Raumkrieger im Wurmloch: 6 Science Fiction Abenteuer auf 1660 Seiten

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“Ich würde ja lachen, wenn auf der anderen Seite der Wurmloch-Porta ein Space Army Corps Schiff wartet und uns wieder zurückschickt”, meinte MacKenzie.

“Es sind zurzeit sogar zwei Schiffe drüben”, sagte von Schlichten. “Die LEVIATHAN von Admiral Nainovel und die ODYSSEUS von Captain Wong.”

“Sie sind aber verdammt gut informiert!”

“Das ist eine Voraussetzung, wenn man irgend etwas bewegen will!”

“Sie müssen wirklich über sehr gute Quellen verfügen.”

“Es gibt keine Geheimnisse, Mac. Nicht vor einem wirklich scharfen Verstand.”

“Ach, und da kapitulieren alle Geheimnisträger von Flotte, Regierung und wem sonst auch immer gleich vor Ihnen und verraten Ihnen alles, was Sie gerne wissen wollen?”, spottete MacKenzie.

Von Schlichten ignorierte den Spott vollkommen.

Er blieb so ernst wie ein reformierter Prediger. Sein Gesicht war in diesem Augenblick eine versteinerte Maske.

“Sie müssen nicht alles wissen, Mac.”

Es gefiel MacKenzie nicht, dass von Schlichten ihn ‘Mac’ nannte. Aber andererseits wusste MacKenzie sehr genau, dass von Schlichten ihn nur um so öfter ‘Mac’ nennen würde, wenn er daran noch einmal Anstoß nahm. Das hatte er schon oft genug getan. Wahrscheinlich zu oft. Und so etwas reizte von Schlichten nur.

“Ich dachte wir sind ein Team, von Schlichten.”

“Ja. Und jedes Team hat einen Mastermind.”

“Und das sind Sie?”

“Sie vielleicht?”

“Nun...”

“Wir wollen alles tun, um Barus und Sunfrost zu finden - beziehungsweise ihnen zuvor zukommen, bevor die irgend etwas finden, womit sie vielleicht nichts anzufangen wissen. Oder nicht das Richtige, was genauso viel Schaden anrichten kann.” Von Schlichten machte eine ruckartige Kopfbewegung und sah MacKenzie jetzt kurz an. “Da wir gerade von Rena Sunfrost reden...”

“Wechseln wir das Thema.”

“Was macht eigentlich die zarte Beziehung, die Sie untereinander während der Expedition ins Morrhm-Gebiet geknüpft haben?”

“Ich werde mit Ihnen nicht über diese Sache reden, von Schlichten.”

“Wie? Beziehung schon im Eimer? So schnell?” Von Schlichten zuckte mit den Achseln und wandte nun wieder seine volle Konzentration den Anzeigen auf dem Konsolendisplay zu. “Oder sollte ich Ihren angespannten, gereizten Tonfall und Ihre inkongruente Körpersprache etwa so vollkommen missdeutet haben?”

Nein, hat er natürlich nicht!, dachte MacKenzie. Dazu war von Schlichten viel zu schlau und vor allem ein viel zu genauer Beobachter.

Seine Fähigkeiten grenzen manchmal an die Empathie der Olvanorer, ging es MacKenzie durch den Kopf, nur dass den Olvanorer-Mönchen ihre Ordensregeln die Gehässigkeit verbieten, die bei von Schlichten so unüberhörbar ist.

*


Von Schlichtens Raumyacht erreichte jetzt den unmittelbaren Bereich vor der Porta.

Einige der verfolgenden bewaffneten Raumboote versuchten auf Abfangkurs zu gehen. Aber sie würden es nicht schaffen, die Raumyacht daran zu hindern, ihr Ziel zu erreichen.

Von Schlichten lächelte zufrieden. “Das ist nicht mehr als eine symbolische Handlung”, stellte er fest.

