Za darmo

Ausbilden

Tekst
Z serii: hep praxis
0
Recenzje
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

4.3 Exkurs zur Lernortkooperation
4.3.1 Wie kann die Lernortkooperation verbessert werden?

Im pädagogisch-didaktischen Konzept wird beschrieben, wie die Lernortkooperation optimal organisiert wird. In der Aufbauphase, in der Lehrmittel, Lerndokumentation und Unterrichtsmittel entwickelt wurden, beteiligten sich immer wieder Vertreter der Lehrbetriebe aktiv an der Gestaltung der neuen Ausbildungsgrundlagen; die Kooperation der drei Lernorte funktionierte bestens.

Das Schwergewicht der Aufbauarbeit in der Lernortkooperation wurde in der ersten Phase auf die internen Lernorte Schule und überbetriebliche Kurse gelegt und schlug sich in folgenden Punkten nieder:

Ein Lehrmittel für alle: Im Fachunterricht und im überbetrieblichen Kurs wird mit demselben Lehrmittel gearbeitet. Bei dessen Entwicklung waren neben Lehrpersonen auch Ausbildner aus den überbetrieblichen Kursen und Fachleute aus Betrieben des Verkehrswegbaus beteiligt.

Lehrinhalte aufeinander abgestimmt: Alle schulischen Lehrinhalte werden mit den Inhalten der überbetrieblichen Kurse abgestimmt. Im Fachunterricht werden die theoretischen Grundlagen erarbeitet. Im überbetrieblichen Fachkurs werden diese Grundlagen anhand von praktischen Beispielen repetiert.

Koordination Allgemeinbildung – Berufskunde: Die Leiter der Abteilungen Berufskunde und Allgemeinbildung haben den neuen Bildungsplan und den ABU-Schullehrplan auf Synergien überprüft und Leistungsziele und Themen definiert, die in Berufskunde und Allgemeinbildung (inklusive Informatik) ergänzend zu bearbeiten sind (z. B. das Lernthema Rapportieren und Dokumentieren).

Koordination Fachkurs – überbetriebliche Kurse – Praxiseinsatz: Die Ausbildnerinnen und Ausbildner der überbetrieblichen Kurse luden alle Lehrpersonen ein, ihre Kurse zu besuchen, um zu erleben, wie die Theorie in die Praxis umgesetzt wird. In einem zweiten Schritt konnten Lehrpersonen aktiv in den überbetrieblichen Kursen mitmachen und praktisch anwenden, was sie selbst theoretisch vermittelten.

Lernen koordinieren: Das pädagogisch-didaktische Konzept gibt vor, wie das Lernen organisiert werden soll. In der Lerndokumentation sind zu jedem Lernthema und zu den entsprechenden Leistungszielen im Fachkurs, im überbetrieblichen Kurs und im Lehrbetrieb Reflexionen eingebaut, die inhaltlich aufeinander abgestimmt sind. Auch die Lernthemen der Allgemeinbildung sind in der Lerndokumentation enthalten.

Koordination Zeugnis und Zwischenbericht: Mit jedem Semesterzeugnis wird auch ein Zwischenbericht zu den überfachlichen Kompetenzen abgegeben. Die Klassenlehrpersonen sind zuständig für das Ausfüllen des Zwischenberichts. Neu müssen – neben den Rückmeldungen aller in derselben Klasse unterrichtenden Lehrpersonen – auch die aus dem Bereich Sport und aus den überbetrieblichen Kursen miteinbezogen werden. Dieser Mehraufwand wird im Berufsauftrag der Lehrpersonen berücksichtigt. Die Begrifflichkeiten im Zwischenbericht wurden den Inhalten im Bildungsbericht angeglichen.


