Blinde Lust | Erotischer Roman

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Z serii: Erotik Romane
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Kapitel 2

»Was halten Sie davon, wenn wir es möglichst unkompliziert halten und dieses steife Sie ablegen?«, empfängt Jason mich am nächsten Tag an der Wohnungstür. »Ich bin Jason.«

Nach einer beinahe schlaflosen Nacht, in der ich auch nach einem ziemlich heftigen Selbstbefriedigungsversuch nicht wirklich zur Ruhe gefunden habe, fange ich schon wieder zu glühen an. Ich meine, »unkompliziert« klingt für den Anfang doch verdammt vielversprechend.

»Ich finde, das hört sich ziemlich gut an«, erwidere ich und schlage in Jasons Hand ein. »Lara ...« Inzwischen bin ich auf die Reaktion meines Körpers auf seine Berührung vorbereitet, dennoch kann ich nicht verhindern, dass mich dieses aufreibende Gefühl bis in den letzten Winkel flutet.

»Na gut, Lara, dann ist es wohl am besten, wenn ich dir erst einmal die Wohnung zeige und wo du die Putzsachen findest«, meint Jason und holt mich damit ziemlich unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück.

»Klar«, erwidere ich geknickt und verziehe missmutig den Mund. Sofort legt mir Jason wie gestern seine Hand in den Rücken und schiebt mich den Flur entlang. »Keine Sorge, heute gibt es noch nicht so viel zu tun«, bemerkt er, und ich kann nur darüber staunen, wie fein seine Antennen sind, dass er meinen kleinen Stimmungswechsel sofort auffängt. Aber man sagt ja, dass bei Blinden die anderen Sinne besonders fein ausgeprägt sein sollen. Das sollte ich mir unbedingt merken.

»Hier ist die Putzkammer«, teilt Jason mir mit und bleibt vor der letzten Tür stehen, die vor dem offenen Wohnbereich vom Flur abgeht. Wie bekommt er es überhaupt hin, in diesem riesigen Flur nicht sonst wo zu landen? Zählt er etwa seine Schritte ab? »Putzkammer – ist notiert«, widerhole ich, um mich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Nicht dass ich mich später noch mit unzähligen Nachfragen blamiere ...

Nachdem er mir die restlichen Räume im Erdgeschoss der zweistöckigen Wohnung gezeigt hat – die Küche, den Hauswirtschaftsraum, die Gästetoilette, den Wohnbereich kenne ich ja schon, und ein Büro – folge ich ihm staunend die geschwungene Glastreppe nach oben. Die zu reinigen wird eine der größten Herausforderungen werden. Mit der Hand streiche ich federleicht über den kühlen Edelstahl des Treppengeländers und fühle mich wie eine Prinzessin.

»Ich denke, für heute genügt es, wenn du die Wäsche machst und das Bad putzt. Das ist gleich hier«, reißt Jason mich aus meinen Tagträumen, kaum dass wir die Galerie betreten.

»Erste Tür: Bad«, wiederhole ich gehorsam und werfe einen Blick hinein. »Oh mein Gott, das darf doch nicht wahr sein ...« Sehnsüchtig gleitet mein Blick über die zwei Designerwaschbecken, eine freistehende Badewanne und eine verschwenderisch große Dampfdusche mit einer ziemlich nach Hightech aussehenden Armatur. Ich fühle mich wie verzaubert – glänzendes Glas und Chrom, wohin ich auch sehe. Der Anblick ist so überwältigend, dass ich sogar Jason vergesse.

»Dir gefällt mein Bad?«, fragt er leise lachend und tritt hinter mich. Ein erwartungsvolles Prickeln rinnt mir über die Wirbelsäule. Mmh, es fühlt sich unglaublich sexy an, die Berührung seines Körpers in meinem Rücken zu ahnen. »Für so ein Badezimmer würde ich töten«, antworte ich ihm, um mich nicht ablenken zu lassen, und werfe einen Blick über meine Schulter.

Er steht ganz dicht hinter mir und grinst versonnen. Verflucht, ich kann einfach nicht widerstehen ... Wie hypnotisiert drehe ich mich um. Um seine Augen bilden sich sympathische Lachfältchen. Wie alt ist er? Ich traue mich nicht, ihn zu fragen, aber ich schätze ungefähr acht oder neun Jahre älter als ich, also um die achtundzwanzig.

