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Salvator

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LIII
Das Schloß von Viry,

Für diejenigen unserer Leser, welche den Zweck der Expedition Salvators, Herrn Jackals und Rolands nicht wissen sollten, wollen wir einige Worte von dem sagen, was zwei Tage vorher geschehen.

Als Salvator die von dem Könige für die Rückkehr des Abbé Dominique bestimmte Frist mit Riesenschritten herannahen sah, hatte er Herrn Jackal aufgesucht und zu ihm gesagt:

»Sie haben mir die Erlaubnis gegeben, Sie jedes Mal auszusuchen, so oft ich Ihnen eine Ungerechtigkeit mitzutheilen oder ein Uebel, das wieder gut gemacht werden könnte, zu bezeichnen hätte.«

»In der That, mein lieber Herr Salvator,« antwortete Herr Jackal, »ich erinnere mich, das gesagt zu haben.«

»Nun gut, ich komme, um mit Ihnen von der Verurtheilung des Herrn Sarranti zu sprechen.«

»Ah! Sie kommen, um mit mir von dieser Verurtheilung zu sprechen.«

»Ja.«

»Gut denn, sprechen wir davon,« hatte Herr Jackal gesagt, indem er seine Brille abnahm.

Salvator fuhr fort:

»Mein Herr, wenn Sie die Ueberzeugung hätten, daß Herr Sarranti unschuldig ist, würden Sie, um ihn zu retten. Alles thun, was in Ihren Kräften steht?«

»Natürlich, lieber Herr Salvator.«

»Gut denn, so werden Sie mich verstehen; ich habe diese Ueberzeugung.«

»Unglücklicher Weise,« hatte Herr Jackal gesagt, »besitze ich sie nicht.«

»Ich komme deßhalb zu Ihnen, um Sie Ihnen zu geben; ich habe nicht bloß die Ueberzeugung, sondern auch den Beweis von der Unschuld des Herrn Sarranti.«

»Sie, lieber Herr Salvator? Ah! um so besser.«

Salvator bestätigte das, was er durch ein Zeichen des Kopfes andeutete.

»Sie haben diesen Beweis?«

»Ja.«

»Nun gut, warum zeigen Sie ihn mir nicht in diesem Falle?«

»Ich komme eben, um Sie zu bitten, mir ihn ans Tageslicht bringen zu helfen.«

»Ganz zu Ihrer Verfügung, lieber Herr Salvator: sprechen Sie rasch.«

»Nein, ich komme nicht um zu sprechen; Worte sind keine Beweise; ich komme, um zu handeln.«

»So handeln wir.«

»Können Sie über die nächste Nacht verfügen?« Herr Jackal warf Salvator von der Seite einen Blick zu, rasch wie der Blitz.

»Nein,« sagte er.

»Und über die übernächste Nacht?«

»Gewiß; nur muß ich wissen, wie viel Zeit Sie mich in Anspruch nehmen.«

»Für einige Stunden bloß.«

»Ist die Expedition innerhalb Paris oder außerhalb?«

»Außerhalb Paris.«

»Wie viel Meilen ungefähr?«

»Vier bis fünf Meilen.«

»Gut!«

»Dann werden Sie also bereit sein?«

»Ich stehe zu Ihren Diensten.«

»Um wie viel Uhr?«

»Von Mitternacht an mit Leib und Seele.«

»Uebermorgen also, um Mitternacht?«

»Uebermorgen um Mitternacht.«

Und Salvator hatte Herrn Jackal verlassen.

Es war acht Uhr Morgens.

Unter dem Bogen war er an einem Menschen vorübergekommen, der so fest in einer langen Redingote mit aufrechtstehendem Kragen stack, daß sie expreß gemacht schien, um das Gesicht zu verdecken.

Er hatte nicht weiter darauf geachtet.

Die Leute, welche Herrn Jackal Besuche machten, hatten bisweilen ernste Gründe, ihre Besuche nicht mit offenem Visir zu machen.

Der Mann war zu Herrn Jackal hinaufgegangen.

Man meldete Herrn Gérard.

Herr Jackal hatte eine Art Freudenschrei ausgestoßen und die Thüre war hinter ihnen ins Schloß gefallen.

Die Conferenz hatte beinahe eine Stunde gedauert.

Vielleicht werden wir später erfahren, was der Gegenstand dieser Conferenz gewesen; für den Augenblick sind wir genöthigt, Salvator, Herrn Jackal und Roland aus dem Wege nach Fontainebleau zu folgen.

Der Weg wurde rasch zurückgelegt.

An dem Pont Godeau angekommen, sagte Salvator zu dem Kutscher, er solle halten, und man stieg aus.

»Ich glaube,« sagte Herr Jackal, »daß wir unsern Hund verloren: das wäre schade, denn er hat das Aussehen eines sehr gescheidten Thieres.«

»Er ist von außerordentlicher Gescheidtheit,« sagte Salvator: »im Uebrigen werden Sie sehen.«

Herr Jackal und Salvator folgten dem Apfelbaumweg, den unsere Leser bereits kennen und der an dem Gitter des Parkes endigte.

