetz der Ursache und Wirkung. Horche in dich hinein, fühle dich und das, was dir gut tut, suche den Frieden in der Stille und staune über die Wunder die dir begegnen. Nimm Anteil an allem, doch erzürne dich nicht durch falsche, unnütze Gedanken. Lenke diese hin zum Frieden. Der Weg den du gehst ist ein Weg, der seit Urzeiten gelegt, zurück zur Heimat.

Das was ich tue, ist nicht was ich will. Das was ich will, tue ich nicht, aus Zweifel und Angst. Aus Zweifel und Angst, Fehler zu machen, tue ich das, was ich glaub, das es richtig sei. Doch glaube ich ohne Zweifel und Angst, dann tue ich, auch wenn ich dabei Fehler mache. Und kommt die Erkenntnis der Wahrheit ans Licht, dann heißt es letztlich: „Es tut mir Leid, bitte verzeih!“ Die Antwort ist: „Du bist frei!“

Der Schmerz des Verlustes

Vieles hätte ich dir noch sagen wollen, konnte es damals nicht tun, zu aufgewühlt war mein Herz und zu jung an Jahren, sodass ich es verstehen konnte, was damals geschah. Nun ist die Zeit dafür gekommen, dass ich es aussprechen kann. Als du von mir gingst, warst du selbst noch zu jung, in deinem Alter. Zu jung war ich, die zurückblieb. Fühlte mich verraten, verlassen, einsam und allein. Das was mich die Jahre umtrieb, mich quälte, war die Liebe zu dir. Wie sehr hatte ich dich gebraucht und du warst nicht mehr da. Wut in mir, mit Schmerzen, wenn ich an dich dachte. Schuld gab ich mir für diese Gedanken der Wut. Verlassen fühlte ich mich von dir, verraten in der Zeit, wo ich dich hätte gebrauchen können. Keinen ersten Tanz mit dir, nicht das Führen zum Standesamt, um mich in die Hand eines andern zu geben. Doch konntest du nichts dafür, es war unser beider Schicksal, das deine und das meine. Es tat so weh, als du gingst, ich konnte das damals nicht verstehen, weinte viel darüber, vergrub meinen Schmerz in mir, um stark zu sein, für Mutter. Heute möchte ich dir sagen, ich vermisse dich. Als du noch lebtest, da ging es nur um dich. Wusste ich doch nicht, was es bedeutet, so früh zu sterben. Ich fühlte mich von euch beiden alleingelassen und nicht wert. Dich und Mutter machte ich verantwortlich dafür, dass es mir nicht gut ging. Ich erinnere mich, dass du uns oft beschämt hast, wenn du betrunken nach Hause kamst. Geld war knapp, du arbeitetest hart und viel, jedoch trankst du regelmäßig, sodass wir manchmal nicht wussten, über die Runden zu kommen. Jedes Mal hieß es, lasst ihn, stört ihn nicht. Mutter hielt schützend ihre Hand über dich, obwohl auch sie litt. Unsere Belange waren nicht wichtig, nur du und das Haus an dem du bautest, für uns, war dir wichtig. Doch es war dein Egoismus, du wolltest es allen beweisen. Schlucktest jeden Ärger runter, deine Wut, deine Angst nichts wert zu sein. Etwas trugst du mit dir herum, wolltest nie darüber reden. Vielleicht wäre es besser gewesen, vielleicht hätten wir dich verstanden, jedoch nicht verurteilt, weil du doch unser Vater warst und wir dich liebten. So konnte sich bei uns nur die Wut über dich aufbauen, einen Vater, dem die Kinder egal sind, der trank. Ich war nicht gerne zu Hause. Ich versuchte, soweit es ging, bei Freunden zu sein, wo die Familie in Ordnung war und harmonisch. Wie schön war es, wenn sie alle zusammen waren und ich dabei sein durfte. Nur habe ich nie über meine Familie gesprochen, aus Scham. Erst als die Ärzte dir sagten, dass du schwer krank warst, durch dein Trinken, sie dir nicht mehr lange Lebenszeit voraussagten, erst da hast du es geschafft, davon loszukommen. Da fingen für uns die schönen Zeiten an, plötzlich warst du anders und wiederrum ging es nur um dich. Hier Rücksicht, da Rücksicht, was unsere Wut noch größer machte. Ich durfte manchmal nicht zu meinen Freunden, wir wollten selber etwas unternehmen. Jetzt, da du krank warst, sollten wir Rücksicht nehmen. Hast du jemals auf uns Rücksicht genommen? Ich kann mich nicht wirklich erinnern. Als ich noch klein war schon.

