Der Malaiische Archipel

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Die große Insel Sumatra zeigt im Verhältnis zu ihrer Ausdehnung eine viel kleinere Anzahl von Vulkanen, und ein beträchtlicher Teil derselben hat wahrscheinlich einen nicht vulkanischen Ursprung.

Die lange Reihe von Inseln östlich von Java, die nordwärts von Timor nach Banda hin streift, ist wahrscheinlich durchaus vulkanischer Tätigkeit entsprossen. Timor selbst besteht aus alten geschichteten Felsen, aber man erzählt von einem Vulkan nahe der Mitte der Insel.

Nach Norden sind Ambon, ein Teil von Buru und das westliche Ende von Ceram, der nördliche Teil von Dschilolo und alle kleinen Inseln in der Nachbarschaft, die nördliche Spitze von Celebes und die Inseln Sjao und Sangir gänzlich vulkanisch. Der Philippinische Archipel enthält viele tätige und erloschene Vulkane und hat wahrscheinlich seine jetzige zerrissene Gestalt durch Senkungen infolge von vulkanischer Tätigkeit erlangt.

Längs dieser großen Vulkanreihe findet man mehr oder weniger handgreifliche Zeichen von Hebungen und Senkungen des Landes. Die Inseln im Süden von Sumatra, ein Teil der Südküste Javas und der Inseln im Osten, das westliche und östliche Ende von Timor, Teile aller Molukken, die Kei und Aru Inseln, Wageu und der ganze Süden und Osten von Dschilolo bestehen zu einem großen Teil aus emporgestiegenen Korallenfelsen, durchaus denen entsprechend, welche sich jetzt in den angrenzenden Gewässern bilden. Vielerorts habe ich die unveränderte Oberfläche der gehobenen Risse beobachten können mit großen Massen von Korallen noch in ihrer natürlichen Lage und Hunderten von Muscheln, die so frisch aussahen, dass man kaum glauben konnte, sie seien mehr als einige wenige Jahre über Wasser; und in der Tat, es ist sehr wahrscheinlich, dass solche Veränderungen innerhalb weniger Jahrhunderte vor sich gegangen sind.

Die ganze Länge dieser Vulkangürtel beträgt ungefähr neunzig Grade oder ein Viertel des ganzen Erdumfangs. Ihre Breite ist ungefähr fünfzig Meilen; aber auf einen Raum von zweihundert jederseits findet man Zeichen der unterirdischen Tätigkeit in den erst neuerdings gehobenen Korallenfelsen oder in Korallenriffbarrieren, welche ein neuerliches Untertauchen anzeigen. Gerade im Zentrum oder Brennpunkt der großen Kurve von Vulkanen liegt die breite Insel Borneo, auf welcher kein Zeichen frischer vulkanischer Tätigkeit bis jetzt beobachtet worden ist und wo Erdbeben, die so charakteristisch sind für die umliegenden Gegenden, gänzlich unbekannt sind. Die gleich große Insel Neuguinea nimmt ein anderes ruhiges Areal ein, auf welchem kein Zeichen vulkanischer Tätigkeit bis jetzt entdeckt worden ist. Mit Ausnahme des östlichen Endes ihrer nördlichen Halbinsel ist die große und so eigentümlich gestaltete Insel Celebes auch gänzlich frei von Vulkanen, und es sind Gründe vorhanden, welche zu der Annahme leiten, dass der vulkanische Teil einst eine gesonderte Insel gebildet hat. Die Malaiische Halbinsel ist ebenfalls nicht vulkanisch.

Die erste und einleuchtendste Einteilung des Archipels würde daher die in ruhige und vulkanische Regionen sein, und man könnte vielleicht erwarten, dass eine solche Einteilung einigen Verschiedenheiten im Charakter der Vegetation und der Lebensformen entsprechen würde. Dieses ist jedoch nur für eine sehr begrenzte Gegend der Fall; und wir werden jetzt sehen, dass – obgleich diese Wirkungen unterirdischen Feuers in einem so ungeheuren Maßstab sich zeigen: Es hat Bergketten aufgeworfen von zehn- oder zwölftausend Fuß Höhe, es hat Kontinente zerspalten und Inseln aus dem Ozean gehoben – sie dennoch gänzlich den Charakter einer neuerlichen Tätigkeit tragen, der es noch nicht gelungen ist, die Spuren einer älteren Verteilung von Land und Wasser zu verwischen.

