Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane

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Commander Reilly: Das Niemandsland der Galaxis
von Alfred Bekker

Chronik der Sternenkrieger

Science Fiction Roman

Der Umfang dieses Buchs entspricht 113 Taschenbuchseiten.

Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

in chronologischer Reihenfolge

Einzelfolgen:

Commander Reilly 1: Ferne Mission (Handlungszeit 2234)

Commander Reilly 2: Raumschiff STERNENKRIEGER im Einsatz

Commander Reilly 3: Commander im Niemandsland

Commander Reilly 4: Das Niemandsland der Galaxis

Commander Reilly 5: Commander der drei Sonnen

Commander Reilly 6: Kampf um drei Sonnen

Commander Reilly 7: Commander im Sternenkrieg

Commander Reilly 8: Kosmischer Krisenherd

Commander Reilly 9: IN VORBEREITUNG

Terrifors Geschichte: Ein Space Army Corps Roman (Handlungszeit 2238)

Erstes Kommando: Extra-Roman (Handlungszeit 2242)

Erster Offizier: Extra-Roman (Handlungszeit 2246)

Chronik der Sternenkrieger 1 Captain auf der Brücke (Handlungszeit 2250)

Chronik der Sternenkrieger 2 Sieben Monde

Chronik der Sternenkrieger 3 Prototyp

Chronik der Sternenkrieger 4 Heiliges Imperium

Chronik der Sternenkrieger 5 Der Wega-Krieg

Chronik der Sternenkrieger 6 Zwischen allen Fronten

Chronik der Sternenkrieger 7 Höllenplanet

Chronik der Sternenkrieger 8 Wahre Marsianer

Chronik der Sternenkrieger 9 Überfall der Naarash

Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast

Chronik der Sternenkrieger 11 Angriff auf Alpha

Chronik der Sternenkrieger 12 Hinter dem Wurmloch

Chronik der Sternenkrieger 13 Letzte Chance

Chronik der Sternenkrieger 14 Dunkle Welten

Chronik der Sternenkrieger 15 In den Höhlen

Chronik der Sternenkrieger 16 Die Feuerwelt

Chronik der Sternenkrieger 17 Die Invasion

Chronik der Sternenkrieger 18 Planetarer Kampf

Chronik der Sternenkrieger 19 Notlandung

Chronik der Sternenkrieger 20 Vergeltung

Chronik der Sternenkrieger 21 Ins Herz des Feindes

Chronik der Sternenkrieger 22 Sklavenschiff

Chronik der Sternenkrieger 23 Alte Götter

Chronik der Sternenkrieger 24 Schlachtpläne

Chronik der Sternenkrieger 25 Aussichtslos

Chronik der Sternenkrieger 26 Schläfer

Chronik der Sternenkrieger 27 In Ruuneds Reich

Chronik der Sternenkrieger 28 Die verschwundenen Raumschiffe

Chronik der Sternenkrieger 29 Die Spur der Götter

Chronik der Sternenkrieger 30 Mission der Verlorenen

Chronik der Sternenkrieger 31 Planet der Wyyryy

Chronik der Sternenkrieger 32 Absturz des Phoenix

Chronik der Sternenkrieger 33 Goldenes Artefakt

Chronik der Sternenkrieger 34 Hundssterne

Chronik der Sternenkrieger 35 Ukasis Hölle

Chronik der Sternenkrieger 36 Die Exodus-Flotte (Handlungszeit 2256)

Chronik der Sternenkrieger 37 Zerstörer

Chronik der Sternenkrieger 38 Sunfrosts Weg (in Vorbereitung)

Sammelbände:

Sammelband 1: Captain und Commander

Sammelband 2: Raumgefechte

Sammelband 3: Ferne Galaxis

Sammelband 4: Kosmischer Feind

Sammelband 5: Der Etnord-Krieg

Sammelband 6: Götter und Gegner

Sammelband 7: Schlächter des Alls

Sammelband 8: Verlorene Götter

Sammelband 9: Galaktischer Ruf

Sonderausgaben:

Der Anfang der Saga (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando” und

Chronik der Sternenkrieger #1-4)

Im Dienst des Space Army Corps (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando”)

Druckausgabe (auch als E-Book):

Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #1 -12 (#1 enthält Terrifors Geschichte, Erstes Kommando und Captain auf der Brücke, die folgenden enthalten jeweils drei Bände und folgen der Nummerierung von Band 2 “Sieben Monde” an.)