MacKenzie schien nicht gleich zu begreifen, was von Schlichten meinte. “Wovon sprechen Sie?”

“Von dem Versuch, uns abzufangen”, erklärte von Schlichten. “Commodore Nasomo muss etwas unternehmen. Er muss seinen Willen dokumentieren, uns an der Wurmloch-Passage zu hindern, sonst reißt ihm Admiral Raimondo persönlich den Kopf ab und seine Karriere beim Space Army Corps ist wahrscheinlich zu Ende.”

“So weit ich weiß hat Admiral Raimondo im Moment gar keine Kommandofunkton mehr.”

“Er hat viel mehr. Eine politische Funktion im Humanen Rat nämlich. Und damit ist sein Einfluss noch viel größer, als die des Stabschefs.” Von Schlichten schüttelte den Kopf, während sein Blick konzentriert auf die Anzeigen seiner Konsole gerichtet blieben. “Ich glaube, es ist heute kaum noch möglich, eine Karriere im Space Army Corps zu machen, ohne in irgendeiner Weise dabei von Admiral Raimondo abhängig zu sein. Eine Bande von Günstlingen sind unsere Raumstreitkräfte geworden!” Die ganze Verachtung und Enttäuschung, die von Schlichten empfand, klang in diesen Worten mit. Verachtung gegenüber Raimondo und all jenen, die er für Speichellecker hielt. Und Enttäuschung darüber, dass man ihn am größten Unternehmen der Menschheitsgeschichte nicht hatte teilnehmen lassen wollen. So nämlich sah von Schlichten die Mission der beiden Raumschiffe SONNENWIND und STERNENKRIEGER in die unendlichen Weiten des Etnord-Gebietes. Eine Mission, die mit etwas Glück vielleicht sogar jenes Rätsel lösen konnte, das für die Menschheit existenziell war.

Das Rätsel der Alten Götter nämlich.

Wenn es eine Zivilisation es schaffte, deren Erbe anzutreten, hatte sie eine gesicherte Zukunft. Kamen der Menschheit dabei andere Mächte zuvor, dann bedeutete dies eine akute Gefahr. Und davon abgesehen war von Schlichten mit Leib und Seele Wissenschaftler. Der Hunger nach Erkenntnis trieb ihn vorwärts. Eine Gier nach Wissen, die ihn erfüllt hatte, so lange er denken konnte. Wissen und Erkenntnis - diesen beiden Dingen hatte er nicht erst seit heute sein Leben gewidmet.

“Wir treten jetzt in den Außenbereich der Wurmloch-Porta ein”, erklärte MacKenzie. "Auswirkungen des Y2-Faktors sind ungewöhnlich hoch."

"Ja, das sehe ich auch", murmelte von Schlichten.

"Machen Ihnen die erhöhten fünfdimensionalen Strahlungswerte keine Sorgen, von Schlichten? "

"Ja, aber das sollten Sie meine Sorge sein lassen."

"Wieso?"

"Weil Sie nichts davon verstehen, Mac, und sich deswegen über die falschen Dinge den Kopf zerbrechen."

"Na, dann will ich mal hoffen, dass Sie Recht haben, von Schlichten...”

"Worauf Sie einen lassen können, Mac!"

"...und alle anderen Unrecht, die sich sonst noch irgendwie mit dem Thema beschäftigt haben", vollendete MacKenzie noch seinen Satz.

Worte, die von Schlichten für einen Moment beinahe die Fassung verlieren ließen.

Beinahe.

Aber diesen Triumph wollte von Schlichten niemandem lassen. Und MacKenzie schon gar nicht. Also schluckte der alles hinunter, was ihm auf der Zunge lag. Alles. Auch die bissigen Bemerkungen, die er jetzt gerne in einem Schwall auf seinen Begleiter während dieser Reise ergossen hätte. Aber von Schlichten beherrschte sich. Er beherrschte sich und verfluchte sich auch nicht dafür, dass er den Linguisten überhaupt darum gebeten hatte, ihn auf dieser Reise zu begleiten. Andererseits war es so vielleicht doch etwas netter, ging es ihm durch den Kopf. Hatte nicht auch Robinson Crusoe wenigstens einen Freitag auf seiner einsamen Insel gehabt?

