Der Malaiische Archipel

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Seltene Farne auf dem Berg Ophir (nach der Natur; Fitsch)

Nachdem wir in den Sattel zwischen den beiden Spitzen hinabgestiegen waren, fanden wir das Hinaufsteigen sehr beschwerlich; der Abhang war so steil, dass wir oft genötigt waren, beim Klettern unsere Hände zu Hilfe zu nehmen. Außer einer Vegetation von Sträuchern war der Boden knietief mit Moos bedeckt auf einem Grund von verwesten Blättern und bröckligen Felsen, und wir mussten eine starke Stunde klettern bis zu der kleinen Anhöhe dicht unter dem Gipfel, wo ein überhängender Fels angemessenen Schutz gewährt und ein kleines Bassin das herabtröpfelnde Wasser sammelt. Hier setzten wir unsere Lasten nieder, und nach wenigen Minuten standen wir auf dem Gipfel des Berges Ophir, viertausend Fuß über dem Meer. Der Gipfel ist eine kleine felsige Plattform mit Rhododendron und anderem Strauchwerk bedeckt. Der Nachmittag war klar und die Aussicht in ihrer Art schön – Hügelreihen und Täler überall mit endlosem Wald bedeckt, mit glitzernden sich zwischen ihnen durchwindenden Flüssen. Von der Ferne sieht eine Waldlandschaft sehr monoton aus, und ich habe nie einen Berg in den Tropen bestiegen, der ein Panorama bietet wie das von Snowdon, und die Fernsichten in der Schweiz sind unendlich viel schöner. Während wir unseren Kaffee kochten, machte ich Beobachtungen mit einem guten Siedepunkt-Thermometer und mit dem Sympiëzometer, und dann genossen wir unsere Abendmahlzeit und die schöne Aussicht vor uns. Die Nacht war ruhig und sehr milde, und da wir uns ein Bett aus Ästen und Zweigen gemacht hatten, über welche wir unsere Decken legten, so verbrachten wir sie sehr angenehm. Unsere Träger waren uns nach kurzer Rast gefolgt; sie brachten nur ihren Reis zum Kochen mit, und glücklicherweise bedurften wir des Gepäcks, das sie zurückgelassen, nicht. Am Morgen fing ich einige Schmetterlinge und Käfer, und mein Freund fand einige Landkonchylien; wir stiegen dann hinab und nahmen noch mehrere Exemplare von Farn- und Kannenpflanzen von Padang Batu mit.

Da der Platz, auf dem wir zuerst am Fuß des Berges gelagert hatten, sehr düster war, wählten wir einen anderen auf einer Art von Moor, nahe einem von Zingiberaceen überwachsenen Strom, auf dem eine Lichtung schnell gemacht war. Hier bauten unsere Leute zwei kleine Hütten ohne Seitenwände, die uns eben vor dem Regen schützten; wir wohnten eine Woche lang darin, schossen, jagten Insekten und durchstreiften die Wälder am Fuß des Berges. Hier war die Heimat des großen Argusfasans, und wir hörten beständig sein Geschrei. Als ich den alten Malaien bat, er solle es versuchen, einen für mich zu schießen, sagte er mir, obgleich er seit zwanzig Jahren in diesen Wäldern auf Vögel Jagd mache, habe er doch noch nie einen geschossen und auch noch nie einen gesehen, außer in der Gefangenschaft. Der Vogel ist so außerordentlich scheu und listig, und läuft so schnell über den Boden in den dichtesten Teilen des Waldes, dass es unmöglich ist, ihm nahezukommen; seine dunklen Farben und glänzenden augenartigen Flecke, welche ihn so zieren, wenn man ihn in einem Museum sieht, müssen gut mit den toten Blättern, zwischen denen er wohnt, harmonieren und machen ihn wenig bemerkbar. Alle Exemplare, die in Malakka verkauft werden, sind in Fallen gefangen, und mein Mann hatte, wenn auch keinen geschossen, so doch viele gefangen.

Tiger und Rhinozeros werden hier noch gefunden, und noch vor ein paar Jahren gab es viele Elefanten, aber sie sind jetzt alle verschwunden. Wir fanden einige Dunghaufen, welche von Elefanten herzurühren schienen, und einige Spuren vom Rhinozeros, aber sahen keines von den Tieren. Dennoch unterhielten wir während der Nächte ein Feuer für den Fall, dass irgendeins dieser Geschöpfe uns besuchen sollte, und zwei unserer Leute behaupteten eines Tages, ein Rhinozeros gesehen zu haben. Als unser Reis zu Ende war und unsere Büchsen gefüllt, kehrten wir nach Ayer Panas zurück, und gingen ein paar Tage darauf nach Malakka und von da weiter nach Singapur. Der Berg Ophir hat den Ruf einer Fiebergegend, und alle unsere Freunde waren erstaunt über die Tollkühnheit, dass wir uns so lange an seinem Fuß aufgehalten; aber keiner von uns litt im Geringsten, und ich werde immer mit Vergnügen an diesen Ausflug zurückdenken als an meine erste Einführung in die Bergszenerie der östlichen Tropen.