Ferner erschienen Doppelbände, teilweise auch im Druck.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Kapitel 1: Ein Treffpunkt namens New Hope

„Austritt aus dem Sandströmraum“, meldete Lieutenant John Taranos.

Der Ruderoffizier der STERNENKRIEGER nahm an paar Schaltungen an seiner Konsole vor. Auf dem Panoramaschirm war das Zentralgestirn des New Hope-Systems zu sehen. Etwa 100 Millionen Menschen lebten bislang in diesem System, das genau 50,2 Lichtjahre von der Erde entfernt lag und in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt hatte. Man rechnete damit, dass sich diese Zahl innerhalb der nächsten 15 Jahre verdoppelte, denn Siedler fanden hier außergewöhnlich günstige Bedingungen vor. Der Großteil der New Hope-Siedler – etwa 90 Prozent - bewohnte den erdähnlichen Planeten New Hope III, der Rest verteilte sich auf die sehr rohstoffhaltigen, aber teilweise recht unwirtlichen Nachbarplaneten, die lediglich dünn besiedelt waren.

New Hope war die größte menschliche Kolonie in diesem Teil des Grenzgebietes zum Niemandsland.

Der Treffpunkt lag an der Peripherie des Systems, etwa zweihundertdreißig astronomische Einheiten vom Zentralgestirn entfernt. Es gab dort einen Gürtel aus Tausenden von Gesteins- und Eisbrocken, der dem Kuiper-Gürtel des Sonnensystems ähnelte. Manche dieser Gesteinsbrocken hatte die Größe kleinerer Planeten, wurden aber dennoch nicht in die Planetenzählung aufgenommen – insbesondere deshalb weil ihre Bahnen häufig irregulär waren.

Als markanter Treffpunkt war das New Hope Cordon Objekt NHCO-4422 ausgewählt worden. Es handelte sich dabei um ein Objekt von der Größe des Erdmondes, das allerdings die Form eines Kegels besaß und eine sehr schnelle, mathematisch gesehen, völlig chaotische Eigenrotation aufwies.

„Leiten Sie das Bremsmanöver ein“, befahl Commander Reilly.

„Jawohl“, bestätigte Taranos. „Wir werden den Rendezvous-Punkt bei NHCO-4422 in genau acht Stunden und 14 Minuten erreichen.“

„Ortung?“, fragte Reilly.

„Ja, Captain?“, meldete sich Lieutenant Wu.

„Ich nehme an, wir gehören zu den Letzten, Lieutenant.“

„Wir sind die Letzten“, bestätigte Jessica Wu. „Wir empfangen gerade eine Transmission vom Zerstörer MERRITT.“

„Auf den Schirm damit!“, befahl Commander Reilly. „Das wird Raimondo sein.“

Auf dm Schirm erschien tatsächlich das Gesicht Admiral Raimondos. Eine Einblendung am oberen Rand machte deutlich, dass es sich um eine Konferenzschaltung handelte. Eine weitere Einblendung am unteren Rand zeigte an, an welche Schiffe diese Transmission zeitgleich ging.

„Nachdem ich mich sehr freue, jetzt auch die Crew der STERNENKRIEGER und ihren Captain hier bei NHCO-4422 begrüßen zu dürfen, möchte ich an Sie alle eine Neuigkeit weitergeben. Es gibt mehrere Schiffe, die im New Hope-System Zuflucht gesucht beziehungsweise Kontakt aufgenommen haben. Die Besatzungen gehören verschiedenartigen Spezies an, von denen jedoch keine mächtig genug ist, selbst zu einer imperialen Kolonialmacht aufzusteigen.“ Raimondo verzog das Gesicht zu einem dünnen, etwas verlegen wirkenden Lächeln. „Zumindest gilt das für den Augenblick“, schränkte er dann ein. „Was in der Zukunft geschieht, kann schließlich niemand vorhersagen, wie jeder von uns schon auf die eine oder andere Art und Weise leidvoll erfahren haben dürfte!“

Er sollte vor Publikum im Zirkus auftreten, dieser Clown!, ging es Commander Reilly ziemlich ärgerlich durch den Kopf.

