Das skurrile Leben der Myriam Sanders

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Myriam hat genug und sucht Kristina. Sie entdeckt sie auf dem Teppich kniend, während sie von hinten von einem Mann gefickt wird.

Als der Mann fertig ist, zieht sie Kristina fort. In einen Erker setzen sie sich und blicken auf ein weiteres Paar, dessen Frau auf dem Pferd sitzt und lauthals stöhnt.

«Du kennst den Großmeister?»

«Ja. Er hat sich mit mir vorige Woche unterhalten. Ich habe mich um ihn bemüht, aber er wurde nicht richtig steif. Ich glaube, er ist auch nicht gekommen. Aber er hat sich liebevoll bedankt und gesagt, ich dürfe immer wiederkommen. Ich solle am Eingang den Namen Großmeister Hermann sagen.»

«Was weißt du über ihn? Antworte!» Dabei berührt sie den Angk Schlüssel und das Halsband zieht sich stramm.

«Bitte. Bitte», fleht Kristina. «Ich sag alles, was ich gehört habe. Aber er darf uns nicht sehen, solltest du erwischt werden, werden sie dich eliminieren.»

«Ich passe schon auf. Kannst du mir ein paar Fragen beantworten?»

«Was willst du denn wissen?» Sie sieht Myriam neugierig an, die begeistert das Treiben auf dem Pferd beobachtet.

«Was er so treibt und womit er sein Geld verdient und wie es kommt, dass er so viel davon hat.»

«Nun ja, ich habe gehört, er hat Insiderwissen über bevorstehende Transaktionen auf dem Aktienmarkt, betreibt unseriöse Aktiengeschäfte und da er bei einigen Konzernen im Aufsichtsrat sitzt, weiß er umso mehr über Hintergründe von Hochs und Tiefs auf dem Aktienmarkt.»

«Welche Konzerne?»

«Ich weiß es nicht. Eine Firma heißt wohl General Electric.»

Myriam merkt, dass es wohl besser ist, zu verschwinden.

«Ich werde dir dein Halsband abnehmen. Sei brav und sag nichts. Du würdest auch nur Schwierigkeiten bekommen.»

Myriam sieht sich um. Vorher aber hat sie ihrer Sklavin noch das Halsband entfernt und ihr die Einladungskarte abgenommen.

Kristina betrachtet das Halsband in Myriams Händen. «Was ist das für ein komisches Halsband?»

«Es hat dich gehorsam gemacht.»

«Wir sind verpflichtet hier jedem absolut zu gehorchen. Das haben wir vertraglich unterschreiben müssen, ob den hohen Herren oder den Dominas. Ich dachte, du seist eine der Dominas.»

«Wer sind die Dominas?»

«Sie organisieren uns Mädels und weisen uns an, wem wir dienen müssen.»

Erstaunt hebt Myriam die Augenbraue. Ist ihr Halsband ein Schrottspielzeug? Hatte Naomi nicht gesagt, das zu der Wirkung noch irgendwelche Rituale gehören? Alles seltsam. «Kümmer dich um deine Aufgabe, Kristina. Du hast super gedient. Ich werde dich loben.»

Gorillas in schwarzen Anzügen, deren ausgebeulte Jacken zeigen, dass sie Kanonen tragen, flanieren an den Türen. Wie komme ich hier wieder heil raus? Sie geht zum Ausgang, gibt die Karte an der Tür ab, sagt, sie brauche unbedingt einen Moment frische Luft und noch bevor sie einer aufhalten könnte, verschwindet sie in der dunklen Nacht.

Als Myriam das Fest verlässt, ist sie um einige Informationen reicher und kann ihrer Auftraggeberin die geforderten Informationen liefern.

Aus dem Auftrag wird mehr

Zu Hause wirft sich Myriam erst einmal in ihr Bett und schläft aus. Das war ein anstrengender Abend.