Die Dürftigkeit und Kürze der Skizze, welche ich hier von meinem Besuch auf Singapur und der Malaiischen Halbinsel gegeben habe, rührt daher, dass ich hauptsächlich auf einige Privatbriefe und ein Notizbuch vertraute, die verloren gegangen sind, ferner auf eine Abhandlung über Malakka und den Berg Ophir, die ich der Royal Geographic Society schickte, die aber weder gelesen noch gedruckt wurde, da gerade am Ende einer Sitzung sehr viel Material vorlag; jetzt kann das Manuskript nicht mehr aufgefunden werden. Ich bedaure es aber um so weniger, als so viele Bücher über diese Gegenden geschrieben worden sind; und ich beabsichtigte immer, schnell über meine Reisen in den westlichen und besser bekannten Teilen des Archipels hinwegzugehen, um den entfernteren Distrikten, über die in englischer Sprache fast nichts geschrieben worden ist, mehr Raum geben zu können.

7Sechs Unzen. A. d. Übers.

VIERTES KAPITEL
BORNEO – DER ORANG-UTAN

Ich kam in Sarawak am 1. November 1854 an und verließ es am 25. Januar 1856. In der Zwischenzeit hielt ich mich an vielen verschiedenen Lokalitäten auf und sah einen großen Teil der Dajak-Stämme und der Malaien von Borneo. Ich wurde von Sir James Brooke sehr gastfreundlich aufgenommen und wohnte in seinem Haus, so oft ich zwischen meinen Reisen in der Stadt Sarawak war. Aber es sind seit meiner damaligen Anwesenheit so viele Bücher über diesen Teil von Borneo geschrieben worden, dass ich es unterlassen will, im Detail zu sagen, was ich von Sarawak und seinem Beherrscher sah, hörte und dachte; ich werde mich auf meine Erfahrungen als Naturforscher, der Muscheln, Insekten, Vögel und den Orang-Utan sucht, und auf einen Bericht über eine Tour durch einen selten von Europäern besuchten Teil des Inneren beschränken.

Die ersten vier Monate meines Besuches brachte ich an verschiedenen Teilen des Sarawak-Flusses zu, von Santubong, an seiner Mündung, bis zu den malerischen Kalksteinbergen und den chinesischen Goldfeldern von Bow und Bede. Dieser Teil des Landes ist so oft beschrieben worden, dass ich nichts darüber vorbringen will, besonders da infolge des Höhepunktes der Regenzeit meine Sammlungen verhältnismäßig arm und unbedeutend blieben.

Im März 1855 beschloss ich, die Kohlenwerke zu besuchen, welche am Simunjon-Fluss eben eröffnet waren, einem schmalen Nebenfluss des Sadong, einem Fluss östlich von Sarawak und zwischen dieser Stadt und dem Batang Lupar. Der Simunjon fließt ungefähr zwanzig Meilen aufwärts in den Sadong-Fluss. Er ist sehr schmal und schlängelt sich in vielen Windungen und ist beschattet von einem hohen Wald, dessen Bäume manchmal über ihm fast zusammenschlagen. Das ganze Land zwischen dem Fluss und der See ist eine vollkommen flache waldbedeckte Sumpfgegend, aus welcher einige einsame Hügel hervorragen; an dem Fuß eines derselben liegen die Kohlenwerke. Vom Landungsplatz bis zum Hügel war ein Dajak-Weg gebaut, der nur aus aneinandergelegten Baumstämmen besteht. Auf diesen gehen die barfüßigen Eingeborenen und tragen schwere Lasten mit der größten Leichtigkeit, aber für einen gestiefelten Europäer ist es eine sehr gefährliche Sache, und wenn die Aufmerksamkeit durch die verschiedenen interessanten Gegenstände rundherum stets in Anspruch genommen wird, so sind ein paar Fehltritte in den Morast fast unvermeidlich. Während meines ersten Spaziergangs auf dieser Straße sah ich wenig Insekten und Vögel, bemerkte aber einige sehr schöne blühende Orchideen von der Gattung Coelogyne, eine Gruppe, die, wie ich später fand, hier sehr häufig und für die Gegend charakteristisch ist. Am Abhang des Hügels nahe seinem Fuß waren ein Fleck Waldes gelichtet und mehrere rohe Häuser aufgebaut, in denen Herr Coulson, der Ingenieur, und eine Anzahl chinesischer Arbeiter wohnten. Ich fand mich zuerst ganz behaglich in Herrn Coulsons Haus, aber da ich den Ort sehr passend für mich und zum Sammeln sehr geeignet fand, ließ ich mir ein kleines Haus von zwei Zimmern und einer Veranda für mich allein bauen. Hier blieb ich fast neun Monate und sammelte eine ungeheure Anzahl von Insekten; auf diese Tierklasse richtete ich mein Hauptaugenmerk in Anbetracht der dafür besonders günstigen Umstände.