„Spezialisten der galaktischen Abwehr haben Besatzungsmitglieder dieser Schiffe eingehend befragt, darunter auch den Kommandanten eines Xabo-Frachters, der bei uns Ladung aufgenommen hat. Die Xabo gehen offenbar davon aus, dass es sehr bald zu einer entscheidenden Auseinandersetzung kommt. Inzwischen hat sich per Sandströmfunk ein Xabo-Kriegsschiff angesagt, auf dem sich eine offizielle Delegation dieses Volks befindet. Ihr Ziel ist es offenbar, ein Bündnis mit jedem zu schmieden, der als potentieller Feind der Qriid in Frage kommt. Leider hat dies für unsere Mission die Folge, dass das Oberkommando sie erst einmal gestoppt hat. Wir sollen warten, bis in dieser Sache eine politische Entscheidung gefallen ist.“

 

Commander Reilly runzelte die Stirn. „Heißt das, der Hohe Rat erwägt ernsthaft, sich in diesen Krieg hineinziehen zu lassen?“, fragte Commander Reilly, der im ersten Moment schon geglaubt hatte, sich verhört zu haben.

Admiral Raimondo atmete tief durch.

„Unsere politische Führung will zumindest keinerlei Optionen verspielen. Ich sehe das ähnlich wie Sie, Commander Reilly. Sich zu diesem frühen Zeitpunkt bereits auf einen offenen Konflikt einzulassen, könnte für die Humanen Welten das Ende ihrer Existenz bedeuten. Wir sind einfach noch nicht so weit. Auf der anderen Seite haben Xabo und einige andere kleinere Völker, deren gegenwärtige Siedlungsräume sich im Grenzgebiet zu den Qriid befinden, nur die Möglichkeit eines weiteren Exodus oder den Aggressoren Widerstand entgegen zu setzen.“

„Wann wird das Schiff der Xabo eintreffen?“, meldete sich nun Commander Steven Van Doren, der Captain der PLUTO zu Wort.

„Wir rechnen mit ihrem Austritt aus dem Sandström-Raum in drei bis vier Stunden.“

„Mit anderen Worten, wir werden mindestens einen Erdtag verlieren, bevor wir aufbrechen können“, sagte Van Doren.

„Das ist sehr optimistisch geschätzt“, erwiderte Raimondo. „Ich rechne mit zwei bis drei Erdtagen. Tut mir leid, aber das ist nicht zu ändern. Sehen Sie es doch einfach von der positiven Seite.“

Na, da bin ich aber mal gespannt!, dachte Reilly.

Raimondo fuhr fort: „Wenn es tatsächlich zu einem Bündnis zwischen den Humanen Welten und den Xabo kommen sollte, dann verändert das natürlich für unsere Erkundungsexpedition die Prämissen. Allerdings wäre es auf Grund der angestrebten Funkstille nahezu unmöglich, Sie während der Operation darüber zu informieren.“

„Darf ich offen sprechen?“, fragte Commander Van Doren, dessen Gesicht inzwischen in einem Teilfenster des Hauptschirms eingeblendet worden war.

„Natürlich, Commander. Ich habe im Übrigen von Ihnen nie etwas anderes erwartet, als dass Sie offen sprechen.“

„Ich fände es unverantwortlich, sich auf ein Bündnis mit den Xabo einzulassen, bevor wir die Lage im Niemandsland tatsächlich aufgeklärt haben.“

„Dem stimme ich ausdrücklich zu“, erklärte Admiral Raimondo. „Aber das ist meine private Meinung, wenn Sie verstehen was ich meine.“

„Ich denke schon.“

„Die Entscheidung liegt bei anderen. Übrigens befindet sich bereits ein Botschafter auf dem Flug hier her.“

„Wer übernimmt die Verhandlungen?“, fragte jetzt Commander Reilly.

Ein leicht spöttischer Zug trat in Admiral Raimondos Gesicht. „Es ist Botschafterin Peellaan“, gab Raimondo zur Auskunft.

„Nicht gerade eine diplomatische Kraft ersten Ranges“, stellte Van Doren in der ihm eigenen Offenheit fest.

„Richtig. Aber sie war gerade in der Nähe, da sie den Auftrag hatte, zum wiederholten Mal die Siedler im Bannister-System davon abzuhalten, ihre Siedlungen zu erweitern. Vergebens, wie Sie sich denken können.“

Die Problematik des Bannister-Systems war allgemein bekannt. Es lag einige Lichtjahre jenseits der eigentlichen Territorialgrenzen der Humanen Welten im Niemandsland und wurde inzwischen von knapp unter tausend Siedlern bewohnt. Allerdings planten diese einer massive Erweiterung ihrer Ansiedlung und eine Anwerbung interessierter Auswanderer.

