Fire&Ice 13 - Alex Altera

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Seine Abneigung brannte wie Feuer in ihrem Herzen. Einem Ort, von dem sie gedacht hatte, dass er nur noch aus Kälte und Stein bestehen würde.



Wie schon am Abend zuvor legte sie sich einfach aufs Bett, rollte sich zusammen und weinte leise Tränen. Tränen um sich selbst, um das Leben, das sie verloren hatte, um den Mann, der sie so sehr verabscheute.



Morgen würde sie sich dafür hassen, aber an diesem Abend war es einfach notwendig.














2 Gedankenstrudel







CAT






Die ganze Nacht über hatte sie kaum geschlafen. Sie hatte viel erwartet, aber mit Alex' herablassenden Verhalten hatte sie absolut nicht gerechnet.



Nichts war von dem Mann übrig geblieben, den sie vor all den Jahren geliebt hatte.



Sie war erst siebzehn gewesen, als Alex das erste Mal nach Boston gekommen war, um Ryans Haus zu planen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte sie sich an Ryans Fersen geheftet, um die Gegenwart von Alex einen Moment länger genießen zu können.



Alex war damals 24 Jahre alt und hatte sie innerhalb kürzester Zeit um den kleinen Finger gewickelt.



Die ersten drei Wochen, in denen er bei Ryan übernachtet hatte, um dessen neues Haus zu planen, waren wie im Flug vergangen. Cat hatte sich fest vorgenommen, das nächste Mal alles auf eine Karte zu setzen.



Beinahe ein Jahr später war das Haus endlich fertig und Alex kam erneut nach Boston, um sich um die Innengestaltung der Räume zu kümmern.



Auf diesen Moment hatte sie gewartet.



Ein wehmütiges Lächeln erschien auf Cats Gesicht, als sie daran zurückdachte, wie sie Alex ihren ersten Kuss gestohlen hatte.






Sieben Jahre zuvor






"Ein wenig Farbe sollte aber schon in die Zimmer." Auf ihre Worte hin hob Alex sichtlich verwundert den Kopf.



"Hey Kätzchen, was machst du denn hier?", gab er lächelnd zurück und richtete sich auf dem Sofa auf.



Sie würde ihm bestimmt nicht sagen, dass sie nur hier war, um in seiner Nähe zu sein.



"Ich dachte, dass jemand aufpassen muss, dass Ryans grauenvolle Schwarz-Weiß-Vorstellung des Hauses nicht umgesetzt wird", sagte sie ebenfalls lächelnd und blieb dicht vor ihm stehen.



Alex musste den Kopf in den Nacken legen, um ihr in die Augen sehen zu können. Er hatte wunderschöne Augen, aber noch besser gefielen Cat seine Lippen, die immer so weich und einladend aussahen.



"Willst du dich als meine Assistentin anbieten?", fragte er neckend.



Er griff nach ihrer Hand und zog sie neben sich aufs Sofa.



Sie beobachtete ihn dabei, als er von den Plänen für den Innenausbau erzählte, bekam aber von seinen Worten nichts mit. Zu sehr war sie gefesselt von seinem Profil und seinem einzigartigen Duft.



Er roch immer nach frischer Luft und saurem Apfel. Ein wenig herber vielleicht, genau konnte sie es nicht benennen.



"Hörst du mir überhaupt zu?", fragte er in diesem Moment und drehte ihr sein Gesicht zu.



Seine Lippen waren nur noch wenige Millimeter von ihren entfernt und Cat konnte sich nicht mehr zurückhalten.



Sie lehnte sich nach vorn und presste ihre Lippen sanft auf seine. Fühlte ihn, schmeckte ihn und genoss es, ihn endlich zu spüren.



Im ersten Moment war er wie erstarrt, doch dann legte er eine Hand in ihren Nacken und vertiefte den Kuss. Seine Zunge teilte ihre Lippen, sein Mund war heiß und nass. Er schmeckte nach gutem Kaffee und ein bisschen scharf.



Noch bevor sie genug bekommen hatte, unterbrach er den Kuss.



Seine Augen blickten fragend und sein Brustkorb hob und senkte sich genauso schnell wie ihrer.



"Noch viel besser, als ich es mir vorgestellt habe", flüsterte er und Cats Herz schlug noch viel schneller.