In den Tropen ist ein großer Teil der Insekten aller Ordnungen und besonders der großen und beliebten Gruppe der Käfer mehr oder weniger von der Vegetation abhängig und findet sich hauptsächlich auf Bauholz, Rinde und Blättern in den verschiedenen Stadien ihres Verfalles. Im unberührten Urwald sind die Insekten, welche solche Orte besuchen, über eine sehr große Fläche Landes zerstreut, an Stellen, an denen Bäume durch Verfall und hohes Alter umgestürzt oder der Wut des Sturmes erlegen sind; und auf zwanzig Quadratmeilen Land wird man nicht so viele gestürzte und verwesende Bäume finden, wie auf irgendeiner kleinen Lichtung. Die Zahl und Mannigfaltigkeit von Käfern und vieler anderer Insekten, die innerhalb einer gegebenen Zeit in einer tropischen Gegend gesammelt werden können, hängen ab erstens von der unmittelbaren Nähe eines großen Urwaldes und zweitens von der Zahl der Bäume, die in den letzten Monaten gefällt worden sind und noch gefällt werden, und zum Trocknen und Absterben auf der Erde liegen bleiben. In all den zwölf Jahren nun, die ich mit Sammeln in den westlichen und östlichen Tropen zubrachte, bin ich in dieser Beziehung nie so vom Glück begünstigt gewesen, wie bei den Simunjon-Kohlenbergwerken. Mehrere Monate lang waren zwanzig bis fünfzig Chinesen und Dajaks fast ausschließlich beschäftigt, einen großen Teil des Waldes zu lichten und eine weite Öffnung zu bauen für eine Eisenbahn zum Sadong-Fluss, zwei Meilen weit. Außerdem waren Sägegruben an verschiedenen Punkten im Dschungel angelegt und wurden große Bäume gefällt, um in Balken und Bretter zerschnitten zu werden.

 

Hunderte von Meilen im Umkreis nach allen Richtungen hin breitete sich ein prachtvoller Wald über Ebene und Berg, Fels und Sumpf aus, und ich kam gerade dort an, als der Regen aufzuhören und der tägliche Sonnenschein stärker zu werden begann; eine solche Zeit fand ich stets am günstigsten zum Sammeln. Die Menge der Lichtungen und sonnigen Plätze und Fußwege war auch anziehend für Wespen und Schmetterlinge; und da ich für jedes Insekt, das mir gebracht wurde, einen Cent zahlte, so erhielt ich von den Dajaks und Chinesen viele schöne Heuschrecken und Phasmidae und eine Anzahl schöner Käfer.

Bei meiner Ankunft an den Minen am 14. März hatte ich in den vier vergangenen Monaten 320 verschiedene Arten von Käfern gesammelt. In weniger als vierzehn Tagen war diese Zahl verdoppelt, durchschnittlich täglich ungefähr vierundzwanzig neue Arten. Eines Tages sammelt ich sechsundsiebzig neue Arten, darunter vierunddreißig mir neue. Ende April hatte ich mehr als tausend Arten, von da an vermehrte sich ihre Zahl nicht mehr in so großem Maßstab; so erhielt ich im Ganzen in Borneo ungefähr zweitausend verschiedene Arten, von denen alle bis auf hundert an diesem Ort und auf kaum mehr als einer Quadratmeile Land gesammelt waren. Die zahlreichsten und interessantesten Gruppen von Käfern waren die Bockkäfer und die Rhynchophora, beide vorwiegend Holzfresser. Erstere, charakteristisch durch ihre zierlichen Formen und langen Fühlhörner, waren besonders zahlreich, fast an dreihundert Arten, von denen neun Zehntel ganz neue und viele bemerkenswert wegen ihrer Größe, ihrer sonderbaren Formen und ihrer schönen Färbung. Letztere entsprechen unseren Kornwürmern und verwandten Gruppen und sind in den Tropen außerordentlich zahlreich und verschiedenartig, oft in Schwärmen auf totem Bauholz, sodass ich zuweilen fünfzig bis sechzig verschiedene Arten an einem Tag erhielt. Meine Sammlungen dieser Gruppe auf Borneo überstiegen fünfhundert Arten.

