Handbuch Medizinrecht

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Anmerkungen

[1]

Quaas/Zuck § 2 Rn. 7 ff. m.w.N.; Jaeger NZS 2003, 225.

[2]

OVG Rheinland-Pfalz Urt. v. 19.2.2019 – 6 A 10136/18, aus Schafsföten gewonnene Gefrierzell-Präparate zur parenteralen Anwendung bei Menschen (Frischzellentherapie bzw. Gefrierzellentherapie) sind bedenkliche Arzneimittel i.S.d. Arzneimittelgesetzes und können gemäß § 5 AMG verboten werden. Kein Ärzteprivileg gemäß § 13 Abs. 2b S. 1 AMG, Ratzel GesR 2019, 360, 361.

[3]

In diesem Zusammenhang kann auch das allgemeine Persönlichkeitsrecht eine Rolle spielen, BVerfGE 65, 1, 43, Recht auf informationelle Selbstbestimmung; BVerfG Beschl. v. 9.1.2006 – 2 BvR 443/02, MedR 2006, 419, Einsichtsrecht in Krankenunterlagen eines im Maßregelvollzug Untergebrachten; BVerfG Beschl. v. 23.10.2006 – 1 BvR 2027/02, MedR 2007, 351, Unwirksamkeit weitgefasster Schweigepflichtentbindungserklärungen der Versicherungswirtschaft (hier: Berufsunfähigkeitsversicherung).

[4]

Quaas/Zuck § 2 Rn. 8 f.

[5]

Wohltuend sachlich Kirchhof Das Gesetz der Hydra, 2006, Kapitel VI, Der Traum von der ewigen Jugend, 141 ff.

[6]

BVerfG Beschl. v. 26.2.2013 – 1 BvR 2045/12.

[7]

BVerfG Beschl. v. 12.12.2012 – 1 BvR 69/09, eine Vorlagepflicht zum EuGH besteht nicht.

[8]

BVerfG Beschl. v. 26.3.2014 – 1 BvR 2415/13, NJW 2014, 2176.

[9]

BSG Urt. v. 8.3.1990 – 3 RK 24/89, NJW 1990, 2959; BSG Urt. v. 19.9.2007 – B 1 KR 6/07. Altersgrenze Männer 50 Jahre zulässig; BSG Urt. v. 3.3.2009 – B 1 KR 7/08, Altersgrenze Frauen 40 Jahre zulässig; BSG Urt. v. 25.6.2009 – B 3 KR 9/09 R, Leistungsausschluss nach drei erfolglosen Versuchen verfassungsgemäß.

[10]

BVerfG Urt. v. 28.2.2007 – 1 BvL 5/03, GesR 2007, 188 ff., Gesetzgeber könnte aber andere Regelung treffen.

[11]

BVerfG Urt. v. 28.2.2007 – 1 BvL 5/03, GesR 2007, 188 ff. Ziff. 3a unter Verweis auf BSG Urt. v. 3.4.2001 – B 1 KR 40/00, BSGE 88, 62, 64, § 27a begründe einen eigenen Versicherungsfall.

[12]

BGH Urt. v. 17.12.1986 – IV a ZR 78/85, MedR 1987, 182; BGH Urt. v. 23.9.1987 – IV a ZR 59/86, MedR 1988, 34; BGH Urt. v. 21.9.2005 – IV ZR 113/04 zu den Voraussetzungen der medizinischen Notwendigkeit und der Erfolgsaussichten; Kosten als außergewöhnliche Belastung aber auch bei nicht verheiratetem Paar steuerlich zu berücksichtigen, wenn Maßnahme in Übereinstimmung mit BO, BFH Urt. v. 10.5.2007 – III R 47/05, NJW 2007, 3596 unter Aufgabe der früheren Rechtsprechung.

[13]

BVerfG Beschl. v. 28.1.2013 – 1 BvR 274/12, GesR 2013, 308 (diskriminierend).

[14]

BGBl. I 2015, 1368; Welti Das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention – was bringt das Präventionsgesetz?, GuP 2015, 211 ff.

[15]

Zustimmend Schaks/Krahnert Die Einführung einer Impfpflicht zur Bekämpfung der Masern. Eine zulässige staatliche Handlungsoption, MedR 2015, 860 ff.

[16]

HK-AKM/Lissel Infektionsschutzrecht, 2605, Rn. 97 ff.