***




Die Tränen, die von ihrer Wange auf ihre Hand tropften, rissen sie aus ihren Erinnerungen. Der Alex von damals war mit dem Alex von heute in keiner Weise zu vergleichen.



Es war, als wäre nur noch die Hülle des liebenswerten Mannes von einst zurückgeblieben.



Ihr Handy klingelte. Die Anruferkennung zeigte einen Anruf von Sky an. Cat schluckte krampfhaft und versuchte, so normal wie möglich zu klingen.



"Hey Sky", meldete Cat sich.



"Hi Cat. Na wie läuft es?"



Cat legte den Kopf in den Nacken, um die Tränen daran zu hindern, erneut aus ihren Augen zu treten.



"Leider nicht sehr gut."



Sky seufzte. "Immer noch stur?"



In einem Maß verändert, das mir den Boden unter den Füßen wegzieht,

dachte Cat, antwortete aber: "Ich befürchte, ich habe keine Chance."



"Du klingst furchtbar, Cat. Alles in Ordnung?", fragte Sky besorgt.



"Klar, ich bin nur traurig, dass ich euch nicht helfen kann." Sie schluckte hart und verfluchte ihre zittrige Stimme.



Das Schweigen am anderen Ende der Leitung zeigte nur sehr deutlich, wie wenig Sky ihr glaubte, aber Cat war einfach im Moment nicht dazu in der Lage, eine bessere schauspielerische Leistung abzugeben.



"Okay … wann kommst du zurück?", fragte Sky und die Vorsicht in ihrer Stimme war kaum zu überhören.



"Mein Rückflug geht in nicht ganz einer Woche. Ich werde wohl ein wenig Urlaub machen."



Es noch einmal bei Alex zu versuchen, kam absolut nicht infrage.



Dieser eine Besuch hatte die alten Wunden tiefer aufgerissen, als Cat es für möglich gehalten hätte.



Sie verabschiedete sich von ihrer Schwägerin und ging dann in die Badewanne, um die verkrampften Muskeln in ihrem Körper zu entspannen.






ALEX






Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, lag er am nächsten Morgen in seinem Bett.



Es war erst kurz nach sieben Uhr, ungewöhnlich früh für einen Tag, an dem er eigentlich ausschlafen konnte. Dennoch war er hellwach und konnte seine Gedanken nicht davon abhalten, ununterbrochen um Cat zu kreisen.



Am Abend zuvor war er zu wütend, zu aufgebracht gewesen, um all die kleinen Ungereimtheiten in ihrem Gespräch zu entdecken.



Aber nachdem er sich das Gespräch immer und immer wieder durch den Kopf hatte gehen lassen, kamen ihm einige Dinge äußerst merkwürdig vor.





Aber ich, Alex. Ich bin endgültig fertig mit dir. Ich habe meinem Bruder zuliebe versucht, über alles hinwegzusehen, was du mir angetan hast. Ich habe es versucht, aber ich bin nicht dein Fußabtreter.





Was zum Teufel sollte er ihr angetan haben? Er hätte alles für sie gegeben, hätte alles für sie aufgegeben.



Doch mehr noch als ihre Worte irritierte ihn der verletzte Ausdruck auf ihrem Gesicht. Woher kam dieser Schmerz?



Warum hatte sie immer und immer wieder mit den Tränen gekämpft?



Stöhnend rieb er sich über das Gesicht. Eigentlich sollte es ihm egal sein.



Er sollte froh darüber sein, dass sie weg war und er ab sofort seinen Urlaub genießen konnte.



Leider kannte er sich gut genug, um zu wissen, dass er nicht zur Ruhe kommen würde, ehe er herausgefunden hatte, was zum Teufel sie meinte.





"



Ich will dich nicht sehen und ich will mich auch nicht mit dir unterhalten. Wenn du kommst, um Ryan und Sky zu besuchen, werde ich mich nicht einmal blicken lassen."





Warum sollte sie einen Grund haben, ihm aus dem Weg zu gehen? Und leider Gottes hatte sie recht. Es war nicht fair seinem Freund gegenüber, sich so aus seinem Leben zurückzuziehen.



Er brauchte Cat nicht in seinem Leben, aber Ryan schon. Sie waren schon so lange miteinander befreundet, dass ihm eindeutig etwas fehlte, seit Ryan sich nicht mehr meldete.



