Moon Dance

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Z serii: Blutsbundnis #1
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Chad beugte sich ein wenig über das Geländer und hielt Ausschau nach Envy. Zum Glück waren die Tänzer im Käfig noch da, und die zugehörigen Scheinwerfer, sodass es einfacher war, sie zu finden. Als er ein leises Stöhnen von Jason hörte, folgte er Jasons Blick bis er sie sah, wie sie zwischen mehreren Männern tanzte, nahe dem Schein des Lichts am Käfig. Er runzelte die Stirn und fragte sich, was sie vorhatte.

„Wenigstens schaut sie in Richtung Trevor. Danke übrigens, für den Anruf“, sagte er mit ernster Stimme. „Ich habe darauf gewartet, dass etwas Derartiges geschieht.“

Jason zuckte die Schultern. „Ich habe es nicht für mich getan, sondern für sie. Sie verdient etwas Besseres als ihn.“ Er versuchte zu lächeln während er sie beobachtete, wissend, dass sie nun single sein würde. Aber der Anblick von all den anderen Männern, die ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten, führte dazu, dass sein Lächeln ein wenig traurig aussah.

Kapitel 2

Envy fühlte, wie Hitze sie wie eine zweite Haut umgab, als sie die Treppen hinunterging. Sie versuchte, ihre angespannten Muskeln zu entspannen und betrat die Tanzfläche. Sie machte mehrere Schritte in Trevors Richtung und fühlte sich schnell wie in einer Schlammfläche aus Sex, als Fingerspitzen ihre nackte Haut berührten, und unbekannte Körper sich an ihrem rieben.

Die Tanzfläche war dunkler als in anderen Clubs, die sie besucht hatte, oder wo sie gearbeitet hatte, und sie musste zugeben, dass die Privatsphäre, die dadurch entstand, angenehm war. Es waren nicht wirklich einzelne Paare, die tanzten, sondern mehr eine durchmischte Gruppe warmer Körper. Als sie sich langsam der Stimmung des Clubs hingeben konnte, hob sie ihre Hände und ließ in der Dunkelheit ihre eigenen Fingerspitzen über andere Fremde streichen. Der Adrenalinschub, der dadurch entstand, pochte im Rhythmus der anregenden Musik durch sie.

Nachdem sie sich nicht gerade auf ihre Auseinandersetzung mit Trevor freute, nahm sie sich einen Augenblick um ihre Augen zu schließen und sich einfach mit der Musik zu bewegen, die nur als der Gesang der Leidenschaft beschrieben werden konnte.

Als sie fühlte, wie die flüchtigen Bewegungen dreister wurden, öffnete Envy ihre Augen und sah direkt auf mehrere männliche Brustkörbe, einige davon zeigten durch ihre aufgeknöpften Hemden viel Haut, andere waren in so eng anliegenden Stoff gehüllt, dass sie mindestens ebenso verführerisch wirkten. Sie wagte es nicht, in deren Gesichter zu sehen, weil sie Angst hatte, ihre Blicke zu treffen.

Ein wenig aufgedreht begann sie, sich rückwärts von den Männern zu entfernen und es störte sie nicht, als diese ihr in einem verführerischen Tanz folgten. Als sie das kalte Metall des Tanzkäfigs in ihrem Rücken fühlte, hob sie langsam ihren Blick zu der kleinen Plattform. Sie traf den Blick des Mannes in dem Käfig, während dieser das Mädchen, das bei ihm war, in eine unterwürfige Position auf die Knie zwang.

Der ganze Raum schien zu verblassen, als er ihren Blick festhielt. So wie er sie ansah, hatte Envy das Gefühl, dass sie diejenige war, die sich ihm unterwarf. Er hatte eisblaue Augen mit einem sehr breiten, schwarzen Ring um seine Iris. Sie konnte sich nicht erinnern, je derart auffällige und durchdringende Augen gesehen zu haben. Sie hätte stundenlang in sie starren können, und würde immer noch mehr wollen, und das machte ihr Angst.

Seine Augen erzeugten in ihr den Eindruck, dass er wusste, wie sie nackt aussah. So wie sein Blick über ihren Körper wanderte und an bestimmten Stellen anhielt… meinte sie fast, dass seine Hände sie an diesen Stellen berührten. Der Drang, sich selbst gegen die Eisenstäbe zu werfen und ihn anzuflehen, ihre Hand zu nehmen, war fast zu stark um zu widerstehen.