»Du darfst den ganzen Nachmittag in diesem Badezimmer verbringen, aber erst will ich dir noch das Schlafzimmer zeigen.« Seine Hand sollte wohl wieder mal in meinem Rücken landen, aber anscheinend hat er nicht mitbekommen, dass ich mich umgedreht habe. So landet sie am Ansatz meines Dekolletés.

Ich erschaudere. Kleine Stromstöße explodieren unter seinen warmen Fingern auf meiner nackten Haut. Unwillkürlich halte ich den Atem an. Jasons Miene erstarrt, ganz leicht zieht er die Augenbrauen zusammen und scheint zu begreifen. »Oh, entschuldige ...« Sofort nimmt er seine Hand weg. Als wecke er mich damit aus meiner Erstarrung, ringe ich nach Atem.

»Kein Problem«, erwidere ich zittrig und schlüpfe an ihm vorbei. Fuck, so unbeholfen, wie ich mich anstelle, werde ich nie wieder Sex haben – vor allem nicht mit diesem hübschen Kerl. Tatsächlich bringe ich es einfach nicht über mich, mir dieses kleine Versehen zunutze zu machen.

Unglücklich verziehe ich den Mund und mustere seine anziehende Erscheinung. Zwischen meinen Beinen kribbelt es. Ich sollte mir ganz dringend etwas einfallen lassen, wie ich seine Nähe ertragen kann, ansonsten werden die Stunden bei ihm die reinste Folter. Meine Haut brennt an der Stelle, die er berührt hat, und meine Nippel ziehen sich unter dem dünnen Stoff meines Shirts hart zusammen. Innerlich stöhne ich auf. Er hätte seine Hand nur ein wenig bewegen müssen, dann hätte er mit den Fingerspitzen meine Brust berührt. Aus dem Kribbeln zwischen meinen Schenkeln wird ein eindringliches Ziehen. Denk nicht mal daran ... »Ist hier das Schlafzimmer?«, frage ich hastig und drücke die Klinke der nächsten Tür herunter. Abgesperrt!

»Nein«, erwidert Jason und folgt mir. Automatisch weiche ich so weit es geht vor ihm zurück und presse mich rücklings gegen die Tür. Es ist seltsam, aber sobald es um dieses Zimmer geht, das er mir zu betreten verboten hat, scheint sich etwas in ihm zu verändern.

»Das ist der Raum, den du niemals betreten wirst«, lässt er mich bestimmt wissen. Seine Stimme ist fest, seine Bewegungen beherrscht. Aber genau das bringt mich zum Zittern. Es erinnert mich an die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Er stellt sich ganz dicht vor mich und wartet ab. Der Ausdruck auf seiner Miene ist lauernd, seine Schultern angespannt. Unwillkürlich sehe ich zu ihm auf. Er steht so eng bei mir, dass ich beinahe spüren kann, wie sein Brustkorb sich unter seinen schnellen Atemzügen hebt und senkt. Alles um mich herum löst sich ganz einfach in Luft auf. Nur noch ich, Jason und diese seltsame Anspannung zwischen uns sind real.

»Warum darf ich nicht in dieses Zimmer?«, frage ich gebannt von der wilden Schönheit, die er in diesem Augenblick ausstrahlt. Er senkt seinen Kopf, ich erschaudere. »Ganz einfach: weil ich es sage«, flüstert er an meinem Ohr. Heiß streift sein Atem meine Haut.

Oh mein Gott. Ich keuche leise. Noch nie hat mich eine Zurechtweisung derart angemacht. Vielleicht liegt es an der Überlegenheit, mit der er mich auf meinen Platz verweist, vielleicht ist es aber auch einfach nur seine Nähe, die mich mitnimmt und weiter erregt. Ich weiß nur eins: Ich will diesen Mann!

»Okay«, gebe ich piepsig nach.

»Braves Mädchen«, flüstert Jason und atmet tief durch. Für den Bruchteil einer Sekunde berührt seine feste Brust meine steifen Nippel. Glühende Hitze rast durch meinen Körper und schießt mir pochend zwischen die Beine. In der reglosen Stille zwischen uns kann ich meinen rauen Atem hören und verharre ganz ruhig. – Geh nicht weg!

»Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du verdammt gut riechst?«, murmelt Jason und fährt mit seiner Nase federleicht über die Stelle hinter meinem Ohr, auf die ich jeden Morgen mein Parfüm tupfe. Er zieht den Atem ein, als wollte er meinen Geruch wittern.