Es war Alex' eigene Schuld, dessen war er sich bewusst. In Ryans Augen glich Alex' Weigerung, nach Boston zu kommen und an seinem Leben teilzuhaben, wahrscheinlich einer Ablehnung seiner gesamten Familie.



Und Alex war sich nur allzu bewusst, wie wichtig Ryan jedes einzelne Mitglied davon war.



Er hatte schon immer mit Zähnen und Klauen beschützt, was zu ihm gehörte.



Als er das zweite Mal nach Boston geflogen war, um das fertige Haus innen komplett fertig zu machen, hatte Ryan Cat das eine oder andere Mal mitgenommen, als sie ausgegangen waren.



Ryan hatte jeden einzelnen Mann, der auch nur gewagt hatte, Cat ein wenig zu lange anzusehen, dermaßen wütend angestarrt, dass sie alle schnellstmöglich das Weite gesucht hatten.



Alex musste beinahe lächeln. Ryan hatte jeden verscheucht und die Gefahr in seinem eigenen Haus überhaupt nicht mitbekommen.



Ryan hatte nicht bemerkt, wie sehr es zwischen Cat und Alex knisterte. Was ihnen viele Gelegenheiten geboten hatte.






Sieben Jahre zuvor






"Was machst du da, Kätzchen?", fragte Alex. Er hatte sich gegen den Türrahmen von Ryans neuem Schlafzimmer gelehnt und beobachtete Cat dabei, wie sie die Kissen laufend in einer anderen Reihenfolge auf dem Bett platzierte.



Ihr kleiner Hintern schwang in dem kurzen Rock dabei so verführerisch hin und her, dass er sich kaum noch beherrschen konnte, nicht einfach zu ihr zu gehen und sie auf dieses Bett zu werfen.



Cat lächelte ihm über die Schulter zu. "Ich will, dass es perfekt ist."



Er stieß sich vom Türrahmen ab und schlenderte zu ihr herüber. "Du bist perfekt."



Seit drei Wochen hatte er sie Tag für Tag um sich, konnte sie berühren, ihre weiche Haut unter seinen Händen fühlen.



Er schlang seine Arme um sie und zog sie an sich, verlor sich in dem Gefühl, ihren warmen, anschmiegsamen Körper an seinem zu spüren. Völlig automatisch legten sich seine Hände auf ihren Hintern, ehe er seine Lippen auf ihre presste.

 



Wann immer Cat in seiner Nähe war, fühlte er sich wie von einem Strudel mitgerissen, verlor sich in ihren Küssen und Berührungen.



Wie benebelt drängte er sie rückwärts, bis sie sich aufs Bett legte und er zwischen ihren Beinen zum Liegen kam. Ihre Hände glitten unaufhörlich über seinen Körper. Er rieb sich an ihr, konnte den Druck auf seinem Schwanz kaum noch ertragen.



Cat öffnete seine Hose, schob sie nach unten und umfing ihn mit ihrer kleinen Hand. Das Gefühl war genauso atemberaubend wie beim ersten Mal.



Wieder presste er seine Lippen auf ihre, küsste sie leidenschaftlich, bis ihrer beider Stöhnen den Kuss unterbrach und Cat ihn langsam in ihrer heißen, nassen Enge aufnahm.



Sie war so wunderschön, ihr Blick lustverhangen und ihre Wangen gerötet.



Sanft streichelte er über ihre Wangen, während er immer wieder in sie stieß, bis sie ihn schließlich ganz in sich aufgenommen hatte.



Dann hielt er inne, beobachtete sie dabei, wie sie über ihre vollen, leicht geöffneten Lippen leckte.



"Ich liebe dich, Kätzchen", flüsterte er. Die Erkenntnis hatte er selber gerade erst erlangt.



Er liebte sie, liebte diese wunderschöne, kluge Frau, die ihm das Gefühl gab, der wertvollste Mensch auf der ganzen Welt zu sein.




***




Der Schmerz in seinem Herzen riss ihn aus seinen Erinnerungen.



Er hatte sie geliebt, vielleicht war er auch niemals über sie hinweggekommen. Warum sonst sollten die alten Wunden immer noch so stark bluten?



Er rieb sich über die Brust und ging ins Badezimmer. Eine heiße Dusche würde vielleicht die elenden Gedanken vertreiben, die Cats Auftauchen wieder ausgegraben hatte.







