Za darmo

Corona Magazine #354: Juli 2020

Tekst
Z serii: Corona Magazine #354
0
Recenzje
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Regisseur des Tons: Musikkomponisten des phantastischen Genres: Ramin Djawadi

von Pia Feuerbach

Nach seinem Studium arbeitete Ramin Djawadi 2003 zunächst als Assistent für Klaus Badelt und wirkte unter anderem an Fluch der Karibik – Der Fluch der Black Pearl und Die Zeitmaschine mit.

Durch diese Zusammenarbeit traf er 2004 auf Hans Zimmer, arrangierte gemeinsam mit ihm Teile der Filmmusik zu Thunderbirds und produzierte zusammen mit Robert »RZA« Diggs den Soundtrack zu Blade: Trinity.

2005 baute er die Zusammenarbeit mit Zimmer weiter aus, u. a. arbeiteten sie gemeinsam an Batman Begins und The Island. In diesem Jahr gelang es Ramin, aus dem Schatten Zimmers zu treten und komponierte die Serienmusik zu Prison Break. Für die Titelmusik wurde er mit einer Emmy-Nominierung geehrt.

Für seinen Soundtrack zu Marvels Iron Man im Jahr 2008 wurde er 2009 für den Grammy nominiert, musste sich jedoch seinem ehemaligen Lehrer Hans Zimmer zusammen mit James Newton Howard mit dem Soundtrack zu The Dark Knight geschlagen geben.

Produzent David Goyer, mit welchem er bereits bei Blade: Trinity zusammenarbeitete, engagierte ihn 2009 für die Musik zur Serie Flash Forward. Diese Komposition wurde ebenfalls mit einer Emmy-Nominierung belohnt.

2010 sprang Djawadi als kurzfristiger Ersatz für Matthew Bellamy ein, der ein Projekt inmitten der Arbeit abbrach, um mit seiner Band auf Tour zugehen. Innerhalb von nur zwei Wochen komponierte er den Soundtrack zu Kampf der Titanen. Dabei griff er auch auf bereits fertigkomponierte Stücke seiner Kollegen Geoff Zanell, Bobby Tahouri und Dominic Lewis zurück. Das Computerspiel Medal of Honor wurde 2010 ebenfalls von Djawadi vertont.

Dem gebürtigen Duisburger gelang 2011 nun final der große Durchbruch und er wurde einem noch breiteren Publikum durch seine musikalische Untermalung der HBO-Serie Game of Thrones bekannt, für die er von 2011 – 2019 verantwortlich zeichnete.


2014 wurde er das erste Mal für die Vertonung der Serie mit einer weiteren Emmy-Nominierung für die Folge Der Berg und die Viper geehrt, 2017 gewann er schließlich den Emmy für den Soundtrack zur Folge Der Drache und der Wolf.

Für die Komposition der 7. Staffel der Serie erhielt er 2018 erneut eine Grammy-Nominierung, zog aber gegen Justin Hurwitz und den Soundtrack zu La La Land den Kürzeren.


Neben seiner Arbeit an Game of Thrones komponierte er ab 2013 weiterhin die Musik für Guillermo del Torros Serie The Strain und arbeite mit del Torro im gleichen Jahr auch bei Pacific Rim zusammen.

2014 und 2015 blieben für die sonst so produktiven Verhältnisse im phantastischen Genre ruhig, 2014 entstand ausschließlich der Soundtrack zu Dracula: Untold.

2016 legte er dann mit den Musikproduktionen noch weiter zu und schrieb die Soundtracks zu The Great Wall, Warcraft und zur neuen HBO-Serie Westworld.

Für die Musik der 8. Staffel Game of Thrones erhielt er seine 3. Grammy-Nominierung. Erneut konnte sich Ramin Djawadi in dem starken Wettbewerb nicht durchsetzen, der Grammy ging an Hildur Guðnadóttir und ihre Musik zur Mini-Serie Chernobyl.