Gegensätze der Vegetation – Unmittelbar am Äquator gelegen und umgeben von ausgedehnten Ozeanen, kann es nicht überraschen, dass die verschiedenen Inseln des Archipels fast immer mit Waldvegetation vom Spiegel der See bis zu den Spitzen der stolzesten Berge bekleidet sind. Dieses ist die allgemeine Regel. Sumatra, Neuguinea, Borneo, die Philippinen und die Molukken und die unkultivierten Teile Javas und Celebes’ – es sind alles bewaldete Länder, mit Ausnahme vielleicht von wenigen kleinen und unbedeutenden Flächen, in einigen Fällen herrührend von früherer Kultur oder zufälligem Feuer. Es bildet jedoch noch eine gewichtige Ausnahme die Insel Timor mitsamt allen kleineren sie umgebenden Inseln, auf welchen absolut kein Wald wie auf den anderen Inseln existiert, und dieser Charakter erstreckt sich auch in geringerem Grad auf Flores, Sumbawa, Lombok und Bali.

Auf Timor sind Eukalypten verschiedener Art sehr gewöhnlich, diese für Australien so charakteristischen Bäume, ferner Sandelholz, Akazien und andere Gattungen in geringerer Menge. Diese sind über das Land mehr oder weniger dicht verstreut, aber niemals derartig, dass man den Namen Wald gebrauchen könnte. Grobe und dürftige Gräser wachsen unter ihnen auf den mehr dürren Hügeln und ein üppiges Kräuterwerk an den feuchteren Orten.

Auf den Inseln zwischen Timor und Java ist oft ein dicker bewaldetes Land voll von dornigen und stacheligen Bäumen. Diese erreichen selten eine große Höhe, und durch den Einfluss der trockenen Jahreszeit verlieren sie fast gänzlich ihre Blätter; es wird dadurch der Boden unter ihnen ausgetrocknet, was auffallend mit den feuchten, düsteren, immergrünen Wäldern der anderen Inseln kontrastiert. Dieser eigentümliche Charakter, welcher sich in geringerem Grad auf der südlichen Halbinsel von Celebes und auf dem Ostende von Java zeigt, rührt höchstwahrscheinlich her von der Nachbarschaft Australiens. Der Südostmonsun, der zwei Drittel des Jahres dauert (von März bis November) und der über die nördlichen Teile dieses Landes bläst, bringt einen Grad von Hitze und Trockenheit hervor, welcher die Vegetation und den physikalischen Zustand der angrenzenden Inseln dem seinigen ähnlich macht. Ein wenig weiter nach Osten auf Timorlaut und den Kei Inseln herrscht ein feuchteres Klima vor, da die Südostwinde von dem Großen Ozean durch die Torresstraße und über die feuchten Wälder Neuguineas wehen; in Folge davon ist jedes Felseneiland mit Grün bis zu seiner höchsten Spitze bedeckt. Weiter nach Westen wieder, wo dieselben trockenen Winde über eine viel weitere Fläche von Wasser streichen, haben sie Zeit, frische Feuchtigkeit aufzusaugen, und demgemäß finden wir, dass die Insel Java ein immer weniger trockenes Klima hat, bis auf den äußersten Westen nahe Batavia das ganze Jahr mehr oder weniger Regen fällt und die Berge überall mit Wäldern von beispielloser Üppigkeit bekleidet sind.

Gegensätze in der Tiefe der See – Es wurde zuerst von Herrn George Windsor Earl darauf hingewiesen in einer vor der Royal Geographical Society im Jahre 1845 gelesenen Abhandlung und dann in einer kleinen Schrift: »Über die physische Geographie von Südost Asien und Australien« vom Jahre 1855, dass ein seichtes Meer die großen Inseln Sumatra, Java und Borneo mit dem asiatischen Festland verbinde, mit welchem ihre Naturprodukte übereinstimmen; während ein ähnliches seichtes Meer Neuguinea und einige der angrenzenden Inseln, alle charakterisiert durch die Anwesenheit von Beuteltieren, mit Australien verknüpfe.

Wir haben hier einen Hinweis auf den schlagendsten Gegensatz im Archipel, und nachdem ich die Sache genauer im Einzelnen geprüft habe, bin ich zu dem Schluss gelangt, dass wir zwischen den Inseln eine Linie ziehen können, welche sie dergestalt teilt, dass die eine Hälfte offenbar zu Asien gehört, während die andere nicht weniger sicher Australien zugeteilt werden muss. Ich nenne diese Teile des Archipels respektive den Indomalaiischen und den Australmalaiischen (s. die Karte).