CAT








Sieben Jahre zuvor






"Nun schau doch nicht so bekümmert, ich melde mich, sobald ich kann." Alex' Lächeln war aufrichtig und voller Zuneigung.



Sie hatten nur vier Wochen miteinander verbracht. Vier kurze Wochen, in denen sie ihre große Liebe tagtäglich um sich haben konnte.



Und schon stand er in ihrem Zimmer, um sich von ihr zu verabschieden.



Er hob ihren Kopf mit einem Finger unter ihrem Kinn an. "Sobald ich alles geregelt habe, komme ich zurück. Ich rede mit Ryan und dann haben wir unendlich viel Zeit für uns, okay?"



Sie nickte und genoss den Kuss, der daraufhin folgte. Küsse von Alex waren besser als alles, was sie bisher erlebt hatte.



Ihr ganzer Körper kribbelte und die Schmetterlinge in ihrem Bauch überschlugen sich beinahe.



Als er sich wieder von ihr löste, streichelte er sanft über ihre Wange.



"Nicht verzweifeln, Kätzchen. Ich liebe dich."




***




Cat presste sich eine Hand auf den Magen, um die Übelkeit zu vertreiben, die heiß und sauer in ihrer Kehle aufstieg.



Nachdem Alex damals zum Flughafen gefahren war, hatte sie sich die Seele aus dem Leib gekotzt.



Sie hatte sich so elend gefühlt und keine Ahnung gehabt, dass es von da an nur noch bergab gehen würde.



Ihr Handy klingelte erneut. Ryan. Sie ignorierte den Anruf, weil sie genau wusste, dass sie bei ihm nicht so einfach davonkommen würde.



Er schaffte es immer, ihr jedes Geheimnis zu entlocken.



Jedes. Bis auf dieses eine, von dem niemand die ganze Wahrheit kannte.






ALEX






Er unterbrach die Dusche, da das Klingeln seines Handys kein Ende nahm. Notdürftig trocknete er sich ab und ging dann zurück in sein Schlafzimmer, um sein Handy zu suchen.



Mehr als erstaunt, dass Ryan ihn anrief, ging er ans Telefon.



"Hey Ryan."



"Hey Alex, wie geht’s?"



Etwas an Ryans Ton stimmte nicht. Es war nicht die übliche Resignation darüber zu hören, dass Alex sich weigerte, nach Boston zu kommen.



Es war … Alex konnte es nicht genau deuten, konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, was nicht passte.



"Ganz okay … ist das Baby schon da?" Vielleicht stimmte mit dem Baby etwas nicht, oder vielleicht sogar mit Sky. Aber dann würde Ryan mit Sicherheit verzweifelter klingen.



Sky war für Ryan das, was Cat für … sofort verbat er sich den Gedanken.



Cat hatte nichts in seinem Kopf verloren. Zu viele Jahre hatte er darauf verwendet, die Gefühle für sie endgültig tief in sich zu begraben.



"Nein, aber ich hoffe bald, lange machen meine Nerven das nicht mehr mit."



Das konnte Alex sich gut vorstellen. Ryan wollte schon immer über alles die totale Kontrolle haben. Eine Schwangerschaft musste für ihn die Hölle sein.



"Aber deswegen rufe ich nicht an."



Ryans Stimme hatte diesen einen besonderen Klang angenommen, den Alex nur allzu gut kannte.



Er besagte: Es riecht nach Schwierigkeiten und ich will wissen, ob du daran schuld bist.



"Ach ja? Warum dann?", fragte Alex im Bemühen, so unschuldig wie möglich zu klingen.



Eigentlich war er das ja sogar. Immerhin war es nicht seine Schuld, dass Cat die Wahrheit nicht ertragen konnte und dann beleidigt abzog.



"Sky hat vorhin mit Cat telefoniert. Sie hat komisch geklungen."



"Aha …" Was zum Teufel sollte er darauf sagen?



"Warum ist Cat überhaupt zu dir geflogen?", fragte Ryan dann.



"Sie wollte mich überreden, dich zu besuchen."



"Und warum?"



Alex verstand Ryans Frage absichtlich falsch und antwortete: "Weil sie dich liebt."



"Und weil sie mich liebt, geht sie jetzt auch nicht ans Telefon?" Mittlerweile klang Ryan ernsthaft angepisst. Angepisst und auch ziemlich besorgt, wenn Alex ehrlich zu sich selbst war.