Vor dem Gitter fanden sie Roland, der sie erwartete und im Mondlicht ausgestreckt und den Kopf erhoben dalag, ganz wie die großen egyptischen Sphinxe.

»Da!« sagte Salvator.

»Hübsches Besitzthum!« sagte Herr Jackal, indem er seine Brille aussetzte und durch das Gitter in die Tiefe des Parkes blickte. »Und wie kommt man da hinein?«

»O sehr leicht, wie Sie sehen werden!« antwortete Salvator. »Auf, Brasil!«

Der Hund sprang mit einer Bewegung auf die vier Pfoten.

»Ich glaubte, Sie hießen Ihren Hund Roland,« sagte Herr Jackal.

»In der Stadt, ja: aber auf dem Lande nenne ich ihn Brasil. Das ist eine ganze Geschichte, die ich Ihnen an ihrem Orte erzählen werde. – Da Brasil!«

Salvator war an den Theil der Mauer gekommen, den er zu besteigen die Gewohnheit hatte.

Brasil hatte sich aus die Aufforderung seines Herrn genähert.

Salvator nahm ihn und hob ihn mit ausgestreckten Armen in die Hohe, wie wir es ihn bei der ersten Expedition, der wir angewohnt, haben thun sehen, bis zur Mauerkappe, an welcher sich Brasil mit beiden Vorderpfoten anklammerte, während er ihm die beiden Hinterpfoten aus die Schulter setzte.

»Spring!« sagte Salvator.

Der Hund sprang und fiel aus der andern Seite herab.

»Ah! ah!« machte Herr Jackal, »ich fange an zu begreifen, das ist eine Art, uns den Weg zu zeigen.«

»Allerdings. Nun kommts an uns,« sagte Salvator, indem er sich mit der Kraft der Fäuste bis zu der Mauerkappe emporschwang und sich rittlings aus die Mauer setzte.

Von hier aus bot er Herrn Jackal beide Hände und sagte:

»Nun Sie!«

»Ah!« antwortete dieser, »das ist unnöthig.«

Und er schwang sich, wie Salvator zuvor gethan, mit einer Leichtigkeit aus die Mauer, die der junge Mann nicht entfernt bei ihm vermuthet hatte.

Freilich hatten die Hände bei seiner Magerkeit kein großes Gewicht zu tragen.

»Dann brauche ich mich nicht weiter um Sie zu kümmern,« sagte der junge Mann.

Und sprang aus der andern Seite hinab.

Herr Jackal that das Gleiche mit einer Leichtigkeit und Gewandtheit, die von großer gymnastischer Uebung zeugte.

»Nun,« sagte Salvator, indem er Brasil mit einer Geberde zurückhielt, »wissen Sie, wo wir sind?«

»Nein,« sagte Herr Jackal; »aber ich hoffe, daß Sie mir die Güte erzeigen, es mir zu sagen.«

»Wir sind im Schlosse von Viry.«

»Ah! ah! Viry! . . . Was ist das?«

»Ich will Ihrem Gedächtniß aufhelfen: im Schlosse von Viry, bei dem ehrenwerthen Herrn Gérard.«

»Bei dem ehrenwerthen Herrn Gérard? Hm! . . . der Name ist mir nicht unbekannt.«

»Nein, ich glaube wenigstens; es ist das Besitzthum, das er seit längeren Jahren nicht mehr bewohnte und das er an Herrn Lorédan de Valgeneuse vermiethet hatte, um Mina dort zu verbergen.«

»Mina? . . . welche Mina?« fragte Herr Jackal.

»Es ist das junge Mädchen, das in Versailles entführt worden,«

»Ah! schön! Und was ist aus ihr geworden?«

»Wollen Sie mir erlauben, Ihnen eine kleine Anecdote zu erzählen, Herr Jackal?«

»Erzählen Sie, mein lieber Herr Salvator; Sie wissen, wie gerne ich Ihnen zuhöre.«

»Nun gut, einer meiner Freunde in Rußland (er war in St. Petersburg) hatte die Unklugheit, als er bei einem großen Herrn spielte, eine sehr schöne, mit Diamanten besetzte Tabatiere aus den Spieltisch zu legen; die Tabatiere war verschwunden. Er hielt große Stücke auf die Tabatiere.«

»Das läßt sich begreifen.«

»Es war weniger wegen der Diamanten, als wegen der Person, die sie ihm geschenkt.«

»Ich hätte aus beiden Gründen große Stücke darauf gehalten.«

»Nun gut, da er ebenso große Stücke aus einem Grunde daraus hielt, als Sie aus zwei Gründen, so vertraute er sein Mißgeschick dem Herrn des Hauses an, indem er alle Arten von Umschweifen anwandte, um ihm endlich zu sagen, daß ein Dieb in seinem Hause sei. Aber zu seiner großen Verwunderung schien der Herr des Hauses nicht sonderlich erstaunt.«

»»Geben Sie mir das genaue Signalement Ihrer Tabatiere!«« sagte er zu ihm.