Ausgeruht schreibt sie am nächsten Morgen an ihren Bericht und sieht auch die Bilder, die sie heimlich mit ihrer Flashcam aufgenommen hat, sortiert sie, bearbeitet sie und druckt Einzelaufnahmen aus. Die Bilder der Frau auf dem Fickpferd sind super scharf geworden. Auch die Aufnahmen mit dem Großmeister vor dem riesigen Tisch, wie er von einer Frau neben ihm geblasen wird.

Myriam ist auf jeden Fall zufrieden mit ihrer Arbeit und auch wieder um eine Erfahrung reicher. Die alten Templer wussten, wie man feiert und eine Orgie genießt. Sie lächelt unbewusst.

Dann wählt sie die Handynummer ihrer Auftraggeberin.

«Hallo, unbekannte Schöne. Ich habe Informationen, die Sie benötigen!»

«Das ist wunderbar. Wir treffen uns um elf Uhr im «Andy‘s Diner & Bar, Potzdamer Platz 1.»

«Alles klar, ich werde da sein!»

Es klackt in der Leitung. Die Frau hat das Telefonat beendet.

Pünktlich um elf Uhr betritt Myriam die Bar und schaut sich suchend um. Da sie ihre Auftraggeberin erspäht, lenkt sie ihre Schritte zu deren Tisch und setzt sich ihr gegenüber.

Die Bedienung eilt herbei. «Möchten Sie etwas trinken?»

«Bringen Sie uns bitte eine große Flasche Stilles Wasser und zwei Gläser.»

Myriam wird nicht gefragt.

«So, dann erzählen Sie mir bitte, was Sie herausgefunden haben.»

Myriam zieht ihre schriftlichen Unterlagen hervor und breitet sie vor der schönen Frau mit den braunen Augen aus. Auch heute ist sie wieder unglaublich sexy gekleidet. Wieder ein hautenger Rock. Dazu schwarze Lackstiefel mit Fransen. Ihr Oberteil lässt einen tiefen Blick auf ihr Dekolleté zu, das mit schwarzen Rüschen umrahmt ist. Die Ärmel sind ebenfalls mit schwarzen Fransen gesäumt. Und die Bluse erstrahlt in einem metallisch glänzenden tiefrot.

«Ihr Mann ist der Großmeister einer Loge der Freimaurer oder aber Templer. Es ist alles so geheim, dass man zu den Festen nur mit einer persönlichen Einladung und einem Losungswort zugelassen wird.»

«Wie haben Sie das denn geschafft?»

«Das ist mein Berufsgeheimnis. Am Eingang standen mächtige Männer mit starken Muskeln und einem Revolver unter der Jacke. Ich habe mir sagen lassen, dass jeder, der es wagt, sich illegal einzuschleusen, kurzerhand eliminiert wird. Was auch immer eliminieren bedeutet. Ich wollte es auch nicht ausprobieren. Und bin schleunigst wieder verschwunden, als ich meine Informationen hatte. Im Übrigen hatte ich Hilfe von einer Frau, die ich dort kennengelernt habe und die mich sehr unterstützt hat. Sie war mit einer Gruppe weiterer Frauen um kurz vor Mitternacht in einem Kleinbus gebracht worden. Mir war es gelungen, mit ihr sehr schnell in guten Kontakt zu kommen. Sie und die anderen jungen Frauen waren alle über eine Hostessen-Agentur gebucht worden. Sie waren Call-Girls oder schlicht und einfach gesagt, Nutten. Ihre Aufgabe war es, die Herren nach einer langen ernsthaften Konferenz oder Veranstaltung aufzuheitern und zu entspannen.»

«Entspannen?»

«Nun ja. Blasen, wichsen und vögeln.»

«Mein Mann?»

«Ja. Ihr Mann ließ sich auch bedienen.»

«Erstaunlich. Mit mir hat er seit Jahren nicht mehr geschlafen.»

«Das geschieht alles in einer Art Ritual. Erst werden die jungen Frauen geweiht, dann legen sie ihren roten Mantel ab und gehen nackt zu einem Mann und vögeln den ganzen Abend mit diesem Mann und auch mit anderen. Es wäre jetzt zu viel, das alles zu erzählen. Nun erst einmal zu Ihrem Mann.

