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Corona Magazine #353: April 2020

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Z serii: Corona Magazine #353
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Folge 1.07: Nepenthe (Originaltitel gleichlautend)

Erneut eine Rückblende: Drei Wochen vor den aktuellen Ereignissen unterzieht Commodore Oh Dr. Jurati einer Gedankenverschmelzung, bei der die Wissenschaftlerin die Zerstörung eines Planeten miterlebt. Jurati erhielt ferner von Oh einen Tracker und die Anweisung, sich Picard und seiner neuen Crew anzuschließen. In der Gegenwart erpresst Narissa auf dem Artefakt Hugh, in dem sie mehrere de-assimilierte Borg-Drohnen vor seinen Augen tötet: Hugh soll ihr den Aufenthaltsort von Picard und Soji verraten. Diese befinden sich inzwischen auf dem Planeten Nepenthe, auf dem Picards frühere Crewmitglieder Captain William Riker (Jonathan Frakes, Devil’s Gate) und seine Frau Deanna Troi-Riker (Marina Sirtis, The Orville) zusammen mit ihrer Tochter Kestra (Lulu Wilson, Spuk in Hill House) leben. Der alte Freund und seine junge Begleiterin werden herzlich aufgenommen. Kestra baut eine besondere Verbindung zu Soji auf, die niemandem mehr vertrauen kann, und überzeugt sie davon, dass insbesondere Picard ihres Vertrauens würdig ist. Auf der La Sirena entdeckt Captain Rios, dass sein Schiff von Narek verfolgt wird. Rios mutmaßt, dass Raffi auf Freecloud einen Tracker erhalten hat, und zieht Dr. Jurati ins Vertrauen, die jedoch insgeheim weiß, dass die Romulaner ihrem eigenen Tracker folgen. Um diesen zu zerstören, injiziert sie sich selbst Uranhydrid, wodurch sie jedoch ins Koma fällt. Auf dem Artefakt kommt es zur gleichen Zeit zu einem Kampf zwischen Elnor und Narissa, während dem Hugh sein Leben verliert. Mittels Hughs Notrufsender, mit dem er Seven Of Nine kontaktieren kann, ruft er diese zu Hilfe. Auf Nepenthe ist Kestra inzwischen mit Hilfe des befreundeten Sternenflotten-Captains Crandall dahintergekommen, dass Sojis Heimatplanet im Ghulion-System liegt, das sich im Vayt-Sektor befindet. Picard und Soji beamen an Bord der La Sirena, um den Planeten anzufliegen …

Folge 1.08: Bruchstücke (Broken Pieces)

Rückblende: 14 Jahre zuvor versammelt sich eine Gruppe romulanischer Agenten unter Leitung der romulanisch-vulkanischen Hybridin Oh auf dem Planeten Aia, der in einem künstlich erschaffenen Planetensystem mit 8 Sonnen liegt. Der Gruppe gehören auch Narissa und ihre Tante Ramdha (Rebecca Wisocky, For All Mankind) an, die später von den Borg assimiliert wurde. Die Gruppe unterzieht sich einem mystischen Ritual, während dem die Teilnehmer Visionen von einem untergegangenen Volk vor Jahrtausenden haben. Im Verlauf der Visionen sehen sie dabei das Gesicht einer künstlichen Lebensform, das sich in das Datas verwandelt, und erfahren von der geheimnisvollen Zerstörerin. Auf der La Sirena konnte Dr. Jurati gerettet werden. Sie gesteht, für Commodore Oh zu arbeiten und Dr. Maddox ermordet zu haben, und will sich auf dem nächstgelegenen Flottenstützpunkt Deep Space 12 stellen. Raffi findet heraus, dass Rios vor neun Jahren miterleben musste, wie sich sein Vorgesetzter auf der U.S.S. Ibn Majid, Captain Alonzo Vandermeer (Vincent Teixeira, War Dogs), mit dem er auch befreundet war, suizidierte, nachdem Commodore Oh ihn zwang, zwei Angehörige einer unbekannten Rasse künstlicher Lebensformen zu ermorden. Soji bedrängt die Crew derweil, direkt zu ihrem Heimatplaneten zu fliegen. Um den Weg abzukürzen, benutzt die La Sirena einen alten Transwarp-Kanal der Borg. Allerdings werden sie von einem getarnten romulanischen Raumschiff verfolgt. Auf dem Artefakt ist Seven Of Nine dem gesendeten Notruf gefolgt und verbindet die verbliebenen Borg einschließlich sich selbst in einer Art temporärem Mini-Kollektiv wieder miteinander, um den Kubus zu reaktivieren und gegen die Romulaner einzusetzen. Ein Großteil der Borg kommt jedoch ums Leben, als Narissa die Luftschleuse öffnet. Die Romulaner machen sich auf den Weg zu Sojis Heimatplanet, und auch die verbliebenen Borg fliegen mit dem Kubus dorthin …

