Der Malaiische Archipel

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Genau eine Woche nachdem ich dieses interessante kleine Tier gefangen hatte, gelang es mir, einen ausgewachsenen männlichen Orang zu schießen. Ich war gerade von einem entomologischen Ausflug nach Hause gekommen, als Charles9 vom Laufen und vor Aufregung atemlos ins Zimmer stürzte, und mir keuchend entgegenrief: »Nehmen Sie die Flinte, Herr, – schnell, – ein sehr großer Mias!« – »Wo ist er?«, fragte ich, während ich im Sprechen meine Flinte nahm, deren einer Lauf zum Glück mit einer Kugel geladen war. »Ganz in der Nähe, Herr – auf dem Wege nach den Minen –, er kann nicht fort.« Zwei Dajaks waren gerade im Haus, ich hieß sie mich begleiten und befahl Charles, mir so bald wie möglich alle Munition nachzubringen. Der Weg von unserer Lichtung bis zu den Minen zog sich längs der Seite des Hügels entlang ein Stückchen bergan, und parallel mit demselben am Fuß hatte man eine große Öffnung geschlagen für eine Straße, an welcher mehrere Chinesen arbeiteten, sodass das Tier nicht nach unten in den morastigen Wald entschlüpfen konnte, ohne hinabzusteigen und den Weg zu kreuzen oder hinaufzusteigen, um in die Lichtungen zu gelangen. Wir gingen vorsichtig entlang, ohne den geringsten Lärm zu machen, lauschten aufmerksam auf jeden Ton, der die Gegenwart des Mias verraten könnte, und hielten manchmal an, um hinaufzuschauen. Charles traf uns bald wieder an der Stelle, wo er das Tier gesehen hatte, und nachdem wir die Munition genommen und eine Kugel in den anderen Lauf gelegt hatten, zerstreuten wir uns ein wenig, in der sicheren Überzeugung, dass er in der Nähe sein müsse, da er wahrscheinlich den Hügel hinabgestiegen und wohl nicht zurückkommen würde. Nach kurzer Zeit hörte ich ein lautes Rauschen über mir, aber konnte beim Hinaufschauen nicht das Mindeste sehen. Ich ging überall herum, um in jeden Teil des Baumes, unter dem ich gestanden, ganz hineinblicken zu können, als ich wieder denselben Lärm, nur viel lauter, hörte und sah, dass die Blätter geschüttelt wurden, wie wenn ein schweres Tier sich von einem Baum zum anderen hinüber bewegte. Ich rief sie alle sofort her und ließ sie suchen, damit ich zum Schuss käme. Das war nicht leicht, da der Mias die List beobachtete, Plätze mit dichtem Laubwerk unter sich aufzusuchen. Bald jedoch rief mich einer der Dajaks, zeigte hinauf, und da erblickte ich denn einen großen rothaarigen Körper und ein riesiges schwarzes Gesicht aus einer großen Höhe herabstarrend, als ob es sehen wollte, was da unten solchen Lärm mache. Ich feuerte sofort, aber er machte sich gleich auf und davon, sodass ich nicht sagen konnte, ob er getroffen war.

Er bewegte sich nun sehr schnell und sehr geräuschlos für so ein großes Tier weiter und ich ließ die Dajaks ihm folgen und im Auge behalten, während ich lud. Der Dschungel lag hier voll von großen eckigen Felsstücken oben vom Berg und war dick mit hängenden und ineinandergeflochtenen Schlinggewächsen bestanden. Wir liefen, kletterten und krochen darin herum, und kamen so mit dem auf der Spitze eines hohen Baumes nahe der Landstraße befindlichen Mias zusammen, wo die Chinesen ihn entdeckt hatten und mit offenem Munde ihr Erstaunen kundgaben: »Ya, Ya, Tuan; Orang-utan, Tuan.« Als er sah, dass er hier nicht weiter konnte, ohne hinabzusteigen, wendete er sich wieder dem Hügel zu; ich schoss zweimal, folgte schnell und schoss noch zwei Mal in der Zeit, bis er den Weg wieder erreicht hatte; aber er war immer mehr oder weniger von Laubwerk verborgen und von einem großen Zweig, auf den er sich stützte, geschützt. Einmal, während ich lud, konnte ich ihn vortrefflich sehen, als er sich in einer halb aufrechten Stellung längs eines großen Zweiges an einem Baum fortbewegte; es war ein Tier vom größten Umfang. Er stieg nun auf einen der höchsten Bäume des Waldes dicht am Weg, und wir konnten sehen, dass ein Bein, von einer Kugel verletzt, schlaff herabhing. Hier setzte er sich in einem Gabelzweig fest, wo er von dichtem Laubwerk verborgen war und nicht geneigt schien fortzugehen. Ich fürchtete, dass er dort bleiben und in dieser Stellung sterben würde, und da es bald Abend war, so konnte ich den Baum an dem Tag nicht mehr fällen lassen. Darum feuerte ich nochmals, worauf er weiterging, den Hügel hinauf und auf niedrigere Bäume; dort setzte er sich auf ein paar Zweige, sodass er nicht fallen konnte, und lag dort zusammengekauert wie tot oder sterbend.