––––––––


ENDE

Diese Geschichte ist Teil der „Chronik der Sternenkrieger“.

© 2014 Alfred Bekker

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Alle Einzeltitel in chronologischer Reihenfolge:

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Space Army Corps: Terrifors Geschichte (Handlungszeit 2238)

Erstes Kommando: Extra-Roman (Handlungszeit 2242)

Chronik der Sternenkrieger 1 Captain auf der Brücke (Handlungszeit 2250)

Chronik der Sternenkrieger 2 Sieben Monde

Chronik der Sternenkrieger 3 Prototyp

Chronik der Sternenkrieger 4 Heiliges Imperium

Chronik der Sternenkrieger 5 Der Wega-Krieg

Chronik der Sternenkrieger 6 Zwischen allen Fronten

Chronik der Sternenkrieger 7 Höllenplanet

Chronik der Sternenkrieger 8 Wahre Marsianer

Chronik der Sternenkrieger 9 Überfall der Naarash

Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast

Chronik der Sternenkrieger 11 Angriff auf Alpha

Chronik der Sternenkrieger 12 Hinter dem Wurmloch

Chronik der Sternenkrieger 13 Letzte Chance

Chronik der Sternenkrieger 14 Dunkle Welten

Chronik der Sternenkrieger 15 In den Höhlen

Chronik der Sternenkrieger 16 Die Feuerwelt

Chronik der Sternenkrieger 17 Die Invasion

Chronik der Sternenkrieger 18 Planetarer Kampf

Chronik der Sternenkrieger 19 Notlandung

Chronik der Sternenkrieger 20 Vergeltung

Chronik der Sternenkrieger 21 Ins Herz des Feindes

Chronik der Sternenkrieger 22 Sklavenschiff

Chronik der Sternenkrieger 23 Alte Götter

Chronik der Sternenkrieger 24 Schlachtpläne

Chronik der Sternenkrieger 25 Aussichtslos

Chronik der Sternenkrieger 26 Schläfer

Chronik der Sternenkrieger 27 In Ruuneds Reich

Chronik der Sternenkrieger 28 Die verschwundenen Raumschiffe

Chronik der Sternenkrieger 29 Die Spur der Götter

Chronik der Sternenkrieger 30 Mission der Verlorenen

Chronik der Sternenkrieger 31 Planet der Wyyryy

Chronik der Sternenkrieger 32 Absturz des Phoenix

Chronik der Sternenkrieger 33 Goldenes Artefakt

Chronik der Sternenkrieger 34 Hundssterne

Chronik der Sternenkrieger 35 Ukasis Hölle

 

Chronik der Sternenkrieger 36 Die Exodus-Flotte (Handlungszeit 2256)

Chronik der Sternenkrieger 37 Zerstörer (in Vorbereitung)

Sammelbände und Sonderausgaben:

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Sammelband 1: Captain und Commander

Sammelband 2: Raumgefechte

Sammelband 3: Ferne Galaxis

Sammelband 4: Kosmischer Feind

Sammelband 5: Der Etnord-Krieg

Sammelband 6: Götter und Gegner

Sammelband 7: Schlächter des Alls

Sammelband 8: Verlorene Götter

Sammelband 9: Galaktischer Ruf

––––––––


Sonderausgabe: Im Dienst des Star Army Corps

Sonderausgabe, Sammelband: Der Anfang der Saga

Impressum

ALFRED BEKKER DIGITAL IST EIN IMPRINT VON ALFRED BEKKER

© 2015 der Digitalausgabe Alfred Bekker CassiopeiaPress, Lengerich, Westf.

Alle Rechte vorbehalten.