Das Problem war allerdings, dass sich die Humanen Welten derzeit einfach außer Stande sahen, für die Sicherheit der Bannister-Siedler zu garantieren. Schon die Sicherung der innerhalb des 50 Lichtjahre-Radius’ um die Erde gelegenen Welten war derzeit noch nicht ausreichend gewährleistet. Weit außerhalb gelegene Kolonien wie das New Hope-System stellten das Space Army Corps in seiner derzeitigen Umbruch-Phase vor enorme logistische und strategische Probleme. Aber New Hope war als äußerster Vorposten der Humanen Welten akzeptiert und es dachte auch niemand daran, hundert Millionen Siedler wieder zurück auf die Erde, zur Wega, auf die Sirius-Planeten oder andere Alt-Kolonien zu bringen. Angesichts der aufdämmernden Qriid-Gefahr war der Hohe Rat natürlich alles andere als glücklich darüber, dass die Bannister-Siedler nicht im Traum daran dachten, ihr neues Zuhause wieder aufzugeben, sondern fleißig damit beschäftigt waren die Kolonie zu erweitern und auszubauen.

Botschafterin Peellaans Mission war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

Ob ich ihr bei diesem Auftrag mehr Erfolg wünschen soll, hängt davon ab, mit welcher Direktive sie hier her geschickt wurde, dachte Reilly bei sich.

„Ich mache mir dieselben Sorgen wie sie alle“, erklärte Raimondo. „Aber es sollte sie beruhigen, dass ich persönlich ebenfalls an den Verhandlungen teilnehmen werde.“

1

Wenig später wurde die Verbindung unterbrochen.

„Ich bin gespannt, was bei diesen Verhandlungen herauskommt!“, meinte Soldo.

„Und ich fände es sehr viel beruhigender, wenn wir vor dem Abschluss dieser Gespräche ein Bild der Lage im Grenzsektor des Heiligen Imperiums hätten“, verdeutlichte Commander Reilly noch einmal seine Ansicht. „Davon abgesehen ist Botschafterin Peellaan nun wirklich nicht gerade unser diplomatisches Spitzenpersonal.“

„Wie sagt man so schön - zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, meldete sich Lieutenant Chip Barus zu Wort. Der Waffenoffizier schüttelte leicht den Kopf. Den Rest seiner Gedanken behielt er wohl lieber für sich.

„Vielleicht soll ich Botschafterin Peellaan vorschlagen, sich der Hilfe eines Olvanorers zu bedienen, damit ihre nächste Mission etwas erfolgreicher abgeschlossen werden kann, als dies bei ihrem Auftrag im Bannister-System der Fall war“, meinte Commander Reilly nicht ohne Süffisanz. Er wandte sich an Soldo. „I.O., Sie haben bis auf Weiteres das Kommando.“

„Ja, Sir.“

„Verständigen Sie mich sofort, falls sich etwas tun sollte – spätestens dann, wenn die Botschafterin oder das Kriegsschiff der Xabo eintrifft!“

2

Das Schiff der Xabo materialisierte nach dreieinhalb Stunden aus de Zwischenraum. Die STERNENKRIEGER hatte bis dahin ihr Bremsmanöver bereits zu einem Teil abgeschlossen und bereits auf 0,2 LG abgebremst. Etwa viereinhalb Stunden würde es noch dauern, bis der Leichte Kreuzer den Treffpunkt bei NHCO-4422 erreichte, vorausgesetzt der Kurs und der Bremsschub durch die Ionentriebwerke wurden beibehalten.

Das Raumschiff der Xabo materialisierte in einer Entfernung von 12 Astronomischen Einheiten von New Hope III, dem Hauptplaneten des Systems. Sofort sandten die Xabo ein Identifikationssignal und eine Standardbotschaft, die besagte, dass man in friedlicher Absicht kam.