[17]

BVerwG Urt. v. 22.3.2012 – 3 C 16.11, BVerwGE 142, 205; VG München Beschl. v. 24.3.2009 – 18 E 09.1208; VG Berlin Beschl. v. 11.3.2015 – 14 L 35.15 und 14 L 36.15; VG Hamburg Beschl. v. 18.2.2009 – 2 E 345/09; a.A. VG Gera Beschl. v. 16.4.2019 – 6 E 557/19, es gebe keine allgemeine Impfpflicht, aber einen Anspruch auf Gestellung eines Platzes in einer Kindertageseinrichtung.

[18]

Der SPIEGEL 14/2019 v. 30.3.2019, 13 ff.; für besondere Personengruppen z.B. Soldaten gab es schon bisher eine Impfpflicht, BVerwG Beschl. v. 24.9.1969 – I WDB 11.68, BVerwGE 33, 339.

[19]

BVerwG Urt. v. 14.7.1959 – I C 170, 56, BVerwGE 9, 78 ff.; so auch BGH Gutachten v. 25.1.1952 – VRG 5/51, BGHSt 4, 375.

[20]

Gesetz zur Aufhebung des Gesetzes über die Pockenschutzimpfung v. 24.11.1982, BGBl. I, 1529.

[21]

Schaks/Krahnert MedR 2015, 860, 864, 865 m.w.N.; Sachs/Murswick/Rixen GG, 8. Aufl. 2018, Art. 2 Rn. 186.

[22]

Wahrscheinlichkeit 1:1.000.000.

[23]

Amhaouach/Kießling MedR 2019, 853 eher zurückhaltend.

[24]

So auch für die notwendige Blutübertragung bei unter 14 Jahre alten Kindern von Zeugen Jehovas OLG Hamm Urt. v. 10.10.1967 – 3 Ss 1150/67, NJW 1968, 212, Weigerung der Eltern ist unterlassene Hilfeleistung; siehe auch Ulsenheimer Rn. 396.

[25]

Neudeutsch „Polygamie“.

[26]

BSG Urt. v. 19.3.2002 – B 1 KR 37/00 R, BSGE 89, 184 ff.; i.d.S. auch LSG NRW Urt. v. 19.8.2002 – L 16 KR 79/03; BSG Urt. v. 3.2.2010 – B 6 KA 37/08 R.

[27]

Zu den rechtlichen Folgefragen Goecke NZS 2002, 620 ff.; Schimmelpfeng-Schütte GesR 2004, 361, 364; dies. MedR 2004, 655 ff.; Wölk ZMGR 2006, 3 ff.; BVerfG Beschl. v. 22.11.2002 – 1 BvR 1586/02, NJW 2003, 1236; BVerfG Beschl. v. 19.3.2004 – 1 BvR 131/04, GesR 2004, 246 ff.; Niemann NZS 2004, 254 ff.

[28]

BSG Urt. v. 19.10.2004 – B 1 KR 27/02 R, GesR 2005, 322; Visudyne (zugelassen in der Schweiz und den USA) zur Therapie des Aderhautkolons im Kindesalter; siehe auch BVerfG Beschl. v. 6.12.2005 – 1 BvR 347/98, GesR 2006, 72; BSG Urt. v. 8.9.2009 – B 1 KR 1/09 B.

[29]

BVerfG Beschl. v. 6.12.2005 – 1 BvR 347/98, GesR 2006, 72; BVerfG Beschl. v. 29.11.2007 – 1 BvR 2496/07, NZS 2008, 365; BVerfG Beschl. v. 26.2.2013 – 1 BvR 2045/12, NJW 2013, 1664.

[30]

Deshalb erschienen erste Bewertungen der Entscheidung in der Publikumspresse zu allgemein. Dies hat das BSG im anschließenden Vergleich, mit dem das Verfahren nach der Aufhebung durch das BVerfG abgeschlossen wurde, deutlich herausgearbeitet; siehe hierzu veröffentlichtes Sitzungsprotokoll vom 27.3.2006 – B 1 KR 28/05 R, Termin-Bericht Nr. 20/06 des BSG.

[31]

BSG Urt. v. 4.4.2006 – B 1 KR 12/05 R, GesR 2006, 421; BSG Urt. v. 4.4.2006 – B 1 KR 12/04 R, NZS 2007, 88 (beide ablehnend); BSG Urt. v. 4.4.2006 – B 1 KR 7/05 R, GesR 2007, 24 (zustimmend); siehe auch LSG Hessen Urt. v. 15.1.2009 – L 1 KR 51/05, juris, GKV ja, wenn notstandsähnliche Situation.