Www.alfredbekker.de

Postmaster@AlfredBekker.de


von Alexander Naumann

Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.

Nach einer verlorenen Schlacht sieht sich der Skalde Eirik Trollblut gezwungen, zusammen mit seinem treuen Gefährten Bragi die Flucht zu ergreifen. Beim Hof von König Oddkell suchen sie Schutz vor dem König Haraldr, über den Eirik viele verächtliche Verse geschmiedet hatte. Doch auch dort soll der Konflikt zwischen Haraldr und Eirik sich weiter zuspitzen...

Natürlich verfolgten die Schergen des Königs sie. Eirik und Bragi standen auf einem Hügel, der sich über einem langsam fließenden Fluss erhob. Die Reiter des Königs Haraldr befanden sich auf der anderen Seite und bewegten sich flussaufwärts.

Eirik verschränkte die Arme und atmete aus. „Haraldr wird uns nicht so einfach davonkommen lassen. Er ist auf Rache aus.“

„ Natürlich ist er das!“, sagte Bragi. Die Augen mit der Hand vor der Sonne abschirmend schaute zu den Reitern. „Diesmal hast du es wirklich übertrieben. Einem König das Auge auszustechen! Das ist sicherlich der Stoff für eine Geschichte.“





Die Rückkehr der Raumgarde


Die Rückkehr der Raumgarde

Die Rückkehr der Raumgarde SF-Roman von Alfred Bekker Eine rätselhafte Explosion auf dem Mond steht offenbar in Zusammenhang mit Vorfällen, die eine Forschungsstation auf dem extrasolaren Planeten Winterwelt betreffen. Es besteht der Verdacht, dass eine unbekannte Macht an der Entwicklung von Waffen arbeitet, die auf dem Prinzip der durch die Relativitätstheorie bekannten Quantenteleportation beruhen. Wer solche Waffen erfolgreich zu testen vermag, hätte die absolute Zerstörungsmacht in der Galaxis. Eine Katastrophe droht - und Colonel Kurt Farmoon von der Raumgarde muss mit einem Team von Spezialisten das Schlimmste verhindern. Nach dem Roman DIE RAUMGARDE ist DIE RÜCKKEHR DER RAUMGARDE der zweite, völlig in sich abgeschlossene Roman um Kurt Farmoon und die Einsätze der terranischen Raumgarde. Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE-SAGA,die GORIAN-Trilogie und seine Romane um die HALBLINGE VON ATHRANOR machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er war Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Kommissar X und Ren Dhark.





Die Raumgarde


Die Raumgarde

Die Raumgarde SF-Roman von Alfred Bekker Im Jahr 2959 schützt die Raumgarde der Space Army die Erde. Der Rekrut Farmoon macht eine unglauliche Entdeckung. Sein erster Einsatz als Raumsoldat auf einem Hinterwäldlerplaneten sieht nach einer Routine-Mission aus, aber er führt ihn und die anderen Raumgardisten mitten in die gefährlichen Machenschaften des Alien-Imperiums der Kelradan. Der Umfang dieses Buchs entspricht 226 Taschenbuchseiten. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.




Alfred Bekker Science Fiction Roman: Die Raumgarde



Alfred Bekker Science Fiction Roman: Die Raumgarde

Alfred Bekker

Published by Uksak Sonder-Edition, 2017.

Table of Contents

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Die Raumgarde
SF-Roman von Alfred Bekker


Im Jahr 2959 schützt die Raumgarde der Space Army die Erde. Der Rekrut Farmoon macht eine unglauliche Entdeckung. Sein erster Einsatz als Raumsoldat auf einem Hinterwäldlerplaneten sieht nach einer Routine-Mission aus, aber er führt ihn und die anderen Raumgardisten mitten in die gefährlichen Machenschaften des Alien-Imperiums der Kelradan.

Der Umfang dieses Buchs entspricht 226 Taschenbuchseiten.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.




