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Z serii: hep praxis
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5.6

Wie können wir die Ressourcen der Mitarbeitenden sinnvoll einsetzen?



Für die Mitarbeitenden sind Entwicklungsmöglichkeiten eine wichtige Voraussetzung für berufliche Zufriedenheit. Alle haben Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für die Schule von grossem Nutzen sein können. Es ist die Aufgabe der Schulleitung, die Mitarbeitenden in den aktiven Entwicklungsprozess der Schule zu integrieren und ihnen Vertrauen zu schenken.



In folgenden Entwicklungsschritten wurden gezielt Mitarbeitende einbezogen:



•Fächer in Lernthemen überführen;



•die berufsspezifisch relevanten Lernthemen bestimmen;



•die vorgesehenen Lektionen auf die Lernthemen verteilen;



•für jede der fünf Berufsrichtungen einen Schullehrplan erstellen;



•die Entwicklung und Ausrichtung der neuen Lehrmittel begleiten und mitgestalten;



•Gestaltung und Druck der Lehrmittel begleiten und die gesetzten Termine einhalten;



•in den berufskundlichen Themen ein Nachschlagewerk entwickeln;



•das Notenkonzept an die neuen Gegebenheiten anpassen;



•bei der Konzeption der Zwischenberichte (Ergänzung zum Zeugnis mit Aussagen zum Verhalten) mitarbeiten;



•die neu geschaffenen Unterrichtsthemen strukturieren und dazu Unterrichtsmaterial erarbeiten;



•die Lernplattform für Lehrpersonen aufbauen;



•das Lernatelier Baukunde aufbauen;



•Anschauungsmaterial sichten und anschaffen;



•Kurswochen im Detail planen (Ablaufplan, Vorbereitungsaufträge, Arbeitsaufträge, Unterrichtsdossier, Lernstandskontrollen) und das Arbeitsergebnis allen Lehrpersonen zur Verfügung stellen;



•ein neues Konzept für die Lerndokumentation erarbeiten;



•den Unterricht für die Lehrgänge der Zweitausbildung und Nachholbildung entwickeln.






Beobachtungen des Projektleiters und Rückmeldungen der beteiligten Lehrpersonen

•Der Einsatz der Mitarbeitenden ist ein Gewinn und eine Herausforderung.

•Weil die BFS VWB die einzige Berufsfachschule im Verkehrswegbau in der Deutschschweiz ist und vor Ort zwei Lernorte vereinigt (Fachkurse und überbetriebliche Kurse), kann der Ressourceneinsatz von Mitarbeitenden sehr gut geplant und kontrolliert werden.

•Die Pensen wurden so weit wie möglich reduziert, um Freiräume für die Mitarbeit bei Teilprojekten zu ermöglichen.

•Viele Mitarbeitende sind sehr motiviert und bringen die eigenen Ressourcen und Ideen bei der Umsetzung des neuen Bildungsplans zum Tragen.

•Vor allem die Lehrpersonen im Nebenamt bringen die aktuelle Baupraxis in die Unterrichtsmittelentwicklung mit ein.

•Das Blockkurssystem setzt dem Verteilen der zeitlichen Ressourcen auf die Mitarbeitenden sowie der Planung von Arbeitssitzungen enge Grenzen.

•Oft sind die gleichen Mitarbeitenden die «Zugpferde» in verschiedenen Teilprojekten, was zu Überlastungen führen kann.

•Solche Überlastungssituationen hatten folgende Auswirkungen:

–Für die Bearbeitung von Projekten wurden Ferien eingesetzt.

–Es wurde eine grosse Zahl von Überstunden angehäuft, was finanzielle Auswirkungen hat.

–Unterrichtsstunden mussten von anderen Lehrpersonen übernommen werden, um die Projektmitarbeitenden zu entlasten.

–Einzelne Lehrpersonen litten unter Erschöpfungssymptomen.

–Es kam wegen Überbelastung zu mehreren Austritten aus Arbeitsgruppen.

–Einzelne traten aber auch wieder in Arbeitsgruppen ein, weil die Arbeit als spannend  eingeschätzt wurde.

–Beim Korrigieren von Prüfungen und Aufträgen gerieten einige in Rückstand.