Indem sie ihren Blick von dem Anblick, der sie besessen machte, losriss, versuchte Envy sich daran zu erinnern, dass sie die Tanzfläche jederzeit verlassen konnte, wenn sie wollte.

Trevor hatte keinen Spaß, obwohl er versuchte, sich von der Musik und dem Tanz treiben zu lassen und so gut er konnte normal zu agieren. Aber heiße Mädchen und Tanzen waren nicht die wahren Gründe, weshalb er hier war. Sein Blick klebte fest an dem Mann im Käfig, denn dieser war sein eigentliches Ziel.

Der Name des Mannes war Devon Santos und er war der Letzte, der mit Kelly Foster, dem 20-jährigen Mädchen, das letzte Woche in einer nahe gelegenen Seitengasse gefunden wurde, gesehen worden war. Sie war mit Devon in demselben Käfig gewesen, in der letzten Nacht ihres Lebens.

Bis jetzt hatte er herausgefunden, dass das Mordopfer gerade bei einem Club in der Gegend, der Night Light hieß, gekündigt hatte. Sie hatte nur für eine Nacht im Moon Dance gearbeitet… die Nacht, in der sie starb. Ihr Tod war nicht der einzige Mordfall, in dem er ermittelte, aber durch sie hatte sich eine Spur ergeben. Wer auch immer sich ihrer Leiche entledigt hatte, hatte das mit Bedacht in der Nähe der Pumas und der Jaguare getan, als wäre sie ein Geschenk.

Devon war Teilinhaber des Clubs, gemeinsam mit seinen beiden Brüdern, Nick und Warren, und ihrer einzigen Schwester, Kat. Es gab Gerüchte, denen zufolge die beiden Clubs in einen kalten Krieg verwickelt waren, und dass die beiden Familien, seit beide Väter vor zehn Jahren verschwunden waren, eigentlich Rivalen waren.

Trevors Augen wurden schmal, denn er kannte den wahren Grund, weshalb es den Zwist zwischen den beiden Clubs gab. Dieses waren keine normalen Clubs; ihre Eigentümer und Geschäftsführer waren Formwandler. Der Club, in dem Kelly gearbeitet hatte, wurde von Werpumas geleitet. Sie hatte dort gekündigt, und war am nächsten Tag hierhergekommen um für die Werjaguare zu arbeiten, nur um am nächsten Tag als Leiche aufzutauchen. Das waren zu viele Zufälle um sie zu ignorieren.

Wenn die Menschen wüssten, dass Formwandler unter ihnen lebten, dann würde Panik ausbrechen… aber sie waren schon lange Zeit ein Teil der Gesellschaft, ohne dass das Geheimnis bekannt geworden war. Solange sie sich an die Gesetze der Menschen hielten, gab es keinen Grund, eine Massenpanik zu riskieren, indem man sie bekannt machte. Die menschliche Mentalität würde wieder ins Mittelalter zurückkehren, wenn das je geschehen sollte.

Die Taktik, die man für die Schwarzen Operationen in der Abteilung für Paranormales des CIA anwendete, war dieselbe, mit der man auch mit UFOs und Sichtungen von Außerirdischen umging: lügen, verstecken und vertuschen. Es gab dort draußen noch viel schlimmere Dinge als Formwandler, die sich ausgezeichnet in die menschliche Gesellschaft einfügten… andere, gefährlichere Kreaturen, aus denen Menschen nur schlechte Horrorfilme machten, und einige, von denen die Menschen noch überhaupt keinen blassen Schimmer hatten.

Aber wenn Menschen verschwanden oder starben, schwärmte sein Team aus, um herauszufinden, was vor sich ging.

Als er sah, dass Devon die Frau im Käfig verließ, um sich den Gitterstäben zu nähern und auf jemanden hinunter zu starren, wandte Trevor seinen Blick dorthin. Er fühlte, wie sein Blutdruck sofort um ein paar Grad zunahm, als er Envy sah, wie sie sich mit dem Rücken gegen den Käfig lehnte, während sie umgeben wurde von einer schrumpfenden Masse Männer.

Was, zum Teufel, machte sie hier? Ohne zu zögern ließ er seine Tanzpartnerinnen stehen und drängte sich durch die Menge zu ihr.