Copyright


Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

© by Author / Cover: Steve Mayer mit Pixabay

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de




1. Teil: Frühjahr 2959, Terra


Schweißperlen standen auf Wladimir Krylenkos Stirn. Gemeinsam mit einem halben Dutzend weiterer Elitesoldaten der Raumgarde hetzte er eine sich schlauchartig dahinziehende Schlucht entlang. Rechts und links ragten steile Hänge auf. Hier und da kamen schroffe Felsen unter dem Geröll hervor. Der Untergrund war trocken und aufgesprungen. Nur spärliche Vegetation war in den Bergen zu finden.

Wladimir blieb stehen.

 

Der 1,94 m große Russe hob die Hand.

Er kommandierte diesen Zug von Gardisten.

Die Männer stoppten ebenfalls.

Blickten zurück.

"Nichts zu sehen von den Blechbrüdern!", meinte einer der Männer. Er hieß Stu Trenton, hatte dunkle Haare und einen breiten kantigen Kopf.

Wladimir verzog das Gesicht.

"Dass du schon wieder reden kannst, zeigt deine gute körperliche Verfassung, Stu", sagte Krylenko.

Stu grinste matt. "Kein Wunder bei der Ausbildung, die wir hinter uns haben!"

"Aber du irrst dich trotzdem."

"Ach, ja?"

"Unterschätze mir die Blechdosen nicht! Vor allem dann nicht, wenn du diesen Robotern ohne Waffen und technische Ausrüstung gegenüberstehst, während die Metallkameraden mit Schockern ausgestattet sind."

Die Gardisten trugen lediglich ihren normalen Kampfanzug und nicht den gepanzerten Multifunktionsanzug. Aber angesichts des Laufs, den sie hinter sich hatten, bedauerte das niemand.

Keiner von ihnen war bewaffnet, verfügte über ortungstechnische Hilfsmittel zur Orientierung oder Kommunikationstechnik. Aber ein Angehöriger der Raumgarde, dieser im Dezember 2956 gegründeten schnellen Eingreiftruppe der terranischen Flotte konnte notfalls auch ohne diese Hilfsmittel gegen seine Gegner bestehen. Die einzigen Waffen, die Wladimirs Männern im Augenblick zur Verfügung standen, waren Hände, Füße und das Gehirn. Letzteres war dabei am wichtigsten. Die Garde bestand nämlich keineswegs aus stumpfsinnigen Kampfmaschinen in Menschengestalt. Jeder Gardist verfügte zusätzlich zu seiner Kampfausbildung über wissenschaftliche Qualifikationen, Offiziere hatten sogar promoviert.

Blinder Kadavergehorsam war nicht gefragt, sondern die Fähigkeit, selbständig zu denken und notfalls zu improvisieren.

Wladimir streckte die Hand aus.

Er bleckte die Zähne wie ein Raubtier.

"Na, was habe ich gesagt!", rief er.

Ein Serienroboter von annähernd humanoider Gestalt schwebte über den Steilhang. Er trug ein Antigravaggregat in einem Zusatzpack auf dem Rücken und einen Paralyse-Schocker mit der gelenkigen Greifhand eines der skelettartigen Teleskoparme.

Mehr als drei Dutzend dieser umgangssprachlich auch "Blechmänner" genannten Roboter hatte das umliegende Gebiet nach den Gardisten abgesucht.

Zumindest einer der "Blechmänner" war Krylenkos Gruppe dicht auf den Fersen.

Im Vergleich zu den Gardisten besaß er auf jeden Fall die größere Ausdauer.

So gut es ging hatten die Gardisten aus Wladimirs Gruppe bisher die Verfolger zu täuschen und abzulenken versucht.

Aber dieser eine war ihnen die ganze Zeit über schon besonders dicht auf der Spur gewesen.

Der Roboter ließ sich mit Hilfe seines Antigravaggregats zu Boden schweben. Sanft setzte er auf. Er erinnerte dabei an einen Astronauten auf einem Planeten mit sehr geringer Schwerkraft.