–Es kam zu Verzögerungen bei der Notenabgabe.

–Zwischenberichte wurden vereinzelt nicht sorgfältig ausgefüllt.

–Dispute unter Kollegen führten zu Konflikten.

–Es kam zu Unklarheiten, wer in Unterrichtsteam die Prüfungen korrigieren soll.

–Einzelne weigerten sich, Stellvertretungen zu übernehmen.





5.7

Wie können wir die Mitarbeit der Lehrbetriebe effizient und gewinnbringend gestalten?



Das Lernen an drei Lernorten erfordert zwingend die Zusammenarbeit aller an der Grundbildung Beteiligten. Das heisst, dass die Verantwortlichen der drei Lernorte klären sollten, was wann und wo gelehrt und gelernt werden soll. Der Bildungsplan weist die Handlungskompetenzen dem jeweiligen Lernort zu. Die Umsetzung der Handlungskompetenzen wurde bisher an jedem Lernort separat geplant – neu ist klar, dass jeder der drei Lernorte zum Kompetenzaufbau beiträgt.



Bald wurde deutlich, dass die Integration von Berufsbildnerinnen und -bildnern aus Lehrbetrieben in der Entwicklung der Lehr- und Unterrichtsmaterialien eine einmalige Chance bietet, die Praxis ins Schulzimmer und in die überbetrieblichen Kurse zu bringen. Die Schulleitung konnte mehrere Ausbildungsbetriebe überzeugen, dass ihre Mitarbeit bei diesem Projekt zwingend nötig war. Mehrere Berufsbildnerinnen und Berufsbildner der beruflichen Praxis wurden von Lehrbetrieben für die Aufgabe freigestellt.





Bei folgenden Teilprojekten haben Berufsbildner/-innen aktiv mitgearbeitet:










Abbildung 5-3:

Themenliste zur Mitarbeit der Lehrbetriebe




Beobachtungen des Projektleiters und Rückmeldungen der beteiligten Lehrpersonen

•Die Suche nach geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Lehrbetrieben war erfreulicherweise unproblematisch.

•Viele Lehrbetriebe schätzten die Möglichkeit zur Mitarbeit und stellten Berufsbildnerinnen und -bildner für die Arbeit zur Verfügung.

•Die Zusammenarbeit war unkompliziert, da gleich zu Beginn die Erwartungen offengelegt und die Spielregeln der Zusammenarbeit ausgehandelt wurden.

•Der Aufwand für die Mitarbeit wurde gemäss gültigem Reglement honoriert.

•Der zeitliche Aufwand für die Berufsbildner/-innen aus der Praxis war unterschiedlich, aber mehrheitlich gross, sodass vor allem das Lektorat der Lehrthemen in Rückstand geriet.

•Die Mitwirkung von Berufsbildnerinnen und -bildnern aus Grossbetrieben einerseits, aus Mittel-  und Kleinbetrieben andererseits zeigte die unterschiedlichen Ausbildungskulturen auf. Speziell bei der Erstellung des Ausbildungsprogramms mussten Kompromisse eingegangen werden, etwa beim terminlichen Festlegen der Nachbereitungsaufträge.

•Das Ausbildungsprogramm konnte auf bestehenden Konzepten aus verschiedenen Firmen aufbauen.

•Die Berufsfachschule hatte in der Entwicklung der Lerndokumentation den Lead, mit der Konsequenz, dass es in Betrieben immer noch Ausbildungsverantwortliche gibt, welche die Lerndokumentation als Lehrinstrument der Schule ansehen und die Kontrolle vernachlässigen.

•Es hat sich gezeigt, dass viele Berufsbildner/-innen in den Betrieben nicht wissen, dass sie gesetzlich verpflichtet sind, die Lerndokumentation zu überprüfen.





Zusammenfassend lassen sich bisher folgende Schlüsse ziehen:





•Um das Projekt positiv umsetzen zu können, musste zuerst ein gemeinsames Grundverständnis zum Begriff «Kompetenz» aufgebaut werden.



•Die Kompetenzorientierung als Basis des zukünftigen Unterrichts war zu Beginn zentrales Thema der Information und Diskussion. Bevor ein Teilprojekt lanciert wurde, galt es, die Begrifflichkeit zu klären.