Herr Earl (ich beziehe mich auf S. 12, 13 und 36 seiner Broschüre) legt großes Gewicht auf den früheren Zusammenhang von Asien und Australien, während ich hauptsächlich ihre lange Zeit bestandene Trennung betone. Ungeachtet dieser und anderer wichtiger Meinungsverschiedenheiten zwischen uns gebührt ihm zweifellos das Verdienst, zuerst diese Teilung des Archipels in eine australische und eine asiatische Region angegeben zu haben, und ich bin so glücklich gewesen, die Richtigkeit derselben durch Detailstudien sicherstellen zu können.

Gegensätze in den Naturprodukten – Um die Wichtigkeit dieser Klasse von Tatsachen in ihrer Tragweite auf die frühere Verteilung von Land und Meer zu würdigen, ist es notwendig, die Resultate zu betrachten, welche Geologen und Naturforscher in anderen Teilen der Erde gewonnen haben.

Man nimmt jetzt allgemein an, dass die gegenwärtige Verteilung der Lebewelt auf der Erdoberfläche hauptsächlich das Resultat der letzten Reihe von Veränderungen ist, welche sie erlitten hat. Die Geologie lehrt uns, dass die Oberfläche des Landes und die Verteilung von Land und Meer überall einer langsamen Veränderung unterworfen sind. Sie lehrt uns ferner, dass die Lebensformen, welche jene Oberfläche bewohnen, während jeder Periode, von der wir irgendeine Kunde besitzen, ebenso langsam sich verändern.

Es ist an diesem Ort nicht notwendig, sich über das Wie jener Veränderungen auszusprechen; es mögen darüber die Meinungen auseinandergehen; darüber aber, dass die Veränderungen selbst Platz gegriffen haben von den frühesten geologischen Zeiten an bis auf den heutigen Tag und dass sie stets fortschreiten, darüber existiert keine Meinungsverschiedenheit. Jede neue Schicht von Sedimentgebirge, Sand oder Kies liefert den Beweis, dass Veränderungen in der Richtung stattgefunden haben; und die verschiedenen Arten von Tieren und Pflanzen, deren Überreste man in diesen Niederschlägen findet, beweisen, dass dem entsprechende Veränderungen in der organischen Welt vor sich gingen.



Setzt man also diese zwei Reihen von Veränderungen als gewiss voraus, so können die meisten der gegenwärtigen Eigentümlichkeiten und Anomalien in der Verbreitung der Arten direkt aus ihnen abgeleitet werden. Jedes vierfüßige Tier, jeder Vogel, jedes Reptil, Insekt und jede Pflanze unseres eigenen Insellandes wird mit sehr wenigen geringfügigen Ausnahmen auch auf dem naheliegenden Kontinent gefunden. Den kleinen Inseln Sardinien und Korsika sind einige Vierfüßer und Insekten und viele Pflanzen durchaus eigentümlich. Auf Ceylon, das enger an Indien geknüpft ist als Britannien an Europa, werden viele Tiere und Pflanzen gefunden, die denen von Indien nicht gleichen und dieser Insel eigentümlich sind. Den Galapagosinseln sind fast alle einheimischen Lebewesen eigentümlich, obgleich sie anderen, in den nächstgelegenen Teilen des amerikanischen Festlands gefundenen Arten sehr ähneln.

 