Beobachtungen und Rückmeldungen
•Die inhaltliche Abstimmung der Kursthemen ist eine Erfolgsgeschichte. Lehrpersonen und Lernende schätzen die thematische Verschmelzung zwischen Fachkurs und überbetrieblichem Kurs.
•Die Lernortkooperation innerhalb der BFS VWB verläuft nach anfänglichen Schwierigkeiten optimal und garantiert einen thematisch geschlossenen und abgerundeten Unterricht.
•Die Koordination ist auf den Lernerfolg der Lernenden ausgerichtet und unterstützt somit das Lernen und die Motivation.
•Der zeitliche Koordinationsaufwand war trotz der örtlichen Nähe der beiden Lernorte in der BFS VWB enorm. Zentral waren die Vorarbeiten durch eine Arbeitsgruppe und die Leiter der Abteilungen, denn so konnten die Ziele von Fachkurs und überbetrieblichem Kurs optimal aufeinander abgestimmt werden.
•Die Bereitschaft, auf eingespielte und bewährte Abläufe im Unterricht zu verzichten, war nicht von allen Lehrpersonen zu spüren. Widerstände waren eher versteckt wahrzunehmen. Lehrpersonen mussten teilweise intensiv überzeugt werden, auf jahrelang einstudierte Unterrichtsrezepte zu verzichten. Es bewährte sich jedoch, Teamkolleginnen und -kollegen beim Aufbau der Koordination einzubeziehen. Die Akzeptanz wuchs mit zunehmender Dauer.
•Lehrpersonen arbeiteten aktiv in überbetrieblichen Kursen mit und/oder informierten sich direkt vor Ort. Nach anfänglichem Grossandrang auf dieses Angebot besuchen in der Zwischenzeit immer weniger Lehrpersonen die überbetrieblichen Kurse.

4.3.2 Und die Lernortkooperation mit den Lehrbetrieben?

Im Wesentlichen funktioniert die direkte Lernortkooperation mit der Zusammenarbeit Lehrpersonen – Lernender – Berufsbildner/-innen. Ein Notentool bildet dabei oft die Grundlage für den Austausch. Anhand dieses webbasierten Hilfsmittels können Berufsbildnerinnen und -bildner und Lernende die Noten, die Absenzen und Bemerkungen zu überfachlichen Kompetenzen einsehen. Aufgrund der Einsichtnahme entstehen auf Initiative der Lehrpersonen oder des Berufsbildners Ausbildungsgespräche.

Neben dieser verpflichtenden Art, die Lernortkooperation zu leben, ist die BFS VWB bestrebt, über ihre Alltagsarbeit und Erneuerungen in der Bildungslandschaft zu informieren und die Berufsbildnerinnen und -bildner für Bildungsfragen zu sensibilisieren. Thematischer Schwerpunkt in den letzten Jahren waren die Einführung des neuen Bildungsplans und die damit verbundenen Veränderungen in Fachkursen und überbetrieblichen Kursen.

Folgende Informations- und Austauschveranstaltungen wurden zur Einführung der Kompetenzorientierung im Sinne der Lernortkooperation durchgeführt:


VeranstaltungZuständigkeit
Informationsveranstaltungen OdA•Themen: Bildungsplan 2014; neue Lehrmittel; neuer Unterricht; neues Qualifikationsverfahren usw.Schulleitungfünf Veranstaltungen in der Deutschschweiz
Informationsanlass in Lehrbetrieben•Themen: Bildungsplan; Einsatz LerndokumentationProjektleiterauf Anfrage der Lehr-betriebe
Schulung Lerndokumentation 1•Schulung der Berufsbildner/-innen; Auftrag in der LernkooperationLehrpersonengemeinsamer Schuljahresbeginn in der BFS VWB
Stammtisch•Austausch Lehrperson – Berufsbildner/-innenLehrpersonen und Berufsbildner/-innenjeweils donnerstags möglich – Initiative durch die Berufsbildner/-innen
Polierrapport•Lebenswelt der Jugendlichen als ThemaSchulleiterauf Anfrage Lehrbetrieb
Informationsveranstaltung für Berufsberater•Berufsfeld Verkehrswegbau; Änderungen, ErneuerungenSchulleitungin der Regel alle zwei Jahre

Abbildung 4-6: Übersicht Dialoganlässe

Die Lernenden erfassen in der neu konzipierten Lerndokumentation neben ihren neu erworbenen beruflichen Handlungskompetenzen auch die Kompetenzen im Bereich Allgemeinbildung. Die Ablösung der alten Lern- und Leistungsdokumentation durch diese Form der Lerndokumentation führte in der Einführung zu Unsicherheiten und Verwirrung. Es wird einige Jahre dauern, bis die Handhabung der Lerndokumentation sich an allen Lernorten eingespielt hat.