Automatisch lege ich meinen Kopf zur Seite, um ihm Platz zu machen. Jasons Berührung wird eindringlicher, wieder schnuppert er an mir. »Es riecht fruchtig und frisch. Irgendwas mit Erdbeeren ...« – »Das ist mein Shampoo.« Ich presse meine Hände flach an das Holz der Tür, um dem Drang zu widerstehen, sie in seinem Haar zu vergraben und ihn an mich zu ziehen. Dieser Moment gehört ihm und er wird vergehen, wenn ich ihn einfach so anfasse.

»Mmh«, brummt Jason genüsslich. Ich werde ganz schwach, gleichzeitig spannt sich alles in mir an. Wie kann es sich nur so sinnlich anfühlen, beschnuppert zu werden? »Da ist noch was anderes, ganz Zartes und Leichtes.«

Unglaublich, dass er das überhaupt bemerkt, und unglaublich, dass das hier gerade wirklich geschieht. Verstohlen neige ich meinen Kopf in seine Richtung, sodass sich sein weiches Haar an meine Wange schmiegt. Das fühlt sich gut an. Vorsichtig, um den Bann nicht zu brechen, atme ich ein und aus. »Maiglöckchen«, erwidere ich leise. »Das ist mein Parfüm. Ich liebe den Duft von Maiglöckchen. Irgendwie passt er zu mir.«

»Maiglöckchen«, wiederholt Jason und seufzt leise. »Es macht mich einfach verrückt, wenn ich einen Geruch nicht einordnen kann.« Ganz sanft streifen seine Lippen über meinen Hals, als wollte er den Duft auch schmecken. Oh ja, küss mich! Meine Augenlider flattern im Takt von Jasons schnellen Atemzügen. »Du hast recht, Maiglöckchen passen zu dir. Leicht und unbeschwert, genauso wie ein Collegemädchen sein sollte.« Ein unterdrücktes Stöhnen löst sich aus seiner Brust.

Mein Herz rast. Ein unbeschwertes Collegemädchen ... Es macht ihn an, solche Mädchen zu verführen, da bin ich mir sicher. Wie er an mir riecht, die Art, wie sein Körper sich anspannt, um sich zurückzuhalten ... Es ist pure Verführung! Alles in mir pulsiert vor Verlangen. Wenn ich diese Chance vorbeiziehen lasse, wird es keine weitere geben.

Vorsichtig lege ich meine Hände auf Jasons Brust ab und schmiege meine Wange an seine Schulter. »Du hast recht: Ich bin genauso, wie ein unbeschwertes Collegemädchen sein sollte. Ich bin jung, noch ziemlich unerfahren und will mein Leben einfach nur genießen – mit allem, was dazugehört. Ich will neue Erfahrungen sammeln ...« Ich wage es kaum zu atmen. Jasons ganze Haltung ist steif. Er begreift, was ich ihm damit sagen will, und meine Worte schrecken ihn ab. Fuck! Ich blamiere mich hier bis auf die Knochen, aber warum steht er dann noch so eng bei mir und lässt zu, dass ich ihn berühre?

 

»Du solltest so etwas nicht sagen, Lara! Du spielst mit dem Feuer.« Mit einem rauen Laut packt Jason mich an der Taille und presst sich an mich. Völlig unvermittelt spüre ich seine harte Erektion an meinem Bauch. Ich keuche überrumpelt. Heiße Lust wallt in mir auf. Ich habe mich nicht getäuscht, er will mich.

»Warum nimmst du dir nicht einfach, was ich dir anbiete?«, flüstere ich matt. Die Sehnsucht nach ihm raubt mir die letzte Kraft, mit der ich mich gegen dieses nagende Verlangen stemmen könnte. Aber ich will mich ja auch gar nicht dagegen wehren.

»Das geht nicht«, antwortet Jason mit belegter Stimme. Auf der Suche nach meinem Mund gleiten seine Lippen über meine Wange. Wehrt er sich gegen mich, weil ich seine Angestellte bin? Ich schüttle den Kopf. Denk das nicht ...

»Es geht«, beschwöre ich ihn und lasse meine Hände über seine Brust wandern. »Ich mag es ebenfalls unkompliziert. Wir könnten einfach Spaß haben und danach putze ich dein Bad«, biete ich ihm an und hebe ihm auffordernd meine Lippen entgegen.

Für einen flüchtigen Moment berührt sein Mund den meinen, doch Jason ist zu entschlossen, sich dem Augenblick nicht einfach hinzugeben und sich von mir mitreißen zu lassen. Er schließt die Augen, lehnt seine Stirn gegen meine und atmet zittrig in mein Gesicht.