Folge 1.09: Et In Arcadia Ego, Teil 1 (Originaltitel gleichlautend)

Die La Sirena, Nareks Schiff sowie der Borg-Kubus treffen kurz nacheinander nahe dem Planeten Coppelius im Ghulion-System ein. Hier werden sie von riesigen, orchideenartigen Gebilden dazu gezwungen, auf der Oberfläche des Planeten zu landen. Picard und die Crew der La Sirena begeben sich zunächst zu dem abgestürzten Borg-Kubus, wo sie auf Seven und Elnor treffen. Mit den Langstreckensensoren des Kubus finden sie heraus, dass 218 romulanische Warbirds noch zwei Tagesreisen vom Ghulion-System entfernt sind. Seven und Elnor bleiben auf dem Kubus zurück, um dessen Waffensysteme zu reaktivieren. Picard und die La Sirena-Crew machen sich auf den Weg zur Coppelius-Station. Diese ist von Androiden bewohnt, welche allesamt von Dr. Altan Inigo Soong (Brent Spiner) geschaffen wurden. Dieser behauptet, der leibliche Sohn Dr. Noonien Soongs zu sein, der einst Data, Lore und B-4 geschaffen hat. Die Androidin Sutra (Isa Briones), die große Ähnlichkeit mit Soji hat, unterzieht Dr. Jurati einer Gedankenverschmelzung. Dabei findet sie heraus, dass die prophezeite »Mahnung«, vor der sich die Romulaner fürchten, nicht an diese, sondern an die Androiden gerichtet ist und von einer geheimnisvollen Rasse von künstlichen Lebensformen aus einem entlegenen Teil der Galaxis stammt. Die Androiden können Narek gefangennehmen und unter Bewachung durch die Androidin Saga (Nikita Ramsey, Paranormal Haunting At Silver Falls) stellen. Narek schafft es jedoch, das Vertrauen Sutras zu gewinnen und sie dazu zu bringen, ihm die Flucht zu ermöglichen. Dabei kommt Saga unter zunächst ungeklärten Umständen ums Leben. Sutra schürt daraufhin die Furcht vor organischen Lebensformen unter den anderen Androiden. Sie überzeugt Dr. Soong davon, mittels einer Bake die Allianz künstlicher Lebensformen herbeizurufen, um gegen die angreifenden Romulaner sowie alle anderen organischen Lebewesen vorzugehen. Picard wird unter Arrest gestellt …

Folge 1.10: Et In Arcadia Ego, Teil 2 (Originaltitel gleichlautend)