Er ist, wie gesagt, einer der Großmeister, hält die Initiation ab und was bei diesen Treffen auch stattfindet, ist das Heilige Ritual des Hieros Gamos, die fleischliche Vereinigung der Götter. Es vereinigen sich der Priester mit der Hohepriesterin. Hier, schauen Sie mal!»

Myriam gibt der Frau, einige eng beschriebene Seiten. «Das habe ich aus dem Internet, lesen Sie einfach mal in Ruhe, wenn Sie zu Hause sind.»

Dann übergibt sie der Frau die Ausdrucke der Fotos, auf der ihr Mann recht gut zu erkennen ist.

«Das ist ja unglaublich. Dieses verkommene Schwein. Macht immer auf seriös. Und dann bei so einer Orgie.»

«Ich habe auch Filmaufnahmen von dem Abend gemacht, die ich Ihnen auf einer CD kopiert habe. Sie stehen Ihnen zur Verfügung.»

«Danke. Das ist gut. Sehr hilfreich. Das wird die Scheidung schnell über die Bühne bringen.»

«Mir ist bestätigt worden, dass sich die Herren auf ihren Sitzungen mit Aktiengeschäften beschäftigen.»

«Das habe ich schon lange vermutet. Ich habe Papiere, die ihm des Insiderhandels bezichtigen. Ist was für die Finanzpolizei und die Börsenaufsicht.»

Die Frau blättert gedankenverloren in den Seiten, und legt sie dann zu den anderen Aufzeichnungen. «Die werde ich heute Abend lesen. Wie sind Sie da herausgekommen?»

«Als ich genug gesehen hatte und die Aufzeichnungen geklappt hatten, hab ich gesagt, mir ist schlecht und will hinaus zum Bus. Man hat mich gelassen. Ich habe mich dann in dem Vorraum wieder angezogen, bin hinaus und habe mich zu meinem Wagen verdrückt. Ich habe auch ein paar Namen aufgeschnappt, vielleicht können Sie etwas damit anfangen. Aber steht alles in meinem Bericht.»

«Wunderbar, ich werde Ihnen einen Scheck zukommen lassen. Die Informationen sind mir viel mehr wert!»

Mit diesen Worten erhebt sich die Frau, verabschiedet sich mit einem Kopfnicken, dreht sich um und verschwindet.

Myriam sitzt noch immer regungslos auf ihrer Bank und nippt an ihrem Wasser.

Ob ich diese Dame wiedersehe? Sie ist eine Sünde wert. Aber wahrscheinlich ist sie jetzt nur froh, Material gegen ihren Mann zu haben und wird nicht mehr an mich denken. Myriam seufzt.

Annie

Myriam brütet gerade über ihrer Buchhaltung, als Annie in das Büro stürmt.

«Bin wieder da!»

«Was war so wichtig, dass du unentschuldigt gefehlt hast, auch eine Krankmeldung habe ich nicht bekommen!»

«Du, Myriam, du hast mich mit auf diese ominöse Party genommen. Allein dir habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt eine Beziehung habe, die mich glücklich macht.»

Myriam sieht Annie mit offenem Mund an.

«Und das ist jetzt deine Entschuldigung?»

«Ja, nein …!»

«Was denn nun?»

«Ich meine, nein, das ist keine Entschuldigung, es ist eine Erklärung für mein Fehlen. Du warst auf einmal verschwunden und ich habe dich auch nicht mehr gesehen. Bist einfach ohne mich abgehauen.»

 

Annie zieht einen Schmollmund, der so gar nicht zu ihrem glücklichen Gesicht passt.

«Okay, okay, ich musste, weil mein Job erledigt war und ich diese Noemi, befreit habe. Konnte nicht dableiben, wäre zu gefährlich gewesen. Was ist denn nun auf der Party noch passiert?»

Annie atmete tief ein und auch wieder aus, bevor sie wieder das Wort ergreift. «Da oben auf der Bühne, was ich da gesehen habe, das war eine unglaubliche Erfahrung. Ich verspürte Lust und habe eine wahnsinnig nette Freundin kennengelernt. Wir sind später zu ihr gegangen. Nie hätte ich geglaubt, dass eine Frau, mich so glücklich machen kann.»