•Externe Fachleute haben die fachlichen Inhalte und die möglichen Umsetzungsszenarien aufgezeigt. Erst nach diversen Klärungsrunden wurden die Arbeitsgruppen aktiv und im Prozess intensiv begleitet.



•Es ist wertvoll,


Ausbildungsverantwortliche aus Lehrbetrieben in Teilprojekten beizuziehen. Sie sind die kompetentesten Auskunftspersonen in der Frage, was in der Praxis wirklich benötigt wird, und bringen dadurch die Theorie der Praxis näher.



•Ein zentrales Element der Personalführung ist das Einbinden der Mitarbeitenden. «Betroffene zu Beteiligten machen» ist auch hier das treffende Motto. Alle Mitarbeitenden werden eingeladen, das Projekt mitzugestalten. Positive Energien, Kritik und Widerstände können mit dieser Vorgehensweise aufgefangen werden.



•Die Schulleitung muss klar deklarieren, dass das Schulentwicklungsprojekt eine übergeordnete Zielsetzung zu erfüllen hat, nämlich das aktive Lernen an drei Lernorten zu ermöglichen, und dass es somit nicht Einzelinteressen berücksichtigen kann.





5.8

Welche Unterstützung braucht die BFS VWB, um Veränderungen im Unterricht wirksam werden zu lassen?



Die Lehrpersonen wurden in verschiedenen Ausbildungen auf die Veränderungen vorbereitet. Diese Ausbildungen verfolgten zwei Ziele:



•Die Teilnehmenden sollten den Aufbau der neuen, handlungskompetenzorientierten Bildungspläne – und damit den Begriff der beruflichen Handlungskompetenz – verstehen.



•Sie sollten die Umsetzung anpacken und den Unterricht verändern.





Solches Wissen allein genügte selbstverständlich nicht, um die Veränderungen im Unterricht realisieren zu können, denn Lehrpersonen unterrichten so, wie sie es gewohnt sind. Um Verhalten zu ändern, braucht es Zeit und vor allem professionelle Unterstützung und Begleitung.

 



Um die Kompetenzorientierung im Unterricht wirksam werden zu lassen, entschied sich die Schulleitung, für die professionelle pädagogisch-konzeptionelle Begleitung – die Firma Ectaveo – und einen versierten pädagogisch-didaktischen Fachmann für die Umsetzung – Andreas Grassi – zu engagieren.



Auf der Grundlage des Bildungsplans wurden das pädagogisch-didaktische Konzept und die Schullehrpläne erarbeitet. Die bisher gültigen fachspezifischen Unterrichtsunterlagen mussten auf die Kompetenzorientierung umgeschrieben werden.










Abbildung 5-4:

Vorarbeiten zum Start der neuen Ausbildungen EFZ/EBA



•Unter Anleitung der pädagogisch-konzeptionellen Begleitung wurde in Arbeitsgruppen ein lernthemenspezifisches Lehrmittel für die Fachkurse und die überbetrieblichen Kurse erstellt.



•Mit der Entwicklung und Ausarbeitung des Unterrichtsmaterials und dem Erstellen von kompetenzorientierten Prüfungen wurde der pädagogisch-didaktische Begleiter beauftragt.



•Die Ausbildungen der Lehrpersonen plante der Projektleiter zusammen mit den genannten Fachleuten.





Die Auswahl geeigneter Fachleute erwies sich als zentral: Die Zusammenarbeit war geprägt von regem Austausch, sorgfältiger Klärung der Zuständigkeiten, gegenseitiger Unterstützung und der konsequenten Umsetzung der vereinbarten Ziele. Obwohl durch den Projektleiter kommuniziert wurde, dass Fachleute die Entwicklung von Unterrichtsunterlagen steuern würden, herrschte bei den Lehrpersonen grosse Unsicherheit, ob der eingeschlagene Weg der richtige sei und ob sie den Anforderungen genügen würden.





5.9

Wie ist das neue Lehrmittel aufgebaut, und wie soll es im Unterricht eingesetzt werden?