Meine Schmetterlingssammlung war nicht groß, aber ich erhielt einige seltene und sehr schöne Insekten; die bemerkenswerteste Art war Ornithoptera brookeana, eine der elegantesten, die man kennt. Dieses prachtvolle Tier hat sehr große und spitze Flügel, in der Form fast einer Sphinxmotte ähnlich. Es ist tief samtschwarz, mit einem gebogenen, sich über die Flügel von einem Ende zum anderen erstreckenden Band von glänzend metallgrünen Flecken; jeder Fleck ist genau wie eine dreieckige Feder gestaltet, und es macht einen ähnlichen Eindruck wie eine Reihe von Deckfedern des mexikanischen Trogons auf schwarzen Samt gelegt. Die einzigen anderen Merkmale sind ein breiter Halskragen von lebhaftem Hochrot, und einige zarte weiße Stellen auf den äußeren Rändern der Hinterflügel. Diese Art, welche damals ganz neu war und welche ich nach Sir James Brooke nannte, kam sehr selten vor. Man sah sie gelegentlich in den Lichtungen sehr schnell fliegen und sich hin und wieder auf einen Augenblick an Pfützen und schlammigen Löchern niederlassen, sodass es mir nur gelang, zwei oder drei Exemplare zu fangen. Man versicherte mir, dass sie in einigen anderen Gegenden des Landes sehr reichlich seien, und sehr viele Arten sind auch nach England geschickt worden, aber bis jetzt waren es nur Männchen, und wir sind durchaus nicht imstande zu vermuten, wie die Weibchen aussehen, in Anbetracht der großen Isoliertheit der Art und ihres Mangels an naher Verwandtschaft mit irgendeinem anderen bekannten Insekt.


Bemerkenswerte Käfer am Simunjon, Borneo (Robinson)

Eines der seltsamsten und interessantesten Reptilien, welches ich auf Borneo fand, war ein großer Laubfrosch, den mir ein chinesischer Arbeiter brachte. Er sagte mir, dass er ihn in querer Richtung einen hohen Baum gleichsam fliegend hinunterkommen gesehen hätte. Als ich ihn näher untersuchte, fand ich die Zehen sehr groß und bis zur äußersten Spitze behäutet, sodass sie ausgebreitet eine viel größere Oberfläche darboten als der Körper. Die Vorderbeine waren ebenfalls von einer Haut eingefasst, und der Körper konnte sich beträchtlich aufblähen. Der Rücken und die Glieder waren von einer scheinenden tiefgrünen Farbe, die Unterseite und das Innere der Zehen gelb, und die Schwimmhäute schwarz und gelb gestreift. Der Körper war ungefähr vier Zoll lang, während die vollständig ausgebreiteten Schwimmhäute jedes Hinterfußes eine Oberfläche von vier Quadratzoll bedeckten, und die Schwimmhäute aller Füße zusammen ungefähr zwölf Quadratzoll. Da die Enden der Zehen große Haftscheiben zum Festhalten haben, welche das Tier zu einem wahren Laubfrosch stempeln, so ist es nicht gut denkbar, dass diese große Zehenhaut nur zum Schwimmen da ist, und die Erzählung des Chinesen, dass er vom Baum hinunterflog, gewinnt an Glaubwürdigkeit. Dies ist, soviel ich weiß, das erste bekannte Beispiel eines »fliegenden Frosches«, und es ist für Darwinianer sehr interessant, da es zeigt, dass die Variabilität der Zehen, welche schon zum Schwimmen und Klettern modifiziert worden waren, vorteilhaft dazu benutzt wurde, um eine verwandte Art zu befähigen, gleich einer fliegenden Eidechse durch die Luft zu streichen. Es könnte eine neue Art der Gattung Rhacophorus sein, die aus mehreren Fröschen viel kleineren Umfangs besteht, deren Schwimmhäute weniger entwickelt sind.