Devon knurrte tief in seiner Kehle, als das Mädchen, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte, ihre Hände hob und sich an die Gitterstäbe hinter sich klammerte. Er konnte riechen, dass sie läufig war, sie roch stärker als alle anderen im ganzen Club und der Geruch zog ihn an. Er legte seine Hände auf ihre und ließ zwischen den Eisenstangen seine Finger verführerisch über ihre Arme gleiten.

Gerade als Envy zu dem erotischen Tänzer hochsehen wollte, ergriff jemand einen ihrer Arme und riss ihn vom Käfig los. Ihr Mund öffnete sich leicht, als sie sah, wer es war. Sie hatte Trevor völlig vergessen! Die verführerische Stimmung verflog sofort und sie wurde wieder wütend, als sie sich daran erinnerte, wieso sie überhaupt erst zum Moon Dance gekommen war… Rache.

„Was, zum Teufel, machst du hier?“, fragte Trevor ein wenig zu barsch, während er versuchte, sie vom Käfig und Devons gefährlichen Armen wegzuziehen. Wenn der Jaguar der Mörder war, dann bedeutete die Art, wie er Envy betrachtete, dass sie sein nächstes Ziel war.

Envy hielt sich mit ihrer anderen Hand am Käfig fest, einfach weil ihr die Art, wie Trevor mit ihr umging, nicht gefiel. Er benahm sich, als hätte sie etwas Verbotenes getan, und nicht er. Mit ihrem süßesten Lächeln erklärte sie ihm: „Ich bin gekommen um zu tanzen… ebenso wie du.“

Trevors Lippen wurden dünn, er wusste, dass sie gesehen hatte, wie er mit den anderen Frauen getanzt hatte, aber was sie nicht verstand war, dass er diese nur als Tarnung verwendete. Sie bedeuteten ihm nicht einmal genug, um sie nach ihren Namen zu fragen. Er und Envy starrten mehrere Herzschläge lang böse in die Augen des jeweils anderen, bevor er seufzte.

Er beugte sich nahe zu ihrem Ohr hinunter und flüsterte: „Ich kann es erklären.“ Er hatte ihr nicht erzählen wollen, wer er wirklich war, weil er Angst hatte, dass sie, ebenso wie der Volltrottel, ihr Bruder Chad, denken würde, dass er sie nur verwendete, um Zugang zu den Lokalen zu erhalten, wo sie arbeitete.

„Komm schon.“ Er versuchte sie noch einmal von Devons hitzigem Blick wegzuziehen. Er schielte noch einmal zu Devon hoch und wenn Blicke töten könnten, dann wäre er nun ein Blutfleck am Boden. Er erwiderte den Blick, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Freundin.

 

Envy schüttelte ihren Kopf. Sie konnte sich vorstellen, dass er eine Erklärung parat hatte. „Ich bin hergekommen um zu tanzen. Ich kann mit diesen netten Jungs tanzen, oder du kannst deinen Arsch hochkriegen und mit uns tanzen.“ Sie hob eine elegante Augenbraue, als wollte sie sagen, dass es ihr egal war, wie er sich entschied.

Trevor drehte langsam seinen Kopf und starrte über die Schulter wütend auf die geilen Männer, die sich immer noch in der Nähe aufhielten um zu sehen, ob sie eine Chance haben würden. „Zieht Leine!“, sagte er ihnen mit tödlicher Stimme und kam dann näher zu Envy. Wenn sie tanzen wollte, dann würde sie mit ihm tanzen, verdammt.

Envy zeigte ihm einen Schmollmund aber insgeheim fragte sie sich, wieso er sich so eifersüchtig benahm, wenn er doch gerade noch so erotisch mit zwei anderen Frauen getanzt hatte. „Das macht keinen Spaß mit dir.“ Endlich ließ sie das Gitter los und strich mit ihren Händen über ihren Körper, wobei sie kaltblütig den Elektroschocker aus ihrer Tasche zog, dann streichelte sie mit ihren Händen über seine Rippen.

Devon richtete sich hoch auf und starrte hinunter auf die kleine Rothaarige, die mehr als nur seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Ihm gefiel der Geruch des Typen nicht, der sie sich unter den Nagel reißen wollte. Er roch nach altem Schwarzpulver und das bedeutete, dass er irgendwo an sich eine Waffe versteckt hatte. Er hob seine Hand und öffnete die Käfigtür während er seiner Tanzpartnerin sagte, dass sie eine Pause machen sollte.

