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Z serii: hep praxis
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9 Schlusswort

Die Umsetzung kompetenzorientierter Bildungspläne in der beruflichen Grundbildung ist ein komplexes, vielschichtiges Unterfangen. Mit dem Qualifikationsverfahren 2017 findet das beschriebene Projekt im Berufsfeld Verkehrswegbau seinen Abschluss. Dass die Reform weitgehend geglückt ist, erlaubt uns, im Rückblick noch einmal einige Faktoren herauszuarbeiten, die entscheidend zum Gelingen eines solchen Projekts beitragen können:

•Ausgangpunkt ist ein klares Bekenntnis (in unserem Fall vonseiten des Verbands) und der Entschluss, einen kompetenzorientierten Bildungsplan einzuführen. Es braucht einen verbindlichen Projektauftrag, es braucht aber auch entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen.

•Es braucht einen klaren Projektplan, der die Abfolge der Arbeiten, die Verantwortlichkeiten der beteiligten Akteure und die Nahtstellen der verschiedenen Teilprojekte regelt, und es braucht eine entsprechende Struktur. In unserem Fall steuerte der Projektleiter das Reformvorhaben und sorgte für regelmässige Information zum Stand des Projekts.

•Die Umsetzung des Bildungsplans in die Praxis kann nur gelingen, wenn alle drei Lernorte gleichermassen in den Reformprozess eingebunden sind.

•Basierend auf klaren konzeptionellen Überlegungen, braucht es verbindliche Arbeitsinstrumente für alle drei Lernorte. Lernortkooperation gründet auf gegenseitigen Verbindlichkeiten. Dabei ist der Miteinbezug von Fachleuten auf allen Projektebenen unabdingbar, damit theoretische und praktische Grundlagen aufeinander abgestimmt sind.

•Zentraler Ausbildungsort ist die berufliche Praxis in den Lehrbetrieben. Im Betrieb ist die berufliche Grundbildung meist ohne weiteres Zutun kompetenzorientiert. Praxissituationen sind für Berufsfachschule und überbetriebliche Kurse deshalb Ausgangs- und Orientierungspunkte in ihrer Arbeit mit den Lernenden.

•Der Erfolg der Lernenden steht im Zentrum jeder Ausbildung. Die Lehrinhalte der drei Lernorte müssen deshalb aufeinander abgestimmt werden.

•Der Königsweg einer kompetenzorientierten Ausbildung führt über die auftragsgestützte Bearbeitung von in der Praxis abgestützten Lernthemen. Gegenüber dem an Inhalten und Fächern orientierten Unterricht bedeutet die Umstellung für Lehrpersonen und üK-Instruktoren tief greifende Veränderungen in ihrer Unterrichtspraxis.

•Die Akzeptanz der Veränderungen steigt, wenn die Beteiligten und Betroffenen an der Aus- und Mitgestaltung als wichtige Partner eingebunden sind.

•Die Ausbildungsqualität in Lehrbetrieben ist massgeblich an folgende drei Bedingungen geknüpft:

–Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten für die Ausbildung sind für Betrieb und Lernende verbindlich geregelt und bilden die Grundlage für eine konstruktive Zusammenarbeit.

–Ausbildungsverantwortliche der Betriebe stellen die Zusammenarbeit mit den Lernorten «überbetrieblicher Kurs» und «Berufsfachschule» sicher, indem sie bei den Informationsveranstaltungen präsent sind und den Austausch von Informationen aktiv suchen.

–Die Ausbildungsverantwortlichen, Berufsbildnerinnen und Berufsbildner kümmern sich um die Lernenden. Sie interessieren sich für die Arbeiten und Leistungen an den beiden anderen Lernorten, begleiten die Lernenden während der ganzen Ausbildung und kontrollieren die Erfüllung der Leistungsziele mithilfe der Lerndokumentation

•Das Qualifikationsverfahren ist ein zentraler Punkt bei der gelebten Kompetenzorientierung. Ist das Qualifikationsverfahren kompetenzorientiert gestaltet, werden Lehrpersonen und üK-Instruktoren ihren Unterricht darauf ausrichten.

•Lernende in der beruflichen Grundbildung brauchen an allen drei Lernorten Bezugspersonen, die ihre Aufgabe mit Freude und Engagement erfüllen. Ausbildende sind Lernbegleiter der Jugendlichen; im einem Fall bedeutet dies wohlwollende Aufbau- und Unterstützungsarbeit, im andern gilt es, Grenzen zu setzen und Führung wahrzunehmen. Die Aufgabe verlangt ein hohes Mass an Beziehungsarbeit und Menschlichkeit.

Die Zusammenarbeit in diesem Reformvorhaben brachte allen Beteiligten vielfältige Erkenntnisse im Bereich des «Ausbildens» an den drei Lernorten. Das vorliegende Buch ist Ausdruck der Kultur wertschätzender Zusammenarbeit in diesem Projekt.

Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis

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