[32]

BVerfG Beschl. v. 11.4.2017 – 1 BvR 452/17, GesR 2017, 509 = MedR 2017, 954; BVerfG Beschl. v. 6.7.2016 – 1 BvR 1705/15, NJW 2017, 545.

[33]

Hauck NJW 2007, 1320, 1323.

[34]

Roters NZS 2007, 176 ff.

4. Kapitel Das Gesundheitswesen in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland › D. Menschenwürde, Art. 1 Abs. 1 GG

D. Menschenwürde, Art. 1 Abs. 1 GG

22

Die Menschenwürde betrifft insbesondere die Achtung und den Schutz der körperlichen Integrität, die Sicherung menschengerechter Lebensgrundlagen, die Gewährleistung elementarer Rechtsgleichheit sowie die Wahrung der personalen Identität und Integrität.[1] Die Absolutheit des Wortlauts der Norm darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass damit nach h.M. keineswegs jedwede Beeinträchtigung unzulässig ist, sondern nur der sog. „Kernbereich“ menschlicher Existenz vor schwereren Beeinträchtigungen geschützt werden soll. Höfling[2] spricht daher zu Recht von einer sog. „Tabugrenze“. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts[3] behilft sich mit der sog. „Objekt-Subjekt-Formel“, d.h. der Mensch dürfe nicht zum bloßen Objekt herabgewürdigt werden. Wie schwierig die Menschenwürde im Rahmen konkreter Fragestellungen als Abgrenzungskriterium zu handhaben ist, zeigt die Diskussion um die Präimplantationsdiagnostik[4] (hierzu s. Kap. 29 Rn. 28 ff. und zur gesetzlichen Neuregelung in § 3a ESchG[5] m.w.N.) und das therapeutische Klonen. Selbst wenn man unter Auslegung einfachen Rechts zu einer Zulässigkeit der PID gelangen könne, bleibe letztlich der verfassungsrechtliche Schutz der Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 GG), der auch dem Embryo von Anfang an, und nicht erst nach Nidation, zustehe.[6] Die gegenteilige Auffassung könne sich nicht auf die Entscheidungen des BVerfG zu § 218 StGB berufen, da dort nur die Phase ab Nidation zur Entscheidung anstand. Kritiker[7] verweisen demgegenüber darauf, dass es keine absolute Unantastbarkeit gebe. Dies zeigten nicht nur die Urteile des Bundesverfassungsgerichts zur Reform des § 218 StGB, wo gerade der Anspruch der einen Existenz gegenüber der anderen relativiert werde (im Indikationenmodell), sondern auch die arzneimittel- und medizinproduktrechtliche Zulassung nidationshemmender Mittel. Wenn auf die Vollkommenheit des genetischen codes mit Abschluss der Befruchtung und damit der Beginn des Menschseins abgestellt werde, vergesse man, dass diese Würde erst richtig „mit Leben“ erfüllt werde, wenn die Nidation gelinge.[8] Ohne Nidation bleibt eben alles Stückwerk, dem absoluten Schutz der Menschenwürde in Art. 1 Abs. 1 GG zum Trotz. Die Fragestellung spitzt sich im Bereich des therapeutischen Klonens zu. Denn zu Recht drängt sich hier die Frage nach der reinen Instrumentalisierung von Embryonen geradezu auf. Deshalb könnte man es sich einfach machen und alleine mit Verweis auf die Entscheidungen des BVerfG[9] zu § 218 StGB schon eine Verletzung von Art. 1 Abs. 1 GG sehen. Dass dies nicht zwingend ist, zeigen die mindestens drei weiteren Grundpositionen zu der Frage, inwieweit der Embryo „Menschenwürde“ innehabe.[10] Während die extreme Gegenposition[11] Menschenwürde nur dem geborenen Menschen zusprechen will, trennen andere wiederum zwischen Mensch und Person. Zunehmende Relevanz bekommt die Konzeption eines „abgestuften Menschenwürdeschutzes“, der zwar grundsätzlich die Konzeption als „Initialzündung“ für die Potentialität eines Menschen akzeptiert, was aber nicht zwingend bedeute, dass der Embryo von Anfang an Träger der Menschenwürde sein könne oder gar müsse.[12] Dies könne z.B. dann verneint werden, wenn noch keine Individuation (also z.B. vor der Nidation) eingetreten sei oder feststehe, dass diese nie eintrete,[13] was im Falle des therapeutischen Klonens ja gerade der Regelfall ist.