Devon hob einen Finger zu seinem Ohr und hörte zu, wie sein Bruder ihn durch das fast unsichtbare Funkgerät informierte, dass das Mädchen bei seinem Käfig eine Elektroschockpistole hatte, und sie an einem Mann verwenden wollte. Er sah über die Tanzfläche hinüber zu dem schwarzen Licht, das die Stufen beleuchtete und erblickte Nick, der dort stand, bereit einzuschreiten, wenn es notwendig wurde.

Im Funk hatte er Warrens Stimme gehört, also nahm Devon an, dass sein ältester Bruder durch eine der Infrarotkameras, die unter dem Geländer über ihm hingen, zusah.

Als er seinen Blick wieder nach unten richtete und die kleinen Hände sah, die nun über den Körper des Typen glitten, fühlte Devon einen plötzlichen Drang, dem anderen den Kopf abzureißen. Zumindest bis er etwas silbern aufblitzen sah, als ihre Hand nach unten in Richtung seiner Hüfte glitt. Seine Lippen ließen einen leichten Anflug eines Lächelns vermuten und er entschied, noch nicht einzugreifen.

„Lass mich das regeln“, flüsterte Devon in sein Funkgerät.

Chad und Jason grinsten einander an, wissend, dass das Schauspiel gleich beginnen würde, und liefen dann zu den Treppen, die auf die Tanzfläche hinunter führten.

Trevor wurde plötzlich klar, dass Envy ihm auch nicht gesagt hatte, dass sie herkommen würde, also wieso fühlte er sich so schuldig? „Ich habe gefragt, was du hier machst“, wiederholte er und dieses Mal war seine Stimme ruhig während er seinen Körper an dem ihren rieb. Das war ein Fehler, er konnte beinahe nicht mehr denken, als der Großteil seines Blutes in seine Hosen schoss und er zum ersten Mal, seit er den Club betreten hatte, eine Erektion bekam.

Envy drückte ihren Körper verführerisch an den seinen, sodass sie sich dann schnell von ihm abstoßen konnte. „Ich bin gekommen, um dir etwas zu geben“, antwortete sie und brachte all die hitzige Lust der Tanzfläche um sie in ihre Augen, um ihn abzulenken.

„Ich hoffe es passt zu dem, was ich für dich habe“, stöhnte Trevor, als er ihre Hand zwischen seinen Beinen fühlte.

„Lass es uns herausfinden“, zischte Envy als sie den Elektroschocker gegen seine pulsierende Erektion drückte und drückte sich dann schnell von ihm weg, gerade als er zuckte und lautlos auf seine Knie sank. „Ups!“ Envy grinste und schob die Elektroschockpistole schnell zurück in ihre Tasche bevor sie sich umdrehte, um in die andere Richtung zu flüchten. Das Allerletzte, was sie wollte, war noch immer dort zu warten, wenn Trevor wieder genug Kraft hatte, um aufzustehen.

Als Envy sich ihren Weg über die dunkle Tanzfläche bahnte, ergriff sie jemand fest am Arm. Nachdem sie dachte, dass es ihr Bruder war, sah sie nicht einmal hoch sondern folgte dem Mann vertrauensvoll. In dem Moment, als sie endlich doch kurz hochblickte, wurde eine kleine Tür geöffnet und sie wurde durchgeschoben.

Envy hatte kaum die Zeit sich umzudrehen, bevor die Tür hinter ihr geschlossen wurde, und ein Schlüssel sich im Schloss drehte. Ein schwaches Licht wurde angeschaltet und sie erkannte Fernsehbildschirme und den Mann, der im Käfig gewesen war. Sie öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, aber er ließ sie gar nicht zu Wort kommen.

„Ich dachte, es ist besser, wenn du dein Kunstwerk in Sicherheit hier im Büro betrachtest“, grinste Devon und zeigte auf einen der Bildschirme.