"Kann ich … dir irgendwie helfen?", fragte Alex schließlich widerstrebend.



Das Seufzen, das Ryan ausstieß, klang tatsächlich erleichtert.



"Könntest du nach ihr sehen? Ich weiß nicht, was sie sich bei all dem gedacht hat, aber ich glaube, sie hat deine Absage nicht so gut verkraftet."



Alex runzelte die Stirn, sagte dazu aber nichts.



"Sie kommt mit Zurückweisungen einfach nicht so gut klar. Hätte ich vorher gewusst, dass sie zu dir fliegen will, hätte ich ihr das ausgeredet. Ich weiß ja, wie stur du sein kannst. Aber Cat und Sky haben das alles ohne mein Wissen ausgetüftelt. Es tut mir leid, dass ich dich jetzt mit reinziehen muss."





Kommt mit Zurückweisungen nicht gut klar? Dass ich nicht lache, sie ist schließlich die Meisterin!





"Kein Problem."





Ein riesiges Problem, aber das darf Ryan nicht wissen.





"Danke, Mann. Auf dich kann man sich einfach verlassen."



Alles in Alex drängte ihn dazu, das Gespräch zu beenden, also ließ er sich nur den Namen des Hotels geben und versicherte Ryan, dass er sich später wieder melden würde.



Dann legte er auf und ließ sich mit einem erschöpften Seufzen auf das Bett fallen.



Wie zum Teufel war er schon wieder so tief in diese Scheiße gerutscht, die er seit sieben Jahren vergessen wollte?



Alles nur wegen dieser einen Frau, der er sein Herz geschenkt hatte und die es im nächsten Moment in Stücke gerissen hatte.



Doch die Frau, die er am Abend zuvor getroffen hatte, hatte nichts mit der Hexe in seinen Gedanken gemeinsam. Sie hatte nichts von der kalten, abgebrühten Frau, die ihn betrogen hatte, nur wenige Tage nachdem sie sich gegenseitig ihre Liebe gestanden hatten.



Überhaupt nicht.



Die Cat, die er vor wenigen Stunden gesehen hatte, war so, wie Ryan seine kleine Schwester immer beschrieb. Nach außen hin taff und kalt, aber eigentlich sehr zerbrechlich und leicht zu verletzen.



Und er hatte sie verletzt … außer sie war eine verdammt gute Schauspielerin.



Vielleicht hatte sie nur so getan, als hätten sie seine Worte getroffen, und freute sich jetzt diebisch, dass er auf ihre Spielchen hereinfiel, damit sie vor Ryan die perfekte kleine Schwester raushängen lassen konnte.



Vielleicht … aber er würde es nur herausfinden, wenn er zu ihr ging, egal wie sehr sein eigenes Herz dagegen rebellierte.



Seufzend stand er auf und ging zu seinem Kleiderschrank, statt eines Anzugs holte er aber seine Sportklamotten heraus.



Bevor er Cat unter die Augen trat, musste er laufen gehen, um seinen Kopf freizubekommen.



Was auch immer da vor sich ging, er brauchte seine volle Konzentration.



Er musste herausfinden, ob wirklich etwas nicht stimmte, oder ob Cat ihn und Ryan … und voraussichtlich die gesamte Männerwelt einfach nur manipulierte.



Letzteres würde eindeutig besser in sein Bild von Cat passen.



Die kalte, gefühllose Frau, die sein Herz in Stücke gerissen hatte.













3 Wiedersehen 2.0







CAT






Das Zimmertelefon klingelte und Cat hob, nachdem sie einige Sekunden verwirrt darauf gestarrt hatte, den Hörer ab.



"Black?", meldete sie sich. Nicht sicher, was sie erwartete. Wenn jemand sie zu erreichen versuchte, würde derjenige es doch auf ihrem Handy probieren.



"Susanne Friedrich von der Rezeption. Mr. Altera ist hier und möchte Sie sprechen."



Cats Magen krampfte sich zusammen. Woher wusste er, in welchem Hotel sie wohnte? Und vor allem, was wollte er von ihr?



Sie war noch nicht bereit, ihm schon wieder über den Weg zu laufen. Beim letzten Mal hatte sie sieben Jahre dafür gebraucht, sich stark genug für eine Auseinandersetzung zu fühlen … und war es dann doch nicht gewesen.