Kurz bevor du starbst, nahmst du mich zur Seite und hast mir eine Last aufgebürdet, die ich als angehender Teenager nicht tragen konnte. Ich war die Große, obwohl noch ältere Geschwister da waren. „Kümmere du dich um Mutter und hilf ihr“, sagtest du. Ich, die selbst hilflos und überfordert war. Ich gab keine Widerrede, schluckte meine Wut und meine Enttäuschung runter. Alles hätte ich erwartet, was du mir sagen wolltest, doch diese Bürde, diese Last, sollte ich mittragen, weil du dich aus deiner Verantwortung gestohlen hattest. Ich wollte doch leben, frei und nicht gebunden sein. Doch ich versprach es dir, musste es dir versprechen. Du gingst von uns an einem Feiertag, wir durften nicht dabei sein. Konnten nicht Abschied nehmen. Sterben und Tod wurden bei uns zu Hause verbannt. Hätten wir nicht alle gemeinsam Abschied nehmen können? So fehlte etwas in unserem Leben: „Du.“ Du warst plötzlich nicht mehr da. An einem Feiertag ließest du uns im Stich. Trauer vermischte sich mit Wut und Enttäuschung. Der Tag war für uns gelaufen. Jedes Jahr die Erinnerung daran und dazu noch dich vermissen. Deine Stimme nicht mehr zu hören, dich nicht in die Arme zu schließen, was ich Jahre nicht getan hatte. Dich zu riechen. Du fehltest mir an allen Stellen und Wut und Schuld wuchsen und wuchsen. Durfte ich wütend sein? Nein, dann kamen Schuldgefühle hoch. Ich schluckte und tat, was ich tun musste. Ich lernte, machte eine Ausbildung, heiratete, wurde geschieden und an vielen Augenblicken in meinem Leben nahmst du nicht teil. Keinem väterlichen Rat, keine väterliche Hilfe, keinen väterlichen Beistand, keinen väterlichen Segen und wütend darüber durfte ich nicht sein.

Nun bin ich so alt wie du damals gewesen bist, als du gingst. Es schmerzt in meinem Herzen um die nicht gelebte Zeit mit dir. Dir nie gesagt zu haben, dass ich traurig bin, dass ich die Last nicht tragen konnte, nicht weil ich es nicht tragen wollte, sondern weil sie zu schwer für mich war. Nicht gesagt habe ich, dass ich dich vermisse und dich geliebt habe. Das ich mir gewünscht hätte, dass du länger gelebt hättest. Das ich dich nie wirklich gesehen hatte in deinem Schmerz. Das ich meine Wut über dich, dir nicht ins Gesicht geschrien habe, ich glaube, du hättest es verstanden. Wie sehr habe ich mir gewünscht, dass du mir gesagt hättest, dass du mich lieb hast. So bleiben mir nur meine Tränen die ich vergieße, die unaufhaltsam fließen, die die Sehnsucht nach dir zeigen. Tränen, die die Wut mildern und den Schmerz den ich trage heilen. Wie gerne würde ich von dir träumen und im Traum würdest du mir all das sagen, was ich mir so gerne gewünscht habe, von dir zu hören. Dir von meinem Leben zu erzählen, von meiner Traurigkeit, keine Kinder austragen zu dürfen. Von meinen freudigen Stunden dir berichten und du nähmst Anteil daran. Von meinen dunklen Stunden und du hörst mir zu und tröstest mich. Ich wünschte mir es so sehr. Und du würdest mich in deine Arme schließen, mir sagen, es tut dir unendlich leid, mir so viel Kummer bereitet zu haben, dass du mich lieb hast und gerne meine Last mir abnehmen würdest. Mich über meinen Lebensschmerz tröstest, dass du all die Jahre mich gesehen hast und mein Leben begleitet hast und dich freust und stolz auf mich bist, was ich bis jetzt geschafft habe, obwohl keiner an mich geglaubt hat. Du würdest mir sagen, ich habe immer an dich geglaubt und glaubst auch heute an mich. Und du würdest auf mich warten für den ersten Tanz im neuen Leben. Ich möchte deine Nähe spüren, dass du um mich bist. Jeden Tag und ich lasse dich frei, aus meiner Wut und aus meinen Vorwürfen. Verzeih mir Papa, verzeih mir. Du sollst da, wo du bist, keine Last tragen, die ich durch meine Gedanken dir aufbürde und du gefangen bist in dieser Bürde. Ich gebe dich frei und gestatte mir, dass ich lebe und leben darf. Du bist in meinem Herzen, du bist mein Papa und ich deine Tochter. Lebe wohl, lebe, lebe dein neues Leben und sei frei.

M.U. de Kstm.1982

In Gedanken bin ich bei dir und du bei mir. Ohne Groll, ohne Schmerz, da ich dich liebe vom ganzem Herzen. Will mit dir Welten durchreisen, bunte Vielfalt des Lebens sehen. Muss mir und dir nichts beweisen, werden uns wiedersehn.

 
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