Envy schielte hinüber zu dem Bildschirm und erwartete, dass der Anblick von Trevor, der seine Hände zwischen seine Beine hielt, sie zum Lachen bringen würde… aber stattdessen hatte sie Mitleid mit ihm. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz ein paar Zentimeter tiefer gesackt war. Als sie ihn mit so schmerzverzerrtem Gesicht sah, war sie plötzlich froh, dass die Überwachungskamera keinen Ton hatte, denn sie wollte bestimmt nicht hören, was er sagte.

Sie beobachtete schweigend wie Chad und Jason aus der Menge auftauchten und ihm halfen aufzustehen. Sie konnte nicht erkennen, was gesagt wurde, aber als Trevor Chad mit mehr Kraft von sich weg drückte, als er so kurz nach einem Elektroschock haben sollte, richtete ihr Blick sich sofort auf die Tür, bereit hinaus zu rennen, bevor jemand verletzt wurde.

Als sie sah, wie der Tänzer warnend seinen Kopf schüttelte, während er dort zwischen ihr und der Tür stand, schaute Envy wieder zurück auf den Bildschirm und war verwundert als sie sah, dass es Jason war, der Trevor festhielt, während Chad ihm Handschellen anlegte.

Mittlerweile mehr als nur verärgert über sich selbst dafür, dass sie sich so kindisch benommen hatte, machte sie sich auf den Weg zur Tür um Chad zu sagen, dass er Trevor gehen lassen sollte. Wieder ergriff die Hand ihren Arm. Sie starrte böse auf seine Finger hinunter, weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen, wo es doch offensichtlich ihre Schuld gewesen war, dass sie das angefangen hatte. Die Schuldgefühle erhöhten ihren Zorn nur noch und so fand sie neuen Mut.

„Nachdem du mich gesehen hast, wie ich den Typen geschockt habe, meinst du, das ist eine gute Idee?“ Sie riss endlich ihren Blick hoch, sah in seine Augen und versuchte, durch die Wirkung davon nicht zu vergessen, zu atmen. Jetzt, wo sie einander so nahe waren, waren seine Augen sogar noch beeindruckender als vorhin hinter dem Gitter des Käfigs.

„Wer auch immer diese Männer sind, du solltest sie ihn vielleicht aus dem Club schaffen lassen, bevor du zurückgehst, um zu tanzen“, warnte Devon wieder und beobachtete die Flamme, die in ihre Augen schoss. Er konnte beinahe sehen, wie ihr Fell sich aufstellte durch den Drang, dem Mann zu Hilfe zu kommen, den sie gerade verletzt hatte… nicht dass er vorhatte, sie gehen zu lassen. „Wie heißt du?“

„Wieso?“ Envy riss ihren Arm los. „Damit du den Besitzern sagen kannst, dass sie mir Hausverbot erteilen sollen?“

„Unwahrscheinlich.“ Devon knurrte finster als er daran dachte. „Aber vielleicht solltest du die Pistole die restliche Nacht in deiner Tasche behalten.“ Er sah wie sie zurück zum Bildschirm schielte, um zu sehen, dass ihr Opfer weg war.

'Verdammt', seufzte Envy innerlich als sie sich mit dem Rücken an die Tür lehnte und das Vibrieren der Musik durch das Holz fühlte. Sie biss sich auf die Unterlippe, wusste, dass sie zu weit gegangen war. Sie erinnerte sich an den anderen Grund, weshalb sie heute Nacht ins Moon Dance gekommen war und fragte sich, ob es ein guter Moment war, um einen Job zu fragen. Wieso sollte sie es nicht einfach versuchen? Sie zuckte gedanklich die Schultern. „Weißt du, ob sie hier offene Stellen haben?“

Devon konnte das langsame Lächeln, das sich über seine Lippen ausbreitete, nicht aufhalten. Was würde er darum geben, sie für kurze Zeit in diesen Käfig zu bekommen, sodass er versuchen konnte, das Feuer in ihr zu zähmen. „Tanzt du?“, fragte er hoffnungsvoll.

Envys Augen wurden groß als sie sich daran erinnerte, wie sie ihn in dem Käfig beobachtete hatte, und ihre Oberschenkel begannen zu brennen… aber leider auch ihre Wangen. „Nein“, flüsterte sie ein wenig zu heiser. „Nicht zum Tanzen. Ich arbeite als Barfrau in einigen der anderen Clubs in der Gegend und ich wollte mich bewerben, wenn ich schon hier bin.“

„Schade“, grinste Devon als er auf einen Schreibtisch zuging und eine Schublade öffnete. Er zog einen Bewerbungsbogen heraus und gab ihn ihr. Sie hatte ihm immer noch nicht ihren Namen gesagt, aber wenn sie die Bewerbung ausfüllte, würde er alle Informationen haben, die er brauchte. Außerdem wollte er sichergehen, dass sie nicht im Night Light gearbeitet hatte.