Viele Lehrpersonen haben schon bisher Lehrmittel als zentrale Unterrichtsmittel eingesetzt. Die einzelnen Kapitel abzuarbeiten, war das eigentliche Ziel des Unterrichts. Mit der Kompetenzorientierung mussten sich die Lehrpersonen von diesem Vorgehen verabschieden, denn das neue Lehrmittel erfüllt folgende Funktionen:



•Es ist ein Arbeitsmittel im Unterricht.



•Es dient der Repetition der Inhalte im Fachkurs.



•Es ist ein Nachschlagewerk für die Grundlagen der beruflichen Handlungskompetenzen in der Grundbildung.



•Es dient der Vorbereitung auf die überbetrieblichen Kurse.



•Es ist ein Lehrmittel für berufsübergreifende und berufsspezifische Inhalte.





Pro Lernthema wurde ein Themenheft mit einer einheitlichen Struktur erstellt, ausgerichtet auf das professionelle Handeln in der Praxis:



•Einführung mit konkreter Arbeitssituation aus dem Bildungsplan;



•Leistungsziele;



•Grundlagen/Theorie;



•Hilfsmittel für die Umsetzung in der Praxis;



•Zusammenfassung;



•Repetitionsfragen;



•Glossar.





Im pädagogisch-didaktischen Konzept ist beschrieben, wie der Unterricht strukturiert werden soll. Die Neuausrichtung hat Konsequenzen auf die Unterrichtsgestaltung und somit auch auf den Einsatz der Lehrmittel. Der frühere «Lehrmittelunterricht» wird von auftragsgesteuertem Unterricht abgelöst. Das Lehrmittel rückt tendenziell also in den Hintergrund und wird nun, wie erwähnt, vor allem als Nachschlagewerk in der Übungsphase verwendet.





5.10

Sind die bisherigen Unterrichtsunterlagen nur noch Makulatur?



Die grösste Sorge der Lehrpersonen war, dass sie ihre fachspezifischen Unterrichtsmaterialien nicht mehr verwenden könnten. Der Projektleiter kommunizierte in diesem Zusammenhang klar, dass mit der Abschaffung der Fächer auch das Unterrichtsmaterial überarbeitet werden musste, denn es wäre für den Veränderungsprozess fatal gewesen, wenn «alte», unpassende Unterlagen im kompetenzorientierten Unterricht verwendet worden wären («alter Wein in neuen Schläuchen»). Auch fragten sich Ausbildungsverantwortliche aus den Lehrbetrieben, wozu der ganze Aufwand betrieben wurde, wenn immer noch mit alten Unterlagen gearbeitet werden kann.



Die Mehrheit der Lehrpersonen der Arbeitsgruppe «Lehrmittel» erstellte auch das neue Unterrichtsmaterial; damit konnten die Zielsetzungen des neuen Lehrmittels bei der Erarbeitung der Unterlagen berücksichtigt werden. Der Aufwand für die beteiligten Lehrpersonen war enorm, ebenso die Belastungssituation der Gruppenleitenden.





5.11

Werden die Lehrpersonen durch die Standardisierung in der Lehrfreiheit eingeschränkt?



Die Standardisierung ergibt sich aus den beruflichen Handlungskompetenzen, welche die Lernenden bis zum Lehrabschluss erreichen sollen. Die BFS VWB als interkantonale Schule bietet den Unterricht in mehrwöchigen Blockkursen an. Lernende müssen aus verschiedenen Gründen Kursbesuche verschieben und den Blockkurs in anderen Klassen nachholen. Diese Ausgangslage zeigt, dass eine gewisse Standardisierung in den Lehrinhalten notwendig ist; so soll sichergestellt werden, dass die Lernenden alle Leistungsziele bearbeitet haben.



Das pädagogisch-didaktische Konzept gibt ebenfalls eine Standardisierung vor (vgl. Kapitel 4 und 6). Trotzdem haben die Lehrpersonen die Freiheit, den Unterricht mit einer Methodenvielfalt so zu gestalten, wie sie es für richtig erachten. Die Kompetenzorientierung verlangt von den Lehrpersonen allerdings ein verändertes Lehr- und Rollenverständnis.





5.12

Wie wird sichergestellt, dass das neue Unterrichtsmaterial allen Lehrpersonen zur Verfügung steht?