»Mein Freund gab es ihm.

»»Gut,«« sagte er, »»ich werde versuchen, sie wieder zu bekommen.««

»»Sie werden sich wohl an die Polizei wenden?««

»»O keineswegs; das wäre das Mittel, sie nie wieder zu sehen. Sagen Sie im Gegentheil Niemanden ein Wort von dem Diebstahl.««

»»Aber welches Mittel werden Sie denn anwenden?««

»»Das ist meine Sache: ich werde es Ihnen sagen, wenn ich Ihnen die Tabatiere wieder zurückgebe.««

»Nach Verfluß von acht Tagen erschien der große Herr bei meinem Freunde.

»»Ist es diese?«« fragte er ihn, indem er eine Tabatiere vorwies.

»»Gewiß!«« sagte mein Freund.

»»Das ist Ihre Tabatiere?««

»»Gewiß.««

»»Gut, so nehmen Sie sie; aber legen Sie sie nie mehr auf die Spieltische; ich begreife, daß man sie Ihnen gestohlen; sie ist zehntausend Franken wie eine Kopeke werth.««

»»Wie zum Teufel konnten Sie sie aber wieder bekommen?««

»»Es war einer meiner Freunde, der sie Ihnen genommen: ein Graf so und so.««

»»Und Sie haben es gewagt, sie wieder von ihm zu verlegen?««

»»Sie wieder von ihm verlangen? O nein, er würde sich durch eine solche Reclamation verletzt gefühlt haben.««

»»Wie haben Sie es dann gemacht?««

»»Wie er es selbstgemacht: ich habe sie ihm gestohlen.««

»Ha, ha!« machte Herr Jackal.

»Begreifen Sie das Gleichniß, lieber Herr Jackal?«

»Ja; Herr von Valgeneuse hatte Mina Justin entführt.«

»Das ist’s: und ich habe Mina Herrn von Valgeneuse entführt.«

Herr Jackal stopfte seine Nase mit Tabak voll. »Ich habe nichts davon gewußt,« sagte er.

 

»Nein.«

»Wie kam es, daß Herr von Valgeneuse nicht zu mir kam, um sich bei mir zu beschweren?«

»Wir haben die Sache mit einander abgemacht, lieber Herr Jackal.«

»Wenn die Sache abgemacht ist . . . « sagte der Polizeimann.

»Bis auf neue Ordre wenigstens.«

»Sprechen wir nicht mehr davon.«

»Nein, sprechen wir von Herrn Gérard.«

»Ich höre.«

»Gut, wie ich Ihnen sagte, Herr Gérard halte das Schloß seit langen Jahren verlassen.«

»Einige Zeit nach dem Diebstahl des Herrn Sarranti und dem Verschwinden seines Neffen und seiner Nichte, diese Thatsachen kenne ich; sie wurden durch die Verhandlungen vor den Assisenhof verwiesen.«

»Ist die Art und Weise, wie der Neffe und die Nichte des Herrn Gérard verschwanden, Ihnen bekannt?«

»Nein; Sie wissen, Herr Sarranti hatte seine Betheiligung an der Sache beharrlich geleugnet.«

»Er hatte Recht; denn als Herr Sarranti das Schloß von Viry verließ, waren die beiden Kinder vollkommen am Leben und spielten auf dem Grasplatz.«

»Er hat es wenigstens gesagt.«

»Nun, mein Herr Jackal,« sagte Salvator, »ich weiß, was aus diesen Kindern geworden ist.«

»Bah!«

»Ja.«

»Sprechen Sie, lieber Herr Salvator, Sie interessieren mich lebhaft!«

»Das junge Mädchen wurde durch einen Messerstich der Madame Gérard getödtet und der kleine Junge durch Herrn Gérard ertränkt.«

»In welcher Absicht?« fragte Herr Jackal.

»Sie vergessen, daß er sowohl Pflegevater, als Erbe der Kinder war.«

»O was sagen Sie mir da, lieber Herr Salvator. Ich habe Madame Gérard nicht gekannt . . . «

»Die niemals Madame Gérard, sondern einfach Orsola war.«

»Das ist möglich: aber ich habe Herrn Gérard, den ehrenwerthen Herrn Gérard, wie man ihn nannte, gekannt.«

Und die Lippe des Herrn Jackal zog sich zu einem Lächeln zusammen, das nur ihm eigenthümlich war.

»Nun,« sagte Salvator, »der ehrenwerthe Herr Gérard ertränkte den kleinen Jungen, während seine Frau dem kleinen Mädchen den Hals abschnitt.«

»Und Sie können mir die Beweise davon liefern?« sagte Herr Jackal.