Raffi und Rios ist es gelungen, die La Sirena zu reparieren. Sie erhalten unerwartete Unterstützung, als Narek am Schiff auftaucht und ihnen anbietet, sich mit ihnen zu verbünden, um gemeinsam die Bake zu vernichten, mit welcher die Maschinenzivilisation herbeigerufen werden soll. Dr. Jurati befreit in der Zwischenzeit Picard aus seinem Arrest, während Soji und Sutra gemeinsam die Bake aktivieren. Raffi, Rios und Narek können mit einer Anzahl Spezialgranaten in das Dorf um die Coppelius-Station gelangen, doch der Versuch, die Bake damit zu sprengen, misslingt, als Soji die Granate abfängt. Dr. Soong kommt durch Extraktion deren Gedächtnisspeichers dahinter, dass nicht Narek, sondern Sutra die Androidin Saga getötet hat, und deaktiviert die Mörderin daraufhin, Soji jedoch hält weiterhin an dem bisherigen Plan fest. Die romulanische Flotte hat den Planeten inzwischen erreicht, wird jedoch von den mechanischen Orchideen für den Moment aufgehalten. Picard und Raffi fliegen daraufhin mit der La Sirena ins All, wo sie den unter dem Kommando von Oh stehenden Romulanern durch einen Trick vorgaukeln können, es existiere eine ganze Flotte von Schiffen der gleichen Klasse wie das ihrige. Allerdings kommen die Romulaner sehr schnell hinter den Trick. Auf dem abgestürzten Borg-Kubus kommt es derweil zu einer Konfrontation zwischen Seven und Narissa, in deren Verlauf die Ex-Drohne die Romulanerin tötet. Im All gibt es Hilfe von unerwarteter Stelle: Eine riesige Flotte von Sternenflottenraumschiffen unter dem Kommando von Captain Will Riker zwingt die Romulaner, abzuziehen. Picard kann nach einer letzten ergreifenden Begegnung mit dem gespeicherten Bewusstseins Datas Soji dazu bringen, die Bake zu deaktivieren, was im letzten Augenblick geschieht. Doch für den alten Ex-Admiral schlägt die Stunde des Schicksals: Aufgrund der immensen Belastungen macht sich Picards Anomalie im Gehirn bemerkbar, und niemand kann Picards Tod verhindern. Dennoch aber gibt es den berühmten Silberstreif am Horizont …

Kritik

Ganz sicherlich stellt es keinen wirklichen Spoiler dar, dass unser Held am Ende natürlich nicht den Heldentod sterben wird und Sir Patrick Stewart auch in der zweiten Staffel der Serie (welche sich bereits in Produktion befindet) wieder mit von der Partie sein wird. Anders verhält es sich allerdings mit seinem Schauspielkollegen Brent Spiner, der unmissverständlich klar gemacht hat, kein weiteres Mal mehr als Data auftreten zu wollen.

Die Serie selbst spaltet wieder einmal die Trekkie- und Trekker-Fan-Gemeinde in gleich mehrere Fraktionen auf. Die eine davon kann es noch immer nicht fassen, dass Star Trek: Picard nicht nur nicht das erhoffte Star Trek – The Over-Next Generation geworden ist, welches man sich trotz vielerlei Hinweise im Voraus letztendlich doch noch gewünscht hatte. Riker, Troi und Data, schön und gut – aber wo waren Worf, Geordi, Dr. Crusher und Wesley? Eine andere Fraktion sieht die Serie als einen mehr oder weniger gelungenen Fan-Service an, der trotz einiger recht schwerwiegender Logiklöcher in der Handlung und auch vermeidbarer Längen genau das richtige Maß an Spaß verbreitet hat, und eine weitere Fraktion hasst die Serie, weil sie einfach grottenschlecht war und benötigt keine weitere Begründung hierfür, und überhaupt ist Patrick Stewart zu alt, und Star Trek ist tot. Ende der Durchsage. Welcher dieser Fraktionen aber gehört der Autor dieses Episodenguides an? Richtig geraten, eigentlich keiner davon voll und ganz, und uneigentlich in weiten Teilen der zweiten.