Zurzeit lebt Djawadi, Jahrgang 1974, mit Frau und Kindern in den Vereinigten Staaten und arbeitet an dem Soundtrack zu The Eternals aus dem Hause Marvel, der voraussichtlich 2021 in die Kinos kommen wird. Insgesamt hat er bereits mehr als 100 Filme und Serien in seiner bisherigen Laufbahn vertont.

Er ist zudem der weltweit erste Komponist für TV-Produktionen, der mit einem großen Live-Orchester auf US-Tour gegangen ist, u. a. mit seinen Soundtracks zu Game of Thrones.

Weiterführende Links:

Offizielle Webseite: https://www.ramindjawadi.com

Instagram: https://www.instagram.com/ramindjawadi_official/

Facebook: https://www.facebook.com/RaminDjawadiOfficial/

Twitter: https://twitter.com/Djawadi_Ramin

Hörspiel-Perlentaucher: Ring Raiders – Das kurze Leben des Victor Vector

von Reinhard Prahl

Lang ist’s her

In einer Zeit, als Streamingdienste noch ferne Zukunftsmusik waren, legten Kinder und Jugendliche noch eine Kassette oder ab den 1980er-Jahren eine CD in den Player ein, um das allabendliche Hörspiel zum Einschlafen zu genießen. Seit den 1970er-Jahren gab es Krimi- und Abenteuerreihen wie Die drei ??? oder Die fünf Freunde, die in Deutschland durch die gleichnamigen britischen Fernsehserien Beliebtheit erlangt hatten. Science-Fiction für Mädchen und Jungen kam hingegen erst ab Anfang der 1980er-Jahre richtig in Mode, als Serien wie Jan Tenner, He-Man and the Masters of the Universe oder eben kurzlebigere Projekte wie Brave Starr oder die Ring Raiders auf den Markt kamen.


Victor Vector vs. Scorch

Die Raiders sollten, wie viele andere Hörspielserien auch, eigentlich als Werbung für ein neues Spielzeug herhalten. In diesem Fall handelte es sich um Flugzeuge, die echten Kampffliegern nachempfunden waren und zur besseren Handhabe mit einem Ring am Ende versehen waren.

Hergestellt wurden die Spielzeuge von Matchbox. Zeitgleich mit dem Anlaufen des Verkaufs gab der Spielzeughersteller sowohl einen Cartoon als auch die hier vorgestellte Hörspielserie bei Ariola in Auftrag.

Leider war das Gesamtkonzept nicht gut durchdacht, so bauten die Hörspiele und die Comics beispielsweise nicht aufeinander auf und zeigten daher auch nicht viele gemeinsame Orientierungspunkte. Rückblickend verwundert es also kaum, dass das Franchise für den Konzern ein Flop wurde und schnell wieder vom Markt verschwand. Das ist auch der Grund, warum leider nur sechs Ausgaben der kindgerechten und tontechnisch aufwendig produzierten Ring Raiders-Kassetten erschienen sind. Das ist eigentlich schade, denn die Abenteuer um Victor Vector, Yuri Kirkov, Max Miles, den väterlichen Freund Duffy und die anderen Ring Raiders hatte durchaus Potenzial. Die Piloten kämpften in den Geschichten gegen eine skrupellose Fliegerstaffel namens Skull Squadron, angeführt vom unehrenhaft aus der Airforce entlassenen Scorch alias Stanley Smith, der nun auf Rache sann.

Die Trägerschiffe

Die sechs existierenden Episoden spielten aus Sicht des Produktionsjahres zehn Jahre in der Zukunft, also 1997, und bauten mehr oder weniger aufeinander auf. Nach und nach wurden neue Figuren und Flieger eingeführt, die oft über besondere Fähigkeiten wie ungewöhnliche Tarn- und Nachtsichteigenschaften verfügten. Beide Parteien nannten darüber hinaus ein Trägerschiff ihr eigen, die sogar im All und in der Zeit operieren konnten, nämlich die Skull Squadron Mobile Base auf Seiten der Bösewichte und die Air Carrier Justice der Ring Raiders.