»Gewiß.«

»Wann?«

»Augenblicklich . . . wenn Sie mir nur folgen wollen.«

»Da ich mal so weit gegangen bin . . . « sagte Herr Jackal.

»So muß man auch bis zum Ende gehen, nicht wahr?«

Herr Jackal machte mit dem Kopfe und den Schultern ein Zeichen der Zustimmung.

»Kommen Sie,« sagte Salvator.

Und Beide gingen an der Parkmauer hin bis zum Hause, während Salvator mit Stimme und Geberden Brasil zurückhielt, der durch eine unsichtbare und unbekannte Macht nach einem Punkte des Parkes hingezogen schien.

LIV
Herr Jackal bedauert, daß Salvator ein rechtschaffener Mann

So kamen sie bis zu dem Perron des Schlosses.

Das Schloß war ganz dunkel; kein Fenster war erhellt; offenbar war es öde und verlassen.

»Warten wir hier einen Augenblick, mein lieber Herr Jackal,« sagte Salvator; »ich will Ihnen sagen, wie das geschehen.«

»Nach Ihrer Vermuthung?«

»Nach meiner Ueberzeugung. Wir haben vor uns den Teich, wo man den kleinen Knaben ertränkt hat und hinter uns den Keller, wo man dem kleinen Mädchen den Hals abgeschnitten. Fangen wir mit dem Keller an.«

»Ja; aber um mit dem Keller anzufangen, muß man ins Haus hinein kommen.«

»Das darf Sie nicht beunruhigen; das letzte Mal, als ich hier war, dachte ich, man könnte eines Tages wiederkommen wollen und nahm den Thürschlüssel mit. Treten wir ein.«

Roland wollte den beiden Männern folgen.

»Ganz schön, Brasil!« sagte Salvator. »Bleiben wir da, bis der Herr uns ruft.«

Brasil setzte sich und wartete.

Salvator trat zuerst ein.

Herr Jackal folgte ihm.

Salvator schloß die Thüre hinter sich. »Sie sehen im Dunkeln wie die Katzen und Luchse, nicht wahr, Herr Jackal?« fragte Salvator.

»Vermittelst meiner Brille,« sagte Herr Jackal, indem er sie bis zur Stirne emporhob: »ja, mein lieber Herr Salvator . . . ich sehe genug, wenigstens so viel, daß mir kein Unglück begegnet.«

»Gut denn, so folgen Sie mir.«

Salvator ging durch den Corridor zur Linken.

Herr Jackal folgte ihm.

Der Corridor führte über ein Dutzend Stufen, wie man sich erinnert, zur Küche hinab, und die Küche in den Speisekeller, wo sich die furchtbare Scene ereignete, die wir erzählt haben.

Salvator ging ohne Aufenthalt durch die Küche.

»Hier ist der Ort,« sagte er.

»Wie, hier?« fragte Herr Jackal.«

»Hier wurde Madame Gérard erdrosselt.«

»Ah, hier.«

»Ja, – nicht wahr, Brasil, hier?« sagte Salvator, die Stimme erhebend.

Man hörte ein Geräusch, wie eine Wasserhose: durch eine Scheibe des Fensters fiel der Hund brummend zu den Füßen seines Herrn und des Herrn Jackal nieder.

»Was soll das?« fragte der Polizeimann zurückprallend.

»Es ist Brasil, der Ihnen zeigt, wie die Sache vor sich gegangen.«

»O! o!« machte Herr Jackal, »hätte etwa Brasil durch Zufall die arme Madame Gérard erdrosselt?«

»Er selbst.«

»Dann ist ja Brasil ein elender Meuchelmörder, der eine Kugel verdient.«

»Brasil ist ein edler Hund, der den Montyonpreis verdient.«

»Erklären Sie sich.«

»Brasil hat Madame Gérard erdrosselt, weil sie im Begriff war, die kleine Leonie zu ermorden; er liebte das Kind, er hörte es schreien, er kam – nicht wahr, Brasil?«

Brasil ließ ein unheimliches und langes Geheul vernehmen.

»Jetzt,« fuhr Salvator fort, »wenn Sie daran zweifeln, daß es hier geschehen, so zünden Sie ein Licht an und betrachten Sie die Steinplatten.«

Als wenn es die einfachste Sache von der Welt wäre, ein Feuerzeug, Schwefelhölzchen und ein Licht bei sich zu tragen, zog er aus seiner Redingote ein Phosphorfeuerzeug und einen Wachsstock.

Fünf Secunden später war der Wachsstock angezündet und warf ein Licht umher, daß Herr Jackal mit den Augen blinzelte.

Man hätte glauben sollen, wie bei den Nachtvögeln sei die Finsternis sein Tag.

»Beugen Sie sich hinab,« sagte Salvator.

Herr Jackal beugte sich hinab.

Eine leichte röthliche Farbe bedeckte die Steinplatten.