»Es ist aber nicht unkompliziert, Lara. Mein ganzes verfluchtes Leben ist vor zwei Jahren aus der Bahn geraten.« Sein Körper zittert unter meinen Handflächen, als tue ihm die Erinnerung an welche Geschehnisse auch immer weh. »Glaub mir, wenn es nicht so wäre, würde ich dich gegen diese Wand vögeln. Das stelle ich mir schon seit gestern vor, seit mir dein verführerischer Duft in die Nase gestiegen ist. Aber es ist nun mal nicht so einfach. Also hör bitte auf, dich mir anzubieten. Ich will dir nicht schon kündigen müssen, ehe du angefangen hast.«

Mein Kopf schwirrt von all den Informationen, doch Jasons herber, maskuliner Geruch vernebelt mir die Sinne, sodass ich nicht richtig denken kann. Nur diese nagende Sehnsucht drängt sich in den Vordergrund. Ich kann und werde nicht aufhören, bis ich ihn bekomme. Gierig presse ich mich an Jasons harten Schwanz. »Was ist so kompliziert, dass es keine Lösung dafür gibt?«

Beinahe verzweifelt drückt Jason seine Lippen auf die meinen. Seine Zunge gleitet in meinen Mund und peitscht mein Verlangen zu roher Begierde auf. Ehe wir jedoch von diesem Strudel verschlungen werden, löste er sich mit einem Ruck von mir und zieht sich schwer atmend zurück.

»Es spielt keine Rolle, Lara. Selbst wenn ich es dir sage, ändert sich nichts an meiner Situation. Ich muss zusehen, dass ich mein Leben wieder auf die Reihe bekomme, und du solltest tun, wozu ich dich eingestellt habe.«

Als müsse er die Spuren meiner Berührung löschen, wischt er sich mit dem Handrücken über den Mund. Gebannt beobachte ich seine Mimik. Lust und Verstand ringen miteinander. Sag mir, was dich so verzweifeln lässt! Doch anstatt es zu tun, wendet Jason sich von mir ab. »Du putzt jetzt bitte das Bad und kümmerst dich um die Wäsche und ich gehe nach unten und lasse dich in Ruhe machen. Über das hier verlieren wir kein Wort mehr, sonst kannst du nicht wiederkommen.«

Verwirrt sehe ich ihm hinterher, als er die Treppe nach unten geht. Seine Haltung ist steif. Mit zittrigen Knien lehne ich immer noch an der Tür des verbotenen Zimmers. Was ist da drin und was bringt Jason so durcheinander? Was auch immer es ist, es macht ihm das Leben schwer und hält ihn davon ab, sich zu nehmen, was er begehrt – mich.

Mein Herz rast, immer wieder rinnt ein leises Beben durch meinen Körper. Ich versuche mich zusammenzunehmen und gehe nach unten, um die Putzsachen zu holen. Von Jason ist weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht hat ihn diese Begegnung genauso aufgewühlt und durcheinandergebracht wie mich und er geht mir aus dem Weg. Dabei müsste es nicht so sein. Er hätte mich einfach haben können.

Ich schnappe mir Kalkentferner, Glasreiniger, Putzeimer und Wischlappen und mache mich an die Arbeit im oberen Stockwerk. Vielleicht hilft mir das, meine durcheinanderwirbelnden Gedanken zur Ruhe zu bringen. Wie eine Besessene schrubbe ich die Kalkflecken von der Duschkabine und poliere das Glas. Meine Wangen brennen. Es ist beschämend, wie ich mich Jason an den Hals geworfen habe, dennoch giert mein Körper danach, das zu vollenden, was wir angefangen haben. Immer wieder spult mein Gehirn die Erinnerung an die wenigen Minuten, in denen wir eng aneinandergepresst waren, wie in einer Endlosschleife ab und stachelt meine Sehnsucht nur noch weiter an. Doch je öfter mir Jasons Worte durch den Kopf gehen, desto klarer wird mir, dass er meilenweit von mir entfernt ist – egal wie sehr er mich begehrt.

Knappe zweieinhalb Stunden später bin ich völlig ausgepowert und verschwitzt, sodass ich bestimmt nicht mehr gut rieche. In einem wahren Putzrausch habe ich das Luxusbad im Handumdrehen sauber gemacht. Danach habe ich mir die Treppe vorgenommen. Auch damit bin ich jetzt fertig, trotzdem bin ich immer noch nicht am Ende meiner Gedanken um Jason angekommen.