Leistungsziele BerufsfachschuleZiel erreichtWobei bin ich noch unsicher?
VollWeitgehendEher nichtGar nicht
Lehrjahr
1.Ich kann die vier mathematischen Grundoperationen korrekt bei der Berechnung von Distanzen und Höhen einsetzen.
2.Ich kann einem Laien die wesentlichen Vermessungs­techniken bezüglich Längen- und Höhenmessungen beschreiben.
3.Ich kann einem Laien die für Einmessungen und Absteckungen wesentlichen geometrischen Grundlagen erklären.

Abbildung 4-7: Ausschnitt aus der Selbstreflexion in der Lerndokumentation

Abschliessend kann folgendes Fazit gezogen werden:

•Die systematische und zielgerichtete Einführung der neuen Lerndokumentation ist unabdingbar.

•Die Aufbauarbeit und das angewandte Üben mit Lernenden und Berufsbildnerinnen und -bildnern braucht Zeit und Geduld.

•Die Lernenden benötigen viele Übungsmöglichkeiten an allen drei Lernorten, bis sie die Lerndokumentation selbstständig und erfolgreich führen können.

•Es ist sinnvoll, wenn an den Informationsveranstaltungen für Berufsbildnerinnen und -bildner auch die Lernenden teilnehmen. So können die Berufsbildner/-innen direkt mit ihren Lernenden die Handhabung und Umsetzung im Betrieb besprechen.

•Die Lehrpersonen müssen intensiv auf die Handhabung der neuen Lerndokumentation vorbereitet werden.

•Es ist darauf zu achten, dass die Lehrpersonen einheitlich informieren und auf persönliche Interpretationen verzichten, weil andernfalls in den Lehrbetrieben Verwirrung entsteht.

•Die Lerndokumentation soll im Rahmen des Qualifikationsverfahrens als Prüfungsportfolio im Sinne eines Nachschlagewerks verwendet werden dürfen. Das erhöht die Bereitschaft der Lernenden, die Dokumentation regelmässig und vollständig zu führen.

 

•Für die Akzeptanz im Berufsfeld war entscheidend, dass Berufsbildnerinnen und -bildner an der Erarbeitung der Lerndokumentation beteiligt waren.


5 Den Veränderungsprozess gestalten

Veränderungen sind nur nachhaltig, wenn sie von allen Beteiligten vollzogen werden. Das gilt selbstverständlich auch für die Reform des Berufsfelds Verkehrswegbau. Dieses Kapitel zeigt, wie ein Veränderungsprozess gestaltet werden kann und welche Erfahrungen bei diesem konkreten Reformprojekt gemacht wurden.

Der kompetenzorientierte Bildungsplan löste auf der Ebene des Unterrichts, aber auch auf organisatorischer, administrativer und personeller Ebene einen umfangreichen Entwicklungsprozess aus. Die BFS VWB stand vor der Herausforderung, die Bildungsreform innovativ und zukunftsgerichtet umzusetzen. Bei allen Umsetzungsmassnahmen durfte nie vergessen gehen, dass ausschliesslich die involvierten Fachkräfte in der Ausbildung von Lernenden (Lehrpersonen, Ausbildner/-innen in überbetrieblichen Kursen, Berufs­bildner/-innen) den Erfolg einer Reform garantieren können. Dies bedingt eine intensive Zusammenarbeit der drei Lernorte in der Aufbauphase und der Lehrpersonen mit den üK-Ausbildnerinnen und -bildnern in der BFS VWB. Schul- und Projektleitung waren sich bewusst, dass diese einschneidende Reform mehr Steuerung und Entscheidungen brauchen würde als der Normalbetrieb. Die Schul- und die Projektleitung sahen sich als verlässliche und visionäre Partner der Mitarbeitenden und haben sich die folgenden Fragen gestellt:

5.1 Wie sind die Mitarbeitenden in das Entwicklungsprojekt integriert?

Der Wandel in Gesellschaft und Bildung erfordert die Bereitschaft von Mitarbeitenden, sich mit den Reformen auseinanderzusetzen. Von Einzelkämpfern können solche Projekte nicht bewältigt werden, sie erfordern ein neues Verständnis der eigenen beruflichen Handlungskompetenz und Professionalität. Um Bildungsprojekte zu realisieren («auf den Boden zu bringen»), ist es entscheidend, die Mitarbeitenden aktiv beim Entwicklungsprozess miteinzubeziehen. Das heisst: Eine bedeutende Gelingensbedingung für die Akzeptanz einer Reform ist die Mitarbeit und Mitsprache der Mitarbeitenden.