Während meines Aufenthalts auf Borneo hatte ich keinen Jäger engagiert, der regelmäßig für mich schoss, und da ich selbst vollständig genug mit Insekten zu tun hatte, so gelang es mir nicht, eine sehr gute Sammlung von Vögeln oder Säugetieren zusammenzubringen, von denen aber bekanntlich viele mit auf Malakka gefundenen Arten identisch sind. Unter den Säugetieren waren fünf Eichhörnchen, zwei Tigerkatzen, der Gymnurus rafflesii, der wie ein Bastard vom Schwein und dem Iltis aussieht, und die Cynogale bennetti, ein seltenes otterähnliches Tier, mit sehr breiter und mit langen Borsten besetzter Schnauze.

Einer meiner Hauptgründe, mich am Simunjon aufzuhalten, war, den Orang-Utan (oder den großen menschenähnlichen Affen von Borneo) in seinem Vaterland zu sehen, seine Gewohnheiten zu studieren, und gute Exemplare der verschiedenen Varietäten und Arten beiderlei Geschlechtes, von den erwachsenen und jungen Tieren, zu bekommen. Alles das gelang mir über Erwarten gut, und ich will nun über meine Erfahrungen in der Jagd auf den Orang-Utan oder Mias8, wie die Eingeborenen ihn nennen, etwas berichten, und da der Name kurz und leicht auszusprechen ist, so werde ich ihn gewöhnlich brauchen und der Bezeichnung Simia satyrus oder Orang-Utan vorziehen.


Fliegender Frosch (nach einer Zeichnung des Autors)

Gerade eine Woche nach meiner Ankunft in den Minen sah ich zuerst einen Mias. Ich war aus, um Insekten zu sammeln, nicht weiter als eine Viertelmeile vom Haus entfernt, als ich ein Rauschen auf einem Baum in der Nähe hörte und emporschauend ein großes rothaariges Tier erblickte, welches sich langsam weiterbewegte, indem es sich mit den Armen an die Zweige hängte. Es ging von Baum zu Baum, bis es sich im Dschungel verlor, welcher aber so sumpfig war, dass ich ihm nicht folgen konnte. Diese Art der Fortbewegung ist jedoch sehr ungewöhnlich und charakteristischer für den Hylobates als für den Orang-Utan. Ich vermute, dass dieses Tier diese individuelle Eigentümlichkeit besaß oder dass die Natur der Bäume an diesem Ort gerade eine solche Fortbewegungsart begünstigte.

Ungefähr nach vierzehn Tagen hörte ich, dass einer sich auf einem Baum in dem Sumpf gerade unterhalb des Hauses erginge; ich nahm meine Flinte und hatte das Glück, ihn noch an derselben Stelle zu finden. Sowie ich nahte, versuchte er, sich im Laubwerk zu verstecken; aber ich schoss, und beim zweiten Schuss fiel er fast tot herunter, da beide Kugeln in den Körper gedrungen waren. Es war ein Männchen, etwa halb erwachsen und kaum drei Fuß hoch. Am 26. April, als ich mit zwei Dajaks auf der Jagd war, fanden wir ein anderes ungefähr von derselben Größe. Es fiel auf den ersten Schuss, aber schien nicht sehr verletzt zu sein, und kletterte sofort auf den nächsten Baum; ich feuerte dann wieder, und es fiel nochmals mit gebrochenem Arm und einer Wunde im Körper. Die beiden Dajaks liefen nun hin, und jeder bemächtigte sich einer Hand; sie riefen mir zu, ich solle einen Pfahl schneiden und sie wollten mir dann das Tier in Sicherheit bringen. Aber obgleich ein Arm gebrochen und es nur ein halb erwachsenes Tier war, so war es doch zu stark für diese jungen Wilden; es zog sie trotz aller ihrer Kraftanstrengung nach seinem Mund hin, sodass sie es wieder loslassen mussten, um nicht ernstlich gebissen zu werden. Es kletterte nun wieder den Baum hinauf, und um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, schoss ich es durchs Herz.

Am 2. Mai fand ich wieder einen Mias auf einem sehr hohen Baum, als ich nur eine kleine (80er) Flinte bei mir hatte. Dennoch feuerte ich, und als er mich sah, fing er zu heulen an mit einer seltsamen hustenartigen Stimme und schien in großer Wut; er riss Zweige ab, warf sie herab und machte sich dann bald über die Baumspitzen aus dem Staube. Ich verfolgte ihn nicht, da es sumpfig war und stellenweise gefährlich; ich hätte mich auch leicht im Eifer der Verfolgung verirren können.