Der Roboter schwenkte noch während des Sprungs den Lauf des Paralysators.

Er wandte den Kopf, in dessen Mitte sich die optischen Sensoren befanden.

Noch bevor er gelandet war, feuerte er den Schocker ab. Paralysestrahlen zischten durch die Luft, verfehlten die Männer aus Wladimirs Gruppe aber.

"Nichts wie weg!", rief Wladimir.

Die Gardisten bewegten sich vorwärts.

Die Männer hatten Glück gehabt. Niemand war durch die Strahlen getroffen worden. Die Gardisten verteilten sich sofort, um dem Verfolger kein leichtes Ziel zu bieten. Immer wieder zischten Strahlenschüsse dicht neben ihnen in den geröllhaltigen Untergrund, wo sie allenfalls ein paar Eidechsen betäuben konnten.

Der Blechmann spurtete los.

Er bewegte sich mit erstaunlicher Behändigkeit, die man der Maschine auf den ersten Blick gar nicht zutraute. Aber auch für die Massenproduktion entworfene Roboter-Typen wie die sogenannten "Blechmänner" wurden ständig optimiert.

Im Gegensatz zur Kondition von Wladimirs Männern wurde seine Ausdauer nur durch die Speicherkapazität seiner Plasmabatterien begrenzt.

Die waren, wie Krylenko schätzte, nicht einmal zu einem Zehntel entleert.

Die Gardisten waren jedoch am Ende ihrer Kräfte.

Jeder Schritt schmerzte bereits.

Seit vierundzwanzig Stunden schon waren sie vor den Blechmännern auf der Flucht. In den Nachtstunden war das nicht ganz so kräftezehrend gewesen - trotz der Tatsache, dass ihre Verfolger über Infrarot-Optik verfügten und dadurch einen zusätzlichen Vorteil genossen.

Der Roboter feuerte wild um sich, verfehlte einen von Wladimirs Männern nur knapp. Im letzten Moment konnte sich dieser mit einem Hechtsprung hinter einen Felsbrocken retten. Der Brocken wurde voll von den Paralysestrahlen erfasst.

Die Männer gingen so gut es möglich war in Deckung.

Einige kletterten die Hänge hoch, brachten sich hinter Felsbrocken in Sicherheit.

Der Roboter bremste seinen Lauf ab.

Er hatte das Problem, sich entscheiden zu müssen.

Wladimir ging zwischenzeitlich ebenfalls in Deckung.

Nur wenige Meter entfernt machte die Schlucht eine Biegung.

Die ersten aus Krylenkos Zug waren dort bereits verschwunden.

Der Großteil hatte dieses Stück noch vor sich.

"Los jetzt!", brüllte Wladimir.

Wenn alle gleichzeitig aus der Deckung schnellten, standen die Chancen des Roboters schlechter, sie zu erwischen.

Krylenko gab das Signal.

Die Männer rannten los.

Nur Wladimir zögerte noch.

Er nahm einen Stein, schleuderte ihn dem Blechmann entgegen.

Und traf.

Mit einem scheppernden Geräusch prallte der Stein an der Metallplatte des Brustkorbs ab.

Der Roboter drehte den Lauf des Paralysators in Wladimirs Richtung. Wladimir war längst wieder in Deckung gegangen. Nie wird ein Roboter diese oder irgendeine andere Waffe mit derselben Perfektion bedienen können, wie ein Soldat der Raumgarde!, ging es ihm zufrieden durch den Kopf.

Krylenko rappelte sich auf, hetzte weiter und erreichte als letzter Mann die Biegung.

Der Paralysestrahl erfasste einen der knorrigen, halbvertrockneten Bäume, die hier zu finden waren. Die Wurzeln ragten teilweise aus dem staubtrockenen Boden heraus und lagen frei.