Bereits die erste Folge der Serie (da sie nicht als Pilotfolge konzipiert war, soll auf diese Definition auch verzichtet werden) gibt den Kurs der Dinge vor, die da kommen sollen. Keine neue Raumschiff-Show, in der Admiral a.D. Picard in der 2., spätestens der 3. Folge wieder in den aktiven Dienst der Sternenflotte zurückkehrt, sondern es geht stattdessen in das in letzter Zeit wieder zunehmend populärere Mystery-Genre. Das Ganze natürlich in echter Star Trek-Art, und aus diesem Grund werden zunächst eine Menge Fragen aufgeworfen und gleichzeitig einige interessante neue Charaktere ins Spiel gebracht – neben Dahj und kurz darauf Soji sind dies Picards romulanische Hauswirtschafter Laris und Zhaban, hinter denen mehr zu stecken scheint, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Hier liegt der erste Schwachpunkt: Warum wurden diese beiden hochinteressanten Figuren von weiteren Auftritten in den Folgen 2 und 3 abgesehen nicht weiterverfolgt? Hier hat man ganz klar Potenzial verschenkt.

 

Schön und gut, es gibt jedoch noch andere neue Charaktere. Dr. Jurati zum Beispiel. Leider hat man sich alle erdenkliche Mühe gegeben, den Charakter mit dem Nervtöter-Faktor 20 zu versehen. Die Unsicherheit und innere Zerrissenheit der Figur hätte man auch auf andere Weise darstellen können – so, wie es zum Beispiel gegen Serienende geschah. Bloß waren da die Sympathien für die Figur bei weiten Teilen des Publikums bereits im tiefsten Keller, und es wird sicherlich schwer, sie da wieder hinauszumanövrieren. Nun gut – schwer heißt nicht zwangsläufig unmöglich. Es besteht Hoffnung!

Längen … ja … Längen … mhmm. Man stelle sich eine ansonsten hochspannende Krimiserie vor, deren Handlungsfluss des ermittelnden Kommissars immer wieder durch völlig unnötige Schilderungen verschiedenster Umstände aus dessen Privatleben unterbrochen würde. Ja, leider tut Star Trek: Picard gleich mehrere Male Ähnliches. Sicher ist es interessant, etwas über die Vorgeschichte des romulanischen Kriegernonnen-Ordens der Qowat Milat und deren einzigen männlichen Schüler Elnor zu erfahren (übrigens eine der erfrischendsten und sympathischsten Figuren der ganzen Serie und allen Unkenrufen zum Trotz eben kein »Elb«), aber ob die Serienhandlung für diese Schilderungen wirklich volle 45 Minuten auf der Stelle treten musste, darüber lässt sich beim besten Willen streiten. Auch wenn Sir Patrick Stewart mit einem Rapier in der Hand trotz seiner bald 80 Jahre immer noch eine ausgezeichnete Figur macht. Und ja, wir Fans freuen uns über bekannte Gesichter. Auch dann noch, wenn Picard Urlaub bei den Rikers macht und wir dem Ex-Commander-und-jetzigen-Captain-a.D. beim Pizza-Backen zusehen können (ist eigentlich noch jemandem aufgefallen, dass außer Deanna Troi niemand von der fertigen Pizza isst?), was die Handlung null, nada und kein Stück weit voranbringt.

Und überhaupt: Wenn man nicht sehr, sehr gut aufpasst, dann ist man sehr schnell raus aus der ziemlich komplizierten und immer kruder werdenden Verschwörungsgeschichte rund um Romulaner (die trotz der Zerstörung ihres Planeten anscheinend immer noch über eine ganz ordentliche Raumschiffflotte verfügen), die Sternenflotte (die auch nicht mehr das ist, was sie mal war …), Data (der hier nach Star Trek: Nemesis zum zweiten Mal stirbt) und den Borg, die im wahrsten Sinne des Wortes einfach nicht totzukriegen sind – vor allem Seven Of Nine nicht, die mit den Jahren so fein gereift ist wie guter Wein.