Ich verlangte nun von den Dajaks, dass sie hinaufsteigen und den Zweig, auf dem er ruhte, abhauen sollten, aber sie waren ängstlich und sagten, er wäre nicht tot und würde sie angreifen. Wir schüttelten dann den benachbarten Baum, zerrten an den daranhängenden Schlinggewächsen und taten alles Mögliche, um ihn aufzurütteln, aber ganz erfolglos, sodass ich es für das Beste erachtete, nach zwei Chinesen mit Äxten zu schicken, die den Baum fällen sollten. Als der Bote gegangen war, bekam jedoch einer der Dajaks Mut und kletterte hinauf; aber der Mias wartete nicht, bis er nahe war, sondern ging auf einen anderen Baum und kam dann unter eine dichte Masse von Zweigen und Schlingpflanzen, die ihn fast gänzlich unseren Blicken entzogen. Der Baum war zum Glück klein, sodass er bald mit den inzwischen angelangten Äxten gefällt werden konnte; aber er wurde so vom Dschungel und den Schlinggewächsen mit den Nachbarbäumen verkettet, dass er nur etwas schräg zur Seite fiel. Der Mias bewegte sich nicht, und ich fürchtete, dass wir ihn trotz alledem nicht bekommen würden, da es bald Abend wurde und noch ein halbes Dutzend anderer Bäume hätte gefällt werden müssen, damit der, auf dem er saß, stürzen könnte. Als letztes Mittel fingen wir alle an, an den Schlingpflanzen zu reißen, sodass der Baum sehr geschüttelt wurde, und nach wenigen Minuten, als wir fast schon alle Hoffnung aufgegeben hatten, stürzte er herab mit einem Krach und einem Luftgeräusch wie beim Fall eines Riesen. Und er war ein Riese; Kopf und Körper hatten volle Mannesgröße. Er gehörte zu der Art, die von den Dajaks »Mias Chappan« oder »Mias Pappan« genannt wird, und bei der die Haut des Gesichtes jederseits kamm- oder faltenartig verbreitert ist. Mit ausgestreckten Armen maß er sieben Fuß drei Zoll, und seine Höhe von der Spitze des Kopfes bis zur Hacke bequem gemessen betrug vier Fuß zwei Zoll. Der Körper gerade unter den Armen hatte einen Umfang von drei Fuß zwei Zoll und war ebenso groß wie der eines Mannes; die Beine waren verhältnismäßig sehr kurz. Bei der Untersuchung fanden wird, dass er schrecklich verwundet worden war. Beide Beine waren gebrochen, ein Hüftgelenk und ein Teil des Rückgrats ganz zerschmettert, zwei Kugeln saßen plattgedrückt in seinem Nacken und Backenknochen! Und doch lebte er noch, als er fiel. Die beiden Chinesen trugen ihn an einen Stock gebunden nach Hause, und ich hatte den ganzen folgenden Tag mit Charles daran zu tun, die Haut zu präparieren und die Knochen auszukochen, um ein vollkommenes Skelett zu machen, welches jetzt im Museum zu Derby aufbewahrt wird.