"Miss? Mr. Altera würde zu Ihnen kommen", sprach Frau Friedrich sie erneut an. Alex hier in diesem Zimmer? Niemals. Dann hatte sie keinen Ort mehr, an den sie sich notfalls zurückziehen konnte.



Seine hasserfüllten Worte hallten wieder und wieder durch ihren Kopf.





"Und es ist mir verdammt nochmal egal. Du bist mir egal. Du bist ein Nichts. Eine kleine Schlampe, mehr nicht!"





Gewaltsam riss sie sich von den Erinnerungen los und zwang sich zu antworten.



"Ich komme in die Bar. Er soll dort auf mich warten", antwortete sie der Empfangsdame.



"Ich werde es ausrichten."



Mit zitternden Händen legte sie das Telefon zurück in die Station.



Was wollte er von ihr? Konnte er es nicht einfach gut sein lassen? Er hatte seine Meinung doch deutlich genug kundgetan.



Sie war nichts für ihn. War nie mehr als die kleine, dumme Schlampe gewesen, die ihm den Aufenthalt in Boston versüßt hatte.



Sie zog sich den grauen Designer-Blazer, der zu ihrem Kostüm gehörte, über die weiße, enge Bluse und schlüpfte in die Valentinos.



Ein Business-Outfit. Ihre Rüstung im Kampf gegen ihre viel zu empfindlichen Gefühle.



Sie sah noch einmal in den Spiegel, betrachtete das mühsam aufgelegte Makeup, das sie extra sorgfältig für ihren Trip durch die Stadt aufgetragen hatte, damit man die Spuren ihrer durchweinten Nacht nicht sah.



Sie wollte gut aussehen, wenn sie sich schon nicht gut fühlte.



Kurzentschlossen steckte sie die langen, schwarzen Strähnen zu einem festen Knoten hoch.



Das ließ ihre Gesichtszüge noch strenger wirken und hielt ihn vielleicht davon ab, sie in aller Öffentlichkeit anzugreifen.



Dann hängte sie sich ihre Prada-Handtasche über die Schulter und verließ das Hotelzimmer.





Auf in den Kampf.








ALEX






Elf Uhr morgens. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie um diese Uhrzeit einen Drink zu sich genommen und doch saß er jetzt in der Bar des Marriott und trank einen Whisky, um seine Nerven zu beruhigen.





"Du weißt nichts. Du hast keine Ahnung, was ich durchgemacht habe."





Cats Worte gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf.



Es stimmte, er hatte keine Ahnung, was sie in den letzten sieben Jahren erlebt hatte. Es wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, danach zu fragen. Sie hatte ihn so tief verletzt, dass er sie einfach nie hatte wiedersehen wollen.



Aber etwas hatte sie so sehr geprägt, dass aus der immer lächelnden jungen Frau eine eiskalte Diva geworden war.



Eine Frau, die jetzt in Designer-Klamotten und mit unbewegter Miene auf ihn zu gestöckelt kam. Ihre Züge wirkten so hart wie die einer Maske, nichts war von der Unsicherheit des letzten Abends zurückgeblieben.



Hatte er sich all das nur eingebildet?



"Du wolltest mich sprechen?", fragte sie, als sie sich ihm gegenüber auf dem Ledersofa niedergelassen hatte.

 



Selbst mit dieser strengen, kühlen Ausstrahlung sah sie noch immer unglaublich schön aus.



Das Funkeln in ihren ausdrucksstarken braunen Augen fehlte, aber der Rest war noch genauso perfekt wie vor sieben Jahren.



"Eigentlich wollte Ryan dich sprechen, hat dich aber nicht erreicht."



Sie presste die Kiefer zusammen. "Ich werde ihn später zurückrufen. Sonst noch was?"



Selbst mit zusammengepressten Lippen sah ihr Mund noch wunderschön und endlos weich aus.






CAT






Sein eindringlicher Blick machte ihr zu schaffen. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass jeder einzelne Zentimeter an ihm unerwünschte Erinnerungen in ihr weckte.



Sie spürte bereits, wie ihre Fassade zu bröckeln begann und dass sie dringend hier weg musste.



"Ich habe noch einen Termin, wenn du mich also bitte entschuldigen würdest", brachte sie in ihrem besten Geschäftston hervor.