Die zuständige Arbeitsgruppe setzte sich zum Ziel, das neue Unterrichtsmaterial auf einem allen zugänglichen Unterrichtslaufwerk in der BFS VWB abzuspeichern. Den externen Lehrpersonen im Nebenamt wurde der Lehrstoff auf einem USB-Stick abgegeben, da noch kein externer Zugang auf dieses Laufwerk möglich war. Da alle Lehrpersonen im Unterricht auf das Laufwerk zugreifen konnten, herrschte nach kurzer Zeit ein grosses Chaos, weil Dateien verändert oder an einem anderen Ort abgespeichert wurden oder gar ganz verschwanden.



In derselben Zeit wurde das bereits vorhandene Unterrichtsmaterial in der Allgemeinbildung nach einer vorgegebenen Struktur auf dem internen Unterrichtsserver (Medienserver) abgespeichert und gesichert.



Obwohl das berufskundliche Unterrichtsmaterial erst im Entstehen war, entschied die Projektleitung in Zusammenarbeit mit dem Leiter der Abteilung Berufskunde, alles neu erstellte Unterrichtsmaterial in der Berufskunde nur noch auf diesem Medienserver abzuspeichern. Es zeigte sich jedoch, dass das Thema der Datensicherung zu spät thematisiert worden war. Mit grossem Aufwand plante und steuerte der Abteilungsleiter Berufskunde die Datensicherung und instruierte die Lehrpersonen. In Zukunft sollen alle Lehrpersonen nur noch die Dateien des Medienservers verwenden. Das schafft Sicherheit für alle Beteiligten, und im Unterricht werden immer die aktuellsten Unterlagen eingesetzt.



Vor jedem Blockkurs wurde den Lehrpersonen das neue Unterrichtsmaterial vorgestellt und der Ablauf erklärt. Nach jedem thematischen Blockkurs wurden in Reflexionssitzungen die Erfahrungen diskutiert und bei Bedarf Anpassungen vorgenommen, damit aktualisiertes Material für das kommende Schuljahr zur Verfügung stand.





5.13

Was geschieht mit der Allgemeinbildung?



Der Schullehrplan Allgemeinbildung des Kantons Luzern bildet analog zum Bildungsplan in Berufskunde die Grundlage für den Unterricht in allgemeinbildenden Themen. Der Projektleiter nahm die Einführung der Kompetenz­orientierung in der Berufskunde zum Anlass, die Unterrichtsinhalte beider Schullehrpläne auf Gemeinsamkeiten zu überprüfen und Inhalte zu koordinieren. Die Leiter der Abteilungen Berufskunde und Allgemeinbildung definierten Themen, die sowohl in der Berufskunde als auch in der Allgemeinbildung bearbeitet werden sollten. Die Allgemeinbildung lehnt sich durch dieses Vorgehen näher an die Berufskunde an und unterstützt damit den Aufbau überfachlicher Kompetenzen.



Die in der Allgemeinbildung integrierte Informatik erhielt einen neuen Stellenwert. Das Fach Informatik wurde abgeschafft. In Informatiklektionen werden Themen aus der Allgemeinbildung und/oder der Berufskunde verarbeitet (z. B. in Excel ein Bauprogramm erstellen oder bei schriftlichen Arbeiten im ABU Grafiken/Bilder einfügen usw.). Offen ist, wie Lernende mit wenig Anwenderkenntnissen in Informatik unterstützt werden sollen.





5.14

Wie sieht das neue Qualifikationsverfahren aus?



An der BFS VWB wurden die Lehrpersonen für die Erstellung von kompetenzorientierten Prüfungen ausgebildet. Einige Lehrpersonen halfen bei der Erstellung der mündlichen und schriftlichen Lehrabschlussprüfungen nach neuem Bildungsplan mit. Dabei sollte die kompetenzorientierte Prüfungsgestaltung im Unterricht die Ausgestaltung der Lehrabschlussprüfungen in Berufskunde entscheidend beeinflussen.



Der Projektleiter erstellte mit den pädagogischen Fachpersonen ein entsprechendes Konzept (vgl. Kapitel 7).





5.15

Sind unsere Fördermassnahmen noch à jour?