Ein Erdhörnchen, das sich zwischen dem knorrigen Wurzelwerk versteckt hatte, wurde von dem Schockstrahl erfasst und kullerte betäubt die Böschung hinunter.

Krylenko rannte weiter und befand sich wenig später hinter der Biegung in vorläufiger Sicherheit. Der Roboter machte mit Hilfe seines Antigravaggregats einen Satz von zwanzig Metern. Er landete sanft und gerade noch rechtzeitig vor jener Zone, in der die Kronen der knorrigen, halvertrockneten Bäume eine Landung zu einer riskanten Angelegenheit gemacht hätten.

Genau hier hatten Wladimir und seine Männer ihn haben wollen...

Ein überlegenes Lächeln flog über sein Gesicht.

Der Roboter lief zwischen den Bäumen her, während sich die Gardisten in der Umgebung erneut Deckung gesucht hatten. Wladimir selbst schaffte es gerade noch, sich hinter den Stumpf eines sehr mächtigen Baums zu hechten. Der Schockstrahl ging über ihn hinweg und richtete sich im nächsten Moment plötzlich gen Himmel.

Sein Schuss war verrissen worden.

Der Roboter verlor buchstäblich den festen Boden unter den Füßen.

Der Untergrund gab nach.

Eine Fallgrube gähnte unter ihm.

Der Roboter sackte urplötzlich in die Tiefe.

Mit Geäst und dazwischen gespannte Uniformteilen, die anschließend mit Erde und Blättern bedeckt worden waren, hatten die Gardisten sie getarnt. Es war eine höllische Plackerei gewesen, die Grube mit bloßen Händen in den relativ trockenen, geröllhaltigen Untergrund hineinzugraben. So mancher von ihnen hatte jetzt mehr als nur Schwielen an den Händen.

Aber dieser Moment entschädigte für alles.

Der Roboter fiel allerdings nur etwa einen halben Meter in die Grube. Dann fing ihn sein Antigravaggregat auf und er schwebte wieder empor.

Doch zuvor war er von einer Gestalt angesprungen worden, die offenbar in der Grube auf ihn gelauert hatte.

Ein Gardist.

Der Roboter ruderte mit Armen und Beinen, um den Mann abzuschütteln.

Vergeblich.

Der Gardist löste mit zwei Handgriffen die Magnetverschlüsse des Zusatzpacks auf dem Rücken des Roboters, in dem sich das Antigravaggregat befand. Der Soldat riss es dem Roboter förmlich von den Schultern.

Beide stürzten hinab in die Grube.

Der Roboter kam hart auf, während der Aufprall des Gardisten durch das aktivierte Aggregat, an das er sich klammerte, abgebremst wurde.

Der Gardist deaktivierte es mit einem sicheren Handgriff, damit es nicht davonflog. Er rappelte sich auf, war augenblicklich auf den Beinen.

Kurt Farmoon stand auf dem Namensschild seines Kampfanzugs.

Der Roboter war beinahe ebenso schnell wieder auf den Beinen wie sein menschlicher Kontrahent. Er hob den Schocker, richtete die Waffe auf Farmoon.

Farmoon schnellte vor, kickte dem Roboter den Schocker aus der Hand und hakte sich im nächsten Moment mit der Ferse in das rechte Kniegelenk seines Gegenüber.

Für die Hebelwirkung spielte es keine Rolle, ob ein Gegner aus Metall oder organischem Gewebe bestand. Der Roboter knallte zu Boden. Mit einem seiner teleskopartigen Greifarme packte er dabei Farmoon buchstäblich am Kragen und riss ihn mit sich. Sie rollten übereinander. Kräftemäßig war der Roboter seinem menschlichen Gegner um ein Vielfaches überlegen. Aber Kurt Farmoon war schneller. Er riss die Wartungsklappe des Roboters auf und deaktivierte ihn.

Farmoon atmete tief durch und löste den Griff der Maschine um seinen Uniformkragen.