Die meisten Naturforscher nehmen jetzt an, dass diese Tatsachen lediglich erklärt werden können durch den größeren oder geringeren Zeitraum, der verfloss, seitdem die Inseln von der Tiefe des Ozeans gehoben oder von dem nächstliegenden Land getrennt wurden; daher bietet im Allgemeinen (wenn auch nicht immer) die Tiefe des dazwischenliegenden Meeres ein Maß. Die enorme Dicke vieler Niederschläge aus dem Meer über weite Flächen hin beweist, dass Senkungen oft und durch Zeiträume von ungeheurer Dauer (mit abwechselnden Perioden der Ruhe) stattgehabt haben. Die Tiefe der See, die abhängig ist von solchen Senkungen, wird daher im Allgemeinen ein Maß der Zeit sein, und in ähnlicher Weise sind die Veränderungen, welche die organischen Formen erlitten haben, ein Maß der Zeit. Wenn wir die beständige Einwanderung neuer Tiere und Pflanzen von den umgebenden Ländern auf natürlichen Wegen zulassen, wie es so vortrefflich von Sir Charles Lyell und Herrn Darwin dargelegt worden ist, so fällt es auf, wie genau diese beiden Maße einander entsprechen. Britannien ist von dem Kontinent durch ein sehr seichtes Meer getrennt, und nur in sehr wenigen Fällen haben unsere Tiere oder Pflanzen angefangen, eine Verschiedenheit von den entsprechenden Kontinentalen Arten zu zeigen. Korsika und Sardinien, von Italien durch eine viel tiefere See geschieden, bieten in ihren organischen Gebilden eine viel größere Differenz dar. Kuba, von Yucatan durch eine breitere und tiefere Straße getrennt, weicht von diesem viel merkbarer ab, sodass die meisten der Produkte dieser Insel aus verschiedenen und eigentümlichen Arten bestehen; während Madagaskar, von Afrika durch einen tiefen dreihundert Meilen weiten Kanal getrennt, so viele eigenartige Züge besitzt, dass dadurch auf eine in sehr früher Zeit stattgehabte Trennung hingedeutet ist, ja dass es selbst als zweifelhaft bezeichnet werden muss, ob überhaupt diese beiden Länder jemals vereinigt gewesen waren.

Um nun auf den Malaiischen Archipel zurückzukommen, so finden wir, dass die ganze Breite der See, welche Java, Sumatra und Borneo voneinander und von Malakka und Siam trennt, so seicht ist, dass Schiffe überall Anker werfen können; die Tiefe überschreitet nämlich selten vierzig Faden; und wenn wir bis zu einer Grenze von hundert Faden gehen, so können wir die Philippinen und Bali im Osten von Java mit einschließen. Wenn diese Inseln daher voneinander und von dem Festland durch Senkungen der dazwischenliegenden Züge Landes getrennt wurden, so müssen wir schließen, dass die Trennung verhältnismäßig spät stattgefunden habe, da die Tiefe, bis zu welcher das Land sich gesenkt hat, so gering ist. Man darf auch nicht übersehen, dass die große Kette tätiger Vulkane auf Sumatra und Java uns einen zureichenden Grund für solche Senkungen bietet, da die enormen Massen von Substanz, welche sie ausgeworfen haben, vorher die Grundfesten des umgebenden Landes bildeten; und dieses mag wohl die richtige Erklärung für die oft beobachtete Tatsache sein, dass Vulkane und Vulkanketten immer nahe dem Meer liegen. Die Senkung, welche sie rund um sich herum hervorrufen, wird mit der Zeit ein Meer, falls nicht schon eines vorhanden ist, bilden müssen.

Aber wenn wir die Zoologie dieser Länder erforschen, so finden wir gerade das, was wir suchen – einen Beleg sehr schlagender Art dafür, dass diese großen Inseln einst Teile des Festlands gewesen sein müssen und erst in einem sehr späten geologischen Zeitalter losgelöst worden sein können. Der Elefant und der Tapir von Sumatra und Borneo, das Rhinozeros von Sumatra und die verwandte Art von Java, der wilde Ochse von Borneo und die Art, welche man lange als Java eigentümlich annahm, alle diese Tiere kommen, wie man jetzt weiß, in diesem oder jenem Teil Südasiens vor. Keines dieser großen Tiere konnte möglicherweise die Meeresarme überschritten haben, welche jetzt diese Länder voneinander trennen, und ihre Gegenwart beweist deutlich, dass eine Verbindung zu Lande dagewesen sein muss seit der Entstehung der Arten. Kleinere Säugetiere sind in beträchtlicher Zahl den Inseln und dem Festland gemeinsam; aber die bedeutenden physischen Veränderungen, welche während des Zerreißens und Senkens so ausgedehnter Regionen stattfinden mussten, haben das Aussterben einiger auf einer oder mehreren Inseln herbeigeführt und in einigen Fällen scheint auch Zeit genug für das Platzgreifen einer Abänderung der Art gewesen zu sein. Vögel und Insekten geben ebenfalls dafür einen Beweis, denn jede Familie, ja fast jede Gattung dieser Tiergruppen, welche auf irgendeiner der Inseln gefunden wird, kommt auch auf dem asiatischen Festland vor, und in einer großen Anzahl von Fällen sind die Arten genau identisch. Die Vögel bieten uns eines der besten Beispiele dar, um das Gesetz der Verbreitung zu formulieren; denn obgleich es auf den ersten Blick so scheint, als ob die durch das Wasser gegebenen Grenzen, welche die Landvierfüßer ausschließen, leicht von den Vögeln überschritten werden könnten, so ist es in Wirklichkeit doch nicht der Fall; denn abgesehen von den Wasservögeln, welche vorwiegend Wanderer sind, findet man die anderen (und hauptsächlich die Passeres oder wahren Nesthocker, welche die große Majorität bilden) im Allgemeinen ebenso streng durch Meerengen und Arme der See an der Verbreitung gehindert wie die Vierfüßer selbst. Es ist beispielsweise, um bei den Inseln, von denen ich jetzt gerade spreche, stehen zu bleiben, eine bemerkenswerte Tatsache, dass Java eine Reihe von Vögeln besitzt, welche nie nach Sumatra kommen, obgleich sie durch eine Meerenge von nur fünfzehn Meilen Breite getrennt sind, in deren Mitte noch Inseln liegen. In der Tat besitzt Java mehr ihm eigentümliche Vögel und Insekten als Sumatra und Borneo, und dieses würde darauf hinweisen, dass diese Insel am frühesten vom Festland getrennt worden sei; Borneo steht ihr am nächsten in Betreff der Individualisierung seiner Organismen, während alle tierischen Formen Sumatras mit denen der Halbinsel Malakka nahezu identisch sind, sodass wir sicher schließen dürfen, sie sei die zuletzt losgerissene Insel gewesen.