Ich meine, der Mann ist ein einziges Fragezeichen für mich. Er hat mich ganz spontan eingestellt, obwohl er mir vorher nicht gerade Hoffnungen auf den Job gemacht hat. Er will mich und hält mich trotzdem auf Abstand. Was ist vor zwei Jahren geschehen? Hat er da sein Augenlicht verloren? Dieser Gedanke liegt zumindest nahe. Aber wodurch? Und was hat es mit seinen Vorschriften auf sich? Was passiert nachher um sechs, dass ich um diese Zeit nicht mehr hier sein darf? Zwischen all den zufällig erscheinenden Informationen besehen Zusammenhänge, das spüre ich tief in meinem Innern.

Missmutig schütte ich das Putzwasser in die Toilette. Es ist nicht mal richtig schmutzig, so blitzeblank ist seine Bude. Wer hat seine Wohnung eigentlich bisher geputzt? Es macht mich wahnsinnig, die Antworten auf all diese Fragen nicht zu kennen, und dieses immer noch unterschwellig in mir dahinsummende Verlangen verstärkt meine Frustration.

»Bin fertig, soll ich dir jetzt noch was kochen?«, frage ich Jason brummig, als ich schließlich auch noch die Wäsche aufgehängt habe und zu ihm in den Wohnbereich trete. Ich sollte so tun, als wäre nichts geschehen, doch ich schaffe es einfach nicht, meine schlechte Laune vor ihm zu verbergen. Vielleicht will ich das auch gar nicht.

»Ist nicht nötig. Ich bestelle mir später was bei einem Lieferdienst«, antwortet Jason gut gelaunt. Nichts erinnert mehr an seine Anspannung von vorhin. Locker hat er einen Arm auf der Sofalehne abgelegt – als wollte er mir seinen verführerischen Körper präsentieren und mich damit erst recht provozieren – und hört Musik. Moderne Klassik, wenn ich mich nicht irre.

»Aber es ist erst zwanzig vor sechs ...«, gebe ich zurück. Ich will die volle Stundenzahl erreichen, um den vollen Lohn zu erhalten. Und natürlich kann ich auch der Vorstellung nicht widerstehen, so lange wie möglich in seiner berauschenden Nähe zu sein. »Soll ich dann wenigsten noch diesen Teppich hier saugen? Diese Lang Floor-Dinger sind wahre Staubfänger. Es wäre in zehn Minuten erledigt«, schlage ich vor.

Jason schüttelt leise lachend den Kopf. »Lass mich raten: Du willst unbedingt wissen, warum du um sechs verschwinden sollst, oder?«

Ertappt presse ich meine Lippen aufeinander. Bin ich wirklich so durchschaubar? »Ja. So wahnsinnig, wie es dich macht, Gerüche nicht einordnen zu können, so verrückt werde ich, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand ein Geheimnis vor mir hat«, gestehe ich ihm leise.

»Oh, das ist kein Geheimnis«, gibt Jason zu meiner Verwirrung zurück, steht grinsend vom Sofa auf und kommt auf mich zu. »Saug ruhig den Teppich oder fang an zu kochen. Dann wirst du aber mit großer Wahrscheinlichkeit meiner Ex-Frau July begegnen, die es trotz unserer Scheidung nicht lassen kann, beinahe jeden Tag so um sechs Uhr hier hereinzuschneien. Ich kann dir sagen, dass das vermutlich nicht sehr angenehm für dich wäre, denn sie ist ein richtiges Biest, wenn es um Frauen geht, die Zeit mit mir verbringen. Und ich habe überhaupt keine Lust auf ihr Gezicke deswegen, deshalb sollst du verschwinden.«

»Du warst verheiratet?« Mir klappt die Kinnlade herunter, so überrascht bin ich von dieser Ansage. Einfach so hat sich eine meiner Fragen beantwortet, aber sofort stürmen zig neue auf mich ein. Doch ich komme erst gar nicht dazu, mir zu überlegen, ob ich sie Jason stellen soll. Denn wie er es so gern tut, legt er seine Hand in meinen Rücken und schiebt mich Richtung Wohnungstür.

»Morgen um dieselbe Zeit?« Ganz beiläufig streicht seine Hand über meine Wirbelsäule nach unten und verschwindet. Trotz meiner fliegenden Gedanken nehme ich die Berührung überdeutlich wahr. Egal was er sagt, er kann es einfach nicht lassen, mich zu berühren ... Das leise in mir brodelnde Begehren wallt heiß auf. »Morgen um dieselbe Zeit«, bestätige ich und verziehe gequält das Gesicht.