Ungefähr zehn Tage später, am 4. Juni, kamen einige Dajaks zu mir, um mir zu erzählen, dass am gestrigen Tag ein Mias fast einen ihrer Genossen getötet habe. Einige Meilen den Fluss hinab steht das Haus eines Dajak, und die Bewohner sahen einen großen Orang, der sich an den Schösslingen einer Palme am Ufer gütlich tat. Aufgeschreckt zog er sich in den Dschungel zurück, welcher dicht daneben war, und eine Anzahl Männer, mit Speeren und Beilen bewaffnet, liefen hin, um ihm den Weg abzuschneiden. Der vorderste Mann versuchte, seinen Speer durch den Körper des Tieres zu rennen, aber der Mias ergriff ihn mit seinen Händen, packte in demselben Moment den Arm mit dem Maul, und wühlte sich mit den Zähnen in das Fleisch über dem Ellbogen ein, welches er entsetzlich zerriss und zerfetzte. Wären die anderen nicht dicht dahinter gewesen, so hätte er den Mann noch ernstlicher verletzt, wenn nicht getötet, da er gänzlich machtlos war; aber sie hieben das Tier bald mit ihren Speeren und Beilen nieder. Der Mann blieb lange Zeit krank und erlangte nie den Gebrauch seines Armes vollständig wieder.

Sie sagten mir, dass der tote Mias noch an derselben Stelle, wo er erschlagen worden wäre, läge, und ich bot ihnen eine Belohnung, wenn sie ihn mir sofort an unsere Landungsbrücke brächten, was sie mir auch versprachen. Sie kamen jedoch nicht vor dem folgenden Tag, wo er schon zu verwesen angefangen hatte, und große Büschel von Haaren ihm abfielen, sodass es unnütz war, ihn abzuhäuten. Das tat mir sehr leid, da es sich um ein sehr schönes ausgewachsenes Männchen handelte. Ich schnitt den Kopf ab; und nahm ihn mit nach Hause um ihn zu reinigen, während ich meine Leute beauftragte, eine fünf Fuß hohe feste Umzäunung um den übrigen Körper zu machen, welcher bald von Maden, kleinen Eidechsen und Ameisen aufgezehrt sein würde, sodass mir das Skelett blieb. Im Gesicht hatte er eine große Wunde, welche bis tief in den Knochen ging, aber der Schädel war sehr schön und die Zähne auffallend groß und vollständig.

Am 18. Juni hatte ich einen anderen großen Erfolg, ich erhielt nämlich einen schönen erwachsenen männlichen Mias. Ein Chinese sagte mir, er habe ihn seitwärts von dem Weg an dem Fluss gesehen, und ich fand ihn an derselben Stelle wie das erste Tier, welches ich geschossen hatte. Er fraß eine ovale grüne Frucht, welche eine schöne rote Samendecke hatte wie die Muskatblüte, welche die Muskatnuss umgibt, und welche er allein zu fressen schien, indem er die äußere Rinde abbiss und sie beständig zur Erde warf. Ich habe dieselbe Frucht in dem Magen einiger anderen, welche ich getötet hatte, gefunden. Durch zwei Schüsse verlor das Tier seinen Halt, aber es hing eine lange Zeit an einer Hand, fiel dann flach aufs Gesicht und wurde im Sumpf halb begraben. Mehrere Minuten lang lag es stöhnend und keuchend da, während wir herumstanden in der Erwartung, dass jeder Atemzug sein letzter sein würde. Plötzlich aber richtete es sich mit heftiger Anstrengung auf, sodass wir alle mehrere Schritte zurückschraken, und fast aufrecht stehend packte es einen kleinen Baum und fing an hinaufzusteigen. Ein anderer Schuss durch den Rücken ließ es tot niederfallen. Ich fand in der Zunge eine plattgedrückte Kugel, welche in den unteren Teil des Unterleibs eingedrungen, den ganzen Körper durchlaufen und die ersten Halswirbel zerschmettert hatte. Dennoch war das Tier nach dieser furchtbaren Verwundung wieder aufgestanden und hatte mit ziemlicher Leichtigkeit zu klettern angefangen. Auch dieses war ein ausgewachsenes Männchen von fast genau denselben Dimensionen wie die beiden anderen, die ich gemessen hatte.

 

Am 21. Juni schoss ich ein anderes erwachsenes Weibchen, welches auf einem niedrigen Baum Früchte verzehrte; dies war das einzige, das ich je durch eine Kugel tötete.