Alex schnaubte.



"Was?", fragte sie und klang selbst in ihren eigenen Ohren ein wenig zu gereizt.



Alex' Verhalten zehrte an ihren Nerven. Jede einzelne Sekunde in seiner Nähe brachte mehr von der mühsam errichteten Schutzschicht zum Wanken.



Er nahm einen Schluck von seinem Whisky und funkelte sie dann wütend über den Rand des Glases hinweg an.



"Was wird das? Willst du mir all deine multiplen Persönlichkeiten zeigen? Ich kenne schon genug davon", sagte er.



Sie zog lediglich eine Augenbraue in die Höhe. "Du kennst mich nicht."



Harsch lachte er auf. "Natürlich kenne ich dich! Dein halbes Leben lang!"



Ruhig stand Cat auf und sah von oben auf ihn herab. "Die Cat, die du zu kennen glaubst, ist vor sieben Jahren gestorben. Du und Bastian …"



Sie schluckte, um den Schmerz in ihrer Stimme in den Griff zu bekommen.



"Ihr beide habt sie auf dem Gewissen. Damit werdet ihr leben müssen."



Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ das Hotel. Sie konnte ihm keine Sekunde länger in die Augen sehen. Sie war zu kurz davor zusammenzubrechen.






ALEX






Er konnte nichts anderes tun, als ihr hinterher zu sehen. Es war ihr voller Ernst. Aus irgendeinem Grund war sie der festen Überzeugung, dass er an allem schuld sei.



Dabei hatte er nichts getan, außer sie zu lieben.



Er erinnerte sich an jedes einzelne Wort, das sie in ihrem letzten Gespräch gewechselt hatten. Erinnerte sich daran, wie sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebte, obwohl das von vorn bis hinten gelogen gewesen war.



Alex konnte sich noch an die Vorkommnisse danach erinnern, als wäre es gestern gewesen.






Sieben Jahre zuvor






Er war gerade für einen Auftrag in China und hatte zum ersten Mal die Gelegenheit gehabt, einen richtig großen Deal mit seinem Boss abzuwickeln.



An der Küste, an der er zusammen mit seinem damaligen Chef und Mentor das Projekt für einen millionenschweren Finanzmanager geplant hatte, gab es weder Handynetz noch Internet. Es war ein winziges, ruhiges und sehr rückständiges Dorf.



Wahrscheinlich hatte es sich der Manager genau deshalb ausgesucht. Ein Haus am Ende der Welt, wo alles noch etwas langsamer lief und man ganz zur Ruhe kommen konnte.



Für alle geschäftlichen Abwicklungen mussten sie in das nächstgrößere Dorf fahren.



Dort war von Zivilisation immer noch nichts zu sehen, aber zumindest gab es ein Kommunikationshäuschen, in dem es einen Festnetzapparat und einen Computer mit sehr trägem Internet gab.



Die ersten vier Wochen hatte sein Boss ihn nicht einmal mitgenommen.



Sie hatten sich voll und ganz auf das Projekt konzentriert, das schlussendlich Alex' Durchbruch in der Architektenbranche geworden war.



Das riesige Domizil hatte dafür gesorgt, dass sein Chef ausgesorgt hatte, und Alex die Möglichkeit gegeben, ein eigenes Architekturbüro zu eröffnen, mit dem er sofort in der Luxusklasse starten konnte.



Es war eine gute, aber verdammt stressige Zeit. Sie hatten nur sechs Wochen, um das gesamte Projekt zu planen, da es unbedingt vor dem Eintreten von örtlichen Gesetzesänderungen fertig werden musste.



In der fünften Woche hatte er schließlich Ryans knappe Mail gelesen, in der dieser sich darüber ausließ, dass Bastian, einer von Ryans engen Freunden, seine kleine Schwester geschwängert hätte und dass Ryan dem Mistkerl den Hals umdrehen würde.




***




Selbst in diesem Moment spürte Alex noch den Schmerz in seinem Herzen.



Der Unglaube und das Unverständnis hatten ihn wie benebelt vor dem Monitor zurückgelassen, bis sein Boss ihn dazu drängte, endlich in die Gänge zu kommen, damit sie zurückfahren konnten.



Er hatte Ryan nicht einmal auf seine E-Mail geantwortet. Weder ihm noch Cat irgendwelche Fragen gestellt.