Er hatte es satt, dass sie Leute herüber schickten, um hier herumzuschnüffeln. Quinn war derjenige gewesen, der die Freundschaft zwischen den Pumas und den Jaguaren beendet hatte, also sollten die Pumas sie, zum Teufel noch mal, auch in Ruhe lassen, wenn man ihn fragte.

Jemand von Night Light hatte die letzte Person, die sie angestellt hatten, hergeschickt und jetzt, wo sie ermordet worden war, suchten die Pumas Antworten im Moon Dance… ebenso wie die Polizei. So wie das Schicksal spielte, hatte sie in der einzigen Nacht, wo sie hier gearbeitet hatte, darum gebeten, mit ihm im Käfig tanzen zu dürfen.

Devon zog den Stuhl von unter dem Tisch hervor, wusste, dass die beste Möglichkeit, sie dazu zu bringen, dass sie länger blieb, war, ihr zu geben, was sie wollte. „Du kannst es jetzt gleich ausfüllen. Vielleicht hast du am Ende der Nacht einen neuen Job.“

Envy setzte sich, aber runzelte dann die Stirn und sah wieder zu dem Bildschirm hoch. „Meinst du, der Besitzer hat gesehen, wie ich Trevor geschockt habe?“ Sie biss sich auf ihre Unterlippe und stellte sich vor, wie es ausgesehen haben musste. „Ich wünschte wirklich, dass ich es nicht getan hätte.“

Devon lehnte sich über dir Rückenlehne ihres Stuhls als würde er mit ihr auf den Bildschirm sehen. Seine Lippen nahe an ihrer Ohrmuschel fragte er: „Wenn der Besitzer es gesehen hätte und dich darüber befragen sollte, was würdest du ihm sagen?“ Er atmete langsam ein als ihr Geruch ihn umgab und sein Blut sich erwärmte.

Envy begann, ihren Kopf zu drehen, um zu ihm hochzusehen, aber hielt dann inne. Die Gefühle, die seine Nähe bei ihr auslösten, breiteten sich über ihre Schulter und die Seite ihres Halses aus. „Ich war einfach nur gemein“, hauchte sie als sie fühlte, wie Hitze sich in ihrer Mitte sammelte. Dieser Mann war eine Gefahr für ihre Sinne. Sie wusste nicht, ob sie sich umdrehen und ihn küssen, oder ob sie wegrennen sollte.

Devons Mundwinkel deuteten ein Lächeln an, aber er verließ seine Position nicht. „Also gehst du einfach rum und teilst ohne guten Grund Elektroschocks an Männer aus?“ Er konnte riechen, wie ihre Erregung stieg und das machte seine Hosen unbequem eng.

„Nein.“ Envy war froh über die Ablenkung, griff nach einer Füllfeder in dem kleinen Glas vor sich und begann, die Bewerbung auszufüllen. „Nur an diejenigen, die es wirklich verdienen“, antwortete sie, sie wollte nicht darüber reden.

Devon richtete sich wieder auf und kämpfte gegen den Drang an, sie aus ihrem Stuhl hochzureißen und sie ihm zugewandt auf den Tisch zu setzen. Tatsächlich rieb er schon ihr seidiges Haar zwischen seinen Fingern, wo es über die Rückenlehne des Stuhls hing.

Er schwieg während sie ihre Bewerbung ausfüllte und las über ihre Schulter mit, merkte sich jedes Wort. Envy Sexton, und die Puma-und Vampir-Clubs fehlten zum Glück in der langen Liste von Clubs, wo sie arbeitete. Er wusste, dass er mit ein paar Anrufen den Großteil ihrer Zeit freimachen konnte, wenn er den anderen Clubs sagte, dass sie sie nicht zum Arbeiten einteilen sollten. Er wollte diese kleine Wildkatze nicht teilen.