Das allgemeine Resultat, zu dem wir gelangen, ist daher dieses, dass die großen Inseln Java, Sumatra und Borneo in ihren Naturprodukten den angrenzenden Teilen des Festlands gleichen, wenigstens so weit, wie man von über so große Strecken sich ausdehnenden Ländern erwarten kann, selbst wenn sie noch Teile von Asien wären; und diese große Gleichheit zusammengehalten mit der Tatsache, dass das Meer, welches sie trennt, so gleichmäßig und auffallend seicht ist, endlich die Existenz der ausgedehnten Reihe von Vulkanen auf Sumatra und Java, welche ungeheure Massen unterirdischer Stoffe ausgeworfen, ausgedehnte Hochebenen und luftige Bergesreihen aufgetürmt haben, welche demnach eine vera causa für eine parallele Senkungslinie abgibt – alles dieses leitet unwiderstehlich zu dem Schluss, dass noch in einer sehr späten geologischen Epoche sich das Festland Asiens weit jenseits der jetzigen Grenzen in südöstlicher Richtung ausdehnte, indem es die Inseln Java, Sumatra und Borneo einschloss und wahrscheinlich so weit reichte wie die jetzige Linie der Hundert-Faden-Tiefe.

Die Philippinen stimmen in vielen Punkten mit Asien und den anderen Inseln überein, aber bieten einige Anomalien, welche anzudeuten scheinen, dass sie in einer früheren Periode losgelöst wurden; sie sind seitdem vielen Umwälzungen in ihrer physischen Geographie unterworfen gewesen.

Wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit auf den übrigen Teil des Archipels, so finden wir, dass alle Inseln von Celebes und Lombok östlich fast eine ebenso große Ähnlichkeit mit Australien und Neuguinea zeigen wie die westlichen Inseln mit Asien. Es ist allbekannt, dass die Naturprodukte Australiens von denen Asiens mehr verschieden sind als diejenigen irgendeines der vier Erdteile von jedem anderen. In der Tat steht Australien allein: Es besitzt weder anthropomorphe noch andere Affen, weder Katzen noch Tiger, Wölfe, Bären oder Hyänen; weder Hirsche noch Antilopen, Schafe oder Ochsen; weder den Elefanten noch das Pferd, das Eichhörnchen oder das Kaninchen; kurz, keine jener wohlbekannten Typen von Vierfüßern, welche man in jedem anderen Teil der Erde antrifft. Stattdessen hat es nur Beuteltiere, Kängurus und Opossums, Wombats und das Schnabeltier. An Vögeln ist es fast ebenso eigenartig. Es besitzt keine Spechte und Fasanen, Familien, welche in jedem anderen Teil der Erde vorkommen; stattdessen die Hügel aufwerfenden Großfußhühner, die Honigsauger, die Kakadus und die bürstenzüngigen Loris, welche sonst nirgendwo auf der Erde gefunden werden. Alle diese in die Augen springenden Besonderheiten sind auch jenen Inseln eigen, welche die austromalaiische Abteilung des Archipels bilden.