Salvator deutete mit dem Finger darauf.

Man hätte leugnen können, daß dieser Fleck ein Blutfleck, so schwach war er; aber Herr Jackal erkannte ihn ohne Zweifel als solchen, denn er machte keinen Einwurf.

»Nun wohl,« sagte er, »was beweist dieses Blut? Es kann ebenso gut das Blut von Madame Gérard als von der kleinen Leonie sein.«

»Dieses,« sagte Salvator, »ist aber wirklich das Blut von Madame Gérard.«

»Wie erkennen Sie es?«

»Warten Sie.«

Salvator rief Brasil.

»Brasil!« sagte er, »warm! hier! warm!«

Und er zeigte dem Hunde die Blutspur.

Der Hund legte die Nase auf die Steinplatte; aber er zog brummend die Lefzen zurück und suchte den Stein zu beißen.

»Sie sehen!« sagte Salvator.

»Ich sehe, daß Ihr Hund wüthend ist, das ist Alles, was ich sehe.«

»Warten Sie! . . . Jetzt will ich Ihnen das Blut der kleinen Leonie zeigen.«

Herr Jackal sah Salvator mit tiefem Erstaunen an.

Salvator nahm den Wachsstock aus den Händen von Herrn Jackal und sagte, indem er in den Raum ging, welcher auf den Holzkeller folgte, und in der Richtung der Thüre, welche in den Garten führte, auf den Steinplatten andere röthliche Flecken zeigte:

»Sehen Sie, das ist das Blut des kleinen Mädchens. – Nicht wahr, Brasil?«

Diesmal näherte Brasil sanft seine Lefzen der Steinplatte, als wollte er sie küssen. Er stieß ein peinliches Geheul aus und berührte die Steinplatte mit der Spitze seiner Zunge.

»Da sehen Sie!« sagte Salvator. »Das kleine Mädchen war noch nicht ganz hingewürgt; während Brasil Orsola erdrosselte, rettete sich jene in den Garten.«

»Hm, hm!« machte Herr Jackal; »dann?«

»Nun gut; das ist,.was das kleine Mädchen betrifft. Später werden wir uns mit dem kleinen Jungen beschäftigen.«

Und das Wachslicht auslöschend, gab er es Herrn Jackal zurück.

Dann gingen Beide in den Garten.

»Hier,« sagte Salvator, »sind wir im zweiten Theile des Drama’s. Hier ist der Teich, wo Herr Gérard den kleinen Victor ertränkte, während Madame Gérard das kleine Mädchen ermordete.«

Mit vier Schritten war man am Ufer des Teiches.

»Nun, Brasil,« rief Salvator, »sag’ uns ein wenig, wie Du den Leichnam Deines jungen Herrn aus dem Wasser gezogen.«

Brasil, als wenn er ganz gut verstanden, was man von ihm erwartete, ließ es sich nicht zwei Mal sagen; er stürzte sich in den Teich, schwamm ungefähr bis zum dritten Theile, tauchte unter, erschien wieder, und legte sich dann mit einem unheimlichen Geheul zu Boden.

»Wahrlich, ein Hund,« sagte Herr Jackal, »der ganz sicher Munito in Schach geschlagen hätte.«

»Warten Sie, warten Sie!« versetzte Salvator.

»Ich warte,« machte Herr Jackal.

Salvator führte Herrn Jackal an den Fuß eines dichten Gehölzes.

Dort forderte er ihn auf, seinen Wachsstock wieder anzuzünden.

Herr Jackal gehorchte.

»Sehen Sie,« sagte Salvator, indem er dem Polizeimann eine tiefe Narbe in dem Stamme eines der Bäume zeigte, welche das Gehölz bildeten, »sehen Sie und sagen Sie mir, was das ist!«

»Es scheint mir das Loch einer Kugel zu sein,« sagte Herr Jackal.

»Und ich bin dessen gewiß,« sagte Salvator.

Dann nahm er ein kleines spitzes Messer, das als Messer, Dolch und Skalpell dienen konnte, schnitt in die Wunde des Baumes und alsbald fiel ein kleines Stück Blei heraus.

»Sie sehen! Die Kugel ist noch da,« sagte er.

»Ich sage nicht nein,« machte Herr Jackal; »aber was beweist eine Kugel in dem Stamm eines Baumes? Man mußte sehen, durch was sie vorher ging, ehe sie hierher gelangte.«

Salvator rief Brasil.

Brasil kam herbei.

Salvator nahm den Finger des Herrn Jackal und legte ihn zuerst aus die rechte und dann aus die linke Seite Brasils.

»Fühlen Sie nicht?« fragte er.

»Allerdings fühle ich.«

»Was?«

»Etwas wie zwei Narben.«

»Gut.« sagte Salvator, »Sie fragten, durch was die Kugel gegangen: Sie wissen es jetzt.«

Herr Jackal betrachtete Salvator mit steigender Bewunderung.