Die Zielsetzung jeder beruflichen Grundbildung und jeder Lernförderung ist, unabhängig vom Konzept, dieselbe: Es soll ein möglichst höher Prozentsatz von Lernenden die Ausbildung erfolgreich abschliessen. Die BFS VWB bietet neben dem ordentlichen Unterricht folgende Unterstützungsangebote im Förderbereich an:



•Für Lernende mit Leistungsdefiziten werden Stütz- und Förderkurse angeboten.



•Die Anschlussausbildung EBA – EFZ bereitet Lernende mit Attestabschluss (zweijährige Grundbildung) auf die verkürzte EFZ-Ausbildung vor.



•In der einmal die Woche stattfindenden schulischen Begleitung können Lernende mit Unterstützung von Lehrpersonen Aufträge nacharbeiten, sich auf Prüfungen vorbereiten usw.





Mit der Einführung des pädagogisch-didaktischen Konzepts wurden auch die Angebote der Lernförderung überprüft. Im Auftrag des Projektleiters erstellte der pädagogische Begleiter ein auf die BFS VWB zugeschnittenes Förderkonzept; abgeleitet aus der Publikation «Gemeinsam zum Erfolg» (Grassi et al., 2014) wurden folgende Ziele definiert:



•Der Unterstützungsbedarf von Lernenden wird frühzeitig erkannt und geklärt. Die BFS VWB bietet Unterstützungsmassnahmen an, die zur Überwindung der Schwierigkeiten beitragen.



•Die Arbeit mit Lernenden, welche die nötigen Lernvoraussetzungen nicht mitbringen oder in mehreren Bereichen Unterstützungsbedarf haben, erfordert die Zusammenarbeit mit den Lehrbetrieben, damit gemeinsam konstruktive Lösungen geplant und umgesetzt werden können.



•Die Lehrpersonen im Förderbereich lösen ihre anspruchsvolle Aufgabe kompetent.










Abbildung 5-5:

Die vier Felder der Früherfassung



Das Förderkonzept ist eingeführt, die entsprechenden Unterlagen wurden angepasst. In einer nächsten Phase wird die Förderung von leistungsstarken Lernenden in den Fokus der Förderung rücken. Auch die Ausbildung der Lehrpersonen zu Förderlehrpersonen ist in Planung.






Beobachtungen des Projektleiters und Rückmeldungen der beteiligten Lehrpersonen

•Die Einführung des neuen Bildungsplans ist der grösste Veränderungsprozess in der Geschichte der BFS VWB.

•Viele Lehrpersonen haben sich auf diesen Prozess eingelassen und arbeiten trotz grossem Mehraufwand tatkräftig mit, vor allem in der Entwicklung der Unterrichtsmittel.

•Wenige Lehrpersonen sind der Ansicht, dass die Kompetenzorientierung der falsche Weg sei, und ziehen den fachbezogenen Unterricht immer noch vor.

•Der Einsatz des neuen Lehrmittels und die Förderung der Selbstständigkeit der Lernenden im Lernprozess werden von den Lehrpersonen mehrheitlich begrüsst.

•Einige Lehrpersonen erwähnen, sie hätten mehr Probleme in der Klassenführung, weil der Unterricht weniger lehrerzentriert sei.

•Die komplizierte Struktur der Ablage der Unterrichtsmaterialien wurde kritisiert und anschliessend vereinfacht.

•Viele Lehrpersonen sind der Ansicht, mit der Erstellung der Unterrichtsmaterialien sei zu spät begonnen worden, sie könnten sich aus diesem Grund nicht genügend vorbereiten.

•Die Ausbildungen und Reflexionen zu jedem Blockkurs wurden trotz des zeitlichen Aufwands begrüsst.

•Die Informatiklehrpersonen fragten sich, ob sie in Zukunft noch eine Aufgabe an der Schule haben würden, wenn das Fach Informatik wegfällt.

•Einige ABU-Lehrpersonen sind der Ansicht, dass die Allgemeinbildung nur noch zweitrangig sei und sie wegen des neuen Bildungsplans ungünstigere Stundenpläne hätten.

•Das neue IT-Konzept und die geplanten Umsetzungsschritte wurden mehrheitlich begrüsst. Einige Lehrpe