«So, so, dann hast du also dein Glück gefunden!» Myriam lächelt Annie an. «Und wieder fit für die Arbeit?»

«Aber klar! Sag mir, was ich tun soll und es wird geschehen.»

Neue Erfahrungen

Schon am vorhergehenden Abend hatte Myriam sich hingesetzt und begonnen, einen Roman zu schreiben. Mit dem Titel ‚Das Voodoo Halsband‘ wollte sie alle ihre verrückten Gedanken zu Papier bringen. Basierend auf ihre Erfahrung mit Noemi schmückte sie es aus, und heute beschreibt sie genüsslich und ausführlich erotische SM-Szenen in dem Haus in Haiti. Die Sätze entstehen fast von selbst, fließen förmlich in den Computer und auch Dialoge, die sie schon lange zuvor im Kopf hatte, geben der Geschichte eine Aktualität, als wäre sie wirklich dabei gewesen.

Ein paar Tage sind wieder vergangen, der Roman ist gewachsen und heute will Myriam neue Erfahrungen für die Geschichte machen und einen besonderen Fetischclub besuchen. Sie nimmt Bea mit und sie machen sich auf den Weg zum «Insomnia Erotic Nightclub». Vor dem BDSM Club angekommen, drückt Myriam auf eine Klingel. Die Tür öffnet sich. Ein freundlicher Mann im Anzug begutachtet auch hier die Outfits und bittet sie rein. Eine stilvolle Atmosphäre und angenehmes Licht bringen sie in die richtige Stimmung. Ähnlich wie im KitKat Club können sich die Gäste im Eingangsbereich neben der Kasse umziehen. Eine kurze Treppe führt hinunter zur Garderobe und eine weitere, längere Treppe hoch in den Hauptbereich des Clubs auf eine große Tanzfläche. Gleich daneben befindet sich die Bar, hinter der vier große, beleuchtete Spiegel angebracht sind. Zwischen den Spiegeln stehen drei riesige, goldene Statuen. Für den kleinen Hunger zwischendurch ist am Ende der Bar ein kleiner Obstkorb platziert, der immer wieder frisch aufgefüllt wird.

Myriam springt sofort eine große Leinwand ins Auge, auf der Pornofilme gezeigt werden. Bea und Myriam durchstreifen die Räume und schauen sich weiter um. Einige Paare unterhalten sich entspannt, andere verführen sich regelrecht gegenseitig auf der Tanzfläche. Viele kleine Extra-Räume, durch dicke Vorhänge abgetrennt, sind mit Liebesschaukeln, Betten und jeder Menge Sextoys ausgestattet. Hinter dem DJ-Pult hängt ein schwerer Samtvorhang. Dahinter liegen zwei weitere Räume, die sehr stimmungsvoll hergerichtet sind. Das sogenannte «Klinikzimmer», mit Gynäkologenstuhl und einem großem, roten Bett, wirkt auf den ersten Blick etwas abschreckend. Für die entsprechende Atmosphäre sind rote Kreuze an die Wand gemalt.

Im Sanitärbereich, in dem es einen Whirlpool und Duschen gibt, vergnügt sich gerade ein Pärchen. Sobald sie den Pool verlassen haben, säubert das Personal alles gründlich. Ob Aschenbecher, leere Gläser oder unansehnliche Flecken, die freundlichen Angestellten beseitigen alle Unstimmigkeiten schnell und diskret. Auf besonderen Wunsch gibt es neues Wasser inklusive Bedienung am Pool für rund 30 Euro.

Oben auf der Empore, zu der ebenfalls eine Treppe führt, haben nur Paare Zutritt. Ein riesiges, rot-schwarzes Himmelbett mit großen Kissen und viele kleine Betten laden die Partygäste zu gemeinsamen Spielereien ein. Neben jedem Bett steht ein Nachttisch mit Kondomen und Taschentüchern bereit. Keine fünf Minuten nachdem die Galerie geöffnet wurde, sind bereits sechs Paare auf allen fünf Betten zu Gange. Von der Tanzfläche aus hat Myriam einen guten Blick auf das lange Geländer auf der Empore, an dem es den ganzen Abend über tatkräftig zur Sache geht. Sie fühlt sich zunächst etwas beschämt, kann aber auch irgendwie nicht wegsehen.