Man könnte also meinen, der Verfasser möge Star Trek: Picard dementsprechend nicht. Doch damit läge man falsch. Absolut sogar.

Star Trek: Picard ist nicht perfekt, nein. Das aber war auch nicht zu erwarten. Betrachtet man andere erste Staffeln von Star Trek-Serien, findet man ebenfalls Fehler, und zwar mitunter noch deutlich schwerwiegendere als die in Picard. Doch vergessen wir dieses »Whataboutism« genannte Phänomen. Picard macht trotz der negativen Kritikpunkte Spaß. Man muss dazu lediglich hier und da Fünfe gerade sein lassen können. Laris und Zhaban etwa sind nicht aus der Welt und könnten in der 2. Serienstaffel eine größere Rolle spielen. Und Dr. Jurati hat die Gratwanderung am Ende als unperfekte, aber überaus ausbaufähige Figur recht gut hinbekommen. Vielleicht ist es ja gerade der mitunter fehlende Sympathie-Faktor, der die Figur letztlich ausmacht. Und Längen … macht es nicht immer wieder Freude, bei den Leuten durch das sprichwörtliche Fenster zu schauen und dabei zuzusehen, was sie neben den ganz großen und wichtigen Sachen eigentlich noch gern so treiben? Das kann Figuren sehr menschlich machen.

Unter dem Strich bietet die Serie spannende Unterhaltung mit gelegentlichen Unterbrechungen für Star-Trek-Fans vielleicht etwas älteren Semesters. Jung-Fans mag es natürlich schwerfallen, sich mit einem 94-jährigen Helden zu identifizieren, der von einem 79-jährigen Darsteller gespielt wird, aber für Jung-Fans, so scheint es, ist die Serie mit ihrem eher gemächlichen Erzähltempo auch nicht gemacht. Sondern sie richtet sich weit eher an Fans der »Next Generation«, die sich immer gefragt haben, wie es in ihrem Lieblingsteil des Universums nach den Ereignissen in der Glanzzeit weitergegangen ist. Das war bisher nur den Fans der klassischen Originalserie vergönnt gewesen. Bei alledem ist die Serie in hohem Maß an heutige Sehgewohnheiten angepasst, die nur noch selten vorhersehbare und stereotype Charaktere wie im Fernsehen der 80er- und 90er-Jahre (großteils jedenfalls) beinhalten.

Picard ist ein Anfang, von dem eine Fortsetzung zu erhoffen ist. Und der letzte Satz soll ein Dankeschön sein: An Ernst Meincke nämlich, der trotz einer schweren Erkrankung vor einigen Jahren noch einmal aus seinem Ruhestand zurückgekehrt ist, um unserem Helden eine seiner gewohnten deutschen Stimmen zu verleihen.

Special: Lieblingsfolgen – Teil 4

Heute eine gemeinsame Lieblingsepisode: Thorsten Walch (Es lebe Star Wars, Es lebe Captain Future) stellt seine und Reinhard Prahls (Seelen, Es lebe Captain Future) DS9-Lieblingsfolge Der Weg des Kriegers passend zu dessen Interview mit J.G. Hertzler (General Martok) in dieser Ausgabe des Corona Magazine vor:

The Way Of The Warrior (Der Weg des Kriegers) aus Star Trek: Deep Space Nine

von Thorsten Walch und Reinhard Prahl

Worum geht‘s?