5.2 Wie überzeugen wir die Mitarbeitenden vom Sinn des Projekts?

Zentrale Aufgabe jeder Führung ist es, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu erhalten. Für die Projektverantwortlichen war klar, dass die Umsetzung des neuen Bildungsplans neue Belastungssituationen schaffen würde. Der Projektleiter stellte sich die Frage, wie das Personal für die Mitarbeit gewonnen werden könnte. Konkret bei der Unterrichtsentwicklung: Wie können die Lehrpersonen unterstützt werden, damit sie trotz Mehraufwand im Projekt aktiv mitarbeiten und dennoch gesund bleiben (Gesundheitsförderung)?

Folgende Grundsätze sollten die Lehrpersonen überzeugen:


Abbildung 5-1: Grundsätze bei der Gestaltung des Veränderungsprozesses

5.3 Wie können wir Veränderungen initiieren?

Die Schulleitung deklarierte schon gleich zu Beginn, dass die Kompetenz­orientierung die Grundlage für die neue Ausbildung sei und dass sie die bevorstehenden Veränderungen als grosse Chance einstufe, der BFS VWB ein neues Profil zu geben. Den Mitarbeitenden wurde von Anfang mitgeteilt, dass das Alte mit dem Neuen verbunden werden sollte. Das hiess, dass Erfolgsrezepte im Unterricht auf der Grundlage des Bildungsplans 2008 mit den neuen Erkenntnissen und Entwicklungen auf der Grundlage des Bildungsplans 2014 verknüpft werden sollten.

«War denn das Alte so schlecht, dass wir neue Lehrmittel machen müssen?», war eine oft gestellte Frage. Die Antwort lautet: «Nein, aber wir müssen die ‹alten› Lehrinhalte auf die neue Praxis ausrichten.»

Menschen kann man nicht auf Knopfdruck ändern, man kann nur versuchen, ihre Denkweise zu beeinflussen. «Betroffene zu Beteiligten machen» – so können Veränderungen initiiert werden. Eine offensive Informationsstrategie schafft Vertrauen und ermöglicht positive Veränderungsprozesse. Solche Prozesse brauchen Zeit – oft mehr, als den direkt Beteiligten lieb ist.

5.4 Wie gehen wir mit Ängsten und Sorgen von Mitarbeitenden um?

Die Steuergruppe erstellte während der Einführung des neuen Bildungsplans monatlich einen Newsletter. Darin wurden Neuerungen vorgestellt, wichtige Termine publiziert und auch Fragen von Mitarbeitenden beantwortet. Im «Briefkasten» wurden Anliegen, Sorgen, Ängste usw. aufgenommen und konkrete Antworten geliefert.

In einem dieser Newsletter wurde zum Beispiel die folgende Frage beantwortet:


Was passiert mit Lehrpersonen, die bisher in Fächern unterrichtet haben und wegen der Umstellung auf Lernthemen nicht über die notwendige Fachkompetenz verfügen?
«Die Umstellung von Fächern auf Lernthemen hat zur Folge, dass einige Fachlehrpersonen nicht in allen Lernthemen über die notwendige Fachkompetenz verfügen. Es ist aber das klare Ziel der Schulleitung, mit den aktuell unterrichtenden Lehrpersonen die zukünftigen Herausforderungen in der BFS VWB zu meistern, unabhängig vom jetzigen Fachbereich und von der Pensengrösse. Es braucht dazu die Bereitschaft der Lehrpersonen, sich auf die neue Ausrichtung des Unterrichts vorzubereiten und sich bei Bedarf weiterzubilden.
In absehbarer Zukunft sollte jede Lehrperson in Berufskunde alle Lernthemen unterrichten können. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass sich die Lehrpersonen die fehlenden Fachkompetenzen mit Unterstützung der Schulleitung aneignen.
Alle Lehrpersonen haben mittels Selbsteinschätzung und in Zusammenarbeit mit dem Projektleiter ihren Bedarf an fachlicher Nachqualifikation definiert. Die Lehrpersonen haben Zeit, sich in den kommenden Jahren mittels Aus- und Weiterbildungen nachzuqualifizieren. Einige Kollegen haben für sich ein passendes Ausbildungsprogramm erstellt und erste Kurse besucht (z. B. Kleingerätekurs im üK; interne, kollegiale Schulung durch Lehrpersonen in anderen Fachbereichen; mehrwöchige Praxiseinsätze in Ausbildungsbetrieben; Besuche im Unterricht usw.).
Damit das Know-how der aktuell tätigen Lehrpersonen in Maschinenkunde mit der Abschaffung der Fächer nicht verloren geht, übernehmen diese im ersten Lehrjahr das Lernthema Kleingerätekurs (einwöchiger Fachkurs – keine Verzettelung der Lektionen mehr).»