Am 24. wurde ich von einem Chinesen herbeigerufen, um einen Mias zu schießen, welcher, wie er sagte, auf einem Baum dicht an seinem Haus bei den Kohlenminen saß. Als wir an dem Ort anlangten, hatten wir einige Mühe ihn zu finden, da er sich in das Dschungel zurückgezogen hatte, welches sehr felsig und schwer zu begehen war. Endlich fanden wir ihn auf einem sehr hohen Baum und konnten sehen, dass es ein Männchen von großem Umfang sei. Sobald ich geschossen hatte, kletterte es höher in den Baum hinauf; währenddessen schoss ich wieder, worauf wir sahen, dass ein Arm gebrochen war. Der Mias hatte jetzt die höchste Spitze eines ungeheuren Baumes erreicht und begann sofort, rings herum Zweige abzubrechen und sie kreuz und quer zu legen, um sich ein Nest zu machen. Es war sehr interessant zu beobachten, wie gut er seinen Ort gewählt hatte und wie schnell er seinen unverwundeten Arm nach jeder Richtung hin ausstreckte, um mit der größten Leichtigkeit bedeutende Äste abzubrechen und sie rückwärts quer übereinanderzulegen, sodass er in ein paar Minuten eine geschlossene Masse von Laubwerk gebildet hatte, welche ihn unserem Blick gänzlich entzog. Er beabsichtigte sicherlich, die Nacht hier zu verbringen, und wollte wahrscheinlich, wenn nicht zu schwer verwundet, früh am anderen Morgen fortgehen. Ich schoss deshalb noch mehrmals, in der Hoffnung, ihn zum Verlassen seines Nestes zu bringen; aber obgleich ich überzeugt war, getroffen zu haben, da er sich bei jedem Schuss ein wenig bewegte, wollte er dennoch nicht fortgehen. Endlich richtete er sich auf, sodass die Hälfte seines Körpers sichtbar wurde, und sank dann allmählich nieder, bis nur sein Haupt auf dem Rand des Nestes liegen blieb. Nun war ich sicher, dass er tot sei, und versuchte den Chinesen und seinen Begleiter zu überreden, den Baum zu fällen; aber es war ein sehr großer und da sie den ganzen Tag über gearbeitet hatten, so vermochte nichts sie dazu zu bewegen.

Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch ging ich hin und saß, dass der Mias wirklich tot war, da sein Kopf noch genau ebenso wie gestern lag. Ich bot nun vier Chinesen jedem einen Tagelohn, um den Baum sogleich niederzuhauen, weil ein paar Stunden Sonnenschein Verwesung auf der Oberfläche der Haut hervorrufen würde; aber nachdem sie ihn angesehen und es versucht hatten, erklärten sie, dass er sehr groß und hart sei, und wollten es nicht unternehmen. Hätte ich mein Gebot verdoppelt, so würden sie es wohl angenommen haben, da es eine Arbeit von höchstens zwei bis drei Stunden war, und wäre ich auf kurzen Besuch dagewesen, so hätte ich es auch getan; aber da ich dort wohnte und noch mehrere Monate zu bleiben gedachte, so wäre es verkehrt gewesen, mit einer so hohen Bezahlung anzufangen, weil ich dann künftig keine Arbeit für einen geringeren Preis erhalten hätte.

Mehrere Wochen darauf sah man täglich eine Wolke von Fliegen an dem Körper des toten Mias hängen; aber nach einem Monat ungefähr war alles ruhig und der Körper trocknete augenscheinlich aus unter dem wechselnden Einfluss der senkrechten Sonne und der Tropenregen. Zwei oder drei Monate später erkletterten zwei Malaien, denen ich einen Dollar dafür bot, den Baum und brachten die vertrockneten Überreste herunter. Die Haut war fast ganz und umschloss das Skelett, und innen waren Millionen von Puppengehäusen von Fliegen und anderen Insekten und Tausenden von zwei oder drei Arten kleiner Käfer (Necrophaga). Das Gehirn war von den Kugeln sehr zerstört, aber das Skelett war vollständig bis auf einen kleinen Handwurzelknochen, der wahrscheinlich herausgefallen und von einer Eidechse fortgetragen worden war.

Drei Tage nachdem ich diesen einen erschossen und verloren hatte, fand Charles drei kleine Orangs, die zusammen fraßen. Wir jagten sie lange und hatten dabei gute Gelegenheit zu sehen, wie sie von Baum zu Baum kommen; sie wählen immer solche Stämme, deren Zweige mit denen eines anderen Baumes verflochten sind, und greifen dann mehrere der kleinen Äste zusammen, ehe sie es wagen, sich hinüberzuschwingen. Dennoch vollführen sie es so schnell und so sicher, dass sie in den Bäumen durchschnittlich fünf bis sechs Meilen in der Stunde zurücklegen, und dass wir beständig laufen mussten, um mit ihnen nur fortzukommen. Einen davon schossen und töteten wir, aber er blieb hoch oben in einem gegabelten Zweig; und da junge Tiere von verhältnismäßig geringem Interesse sind, so ließ ich den Baum nicht fällen.