 

23

So sehr das Konzept des „abgestuften Menschenwürdeschutzes“ für den Beginn des Lebens z.B. im Rahmen der Diskussion um § 218 passen kann, so problematisch können ähnliche Überlegungen am Ende des Lebens sein. Denn zweifellos hat gerade der Moribunde besonderen Anspruch auf Achtung seiner Würde, was nicht zuletzt im Respekt vor der noch bei Entscheidungsfähigkeit geäußerten Verfügung über lebenserhaltende oder -verlängernde Maßnahmen zum Ausdruck kommt.[14] Dies zeigt die anhaltende Diskussion um die Zulässigkeit der Sterbehilfe oder das Begleiten im Sterben durch Ärzte. Während die Bundesärztekammer[15] einen eher restriktiven Standpunkt einnimmt und § 16 MBO sogar ein Verbot der ärztlichen Suizidbeihilfe enthält[16], stellt die neuere Rechtsprechung eher das Selbstbestimmungsrecht als Ausfluss des Persönlichkeitsrechts gemäß Art. 2 Abs. 1 GG in den Vordergrund.[17] Aus der Entscheidung des BGH[18] vom 2.4.2019 lässt sich nichts gegenteiliges herleiten, weil nach dem zu beurteilenden Sachverhalt der Patientenwille unklar war. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts[19] zur Nichtigkeit des § 217 StGB ist ein vorläufiger Schlusspunkt zu dieser Frage gesetzt worden. Wie nicht anders zu erwarten löste diese Entscheidung heftige Kritik aus, die jedoch in der Sache unbegründet ist.[20] Erste Reformüberlegungen sind jedoch bereits im Gange. Feststeht jedenfalls, dass § 16 MBO, der ohnehin bislang nur in 10 von 17 Landesärztekammern umgesetzt war, in dieser Form nicht fortbestehen wird und schon jetzt, obwohl noch nicht geändert, keine Grundlage für Sanktionen mehr sein kann.[21] Folgende Voraussetzungen dürften nach der Entscheidung des BVerfG bis zu einer Neuregelung erfüllt werden müssen: Ergebnisoffene Beratung, Aufklärung einschließlich der Aufklärung über Alternativen, Einsichtnahme in medizinische Unterlagen, Fachärztliche Untersuchung, ggf. Patientenverfügung einschl. Entbindung von der Rettungspflicht, Einwilligungsfähigkeit des Suizidwilligen, kein Zwang durch Drohung oder Täuschung, Einnahme des tödlichen Mittels durch den Patienten selbst und keine Verschreibung/Überlassung von betäubungsmittelrechtlich verbotenen Mitteln.

24

Erhebliche Diskussionen hat die Neuregelung des Umfangs der Personensorge bei einer Beschneidung eines männlichen Kindes in § 1631d BGB[22] ausgelöst.[23] Während Grams[24] von einer verfassungswidrigen Legalisierung der Körperverletzung und Verstößen gegen Art. 1 und Art. 2 Abs. 2 GG spricht, hält Höfling[25] diese Kritik für überzogen.[26] Dass die Debatte gerade in Deutschland schwierig war und ist, kann niemanden verwundern. Statt gegenseitiger Vorhaltungen würde man sich allerdings mehr Faktensicherheit sowohl in historischer und medizinischer Hinsicht wünschen.