Der Projektleiter stellte für Mitarbeitende folgende Unterstützungsangebote zur Verfügung:

Angebot 1 – Gespräch mit Projektleitung

Es war von zentraler Bedeutung, dass Mitarbeitende auch bei «Umstrukturierungen» ihre Fragen klären konnten. Um Unklarheiten zu besprechen, diente der Projektleiter während der ganzen Dauer als Ansprechperson.

Wichtige Themen waren vor allem:

•Planung der Nachqualifikation von Lehrpersonen in berufskundlichen Fächern;

•Planung der Nachqualifikation von Lehrpersonen im didaktischen Bereich;

•Personalplanung (oft gefragt: «Braucht es mich noch?»).

Angebot 2 – Aufträge erstellen – Einführung und Beratung

Beim Erstellen kompetenzorientierter Arbeitsaufträge wurden Lehrpersonen von der pädagogisch-didaktischen Fachperson instruiert und unterstützt.

Angebot 3 – Unterricht planen und Prüfungen erstellen

Es wurden regelmässig Weiterbildungen zu den Themen «Prüfungen erstellen» und «Unterricht planen» angeboten.

Angebot 4 – Ausbildungen zur Methodik/Didaktik

Jede Lehrperson erstellte mithilfe eines Fragebogens ein persönliches methodisch-didaktisches Kompetenzprofil. Daraus wurde der Bedarf an Aus- und Weiterbildung für die Lehrpersonen erhoben. Es wurden mehrere Veranstaltungen zur Erweiterung der Methodenkompetenz durchgeführt. Die Teilnahme lag in der Verantwortung der Lehrpersonen.

Bestehendes Angebot – Mitarbeitergespräch mit dem Schulleiter

Neben den vier neuen Angeboten konnten die Lehrpersonen jederzeit und zusätzlich zum jährlichen Mitarbeitergespräch den Schulleiter zur Klärung von Fragen kontaktieren.


Beobachtungen des Projektleiters
Es gab immer wieder Situationen, in denen der Reformprozess ins Stocken geriet, weil Veränderungen die persönliche Arbeit beeinflussten. Ein paar Beispiele:
•Lehrer A unterstützte aktiv die Erarbeitung von Unterrichtsmitteln. Die zeitliche Beanspruchung war gross, und er konnte die Alltags- mit der Entwicklungsarbeit nicht mehr sinnvoll verbinden. Folge: A wurde krank und schleppte sich durch den Berufsalltag. Er stieg aus dem Reformprozess aus.
•Bei der Entwicklung der Lehrmittel sind «Erneuerer» und «Bewahrer» an der Arbeit. Man findet oft keinen Konsens in der Zielrichtung des neuen Lehrmittels. Folge: Ein «Erneuerer» ist frustriert und verlässt die Arbeitsgruppe. Der ganze Entwicklungsprozess kommt ins Stocken. Der Projektleiter braucht mehrere Klärungsrunden, um den Arbeitsprozess wieder in Gang zu bringen.
•Mehrere Lehrpersonen sehen ihr Fach im neuen Lehrplan nicht mehr. Ist Rechnen nicht mehr wichtig? Braucht es keine Baukunde mehr? Wo ist das Vermessen geblieben? Folge: Einige, vor allem ältere und altgediente Lehrpersonen unterrichten nicht mehr mit dem neuen Bildungsplan und verlassen die Schule.
•Trotz vieler Unterstützungsangebote konnten nicht alle Lehrpersonen mit einem gut gefüllten Kompetenzrucksack starten. Die Folge davon war, dass Lehrpersonen möglichst alle neuen Unterlagen kopierten und den Lernenden unbearbeitet abgaben; zusätzlich setzten sie alte, fachbezogene Unterrichtsunterlagen ein. Folge: Die Lernenden beschwerten sich über die Papierflut.