Myriam fällt auf, dass sie sich im Insomnia nach einiger Zeit wesentlich wohler fühlt, als im «Kitty». Die Gäste lassen ihnen ihren Freiraum, wodurch insgesamt eine angenehmere Atmosphäre entsteht. Die Wahl der Outfits fällt auch hier sehr freizügig aus. Jedoch wirken sie unaufdringlicher und stilvoller – viele Korsetts, Strapse, lange schwarze Kleider, dunkle Leder- und Latexanzüge sowie viele Ketten.

«Das Insomnia will verführen, provozieren, anregen und damit eine Lücke in der Hauptstadtszene schließen», erklärt Bea.

«Und woher weiß Frau Neunmalschlau das?»

«Oh, das habe ich im Internet gelesen. Ich habe mich schlau gemacht, nachdem ich deine Einladung bekommen habe.»

«So, so, du hast dich also schlau gemacht!», grinst Myriam.

Sie tanzen noch sehr viel an diesem Abend, trinken eine Menge und naschen an den Kleinigkeiten, die an der Bar feilgeboten werden. Sie küssen und lieben sich in einer Ecke, ohne sich an all den anderen Gästen zu stören. Sie beobachten belustigt, wie eine in einem schwarzen Lederkostüm gekleidete Frau eine halbnackte jüngere Frau an einer Kette und Halsband hinter sich herzieht. Myriam fragt sich, was das für ein Gefühl für die jüngere Frau sein muss, von einer Domina an der Kette geführt zu werden. Aber Bea ist nicht die Dominante, denkt Myriam. Sie ist eher die liebe, brave.

Es ist schon ziemlich spät, nein, eher sehr früh am Morgen, als Bea und Myriam den Heimweg antreten, beide ziemlich betrunken. Sie lachen und albern herum und suchen sich ein Taxi, um nach Hause zu fahren.

«Du warst echt Klasse, war echt geil mit dir!»

«Mit dir aber auch!» Bea grinst und schiebt Myriam ins Taxi.

Wiedersehen

Schlagzeile in einer Tageszeitung.

Hermann Berger verhaftet.

Der Aufsichtsratsvorsitzende mehrerer großer Gesellschaften Herr Hermann Berger und Vorstand der Haffner Guppe wurde gestern überraschend verhaftet. Ein Sondereinsatzkommando des LKA stürmte die Firmenzentrale und nahm ihn fest. Die Beamten beschlagnahmten Computer und Ordner. Ihm wird vorgeworfen, Insiderwissen zu seinem eigenen Vorteil genutzt zu haben, um Aktienkurse zu manipulieren. Außerdem ist bekannt geworden, dass er als Großmeister einer dubiosen Sekte angehörte und sexuelle Unzucht mit Minderjährigen vollzogen haben soll. Er sitzt zurzeit in U-Haft. Seine Frau hat sofort die Scheidung eingereicht. Sie ist die Millionenerbin des Unternehmens Haffner & Söhne, mit Investitionen in der Automobil-Zulieferindustrie und distanziert sich ausdrücklich von den Machenschaften ihres Mannes.

«Gut so!» Bettina Haffner-Berger lächelt und lässt die Tageszeitung sinken. «Niemand hat herausgefunden, dass ich hinter dieser Sache stecke und meine Detektivin echt gut war. Ich glaube, sie wird noch mehr Aufträge für mich erfüllen. Gute Leute muss ich mir warm halten. Und Myriam Sanders ist gut!»

Bettina nimmt noch einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse und räumt dann ihr Frühstücksgeschirr ab.

«Zeit, meine Firma und meinen Vater zu besuchen.»

«Guten Morgen, Vater. Hast du die Zeitung gelesen?»

«Ja, heute Morgen, ich wollte dich auch schon anrufen, aber das Telefon steht einfach nicht still. Presse, Fernsehen, besorgte Aufsichtsratsmitglieder ...»