Ich hatte damals das Unglück, zwischen einigen umgestürzten Bäumen auszugleiten und mir den Knöchel zu verletzen; da ich zuerst nicht sorgsam genug war, so ulzerierte es stark und wollte nicht heilen, sodass ich mich den ganzen Juli und einen Teil des August zu Hause halten musste. Als ich wieder gehen konnte, beschloss ich eine Tour einen Arm des Simunjon-Flusses hinauf nach Semabang zu machen, wo ein großes Dajak-Haus, ein Berg mit vielen Früchten und eine Menge Orangs und schöner Vögel sein sollten. Da der Fluss sehr schmal war und ich in einem sehr kleinen Boot mit wenig Gepäck fahren musste, so nahm ich nur einen chinesischen Knaben als Diener mit. Ich lud eine Tonne versetzten Arraks ein, um Mias-Häute zu konservieren, und Proviant für vierzehn Tage. Nach wenigen Meilen wurde der Fluss sehr schmal und gewunden, und das ganze Land an beiden Seiten war überschwemmt. An den Ufern hielten sich sehr viele Affen auf – der gewöhnliche Macacus cynomolgus, ein schwarzer Semnopithecus und der merkwürdige Nasenaffe (Nasalis larvatus), der so groß ist wie ein dreijähriges Kind, einen sehr langen Schwanz hat und eine fleischige Nase, die länger ist als die des dicknasigsten Mannes. Je weiter wir vordrangen, desto enger wurde der Fluss und desto mehr schlängelte er sich; oft versperrten umgestürzte Bäume den Weg, und oft verwickelten sich die Zweige und Schlingpflanzen von beiden Seiten so vollständig über demselben, dass sie erst weggeschnitten werden mussten. Es dauerte zwei Tage bis Semabang, und wir sahen kaum einen Fleck trockenen Landes auf dem ganzen Weg. Auf dem letzten Teil der Reise konnte ich meilenweit die Büsche jederseits berühren; und wir wurden oft von den Pandanen, welche in Menge im Wasser standen und über den Fluss gefallen waren, aufgehalten. An anderen Stellen füllten große Flöße schwimmenden Grases den Kanal vollständig an, sodass unsere Reise aus einer ununterbrochenen Kette von Schwierigkeiten bestand.

Nahe am Landungsplatz fanden wir ein schönes Haus, 250 Fuß lang, hoch über dem Boden auf Pfählen ruhend, mit einer großen Veranda und einem noch größeren Vorbau von Bambus an der Vorderseite. Allein, fast alle Menschen waren auf einem Ausflug, um essbare Vogelnester und Bienenwachs zu suchen, und im Haus fanden sich nur zwei oder drei alte Männer und Frauen mit einer Menge Kinder. Der Berg oder Hügel war dicht dabei und bedeckt mit einem vollständigen Wald von Fruchtbäumen, unten denen die Durian und Mangustan zahlreich vorkamen; aber die Früchte waren erst an wenigen Stellen gereift. Ich verblieb hier eine Woche, machte täglich nach verschiedenen Seiten Ausflüge auf den Berg, von einem Malaien begleitet, der bei mir geblieben, während die anderen Bootsleute zurückgegangen waren. Drei Tage lang fanden wir keine Orangs, aber schossen einen Hirsch und mehrere Affen. Am vierten Tag jedoch fanden wir einen Mias, der auf einem sehr hohen Durianbaum fraß, und töteten ihn schließlich nach acht Schüssen. Unglücklicherweise blieb er auf dem Baum an den Händen hängen und wir mussten nach dem mehrere Meilen entfernten Haus zurück. Da ich ziemlich sicher war, dass er während der Nacht herabfallen würde, so ging ich am frühen Morgen wieder hin und fand ihn auch am Boden unter dem Baume. Zu meinem Erstaunen und meiner Freude schien es eine von allen bisher gesehenen verschiedene Art zu sein; obgleich es, nach dem vollständig entwickelten Gebiss und den sehr großen Augen zu urteilen, ein ausgewachsenes Männchen war, so hatte es doch nicht die seitlichen Schwielen im Gesicht und war in allen Dimensionen nur ein Zehntel kleiner als die anderen ausgewachsenen Männchen. Die oberen Schneidezähne aber schienen breiter zu sein als in der größeren Art, nach Professor Owen ein charakteristischer Unterschied des Simia morio, den er nach einem Schädel eines Weibchens beschrieben hat. Da es zu weit war, um das ganze Tier nach Hause zu transportieren, so häutete ich es an Ort und Stelle ab und ließ den Kopf, die Hände und Füße daran, um es zu Hause fertig zu machen. Dies Exemplar ist jetzt im British Museum.