Am 12. Mai fand ich ein anderes Tier, welches sich sehr ähnlich gebarte, vor Wut heulte und schrie und Zweige hinunterwarf. Ich schoss fünfmal nach ihm und es blieb tot auf der Spitze des Baumes auf einer Gabel liegen, sodass es nicht fallen konnte. Ich ging daher nach Hause und fand zum Glück einige Dajaks, welche mit mir zurückkehrten und den Baum hinaufkletterten, um das Tier zu holen. Dies war das erste ausgewachsene Exemplar, welches ich erhielt; aber es war ein Weibchen und nicht annähernd so groß und auffallend, wie die ausgewachsenen Männchen. Es war jedoch drei Fuß sechs Zoll hoch, und die Weite der ausgestreckten Arme maß sechs Fuß sechs Zoll. Ich legte die Haut dieses Exemplars in ein Fass mit Arrak ein und präparierte ein vollkommenes Skelett, welches später von dem Derby Museum erworben wurde.


Weiblicher Orang-Utan (nach einer Photographie von Woodbury; Wolf)

Vier Tage später sahen einige Dajaks wieder einen Mias nahe demselben Ort und riefen mich hin. Er war ziemlich groß und saß sehr hoch auf einem Baum. Beim zweiten Schuss fiel er, sich überstürzend, herab, stand aber gleich wieder auf und begann hinaufzuklettern. Beim dritten Schuss fiel er tot nieder. Es war auch ein ausgewachsenes Weibchen, und während wir es zurüsteten, um es nach Hause zu tragen, bemerkten wir noch ein Junges mit dem Kopf nach unten in dem Sumpf. Dieses kleine Geschöpf war nur einen Fuß lang und hatte augenscheinlich am Hals der Mutter gehangen, als sie zuerst herabfiel. Glücklicherweise schien es nicht verwundet zu sein, und nachdem wir seinen Mund vom Schlamm gesäubert hatten, fing es zu schreien an und schien ganz kräftig und lebhaft. Als ich es nach Hause trug, geriet es mit seinen Händen in meinen Bart und fasste so fest hinein, dass ich große Mühe hatte freizukommen, denn die Finger sind gewöhnlich am letzten Gelenk hakenartig nach innen gebogen. Damals hatte es noch keinen einzigen Zahn, aber einige Tage darauf kamen seine beiden unteren Vorderzähne heraus. Unglücklicherweise hatte ich keine Milch, da weder Malaien noch Chinesen noch Dajaks je dieses Nahrungsmittel verwenden, und ich bemühte mich vergebens um ein weibliches Tier, das mein kleines Kind säugen könnte. Ich sah mich daher genötigt, ihm Reiswasser aus einer Flasche, mit einer Federpose in dem Kork, zu geben, aus welcher es nach einigen Versuchen auch sehr gut saugen lernte. Dies war eine sehr magere Diät, und das kleine Geschöpf kam auch nicht gut dabei fort, obschon ich gelegentlich Zucker und Kokosnussmilch hinzutat, um es nahrhafter zu machen. Wenn ich meinen Finger in seinen Mund steckte, sog es mit großer Kraft, zog seine Backen mit aller Macht ein, und strengte sich vergeblich an, etwas Milch herauszuziehen, und erst nachdem es das eine lange Zeit getrieben hatte, stand es missmutig davon ab und fing ganz wie ein Kind in ähnlichen Umständen zu schreien an.

 