«Mach dir keine Sorgen, wir regeln das und Hermann wird leer ausgehen. Er hat mich betrogen, oft und immer wieder in diesem merkwürdigen Kreis von Logenmitgliedern.»

«Wer hätte das gedacht, ich hielt ihn für einen Ehrenmann und niemals hätte ich geglaubt, dass er in so einem Sumpf steckt.»

«Lass uns den Vorstand versammeln und wir arbeiten eine Pressemitteilung aus, die alle Schuld auf Hermann beschränkt. Egal, was passiert, aus der Nummer kommt er nicht mehr raus.»

Einige Tage später geht Bettina an der Spree spazieren, sie hängt ihren Gedanken nach. Die Sonne scheint warm auf sie herab und die Vögel zwitschern so fröhlich. Sie schaut auf den Weg und achtet nicht auf ihre Umgebung. Ein Windstoß weht durch eine Trauerweide und die Blätter rascheln. Sie schaut auf und sieht Myriam Sanders ins Gesicht.

«Oh, ich habe Sie gar nicht gesehen!»

«Ich grüße Sie, Frau Haffner-Berger, jetzt habe ich durch die Presse doch noch Ihren Namen erfahren. Sie wollten doch die Informationen für sich behalten! Wer weiß, was uns jetzt blüht.»

«Machen Sie sich keine Sorgen. Ihr Name taucht nirgendwo auf. Gehen Sie öfter hier spazieren?»

«Ja, fast jeden Mittag und im «petit bijou» gehe ich dann eine Kleinigkeit essen.»

«Waren Sie schon?»

«Nein, ich wollte nach dem Spaziergang hin.»

«Darf ich Sie begleiten?»

«Gern.»

Die beiden Frauen schlendern noch eine Weile am Spreeufer entlang, um dann im «petit bijou» einzukehren.

Sie plaudern über dies und das, bis der Kellner kommt und ihre Bestellung aufnimmt.

«Frau Sanders, bitte bestellen Sie, Sie wissen, was hier gut schmeckt.»

«Gern! Dann bitte zweimal Sauerteigbrot mit Lachs und Bio-Ei, dazu einen bunten Salat, und eine Flasche Stilles Wasser mit zwei Gläsern.»

«Das war‘s?», fragt die Bedienung, «Möchten Sie vielleicht einen Aperitif?»

Bettina Haffner-Beger bestellt noch zwei Gläser Aperol Spritz. «Lassen Sie uns auf unser Wiedersehen anstoßen!»

«Okay, ich bin einverstanden.»

«Sie haben mir sicherlich nicht alles erzählt, was in dieser besagten Nacht passiert ist, oder?»

«Stimmt, ich wollte Sie nicht mit Belanglosigkeiten ermüden.»

Bettina lächelt: «Aber genau diese Kleinigkeiten interessieren mich!»

Myriam lächelt zurück: «Oh, das wusste ich nicht.»

Die Kellnerin bringt die Getränke und gießt Wasser in die beiden leeren Gläser.

Bettina und Myriam ergreifen ihren Aperitif, prosten sich zu und trinken einen Schluck.

«Wollen wir uns nicht duzen?»

«Ja, gern, ich bin Myriam.»

«Bettina!»

Wieder erklingen die Gläser, die beiden prosten sich zu und trinken den nächsten Schluck.

«Was hast du vor? Ich meine in Bezug auf deinen Mann?»

«Ich habe direkt meinen Anwalt angerufen, der sofort die Scheidung einreichen soll und außerdem kann ich dann den Zusatznamen Berger entfernen und ich heiße dann wieder Bettina Haffner und der Berger ist weg.» Bettina lacht schallend.

«Ich bin so froh, dass Noemi mir deine Adresse gegeben hat. Wer weiß, ob jemand anderes so viele Informationen hätte herausfinden können.»

Myriam ist nachdenklich. «Wie es aussieht, wolltest du schon länger von deinem Mann weg und du hast einen Weg gesucht, ihn loszuwerden, stimmts?»