Von der STERNENKRIEGER aus war das Schiff nur anhand seiner Signaturen und Strahlungsemissionen zu orten. Aber die Kontrollstationen sowie einige Raumboote der lokalen Verteidigungskräfte, die sich in der Nähe befanden, konnten auch einen optischen Eindruck aufzeichnen. Die Daten gingen sofort weiter an die sich versammelnde Space Army Corps Flotte bei NHCO-4422, sodass man mit geringer zeitlicher Verzögerung auch auf der STERNENKRIEGER und den anderen zum Verband gehörenden Schiffen einen Eindruck von dem fremden Raumschiff bekommen konnte.

Es hatte Hantelform und war etwa 800 Meter lang – was in etwa den Ausmaßen eines irdischen Dreadnought-Schlachtschiffs entsprach.

Auf beiden Seiten gab es je eine Breitseite mit zwanzig Geschützen. Es handelte sich um Gauss-Geschütze aus irdischer Produktion. Immer wieder waren Xabo-Frachter in den Systemen der äußeren Kolonien aufgetaucht und hatten vor allem Waffentechnik eingekauft.

Ihre selbst entwickelten Wuchtkanonen hinkten den irdischen Gauss-Geschützen zwar nicht in der Durchschlagskraft, wohl aber in der Schussfrequenz um ein Viertel hinterher, was bei dieser Art von Bewaffnung durchaus über Sieg der Niederlage entscheiden konnte. Schließlich war die Trefferwahrscheinlichkeit ohnehin schon eher gering. Nur jedes hundertste Projektil eines Gauss-Geschützes fand auch tatsächlich sein Ziel. Wenn dies jedoch geschah, war die Wirkung verheerend, denn der entstehende, etwa zehn Zentimeter durchmessende Schusskanal, der sich dann quer durch die getroffene Schiffseinheit zog, konnte schwerste Zerstörungen nach sich ziehen und sogar für eine Explosion des Schiffs sorgen, falls sensible Bereiche wie die Energieversorgung oder die Triebwerkssektionen betroffen waren.

Die Xabo hatten sich also für den Krieg gerüstet – und da ihre Wuchtgeschütze genauso starr montiert waren wie die Geschütze bei den Space Army Corps Schiffen, war die Schussfrequenz der entscheidende Faktor. Nur wenn man den Gegner mit einem wahren Hagel aus würfelförmigen Gauss-Projektilen bombardierte, hatte man die Chance, auch mal einen Treffer zu landen.

Im Verhältnis zu einem Leichten Kreuzer der Scout-Klasse war das Xabo-Schiff jedoch an Feuerkraft weit unterlegen, schließlich verfügte beispielsweise die STERNENKRIEGER über insgesamt vier Breitseiten mit je vierzig Geschützen und hatte darüber hinaus den Vorteil, mit ihren gut hundert Metern Länge wesentlich kleiner zu sein und damit auch für den Gegner ein schwerer zu treffendes Ziel abzugeben.

„So gut die Geschütze auch sein mögen, die sie unseren Waffenfabrikanten abgekauft haben – ich glaube nicht, dass die Xabo mit ihren Schiffen auch nur den Hauch einer Chance haben, den Qriid länger als ein paar Wochen zu widerstehen!“, lautete daher die kühle Analyse von Lieutenant Barus, die er während einer Besprechung der Offiziere im Raum des Captains äußerte.

Es gab niemanden, der ihm ernsthaft widersprochen hätte.

3

Etwa zwei Stunden nach dem Eintreffen des Xabo-Schiffs richtete dessen Kommandant eine Transmission an die Humanen Welten und insbesondere auch an deren Flottenkommandanten. Es wurde eine Sandströmfrequenz benutzt, die für jeden empfangbar war.

Der Captain wurde auf die Brücke gerufen.

Als er dort erschien, sah Willard Reilly bereits einen hoch aufgerichteten, geflügelten Gorilla, der in einer hellblauen, mit Orden behängten Uniform steckte. Auf dem Rücken gab es offenbar Öffnungen für die Flügel, mit denen er etwas nervös herumflatterte, um sich schließlich mit einer der Flügelhände links am Ohr zu kratzen.

Der Xabo öffnete den Mund und entblößte dabei zwei Reihen seiner Zähne, die nahe legten, dass seine Spezies durchaus auch Fleisch als Nahrung schätzte.

Im Hintergrund waren weitere Xabo zu sehen. Die Weibchen hatten nur die Hälfte an Körpergröße, unterschieden sich aber nicht in ihrer Kleidung und schienen auch an Bord des Xabo-Schiffs ähnliche Funktionen auszufüllen.