Wenn man es liebkoste und wartete, war es ruhig und zufrieden, aber sowie man es hinlegte, schrie es stets, und in den ersten paar Nächten war es sehr unruhig und laut. Ich machte einen kleinen Kasten als Wiege zurecht mit einer weichen Matte, welche täglich gewechselt und gewaschen wurde, und bald fand ich es nötig, den kleinen Mias auch zu waschen. Nachdem ich es einige Mal getan hatte, gefiel ihm diese Behandlung, und sobald er nun schmutzig war, fing er an zu schreien und hörte nicht eher auf, als bis ich ihn herausnahm und nach dem Brunnen trug, wo er sich sofort beruhigte, obgleich er beim ersten kalten Wasserstrahl etwas strampelte und sehr komische Grimassen schnitt, wenn das Wasser über seinen Kopf lief. Er liebte das Abwaschen und Trockenreiben außerordentlich, und wenn ich sein Haar bürstetet, schien er vollkommen glücklich zu sein, lag ganz still mit ausgestreckten Armen und Beinen, während ich das lange Haar auf dem Rücken und den Armen durchbürstete. In den ersten paar Tagen klammerte er sich mit allen vieren ganz verzweifelt an alles, was er packen konnte, und ich musste sorgfältig meinen Bart vor ihm in Acht nehmen, da seine Finger Haar hartnäckiger als irgendetwas anderes festhielten und ich mich ohne Hilfe unmöglich von ihm befreien konnte. Wenn er unruhig war, wirtschaftete er mit den Händen in der Luft herum und versuchte irgendetwas zu ergreifen; gelang es ihm einmal, einen Stock oder einen Lappen mit zwei oder drei Händen zu fassen, so schien er ganz glücklich zu sein. In Ermangelung eines anderen ergriff er oft seine eigenen Füße und nach einiger Zeit kreuzte er beständig seine Arme und packte mit jeder Hand das lange Haar, das unter der entgegengesetzten Schulter wuchs. Die Kraft seines Griffes aber ließ bald nach und ich musste auf Mittel sinnen, ihn zu üben und seine Glieder zu kräftigen. Zu diesem Zweck machte ich ihm eine kurze Leiter mit drei oder vier Sprossen, an die ich ihn eine Viertelstunde lang anhing. Zuerst schien er es gern zu mögen, aber er konnte nicht mit allen vier Händen in eine bequeme Lage kommen, und nachdem er sie verschiedene Male geändert hatte, ließ er eine Hand nach der anderen los, und fiel zuletzt zur Erde. Manchmal, wenn er nur an zwei Händen hing, ließ er die eine los und kreuzte sie nach der gegenüberliegenden Schulter, wo er sein eigenes Haar packte, und da dieses viel angenehmer als der Stock schien, ließ er auch die andere los und fiel herab, wo er dann beide Arme kreuzte, ganz zufrieden auf dem Rücken lag und nie von seinen zahlreichen Stürzen verletzt zu sein schien. Da ich sah, dass er Haare so liebte, bemühte ich mich, ihm eine künstliche Mutter herzustellen, indem ich ein Stück Büffelhaut in ein Bündel zusammenschnürte und es einen Fuß über dem Boden aufhängte. Zuerst schien ihm das wunderbar zu passen, da er mit seinen Beinen umherzappeln konnte und immer etwas Haar fand, welches er mit der größten Beharrlichkeit festhielt. Ich hatte nun die Hoffnung, die kleine Waise ganz glücklich gemacht zu haben, und es schien auch so eine Zeit lang, bis er sich seiner verlorenen Mutter erinnerte und zu saugen versuchte. Er zog sich dann bis ganz nahe der Haut in die Höhe und suchte überall nach dem entsprechenden Ort, aber da er nur den Mundvoll Haar und Wolle bekam, so wurde er sehr verdrießlich, schrie heftig und nach zwei oder drei Versuchen ließ er es ganz. Eines Tages bekam er etwas Wolle in die Kehle und ich dachte, er würde ersticken, aber nach vielem Keuchen erholte er sich wieder; ich musste die nachgemachte Mutter zerreißen und den letzten Versuch, das kleine Geschöpf zu beschäftigen, aufgeben.

Nach der ersten Woche fand ich, dass ich ihn besser mit einem Löffel füttern und ihm ein wenig mehr wechselnde und nahrhafte Kost geben könnte. Gut eingeweichter Zwieback mit etwas Ei und Zucker gemischt und manchmal süße Kartoffeln wurden gern gegessen; und es war ein nie fehlschlagendes Vergnügen, seine drolligen Grimassen zu beobachten, durch welche er seine Billigung oder sein Missfallen über das, was man ihm gegeben, ausdrückte. Das arme kleine Ding beleckte die Lippen, zog die Backen ein und verdrehte die Augen mit einem Ausdruck der äußersten Befriedigung, wenn er einen Mundvoll hatte, der ihm besonders zusagte. War ihm andererseits seine Nahrung nicht süß oder schmackhaft genug, so drehte er den Bissen einen Augenblick mit der Zunge im Mund herum, als ob er einen Wohlgeschmack daran suchen wolle, und spie dann alles aus. Gab man ihm dasselbe Essen weiter, so fing er ein Geschrei an und schlug heftig um sich, genau wie ein kleines Kind im Zorn.

Als ich den kleinen Mias ungefähr drei Wochen hatte, bekam ich glücklicherweise einen jungen Affen (Macacus cynomolgus), der klein, aber sehr lebhaft war und allein fressen konnte. Ich setzte ihn zu dem Mias in denselben Kasten, und sie wurden sogleich die besten Freunde, keiner fürchtete sich im Geringsten vor dem anderen. Der kleine Affe setzte sich ohne die geringste Rücksicht auf des anderen Leib, ja selbst auf sein Gesicht. Während ich den Mias fütterte, pflegte das Äffchen dabeizusitzen, das, was daneben fiel, aufzunaschen und gelegentlich mit seinen Händen den Löffel aufzufangen; sobald ich fertig war, leckte es das, was noch an den Lippen des Mias saß, ab, und riss ihm dann das Maul auf, um zu sehen, ob noch etwas darin sei; dann legte es sich auf den Leib des armen Geschöpfes wie auf ein bequemes Kissen nieder. Der kleine hilflose Mias ertrug all diese Insulte mit der beispiellosesten Geduld, nur zu froh, überhaupt etwas Warmes in seiner Nähe zu haben, das er zärtlich in die Arme schließen konnte. Manchmal aber rächte er sich; denn wenn der kleine Affe fortgehen wollte, hielt der Mias ihn, solange er konnte, an der beweglichen Haut des Rückens oder Kopfes oder am Schwanz fest, und nur nach vielen kräftigen Sprüngen konnte er sich losmachen.