»Jetzt kommen Sie!« sagte Salvator.

»Wo gehen wir hin?« fragte Herr Jackal.

»Wohin Horaz sagt, daß man gehen müsse, zur Entwicklung: Ad eventum festina.«

»Ach, lieber Herr Salvator,« rief Herr Jackal, »welches Unglück, daß Sie ein rechtschaffener Mann sind!«

Und er folgte Salvator.

LV
Das leere Nest

»Jetzt,« sagte Salvator, indem er an dem Teiche hinging,« jetzt begreifen Sie alles, nicht wahr?«

»Noch nicht ganz,« sagte Herr Jackal.

»Nun, während man das kleine Mädchen im Keller tödtete, ertränkte man den kleinen Knaben in dem Teiche. Brasil lief auf das Geschrei des kleinen Mädchens herbei, erdrosselte Orsola oder Madame Gérard, wie Sie wollen; dann nachdem er Madame Gérard erwürgt, suchte er seinen andern Freund, den kleinen Knaben, fand ihn in der Tiefe des Teiches, trug ihn auf den Grasplatz, erhielt eine Kugel durch den Leib, die, nachdem sie ihm durch den Leib gegangen, sich in dem Stamm des Baumes festsetzte, wo wir sie gefunden. Der grausam verwundete Hund rettete sich heulend. Dann nahm der Mörder den Leichnam des kleinen Knaben, trug ihn fort und begrub ihn.«

»Begrub ihn,« machte Herr Jackal, »und wo das?«

»Wo Sie ihn sehen werden.«

Herr Jackal schüttelte den Kopf.

»Wo ich ihn selbst gesehen,« fügte Salvator hinzu.

Herr Jackal schüttelte abermals den Kopf.

»Aber, wenn Sie ihn sehen? . . . « sagte Salvator.

»Wahrlich, wenn ich ihn sehe . . . « machte Herr Jackal.

»Was werden Sie dann, sagen?«

»Ich werde sagen, daß er da ist.«

»Auf denn!« sagte der junge Mann.

Er verdoppelte den Schritt.

Wir kennen den Weg, den sie einschlagen. Wir sahen das eine Mal Herrn Gérard, das andere Mal Herrn Salvator ihn einschlagen; das erste Mal das Verbrechen, das zweite Mal die Rechtlichkeit.

Brasil ging zehn Schritt vor ihnen und drehte sich jede fünf Minuten um, um zu sehen, ob man ihm folge.

»Da sind wir,« sagte Salvator, indem er in das Gebüsch trat.

Herr Jackal folgte ihm aus dem Fuße.

Brasil jedoch blieb, wie wenn er sich getäuscht sähe, stehen.

Statt mit der Schnauze die Erde zu beschnüffeln und den Boden mit den Pfoten aufzuscharren, blieb er aufrecht, von allen Seiten Luft einschnuppernd und brummend.

Salvator, der in allen Gedanken Brasils eben so leicht zu lesen schien, als Brasil in den seinen, begriff, daß etwas Ungewöhnliches vor sich gehe.

 

Er sah um sich.

Sein Blick ruhte aus Herrn Jackal: der Mond beleuchtete ihn in diesem Augenblicke.

Der Polizeimann hatte ein seltsames Lächeln aus seinen Lippen.

»Sie sagen also, daß hier der Ort sei?« fragte Herr Jackal.

»Er war wenigstens hier,« antwortete Salvator.

Dann wandte er sich an den Hund und rief:

»Suche Brasil!«

Brasil näherte seine Schnauze der Erde; dann ließ er, den Kopf erhebend, ein trauriges Geheul hören.

»O, o!« sagte Salvator, »haben wir uns getäuscht, mein guter Brasil? Suche! . . . Suche! . . . «

Aber Brasil schüttelte den Kopf, als wollte er antworten, es sei unnöthig zu suchen.

»Bah,« sagte Salvator zu dem Hunde, »sollte? . . . «

Und sich selbst aus die Kniee werfend, that er, was der Hund hätte thun sollen, das heißt, er steckte seine Hand tief in die Erde.

Die Sache war um so leichter, als die Erde erst kürzlich durchgejätet schien und war.

»Nun?« fragte Herr Jackal.

»Nun,« sagte Salvator mit rauher Stimme, denn seine letzte Hoffnung verschwand, »der Leichnam ward geraubt.«

»Das ist bedauerlich,« sagte Herr Jackal, »Teufel! Teufel! Teufel! Das wäre ein Probe gewesen . . . Suchen Sie wohl.«

Trotz des sichtlichen Widerwillens, den er hatte, seine Hand mit dieser Erde in Berührung zu bringen, steckte Salvator seinen Arm bis an die Schulter in die Grube und wiederholte, als er ausstand, mit blassem Gesichte und schweißgebadeter Stirne:

»Der Leichnam wurde gestohlen!«

»Gut!« sagte Herr Jackal, »durch wen?«

»Durch den, welcher ein Interesse hatte, ihn verschwinden zu lassen.«

»Sind Sie sicher, daß hier ein Leichnam war?« fragte Herr Jackal.