„Mein öffentlicher Name ist Padangklong, aber als Beweis dafür, dass ich den Menschen Vertrauen entgegenbringe, offenbare ich euch auch jene zwölf Namen, die normalerweise kein Xabo der Öffentlichkeit preisgibt: So heiße ich für die Besatzung des Schiffes, das ich kommandiere, Huongtron, für meine Eltern bin ich Guonteung; für meine Frauen heiße ich Jherengon, für die Kinder meiner ersten Frau bin ich Trongkong, für die Kinder meiner zweiten…“

Kein Wunder, dass der Kerl auf so viele Namen kommt!, dachte Reilly und stellte sich vor, dass das Sozialleben der Xabo ganz schön kompliziert sein musste, wenn der Einzelne jeweils überlegen musste, wen er wie anzusprechen hatte. Immerhin ist es eine Herausforderung an das Namensgedächtnis, sich zu jedem Individuum zwölf oder noch mehr Namen zu merken – und vielleicht war das der Motor der Intelligenzentwicklung dieser Spezies, überlegte Commander Reilly mit leichtem Sarkasmus. Wer keine Eiszeiten hatte, um in der Evolution voranzukommen, muss sich eben viele Namen ausdenken!

Die Sprache der Xabo war durch die bisherigen Handelskontakte relativ gut bekannt, sodass das Translatorsystem damit kein Problem hatte.

Schließlich war Padangklong mit seinen Vertrauensbeweisen fertig und kam zur Sache.

Der Kommandant des Xabo-Schiffs, das sich im übrigen SCHRECKEN DER SCHNABELARTIGEN nannte, berichtete von der Rücksichtslosigkeit, mit der das Qriid-Imperium seine Ausdehnung betrieb. Zweimal schon hatten die Xabo ihre eigentliche Heimat verlassen müssen, wenn sie sich nicht der so genannten Göttlichen Ordnung des Imperiums unterordnen wollten.

 

„Es gibt einige, die es vorzogen in der alten Heimat zu bleiben“, berichtete der Xabo-Kommandant. „Ihnen ist es schlecht ergangen. Sie dienen heute den schnabelartigen Herren als Industriesklaven. Es muss endlich ein Bündnis geschmiedet werden, das sich dieser Bedrohung entgegenstellt. Ihr Menschen mögt glauben, dass dieses Problem euch nichts angeht. Aber da seid ihr im Irrtum. Sie werden euer Sternenreich ebenso zerstören, wie sie es mit dem unseren getan haben. Oder mit der Heimat der achtbeinigen Wsssarrr! In der Raumregion, die von euch das Niemandsland genannt wird, gibt es keine Macht, die stark genug wäre, um diese Bestien in Vogelgestalt noch aufzuhalten. Vielleicht wird es eine Zeitspanne dauern, die einem Planetenumlauf eurer Zentralwelt entspricht. Möglich, dass sie sich auch zwei oder drei dieser Spannen Zeit lassen, aber spätestens dann werden sie an den Grundfesten eures Sternenreichs rütteln. Ich bin mir sicher, dass ihr dem Ansturm dieser Barbaren länger standzuhalten vermögt als wir, schließlich habt ihr die fortgeschritteneren Waffen. Aber letztlich werdet ihr auch nicht mehr als einen vorübergehenden, hinhaltenden Widerstand leisten. Die einzige Chance besteht darin, dass wir uns zusammentun. Viele – gerade kleinere Zivilisationen im Niemandsland sind da anderer Ansicht. Sie glauben, dass sie sich nur mit den Qriid gut stellen müssen, um dann verschont zu werden. Aber diese Hoffnung ist trügerisch. Die Qriid verschonen niemanden. Und sie nehmen keinerlei Rücksicht. Dass Milliarden von Individuen ihrem Krieg zum Opfer gefallen sind, halten sie für den Willen Gottes!“

Der Xabo-Kommandant namens Padangklong ballte sowohl die gewaltigen Pranken als auch die kleinen, zierlichen und sehr filigran wirkenden Hände an den lederig wirkenden Flügeln zu Fäusten.

Eine universelle Geste, wie es scheint!, dachte Reilly. Zumindest, so fern man auch Hände hat, die man zusammenpressen kann und nicht irgendeine andere Art von Greifwerkzeug.