Das Hauptmerkmal der Raumbasen, Zeitreisen zu unternehmen, diente natürlich dazu, alle möglichen bekannten und geschichtsträchtigen Flugzeuge und bekannten Piloten einzuführen und gewinnbringend an das Kind zu bringen. Zusätzlich sorgte der weitere Science-Fiction-Aspekt für einen gewissen Coolnessfaktor. So ziehen beide Staffeln in den Hörspielen immer wieder los, um in der Vergangenheit und Zukunft die fähigsten Piloten für ihren Kampf zu rekrutieren. Es versteht sich von selbst, dass die Guten dabei stets bei Victor Vector und seinen Kameraden landeten.


Etwas für Sammler

Alles in allem ergaben sich so sechs recht unterhaltsame Abenteuer, die mit hochwertigen Soundeffekten und routinierten Sprechern ausgestattet waren. Klar, es gab coolere Hörspiele wie Commander Perkins oder Jan Tenner, und die Ring Raiders stellen nur eine in einer langen Liste gescheiterter Serien dar. Doch irgendwie wuchsen einem Victor, Duffy und die anderen doch ans Herz. Der Hauptgrund für das vorzeitige Aus dürfte daher wohl der Tatsache geschuldet sein, dass die Serie nicht vernünftig mit den Cartoons und den Spielzeugen koordiniert wurde. Schade eigentlich, denn allein schon aus nostalgischen Erwägungen macht das Zuhören Spaß. Ein Ohr zu riskieren, dürfte nach über 30 Jahren allerdings nicht mehr so einfach sein. Die Kassetten sind heute nur noch auf diversen Versteigerungsplattformen zu bekommen. Die Preise pro Hörspiel bewegen sich mit rund 9 Euro in einem erschwinglichen Rahmen und dürften für Sammler vielleicht ganz interessant sein. Ob Ariola jemals, ähnlich wie der Maritim-Verlag, seine alten Hörspiele digitalisiert und auf dem Streaming- und Downloadmarkt anbietet, darf ernsthaft bezweifelt werden. Einem großen Publikum bleiben die Ring Raiders damit bis auf Weiteres wohl leider vorenthalten.

 

Die Hörspiele zu Masters of the Universe: Jetzt gibt es was auf die Ohren

von Marco Golüke

Das Label Europa ist für Menschen, die in den 1980ern aufgewachsen sind, immer ein Begriff, wenn es um Hörspiele geht. Diese erfreuten sich in diesem Jahrzehnt einer immens großen Popularität.

Reihen wie Die drei ??? oder TKKG muss man den wenigsten Menschen vorstellen. Aber auch bei Hanni und Nanni, Fünf Freunde und Hui Buh, das Schlossgespenst klingeln bei vielen die Ohren. Während bei Konkurrenten häufig die Tonspuren der Serien verwendet und mit einem Erzähler zu einem Hörspiel geschnitten wurden, ging Europa einen anderen Weg. Die meisten ihrer Produktionen waren eigenständige Geschichten, die dem Hörer eine neue Handlung präsentierten. Das hatte zwar höhere Sprecherkosten zur Folge, aber auch eine gewisse kreative Freiheit.

Man entschied sich bei Europa also dafür, eine Lizenz für Masters of the Universe zu erwerben und produzierte zunächst fünf Folgen. Sie basierten inhaltlich noch auf den alten Minicomics, hatten also eine andere Hintergrundgeschichte als die heute bekannte mit dem Alter Ego von He-Man namens Prinz Adam. Ironischerweise wurde die erste Folge Sternenstaub später geschrieben und hatte bereits ebendiesen Hintergrund. Insgesamt gab es gerade zu Beginn etliche Abweichungen zur Geschichte in den Comics und der Trickserie, aber nach und nach wurden diese immer ähnlicher.