Auf Deep Space Nine befindet man sich angesichts der immer größer werden Bedrohung durch das Dominion aus dem Gamma-Quadranten in höchster Alarmbereitschaft. Da es den »Wechselbälger« beziehungsweise »Gründer« genannten Gestaltwandlern, den Anführern der Feindmacht, kürzlich gelungen ist, die Station zu infiltrieren, halten Captain Sisko und seine Brückencrew eine Übung ab: Im Rahmen einer Simulation jagen sie Sicherheitschef Odo, der den feindlichen Gestaltwandler spielt. Sehr schnell erweist sich dabei, dass die Mannschaft nur wenig gegen eventuelle Eindringlinge von Odos Volk unternehmen kann. Dies jedoch ist nicht allein der Sternenflotte klar: Der klingonische Kanzler Gowron beschließt auf Anraten seines Generals Martok, eine Flotte von Kriegsschiffen in der Nähe des Wurmloches zu postieren und eine Garnison von Kriegern auf Deep Space Nine einzuquartieren, da er die Cardassianische Union für von den Gestaltwandlern unterwandert hält. Erwartungsgemäß birgt diese Situation reichlich Konfliktpotential. Aus diesem Grund wird Lt. Cmdr. Worf, der einzige Klingone in der Sternenflotte, dauerhaft als Verbindungsoffizier zu seinem Volk von der Enterprise-E nach Deep Space Nine versetzt …

Veränderte Gegebenheiten: Klingonen und ein Captain mit Glatze

Auch die dritte Star Trek-Serie Deep Space Nine hatte in ihrer letztlich 7-jährigen Laufzeit immer wieder einmal mit schwankenden Einschaltquoten zu kämpfen. Einer der Gründe hierfür war nicht allein die gegenüber der Vorgänger-Serie TNG ziemlich düstere Machart der Serie, sondern auch das auf einer Raumstation angesiedelte Szenario: Die für Star Trek sprichwörtlichen »fremden Welten, neues Leben und neue Zivilisationen« mussten auf diese Weise nach Deep Space Nine kommen wie der Berg zum Propheten. Dass dies auf Dauer nicht funktionieren konnte, war den Produzenten klar, weshalb bereits eine Staffel zuvor mit der Defiant ein stationseigenes Raumschiff in die Serie eingeführt worden war. Doch auch das allein reichte noch nicht aus, um die Serie endgültig ähnlich legendär wie den Vorgänger zu machen: Die Klingonen mussten her. Zwar waren die höckerköpfigen polterigen Gesellen bereits ab der 1. Staffel von DS9 immer wieder einmal auf den Fluren der schäbigen Raumstation aufgetaucht, doch eine wirklich wichtige Rolle hatten sie dabei nicht gespielt. Die Handlung, in deren Mittelpunkt mehr und mehr die Machenschaften des Dominion rückten, bot an diesem Punkt eine ideale Möglichkeit, den Klingonen einen größeren Handlungsspielraum einzuräumen. Ein Sahnehäubchen fehlte aber trotzdem noch, und dieses trug den Namen Worf. Die Figur des einzigen klingonischen Offiziers in der Sternenflotte war bereits nach Anfängen als handzahmer Lakai der Brückencrew zu einer der beliebtesten Figuren in TNG avanciert, und zusätzlich spielte Worf auch eine nicht unerhebliche Rolle in den zeitgleich produzierten, auf der Vorgängerserie basierenden Kinofilmen. Und da sein Darsteller Michael Dorn gerade nichts Besseres zu tun hatte, beamte er also an Bord. Doch auch Avery Brooks, der eine Staffel zuvor zum Captain beförderte Benjamin Sisko, erhielt einen neuen Anstrich: Von nun an präsentierte er sich mit kahlrasiertem Kopf und Mongolenbärtchen, was seinem von Fans der Serie geliebten Erscheinungsbild als Hawk in Spenser: For Hire entsprach.