Es war merkwürdig, das verschiedene Gebaren dieser zwei Tiere, welche im Alter nicht weit auseinander sein konnten, zu beobachten. Der Mias, wie ein ganz kleines Kind, hilflos auf dem Rücken liegend, sich langsam hin und her rollend, alle viere in die Luft streckend, in der Hoffnung, irgendetwas zu erhaschen, aber noch kaum imstande, seine Finger nach einem bestimmten Gegenstand hin zu bringen, und wenn er unzufrieden war, seinen fast zahnlosen Mund öffnend und seine Wünsche durch ein höchst kindliches Schreien ausdrückend. Der kleine Affe dagegen, in fortwährender Bewegung, lief und sprang umher, wo es ihm Vergnügen machte, untersuchte alles, ergriff mit der größten Sicherheit die kleinsten Dinge, erhielt sich auf dem Rand des Kastens im Gleichgewicht oder lief einen Pfahl hinauf und setzte sich in den Besitz von allem Essbaren, das ihm in den Weg kam. Ein größerer Gegensatz war kaum möglich, und der Mias erschien neben dem kleinen Affen noch mehr wie ein kleines Kind. Als ich ihn ungefähr einen Monat hatte, zeigte sich, dass er wohl allein laufen lernen würde. Wenn man ihn auf die Erde legte, stieß er sich mit den Beinen weiter oder überstürzte sich und kam so schwerfällig vorwärts. Wenn er im Kasten lag, pflegte er sich am Rand gerade aufzurichten, und es gelang ihm auch ein oder zwei Mal, dabei herauszufallen. Wenn man ihn schmutzig oder hungrig ließ oder sonst vernachlässigte, fing er heftig zu schreien an, bis man ihn wartete, indem er bald hustete, bald aufstieß ähnlich wie ein erwachsenes Tier. Wenn niemand im Haus war oder man auf sein Schreien nicht achtete, wurde er nach einiger Zeit ruhig, aber sowie er dann einen Tritt hörte, fing er wieder ärger an.

Nach fünf Wochen kamen seine beiden oberen Vorderzähne heraus, aber in der ganzen Zeit war er nicht im Geringsten gewachsen, sondern an Größe und Gewicht ganz wie zu Anfang geblieben. Dies kam zweifellos von dem Mangel an Milch oder anderer gleich nahrhafter Kost her. Reiswasser, Reis und Zwieback waren nur schwache Ersatzmittel, und die ausgepresste Milch der Kokosnuss, die ich ihm manchmal gab, vertrug sich nicht ganz mit seinem Magen. Dem schrieb ich auch einen Anfall von Diarrhö zu, durch den das arme kleine Geschöpf sehr litt; aber eine kleine Dosis Rizinusöl tat ihm gut und heilte ihn. Eine oder zwei Wochen später wurde er wieder krank, und dieses Mal ernstlicher. Die Symptome waren genau die des Wechselfiebers, begleitet von Anschwellungen der Füße und des Kopfes. Er verlor allen Appetit, und nachdem er in einer Woche höchst jämmerlich abgezehrt war, starb er; ich hatte ihn fast drei Monate besessen. Der Verlust meines kleinen Lieblings, den ich einst großzuziehen gehofft hatte und mit nach England heimnehmen wollte, tat mir sehr leid. Monate lang hatte er mir täglich durch seine drolligen Manieren und seine unnachahmlich possierlichen Grimassen sehr viel Vergnügen bereitet. Er wog drei Pfund neun Unzen, war vierzehn Zoll hoch und die Weite seiner ausgebreiteten Arme betrug dreiundzwanzig Zoll. Ich präparierte Haut und Skelett und fand dabei, dass er, als er vom Baum gefallen war, einen Arm und ein Bein gebrochen haben musste, was sich aber so schnell wieder vereinigt hatte, dass ich damals nur die harte Anschwellung an seinen Gliedern bemerkte, wo die unregelmäßige Vereinigung der Knochen stattgefunden.