„Wir rufen euch zu einem Bündnis auf!“, rief der Xabo. „Helft uns in unserer Not!“

Damit war die Transmission beendet.

Inzwischen war Bruder Padraig auf die Brücke getreten.

Der Olvanorer hatte den Anfang der Rede des Xabo-Kommandanten nicht mitbekommen, sich aber den Rest interessiert angehört. Dann trat er neben Lieutenant Wus Konsole, streckte die Hand aus und berührte ein paar Sensorfelder, mit deren Hilfe er sich die Verbindungsdaten ansah.

„Die Nachricht kam über Sandströmfunk und war vollkommen unverschlüsselt“, gab Lieutenant Wu Auskunft. Die Kommunikationsoffizierin strich sich ein verirrtes Haar aus ihrem Gesicht.

Bruder Padraig faltete die Hände und nickte nachdenklich.

„Das bedeutet, diese Transmission war Lichtjahre weit zu empfangen“, stellte er fest.

„Das ist korrekt“, stimmte Wu zu.

„Ich nehme an, dass genau das auch die Absicht des Xabo-Kommandanten war“, erklärte Bruder Padraig. Er wandte sich an Commander Reilly und fuhr fort: „Das, was sich wie eine ergebene Bitte um Beistand anhört ist in Wahrheit eine Erpressung. Diese Transmission wird man Lichtjahre weit abhören können. Die Qriid – da bin ich mir sicher – werden sie mit Interesse zur Kenntnis nehmen und daraus den Schluss ziehen, dass wir und die Xabo entweder bereits lockere Verbündete sind oder es bald werden. In jedem Fall geschieht etwas, das der Hohe Rat eigentlich vermeiden wollte: Nämlich, dass wir in den Fokus ihres Interesses geraten.“

„Aus Sicht der Xabo ist das eine logische Strategie“, gab Reilly zu.

„Ja, aber uns kann sie teuer zu stehen kommen“, gab Lieutenant Chip Barus zu bedenken. „Ich stimme der Analyse unseres Olvanorer-Berater zu und kann nur hoffen, dass unsere Superdiplomatin Peellaan sich nicht blenden lässt!“

„Haben wir noch eine andere Wahl, als zumindest ein lockeres Bündnis einzugehen?“, stellte Bruder Padraig die entscheidende Frage in den Raum. „Ich glaube, Botschafterin Peellaan wird – sofern sie die Situation mit kühlem Kopf zu betrachten in der Lage ist – alles tun, um zu verhindern, dass der Xabo-Kommandant einen unverschlüsselten Sandström-Funkspruch an sein eigenes Oberkommando sendet, in der er erklärt, dass die Verhandlungen erfolgreich waren.“

„Es reicht schon ein verschlüsselter Spruch!“, glaubte Thorbjörn Soldo. Der Erste Offizier der STERNENKRIEGER hatte die Arme vor der Brust verschränkt und war neben den Sitz des Captains getreten. Sein Blick war auf den Panoramaschirm gerichtet, wo jetzt ein Nah-Zoom des Handelsraumers der Xabo zu sehen war. „Es reicht doch völlig, wenn er eine verschlüsselte Nachricht ohne Inhalt zurücksendet“, stellte er fest. „Die Qriid werden das für eine gut verschlüsselte Botschaft halten, in der das Bündnis bestätigt wird!“

„Captain!“, meldete sich jetzt Jessica Wu zu Wort. Die Kommunikations- und Ortungsoffizierin blickte mit ungläubig gerunzelter Stirn auf die Anzeigen ihrer Konsole. Durch die Berührung eines Sensorfeldes aktivierte sie ein weiteres Menue, um sich noch ein paar Daten zur Vergewisserung anzeigen zu lassen. Aber es konnte keinen Zweifel geben. Die Anzeigen waren in jeder Hinsicht vollkommen eindeutig…

„Was gibt es, Lieutenant?“, fragte Reilly etwas ungeduldiger, als er eigentlich beabsichtigt hatte.

Wu drehte sich herum.

„Eine Transmission wie jene, von der Lieutenant Commander Soldo gerade gesprochen hat, ist soeben von dem Xabo-Schiff mit der Bezeichnung SCHRECKEN DER SCHNABELARTIGEN abgesetzt worden!“

Reilly atmete tief durch.

Eine reizende Ausgangssituation für Verhandlungen!, ging es ihm durch den Kopf.