Ende der Woche, als ich keine Orangs mehr fand, kehrte ich nach Hause zurück; ich nahm etwas neuen Proviant und fuhr, dieses Mal von Charles begleitet, einen anderen, in seinem Charakter sehr ähnlichen Arm des Flusses hinauf nach Menyille, wo einige kleine und ein großes Dajak-Haus standen. Hier bildete eine Brücke aus baufälligen Pfählen, welche beträchtlich weit über dem Wasser lagen, den Landungsplatz. Ich hielt es für ratsamer, mein Fass mit Arrak sicher auf einem Gabelast eines Baumes zurückzulassen; um die Eingeborenen vom Trinken abzuschrecken, tat ich vor ihren Augen mehrere Schlangen und Eidechsen hinein, aber ich glaube doch, dass das sie nicht vom Probieren abgehalten hat. Wir wurden hier in der Veranda des großen Hauses untergebracht, in welcher mehrere große Körbe getrockneter Menschenköpfe standen, Trophäen früherer Generationen von Kopfjägern. Auch hier war ein kleiner mit Fruchtbäumen bedeckter Berg, und dicht am Haus fanden sich einige prächtige Durianbäume mit reifen Früchten; da die Dajaks uns als Wohltäter ansahen, weil wir die Mias, die einen großen Teil ihrer Früchte zerstören, töteten, so ließen sie uns so viele essen, als uns genehm war, und wir schwelgten recht in dieser herrlichsten der Früchte.

An demselben Tag noch gelang es mir, ein anderes ausgewachsenes Männchen des kleinen Orang, des Mias-kassir der Dajaks, zu schießen. Es fiel tot herab aber blieb in einem Baum hängen. Da ich es gern haben wollte, so suchte ich zwei junge Dajaks, die bei mir waren, zu überreden, den Baum zu fällen; er war sehr hoch, vollkommen gerade und glatt von Rinde und ohne Ast bis zu fünfzig oder sechzig Fuß Höhe. Zu meiner Verwunderung sagten sie, dass sie es vorzögen hinaufzuklettern, allein es wäre ein tüchtiges Stück Arbeit; nachdem sie eine Weile miteinander deliberiert, versuchten sie es. Einer ging nun an ein Bambusgebüsch in der Nähe und schnitt einen der größten Stämme ab. Davon nahmen sie ein kurzes Stück, spalteten es und machten daraus ein paar starke ungefähr einen Fuß lange, an einem Ende spitze Pflöcke. Dann schnitten sie ein dickes Stück Holz als Hammer zurecht, trieben einen der Pflöcke in den Baum und hängten sich daran. Er hielt und das schien ihnen zu genügen, denn sie machten sofort eine Reihe solcher Pflöcke, während ich mit großem Interesse zusah und mich wunderte, wie sie daran denken könnten, einen so hohen Baum lediglich auf eingetriebenen Pflöcken zu ersteigen, da doch ein Fehltritt in großer Höhe ihnen das Leben kosten würde. Als etwa zwei Dutzend Pflöcke fertig waren, schnitt einer einige sehr lange und dünne Bambusstöcke aus einem anderen Gebüsch und verfertigte ferner aus der Rinde eines kleinen Baumes Stricke. Dann trieben sie, etwa drei Fuß über dem Boden, einen Pflock sehr fest hinein, banden einen der langen Bambusstäbe dicht an dem Baum mit den Stricken aus der Rinde an die beiden ersten Pflöcke aufrecht fest und machten in diese kleine Einkerbungen. Einer der Dajaks stellte sich nun auf den ersten Pflock und trieb einen dritten ein, ungefähr in gleicher Höhe mit seinem Gesicht, band ebenso an diesen den Bambusstab fest und stieg dann auf den zweiten Pflock, auf einem Fuß stehend und sich an dem Bambusstab haltend, während er den nächsten Pflock hineintrieb. So kam er etwa zwanzig Fuß hoch, wo der aufrecht stehende Bambusstab dünn wurde; sein Gefährte reichte ihm darauf einen anderen hinauf, und er vereinigte diesen mit dem ersten, indem er sie beide zusammen an drei oder vier Pflöcke festband. Als auch dieser wieder zu Ende ging, wurde noch ein dritter angebunden, und bald darauf erreichte er die ersten Äste des Baumes, denen entlang der junge Dajak kletterte und auch bald den Mias kopfüber herabstürzte. Ich war sehr überrascht über diese sinnreich ausgedachte Art zu klimmen und über die bewundernswerte Weise, in der die besonderen Eigenschaften des Bambusrohrs zu diesen Zwecken vorteilhaft verwendet wurden. Die Leiter selbst war vollkommen sicher, da wenn ein Pflock nachgeben oder brechen wollte, er durch die anderen mitgehalten würde. Ich verstand jetzt die Bedeutung der Reihen Bambuspflöcke in den Bäumen, die ich oft zu meiner Verwunderung gesehen hatte. – Dieses Tier war in Größe und Aussehen fast identisch mit dem, welches ich in Semabang erhalten hatte, und dieses blieben die einzigen männlichen Exemplare, die ich von Simia morio erhielt. Das Letztere ist jetzt im Derby Museum.