Der große Gegensatz zwischen den beiden Abteilungen des Archipels springt nirgends so sehr in die Augen, als wenn man von der Insel Bali nach Lombok übersetzt, wo diese beiden Regionen dicht aneinandergrenzen. Auf Bali haben wir Bartvögel, Fruchtdrosseln und Spechte; wenn wir nach Lombok übersetzen, sehen wir diese nicht mehr, aber Mengen von Kakadus, Honigsaugern und Großfußhühnern, welche ebenso unbekannt auf Bali4 wie auf irgendeiner mehr westlich gelegenen Insel sind. Die Meerenge ist hier fünfzehn Meilen breit, sodass wir in zwei Stunden von einer großen Abteilung der Erde zu der anderen gelangen können, Abteilungen, die ebenso wesentlich sich voneinander unterscheiden wie Europa von Amerika. Wenn wir von Java oder Borneo nach Celebes oder den Molukken reisen, so sind die Unterschiede schlagender. Auf den erstgenannten Inseln haben die Wälder Überfluss an vielen Affenarten, wilden Katzen, Hirschen, Zibets und Ottern, und man trifft beständig zahlreiche Eichhörnchen-Varietäten. Auf den Letzteren kommen alle diese Tiere nicht vor; der mit einem Greifschwanz versehene Cuscus5 ist fast das einzige Säugetier, wilde Schweine, welche auf allen Inseln leben, und Hirsche (die wahrscheinlich erst in neuerer Zeit eingeführt worden sind) auf Celebes und den Molukken ausgenommen. Die auf den westlichen Inseln am meisten vorkommenden Vögel sind Spechte, Bartvögel, Surukus, Fruchtdrosseln und Blattdrosseln: Man sieht sie täglich, und sie bilden die großen ornithologischen Kennzeichen des Landes. Auf den östlichen Inseln sind diese wieder absolut unbekannt, Honigsauger und kleine Loris sind die gewöhnlichsten Vögel, sodass der Naturforscher sich in eine neue Welt versetzt sieht und es sich kaum vergegenwärtigen kann, dass er in wenigen Tagen, und nie außer Sicht von Land, von einer Region in die andere gekommen sei.

Der Schluss, den wir aus diesen Tatsachen ziehen müssen, ist zweifellos der, dass alle Inseln östlich von Java und Borneo dem Wesen nach einen Teil eines früheren australischen oder pazifischen Festlands bilden, wenn auch einige derselben nie in Wirklichkeit mit diesem verbunden gewesen sind. Dieses Festland muss zerrissen worden sein, nicht nur ehe die westlichen Inseln von Asien getrennt wurden, sondern wahrscheinlich ehe die äußerste Südostspitze von Asien über die Gewässer des Ozeans gehoben war; denn ein großer Teil des Landes von Borneo und Java zeigt bekanntlich in geologischer Hinsicht ganz neue Formationen, während sowohl die große Verschiedenheit der Arten und in vielen Fällen auch der Gattungen auf den östlichen malaiischen Inseln und Australien als auch die große Tiefe der See, welche sie jetzt voneinander trennt, auf eine verhältnismäßig lange Periode der Isolation hindeuten.

Es ist innerhalb der Inselgruppen selbst interessant zu beobachten, wie ein seichtes Meer immer eine noch nicht alte Verbindung des Landes anzeigt. Sowohl die Aru Inseln, Misole und Wageu als auch Jobie stimmen in Betreff ihrer Säugetiere und Vogelarten weit genauer mit Neuguinea überein als mit den Molukken, und wir finden sie alle mit Neuguinea durch ein seichtes Meer verbunden. In der Tat zeichnet die Hundert-Faden-Linie um Neuguinea herum auch genau die Verbreitung des echten Paradiesvogels.

 

Man muss ferner hervorheben – und das ist ein sehr interessanter Gesichtspunkt zusammengehalten mit den Theorien der Abhängigkeit der besonderen Lebensformen von äußeren Bedingungen – dass diese Zweiteilung des Archipels, die durch schlagende Gegensätze seiner Naturprodukte charakterisiert wird, durchaus nicht der physischen oder klimatischen Einteilung seiner Oberfläche entspricht. Die große Vulkankette streicht durch beide Teile und scheint keine Wirkung auf die Verähnlichung ihrer Produkte gewonnen zu haben. Borneo gleicht genau Neuguinea, nicht nur in Betreff seiner ungeheuren Ausdehnung und seines Freiseins von Vulkanen, sondern auch in Betreff der Mannigfaltigkeit seiner geologischen Struktur, der Gleichmäßigkeit seines Klimas und des allgemeinen Charakters der Waldvegetation, welche seine Oberfläche bedeckt.