Ähnlich wie die Trickserie dienten auch die Hörspiele der Promotion der Spielzeugreihe. So wurden auch mal Charaktere ohne Sprechrolle einfach erwähnt, ebenso wie diverse Fahrzeuge. Eine kleine Eigenart der Hörspiele waren die unterschiedlichen Herkunftsgeschichten diverser Charaktere. Teilweise wurden einfach nur bestimmte Aspekte weggelassen, an anderer Stelle aber kräftig umgeschrieben. Dies betrifft sogar Fähigkeiten der Figuren und Fahrzeuge. So kann das Straßenfahrzeug Road Ripper, entgegen dem sogar recht eindeutigen Namen, fliegen. Als erwachsener Fan bemerkt man selbstverständliche solche Kontinuitätsfehler, sowohl innerhalb der Hörspielreihe an sich als auch in Bezug zu den anderen Medien, dem kindlichen Fan war dies damals aber egal.

Ein Problem waren die spärlichen Informationen, die Autor H.G. Francis, bürgerlich Hans Gerhard Franciskowsky, von Mattel bekam. Der Autor schrieb sämtliche Episoden der Reihe teilweise ohne zu wissen, wie die Figuren überhaupt aussahen. Auch dies beflügelte natürlich die Kreativität des Schreibers, denn so konnte er He-Man sogar einen Vetter namens Goras verpassen oder eine Spiegelwelt namens Anti-Eternia erschaffen.

Ganze 37 Folgen schaffte die Reihe, bevor sie eingestellt wurde. In einem Gespräch erzählte die Regisseurin der Reihe, Heikedine Körting, dass die Reihe aufgrund schlechter werdender Verkaufszahlen eingestellt wurde, sie heute aber nur noch von solchen Zahlen träumen könnten. Zusätzlich zu den 37 Folgen der Hauptreihe gab es noch das Promo-Hörspiel Die Giganten des Universums, das allgemein als Folge 0 bezeichnet wird, und die Einführung in den ersten Reboot He-Man – Die neue Dimension.

Ein Hörspiel steigt und fällt mit seinen Sprechern und hier ließ es sich Europa nicht nehmen, bekannte Stimmen zu verpflichten. Norbert Langer war zu der Zeit vor allem für seine Arbeit als deutscher Sprecher von Tom Selleck und Burt Reynolds bekannt und später auch als Erzähler in der Serie Wunderbare Jahre. Bei den Hörspielen lieh er in allen Ausgaben Prinz Adam und He-Man seine Stimme. Seinen Gegenspieler Skeletor vertonte überwiegend Peter Pasetti, der Hörfans auch als Erzähler bei den Drei ??? bekannt sein dürfte. Er musste krankheitsbedingt die Folge Höhle des Schreckens aussetzen. Vertreten wurde er von Franz-Josef Steffens, der später zum festen Sprecher von Mantenna und Grizzlor wurde. Auch in Die neue Dimension wurde Skeletor von einem anderen gesprochen, nämlich Jürgen Thormann, hier sind die Gründe aber unbekannt.

Auch die restlichen Sprecher waren keine Unbekannten. Horst Naumann machte in allen Episoden den Erzähler, Monika Gabriel sprach Teela, Karl Walter Diess lieh bei allen Auftritten ihrem Stiefvater Man-at-Arms die Stimme. In weiteren Rollen sprachen Christian Rode, Michael Grimm, Lutz Mackensy, Eric Vaessen und Andreas von der Meden Rollen, manchmal auch mehrere.

In der Reihe erschienen neben den regulären 37 und den zwei Promofolgen auch noch einige Sondereditionen. So gab es von zwei Folgen auch eine Version mit einem Einleitungstext, die bestimmten Figuren beilagen. Und bei Remus erschienen einige Folgen mit einem neuen Cover und einem begleitenden Ausmalbuch, das die Geschichte des Hörspiels umfasste.