 

Ich schoss später noch zwei erwachsene Weibchen und zwei Junge verschiedenen Alters, die ich alle einlegte. Eines der Weibchen fraß mit mehreren Jungen auf einem Durianbaum unreife Früchte; sobald es uns sah, brach es offenbar wütend Zweige und die großen stacheligen Früchte ab und schleuderte einen solchen Regen von Wurfgeschossen auf uns herab, dass wir wirklich dadurch gehindert wurden, uns dem Baum zu nähern. Man hat es angezweifelt, dass diese Tiere im Zorn Zweige herabschleudern, allein ich habe es selbst bei drei verschiedenen Gelegenheiten beobachtet. Aber immer waren es Weibchen, die es taten, und es kann sein, dass das Männchen, auf seine große Kraft und seine Zähne vertrauend, kein anderes Tier fürchtet und gar nicht versucht, es zu vertreiben, während die Weibchen der mütterliche Instinkt auf diese Verteidigungsart für sich und ihre Jungen brachte.

Beim Präparieren der Häute und Skelette dieser Tiere wurde ich sehr von den Dajak-Hunden belästigt, die, stets halb verhungert, nach tierischer Kost sehr gierig sind. Ich hatte eine große eiserne Pfanne, in der ich die Knochen abkochte, und nachts bedeckte ich dieselbe mit Brettern und schweren Steinen; aber die Hunde brachten es fertig, sie zu entfernen und schleppten mir den größeren Teil eines meiner Exemplare fort. Bei einer anderen Gelegenheit nagten sie mir ein gutes Stück des Oberleders meiner starken Stiefel weg und fraßen selbst einen Teil meines Moskitovorhanges, auf den vor einigen Wochen etwas Lampenöl gegossen war.

Bei der Rückfahrt stießen wir auf einen alten männlichen Mias, der auf einem niedrigen im Wasser wachsenden Baum fraß. Das Land war weithin überflutet, aber so voll von Bäumen und Stümpfen, dass das beladene Boot sich nicht Bahn brechen konnte, und wenn es auch möglich gewesen wäre, so hätten wir nur den Mias fortgeschreckt. Ich ging deshalb ins Wasser, das mir fast bis an den Leib reichte, und watete so weit, bis ich zum Schuss nahe genug war. Die Schwierigkeit war dann nur, wie ich meine Büchse wieder laden sollte, denn ich stand so tief im Wasser, dass ich die Büchse nicht schräg genug halten konnte, um das Pulver hineinzuschütten. Ich musste daher einen seichten Platz suchen, und nach mehreren Schüssen unter diesen erschwerenden Umständen hatte ich die Freude, das ungeheure Tier kopfüber ins Wasser stürzen zusehen. Ich zog es nun hinter mir her in den Fluss hinein, aber die Malaien wollten es nicht im Boot dulden und es war so schwer, dass ich es ohne ihre Hilfe nicht hineinbringen konnte. Ich spähte umher nach einem Platz, um es abzuhäuten, aber nicht ein Fleckchen trockenen Bodens war zu sehen, bis ich zuletzt eine Baumgruppe von zwei oder drei alten Bäumen und Stümpfen fand, zwischen denen ein paar Fuß Erde sich über Wasser angesammelt hatte, die gerade genügten, um das Tier darauf zu legen. Zuerst maß ich es und fand, dass es das größte sei von allen, die mir begegnet waren, denn wenn auch die Höhe im Stehen dieselbe war, wie bei den anderen (vier Fuß zwei Zoll), so maßen doch die ausgestreckten Arme sieben Fuß neun Zoll, also sechs Zoll mehr als beim vorhergehenden, und das ungeheuer breite Gesicht maß dreizehn und einen halben Zoll, während das größte, das ich bis jetzt gesehen hatte, nur elf und einen halben Zoll betrug. Der Umfang des Körpers war drei Fuß sieben und einen halben Zoll. Ich bin daher geneigt zu glauben, dass die Länge und Kraft der Arme und die Breite des Gesichtes bis in ein sehr hohes Alter hinein zunehmen, während die Höhe von der Fußsohle bis zum Scheitel selten, wenn je, vier Fuß zwei Zoll überschreitet.