5.5 Wie bringen wir den alten und den neuen Bildungsplan unter einen Hut?

Der neue Bildungsplan wurde zu Beginn des Schuljahres 2014/15 im ersten Lehrjahr eingeführt. Im zweiten und dritten Lehrjahr wurde aber noch nach dem Lehrplan 2008 unterrichtet. Diese Parallelität führte zu Situationen beträchtlicher Belastung für Lehrpersonen. Im Stundenplan wurden die Einzellektionen von Doppellektionen abgelöst. Die Unterbrechung mit der Fünfminutenpause, die meist ausserhalb des Schulzimmers stattfand, entfiel, oder es wurde – als neue Variante – im Schulzimmer Pause gemacht. Der neue Stundenplan wurde in allen Lehrjahren eingeführt. Um die Belastungssituation – dass parallel nach altem und neuem Lehrplan unterrichtet werden musste – zu entschärfen, wurden die folgenden Massnahmen eingeleitet:


Alter Bildungsplan Neuer Bildungsplan
Es wurde nur noch mit dem bestehenden Lehrmittel und Unterrichtsmaterial gearbeitet.Pro Klasse wurden Lehrpartnerschaften gebildet. Es waren also fortan zwei Lehrpersonen pro Klasse für die Berufskunde zuständig. Gemeinsam konnten sie vereinbaren, wer welche Inhalte vermittelt.
Die Überarbeitung der Unterlagen und Prüfungen wurde umgehend gestoppt.Es wurden zum Unterrichtsstart mit dem neuen Bildungsplan nur Lehrpersonen eingesetzt, die sich freiwillig zur Verfügung stellten.
Es fanden keine fachspezifischen Ausbildungen von Lehrpersonen mehr statt.Die Einführung des neuen Bildungsplans und die damit verbundenen Aufgaben und Ausbildungen wurden mit entsprechenden Zeit- und Themenplänen frühzeitig kommuniziert.
Die Fachschaftssitzungen wurden reduziert und beschränkten sich inhaltlich nur noch auf die Vorbereitung der Lehrabschlussprüfungen.Für alle Mitarbeitenden wurden verpflichtende und freiwillige Kursangebote aufgebaut. Alle Aus- und Weiterbildungen wurden auf die Kompetenzorientierung ausgerichtet.
Den Arbeitsgruppen und Lehrpersonen wurden zur Unterstützung der Fachpersonen in Pädagogik und Didaktik und Lehrmittel, Unterrichtsmittel usw. zur Verfügung gestellt.
Die Lehrabschlussprüfungen wurden nur noch marginal verändert.Zur Realisierung des neuen Qualifikationsverfahrens wurde ein Teilprojekt gestartet, in das externe Fachleute, Lehr- und Leitungspersonen der BFS VWB einbezogen wurden (mehr dazu in Kapitel 7).

Abbildung 5-2: Massnahmen zur Reduktion der Belastungssituation

 

Beobachtungen des Projektleiters und Rückmeldungen der beteiligten Lehrpersonen
•Lehrpersonen mussten mit dem alten und dem neuen Bildungsplan unterrichten. Es kam zu (ein paar wenigen) Situationen, in denen Lehrpersonen den falschen Lehrstoff ins Schulzimmer mitnahmen.
•Das neue Unterrichtsmaterial konnte oft erst in letzter Minute vervollständigt werden und stand den Lehrpersonen nicht immer rechtzeitig für eine optimale Vorbereitung zur Verfügung.
•Einige Lehrpersonen unterrichteten trotz neuem Bildungsplan mit «alten» Unterlagen.
•Die Entwicklung der Unterrichtsmittel geriet oft ins Stocken, weil bei der Umstellung auf Lernthemen das Denken in Fächern hinderlich wirkte; einige Lehrpersonen konnten sich anfänglich also nicht vom ehemaligen Fach lösen, was die Entwicklung von neuen Unterrichtsmitteln erschwerte.
•Die Entwicklung weg vom «Fachdenken» hin zum komplexeren «Lernthemen-Denken» führte dazu, dass sich mehrere Lehrpersonen strikte am Unterrichtsablaufplan orientierten und so nicht alle Leistungsziele bearbeiten konnten.
•Die Vorbereitung auf den Unterricht wurde dadurch erschwert, dass Lehrpersonen, die den Unterricht zu Hause vorbereiteten, keinen externen Zugriff auf den Unterrichtsserver hatten.