Was will Jasons Ex überhaupt noch von ihm und warum lässt er zu, dass sie sich derart besitzergreifend verhält? Bestimmt haben sie Sex. Um mir Jason nicht schon wieder nackt vorzustellen und laut aufzustöhnen, beiße ich mir auf die Unterlippe und wende mich hastig von ihm ab.

Kapitel 3

»Ich will dich nicht nerven, aber ich denke, dass dieser Job dir nicht guttut«, meint Kelly unvermittelt, als wir am Mittwoch wie immer nach den Vorlesungen zu unseren Fahrrädern gehen.

Wahrscheinlich sieht sie mir an, dass ich auch in dieser Nacht viel zu überdreht war, um ordentlich zu schlafen. Die Fragen um Jasons Leben und das hartnäckige Kribbeln zwischen meinen Beinen, das er in mir hinterlassen hat, haben mich wachgehalten. Und egal, wie verbissen ich versucht habe, es mir mit der Hand selbst zu machen, ich habe es einfach nicht zum Orgasmus und damit zur Ruhe geschafft. Der Gedanke, dass Jason seine Lust nach wie vor an seiner Ex-Frau stillt und sie vielleicht sogar noch liebt, hat es nicht zugelassen, dass ich mich mit seinem Bild vor meinem inneren Auge über den Gipfel der Lust hinaushebe.

»Der Anfang ist eben ein bisschen anstrengend, aber das wird bestimmt besser, wenn ich mich eingearbeitet habe«, gebe ich Kelly zurück und öffne mein Fahrradschloss. Bereits nach einem Tag ist es undenkbar für mich, den Job bei Jason aufzugeben. Das liegt natürlich vor allem an ihm, und ich kann nur darüber staunen, wie schnell sich meine Prioritäten verschoben haben. Natürlich will ich die Wohnung immer noch behalten, aber die Not, Geld für die Miete verdienen zu müssen, ist irgendwie in den Hintergrund gerückt – das ist verrückt. Was macht Jason nur mit mir?

»Ich hoffe nur, dass Jason deine Mühen zu schätzen weiß«, murmelt Kelly und steigt auf ihr Mountainbike. »Das hoffe ich auch«, entgegne ich und radle energisch los. Es sollte mir wenigstens seine Anerkennung einbringen, dass die Arbeit bei ihm mich derart aufreibt.

***

»Du musst die Soße wirklich gut umrühren«, drängt Jason mich knappe zwei Stunden später. Kaum dass ich bei ihm eingetroffen war, hat er mich mit der Ankündigung, Appetit auf sein Lieblingsessen zu haben, zum Einkaufen geschickt.

»Mach ich doch!«, erwidere ich ungehalten. Warum verdammt noch mal muss er mir so auf die Pelle rücken, während er mir die Zubereitungsschritte erklärt? Seine Nähe ist die reinste Qual und ich schaffe es kaum, mich zu konzentrieren. Dabei ist es auch ohne diese Ablenkung schon schwierig genug, seinen Anweisungen zu folgen und mich gleichzeitig um den Spargel, die Soße und das Dessert zu kümmern.

»Nein, du rührst nicht genug. Das kann ich hören.«

Ich verdrehe genervt die Augen, wische mir den Schweiß von der Stirn und rühre laut klappernd die vor sich hinblubbernde Ingwer-Chili-Soße um. Darüber, dass Jasons Lieblingsmenü aus lauter Lebensmitteln besteht, denen eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird, will ich erst gar nicht nachdenken.

Bestimmt kommt July nachher wieder zu ihm, und wenn ich auch nur daran denke, dass ich gerade ein anheizendes Dinner für die beiden zubereite, kann ich kaum dem Drang widerstehen, nach dem Salzspender zu greifen und das mühevoll zubereitete Essen zu versalzen.

»Du kannst jetzt aufhören zu rühren, ehe du noch die ganze Küche einsaust«, meint Jason mitten in meine bissigen Gedanken hinein. Ertappt halte ich inne. Ich habe nicht mal gemerkt, dass ich die Soße mit dem Schneebesen so heftig schlage, dass tatsächlich bereits ein paar Tropfen auf die Glasplatte hinter dem Herd gespritzt sind. Ich schnaube genervt und greife nach dem Wischlappen.