Da dieses der letzte Mias war, den ich geschossen, und der letzte erwachsene, den ich lebend gesehen habe, so will ich hier eine Skizze seines allgemeinen Verhaltens anreihen und einige andere damit zusammenhängende Tatsachen anführen. Man weiß, dass der Orang-Utan Sumatra und Borneo bewohnt, und hat guten Grund zu glauben, dass er auf diese zwei großen Inseln beschränkt ist; auf der ersteren aber scheint er viel seltener zu sein. Auf Borneo hat er weite Verbreitung; er bewohnt viele Distrikte der Südwest-, Südost-, Nordost- und Nordwestküsten, aber hält sich nur in den niedrig gelegenen und sumpfigen Wäldern auf. Es scheint auf den ersten Blick sehr unerklärlich, dass der Mias im Sarawak-Tal unbekannt sein sollte, während er in Sambas im Westen und Sadong im Osten reichlich zu finden ist. Aber wenn wir die Gewohnheiten und die Lebensart des Tieres näher kennenlernen, so sehen wir für diese scheinbare Anomalie in den physikalischen Verhältnissen des Sarawak-Distriktes einen zureichenden Grund. In Sadong, wo ich den Mias beobachtete, findet man ihn nur in niedrigen, sumpfigen und zu gleicher Zeit mit hohem Urwald bedeckten Gegenden. Aus diesen Sümpfen ragen viele isolierte Berge hervor; auf manchen haben sich die Dajaks niedergelassen und sie mit Fruchtbäumen bebaut. Diese bilden für den Mias einen großen Anziehungspunkt; er frisst die unreifen Früchte, aber zieht sich des Nachts stets in den Sumpf zurück. Wo der Boden sich etwas erhebt und trocken ist, lebt der Mias nicht. Z. B. kommt er in Menge in den tieferen Teilen des Sadong-Tales vor, aber sobald wir ansteigen bis über die Grenzen, wo Ebbe und Flut bemerkbar sind und wo also der Boden, wenn er auch flach ist, doch trocknen kann, so finden wir den Mias nicht mehr. Der untere Teil des Sarawak-Tales nun ist sumpfig, doch nicht überall mit hohem Wald bedeckt, sondern meist von der Nipapalme bestanden; und nahe der Stadt Sarawak wird das Land trocken und hügelig und ist bedeckt von kleinen Strecken Urwald und vielem Dschungel an Stellen, die früher von Malaien und Dajaks bebaut wurden.

Ich meine nun, dass eine große Fläche ununterbrochenen und gleichmäßig hohen Urwaldes für das Wohlbefinden dieser Tiere nötig ist. Solche Wälder sind für sie offenes Land, in dem sie nach jeder Richtung hin sich bewegen können, mit derselben Leichtigkeit wie der Indianer über die Prairie oder der Araber durch die Wüste; sie gehen von einem Baumwipfel zum anderen, ohne jemals auf die Erde hinabzusteigen. Die hohen und trockenen Gegenden werden mehr von Menschen besucht, mehr durch Lichtungen und später auf diesen wachsenden niedrigen Dschungel, der nicht passend ist für die eigentümliche Art der Bewegung des Tieres, eingenommen. Hier würde es daher mehr Gefahren ausgesetzt und öfter genötigt sein, auf die Erde hinabzusteigen. Wahrscheinlich findet sich im Mias-Distrikt auch eine größere Mannigfaltigkeit an Früchten, indem die kleinen inselartigen Berge als Gärten oder Anpflanzungen dienen, in denen die Bäume des Hochlandes gedeihen mitten in sumpfigen Ebenen.