25

Mit Urteil vom 24.7.2018 hat das BVerfG einschneidende Grenzlinien zur Zulässigkeit der Fixierung in Krankenhäusern, Heimen und Justizverwaltungen gezogen.[27] Danach kann eine Fixierung nur zur Abwendung einer drohenden gewichtigen Gesundheitsentscheidung sowohl des Betroffenen selbst, als auch anderer Personen wie des Pflegepersonals oder der Ärzte gerechtfertigt sein. Es darf nur fixiert werden, wenn mildere Mittel nicht in Betracht kommen. In einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt ist die Beteiligung eines Arztes unabdingbar. Die Fixierung bedarf einer Eins-zu-Eins-Betreuung durch therapeutisches oder pflegerisches Personal. Die Anordnung einer Fixierung, die maßgeblichen Gründe hierfür, ihre Durchsetzung, Dauer und die Art der Überwachung sind zu dokumentieren, um die Verhältnismäßigkeit des Eingriffs zu wahren, eine fortlaufende Qualitätssicherung zu gewährleisten und einen nachlaufenden Rechtsschutz zu ermöglichen.[28] Dauert die Fixierung länger als eine halbe Stunde, ist eine richterliche Entscheidung unverzüglich herbeizuführen (Art. 104 Abs. 2 S. 2 GG). Dies sei nur dann entbehrlich, wenn zu Beginn der Maßnahme abzusehen ist, dass die Entscheidung erst nach Wegfall des Grundes der Maßnahme ergehen werde oder die Maßnahme vor Herbeiführung der Entscheidung tatsächlich beendet sei und keine Wiederholung zur erwarten wäre.[29] Der Betroffene kann aber auch in diesen Fällen die Rechtmäßigkeit der Maßnahme gerichtlich überprüfen lassen. Das BVerfG fordert zur Gewährleistung des Richtervorbehalts einen kalendertäglichen richterlichen Bereitschaftsdienst, also auch an Sonn- und Feiertagen, und zwar von sechs Uhr morgens bis 21 Uhr abends. Zuständig sind die Fachgerichte, die für die jeweilige Einrichtung angerufen werden können, also z.B. die Verwaltungsgerichte für Auslieferungs- und Abschiebehäftlinge, die Strafgerichte für Strafhäftlinge sowie den Maßregelvollzug und die Sicherungsverwahrung oder auch die Betreuungsgerichte. Für den Straf- und Maßregelvollzug hat der Gesetzgeber mit dem Gesetz zur Stärkung der Rechte von Betroffenen bei Fixierungen im Rahmen von Freiheitsentziehungen vom 28.6.2019 reagiert.[30]

Anmerkungen

[1]

Sachs/Höfling GG, 8. Aufl. 2018, Art. 1 Rn. 19.; siehe auch BVerfG Beschl. v. 27.5.2008 – 1 BvL 10/05, NJW 2008, 3117, § 8 Nr. 2 TSG ist mit Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG und Art. 6 GG nicht vereinbar, weil er einem verheirateten Transsexuellen, der sich geschlechtsändernden Operationen unterzogen hat, die Möglichkeit, die personenstandsrechtliche Anerkennung seiner neuen Geschlechtszugehörigkeit zu erhalten, nur einräumt, wenn seine Ehe zuvor geschieden wird; BVerfG Beschl. v. 11.1.2011 – 1 BvR 3295/07, § 8 Abs. 1 Nr. 3, 4 TSG unwirksam: Es verstößt gegen Art. 2 Abs. 1 und Abs. 2 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG, dass ein Transsexueller, der die Voraussetzungen des § 1 Abs. 1 Nr. 1–3 Transsexuellengesetz erfüllt, zur rechtlichen Absicherung seiner gleichgeschlechtlichen Partnerschaft nur dann eine eingetragene Lebenspartnerschaft begründen kann, wenn er sich zuvor gem. § 8 Abs. 1 Nr. 3 und 4 des Transsexuellengesetzes einem seine äußeren Geschlechtsmerkmale verändernden operativen Eingriff unterzogen hat sowie dauernd fortpflanzungsunfähig ist und aufgrund dessen personenstandsrechtlich im empfundenen und gelebten Geschlecht Anerkennung gefunden hat; BVerfG Beschl. v. 27.10.2011 – 1 1 BvR 2027/11, NJW 2012, 188, keine Aussetzung von Verfahren zur Personenstandsänderung nach BVerfG v. 11.1.2011 notwendig, Anspruch auf Anrede mit neuem Vornamen auch schon vor Personenstandsänderung.

[2]

Sachs/Höfling GG, 8. Aufl. 2018, Art. 1 Rn. 18 m.w.N.

[3]

BVerfGE 30, 1; 45, 187; 49, 86; 87, 209; 88, 203; 94, 49; 97, 275; 109, 133; 109, 276; BVerfG NJW 2006, 751.

[4]

BGH Urt. v. 6.7.2010 – 5 StR 386/09 PID auch nach geltendem Recht nicht strafbar.

[5]

Spickhoff/Müller-Terpitz § 3a ESchG Rn. 3 ff.