Envy füllte die letzten Zeilen aus und wollte wieder aufstehen, aber Devon legte seine Hand auf ihre Schulter, um sie aufzuhalten. Er nahm ihr den Zettel schnell weg und ging zur Tür.

 

„Bleib hier. Ich komme gleich mit einer Antwort zurück.“ Devon streckte seine Hand nach dem Türgriff aus, aber hielt kurz inne, als sie sprach.

„Wie heißt du?“, fragte Envy während sie überlegte, ob es nicht klüger wäre, dem Besitzer die Bewerbung selbst zu geben. Vielleicht konnte sie dann auch gleich das Vorstellungsgespräch hinter sich bringen.

„Devon Santos“, antwortete er und verschwand dann durch die Tür ehe sie ihn aufhalten konnte.

Er hatte gewusst, dass Nick direkt vor der Tür wartete, weil er ihn gerochen hatte. Devon gab Nick den Zettel und erklärte: „Wir haben eine neue Barkeeperin.“ Er wartete während Nick die Bewerbung betrachtete, wissend, dass sein Bruder auf dieselben Dinge achtete, die er selbst schon sichergestellt hatte.

Nick hatte einige Vampir-Groupies und einen Vampir die doch hereingekommen waren, vertrieben und es hatte ihm für den ganzen Tag die Stimmung verdorben. Er hasste Vampire und jeden Menschen, der dumm genug war, um sich mit ihnen anzufreunden. Nachdem er kein Anzeichen dafür sah, dass das Mädchen mit ihnen zu tun hatte, und nachdem er die Erregung seines Bruders, die die Frau ausgelöst hatte, roch, entschied Nick, dass er Devon die Sache selbst regeln lassen wollte.

Er gab ihm schließlich den Bewegungsbogen zurück. „Sag ihr, dass sie ihre Elektroschockpistole zu Hause lassen soll.“ Nick beäugte seinen Bruder einen Augenblick lang, ehe er hinzufügte: „Kat sagte, dass der Typ, den sie geschockt hat, ihr Freund war, und der Typ, der ihn mit Handschellen abgeführt hat, ihr Bruder.“

„Dieser Freund von ihr hatte eine Pistole. Ich konnte sie riechen.“ Devon zuckte die Schultern während seine Augen schmal wurden. „Vielleicht war er nicht so ein toller Freund.“

„Du solltest vorsichtig sein mit der.“ Nick schüttelte den Kopf als nur noch mehr Interesse in den Augen seines Bruders leuchtete. „Wenn du sie willst, dann bist du verantwortlich dafür, sie im Auge zu behalten, wenn sie hier ist.“ Nick knirschte mit den Zähnen als er den Hauch eines Vampirs roch. Ohne ein weiteres Wort ging er die Treppen nach oben und ließ Devon stehen.

Envy schaute sich nervös um und sah einen Lift, der ihr vorhin noch nicht aufgefallen war. Sie hob eine elegante Augenbraue, als sie sah, dass daneben ein Ziffernblock war, anstatt eines einfachen Knopfes. Sie klopfte mit der Füllfeder auf den Schreibtisch und fragte sich, wie lange sie warten sollte. Sie musste noch herausfinden, ob Chad Trevor wirklich festgenommen, oder ihn nur aus dem Club geworfen hatte.

Sie besah sich den Schreibtisch und versuchte, den Gedanken einen Moment lang zu verdrängen. Sie war eine geborene Ermittlerin, ebenso wie ihr Bruder, obwohl Chad versuchte, die Tatsache zu verbergen. Die Wahrheit war, dass Chad einen großartigen Detektiv abgeben würde. Er erzählte allen, dass er nur ein Prügel-Polizist war, aber das war weit entfernt von der Wahrheit. Er war der Leiter des Spezialeinheitskommandos.

Schließlich sah sie hinunter auf den Zettel, den sie gedankenverloren in die Hand genommen hatte. Es war eine Rechnung einer Lagerbestellung. Ihr Blick glitt über das Papier und hielt am Adressfeld an. Sie klatschte das Papier wieder auf den Tisch. Devon Santos… verflucht sei er. Er war einer der verdammten Besitzer und hatte sie denken lassen, dass er nur ein Tänzer war.