»Ich sage Ihnen, daß ich hier an diesem Platze, von Roland, von Brasil, wie Sie wollen, geführt, das Skelett des kleinen Victor gefunden, der dort begraben worden, nachdem ihn sein Oheim ertränkt und Roland aus dem Wasser gezogen. – Nicht wahr, Roland, er war da?«

Roland stand auf, stemmte seine beiden Pfoten gegen Salvators Brust und ließ ein langes, trauriges Geheul hören.

»Wann war er da?« fragte Herr Jackal.

»Noch vorgestern,« sagte Salvator; »er wurde also in der gestrigen Nacht fortgeschafft.«

»Natürlich! . . . Natürlich!« versetzte Herr Jackal, ohne daß man eine Veränderung in seiner Stimme oder in seinem Gesichte bemerken konnte, »da Sie behaupten, er sei vorgestern noch dagewesen.«

»Ich behaupte nicht, ich versichere,« sagte Salvator.

»Teufel! Teufel! Teufel!« wiederholte Herr Jackal.

Salvator sah dem Polizeimann ins Gesicht.

»Gestehen Sie,« sagte er zu ihm, »daß Sie im Voraus wußten, wir würden hier nichts finden!«

»Herr Salvator, ich glaube alles, was Sie mir sagen, und da Sie mir sagten, wir würden hier was finden . . . «

»Gestehen Sie mir, Sie ahnen, wer den Leichnam gestohlen!«

»Wahrhaftig, mein lieber Herr Salvator, ich ahne nichts.«

»Sacrebleu! mein lieber Herr Jackal,« rief der junge Mann, »Sie haben heute nicht Ihren scharfsichtigen Tag,«

»Ich gestehe,« antwortete Herr Jackal mit vollkommener Bonhomie, »diese nächtliche Scene, in einem öden Parke, am Rande einer Grube, ist nicht geeignet, auch selbst dem Schlauesten Scharfsinn zu leihen, und ich mag thun, was ich will, ich ahne nicht, wer das Skelett fortgenommen,«

»Wenigstens kann es nicht Herr Sarranti sein, da er im Gefängniß ist.«

»Nein,« sagte Herr Jackal; »aber seine Mitschuldigen könnten es sein; denn wer sagt, daß der Leichnam nicht von Herrn Sarranti hierher gelegt worden sei? wer sagt, daß Herr Sarranti das Kind nicht ertränkt, das der Hund herausgezogen?«

»Ich! ich! ich!« machte Salvator, »ich sage es! und der Beweis . . . Aber nein, Gott sei Dank! ich hoffe einen bessern, als den zu finden . . . Sie geben zu, nicht wahr, daß der, welcher den Leichnam fortgenommen, der Mörder ist?«

»Sie gehen sehr weit.«

»Oder wenigstens sein Mitschuldiger?«

»Es wäre allerdings einiger Verdacht vorhanden.«

»Roland hierher!« sagte Salvator.

Der Hund kam.

»Holla! Roland, es ist Jemand während der letzten Nacht hierhergekommen, nicht wahr, mein Hund?«

Der Hund bellte.

»Suche! Roland, suche!« sagte Salvator.

Roland beschrieb einen Kreis, schien eine Fährte zu erkennen und stürzte nach dem Gitter zu.

»Ganz schön! Roland! ganz schön!« sagte Salvator, »gehen wir nicht zu rasch.«

Und Herr Jackal folgte Roland, indem er sagte:

»Ein vortrefflicher Leithund, Herr Salvator, ein vortrefflicher Leithund! Wenn Sie sich je seiner entschlagen wollten, so kenne ich einen, der einen guten Preis dafür bezahlen würde.«

Der Hund folgte bellend der Fährte.

Nach zwanzig Schritten machte er einen Satz und wandte sich dann nach links.

»Gehen wir links, Herr Jackal,« sagte Salvator.

Herr Jackal gehorchte wie ein Automat.

Nach zwanzig weiteren Schritten ging der Hund wieder rechts.

»Gehen wir rechts, Herr Jackal,« sagte Salvator.

Und Herr Jackal gehorchte mit derselben Pünktlichkeit.

Nach zehn Schritten blieb der Hund inmitten eines dichten Gehölzes stehen.

Salvator drang hinter ihm in das Gehölz.

»Ah!« sagte er, »der, welcher die Gebeine des Kindes fortschleppte, hatte die Absicht, sie hier niederzulegen: er hat sogar die ersten Hiebe mit der Hacke in die Erde gethan, aber er fand den Ort nicht sicher genug und setzte seinen Weg fort, nicht wahr, Roland?«

Roland stieß einen Klageschrei aus und schlug wieder den Weg nach dem Gitter ein.