[6]

Stellvertretend für andere Benda NJW 2001, 2147, 2148, unter Bezugnahme auf die beiden Entscheidungen des BVerfG (E 39, 1 ff. und E 88, 203 ff. zu § 218a StGB); a.A. Merkel DIE ZEIT, Nr. 25/2001, 42; im Ergebnis ähnlich Sendler NJW 2001, 2148 ff.

[7]

Sendler NJW 2001, 2148 ff.; Koch Zum Status des Embryos in vitro aus rechtlicher und rechtsvergleichender Sicht, 1. Österreichische Bioethik-Konferenz, Wien 13.7.2001.

[8]

Koch Zum Status des Embryos in vitro aus rechtlicher und rechtsvergleichender Sicht, 1. Österreichische Bioethik-Konferenz, Wien 13.7.2001.

[9]

BVerfGE 39, 1, 41; 88, 203, 252.

[10]

Middel 219 ff.

[11]

Hoerster 128 ff. sowie weitere Nachweise bei Middel 225.

[12]

Ipsen NJW 2004, 268 ff.

[13]

Middel 245.

[14]

Siehe aber EGMR Urt. v. 19.7.2012 – 497/09, GesR 2013, 26, kein Anspruch auf Erwerb von Arzneimitteln zum Suizid; siehe auch Spickhoff/Müller-Terpitz Art. 1 GG Rn. 12 ff.

[15]

Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung, DÄ 2011, A-346; dazu Katzenmeier/Ratzel/Heinemann FS Dahm, 2017, 215 ff. mit weiterführenden Nachweisen.

[16]

VG Berlin Urt. v. 30.3.2012 – 9 K 63.09, keine Kompetenz der ÄK Berlin für Regelung durch Satzung.

 

[17]

BVerwG Urt. v. 3.2.2017, NJW 2018, 2215 = BVerwGE 158, 142, dazu Hufen NJW 2018, 1524 ff.; BGH Urt. v. 3.7.2019 – 5 StR 132/18, GesR 2019, 638 und 5 StR 393/18, GesR 2019, 643; zu den beiden Ausgangsentscheidungen Hillenkamp MedR 2018, 379.

[18]

BGH Urt. v. 2.4.2019 – VI ZR 13/18, GesR 2019, 364 ff.

[19]

BVerfG Urt. v. 26.2.2020 – 2 BvR 2347/15, GesR 2020, 227 ff.

[20]

Nachweise bei Schroth GesR 2020, 477, 483 ff. siehe auch Hillenkamp FS Renger, S. 553 ff.

[21]

Prütting/Winter GesR 2020, 273 ff.

[22]

Gesetz v. 20.12.2012, BGBl. I, 2749.

[23]

Vorausgegangen war eine Entscheidung des LG Köln Urt. v. 7.5.2012 – 151 Ns 169/11, GesR 2012, 484; siehe auch OLG Frankfurt a.M. Urt. v. 16.7.2019 – 8 U 228/17, GesR 2019, 714 ff., Einwilligung beider Eltern erforderlich.

[24]

Grams GesR 2013, 332 ff.

[25]

Höfling GesR 2013, 463 ff.

[26]

Höfling GesR 2013, 466, unter zutreffendem Verweis auf BVerfG Beschl. v. 13.2.2013 – 1 BvQ 2/13, juris, Rn. 10; so auch Spickhoff/Steiner/Müller-Terpitz Art. 2 GG Rn. 13; siehe auch Stellungnahme des Deutschen Ethikrats v. 23.8.2012, www.ethikrat.org.

[27]

BVerfG Urt. v. 24.7.2018 – 2 BvR 309/15, GesR 2018, 574; Schmidt-Recla GesR 2019, 137.

[28]

BVerfG Urt. v. 24.7.2018 – 2 BvR 309/15, GesR 2018, 574, Rn. 83, 84.

[29]

BVerfG Urt. v. 24.7.2018 – 2 BvR 309/15, GesR 2018, 574, Rn. 85, 101, 104; OLG Frankfurt Urt. v. 16.7.2019 – 8 U 59/18, Schmerzensgeld wegen Fixierung ohne richterliche Genehmigung.

[30]

BGBl. I 2019, 840; hierzu Baur Die bundesrechtlichen Neuregelungen für Fixierungen im Straf- und Maßregelvollzug, NJW 2019, 2273 ff.