In diesem Moment öffnete sich die Bürotür und Devon kam wieder zurück. „Wann willst du anfangen?“

*****

Nick eilte über die Tanzfläche und die Treppe hinauf, die zum Eingang führte. Er drückte die Tür mit mehr Schwung auf als nötig und starrte böse auf den Mann, der versuchte, am Türsteher vorbeizukommen. Nachdem die meisten Türsteher Formwandler waren, konnten sie Vampire riechen, auch wenn sie an ihrem Äußeren nicht als solche zu erkennen waren.

Der Modegeschmack der normalen Vampire in der Stadt schien stark angelehnt an die Gothic-Szene. In den letzten Monaten hatten allerdings etwa zehn mit Anzügen oder normalen Ausgeh-Klamotten versucht, in den Club zu kommen. Daher verließen sie sich nun mehr auf den Geruch als auf das Aussehen. Regel Nummer eins: keine Vampire durften ohne die Erlaubnis eines der Besitzer hinein.

„Was wollen Sie hier?“, fragte Nick und versuchte professionell zu klingen, da sie menschliche Zuhörer hatten. Der Mann legte seinen Kopf zur Seite und ließ ein böses Lächeln sehen, durch das sich Nicks Magen verkrampfte.

„Ich möchte hinein“, sagte Raven während seine Pupillen größer wurden und er die Macht anwendete, mit der er jeden, der für die Gedankenkontrolle der Vampire zugänglich war, unterwarf.

Nick beäugte ihn von oben bis unten. Der Mann hatte schwarzes Haar mit neonpink gefärbten Enden, die ihm tief ins Gesicht hingen. Er war jung, wohl noch keine fünfundzwanzig mit sehr blasser Haut und starkem Eyeliner um seine Augen. Seine Lippen trugen schwarzen Lippenstift und sogar seine Fingernägel waren schwarz lackiert.

„Es tut mir leid, Herr…“ Nick blieb ruhig stehen und beobachtete jede Bewegung des Vampirs. Egal wie groß oder wie alt, Vampire waren gefährlich und sollten nicht unterschätzt werden.

„Raven, nennen Sie mich Raven“, antwortete der Mann und fragte sich, wie weit man einen Jaguar in die Ecke drängen konnte.

„Es tut mir leid, Raven, wir sind voll“, erklärte Nick während er mit seinen Fingern die kleine Pistole umklammerte, die tief in der Tasche seiner Lederjacke steckte. Sie hatte hohle Silber-Kugeln, die mit heiligem Wasser gefüllt waren. Sein Mundwinkel hob sich leicht zu einem sadistischen Lächeln als er die Holzklinge des Knochenmessers, das er an seinem Unterarm befestigt trug, fühlte.

„Wieso stehen diese Leute hier dann noch alle Schlange?“, fragte Raven, während er beobachtete, wie ein goldener Ton begann, die Iris des Jaguars zu verfärben.

Nick lächelte, aber es schien mehr als würde er mit den Zähnen knirschen. „Sie haben reserviert.“

Ravens Augen leuchteten in dem schwachen Licht einen Augenblick lang, als würden sie durch ein inneres Feuer Unheil verkündend glühen. Nick kam die drei Stufen vom Eingang hinunter und stellte sich zwischen Raven und die Menschenmenge, dann beugte er sich vor zu Ravens Ohr.

„Hau jetzt ab, Vampir“, flüsterte er mit kalter Ruhe während er die Spitze des Messers gegen Ravens Rippen drückte, wo niemand es sehen konnte. „Du kommst hier nicht rein.“

Nick richtete sich wieder auf und verschränkte seine Arme vor sich, sodass es nur eine kurze Bewegung brauchte, um ihn schnell mit dem Dolch zu erstechen. „Es tut mir leid, Herr Raven. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“

Raven lächelte wieder, dieses Mal beinahe freundlich. „Oh, den werde ich haben.“

Er drehte sich von der Tür weg und begann, die Straße entlang wegzugehen, seine Hände vergraben in den Taschen seiner schwarzen Jeans während er eine Unheil verkündende Melodie pfiff. Als der Jaguar sich zu ihm gebeugt hatte, um in sein Ohr zu flüstern, hatte Raven gesehen, wie sein Meister an ihnen vorbei in den Club geschlichen war. Er hatte Kane schon eine Weile nicht mehr gesehen. Tatsächlich war dies das erste Mal seit mehreren Wochen, obwohl er den Blick seines Herrn oft auf sich gefühlt hatte.

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