Er zögerte nicht, sondern machte sich gleich daran, die Energiezellen aus dem Inneren des Roboters zu entfernen.

"Bravo Kurt!", rief Wladimir Krylenko, der zusammen mit einigen der anderen Gardisten am Rand der Grube stand. "Das macht dir so schnell keiner nach!"

"Um ein Haar wäre er mir davongeflogen -—mit seinem verdammten Antigravaggregat!"

"Aber du warst schneller!"

"Los, verlieren wir keine Zeit! Ich wette unser Metallfreund hat den Rest der Blechmann-Bande schon hergerufen!"

Wladimir sprang in die Grube.

Kurt hatte natürlich recht.

Nur Augenblicke blieben ihnen, um gegen den Angriff ihrer Gegner gewappnet zu sein.

André Souan, ein Franzose, der zusammen mit Kurt Farmoon und Wladimir Krylenko ausgebildet worden war, sprang ebenfalls in die Grube. In den ersten Tagen ihrer Ausbildung hatte Kurt ihm das Leben gerettet.

André nahm den Schocker des Roboters an sich.

Es war sinnlos, diese Waffe gegen die in Kürze eintreffenden Verfolger einsetzen zu wollen. Die Wirkung des Schockers beruhte auf einer kurzfristigen Überlastung des menschlichen Nervensystems, die zu Bewusstlosigkeit und Lähmung führte. Das Erwachen nach einer Schockerparalyse war ein äußerst schmerzhafter Vorgang. Bei konditionell schwachen Personen konnte ein Beschuss mit dem Paraschocker sogar tödlich wirken.

Risikopersonen hatten allerdings keinerlei Chancen, die Aufnahmeverfahren der Garde zu durchlaufen.

Auf einen Roboter hatte diese Waffe allerdings überhaupt keine Wirkung.

Wladimir hatte sich inzwischen an dem Zusatzpack des Roboters zu schaffen gemacht und das Antigravaggregat geöffnet, dessen Innenleben nun freilag.

Kurt reichte ihm die Energiezellen, die er dem Roboter entnommen hatte.

Mit ein paar sicher wirkenden Handgriffen setzte Wladimir sie ein.

"Die Energiezellen des Schockers!", forderte der Zugführer.

André warf sie ihm nacheinander zu.

Wladimir fing sie mit traumwandlerischer Sicherheit, drängte auch sie ins Innere des Aggregats hinein und aktivierte ein Display.

"Verdammt, die Roboter! Sie kommen!", rief einer der anderen Männer.

Sie sind noch schneller als ich gedacht habe, durchfuhr es Wladimir.

Aber die Zeit reichte.

In Wladimirs Augen blitzte es.

"Nichts wie weg!", rief der Russe. "Die Bombe ist scharf. Sie ist so eingestellt, dass sie auf die Kommunikationsfrequenz der Roboter reagiert und detoniert sobald die Blechmänner in ihrer Reichweite sind."

André und Kurt schwangen sich bereits aus der Grube. Wladimir überprüfte noch einmal die Einstellung. Er hatte die Bombe so konfiguriert, dass die Roboter sehr nahe herankommen mussten, um die Detonation auszulösen.

Schließlich wollte er möglichst viele von ihnen erwischen.

Dieses Vorgehen barg natürlich auch das Risiko in sich, dass die Gardisten zuvor in die Reichweite des Schockerfeuers gerieten.

"In Deckung Männer! Gleich fliegen hier Blechteile durch die Luft!", rief Wladimir, während er jetzt ebenfalls aus der Grube kletterte.

Keuchend stoben die Gardisten in alle Richtungen davon, um sich schützende Deckung zu suchen.

Nur Kurt Farmoon war erst wenige Meter gelaufen, drehte sich dann nach Wladimir um.

Die Kampfroboter näherten sich.

Einige schwebten mit Hilfe ihrer Antigravaggregate die Hänge hinunter, andere befanden sich bereits am Boden und näherten sich.