Die Molukken sind das Gegenstück zu den Philippinen in ihrer vulkanischen Struktur, ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit, ihren üppigen Wäldern und ihren häufigen Erdbeben; und Bali mit dem Ostende von Java hat ein fast ebenso trockenes Klima und einen fast ebenso dürren Boden wie Timor. Dennoch besteht zwischen diesen sich entsprechenden Inselgruppen, die gleichsam nach demselben Muster angelegt, die demselben Klima unterworfen und von denselben Gewässern bespült sind, der größtmögliche Kontrast, wenn wir ihre Tierwelt vergleichen. Nirgendwo anders trifft die alte Doktrin – dass Verschiedenheiten oder Ähnlichkeiten in den mannigfaltigen Lebensformen, welche verschiedene Länder bewohnen, entsprechenden physischen Verschiedenheiten und Ähnlichkeiten in den Bodenverhältnissen selbst ihre Entstehung verdanken – auf einen so direkten und handgreiflichen Widerspruch. Borneo und Neuguinea, physisch so gleich, wie es zwei getrennte Länder nur sein können, liegen zoologisch so weit wie die Pole auseinander; während Australien mit seinen trockenen Winden, seinen offenen Ebenen, seinen steinigen Wüsten und seinem gemäßigten Klima dennoch Vögel und Vierfüßer hervorbringt, denen sehr nahe verwandt, welche die heißen, feuchten und üppigen Wälder bewohnen, die allerorten die Ebenen und Berge Neuguineas bekleiden.

Um die Mittel, durch welche ich diesen großen Kontrast hervorgebracht erachte, klarerzustellen, wollen wir einmal untersuchen, was geschehen würde, wenn zwei stark kontrastierende Teile der Erde durch natürliche Mittel in nahe Nachbarschaft gebracht würden. Nicht zwei andere Erdteile sind so radikal in ihren Produkten voneinander verschieden wie Asien und Australien, allein der Unterschied zwischen Afrika und Südamerika ist auch sehr groß und diese beiden Regionen sollen uns zur Illustration der uns beschäftigenden Frage dienen. Auf der einen Seite haben wir Paviane, Löwen, Elefanten, Büffel und Giraffen; auf der anderen Spinnenaffen, Pumas, Tapire, Ameisenfresser und Faultiere; während unter den Vögeln die Nashornvögel, die Turakos, die Pirole und die Honigsauger Afrikas aufs Stärkste mit den Tukanen, den Makaos, Ampeliden (chatterers) und den Kolibris Amerikas kontrastieren.

Wir wollen uns jetzt vorzustellen versuchen (was sehr wahrscheinlich in künftigen Zeitaltern geschehen wird), dass ein langsames Heben des Bettes des Atlantischen Ozeans Platz griffe, während zur selben Zeit Erdstöße und vulkanische Tätigkeiten auf dem Land bewirken, dass vermehrte Mengen von Sediment die Flüsse hinabgeschwemmt würden, sodass die zwei Kontinente sich allmählich durch das Anlagern neugebildeten Landes ausbreiteten und auf diese Weise den Atlantischen Ozean, welcher sie jetzt trennt, auf einen Meeresarm von wenigen Hundert Meilen reduzierten. Wir wollen weiter annehmen, dass zu derselben Zeit Inseln in der Mitte des Kanales sich erhöben; und da die unterirdischen Kräfte an Intensität nicht stets gleich bleiben und ihre Hauptangriffspunkte wechseln, so würden diese Inseln bald mit dem Land der einen oder anderen Seite der Meerenge verbunden, bald von demselben getrennt sein. Eine Reihe von Inseln würden jetzt zusammenhängen, dann wieder auseinandergerissen werden, bis wir zuletzt nach vielen und langen Perioden solcher intermittierenden Tätigkeit einen unregelmäßigen Inselarchipel den Kanal des Atlantischen Ozeans füllen sähen, an dessen Gestalt und Verteilung wir nichts entdecken könnten, was uns davon Kunde gäbe, welche Teile mit Afrika und welche mit Amerika in Verbindung gewesen wären. Allein die diese Inseln bewohnenden Tiere und Pflanzen würden sicherlich diesen Teil der früheren Geschichte offenbaren.