Aus der Traum vom Frieden

Der Weg des Kriegers, im Gegensatz zur US-Ausstrahlung als anderthalbstündiger TV-Film hierzulande in zwei Episoden zerteilt, präsentierte sich natürlich als eine recht actionorientierte Geschichte von Anfang an: Nach einer Verfolgungsjagd auf Odo, der für eine Kampfsimulation einen feindlichen Gestaltwandler mimte, legte die Folge deutlich mehr Tempo vor als ein großer Teil der vorherigen, eher ruhigen DS9-Episoden, was der Serie hier und da den Ruf eingebracht hatte, lahm zu sein. Wo Klingonen sind, da wird gekämpft, so ist das nun einmal. Und genau das entwickelte sich in der Episode (und nach ihr eigentlich der gesamten restlichen Serie) zum springenden Punkt: Wie lange kann eine Rasse geborener Krieger, wie es die Klingonen mit all ihren kämpferischen Attributen nun einmal sind, in einem immerwährend scheinenden Zustand des Friedens leben? Fans der klassischen Originalserie hatten die einstigen Feinde als neue Verbündete bei TNG diesbezüglich von Beginn an mit erheblichem Misstrauen beäugt. Doch hielten die Klingonen in den sieben Jahren der Picard-Enterprise die Füße ganz erstaunlich still, sieht man vom Zweiteiler Der Kampf um das klingonische Reich (Redemption) einmal ab, der von der 4. in die 5. Serienstaffel überleitete. Hier erwies sich der klingonische Bürgerkrieg jedoch als Folge der Machenschaften böser Romulaner und nicht etwa als Auswirkung der langen Untätigkeit bei dem Kriegervolk. Ansonsten hatte es niemals eine Episode gegeben, deren Aussage »Klingonen MÜSSEN kämpfen! tlhIngan maH taHjaj!« gelautet hätte, jedenfalls nicht im größeren Stil. Darum nun sollte es in Der Weg des Kriegers gehen, beziehungsweise eigentlich ab diesem Zeitpunkt in der kompletten restlichen Serie. Die Klingonen waren des mehr als ein Jahrhundert währenden Friedens überdrüssig, so schien es, und sehnten sich nach neuen ruhmreichen Schlachten, die man anschließend besingen konnten. Doch bei alledem nicht ohne Grund, schließlich war das Dominion in der Serienhandlung eine überaus reale Bedrohung und nicht etwa herbeigeredetes Verschwörungs-Geschwurbel … oder?

Neue Klingonen …

Der klingonische Ratskanzler Gowron, gespielt von Robert O’Reilly, war bereits seit TNG ein bekanntes Gesicht im Star Trek-Universum und hatte bereits zuvor in Folgen von DS9 mitgewirkt. Worf hingegen sollte ursprünglich nur zeitweilig mit von der Partie sein, stieg aber schon in Der Weg des Kriegers in die Riege des im Vorspann genannten Hauptdarsteller-Casts auf. Hier integrierte er sich entgegen anderslautender Fan-Meinungen bereits nach kurzer Zeit recht gut, da er viele neue Facetten seiner schon bekannten Figur einbrachte, und blieb der Serie aus diesem Grund bis zu ihrem Ende nach der 7. Staffel erhalten. Einer der schillerndsten Neuzugänge jedoch wurde der klingonische General Martok, gespielt von J.G. (für John Garman, siehe das Interview mit ihm von Reinhard Prahl in dieser Ausgabe) Hertzler. Martok ist es, der Gowron überhaupt erst auf die Idee bringt, Flottenverbände an der cardassianischen Raumgrenze zu positionieren. Das Ganze hat freilich einen Grund, der einen erheblichen Mystery-Faktor in die Serie bringt, als er einige Episoden später offenbar wird: Martok nämlich ist gar nicht Martok, sondern ein in seiner Gestalt agierender Gestaltwandler, während der echte Martok (mittlerweile einäugig) in der Gefangenschaft des Dominion schmort. Gestaltwandler-Martok will durch sein Vorgehen eine Verschärfung der Konfliktsituation erreichen, was ihm auch trefflich gelingt. Trotz dieses anfänglichen Identitätsverlustes entwickelte sich »Tough Guy« Martok zu einem ausgesprochenen Parade-Klingonen, der bis heute zu den absoluten Fan-Favoriten zählt.