«So krass würde ich es jetzt nicht ausdrücken, aber du kommst der Wahrheit ziemlich nahe. Ich habe Hermann geheiratet, weil mein Vater einen Nachkommen für sein Unternehmen haben wollte und ich dachte, wenn ich erst Mutter bin und meinem Vater einen Enkel schenke, wird er glücklich sein.

Meine beiden Brüder sind bei einem Segeltörn ums Leben gekommen und Vater hatte ja dann nur noch mich. Aber ich bin in all den Jahren nicht schwanger geworden und freiwillig hätte Hermann seinen Posten nicht aufgegeben, außerdem hätte ich ihm eine hohe Abfindung zahlen müssen, wenn ich die Scheidung ohne Begründung eingereicht hätte. So war es bedeutend besser.»

«Sag mal. Wie hast du Noemi kennengelernt?»

«In der Buchhandlung Sinnlichkeit.»

«Oh, kenne ich nicht.»

«Es ist ein Frauenladen in der Clayallee, in Zehlendorf, neben dem Cafè Lebensart. Frieda Freifrau von Waldburg, eine gute Freundin von mir, betreibt ihn. Es ist eine Librairie des Femmes, eine Autorinnenbuchhandlung. Und dazu führt sie in einem Nebenraum hoch exklusive Wäsche, Dessous der besonderen Art.»

«Interessant, und was hast du nun für dein weiteres Leben vor?»

«Ich lasse es mir gutgehen!»

«Okay, und wie soll das aussehen?»

«Ich muss in den nächsten Tagen einiges mit meinem Vater wegen der Firmen regeln, außerdem will ich mein Leben auch anderweitig aufräumen, dann habe ich vor, erst einmal in Urlaub zu fahren, bis sich die Wogen um den Skandal geglättet haben. Willst du mich begleiten? Ich lade dich ein.» Bettina strahlt Myriam an.

Myriam zieht ihre Stirn in Falten und sieht skeptisch aus. «Lass mich überlegen.» Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und denkt nach.

 

Wow, das ist ein Hammerangebot. Kann und darf ich das annehmen? Dann muss ich Annie beauftragen, die Stellung zu halten und meine Blumen zu gießen. Gott sei Dank habe ich keine Haustiere. Mein alter Kater ist letztes Jahr gestorben, friedlich ist er in meinen Armen eingeschlafen. Ja, ich fahre mit.

«Wo soll es denn hingehen?»

«Wie wäre es mit einer Kreuzfahrt in die Südsee?»

«Okay, gebongt, ich fahre mit und meine Mitarbeiterin wird die Stellung halten.»

In diesem Moment wird das Essen gebracht, es duftet wunderbar nach frisch gebackenem Brot.

Mmmmh, ist das lecker!

Myriam beißt herzhaft in ihr Brot und kaut genüsslich und schaut dabei Bettina an, die ebenfalls kräftig in ihre Stulle beißt.

«Ganz vorzüglich! Der Lachs ist zart und schmelzend auf der Zunge, das Brot kräftig und knusprig. Gute Wahl, liebe Myriam.»

Die beiden Frauen essen schweigend und jede hängt ihren eigenen Gedanken nach.

Nachdem sie fertig sind, bestellen sie noch einen Espresso, den sie mit einem Löffel braunen Zucker versüßen.

Bettina übernimmt die Rechnung, bevor Myriam widersprechen kann. «Ich lade dich ein, denn ohne dich wäre ich jetzt nicht hier.»

«Na, dann vielen Dank.»

Die Sonne lacht ihnen entgegen, als sie das Lokal verlassen und ihre Schritte in Richtung Parkplatz lenken.

«Myriam, das war wirklich super, dass ich dich hier getroffen habe und versprich mir, dass wir uns wiedersehen! Mit der Einladung, das war mein voller Ernst»

«Gerne, Bettina. Ich freue mich, wenn du mich anrufst und wir einen Termin für unsere Besprechung unseres gemeinsamen Urlaubs finden.»

Sie umarmen sich und jede geht ihrer Wege. Myriam ins Büro und Bettina zu ihrem Vater.

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