Am Gitter blieb er stehen, machte jedoch den Versuch, hinüberzusetzen.

»Es ist unnöthig, daß wir zuvor im Innern des Parkes suchen,« sagte Salvator; »der Leichnam ist hier durchgebracht worden,«

»Teufel! Teufel!« sagte Herr Jackal, »das Gitter ist geschlossen und das Schloß scheint mir solid.«

»O,« sagte Salvator, »wir werden sicher einen Hebel oder ein Brecheisen finden, um es aufzusprengen. Das Schlimmste wäre, wenn wir über die Mauer klettern müßten, wie wir schon einmal gethan, wir würden die Fährte aus der andern Seite des Gitters wieder verfolgen.«

Und Salvator ging nach der Mauer, in der Absicht, sie zu ersteigen.

»Gut!« sagte Herr Jackal, indem er ihn am Rockflügel zurückhielt, »ich weiß etwas noch kürzeres.«

Und indem er aus seiner Tasche einen kleinen Ring mit Dieterichen zog, machte er dreimal den Versuch, und beim dritten Male öffnete sich die Thüre wie durch einen Zauber.

Brasil ging zuerst hinein und fand, wie Salvator vorausgesehen, augenblicklich die Fährte.

Die Fährte führte an der Mauer hin und querfeldein, in der geradesten Linie aus die Landstraße.

Ein geackertes Feld durchschneidend, sah man auch hier die Spur von Schritten.

»Sehen Sie,« sagte Salvator, »sehen Sie! sehen Sie!«

»Ja, ich sehe,« sagte Herr Jackal. »Unglücklicher Weise sind diese Schritte nicht unterschrieben.«

»Bah!« sagte Salvator, »vielleicht finden wir die Unterschrift am Ende der Fährte.«

Aber die Fährte lief auf der Landstraße aus, den königlichen Weg, der vierundsiebzig Fuß breit und gepflastert war.

Roland ging bis an das Pflaster, dann erhob er den Kopf und heulte.

»Ein Wagen wartete hier,« sagte Salvator: »der Mann ist mit dem Leichnam eingestiegen.«

»Nun?« fragte Herr Jackal.

»Nun, ich muß eben suchen, wo er ausgestiegen.«

Herr Jackal schüttelte den Kopf.

»Ach, lieber Herr Salvator,« sagte er, »ich fürchte sehr, daß Sie sich viel vergebliche Mühe machen.«

»Und ich, Herr Jackal,« sagte Salvator, hitzig geworden, »ich bin überzeugt, daß wir etwas herausbringen.«

Herr Jackal machte mit dem Munde das kleine Geräusch, welches den Zweifel anzeigt.

»Die Fährte verloren,« versetzte er, »Madame Gérard erdrosselt, die beiden Kinder todt . . . «

»Ja,« sagte Salvator, »aber die beiden Kinder sind nicht todt.«

»Wie! die beiden Kinder wären nicht todt?« rief Herr Jackal, das lebhafteste Erstaunen heuchelnd: »Sie sagten mir doch, der Junge sei ertränkt worden.«

»Ja, aber ich habe Ihnen die Blutspur des kleineren Mädchens gezeigt, das sich rettete . . . und . . . es ist gerettet.«

»Ah!« sagte Herr Jackal: »und lebt es noch immer?«

»Es lebt noch!«

»Ah! das wirft wirklich ein helles Licht aus die Sache, namentlich wenn sie sich erinnert.«

»Sie erinnert sich.«

»Das wäre eine sehr peinliche Erinnerung für das Mädchen,« sagte Herr Jackal, den Kopf schüttelnd.

»Ja,« sagte Salvator: »aber so lebhaft auch Ihr Mitleid sein mag, mein lieber Herr Jackal, welche Aufregung ihr diese Erinnerung verursachen mag – da es sich um das Leben eines Menschen handelt, werden Sie sie dennoch fragen, nicht wahr?«

»Ganz gewiß: es ist meine Pflicht.«

»Das ist alles, was ich für den Augenblick wissen möchte. Nun aber sehe ich den Tag anbrechen: wenn Sie nach Paris zurückkehren wollten, Herr Jackal, will ich Sie nicht länger aushalten.«

Und Salvator machte eine Bewegung, um über den Graben zu gehen.

»Wo wollen Sie hin?« fragte Herr Jackal.

»Nach dem Wagen, den wir beim Pont Godeau stehen ließen.«

»Gut!« sagte Herr Jackal, »es ist des Wagens Sache, zu uns zu kommen.«

Dabei zog er aus seiner ungeheuren Tasche eine Pfeife, die er an seine Lippen setzte und mit der er einen so scharfen Ton hervorbrachte, daß man ihn eine halbe Meile weit hören mußte.

Dieser Ton wurde drei Mal wiederholt.

Fünf Minuten später hörte man das Rollen eines Wagens aus der Landstraße.

Der Wagen war der des Herrn Jackal.