 

… und eine neue Liebe für Sisko

Ein Neuzugang ist auch Frachter-Kapitänin Kasidy Yates, die man bereits eine Staffel zuvor als potentielles neues Love Interest des Hauptdarstellers kennengelernt hatte. Gespielt wird sie von Penny Johnson, die seit mittlerweile fast drei Jahren unserer Zeit als Bordärztin Dr. Claire Finn auf dem Konkurrenzraumschiff The Orville ihren Dienst in einem benachbarten Universum verrichtet. Von Anfang an wurde Kasidy als starke Frauengestalt aufgebaut, der man anmerkte, dass sie nicht nur zeitweilig in Erscheinung treten würde. Und richtig: Ihre Beziehung zu Sisko und ihr gemeinsames Kind wurden außerordentlich wichtig für die weitere epische Serienhandlung. In Der Weg des Kriegers steht alles das jedoch noch ganz am Anfang. Kasidy Yates ist eine erfrischende Bereicherung für die Serie; ein mitunter recht verschlagen agierender weiblicher Han Solo und damit das ziemlich haargenaue Gegenteil des zwar unorthodoxen, aber stets korrekten Sternenflottenoffiziers Ben Sisko. Die Schilderung der Beziehung brachte dem Zuschauer auch die Figur des Sisko um ein weiteres großes Stück näher.

Synchronisationsprobleme …

Weiß jemand hier, was ein »Wechselbalg« ist? Äußerst kurz ausgedrückt, handelt es sich dabei um einen von Elfen und/oder Kobolden erschaffenen Doppelgänger eines Kindes, welcher guten Menschen im Irland alter Zeiten im Austausch für ihr eigenes gestohlenes Kind untergeschoben wird. Während das echte Kind das »Kleine Volk« von da an mit seinem Liebreiz erfreut, macht der Wechselbalg seinen unfreiwilligen Adoptiveltern in aller Regel nichts als Ärger. Erboste irische Eltern werfen ihren unartigen Kindern bis heute vor, in Wahrheit Wechselbälger zu sein. Was dieser zweifellos interessante, thematisch jedoch recht deplatziert wirkende Ausflug in die irische Sagenwelt mit Star Trek allgemein und Der Weg des Kriegers speziell zu tun hat? Einiges …

In mehreren Märchen lautet die Bezeichnung für den Wechselbalg im englischen Original »changeling«, was sich sinngemäß auch mit »Gestaltwandler« übersetzen lässt. Dummerweise hat sich aber der Wechselbalg im deutschen Sprachgebrauch durchgesetzt. Das Resultat davon ist, dass bei DS9 die im Original »changeling« genannten Gestaltwandler, die man auch als die Gründer des Dominion kennt, in der deutschen Fassung zu Wechselbälgern wurden, nicht allein in Der Weg des Kriegers, sondern bis weit in die nachfolgende Serie hinein. Anfänglich war das amüsant, irgendwann aber einfach nur noch ärgerlich. Glücklicherweise begradigte man die unglückliche Übersetzung und sprach dann nur noch von den Gründern. Gut so.

Noch eine Folge für die Insel …

Deep Space Nine hatte nicht nur beim Verfasser dieses Artikels seine Startschwierigkeiten. Darüber kann man an dieser Stelle diskutieren, man kann es auch bleiben lassen. Doch spätestens mit Der Weg des Kriegers waren diese überwunden. Die seinerzeit 3. beziehungsweise 4. (wenn man die Zeichentrickserie mitzählt) Serie aus dem Star Trek-Universum wagte mit der 4. Staffel eine Art Neustart und wurde so zur Serie in der Serie. Bis zum Schluss blieb DS9 absolut Star Trek-untypisch, doch seit Der Weg des Kriegers auf an- und aufregende und nicht mehr auf gelegentlich einschläfernde Art und Weise. Das lag nicht nur an den Klingonen. Aber was soll man sagen … sie hatten einen nicht unerheblichen Anteil daran!