Der Erfolg der Masters of the Universe als Spielzeug zog bekanntlich die Reihe She-RaPrincess of Power nach sich, die Mädchen im Fokus hatte. Dies zog nicht nur eine eigene Trickserie mit sich, sondern auch eigene Hörspiele. Die Reihe schaffte leider nur zehn Ausgaben und wurde nicht so gut aufgenommen, wie die eigentliche Reihe. Auch hier sprachen wieder bekannte Namen mit, unter anderem Horst Naumann, der auch hier als Erzähler fungierte. Lutz Mackensy und Monika Gabriel waren ebenfalls bereits von den Masters of the Universe-Hörspielen bekannt. Auch hier gab es mit Das Geheimnis des Kristallpalastes eine Promofolge, die einigen Figuren beilag.

Während die Cover von She-Ra – Princess of Power aus kleinen Dioramen der Figuren bestanden, waren die Cover der Masters of the Universe gezeichnet. Dies war natürlich nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden Reihen. Während die She-Ra-Reihe häufig für ihren Kaffeeklatsch-trifft-Dallas-Charakter kritisiert wird, dominierten bei He-Man eben typischen Jungenthemen: Magier, Kämpfe, Monster.

Die Geschichten in Masters of the Universe griffen lose ineinander. In manchen Folgen wurde die Handlung aus dem Vorgänger aufgenommen, in anderen vergaß man, was man zwei Folgen vorher noch erzählt hatte. Es gab einen Zweiteiler und sogar einen Fünfteiler, mit dem die Reihe damals beendet wurde. Die Entscheidung dafür fiel aber erst nach der Veröffentlichung.

Es brauchte einige Jahre, bis neue Hörspiele erschienen. Im Zuge des sogenannten 200X-Reboots erschienen beim Label Hearoic zwei Hörspiele, die zwar Fanproduktionen darstellen, aber auf einem hohen Niveau spielen. Etliche Synchronsprecher der Trickserie zum Reboot konnten ihre Rollen auch in den Hörspielen sprechen. Die erste Folge Eine Falle für He-Man war ursprünglich sogar als Promofolge für die neuen Figuren gedacht, das klappte aber leider nicht. Hearoic bemühte sich sogar um eine Lizenz für neue Hörspiele, bekommen hätten sie aber nur die Tonspur des Cartoons, was nicht interessant genug war.

Eine Neuauflage der alten Masters of the Universe-Hörspiele scheitert schon daran, dass Europa eine neue Lizenz kaufen müsste und viele der alten Dateien gar nicht mehr vorhanden sind.

Schwarze Sonne Nemesis – Ein Science-Fiction-Hörspiel von Andreas Götz

von Michael Kleu

Das Hörspiel beginnt mit dem mit klassischer Musik unterlegten Start einer Rakete, die erfolgreich in den Weltraum geschossen wird. Danach ist die müde klingende Stimme eines Mannes zu hören, der Gregorius heißt und mehr als 2200 Jahre im Kälteschlaf verbracht hat. Die Menschheit ist zwischenzeitlich ausgestorben und Gregorius reist als letzter Überlebender in der Melancholia 2 durch den Weltraum. Er ist auf der Suche nach Nemesis, einem schwarzen Zwilling der Erdensonne. Denn Gregorius macht Nemesis für die Vernichtung der Menschheit verantwortlich. Er bezeichnet die schwarze Sonne als ein »Asteroidenkatapult«, eine »Planetenschleuder«, die erst das Aussterben der Dinosaurier ausgelöst habe, bevor sie schließlich den Untergang der menschlichen Zivilisation bewirkt habe.

Gregorius ist ein Wissenschaftler, der auf der Erde für seine Theorien von dem schwarzen Zwilling der Sonne ausgelacht worden ist. Dass er offensichtlich recht gehabt hat, ist ein schwacher Trost in der finsteren Einsamkeit des Weltalls. Angetrieben durch den Drang nach Vergeltung beginnt Gregorius, Nemesis als eine reale Person wahrzunehmen, die ihn wiederholt von seiner unerwünschten Annäherung abzuhalten versucht. Für ihn ist die Sonne ein »Biest«, später »eine finstere Geliebte mit dem Todeskuss auf den Lippen«, eine »alte Hexe« oder ein gar ein »schwarze[s] Miststück«.