 

»Bist du sauer?«, fragt Jason unvermittelt. Immer noch steht er hinter mir und scheint meine Stimmung genauestens aufzufangen.

»Nein, bin ich nicht«, entgegne ich, löse mich von ihm und stelle die Mousse für das Granatapfel-Vanille-Dessert in den Kühlschrank. Hoffentlich kühlt sie noch richtig ab, bis es Zeit für den Nachtisch ist.

Mmh, Nachtisch ... Ein erregtes Summen breitet sich in mir aus. Der Verzehr eines derartigen Menüs führt bestimmt zum Genuss einer ganz anderen Art von Nachspeise. Unwillkürlich stelle ich mir vor, wie Jason die Granatapfelsoße, die eigentlich für die Mousse bestimmt ist, von der nackten Haut einer Frau leckt und sein Gesicht zwischen ihren Beinen vergräbt, um auch dort von ihr zu kosten. – July. Wie auch immer sie in Wirklichkeit aussieht, in meiner Vorstellung ist sie hübsch und sieht zusammen mit Jason unglaublich aus. Leise seufzend wende ich mich wieder dem Herd zu.

Shit, jetzt brodle ich nicht mehr nur dank der glühenden Herdplatten vor mich hin. So langsam nervt diese Kocherei mich ganz gewaltig. Es ist an der Zeit, fertig zu werden. Ungehalten hole ich Schüsseln und Schöpfbesteck aus dem Oberschrank und stelle sie eine Spur zu heftig auf der Arbeitsplatte ab.

»Du bist sauer«, stellt Jason augenblicklich fest. Ich knicke ein. Vielleicht erfahre ich ja wenigstens, für wen ich hier koche. »Ich habe alle Hände voll zu tun und schwitze wie verrückt. Ich meine, ist es nötig, dass ich eine derartige Menge zubereite und deshalb so viele Platten anschalten muss?«

Ich kann Jasons Ausdruck nicht sehen, denn er hat sich schon wieder hinter mich gestellt, aber sein leises Lachen macht mir deutlich, dass er sich über mich amüsiert. Das macht mich jetzt wirklich sauer. Wütend pikse ich mit der Gabel in einen Spargel, um seine Bissfestigkeit zu prüfen. Keine Ahnung, ob er durch ist.

»Du kannst dir ja gern etwas ausziehen, wenn dir so heiß ist. Ich muss allerdings sagen, dass dein Schweiß nicht unangenehm riecht«, entgegnet Jason. Seine Stimme klingt heiter. Natürlich durchschaut er mich und geht nicht auf meine indirekte Frage ein. Das bringt mich erst recht auf die Palme.

»Das hättest du wohl gern, dass ich mich vor dir ausziehe«, zische ich, hole den Spargel aus dem Wasser und werfe ihn auf die vorbereitete Servierplatte. Er wird schon durch sein, und wenn nicht, ist es mir auch egal.

Jason rückt näher an mich heran, sein Atem streift verheißungsvoll meinen Nacken. Meine Wut verpufft und mein Puls beschleunigt sich. Verflucht, warum kann ich nicht mal richtig böse auf ihn sein?

»Die Vorstellung, dich nackt in meiner Küche stehen zu haben, ist heiß, das gebe ich gern zu. Aber es spielt eigentlich keine Rolle, ob du es wirklich bist oder nicht. Ich kann dich ja ohnehin nicht sehen. Also, nur zu – zieh dich aus. Bestimmt kannst du das Essen nachher auch viel besser genießen, wenn du nicht so überhitzt und gereizt bist.«

Irritiert halte ich inne. Dieses antörnende Menü ist für mich selbst bestimmt? Er hat seine Meinung geändert, schießt mir durch den Kopf. Ein sinnliches Summen breitet sich in mir aus. Er will mit mir essen.

Jason fährt unbekümmert fort: »Ich dachte, wir sollten uns vielleicht ein bisschen besser kennenlernen, wo du ab sofort bei mir ein und aus gehst. Ich meine, es ist ziemlich intim für mich, dich hier zu haben und dabei nicht richtig mitzubekommen, was du in meiner Wohnung machst.«

Oh, mir würde so einiges einfallen – angefangen damit, mich vor seiner Nase splitternackt auszuziehen. In meinen Fingerspitzen juckt es, der Wasserdampf aus dem Kochtopf vor mir kommt mir plötzlich noch viel heißer vor, und dann erst die Aussicht auf seine ungeteilte Aufmerksamkeit ...