Der Schmerz war allumfassend gewesen. Das Wissen, dass die Frau, die sein Herz besaß, ihn betrogen hatte, hatte sein Herz zerrissen.



Noch heute konnte er nicht verstehen, wie es sein konnte, dass er seine große Liebe in ihr gefunden hatte und sie ihn bereits nach wenigen Tagen gegen einen anderen ausgetauscht hatte.



Sein Herz fand dafür keine Erklärung.






CAT






Ein paar Straßen weiter hatte sie sich in ein kleines Café gesetzt und versuchte nun, ihren inneren Aufruhr unter Kontrolle zu bekommen.



Leichter gesagt als getan, weil ihr Körper ihr eindeutig mitteilte, dass sie lieber hyperventilieren sollte. Ihr Puls raste und ihre Atmung ging viel zu schnell.



Die wenigen Minuten mit Alex hatten ihr alles an Selbstbeherrschung und schauspielerischer Leistung abgerungen, was sie zu bieten hatte.



Mit zitternden Händen griff sie nach dem Wasserglas, das die Bedienung ihr auf ihre Bestellung hin gebracht hatte.



Als sie sich endlich wieder unter Kontrolle hatte, wählte sie Ryans Nummer. Sie lächelte, weil sie sich sicher war, dass er dieses Detail aus ihrer Stimme heraushören konnte.



"Cat?"



"Hey großer Bruder", sagte sie betont fröhlich.



"Na endlich! Ich hab dich nicht erreicht und mir Sorgen um dich gemacht!"



"Ich hatte nur das Handy lautlos, weil ich mich ein wenig entspannen wollte. Alex ist vorbeigekommen und hat mir gesagt, dass du auf einen Rückruf wartest."



Alex' Name schmeckte bitter wie Galle in ihrem Mund. Ihm zu vertrauen war damals schon ein riesiger Fehler gewesen, den sie bestimmt kein zweites Mal begehen würde. Auch wenn er heute viel ruhiger gewesen war als am Abend zuvor.



"Euer Gespräch … ist nicht so gut gelaufen?", hakte Ryan nach und die Vorsicht in seiner Stimme machte Cat misstrauisch.



"Naja, ich befürchte, er wird stur bleiben. Tut mir sehr leid, Ryan."



"Es ist nicht deine Schuld."



Ryan seufzte.



"Ich habe nie verstanden, was auf einmal sein Problem war. Diese ganze Geschichte mit seiner Arbeit kann nicht alles sein. Auch ich arbeite viel, schaffe es aber trotzdem, mal rauszukommen!"



"Seit Sky", sagte Cat. Diesmal war ihr Lächeln echt.



"Ja. Ich hoffe, du findest eines Tages auch so einen Menschen, Kleines."



"Bestimmt", antwortete sie, auch wenn sie eher vom Gegenteil überzeugt war.



Die Narben auf ihrer Seele waren zu groß, um noch Platz für eine große Liebe zu lassen.



Sie beendeten das Gespräch und Cat zog die Kopfhörer ihres Handys aus der Tasche, um ein wenig Musik zu hören.



Motivationsmusik, nur nichts mit Herzschmerz. Sie entschied sich für eine alte Playlist. Destiny's Child, Beyoncé, Pink. Powerfrauen, die alles völlig ohne fremde Hilfe schafften.




Geraume Zeit später spürte sie eine leichte Vibration des Tisches und öffnete die Augen. Ihr gegenüber saß Alex, der sich gerade für den Kaffee bei der Bedienung bedankte.



Cat richtete sich auf und riss sich die Kopfhörer aus den Ohren.



"Was machst du hier?", fragte sie und konnte mit dem Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte, absolut nichts anfangen.



Vor allem weil es das erste Lächeln seit sieben Jahren war, das sie von ihm sah.



"Lass dich nur nicht bei deinem wichtigen Termin stören, ich trinke nur einen Kaffee auf dem Nachhauseweg."



"Sarkasmus steht dir nicht", antwortete Cat und hasste sich selbst, weil sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.



Alex zuckte die Schultern. "Weglaufen steht dir nicht, und du machst es trotzdem."



Cat rieb sich emotional erschöpft über die Stirn. "Unser Gespräch gestern hat doch mehr als deutlich gezeigt, dass es keinen Sinn hat."


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