Ab Minute 4 wird Gregorius von seiner Suche nach Nemesis abgelenkt. Denn plötzlich hört er ein Summen, das von einer Fliege zu stammen scheint. Schnell ist die Urheberin gefangen: eine gemeine Stubenfliege. In einer spontanen Reaktion will Gregorius die Fliege töten, bevor ihm bewusst wird, dass das Tier wie er selbst das letzte Exemplar seiner Art darstellt. Und wie konnte es überhaupt in die Raumkapsel gelangen und über 2200 Jahre lang überleben? Es gibt keine wissenschaftlich haltbare Erklärung für die Anwesenheit der Fliege. Zunächst erfreut sich Gregorius daran, ein lebendiges Wesen bei sich zu wissen, doch dann kommt es bald schon zu einem tödlichen Konflikt.

Gregorius verliert auf der Reise zunächst seine Geschmacksnerven und später auch seine Erinnerung. Hatte er Frau und Kinder? Er weiß es nicht mehr und eigentlich ist es ihm mittlerweile auch egal. Allmählich scheint er dem Wahnsinn zu verfallen, als er endlich die schwarze Sonne Nemesis erreicht …

Dem Autoren Andreas Götz ist mit diesem 32-minütigen Hörspiel ein großartiges Stück Science-Fiction-Unterhaltung gelungen, das hauptsächlich von seiner dichten Atmosphäre und der tollen Stimme von Schauspieler Sebastian Zimmler lebt, der den Gregorius spricht. Die Hintergrundgeräusche setzen sich aus Streichmusik, synthetischen Klängen, Herzschlag und metallischem Pulsieren zusammen und wirken zwar gelegentlich hoffungsvoll, erzeugen meist aber eine äußerst starke düster-paranoide Stimmung. Durch diese Geräuschkulisse fällt gar nicht so sehr auf, dass das Hörspiel fast ausschließlich aus von Gregorius bzw. Sebastian Zimmler gesprochenen Monologen besteht. Nur kurz hören wir die Stimme von der Schauspielerin und Synchronsprecherin Caroline Ebner, die im Hintergrund die biblische Genesis rezitiert.

Inhaltlich konzentriert sich das Stück auf die jeweiligen Beziehungen zwischen Gregorius und der Stubenfliege bzw. Gregorius und der schwarzen Sonne Nemesis. Gerade die Personifizierung des geheimnisvollen Himmelskörpers erweist sich als ein sehr spannendes Story-Element. Bekanntlich werden Planeten, Sonnen, Asteroiden usw. traditionell gern nach Figuren der griechisch-römischen Mythologie benannt, was letztlich damit zusammenhängt, dass man bereits in Mesopotamien und im Alten Ägypten die Planeten mit Göttinnen und Göttern gleichgesetzt hat. Genau dies tut nun Andreas Götz, wenn er seinen Gregorius die schwarze Sonne als weiblichen Charakter wahrnehmen lässt. Dabei kommt der Namenswahl eine große Bedeutung zu.

Denn die Nemesis ist in der griechischen Mythologie die Göttin der gerechten Rache und des gerechten Zorns. In der modernen Popkultur wird sie jedoch nicht mehr in ihrer eigentlichen Bedeutung betrachtet, sondern als finstere Gegenspielerin oder gar als Todesengel angesehen. Somit übernimmt die schwarze Sonne im Hörspiel den Gegenpart zu unserer Sonne. Wie diese Leben schenkt, bringt jene Vernichtung. Es ist nicht weiter schlimm, dass auf eine genauere wissenschaftliche Erklärung hinsichtlich der schwarzen Sonne verzichtet wird. Denn die Geschichte lebt von der Anspielung auf die Mythologie. Überhaupt lässt Andreas Götz manche Frage offen. Doch beantwortet unsere Phantasie solche offenen Fragen ja oft wesentlich ergiebiger, als es der Autor oder die Autorin einer Geschichte hätte tun können.

 

Das Hörspiel wurde am 6. September 2016 bei SWR2 Tandem ausgestrahlt. Regie führte Iris Drögekamp.