»Ich finde, das ist eine gute Idee«, teile ich Jason mit.

»Dann will ich dich jetzt nicht länger stören und decke schon mal den Tisch. Du musst die Soße nur noch einmal kurz aufkochen lassen und Schokoladenstreusel auf das Dessert geben, dann müsste alles fertig sein. Ich hoffe, du sagst auch Ja zu meiner Einladung zum Essen«, antwortet Jason, zupft am Saum meines Shirts und verschwindet.

Ich bleibe nach Atem ringend zurück. Oh mein Gott! Hat er mich wirklich falsch verstanden oder wollte er meine Worte ganz einfach in diese Richtung deuten? So oder so, jetzt stellt er sich bestimmt vor, wie ich mich hier ausziehe!

Ein lustvoller Schauder sickert in meinen Unterkörper. Das ist so was von heiß! – Und es ist so was von egal, ob ich es wirklich wage, wird mir klar. Trotzdem zittern meine Finger, als ich nach dem Saum meines Shirts greife, es mir über den Kopf ziehe und auf den Boden fallen lasse.

Mir ist immer noch warm, aber so ist es schon viel besser. Ich fühle mich befreit und atme durch. Warum sollte ich nicht auch noch die Jeans ausziehen? Heute Morgen sah es nach Regen aus, doch schon seit die Sonne sich am Mittag zwischen den Wolken hervorgekämpft hat, ist mir viel zu warm in dem dicken Stoff.

Entschlossen öffne ich den Knopf und ziehe den Reißverschluss nach unten. Kurz darauf stehe ich nur noch in einem halb durchsichtigen, nachtblauen Spitzenbustier und einem dazu passenden Tanga vor dem Herd. Das ist irgendwie seltsam. Aber noch viel seltsamer ist es, dass sich das so gut anfühlt. Entspannt rolle ich den Kopf in den Nacken und genieße das Gefühl meines langen Haares auf meiner nackten Haut. Wie kann sich eine so simple Berührung nur so sinnlich anfühlen?

»Ist das Essen fertig? Der Tisch ist gedeckt ...«

Ich zucke zusammen und drehe mich erschrocken um. Ohne dass ich es bemerkt habe, ist Jason zurückgekommen und lehnt entspannt im Türrahmen. Hat er gehört, dass ich mich ausgezogen habe? Ich meine, ein Reißverschluss ist beim Öffnen doch ziemlich laut und Jasons Sinne sind hypersensibel ...

Automatisch verschränke ich die Arme vor der Brust und mustere argwöhnisch Jasons Miene. Doch er wirkt viel zu locker, als dass meine Befürchtung wahr sein könnte. Beruhigt nehme ich die Arme herunter. Fast bereue ich es, dass seine Augen blicklos ins Leere starren, anstatt sich an meinem Körper und meiner sexy Wäsche festzusaugen. – Oh mein Gott, wie kann ich mir das nur wünschen? Doch egal, wie sehr mich der Gedanke verwirrt, er törnt mich unglaublich an und ich spüre, dass ich zwischen den Schamlippen feucht werde.

»Ich bin gleich fertig«, antworte ich Jason rau, seufze leise und wende mich wieder den Kochtöpfen zu. Er hat mir gestern eine ziemlich deutliche Ansage gemacht und würde mir vermutlich kündigen, wenn er mich jetzt tatsächlich sehen könnte. Ehe sich dieses erotische Gefühl noch tiefer in mir festsetzen kann, fülle ich die vorbereiteten Schüsseln, stelle alles auf ein Tablett und balanciere es in den Wohnbereich hinüber.

Jason ist mir vorausgegangen und sitzt bereits an dem überdimensionalen Esstisch. Vor ihm steht ein leerer Teller, ein anderer ihm direkt gegenüber. Ich muss schlucken – wie bei einem Date ... Ich korrigiere: wie bei einem mit dieser Speisenauswahl sehr heißen Date, das mit einem Orgasmus zum Dessert endet. Meine Perle pocht verlangend. Hör auf, in diese Richtung zu denken, befehle ich mir und trete auf der für mich vorgesehenen Seite an den Esstisch heran, um das Tablett abzustellen.

»Würdest du mir bitte schöpfen? Ich bin ziemlich ungeschickt ...«, bittet Jason mich. Ein erregtes Zucken fährt mir zwischen die Beine und verstärkt das begehrliche Pochen meiner Klitoris. Er wird bemerken, dass ich fast nackt bin ...