Auf jenen Inseln, welche früher Teile von Südamerika gebildet hätten, würden wir gewiss als gewöhnliche Vögel Ampeliden, Tukane und Kolibris finden und einige der Amerika eigentümlichen Vierfüßer; während auf jenen, welche von Afrika losgelöst worden wären, Nashornvögel, Pirole und Honigsauger sicherlich vorkämen. Einige Teile des gehobenen Landes hätten vielleicht zu verschiedenen Zeiten eine vorübergehende Verbindung mit beiden Kontinenten gehabt und würden dann bis zu einem gewissen Grad eine Vermischung ihrer lebenden Einwohner erfahren haben. Das scheint der Fall gewesen zu sein mit der Insel Celebes und den Philippinen. Andere Inseln wiederum könnten, wenn auch in so naher Nachbarschaft wie Bali und Lombok, Beispiele davon bieten, wie die Produkte der Kontinente, von denen sie direkt oder indirekt einst Teile gebildet haben, sich fast gar nicht vermischen.

Im Malaiischen Archipel haben wir, glaube ich, einen diesem hier vorausgesetzten genau parallelen Fall. Wir haben die Spuren eines ungeheuren Festlands mit einer ihm eigentümlichen Fauna und Flora, das nach und nach und in unregelmäßiger Weise zerrissen wurde; die Insel Celebes bildete wahrscheinlich seine äußerste westliche Grenze, jenseits welcher ein großer Ozean lag. Zu derselben Zeit scheinen die Grenzen Asiens in einer südöstlichen Richtung ausgedehnt gewesen zu sein, zuerst in einer kompakten Masse, dann in Inseln zerrissen, wie wir sie jetzt sehen, und beinahe in unmittelbarer Berührung mit den zerstreuten Bruchstücken des großen südlichen Landes.

Aus dieser Skizze des Gegenstandes wird es klar geworden sein, wie wertvoll die Naturgeschichte für die Geologie ist; nicht allein um die Überreste ausgestorbener in der Erdrinde gefundener Tiere zu deuten, sondern auch um frühere Veränderungen an der Erdoberfläche, welche keine geologischen Urkunden hinterlassen haben, festzustellen. Es ist sicherlich eine wunderbare und unerwartete Tatsache, dass eine genaue Kenntnis der Verbreitung der Vögel und Insekten uns in den Stand setzen kann, Länder und Kontinente aufzuzeichnen, welche längst vor den frühesten Traditionen der menschlichen Rasse unter dem Ozean verschwunden waren. Wo immer der Geologe die Erdoberfläche zu durchforschen imstande ist, dort kann er in ihrer Geschichte lesen und kann annähernd ihre spätesten Bewegungen über und unter dem Spiegel des Meeres bestimmen; allein wo sich jetzt Ozeane und Seen ausdehnen, da kann er nur Vermutungen hegen anhand sehr sparsamer Daten, welche ihm die Tiefe der Gewässer bieten. Hier kommt ihm der Naturforscher zu Hilfe und setzt ihn in die Lage diese große Lücke in der Erdgeschichte auszufüllen.

Einer der Hauptzwecke meiner Reisen war es, Klarheit über diese Verhältnisse zugewinnen; und mein Suchen nach dieser Klarheit hatte einen derartigen Erfolg, dass ich imstande bin, mit einiger Wahrscheinlichkeit die früheren Veränderungen, welche einer der interessantesten Teile der Erde erlitten hat, in ihren Umrissen zu zeichnen. Man könnte denken, es wäre passender gewesen, diese Tatsachen und Verallgemeinerungen an das Ende als an den Anfang einer Reisebeschreibung, welche die Tatsachen erst liefert, zu setzen. In einigen Fällen mag das richtig sein, aber es war mir unmöglich, eine Schilderung der Naturgeschichte all der zahlreichen Inseln und Inselgruppen des Archipels zu geben, wie ich sie wünschte, ohne beständige Beziehung auf diese Verallgemeinerungen, welche auch ihr Interesse so sehr erhöhen. Nach dieser allgemeinen Skizze des Gegenstandes werde ich zeigen können, wie dieselben Prinzipien auf die einzelnen Inseln einer Gruppe wie auf den ganzen Archipel angewandt werden können; und auf diese Weise wird meine Schilderung der vielen neuen und merkwürdigen Tiere, welche sie bewohnen, interessanter und lehrreicher werden, als wenn ich nur die nicht miteinander verknüpften Tatsachen gegeben hätte.